— 240 —
Das Gefecht war beendet und mit ihm der Krieg. Der 15. Fn-fanteriebrigade aber war es vergönnt gewesen, in der Nacht vom 26. zum 27. Juni das erste, siegreiche Treffen bei Podol und jetzt,
fast vier Wochen später, das letzte, ebenfalls erfolgreiche bei Preß-
burg zu bestehen und die preußischen Waffen am weitesten in
Feindesland getragen zu haben.
Nachdem das beiderseitige Feuer eingestellt war, kamen österreichische Offiziere ins preußische Feldlager. Man verglich die
Uhren, tauschte Zigarren aus, reichte sich die Feldflaschen und setzte sich zu gemütlichem Gespräch auf eine Weinbergsmauer.
Im Lager: Gegen 3 Uhr ertönten von Blumeuau her die
Klänge einer raufchenden Musik. Alles eilte nach der Chaussee, auch General v. Bose stand dort. Es zogen einige österreichische Infanterie-Regimenter, eine Kavallerie-Brigade und einige Batterien vorüber. Die Bespannung der letzteren war sehr mitgenommen, nur wenige Pferde zogen die Geschütze. Ein Ulan schwang prahlerisch einen erbeuteten Husarenkarabiner über seinem Kopse, was aber nicht gerade niederdrückend auf die zuschauenden Preußen wirkte. Diese belustigten sich vielmehr über die von einem Hunde gezogene große Pauke einer Regimentsmusik. Da die preußischen Truppen unbewaffnet am Wege standen, mochten die Oesterreicher wohl glauben, daß sie Gefangene vor sich hätten. Doch die vergnügten Gesichter der Thüringer belehrten sie bald eines Besseren, und manch harmloses Scherzwort ging hin und her.
Das Lagerleben gestaltete sich am Nachmittage zu einem heiteren und, da es auch an Zuspruch aus Preßburg und Umgegend nicht fehlte, sogar zu einem sehr belebten. Gastwirte und Neugierige langten bald zu Fuß und zu Wagen an, um ihre Genüsse
feilzubieten und sich die Fremdlinge und ibr Treiben anzuschauen.
Die Mehrzahl der Gäste, besonders die den besseren Ständen angehörenden, machten kein Hehl aus ihrer Zuneigung sür die Preußen. Die Damen erschienen meist in Schwarz mit weißen
Abzeichen. In dem friedlichsten Lustlager konnte es nicht harm-
loser und fröhlicher zugehen als hier. Die Regimentsmusiken spielten, die Leute tanzten und sangen den aufmerksam lauschenden Ungarinnen ihre schönsten Lieder vor.
Dazu war die Verpflegung ganz vorzüglich, und ohne Murren ließ man die Wirte unsere guten preußischen Taler für einen Gulden österreichisch einstecken. Selbst der Zapfenstreich unterbrach nur auf kurze Zeit das lustige Treiben, das sich fast die ganze Nacht hindurch und auch am anderen Tage noch fortsetzte, bis um 1 Uhr mittags der Rückmarsch in die vertragsmäßigen Quartiere angetreten wurde. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Inf.-Reg.)
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— 263 —
Die Rundfahrt erreichte ihr vorläufiges Ende auf dem elektrisch erhellten Friedrich Wilhelmsplatz, an dessen Nordende sich der mit der Kaiserkrone und mit lebenden und getrockneten Blumen geschmückte Kaiserpavillon erhob, vor dem der Zapfenstreich stattfinden sollte. Nicht lange währte es, bis sich das glänzende Schauspiel entwickelte. Vom Artillerieplatze aus marschierten die dort ausgestellten Musiker und Trommelschläger des 4. Armeekorps unter Vorantritt von Soldaten, welche Fackeln trugen, heran und begannen den Vortrag der ausgewählten Musikstücke. Während des Zapfenstreiches erglühten die Severi-Kirche und das Aenßere und Innere des Domes in rotem bengalischen Lichte. Ein erhebender Augenblick war es, als vor dem Spiel des „Gebets" das feierliche Geläut der Gloriosa über den stillen Platz klang. Am Schluß der Aufführung wurde ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt, welches unter andern: auch die verschlungenen Züge W. A. V. in Feuerlinien zeigte. Gleichzeitig strahlte an der dem Platze zugekehrten Seite des Domes ein aus kleinen violetten Flammen zusammengesetztes, großes Kreuz aus.
