V. Heimatpflege, Hetmarschutz und Heimarliebe auf dem Lande. 33
sehen. Die Erdart heißt „Löß". Sie ist aus feinem Staub entstanden,
den einst (Jnterglazialzeit!) der Wind hier zusammengetrieben hat. Dabei
wird an die Staubwolken erinnert, die von Gewitterstürmen emporgewirbelt
werden. Auf dieser Erdart gedeiht besonders der Weizen üppig, auch die
anderen Feldfrüchte zeigen ein kräftiges Wachstum. Wie mag das kommen?
Selbst in langen Trockenzeiten fühlt sich der Löß in der Lößgrube etwas
feucht an. In den Röhrchen steigt nämlich die Feuchtigkeit wie in den
Poren eines Schwammes empor. Wie kommen die Röhrchen in den Löß?
Sie sind die Wurzelröhren und die Hohlräume der Grashalme, welche da-
mals vom Staub begraben worden sind. Ihre Verwesungsstoffe, der
beobachtete Kalk usw. geben den Pflanzen reichlich Nahrung. Woher stammt der
viele Staub? Er ist durch die Verwitterung der Gesteine entstanden. Nun
muß der Vorgang des Verwitterns (s. Seite 64) den Schülern erklärt werden.
Durch manche Gemarkungen ziehen sich im langgestreckten Zuge Kies-
und Sandfelder dahin, während zu ihren beiden Seiten andere Erdarten
den Ackerboden bilden. Wie mögen diese wenig ertragreichen Gebiete ent-
standen sein? Die Schüler werden daran erinnert, daß sich in den Gossen
nach starken Regengüssen zusammengeschwemmter Sand findet. Auch im
schnellfließenden Bache findet man Geröll, Kies und Sand. Er würde
ebenfalls einen Streifen sandigen Landes innerhalb der Feldflur bilden,
wenn sein Wasser versiegte. Die oben genannten Sandfelder waren ehemals
ebenfalls das Bett eines Flusses. Ein solches altes Flußbett zieht sich in
Thüringen z. B. von Friedrichroda über Gotha, Tonna und Tennstedt
nach Griefstedt an der llnstrut. Seilte Gerölle und Anschwemmungen be-
zeichnet man als den „Tonna-Griefstedter Schotterzug".
Die meisten Kies- und Sandgebiete sind aber durch die Tätigkeit der
Schmelzwasser der eiszeitlichen Gletscher entstanden. Wo das der Fall ist,
empfiehlt es sich, in leicht verständlicher Weise die Entstehung der „Geschiebe"
zu besvrechen, was bei uns im 4. Schuljahre bei der Betrachtung des
Tieflandes der Provinz Sachsen erfolgt. (Siehe: Schmidt, Heimatkunde
der Provinz Sachsen!)
Welche Ursachen machen nun die Sandfelder zu wenig fruchtbaren
Gebieten? In einer Sandgrube beobachten die Kinder, daß die mit viel
Sand vermischte Ackerkrume über dem Sandlager nur von geringer
Mächtigkeit ist. Auf einen Sandhaufen läßt man nun einige Eimer Wasser
schütten. Es wird beobachtet, daß es schnell einsickert und am Rande des
Sandhaufens zum größten Teil wieder hervorkommt. Da alle Kinder gern
mit Sand und Wasser spielen, bringen sie aus ihrer eigenen Erfahrung
genug Beispiele, welche die Ergebnisse des Versuches bestätigen. Der Sand-
boden läßt demnach das Wasser leicht hindurchsickern. Die Kinder können
nun verstehen, weshalb er trocken ist, und weshalb in trockenen Jahren die
Feldfrüchte auf ihm nur geringe Erträge liefern. Erklärlich wird es ihnen
auch, weshalb der Vater im Frühlinge diese Äcker am zeitigsten bestellen
kann. Sie trocknen schnell und erwärmen sich leichter als Tonböden.
(Beispiel: Ein nasses und trockenes Tuch sind an den warmen Ofen zu
hängen, man beobachtet, daß das trockne Tuch sich schneller erwärmt.) Die
Ausdrücke „kalter" und „warmer" Boden sind nach diesen Beobachtungen den
Schmidt, Wegweiser. 3
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Vi. Die Heimatkunde in der Großstadt. 39
jähre hauptsächlich nur der Wohnbezirk sschulbezirk) der Schüler den Stoff
liefern. Insbesondere sind die in dieses Gebiet fallenden Anlagen, Rasen-
Plätze, Gebüschgruppen, offenen Wafferläufe usw., die ein Stück Natur dar-
bieten, zu berücksichtigen.
Welche Stoffe sind es nun, die in der Großstadt auf diesem so um-
grenzten Räume einer unterrichtlichen Behandlung wert sind, und durch
deren Betrachtung die heimatkundlichen Unterrichtsziele erreicht werden können?
Eine Betrachtung der Schulstube und des Schulhauses zum Zwecke der Ge-
winnnng eines Planes lehne ich auch für die Großstadt ab. (Siehe S. 61/62!)
