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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 45

1881 - Gießen : Roth
— 45 — Sachsen-Weimar und Horn bei Nördlingen von den Kaiserlichen waren geschlagen worden, zogen sie sich gegen Mainz zurück, verfolgt von den Siegern. Die Gegenden zu beiden Seiten des Rheines wurden nun gänzlich verwüstet. Unerhört sind die Gräuel, welche die Bewohner von den verwilderten Schaaren beider Heere zu erdulden hatten. Sie verließen ihre Wohnungen und suchten in Hohlen, Steinbrüchen, Wäldern und den befestigten Schlössern Schutz. Hier füllten sie alle Räume, selbst Höfe und Winkel, allen Einflüssen der Witterung preisgegeben. Hierzu kam der gänzliche Mangel an Nahrung, welcher die Menschen nöthigte ungenießbare, ja geradezu ekelhafte Dinge, wie Aas, Leder re. zu verzehren. Nach kurzer Zeit brachen verheerende Seuchen aus, welche Tausende und Tausende in kurzer Zeit wegrafften, sodaß manche Dörfer ganz entvölkert wurden. Biele Dörfer, deren Namen man heute noch nennt, verschwanden damals gänzlich vom Erdboden. In jener Zeit ordnete der Landgraf das Zehn-, Zwölf- und Fünfnhrlänten an, als Mahnung, das Herz im Gebet zu Gott zu erheben. Wegen Mangel an Saatfrucht und Zuchtvieh blieb das Feld unbestellt, es lösten sich alle Bande, Unwissenheit, Aberglauben und Lasterhastigkeit nahmen überhand. — Noch aber war das Maß des Leidens nicht voll. Frankreich, darauf bedacht die Macht des österreichischeu Kaiserhauses zu schwächen und seine Ostgrenze zu erweitern, hatte kluger Weise gewartet, bis beide Gegner erschöpft waren, bctnn verband es sich mit Schweden und verlängerte dadnrch den unseligen Krieg noch um volle 12 Jahre. Auch die letzte Periode brachte dem Hessenlande schwere Heimsuchungen, so namentlich, als der französische General Türenne (1644) die Bergstraße brandscbatzte und Darmstadt einnahm. Der Landgraf hatte anfangs in Lichtenberg, später in Gießen und Marburg eine Zufluchtsstätte gefunden. d) Der westfälische Friede machte bekanntlich jener Schreckenszeit ein Ende und gleichzeitig kam auch zwischen Kassel und Darmstadt ein Vergleich zu Stande (1648), welcher dem mehr als vierzigjährigen unnatürlichen Bruderkampfe ein Ende machte und Darmstadt einen beträchtlichen Gebietszuwachs brachte. Bei allen Schrecknissen des traurigsten aller Kriege hatte der Landgraf das Wohl seines Landes nicht aus dem Auge verloren und durch Gründung des Gymnasiums in Darmstadt und die Abfassung einer verbesserten Kirchenordnung gezeigt, daß man auch in der traurigsten Zeit das Ideale nicht dürfe untergehen lassen.

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 46

1881 - Gießen : Roth
46 — ®aääf|eh,aä 6i"lerl0"6- d----"d°r,°n ixs’,5 4- Ludwig Vi. (1661—1678.) a) Er hatte eine strengwissenschaftliche und gelehrte Erziehung erhalten, die er durch längere Reisen in Deutschland, Schweden, stauen und Holland noch vervollständigte. Die traurige Zeit, in welche seine fugend fiel, mag nicht wenig auf die Richtung seines ^harakters eingewirkt und den finstern Ernst veranlaßt haben, der stets ans seinen Gesichtszügen lagerte. -chon bei Lebzeiten ließ er sich einen Sarg nach seinen Angaben mit künstlichen Verzierungen und Bibelsprüchen geschmückt, nebst emem Todtengewand verfertigen und in seiner Nähe in einem besonderen Gemache aufbewahren. Er beschäftigte sich viel damit, me Psalmen m deutsche Reime zu bringen. Strenge Gerechtigkeit zierte ihn, dabei war er ein Vater seiner Unterthanen. Die Einführung emer Schulordnung, die Anordnung einer strengen sonntagsseier, das Verbot des Tabakrauchens, die Begünstigung der Einwanderung, das Verbot der Ausfuhr von Fruchten und Mehl sollten einesteils den gesunkenen Wohlstand seines Landes heben, anderntheils den in den Kriegswirren überhand genommenen Lastern steuern und Zucht und Sitte wieder zur Geltung brmgen. 3 -seine Treue gegen Kaiser und Reich bethätigte er dadurch, -.atz er mit Kassel gemeinsam ein Regiment gegen die Türken errichtete. _ . *>) Zwei Dinge haben seinen Namen unvergeßlich gemacht: Die Gründung der Hofbibliothek und das Glockenspiel in Darmstadt. Die Glockenspiele waren seiner Zeit in Holland sehr beliebt und weit verbreitet gewesen. Dort hatte sie der Landgraf kennen gelernt und solche Freude daran gewonnen, daß er beschloß Nch ein solches für seine Residenz anfertigen zu lassen, „Gott zur Cyre und den Bewohnern Darmstadts zur Freude." Die Aufstellung des Werkes erfolgte 1611. Dasselbe besteht aus 35 Glocken, welche die .tone von 3 Oktaven umfassen. Durch ein Uhrwerk wird etne Walze mit Stiften in Bewegung gesetzt, welche die Glocken zum Klingen bringt. Bei jedem Stundenschlag erklingt ein feierlicher Choral. In neuerer Zeit ist eine Einrichtung getroffen wonen, daß es auch mit den Händen gespielt werden kann. c) In die Zeit der Regierung Ludwigs Vi. fallen auch die Hexenprozesse m Lindheim und dem Busecker Thal. Namentlich ist

