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währte er den neuen Landeskinder eine zehnjährige Steuerfreiheit. Seinem Rufe folgten wohl 20 000 Familien ans Schwaben,
Franken, Niedersachsen und der Schweiz. Den größten Zufluß
hatte das preußische Land aber aus Salzburg.
Not der Salzburger: Dort hatte der Erzbischof seinen evangelischen Untertanen besohlen, katholisch zu werden oder auszuwandern. Doch nur wenige bekehrten sich, die anderen wurden mitten im Winter ausgewiesen und lagerten einen Monat lang an der Grenze Bayerns aus freiem Felde. Sie wandten sich in ihrer Not an den König Friedrich Wilhelm, und dieser wurde ihnen ein treuer Helfer und Beschützer. In einer öffentlichen Bekanntmachung erklärte er sie für seine Schützlinge und bot ihnen
sein Königreich Preußen als Zufluchtsort und neue Heimat an.
Zug der Salzburger nach Preußen: Im Frühling 1732 machten sie sich mit Sack und Pack und Weib und Kind auf den Weg. Friedrich Wilhelm schickte ihnen Bevollmächtigte entgegen, welche ihnen täglich für den Mann 4, sür die Frau 3, sür ein Kind 2 Groschen Reisegeld zahlen und sie leiten mußten. Die Hauptzüge gingen, die Richtung auf Berlin hallend, ans verschiedenen Wegen durch Schwaben, Hessen, Sachsen und Thüringen.
Die Salzburger im Erfurter Gebiet: Hierbei berührten
einige Haufen das Erfurter Gebiet, und am 8. August 1732 zogen mehr als 800 Salzburger an der Stadt selbst vorüber. Sie kamen vom Steiger her über Daberstedt nach dem Schmidtstedtertor und gingen von da außerhalb des Krämpser- und Johannestores nach Ilversgehofen auf das Ried, wo sie sich lagerten.
Die Auswanderer, die meist zu Fuß kamen und Stäbe in den Händen hatten, sangen, während sie einherzogen, sromme Lieder, vor allem ihr Lieblingslied:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also tu ich mich schreiben.
Man tut mich ans dem Vaterland Um Gottes Wort vertreiben."
Etliche der Salzburger trugen Kinder und kleine Wiegen auf dem Rücken. Die Männer waren mit kurzen Tuchjacken, weilen, unten zugebundenen Hofen und dickbesohlten Riemenschuhen bekleidet, die Frauen mit großen Strohhüten, kurzen Röcken und wollenen Miedern. Auf Wagen, die zum Teil mit ihren eigenen, großen und starken Pferden bespannt waren, führten sie Kranke, Altersschwache und Kinder nach. Keinen hörte man über die erduldeten Bedrückungen klagen, und die Bürger, die ihnen zum Empfang entgegengeeilt waren und sie begleiteten, konnten sich nicht genug über das „sehr gelassene, stille Wesen" der Salzburger wundern. Sie schenkten ihnen viel Geld, Bücher, Kleider, Schuhe und Strümpfe und brachten ihnen eine Sammlung von 570 Reichstalern, zu welcher die Geistlichen von der Kanzel herab aufgefordert hatten, nach Weißensee nach.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Steiger
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Niedersachsen Schweiz Salzburg Bayerns Berlin Schwaben Hessen Sachsen Johannestores Ried Gottes Weißensee
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beten barauf beschränken, Erfnrt ansznhnngern. Doch die Stadt war gut versorgt und hatte nichts zu fürchten. Bald aber trat im Belagerungsheere Mangel ein. Der Kaiser, der schon lange
des Krieges mübe war, vermittelte barmn einen Waffenstillstanb (f. Ausenthalt Karls Iv. in (Erfurt, Nr. 28). — Später versuchte Ludwig noch einmal, sich mit Erfurt zu messen, boch vergebens. Die Fehbe enbete mit dem Siege Erfurts (1399).