Auch der Leipziger Lehrplan verwirft den Ausgang vom Schulzimmer. Er
beginnt mit der Betrachtung der Natur; erst nach den Sommerferien wird
nach ihm das Schulzimmer betrachtet.
Die Blumen im Fensterbrette der Schule, die Bäume, Rasenflecke, Ge-
büsche und Sträucher des Schulhofes dürften schon Gegenstand des Heimat-
lichen Anschauungsunterrichtes der beiden ersten Schuljahre gewesen sein.
Das wird wohl auch von den auffälligsten Erscheinungen der Straße vor
der Schule Geltung besitzen. Die Behandlung dieser Gegenstände hat jetzt
nur insoweit zu erfolgen, als an ihnen den Kindern etwas Neues geboten
werden kann. Auf der Straße nun kann Gegenstand des Unterrichtes sein:
Pflaster (Beschaffenheit, Herstellung, Bordsteine, Pflastersteine, Asphalt,
Holzpflaster, Nutzen für die Gesundheit der Bewohner und den Verkehr);
Sand in der Gosse nach Gewitterregen (Anschwemmung, Abschwemmung,
Transportkraft des fließenden Wassers!); Staubwolken bei langer Trocken-
heit und vor Gewittern, Staubdünen an Häuserecken; Sprengen und
Kehren; Verwitterung an alten Backsteinbauten; Heben des Straßen-
Pflasters durch Frost; Niederschläge (Regen, Schnee, Graupeln, Hagel,
Reif auf den Dächern und an den Telephondrähten); Tauwetter; Wetter-
beobachtnngen; Am Droschkenplatz (Pferde, Sperlinge. Droschken als
Verkehrsmittel, Taxameter, Automobile usw.); Straßenbahn (Haltestelle.
Einsteigen, falsches und richtiges Abspringen, Verhalten im Wagen, Schienen,
Wagen, Wohin? Woher? Leitungsdrähte, Blitzen, Verhalten bei ankommenden
Straßenbahnwagen (Straße nicht kreuzen, nicht danach werfen!), Nutzen für
die Bewohner (Arbeitsstätte, Einkaufen, Erholung, Bahnhof!); Schaufenster
(Zweck, Auslagen, Lustiges, Schönes!); Kirche (Turm, Windfahne [Himmels-
gegenden!], Steinart, Figuren, Inneres, Zweck, Glocken, Uhr, Zeit-
bestimmungen); Kirchplatz (Anlagen und Sträucher, Sand auf den Wegen,
Denkmal); Anlagen (Erde der Beete, Sand im Wege, Sträucher, Bäume,
Blumen, Wasserbassin, Springbrunnen, Fische, Schönheiten, Blätterfall,
Pflege der Anlagen, Düngung, Entstehung des Humusbodens aus Pflanzen-
abfüllen, Grasmähen (Heu), Vögel in den Anlagen, Schlamm im Teiche,
Rinnen im Wegsande nach Gewitterregen. Einsickern des Wassers in den
Boden); Post; Bahnhof; Fluß; Brücken; Tunnel; Wasserleitung;
Beleuchtung (Gas, elektrisches Licht, „Farbenlichtgefunkel der Großstadt")
u. dergl. mehr. Zufälligkeiten sind zu beachten, z. B. sich zankende
Sperlinge, dahinsegelnde Schwalben usw.
Für jede Schule gilt auch in der Großstadt das Wort Ebersbachs: „Jeder
Lehrer schreibe seine Heimatkunde selbst!" Wie man aus obigen Angaben
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
24 Iv. Der praktische Bildungswert der Heimatkunde.
soll sie also Kenntnis der Heimat in geistbildender Weise vermitteln. Der
Schüler muß aber auch imstande sein, diese Kenntnis jederzeit zu seinem
und der Gesamtheit Nutzen zu verwenden. Das kann er aber nur dann
in ausgiebiger Weise, wenn die Aneignung jener Kenntnisse so erfolgt ist,
daß dabei alle Geisteskräfte in harmonischer Weise gefördert worden sind.