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 11

1881 - Gießen : Roth
aller seiner Lehrer; ganz besonders schenkte ihm der Abt Wolfard wegen seiner kindlichen Frömmigkeit seine Zuneigung. Durch seine Lehrer wurde dem jungen Winfried der Stand eines Geistlichen lieb und werth. Da er schon früh die Erzählungen aus dem Leben solcher frommen Männer hörte, welche ihr Vaterland verlassen hatten, um den armen Heiden das Evangelium zu verkünden, regte sich auch bei ihm der Wunsch, ein Geistlicher zu werden, um als Bote des Friedens zu den Heiden zu gehen. Der adelige Vater hatte ihn zu einem weltlichen Berufe bestimmt und suchte ihn daher — anfangs durch Ermahnungen, später durch Drohungen — von seinem Vorhaben abzubringen. Umsonst! Die Festigkeit des Sohnes besiegte den Vater und dieser brachte ihn auf die höhere Schule zu Nuscella. Auch hier gewann Winfried bald die Liebe seiner Ordensbrüder und stndirte so eifrig in der heiligen Schrift, daß bald Mönche aus andern Klöstern kamen, um sich dieselbe von ihm erklären zu lassen. Unter den Segenswünschen seines Abtes Winbert verließ (715) Winfried, als ein auserwähltes Rüstzeug, seine Heimath und gelangte glücklich nach Friesland. Ein ausgebrochener Krieg nöthigte ihn jedoch wieder in sein Kloster zurückzukehren. Zwar wurde er nach Winberts Tode zum Abte gewählt, aber schon 718 reiste er über Rom, wo er den Segen des Papstes empfing, nach Deutschland, um nach einander Thüringen, Baiern, Friesland, Sachsen und Hessen zu besuchen. b)_ Einst, auf seinem Zuge durch Hessen, traf er bei Geismar eine Eiche von ungewöhnlicher Größe, unter welchem die Heiden ihrem „Thor" zu opfern pflegten. Um denselben zu zeigen, wie ohnmächtig ihre Götter seien, beschloß Winfried die Eiche zu fälleu. Nachdem er ihnen von dem allmächtigen Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde und von seinem Sohne Jesus Christus gepredigt hatte, hob er schweigend seine Axt um die Eiche umzuhauen. Umsonst erwarteten die Heiden, daß ihr Gott den Frevel an seinem Heiligthum durch einen zermalmenden Blitz rächen würde; es geschah nichts. Mit kräftiger Hand haut Bouifaeius auf den Baum ein und als er endlich krachend vor den Augen des erschrockenen Volkes niederstürzt, da ist es um das Ansehen der heidnischen Götter geschehen. Aus dem Holz der Eiche zimmerte Bonisacius eine Kapelle zu Ehren des Apostels Petrus. Mit dem Christenthum begann in Thüringen und Hessen eine höhere Cultur. Wälder wurden ausgehauen, Wüstungen urbar gemacht, Dörfer gegründet, Kirchen und Kapellen gestiftet. Namentlich die Klöster verbreiteten in ihrer Umgebung Kenntnisse der Landwirthschaft und regten Handwerke und Künste im Dienste der