Der sächsische Bruderkrieg: Der letzte große Krieg, in welchen Erfurt hineingezogen würde, war der sächsische B r u b e r-
krieg. Nach dem Tode des Lanbgrafen von Thüringen, Friebrichs des Friebfertigen, war bessert Laub an Meißen zurückgefallen. Hier regierten gemeinschaftlich die Brüber Friedrich der Sanftmütige und Wilhelm der Tapfere. Im Jahre 1445 aber teilten
sie ihren Besitz. Friedrich bekam Meißen, einen Teil des Öfter-lanbes und die Kurwürbe, Wilhelm erhielt bcn andern Teil des Osterlanbes, Thüringen und Franken. Ein sofort ausgebrochener Streit würde durch bcn Austausch einiger Stabte beigelegt. Da sich Wilhelm aber immer noch übervorteilt glaubte, brach der Erb-sireit von neuem aus. Er würde fünf Jahre lang mit einer Grausamkeit geführt, die an die schlimmsten Zeiten des Mittel-
alters erinnert. Erfurt, anfangs unbeteiligt, begünstigte später den Kurfürsten. — Nachbem man des Krieges mübe war, kam enblich (1451) der Fricbe zwischen den feinblichen Brübern zustanbe. Durch ihn würden auch die beiben üblen Ratgeber des Herzogs Wilhelm, Apel und Benno Viztum, zwei in Thüringen ansässige Ritter, un-schäblich gemacht. Da sie jeboch nach dem Frieden ihre Gewalttaten fortsetzten, würden ihre Burgen mit Hilse der Erfurter Bürger zerstört (s. Einnahme der Wachsenburg, Nr. 29). Apel soll sich später (1472) baburch an Erfurt gerächt haben, daß er die Stadt durch Branbstister an mehreren Stellen zugleich anzünben ließ. Des Viztums Spießgesellen, barunter ein Mönch namens Dietrich Becker, würden gefaßt und am Rabenfteine vor der Stadt (Eingang von I. C. Schmibts Gärtnerei, Leipzigerstraße) verbrannt.
b) machtvolle Entwicklung Erfurts.
Anfänglicher Zustand: Nachbem wir einen kurzen Blick auf die reiche Kriegsgeschichte der Stadt geworfen Haben, wollen wir noch ihre Entwicklung innerhalb des gleichen Zeitabschnittes kennen lernen.
Schon ums Jahr 1000 war Erfurt der bebeutenbste Ort Thüringens. Vor 200 Jahren war es durch Karl den Großen mit dem Stapelrecht ausgestattet und feit 100 Jahren durch Heinrich I. zur Burg erhoben worben. Mit anberen Ortschaften, wie Ilversgehofen, Hochheim, Binbersleben, Daberstebt, Melchenbors, Neufeß am roten Berge und dem Brühl, War Erfurt bisher von einem königlichen Wirtfchaftsbeamten, einem Meier, der in der Pfalz auf
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Apel Benno_Viztum Apel Dietrich_Becker C._Schmibts_Gärtnerei Karl Karl Heinrich_I. Meier
2. Etwas weiter östlich steht auf dem Hühnermarkt das
Stoltze - Denkmal. Friedrich Stoltze war ein echtes Frankfurter-
Kind/ er hat viele Gedichte in Frankfurter Mundart gedichtet und
viele Erzählungen aus dem alten Frankfurt geschrieben. Auch die
beiden Verse auf dem Deckel dieses Buches stammen von ihm.
3. Dem Denkmal gerade gegenüber liegt die Schirn. Es sind
alte Metzgerläden. So eng wie die Schirn waren früher fast alle
Die Schirn.
Straßen der Stadt. Die Geschäftsleute hatten damals ihre Waren
vor den Häusern ausgelegt, nicht nur die Metzger, sondern auch die
Schuhmacher, die Kaufleute, die Schmiede u. a.
4. Die alteu Häufer am Markt würden viel erzählen, wenn
sie reden könnten. Vor vielen Jahren fand auf dem Markte der
Verkauf vou Gemüse, Obst und andren Sachen statt, wie man
sie jetzt auf der Messe kaufen kann. Darum nannte man die
Straße den Markt. Wenn die deutschen Kaiser gekrönt wurden,
so zogen sie durch diese Gasse in feierlichem Zuge vom Römer
zum Dom und wieder zurück. Die Straße wurde dann mit Brettern
belegt, über die rotes Tuch gebreitet war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Stoltze Friedrich
58. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I.
1. Kaiser Wilhelms Lieblingsblume. Kaiser Wilhelm
liebte die blaue Kornblume über alles. Darum wurde sie auch
Kaiserblume genannt. Als der Kaiser einmal gefragt wurde, warum
er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich
noch klein war und meine liebe Mutter, die Königin Luise, noch
lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den mein Vater, König
Friedrich Wilhelm Iii., gegen den Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die
Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich
auf einem Feldweg, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des
Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied
das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Ge-
schwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die
Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber dabei liefen ihr
die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz,
und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine
Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum
habe ich die Kornblumen so lieb."