Durch die bisher meist übliche Betrachtung der Heimat nach vorwiegend
politischen und hydrographischen Gesichtspunkten wurden zwar auch Kenntnisse
von der Heimat vermittelt, aber sie waren von geringem Werte, weil ihr
Erwerb meist nur einseitig die Gedächlniskrast des Geistes in Anspruch ge-
nommen hat; seine übrigen Kräfte — insbesondere die Denkkraft — sind nicht
in genügender Weise entwickelt worden. Ohne die Kinder in der Heimat-
stur, im Heimatorte znr genauen Beobachtung der mannigfaltigen Erscheinungs-
formen der heimatlichen Natur und ihren Lebensäußerungen, zum Unter-
scheiden des Gleichartigen vom Ungleichartigen anzuhalten, wurde in der
Schulstube von der Heimat gesprochen, die im Blütenschmucke des Frühlings,
in der Ährenpracht des Sommers, im Fruchtgewande des Herbstes oder im
schneeigen Weiß des Winters zum Fenster hereinschaute. Nur wenige
Ausflüge führten die Kinder hinaus ins Freie, in die sonnige, wonnige
Heimatflur. Das einmalige und oft nur flüchtige Betrachten der Gegen-
stände war nicht geeignet, nachhaltige Eindrücke, klare Anschauungen zu
erzeugen. Die Kinder mußten vielfach auf Treu und Glauben eine Menge
Tatsachen ihrem Gedächtnis einverleiben, die sie völlig kalt ließen, weil weder
die Art und Weise ihrer Darbietung noch sie selbst geeignet waren, die
Teilnahme der Schüler anzuregen. Welches Interesse kann z. B. wohl ein
8—9 jähriges Kind den Namen der 4—5 Stunden entfernten Ortschaften
innerhalb des Kreises, ihren Einwohnerzahlen, der Zahl ihrer Kirchen
usw. entgegenbringen? Kennt es von diesen Tatsachen doch meist keine auf
Grund eigener Anschauung, und ist doch selten eine Interesse weckende Be-
ziehung jener Orte zum Kinde oder zu seiner nächsten Umgebung (engste
Heimat!) aufgedeckt worden! An einer denkenden Durchforschung der Heimat
mangelte es in der Regel völlig.
Anschauungen. Ein geistbildender heimatkundlicher Unterricht muß
aber alle Geisteskräfte in harmonischer Weise entwickeln. Zunächst müssen
die Schüler angeleitet werden, die Dinge der Heimat eingehend zu betrachten
und zu beobachten, damit sie klare Anschauungen und Vorstellungen von
ihnen erhalten. Reichlich bietet die freie Natur Gelegenheit, die kindliche
Beobachtungsgabe zu schärfen, ihre Aufmerksamkeit auch auf das scheinbar
Unbedeutende zu lenken. Kaum haben wir das Schulhaus hinter uns, so
beginnt die selbsttätige Beobachtung der Schüler, indem sie vom Lehrer durch
entsprechende Vorbereitung des Spazierganges in der Klasse und eventuell
durch Fragen auf die sie umgebenden Gegenstände aufmerksam gemacht werden.
Der taktmäßige Schall, den die marschierende Schülerzahl verursacht, gibt
Anlaß, der Ursache nachzuspüren, als welche das Straßenpflaster erkannt wird.
Das Aussehen der Pflastersteine, ihre Größe wird festgestellt, die schatten-
spendenden Bäume werden angeschaut, ihre Art bestimmt. Wichtige und
auffallende Gebäude und gewerbliche Betriebe geben Anlaß zu Beobachtungen.
Das Einsinken der Räder begegnender Wagen auf gepflasterten, chaussierten
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
32 V. Heimatpflege, Heimatschutz und Heimatliebe auf dem Lande.
zu vertiefen. Auch auf Familienabenden der Gemeinde, an Jugendpflege-
abenden und in den ländlichen Vereinen hat man durch Vorträge, welche
geologische Fragen der Heimat, oder kulturgeschichtliche und gefchichtliche
Stoffe dieses Gebietes behandeln, dem Interesse der erwachsenen Bevölkerung
an der Scholle, die ihr Fleiß bearbeitet, neue Nahrung zu spenden.
Verwertet man die Geologie in ausgiebiger Weise im heimatkundlichen
Unterrichte, so werden die Kinder bekannt und vertraut gemacht mit der
Heimaterde, in der sie Gärten anlegen, Höhlen graben, Teiche und Kanäle,
Tunnel und Dämme bauen. Sie lernen da die Rinnen des Regenwasfers,
den Schlammboden des Baches, den sandigen oder lehmigen, den trockenen
oder nassen Acker mit ganz anderen Augen ansehen, mit ganz anderem Ver-
ständnis als bisher betrachten. Wie lauschen die Kleinen, wenn man ihnen
klar macht, daß der schwarze Boden, den man vielfach in der Heimatflur
findet, aus verwesten Pflanzen entstanden ist; dort dehnten sich einst die
Fluten eines Sees aus, der allmählich verlandete, oder Flüsse schwemmten
jenen Boden daselbst zusammen. Wie spannen die Kinder, wie beteiligen
sie sich am Unterrichte, wenn man sie daran erinnert, daß sie die Umwand-
lung von Pflanzenresten in Humusboden selbst in jedem Jahre an der
„Kartoffelmiete" im väterlichen Garten beobachten können. Zur Herbsteszeit
sammelten sie das abgefallene Laub und deckten damit die „Miete" zu, um
die Kartoffeln vor Frost zu schützen. Als sie nun im Frühlinge nach der
Schneeschmelze die „Miete" betrachteten, da waren die dürren Blätter in
einen schlammigen Brei verwandelt, und ein modriger Geruch ging von ihm
aus. Nun erkennt das Kind, weshalb der Vater die Abfälle des Gartens
sorglich zu eiuem Komposthaufen vereinigt; es versteht nun die Bedeutung
des Düngens zu würdigen. Jetzt kann sich der Knabe leicht erklären, weshalb
auf solchem schwarzen Boden das Gemüse so üppig gedeiht; denn es findet
da ja die Nährstoffe zum Wachstum in reichem Maße. Es wird dem
Kinde auch verständlich, weshalb man auf solchem Boden, dem Humusboden,
mit Vorliebe Gärtnereien anlegt. Die Schüler in Großengottern (Dorf bei
Langensalza) sehen nun ein, weshalb im entwässerten Riede besonders Gurken
und Kohlarten gedeihen, und den Erfurter Kindern kann zum Verständnis
gebracht werden, weshalb ihre Heimat zur Blumeustadt geworden ist.