Als die Musiker sich entfernt hatten und die Postenkette nicht mehr die Grenzen zog, strömte die Volksmenge mit Gewalt zum Kaiserzelte und jubelte den Majestäten, welche sich nach dem Regierungsgebäude zurück begaben, stürmisch zu.
Dienstag früh Uhr fuhr der Kaiser zum Manöver nach Bienstedt, wohin ihm die Kaiserin Uhr nachfolgte. Gegen 2 Uhr kehrten beide zurück und wohnten abends 7 Uhr dem zweiten großen Mahle im Rathaussaale bei. Während desselben waren gegen 900 Sänger Erfurts auf dem Fischmarkte aufmarschiert, und bald lind und leis, bald markig und brausend stiegen herrliche Gesänge zum nächtlichen Himmel empor. Als die Sänger geendet hatten und abzogen, bewegten sich Vereine, Innungen und Schüler der oberen Klassen in fast endlosem Fackelzuge am Rathause vorüber, immer von neuem Freudenbezeugungen dem Herrscherpaare darbringend. Dasselbe erschien zu verschiedenen Malen ans dem Balkon des Rathauses und zeigte sich den Blicken der tausendköpfigen Menge, die schließlich den Volksgesang: „Heil Dir im Siegerkranz" anstimmte.
Mittwoch, den 16. September, morgens 6 Uhr verließ der Kaiser die Stadt, um sich über Gotha und Langensalza zum Manöver nach Mühlhausen zu begeben, während die Kaiserin noch bis zum nächsten Tage verweilte.
Am Mittwoch besuchte sie die Predigerkirche, das städtische Krankenhaus, die Augustinerkirche, das evangelische Waisenhaus und die Lutherzelle, das Lutherdenkmal, die Kunst- und Handelsgärtnerei von I. C. Schmidt, das Augusta Viktoriastift, die Neuetbeschule, das katholische Krankenhaus, zweimal den Dom, die Barfüßerkirche, die Kunst- und Handelsgärtnerei von Benarh und das Geschäft des Buchbindermeisters Franz Schnell auf der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmsplatz Friedrich C._Schmidt Benarh Franz_Schnell Franz
— 10 —
Wenn wir auf den Markt kommen, gehen schon viele Leute von Tisch zu
Tisch, um von den ausgelegten Waren auszuwählen. Wir kaufen zuerst
bei den Gemüsehändlern, die gleich vornan stehen, Salat und Spargel,
Erbsen und Bohnen, junge Wurzeln und Kartoffeln. Bei den Land-
leuten, die in langer Reihe mitten auf dem Markte stehen, gibt es dicke,
frische Eier und goldgelbe Butter. Zuweilen haben sie auch Pilze. Andere
Verkäufer bieten uns gelbe und schwarze Kirschen, leuchtendrote Johannis-
beeren, duftende Erdbeeren, Himbeeren und Bickbeeren an. Im Herbste
bringen sie in Körben und Säcken rotwangige Äpfel und saftige Birnen
sowie ganze Wagen voll Kartoffeln auf den Markt. Bei den Schlachtern
und Geflügelhändlern sucht Mutter den Sonntagsbraten aus. Ehe wir
nach Hause gehen, nehmen wir vom Blumenhändler noch einen schönen
Strauß mit für den Sonntagstisch.
Lustiger noch ist der Jahrmarkt, „Stadtmarkt". Er wird zweimal
im Jahre, im März und im Oktober abgehalten und dauert drei Tage.
Dann reiht sich Bude an Bude. Hier gibt's weiße, rosa und braune Kuchen,
dort Berge von Bonbons und Zuckerstangen. Aus der nächsten Bude duften
frische Waffeln, drüben dampfen heiße Würstchen. Und diese Mengen Spiel-
fachen! Pferdchen, Peitschen, Wagen, Trommeln, Säbel und Gewehre
für die Knaben, für die Mädchen Puppen klein und groß, Bälle, Körbchen,
Kästchen und Kochgeschirre.
Endlich haben wir die langen Reihen durchwandert und stehen vor
den Karussells mit ihrer lustigen Musik. Auf und nieder fahren wir in
der Berg- und Talbahn; im Husch verschwinden wir im Dunkel der Tunnel-
bahn; im Fliegerkarussell sausen wir hoch durch die Luft, daß uns fast schwin-
belt. Eine Schaubude dürfen wir auch besuchen. Inzwischen ist's voll ge-
worden. Wir gehen heim, nachdem wir vom Ballonmann noch einen roten
Zeppelin gekauft haben.