2. Einfachheit des Kaisers. Nach einer blutigen Schlacht
im Kriege gegen Frankreich war ringsum alles mit Toten und
Verwundeten gefüllt. Mit Mühe hatte man für den König eine
Stube in einem halb zerschossenen Hause gefunden. Nur ein
einziges Bett, ein Stuhl und ein Tisch standen noch darin. Als
der König hereintrat, fragte er gleich: „Wo bleiben denn Moltke
und Bismarck?" Der Adjutant sagte: „Bis jetzt sind sie noch
nirgends zu sehen." „Wenn sie kommen, dann laden Sie sie ein,
hier mit mir zu übernachten," sagte der Kaiser weiter, „das Bett
können Sie aber ruhig wegnehmen, das können die Verwundeten
viel besser gebrauchen! Dafür lassen Sie einfach Stroh bringen
und ein paar Decken, das wird wohl für uns drei ausreichen!"
So wurde es auch gemacht. Der König, der damals schon 73 Jahre
alt war, brachte die Nacht mit Moltke und Bismarck auf der
Streu zu.
3. Kaiser Wilhelm beim Dombrande in Frankfurt.
Am 15. Juni im Jahre 1867 war in der Nähe des Domes ein
Brand ausgebrochen, der schnell um sich griff. Auch das Dach des
Domes fing Feuer, und nicht lange dauerte es, da brannte das
herrliche Gebäude bis hinauf zur Turmspitze. Mit tiefem Schmerze
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelms Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Wilhelm
sahen alle den Turm einstürzen. Zufällig kam Kaiser Wilhelm,
damals noch Königs am folgenden Tage nach. Frankfurt. Er wurde
von dem Anblick des brennenden Domes tief ergriffen und spendete
sofort eine sehr bedeutende Summe sür den Wiederaufbau.
59. Die kaiserliche Familie.
aiser Wilhelm I. hat ein sehr hohes Alter erreicht. Als er am
9. März 1888 starb, war er fast 91 Jahre alt. Alle Deutschen
betrauerten ihn tief. Im Mausoleum zu Charlotteuburg ruht er
neben seiner Mutter, der Königin Luise, und neben seinem Vater,
dem König Friedrich Wilhelm Iii. Auch die Gemahlin Kaiser
Wilhelms I., die Kaiserin Augusta, ist hier beigesetzt worden.
3. Seine letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, weil er es
erleben mußte, daß sein einziger und geliebter Sohn, der Kronprinz
Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Halskrankheit heimgesucht
wurde. Als der Kaiser auf dem Sterbebett lag, konnte der Kronprinz
nicht einmal von ihm Abschied nehmen, weil er von den Ärzten in
der rauhen Jahreszeit nach dem milden und sonnigen Italien gesandt
worden war. Nachdem nun Wilhelm I. gestorben war, bestieg der
kranke Kronprinz den Thron. Als Kaiser hieß er Friedrich Iii.
Schon in seiner Jugend war er der Liebling des deutschen Volkes.
Man nannte ihn überall nur „Unfern Fritz." Darum tat es dem
Volke so leid, daß dem zweiten deutschen Kaiser nur noch ein kurzes
Leben beschieden war. Schon nach 99 Tagen starb er am 15. Juni
1888, tiefbetranert von seinem Volke. Seine Gemahlin, die Kaiserin
Viktoria, die auch Kaiserin Friedrich genannt wurde, lebte lange
Jahre in uusrer Nähe auf Schloß Friedrichshof im Taunus. In
dem prächtigen Schloßpark steht das Standbild Kaiser Friedrichs Iii.
3. In demselben Jahre, in dem der erste deutsche Kaiser ge-
storben war, sah Deutschland auch seinen zweiten Kaiser ins Grab
sinken. Das Jahr 1888 hat also 3 deutsche Kaiser auf dem Throne
gesehen. Der dritte deutsche Kaiser ist Wilhelm Ii. Er ist unser
jetziger Kaiser und regiert seit dem 15. Juni 1888. Er ist der
Sohn Friedrichs Iii. und der Enkel Wilhelms I. Unsere Kaiserin
heißt Augufte Viktoria. Sieben Kinder umgeben das hohe Herrscher-
paar, nämlich 6 Prinzen und 1 Prinzessin. Der älteste Prinz ist
der Kronprinz Friedrich Wilhelm. Er ist geboren am 6. Mai 1882.