Freudig und mit großem Eifer erzählen die Kinder, daß sie die Ent-
stehung der Sachsenburger Pforte im kleinen Maßstabe an den Rinnen be-
obachten können, welche sich beim Entweichen des Wassers aus den künstlichen
Teichen bilden, die sie mit eigener Hand im Bachbette, in der Goffe, am
Brunnenabflusse usw. geschaffen haben. Aufmerksam werden bei einem der-
artigen Betriebe des heimatkundlichen Unterrichtes — der dann naturgemäß
vorwiegend im Freien erteilt werden muß — von den Schülern bald die
Veränderungen an den Rändern der Gräben und Bäche nach starken
Gewittergüssen oder nach Tauwetter beobachtet. Keine Veränderung entgeht
den spähenden Augen der kleinen Forscher.
Neben dem schwarzen Boden findet man in der Heimatflur oft eine
meist gelbe Erdart. Die Ziegelei verwertet sie zum Herstellen der ,.Brand-
steine". Beim Besuche der „Lehmgrube" erkennen die Kinder, daß dieser
„Lehm" zahlreiche, senkrechte Löcher enthält, welche oft innen weißlich aus-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
34 V. Heimatpflege, Heimatschutz und Heimatliebe auf dem Laude.
Schülern nicht mehr unverständliche Begriffe. Da die Sandböden „warme
Äcker" bilden, erscheinen auf ihnen die Pflanzen im Frühjahre zeitiger als
auf dem Humus-, Löß- oder Tonboden. Damit aus dem Sandlande die
Feldfrüchte möglichst viel Feuchtigkeit zum Keimen und Wachsen vorfinden,
muß man sie im Frühjahre recht zeitig bestellen.
Im Thüringer Hügellande bestehen die Höhenzüge und Hochflächen
meist ans Muschelkalk; aus ihm sind z. B. die Hochflächen des Obereichs-
seldes und der nördliche Teil der Jlmplatte aufgebaut. Da zeigt der Boden
in der Regel eine weißgraue Färbung. Die Steine, welche dort an Hohl-
wegen, an Eisenbahneinschnitten hervorschimmern, sind wie mit einer weißlichen
Schicht überzogen. Es ist Muschelkalk. Im Steinbruche, den man in solchen
Gegenden aussuchen muß, finden die Schüler zahlreiche Muscheln, z. B.
Gesellschaftsmuscheln, Lochmuscheln, Feilenmuscheln und außerdem Ammons-
hörner und sogenannte Bonifatiuspfennige, die Stengelglieder der Seelilie
(Trochiten). Von den vielen versteinerten Muscheln hat die Erdart ihren
Namen erhalten. Die Höhenzüge des Hügellandes, welche aus ihr bestehen,
tragen meist schlanke Bucheustämme; denn diese Baumart gedeiht auf solchem
Boden am besten. Wo die Erdoberfläche aus den oberen (Trochiten und
Ammonitenkalk) und den unteren (Wellenkalk) Schichten des Muschelkalkes
besteht, da eignet sich der Boden am besten zur Forstwirtschaft; denn diese
Böden sind kalt, naß und steinig und lohnen beim Ackerbau kaum die auf-
gewandte Mühe. Auf ihnen erlebt der Landmann häufig Mißernten. Der
mittlere Muschelkalk, welcher sandig-tonige Kalklager bildet, verwittert leicht
und bildet sogenannten Kalkmergel. Dieser bildet Ackerböden von ziemlicher
Fruchtbarkeit, welche der Landwirtschaft günstiger als die übrigen Muschel-
kalkböden sind. Im allgemeinen sind diese trocken. Nach Regengüssen sind
die Pfützen daselbst rasch verschwunden. Wie erklärt sich diese Erscheinung?
Der Muschelkalk enthält zahlreiche feine Spalten und größere Risse. In
diese sickert das Wasser schnell ein und gelangt in große Tiefen, so daß die
Pflanzenwurzeln es nicht mehr erreichen können. Gelangt es nun auf
tonige Erdschichten, welche das Wasser nicht hindurchlassen, z. B. auf den
Röt (oberste Schicht des Buntsandsteins), so läuft es auf ihnen entlang, bis
es an einen tiefen Taleinschnitt gelangt und dort als Quelle zutage tritt.