Aufgaben: 1. Zeichne einen Zeppelin! 2. Erzähle, was du auf dem Stadt-
markt erlebt hast! 3. Rechne aus, wieviel du von einer Mark übrig behältst,
wenn du fünfmal Karussell fährst, eine Zuckerstange und einen Zeppelin kaufst!
Wofür willst du den Rest verwenden?
Am Markt.
Aufgaben: 1. Beobachte a) die Figuren am Rathause, b) die Marienkirche,
c) die Treppengiebel am Markt! 2. Schreibe die Inschrift am Stüvedenkmal auf!
In alten Zeiten war neben dem Domhofe der Markt der wichtigste Platz
unserer Stadt. Ständig waren hier Verkaufsbuden aufgestellt. In den
Bogen des alten Rathauses standen die Fleisch- und Brotläden. Be-
sonders nach dem Gottesdienste wurde hier gekauft und verkauft (Messe).
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3
Gasmänner.
Sie kommen in unsere Wohnungen, schreiben das verbrauchte
Gas auf, bringen die Gasrechnung. Man erkennt an der Mütze,
daß sie den Auftrag dazu haben.
Dienstmänner und rote Radler.
Die Leute sollen auf sie aufmerksam werden. (Bunte Mützen
und Anzüge.) Einen: Unberechtigten will man sein Gepäck nicht
anvertrauen.
Auto- und Droschkenfahrer.
Sie müssen denen kenntlich sein, die ihre Fahrzeuge benützen
wollen.
Sanitäter.
Sie sind beauftragt bei Unglücksfällen Hilfe zu leisten. Bei
Menschenansammlungen muß man sie aus der Menge herauskennen
um sie rufen zu können.
3. Das Auto.
Bei den in der großen Stadt weit auseinander liegenden Straßen
und Wohnungen müssen die Leute ein Fahrzeug haben, das schnell
und sicher in den Straßen verkehren kann. Viel häufiger wird das
Auto benützt als die vom Pferd gezogenen Fahrzeuge, weil es
manchen Vorzug vor diesen hat. (Welchen?)
Was das Auto alles fortbringt.
Personen schnell und bequem au einen bestimmten Platz. Den
Arzt zu den Kranken, Verunglückte in das Krankenhaus, Geschäfts-
leute in das Geschäft, Reisende zum Bahnhof, die Leute in das
Theater. Reiche Leute haben ein eigenes Auto. Andere benützen
ein fremdes gegen Bezahlung. Auf verschiedenen Plätzen stehen
Autos in langen Reihen für Fahrgäste bereit. (Telephonruf.) Die
Feuerwehr benützt das Auto um schnell am Braudplatz zu sein.
Allerhand Waren werden mit dem Auto befördert. Die Kauf-
leute lassen die bei ihnen gekauften Sachen in die Wohnungen
bringen. Die Post schafft die Pakete mit dem Auto zur Bahn, die
1 *
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23
Gegend genau betrachten, muß nicht auf der staubigen Straße bleiben,
kann Fußwege benützen. Wandern ist dem Körper zuträglich, macht
stark und kräftig. Reisen in der alten Zeit! Reisen wir an einen
andern Ort, sind wir dort fremd. Wir kennen die Leute nicht,
niemand kennt uns. Man versteht auch vielleicht unsere Sprache
nicht. Doch finden Fremde in allen größeren Orten Wohnung und
Verpflegung in den Gasthöfen und Hotels. (Beispiele.) Hotels
sind große, vornehme Gebäude mit vielen Räumen. Die Fremden
finden schöne, bequem eingerichtete Zimmer zum Wohnen und
Schlafen, große Speisesäle, Lesezimmer und Badezimmer. Diener
und Wagen holen die Gäste vom Bahnhof ab und andere Ange-
stellte (Kellner, Hausdiener u. s. w.) stehen immer zu ihren Diensten
bereit. Nicht so vornehm aber billiger wohnt man in Gasthäusern
oder Gasthöfen. In der Stadt können wir auch in Restaurants,
Cafes, Automatenhallen, Weinstuben einkehren. Woran man
Fremde gleich kennt. (Reiseanzug, Gepäck, Sprache, Benehmen.)