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4. Als das kurfürstliche Paar den Wagen verließ, erblickte Friedrich Wilhelm den Rat Merian an der Pforte, die vor der Treppe sich öffnete. Merian hielt ein Papier in der Hand. „Was bringt Ihr mir?" fragte der Kurfürst. „Es ist eilig, gnädigster Herr", sagte der Rat. „Gehen Sie vorauf, meine Gemahlin", bat Friedrich Wilhelm. „Ich gedachte heute mit Ihnen und den Kindern den Abend in stillem Kreise verbringen zu können, aber es soll nicht sein. Die Pflicht ruft aufs neue." Die Kurfürstin schied von ihm und stieg, sehr befriedigt von dem Ausfluge, zu ihren Gemächern empor.
5. Eine Stunde später erhellte Lichtglanz das Fenster des Schlafgemaches Friedrich Wilhelms. Vor dem kleinen Arbeitstische saß der Fürst; um ihn her lagen Akten, Schriftstücke, Berichte. Der Kurfürst las sie, schrieb Bemerkungen dazu und fügte jedem Papier eine Nummer bei. „Es ist für morgen zur Ratssitzung", sagte er leise vor sich hin. „Ich muß vollständig fertig mit allem vor den Räten erscheinen; das Auge des Herrn soll in jede Falte dringen." Draußen im Vorzimmer nickte der Kammerdiener Steidel schon im Halbschlaf. Einigemal fuhr er empor — noch immer schimmerte Lichtglanz durch das Fenster. Der Diener nickte wieder ein; als er aufs neue erwachte, war es finster im Zimmer des Gebieters. Steidel horchte. „Alles still," sagte er, sich behaglich im Sessel dehnend, „der Kurfürst schlummert endlich". Die Uhren summten die zwölfte Stunde der Nacht. Das Tagewerk des Großen Kurfürsten war beendet.
George Hm (Preußische Kömgsgeschichten).
33. Der Große Kurfürst auf der Jagd im Grunewald.
Mit fahlem Schimmer erhellte das Morgenlicht den weiten, dichten Grunewald. Die Nebelschleier, welche die Nacht darüber gebreitet hatte, hob der frische Morgenwind, und bald küßten die ersten Sonnenstrahlen den First des Jagdschlosses, das Kurfürst Joachim am Seeufer zwischen die Kiefern hineingebaut hatte, um dort nach lustigem Jagen fröhliche Rast zu halten. Kaum vergoldete die Sonne das Dach des Schlosses, da erscholl auch schon von dessen Turm eine Hornfanfare, die Schläfer in den Gemächern zu wecken und zum Weidwerk hinaus in den Wald zu locken.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Merian Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Steidel Joachim
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ich allen Preußenkindern Degen und Pistolen in die Wiege geben,, damit sie die fremden Nationen von Deutschland abhalten sollen-Aber Geld braucht man auch dabei, und ich spare für die Zukunft. Also haltet wie bisher zusammen, und geht's einmal drauf, so werden wir mit dabei sein. Adjes, Happelins, ich bin zufrieden mit Ihm, brave Wirtschaft hier!" Er warf sich in den Wagen, und dieser rollte mit ihm davon. Das war eine Tagfahrt Friedrich
Wilhelms I. Georg Hiltl (Preußische Königsgeschichten).
40. Berlin zur Zeit des Regierungsantritts Friedrichs des Großen.
Als die vom Großen Kurfürsten angelegten Festungswerke ihre militärische Bedeutung verloren, hatte Friedrich Wilhelm L die Wälle abtragen lassen, hatte die Werke geöffnet, über die-Gräben Brücken gelegt und die Bastionen als Bauplätze benutzt. Über die alten Verteidigungswerke führte er neue Straßen. Es gab keine Festung mehr. Die Mauer, die Groß-Berlin einschloß, teils eine Palisadierung an den Landwehren, teils eine hohe Mauer von Backsteinen, war nur eine Zollschranke und der Akzise wegen gezogen; daneben sollte diese Mauer hindern, daß Soldaten echappierten. Weniger Deserteure kamen dann an den Galgen. Diese Mauer diente nicht mehr zum Schutz gegen einen Feind. Die Stadt hatte sich damit zu ihrem Vorteil verändert.