(Oberes Eichsfeld!) Darum sind die tief eingeschnittenen Täler der Muschel-
kalkgebiete meist quellenreich.
Am Südrande des Thüringer Hügellandes, auf der südlichen Ilm-
platte, auf der Finne und Schrecke, im unteren Eichsfelde tritt Buntsandstein
an das Tageslicht. Dort findet man Sandböden. Sie find bald von
„dürrer", bald von „toniger" Beschaffenheit. Der Buntsandstein ist die
unterste Erdschicht der drei Gesteinsarten, aus denen das Thüringer Hügel-
land in der Hauptsache besteht. (Trias.) Er ist meist von rötlicher, grauer
oder gelblicher Farbe. Hellere und dunklere Streifen durchziehen den
Stein, so daß er ein buntes Aussehen erhält. Davon hat er auch
seinen Namen erhalten. Die oberen und unteren Schichten des Bunt-
sandsteins sind von toniger Beschaffenheit. Sie liefern bei der Verwitterung
leidlich fruchtbare aber kalte Ackerböden. Der mittlere Buntsandstein, auch
Bausandstein genannt, verwittert sehr leicht und tief. Er bildet dürre Äcker.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
46 Vii. Ist die Heimatkunde Konzentrations- oder Unterrichtsprinzip oder Fach?
Für die Bedeutung der heimatlichen Vorstellungen, die der Mensch in
frühester Jugend empfängt, zeugt Goethes Wort: „Niemand glaube, die
ersten Eindrücke der Jugend verwinden zu können", und in Henck-Traudts:
„Schafft frohe Jugend!" wird die Heimut „die erste Lehrmeisterin des
Menschen" genannt, der vor dem Tode „im Geiste noch einmal den Ort
grüßt, wo seine Wiege stand".
Die Heimat ist auch das beste Veranschaulichuugsmittel; denn sie bietet
in ihren Bergen und Tälern, ihren Wiesen und Feldern, ihren Auen und
Wäldern, ihren Höfen und Häusern, ihren Straßen und Plätzen die „Grund-
steine und Hauptstützen, auf denen der gesamte Vorstellungsbau sicher ruht"
— (Lange). Die Heimat bietet selbst dort, wo sie aus „kahlen Felsen und
öden Inseln" besteht, eine verschwenderische Fülle von Anschauungen, welche
der menschliche Geist benutzen kann, um sich mit ihrer Hilfe geistige Bilder
fremder Gegenden aufzubauen; denn „die Natur ist in jedem Winkel der
Erde ein Abglanz des Ganzen, und in den Verhältnissen der Lokalitäten des
heimatlichen Bodens liegen zugleich die Verhältnisse der Lokalitäten des
Ganzen". (Humboldt.)
Wie ist nun das Heimatprinzip in den einzelnen Fächern zu ver-
werten?
a) Erdkunde. Die erdkundlichen Grundbegriffe sind an heimatlichen
Gegenständen gewonnen worden; mit ihnen arbeitet das Kind bei der Be-
trachtung fremder Gebiete. Dabei treten immer die heimatlichen Verhältnisse,
an denen sie zuerst beobachtet und veranschaulicht worden sind, und die damit
verknüpften Erinnerungen (Erlebnisse!) über die Schwelle des Bewußtseins.
So wird die Fremde mit der Heimat verbunden; die alten Vorstellungen
von letzterer apperzipieren die neuen der ersteren. Der Vortrag des Lehrers
ist allein nicht imstande, im Schüler ein lebendiges, zutreffendes Bild von
einer fremden Landschaft zu gestalten. „Wo das Neue keinen Widerhall in
der Seele des Schülers findet, da vermag er auch dem klarsten und lebendigsten
Vortrage nicht zu folgen." (Reiniger.) Dagegen: „Der heimatliche Himmel
und die heimatliche Erde geben gar viel zu sehen, geben Analogien von
allem, was die Geographie auf ihren höheren Stufen bis zur obersten hinauf
vorbringt".
Wichtig ist es auch, daß die Beziehungen der Heimat zu den fremden
Landschaften aufgedeckt werden. Deutschland mit seinem kräftig vorwärts
strebenden Welthandel, mit seiner regsamen Industrie ist in enge Wirtschaft-
liche Beziehungen zu zahlreichen Ländern des Erdballs getreten. Diese Ge-
biete sind bei der Betrachtung außerdeutscher Erdräume besonders zu berück-
sichtigen. Nicht alle geographischen Erscheinungen dieser Landschaften, seien
sie zum Teil auch noch so interessant, sind zu würdigen, sondern in erster
Linie ist zu zeigen, wie die natürlichen Verhältnisse der Landschaft und die
Eigenart ihrer Bevölkerung es ermöglichten, daß das betreffende Land seine
Bedeutung für unsere Heimat insbesondere und für das weitere Vaterland
im allgemeinen erlangen konnte. Bei der Betrachtung des Festlandes von
Australien würde z. B. zu erörtern sein, welche geologischen, orographischen,
hydrographischen und klimatischen Verhältnisse die Ursachen sind, daß es das
erste Wolland der Erde geworden ist, aus dem auch unsere heimischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Goethes
Extrahierte Ortsnamen: Henck-Traudts Deutschland Australien
56 Viii. Heimatkundlicher Arbeitsunlerricht.
Höhenlage läßt Schlüsse auf die Art des Klimas, die dünne Bevölkerung
solche aus die Fruchtbarkeit der Landschaft oder auf seine Armut an Boden-
schätzen zu.