Die Zeit des Reifens ist der Sommer. Die Leute haben in dieser
Zeit Urlaub und Ferien. Was sich die Fremden in unserer Stadt
besonders ansehen. (Einige Hauptsehenswürdigkeiten.)
2. Die Eisenbahn.
Wir wollen eine Reise machen. Wir gehen oder fahren zum
Bahnhof. Vor demselben ist stets ein lebhafter Verkehr. Reisende
kommen und gehen, Leute erwarten den Zug, Droschken und Autos
stehen bereit, Gepäckträger bieten ihre Dienste an.
In den großen Hallen des Bahnhofgebäudes warten wir, bis
unser Zug bald abgeht. Die ankommenden Reisenden verlassen
durch eine besondere Halle den Bahnhof; manche werden von
Bekannten erwartet. Für ankommende und abfahrende Fremde sind
große Säle da, in denen man Speisen und Getränke aller Art be-
kommt. Wartesäle 2. und 3. Klasse. In den Hallen des Bahn-
hofgebäudes befinden sich auch verschiedene Läden. (Früchte, Er-
frischungen, Zigarren, Zeitungen, Spielsachen, Wäsche, Andenken.)
Am Fahrplan lesen wir, wann der Zug abgeht. Am Schalter
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Heimat in kindlicher Auffassung.
53
33. Unsere Soldaten.
von einem Gefreiten werden die Rekruten in die Kasernen geführt,
hier werden sie gemustert. Sie bekommen ihre Uniformen. Dann kommen
sie in die Mannschaftsstube. Sie müssen zuerst die Knopfe und die Helme
putzen. Dann werden sie von einem Unteroffizier in ein anderes Zimmer ge-
führt. Dieser lehrt sie das Gewehr reinigen und laden. In der Nächsten
Woche gehen sie schon aus den Hnger und schießen. Huf dem Rasernenhof
üben sie Grützen und Klettern. Km Sonntag können sie bis 11 Uhr aus-
bleiben. Einige gehen auf den Tanzsaal und tanzen. Kndere verreisen
nack ihrer Heimat. Wer später als 11 Uhr zu Hause ist, bekommt drei
Tage Arrest. Dieser wird vom Wachtposten in das Strafbuch geschrieben und
das Buch dem Leutnant gezeigt. Endlich ist Kaisers Geburtstag. Linen
Tag vorher werden die Kanonen und die Kasernen mit Girlanden ge-
schmückt. Hm vormittag des 27. Januars wird die Parade aufgeführt.
Huf der Zitadelle werden um 12 Uhr 101 Schüsse abgegeben. Die Soldaten
bekommen auch an diesem Tage 3 Biermarken, eine Speisekarte und sechs
Zigarren.
34. Schützenfest.
Das Schützenfest ist ein Fest der Schützen, es wird jedes Jahr nur
einmal gefeiert. Es ist meistens immer auf einem Dorfe. Hm selben Tage,
da es stattfinden soll, versammeln sich die Schützen und viele Dorfbewohner
auf einem Platz, wo Schietzbuden, Zuckerbuden, Spielwarenbuden und
Karusselle sind. Die Schützen schietzen fast den ganzen Tag mit ihren G.e-
wehren. Die Kinder, welche im Dorfe noch in die Schule gehen, verkleiden
sich in allerhand Kostüme und ziehen dann so durch das Dorf. Die Kinder
kaufen sich an diesem Tage viel Leckereien und fahren Karussell. So
ein Schützenfest dauert drei Tage lang. Die Kinder belustigen sich mit aller-
Hand lustigen Spielen. So zum Beispiel, Wurstschnappen. Die Würste werden
über ein Land gehängt, und die Kinder müssen sie wegschnappen. Hm Hbend
gehen sie alle nach hause. Die Luden und auch alle Karusselle werden
zugemacht. Hm anderen Tage werden alle Karusselle und Buden wieder
aufgemacht. So geht es drei Tage lang hintereinander, bis das Fest
zu Ende ist, dann werden die Luden und Karusselle wieder abgebaut. Huf
so ein Fest freuen sich die Kinder schon monatelang vorher.