Noch war manches unfertig. Der ausgedehnte Platz, auf dem das Opernhaus und die Königliche Bibliothek, auch weiterhin das Palais des Prinzen Heinrich, die heutige Universität, stehen sollten, lag noch unbebaut. Dennoch war Berlin eine schöne Stadt. Als Georg I. von England einst die preußische Residenz besuchte und mit Friedrich Wilhelm I. durch die Straßen fuhr — es lag Jahre zurück —, da hatte der englische König gemeint,. „Berlin gefalle ihm sehr gut; allein es hätte wenige und auch schlechte Türme, die doch hauptsächlich einer Stadt einen Splendeur geben." Friedrich Wilhelm hatte sich das gesagt sein lassen. Er baute sogleich einen hohen Turm zum Friedrichs-Hospital, der sehr „paradierte", er verlangte, daß der Turm des berlinischen Rathauses repariert wurde, ließ mit der Jerusalemskirche zugleich
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Friedrichs Berlin
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geboten werden. Des Königs Dienst ist Gottesdienst. Nicht jeder kann die Ehre ertragen oder weiß den Ruhm zu schätzen, eine Muskete unseres Landesvaters zu tragen. Ihr müßt das am besten fühlen! So bleibt denn Knechte euer Leben lang!"
3. Endlich hatten die Werber ihren Zweck erreicht. Viele ließen sich, vom Bier angeregt, von dem versprochenen Golde berauscht, im Hinblick auf die verheißenen Ehren und schönen Tage verleiten, das Handgeld zu nehmen und sich anwerben zu lassen. Mochten auch Vater und Mutter weinen und jammern und händeringend ihren Sohn beschwören, doch den Namen nicht unter den Werbeschein zu setzen — die Versuchung war zu groß.
Auch Christian Götze, der Sohn eines ehrsamen Schusters^ unterschrieb den Schein. Er erhielt nun noch mehr Bier und Branntwein; die Korporale nannten ihn „Kamerad", und ehe er sich's versah, war er Soldat. Ihm folgten andere; die Lust stieg immer höher. Der Abend kam heran; die Bürgerschaft und die Kinder hatten sich längst verlaufen, aber immer noch zechten die Angeworbenen auf dem Platze vor dem Wirtshause.
Am nächsten Tage verließen die Werber die Stadt. Es folgten ihnen mit schwerem Schädel und gegen gestern merklich herabgestimmtem Mut acht junge, stämmige Burschen. Christian Götze war der größte von ihnen; seine Länge betrug beinahe zwei Meter nach heutigem Maße, um Haupteslänge überragte er alle andern.
„Bursche, freue dich, du kommst in des Königs Regiment nach Potsdam", sagte feierlich der Offizier, ihm die Schulter klopfend.
Franz Hoffmann (92euer deutscher Jugendfreund).
39. Eine Tagfahrt König Friedrich Wilhelms 1.
a) Eine Kassenrevision.
1. Es war an einem Julitage des Jahres 1730. Eine schwüle^ drückende Stille herrschte, wie sie großen Gewittern vorauszugehen Pflegt, und die Sonne sandte ihre Strahlen senkrecht von dem unbewölkten Himmel herab. Der kühle Hausflur des Amtsgebäudes zu Soldin war um diese Zeit ein prächtiger Zufluchtsort, und der Königliche Domänen- und Kammerrat von
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Extrahierte Personennamen: Christian_Götze Christian_Götze Franz_Hoffmann Franz Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
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einen stattlichen Turm, fast zu groß für das Kirchlein, hochführen, gab auch der Kirche in der Spandauer Vorstadt einen ragenden Turm; alle Gotteshäuser, die der König baute, strebten in die Höhe, und hätte es an Friedrich Wilhelm I. gelegen, so wäre der Turm der Petrikirche der ansehnlichste und höchste von ganz Berlin^geworden.j Das konnte der König bei dem Mißgeschick, das über dem Bau dieser Kirche waltete, allerdings nicht erzwingen. Er starb zu früh.