Wichtig für die geistige Selbstbetätigung der Schüler ist auch das
Aufdecken der Beziehungen der Heimat zur behandelten Landschaft.
(Darüber siehe Näheres Seite 46.)
Ebenso sind Vergleiche ein geeignetes Mittel, die geistige Selbst-
tätigkeit der Schüler anzuregen. Durch diese Vergleiche können einfache
heimatkundliche Wahrheiten festgestellt werden. Haben die Schüler die Ab-
lagerungen an schneller und langsamer fließenden Stellen des heimischen
Baches kennen gelernt und dabei beobachtet, daß an ersteren Stellen der
Bach, Steine, Kies und Sand, an letzteren dagegen Schlamm abgesetzt hat,
so ergibt der Vergleich, daß schnell fließendes Wasser größere Kraft besitzt,
als langsam fließendes. Die Regenrinnen an den Abhängen zeigen bei
Vergleichen, daß sie um so tiefer sind, je steiler und länger der Abhang ist
u. dergl. mehr.
Das Verständnis und die Einprägung heimatkundlicher Erscheinungen
wird durch Ausgaben begünstigt, welche zum Zwecke der geistigen Selbst-
betätigung der Schüler gestellt werden. Dadurch werden die Schüler der-
anlaßt, den ursächlichen Zusammenhängen nachzuspüren und die Gedächtnis^
stoffe ins Bewußtsein zurückzurufen, deren Kenntnis die Lösung begünstigen.
Solche Aufgaben sind z. B. „Weshalb findet man am Flußufer keine Äcker,
sondern nur Wiesen? Weshalb gibt es in der Erfurter Senke viele Malz-
fabriken? Weshalb finden wir in Langensalza viele alte Travertin- und
wenig alte Ziegelsteinbauten? Erkläre die Fruchtbarkeit der Börde! Erkläre,
weshalb die Landwirte im trockenen Jahre 1911 auf Lößboden mehr
Kartoffeln ernteten als auf Humusboden! Erkläre, weshalb der mittlere
Buntsandstein meist mit Kiefernwäldern bedeckt ist! Welche Ursachen be-
einflnssen den Ackerbau auf dem oberen Eichsfelde in ungünstiger Weise?
Verschiedene dieser Fragen sind selbstverständlich für Schüler der Oberstufe
berechnet.
B. Manuelle Selbstbetätigung. Sie hat in neuerer Zeit infolge
der Arbeitsschulbewegung größeren Spielraum im heimatkundlichen Unter-
richte erlangt.
Das Zeichnen ist von jeher in ihm betrieben worden. Es begann
mit der Darstellung des Grundrisses der Schulstube, des Schulgrundstückes
und eines Ortsplanes. Wichtiger als diese zum Teil unnötigen Zeichnungen
sind Faustskizzen der Schüler, welche typische Gegenstände mit einfachen
Strichen darstellen, z. B. Profil eines Tales, eines Hohlweges, der Berg-
formen usw. Natürlich dürfen diese Zeichnungen keine hohen Anforderungen
an die Schüler stellen, da deren Zeichenfertigkeit meist noch sehr gering ist.
Von der größten Wichtigkeit für die Erreichung der heimatkundlichen
Ziele ist die Beschäftigung der Kinder mit der Heimaterde. Die Heimat-
künde ist vorwiegend unter Gottes freiem Himmel, in Feld und Wald, auf
Wiese und Anger, an Bach und Teich zu erteilen. Da müssen die Schüler
den moosigen Waldboden mit eigenen Händen befühlen, um zu erkennen,
wie er (gleich einem Schwämme) sich voll Wasser gesogen hat; den Lößboden
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
90 Xyin. Heimatliche Wetterkunde.
Psychrometers. Man kann es sich auf einfache Weise selbst herstellen, Dazu
sind zwei Thermometer erforderlich, die genau gleichgehen müssen. Das eine
von ihnen bildet das trockene und das andere das feuchte Thermometer.
Letzteres bereitet man sich, indem man das Thermo-
meter an seinem unteren Ende mit 1—2 Lagen dünnen
Mullstoff umwickelt und sein unteres Ende in ein Ge-
faß, welches mit Wasser gefüllt ist. steckt. In dem
Mull steigt das Wasser bis zur Quecksilberkugel des
Thermometers empor. Dort verdunstet es. Dabei
wird Wärme verbraucht, welche der Luft entzogen wird.