35. Große Wäsche.
,,Du kommst doch mit, Karl," sagte Wolf zu seinem Freunde, ,,heute
Nachmittag gehen wir nach dem Turnplatz bei der Iahnturnhalle und sehen
zu, wie die sechsten turnen." ,,Hch, heute kann ich nicht, meine Ittuttetf
l)at ja große Wäsche, und da mutz ich immer mithelfen," antwortete Karl
und machte ein recht trauriges Gesicht, denn er wäre doch zu gern mit-
gegangen. ,,hihihihi," lachte Wolf, „bist du denn eine Waschfrau, du
kannst doch noch nicht einmal ins Waschfatz hineinfasfen, du Knirps, da
bist du doch viel zu klein zu." ,,Ua, da sehe ich ja nun mal wieder, daß
du gar nichts weißt, wir haben doch eine Waschmaschine, da brauche ich
doch bloß rauf und runter zu schaukeln. Das macht ganz schonen Spaß,"
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Extrahierte Personennamen: Karl," Karl Wolf Karl Karl Wolf Knirps
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
80
Die Heimat in kindlicher Auffassung.
den Heimweg. Rlles war nun still geworden. Sogar die Frösche hatten
ihr (Huaken eingestellt und waren zur Ruhe gegangen, fluch die kleine
Amsel schlief wohl schon. Nur die Goldfische zogen im Wassser ihre schim-
mernden Kreise. Ich freute mich schon auf morgen Rftend, da wollten wir
wieder nach dem Luisengarten gehen.
62. Platzkonzert.
Ruf dem Fürstenwall ist heute mittag von 12—1 Platzkonzert. Schon
von V212 ab warten die Leute, weil jeder in der Nähe der Musik stehen
will. Ris ich auf den Platz komme, herrscht hier schon ein solches Leben
und Treiben, daß ich mir nur mit Mühe einen Weg durch die Menge
bahnen kann. Ei, da sehe ich schon in der Ferne die helmspitzen der
Musiker auftauchen. Sein Instrument unter dem Rrm, begibt sich jeder
Musiker nach der Konzertstelle. Schnell hat die Musik Rufstellung genom-
men, und bereits liegen die Noten zu dem ersten Stück auf den zusammen-
legbaren Pulten. Rn einem Baume des Walles wird eine schwarze Tafel
befestigt, von der können die Leute ablesen, was gespielt wird. In der
Mitte der Musiker steht der Musikmeister in seiner schmucken, glänzen-
den Uniform. Jetzt klopft er mit seinem Taststock an sein Pult — alles
ist ruhig. Tr hebt den Taktstock in die höhe und läßt ihn wieder hinunter-
schnellen. Sogleich setzt die Musik ein. Zuerst wird ein flotter Marsch
gespielt, hei, wie gut es sich danach marschieren läßt! Man braucht nur
nach den Schlägen der pauke zu hören und die Beine danach zu setzen. Ich
gehe darum nach der Musik auf und ab. Das Gedränge ist jetzt so groß
geworden, daß man unmöglich zur Musik gelangen kann. Weil ich so klein
bin und mitten unter den Menschen stehe, kann ich die bunten Uniformen
gar nicht mehr sehen. Rha, jetzt kommt ein Schutzmann, der will Ordnung
schaffen. Er fordert die herumstehenden Zuhörer auf, langsam auf und
ab zu gehen und in der Mitte des Weges einen Gang frei zu halten,
damit man hindurch kann. Wer trotzdem stehen bleibt, den bringt er aber
schleunigst zum Weitergehen. Langsam schiebt sich jetzt die Menge an mir
vorbei. Wie das flutet und drängt! Es ist ja heute Sonntag, und da ist
alles auf den Beinen. Vor mir gehen einige Schüler. Ihre bunten Mützen
leuchten weithin durch die Menge. Bei dem prächtigen Sommerwetter sind
die meisten Damen weiß gekleidet, und auch einige Herren haben weiße
Sommerhosen angezogen. Und was für prächtige Kleider und Rnzüge ich
hier sehe! Jetzt bin ich bei meinem Wandern soweit von der Musik hinweg
gegangen, daß ich sie nur noch schwach höre. Rls ich wieder in der Nähe
der Musiker bin, spielt gerade einer ganz allein auf einer Trompete.