Aber so, wie er seine Residenz zurückließ, waren die zahlreichen Türme der Stadt doch weithin ein sichtbares Zeichen, das jeden von fernher grüßte, der auf den ebenen Straßen der Mark nach Berlin hin strebte. Und das Königsschloß stand inmitten der Stadt gewaltig da. Das Zeughaus, das weltberühmte Arsenal, wurde viel bewundert. Die Lange Brücke mit dem bronzenen Reiterstandbild des Großen Kurfürsten war ein Prachtwerk, das der berühmte Schlüter gegossen, „alß welcher in Re Statuaria so gantz unvergleichlich sich vor andern distinguiert — „mann muß bekennen, daß die heutigen Künstlers wohl nichts zum Vorschein gebracht, so diese ausbündig schöne Statüe zu Pferde übertrifft." Schloß Monbijou mit seinen Gartenanlagen galt für eine Sehenswürdigkeit, und die Fremden rühmten die Residenz „wegen der breiten, räumlichen und langen Strassen", die der Stadt „einen gantz ausnehmenden Vorzug" gaben. Berlin war eine der schönsten Städte Europas, nicht zum wenigsten guter und heilsamer Ordnungen halber, die es Friedrich Wilhelm I. dankte. Selbst mit Paris durfte man es vergleichen. „Wegen ihrer Grösse und Stettigkeit" ward die preußische Residenz „nicht unfüglich klein Paris genennet". Ja, wer Paris kannte, gestand, daß Berlin mit seiner „gesunden Lufft" weit reinlicher und freundlicher wäre. Sogar die Straßen der Vorstädte waren gepflastert. Auch das hatte Friedrich Wilhelm I. durchgesetzt und die Kosten größtenteils selbst getragen. Es war eine wesentliche Verbesserung für die Stadt. Vordem hatte man Bohlen und Holzklötze vor die Häuser gelegt, um durch den Schmutz einigermaßen trockenen Fußes hindurchzukommen. Sauberkeit hatte der König vor allem verlangt. Zu jeder Zeit war die Stadt gerüstet, Gäste zu empfangen. Jeden zweiten Tag mußte der Bürger vor seinem Hanse kehren, „bis auf die Mitte des Stein-Dammes Zu"; er hatte bei trockuer Zeit, im Sommer, vorher mit Wasser
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Re_Statuaria Berlin Europas Paris Paris Paris Berlin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
Blütezeit hatte Hitzacker unter dem kunstsinnigen und ge-
lehrten Herzog August dem Jüngeren, dem Enkel Ernst des
Bekenners, der hier in dem von ihm erbauten Schlosse
(Amtshaus) von 1604—36 seinen Wohnsitz nahm. Daneben
ließ er ein besonderes Gebäude zu der weltberühmten
Bibliothek „Augusta" aufführen, die er auf 80 000 Bände,
nach der Übernahme des ererbten Braunschweig aber in
Wolfenbüttel auf 180000 Bände brachte. Nicht mit Un-
recht ward Hitzacker deshalb als das „deutsche Jthaka" ge-
feiert. Aber als August des Jüngeren Sohn die Ämter
Hitzacker, Dannenberg, Lüchow und Scharnebeck wieder an
die Lüneburger Linie abtrat, um sich ganz seinem Herzog-
tum Braunschweig zu widmen, verlor es die Triebkraft seines
Wachstums. Doch scheint das Städtchen noch eine Zukunft
zu haben als — Kurort.
Südwestlich von Hitzacker dehnt sich die 5 200 Iis. große
Göhrde aus.*) Sie ist eine herrliche Waldung voll kräftiger
Eichen, prachtvoller Buchen und schlanker Tannen. Schon
im 16. Jahrh. befand sich darin ein Jagdschloß, in dem sich
Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg und die Könige
Georg I. und Georg Ii. oft und gern aufhielten. Georg I.
baute das Schloß um und ließ in einem Zimmer die Bild-
niffe aller Lüneburger Regenten von Otto dem Großen an
aufstellen. Seitdem verfiel es so sehr, daß es zu Anfang
dieses Jahrhunderts abgebrochen werden mußte. Jedoch ließ
König Ernst August ein neues Schloß aufführen, das bei
größeren Jagden auch viel von dem Kaiser Wilhelm I. be-
nutzt ward. Durch die an der Göhrde vorbeisührende
Eisenbahn ist das Schloß leicht zu erreichen. Geschichtlich
denkwürdig ist die Göhrde durch die Schlacht am 16.
Sept. 1813 (Siehe S. 16).
3. Kreis Bleckede.
Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Elbe. Frucht-
bare Marschstriche begleiten diesen Fluß; doch fehlt es nicht
an sandigem Geestboden im Süden und nördlich der Krainke.
Die Krainke kommt aus der Rögnitz, dem Grenzfluß gegen
*) Ein Teil der Göhrde liegt im Kreise Bleckede.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: August Ernst_des
Bekenners Ernst August Georg_Wilhelm_von_Lüneburg Wilhelm Georg_I. Georg_Ii Otto Ernst August Wilhelm_I.