Diese kühlt sich deshalb um das Thermometer herum
ab, und die Quecksilbersäule sinkt. Das Wasser ver-
dunstet um so schneller, je trockener die Luft ist. Je
mehr Wasser aber verdunstet, desto mehr Wärme wird
der Luft entzogen, und desto größer ist der Wärme-
unterschied, der zwischen dem trockenen und dem nassen
Thermometer herrscht. Mit Hilfe von Tabellen, die
man beim Kauf eines Psychrometers erhält, kann man
nun feststellen, wieviel Prozent die vorhandene Luft-
feuchtigkeit (relative) vou der beträgt, die bei den je-
weiligen Wärmegraden von der Luft überhaupt in un-
Psychrometer. sichtbarer Form aufgenommen werden kann (absolute
Luftfeuchtigkeit).
In 1 cbm können bei 0° nicht mehr als 4.82 g Wasserdampf enthalten sein.
„ 1 „ „ „ 10°......9,35 g
„ 1......20°......17,22 g „ .....
Sind z. B. bei 20° Wärme 12,66 g Wasserdampf in 1 cbm enthalten,
so beträgt die relative Feuchtigkeit der Luft 12,66 : 17,22 — rund 74%-
Ist die absolute Lustfeuchtigkeit erreicht, so sagt man. die Luft ist gesättigt.
Gelangt nun noch niehr Wasserdampf in die Luft, oder kühlt sie sich ab, so
wird der überschüssige Wasserdampf als Nebel sichtbar; er setzt sich als Tau
an die Pflanzen an (Taupunkt) oder fällt als Regen nieder. Die Nebel-
bildung wird beschleunigt, wenn die Luft viel Staubteilchen enthält.
Die Kenntnis der relativen Feuchtigkeit ist wichtig, um festzustellen, ob
man Nachtfrost zu erwarten hat oder nicht; denn wenn die Luft infolge
ihres Feuchtigkeitsgehaltes bei weiterer Abkühlung in der Nacht zur Nebel-
bildung gezwungen ist, so wird kein Nachtfrost eintreten, wenn der Wärme-
Punkt, bei dem die Nebelbilduug beginnt (der Taupunkt!) über 0° liegt.
Es wird Frost eintreten, wenn der Taupunkt unter 0° liegt. Je größer
der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist, desto unwahrscheinlicher ist bei genügend
hohem Thermometerstande Frostgefahr; denn dann wird die Nebelbildung
eintreten, ehe das Thermometer unter den Nullpunkt sinkt, und der Nebel
erschwert das weitere Ausstrahlen der Wärme des Erdbodens in den Welt-
räum. Frostgefahr ist vorhanden, sobald das Psychrometer folgende Grade
bei Sonnenuntergang zeigt:
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
94 Xviii. Heimatliche Wetterkunde.
Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde zurück. Ein von einem Hoch im 8. nach
einem Tief im N. wehender Wind wird nach 0. abgelenkt, da er die größere
west. östliche Bewegung des südlicher gelegenen Erdgebietes besitzt; er eilt deshalb
der west-östlichen Bewegung der nördlicher liegenden Gebiete um so weiter vor,
je weiter er nach N. kommt. Die Winde, welche von den Hochs nach den Tiefs
strömen, werden also stets nach rechts hin abgelenkt. Von allen Seiten strömt
der Wind nach den Tiefs. Jeder Wind wird dabei nach rechts abgelenkt.
Dadurch entsteht eine kreisförmige Bewegung des Windes um das Tief.
Während nun die Hochdruckgebiete die Neigung zeigen, am Orte zu
bleiben, wandern die Tiefs rasch ostwärts. Das Entstehungsgebiet der Tiefs,
welche unsere Gegend berühren, ist in der Regel der atlantische Ozean. Sie
bewegen sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 30 Km in
der Stunde über die Erdoberfläche entlang. Da die ebenen Wasserflächen
des Ozeans den Tiefdruckgebieten das Vorwärtskommen erleichtern, schreiten
ihre Mittelpunkte, die man Kerne nennt, meist auf dem Ozean nordostwärts,
so daß sie meist im Norden unseres Erdteiles entlang ziehen. Aus diesem
Grunde wird unser Vaterland selten von den Kernen der Tiefdruckgebiete
berührt. Wie jede Wetterkarte lehrt, sind die Winde an der Vorderseite
des Tiefs von geringerer Stärke als auf seiner Rückseite. Diese verschiedene
Stärke der Winde ist die Ursache, daß der Kern des Tiefs, den sie um-
wirbeln, vorwärts getrieben wird und zwar dahin, wo die schwächeren
Winde wehen.