Vater hat mir schon gesagt, daß man das ein Solo nennt. Wie fein hörte
es sich zu! Es hatte allen so gut gefallen, daß der Trompeter es noch
einmal spielen mußte. Jetzt hatte ich mir einen Platz dicht bei der Musik
erobert. Ich sah nach der schwarzen Tafel. Rch, wie schade, es wurde
jetzt bereits das letzte Stück gespielt. Das war wieder ein feiner Marsch.
Dann klappten die Musiker ihre Pulte zusammen, legten die Noten in
ihre Mappen und verließen den Platz. Langsam ging ich dann mit den
andern Leuten nach Hause.
Rm Mittwoch sehe ich in der Zeitung nach, wo das nächste Platz-
Konzert ist. Dann gehe ich wieder hin.
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fäufer Käufer Geld Handel Marktschreier Seiltänzer Schau-
buden Besucher Gaffer Verwunderung Staunen Gedränge
Volksmenge Volksfest Kurzweil.
handeln (an-)bieten zahlen abkaufen mitnehmen freuen
lachen rufen trommeln trompeten spielen schießen einkehren
essen trinken unterhalten heimkehren.
35. Einquartierung.
Soldaten Übung Felddienft Manöver Kaserne Abmarsch
Einrücken Dorf Quartiermacher Mann Pferde Zimmer Stuben
Ställe Kompanie Offiziere Feldwebel Sergeant Unteroffizier
Gefreiter Gemeiner Gewehr Säbel Patrontasche Tornister Feld-
flasche Mantel Gewehr — ab! Zettel Namen Nummer
Straße Einquartierung Begrüßung Bewirtung Mittagessen
Putzstunden Trompeter Appell Abendessen Zapfenstreich Wacht-
Posten (wozu?)
blasen aufstehen marschieren halten ablesen austeilen
suchen begrüßen essen gut schmecken (warum?) putzen vorzeigen
einrücken ausruhen kämpfen abmarschieren ausbezahlen ade!
G e s a n g i Ein scheckiges Pferd!
4
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
Huellenbachbrücke durch den Tunnel an der Gasfabrik vorbei, über den oberen Steinbergsweg und dann auf dem Rücken des Steinberges zum Festplatze. £?ier erfolgte die 'Aufstellung der vereine und Musikkorps an den Seiten des Festplatzes, in dessen Mitte den eingeladenen Gästen ihre Plätze angewiesen waren. Die Fahnen der vereine gruppierten sich in der Mitte des Festplatzes, auf welchem sich die Generalität, Vertreter des Offizierkorps, der Stadtvertretung und mehrerer Korps eingefunden hatten. Die Trauerfeier auf dem Festplatze, auf welchem zum Andenken an den verlebten Generalfeldmarschall Grafen von Moltke eine (Eiche gepflanzt wurde, begann abends 6 Uhr mit einem Trommelsignale der Tambours des 9. Infanterieregiments, an welches sich ein Lhoral anreihte, vorgetragen von dem Musikkorps des genannten Regiments. Nach dem Thorale gedachte Oberst Wagner der schmerzlichen Veranlassung, welche die Trauerversammlung hier vereinige, und entwarf ein herrliches knappes Lebensbild von dem verlebten.
Ernste Stille ruhte über dem platze und der dichtgedrängten Versammlung während der stimmungsvollen Ansprache. An dieselbe reihte sich ein weiterer Thoral, dann folgte der Befehl „zum Gebet", worauf die Fahnen gesenkt wurden. Drei Ehrensalven endigten hier die Feier. Alsdann wurde von dem Vorstand des Veteranenvereins ein Torbeerkranz an der Moltkeeiche befestigt. Dann marschierten die Teilnehmer zurück aus den Residenzplatz, wo ein f?och auf den Deutschen Kaiser und den prinzregenten Luitpold ausgebracht wurde.
23. Kaisertage in Franken (1897).
Im schönsten Festgewande prangt die Kiliansstadt. von hohen Flaggenmasten wehen die Würzburger, die fränkischen, bayerischen und deutschen Farben. Frisches Grün rankt sich empor an den Ständern und Säulen, schlingt sich in weiten Bogen die Straßen entlang, ziert mächtige Ehrenpforten und schmückt die Fronten der Däuser. Und dazwischen lugen in allen Farben die bunten Blümlein hervor, die sich in der Gartenstadt so liebevoller Pflege erfreuen. Kein Gebäude ist ohne Feierkleid. Natur und Kunst mußten zusammenhelfen um der Hauptstadt Frankens ein Aussehen zu verleihen, das des Menschen Auge erfreut.