Der Kern des Tiefdruckgebietes ist der Teil desselben, in dem die Luft
aufwärts steigt. Diese Luftströmung neigt sich nach oben hin der Gegend
zu, in die das Tief zieht. Deshalb erscheinen die Federwolken, die ja sehr
hoch stehen, als Verkündiger schlechten Wetters zuerst. Um das Kerngebiet
des Tiefes lagern sich Luftgebiete mit höherem Druck. Mit der Entfernung
der zum Tief gehörenden Luftschichten vom Kerne nimmt in der Regel der
Luftdruck zu. Die Orte, welche gleichen Luftdruck haben, verbindet man auf
den Wetterkarten durch Liuien. Man nennt diese Isobaren. Dabeistehende
Zahlen geben den Barometerstand in Millimetern an. Im Kerngebiet des
Tiefs kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß es regnet. Je weiter
die Örtlichkeit davon entfernt liegt, desto geringer ist die Wahrscheinlich-
keit, Regen zu erhalten.
Liegt nun ein Tief, welches ostwärts wandert, nördlich von uns, so
werden wir zuerst Südwestwind haben, der allmählich zum West-, und endlich
zum Nordwestwiud wird. An der Vorderseite des Tiefes wehen südliche
und deshalb wärmere Winde, während auf der Rückseite desselben nördliche
und darum kühlere Winde wehen. Wenn das Tief aber füdlich von uns
vorüberzieht, so haben wir zuerst Südostwind, der sich nach und nach zum
Ost- und Nordostwind umgestaltet. Je enger die Luftdrucklinien (Isobaren,,
das sind Linien gleichen Luftdruckes) zusammenliegen, desto stärker weht der
Wind. (Erklären!)
Oft zeigen die Wetterkarten, daß die Tiefs weitreichende Ausbuchtungen
besitzen. Man bezeichnet diese Tiefdruckausläufer als Randtiefs. Die Rand-
tiefs sind es, die uns vielfach schlechtes Wetter bringen, trotzdem das eigent-
liche Kerngebiet des Tiefs weit nördlich von uns liegt. Man muß also bei
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
96 Xix. Ein heimatkundlicher Stoffplan für das dritte Schuljahr.
Sommer bringt dann warmes und der Winter kaltes Wetter. Man darf
im Sommer auf häufige Gewitter rechnen.
5. Ist das Hoch im südlichen und das Tief im nördlichen Europa zu
suchen, so treten in unserer Gegend bei milder Luft im Winter und bei
kühler Witterung im Sommer meist reichliche Niederschäge ein.
Ein gutes Hilfsmittel bei den wetterkundlichen Belehrungen bildet der
„Wetterkundenatlas" von Professor Freybe. Weitere Belehrungen über
diesen Gegenstand findet man auch in der „Wetterkunde" von Wernicke.
Beide Büchlein sind sehr zu empfehlen.
Xlx. Gin heimatkundlicher Stoffplan für das dritte Schuljahr.
(Beispiel für Langensalza.)
Woche 1.
I. Zum und auf dem Sülzenberge.
a) Der Weg,
1. Das Straßenpflaster. (Kleinpflaster; sein Name, Aussehen der
Steine. Ihr Name [Basalt]. Warum hat man nicht die ein-
heimischen Kalksteine Muschelkalks zum Pflastern genommen?
[Festigkeit beider Steinarten. Versuch: Auf ein Stück Basalt
und auf ein Stück Muschelkalk werden kräftige Schläge mit
dem Hammer ausgeführt. Zermalmen der Steine durch Last-
Wagens)
2. Die Bäume an der Straße. (Arten. Laubdach spendet
Schatten. Zierde sür die Straße.)
3. Gebäude. (Post. [Drähte.] Jahrmarktertorturm. [Name,
Aussehen, Steine.] Malzfabriken. [Was ist Malz? Ganz
einfache für diese Stufe verständliche Darstellung seiner Her-
stellung. Seine Verwendung zur Bierbereitung. Malzkaffee.]
Travertinwerk. [Aussehen des Steines, löcherige Beschaffenheit,
Festigkeit. Namenerklärung: Travertin--- aus dem Italienischen.
Viele Italiener sind oft in diesen Steinbrüchen tätig. Deutscher
Name: Tuffstein [besser: Kalksinter!] Verwendung des Steines
zum Bauen [Jahrmarktertorturm, Häuser.] Käserei.)
Woche 2.
4. Eisenbahndamm mit Brücke. (Bestandteile des Dammes.
Brücke. Weshalb hat man den Damm aufgeschüttet? Weshalb
ist die Brücke vorhanden? Weshalb ist die Brücke so hoch?)
(Modellieren des Dammes mit dem Durchlaß.)
5. Ufhoven. (Dorf und Stadt. Womit beschäftigen sich die
Leute im Dorfe, die Leute in der Stadt? [Dort: Bauern;
hier: Kaufleute, Handwerker, Fabrikarbeiter.])
Woche 3.
b) Am Fuße des Sülzenberges.
1. Die Salza. (Backbett. Steilufer. Gänse und Enten. Steg.
[Wasserschöpfen und Mitnehmen auf den Berg.])
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]