Durch die geschmückten Straßen drängt sich eine freudig bewegte Menge. Aus der näheren und weiteren Umgebung der Stadt sind sie zusammengeströmt, die Kinder des Frankenlandes, in ihren zierlichen Trachten; vom reichen Gau, von den Bergen der Rhön und des Spessarts, vom Steigermaid und vom oberen Main eilten sie herbei in ihre Residenz um zu schauen und zu hören.
Und an Augen- und Ohrenweide kann es nicht fehlen, wenn hohe Gäste Einkehr halten. Schon weilt der Tandesvater, Prinzregent £uitpoldr im herrlichen Schlosse der Bischöfe, wo er das Licht der Welt zum ersten
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Moltke Wagner
Extrahierte Ortsnamen: Steinbergsweg Frankens Main
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Barrens ein endloser Jubel, als der Reichskanzler, vom Kurgebrauche in Bad Kiffingen kommend, um \ Uhr im hiesigen Bahnhöfe eintraf. Zcimmer enden mollende Hurrarufe begleiteten den großen Staatsmann vom Wagen zum Königssalon und von diesem wieder zu seinem Absteigquartier im Hotel Kronprinz. Der Reichskanzler, sichtlich erfreut über diesen (Empfang durch unsere Einwohnerschaft, begrüßte die jubelnde Menge nach allen Seiten Hin in freundlicher Weise. Im Bahnhof wurde er von den Spitzen der Behörden, dem Regierungspräsidenten Grafen von Luxburg, der Generalität und den Bürgermeistern empfangen.
Kurz nach 2 Uhr lief der Sonderzug des Kaisers in den Bahnhof ein. Unter schallenden, begeisterten Hochrufen vieler Tausende bestieg der Herrscher seinen Wagen, nachdem er vorher die Fahne des Deut]eben Kriegerbundes begrüßt hatte. Der kaiserliche Herr stieg mit seinem Gefolge ebenfalls im Hotel Kronprinz ab. Bald nach der Ankunft fand die Besprechung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Fürsten Bismarck statt, die den Zweck der Zusammenkunft bildete; sie dauerte nahezu eine Stunde.
Der Reichskanzler kehrte um 5 Uhr nach Kiffingen zurück. Vor der Abreise unterhielt er sich in leutseligster Weise mit groß und klein, hoch und nieder.
Um 8 Uhr abends begab sich Seine Majestät in die Wohnung des Regierungspräsidenten und nahm von hier aus eine Huldigung unserer (Einwohnerschaft freundlichst entgegen. (Ein großer Fackelzug, an dem sich viele Bürger, die sämtlichen akademischen Gesellschaften und andere Vereine beteiligten, bewegte sich vom Markt nach dem Hofplatze, wo dem Kaiser von den vereinigten hiesigen Sängern eine Serenade veranstaltet wurde. (Tausendstimmige Hochs begrüßten den Kaiser, so oft er sich am Fenster zeigte.
Tags darauf besichtigte der Kaiser vormittags um Uhr die Residenz, um \ \ Uhr den Dom, fuhr dann durch die reichbeflaggte Stadt, besuchte das Iuliusspital und die Festung und reiste um 1 Uhr nach Baden-Baden ab. Die Volksmenge bereitete ihm einen herzlichen Abschied. Durch den Bürgermeister ließ Kaiser Wilhelm der (Einwohnerschaft Würz» burgs für die begeisterte Aufnahme wärmsten Dank aussprechen.
22. Die Würzburger Moltke Totenfeier.
Würzburg, 30. April \89\. Unter großer Anteilnahme des Publikums zogen gestern abend die Kriegervereine der Stadt und näheren Umgebung mit ihren mit Trauerflor verhüllten Fahnen abends 5 Uhr in zwei Abteilungen auf die Höhe des sogenannten „Steinmantels". Die eine Abteilung mit der Musik des Kgl. 9. Infanterieregiments bewegte sich über die Rotkreuzstraße und Ständerbühlstraße an den Villen längs der (Eisenbahn vorbei, dann auf dem untern Steinbergswege bis zum Festplatze; die andere Abteilung mit der Kapelle des 2. Artillerieregiments marschierte über die
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Artillerieregiments