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 19

1881 - Gießen : Roth
— 19 Hermann luar zweimal verheirathet: zum ersten mal mit Sophie, einer Schwester Leopolds Vii., des Ehrenreichen, von Oesterreich und zum zweiten mal mit einer Schwester des Herzogs Otto von Baiern, die ebenfalls Sophie hieß. Aus dieser letzten Ehe wurden ihm 4 Söhne geboren: Ludwig, Hermann, Heinrich Raspe (der Rauhe) und Konrad. Hermann starb schon vor seines Vaters Tod. Nach der Sitte damaliger Zeit dachte Landgraf Hermann schon frühzeitig an eine Vortheilhafte Verheirathung seines ältesten Sohnes und Thronerben Lndwig. Die Gelegenheit bot sich ihm, nacb der Sage, auf eigenthümliche Weise dar. Die Liebe zur Dichtkunst und zum Minnegesaug hatte ihn veranlaßt b Minnesänger*) in seinen Dienst zu nehmen, welche ihm aus feinem (schlosse, der Wartburg, mit ihren Gesängen erfreuten und sein Lob der Mit- und Nachwelt verkünden sollten. Der^ anfangs friedliche Wettstreit dieser Sänger artete bald in bitteren Haß aus. Heinrich von Ofterdingen übertraf sie alle und weckte taburch ihren Reib. Um ihn los zu werden machten die cmbern em Komplott. Sie kamen mit ihm überein, daß besi'eu Leben verwirkt sein sollte, der in dem nochmals anzustellenben Wett-gelange unterliege. Da keiner weichen wollte, so sollte der Streit enbuch durch bte Würfel entfchieben werben. Heinrich von öfter-ungen verlor, weil seine Gegner sich falscher Würfel bedient hatten, echon erschien der Nachrichter mit dem Strange, um das Urtheil zu vollziehen. Da floh der geängstigte Sänger in das Zimmer der Lanbgraftn und versteckte sich unter bereu Mantel. Nach dem ne aache eme so ernste Wenbung genommen hatte, trat der Lanb-graf selber für den verfolgten Sänger ein. Er befahl, daß bem-selben eine einjährige Frist verwilligt werbe, währeub welcher er den Dichter und Sauger Meister Kliugsor aus dem fernen Siebenbürgen zur Eutscheibuug herbeiholen sollte. 2jieifter Klingsor, eine mystische Person, war angeblich ein ©tebenfiiir- Ll'.-L f ***"’ u»d *om ftubirt, grobe toifei, gern«*} „ b ™ Ruft emes hochgelehrten Äaiuics und Schwarzkünstlers der am Sjtäf yr™ä“- «™ Ungarn angeficüt geroefen fei Sii; ©aqc erzählt, daß Osterdingen sich unterwegs zu fange bet Herzog tieotioln vrr °°N-rr-,ch, de» er in feine,. ffle&gl ue/herrlichl K a°7geh-ttm r~r *) Ihre Namen seien hier aufgeführt: l) Heinrich v Velde ck feö^rttm11ete°*2!r f ” ^^leich das Amt eines Kanzlers beim ^anbqra= o E'chenbach, 3) Walther von der Bo-6) A e T n i't rft h Kf 1 § wetzen, 5) Johann v. Bitterolf und ichleckt der fihift? 9 ei^ $te ^sten stammten ans adeligem Ge- ger aus Eisenach 5u Hamanns vosge„nde, der letzte war ein Bür- •2*

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 20

1881 - Gießen : Roth
— 20 — habe, sodaß die Jahresfrist, als er bei Klingsor ankam, bis auf wenige Tage verstrichen gewesen sei. Dieser habe sich den Vorgang genau erzählen lassen und sich daun entschlossen, das Amt eines Schiedsrichters zu übernehmen. Im Schlafe habe er dann mit Hülfe seiner schwarzen Kunst in einer Nacht den Dichter und seine Begleiter nach dem fernen Thüringen gebracht uni) den Streit zu Gunsten Ofterdingens entschieden. Eines Abends nun, als Klingsor mit vielen Leuten vom Hofe und achtbaren Bürgern im Garten seiner Herberge beim Abendtrunk gesessen und von seinen Reisen gesprochen habe, hätte man ihn gebeten wieder etwas Neues zu erzählen. Klingsor habe hierauf lange und mit Aufmerksamkeit den gestirnten Himmel betrachtet und endlich gesprochen: „In dieser Nacht wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die wird heilig sein und dem Sohne dieses Fürsten zur Ehe gegeben werden. Von ihrer Heiligkeit wird einst die ganze Christenheit erfreut und getröstet werden." Dieselbe Nachricht habe er am folgenden Morgen dem Landgrafen und seiner Gemahlin überbracht, die sie mit großer Freude aufgenommen hätten. b) Thatsache ist, daß im Jahre 12] 1 Landgraf Hermann eine große und glänzende Gesandtschaft nach Preßburg abschickte, wo König Andreas Ii. Hof hielt und für seinen elfjährigen Sohn um die Hand der damals vierjährigen Prinzessin Elisabeth anhalten ließ. Bereits aus der Reise wurde die Gesandtschaft des mächtigen Landgrafen von Thüringen überall mit größten Ehren empfangen. Auch in Preßburg erwies man ihr alle Ehren und ertheilte die Einwilligung ans ihre Werbung. Reich beschenkt zogen die Abgesandten ihrer Heimath zu. Das vierjährige Kind wurde in ein seidenes Gewand gehüllt, in eine silberne Wiege gelegt und der Gesandtschaft übergeben, mit vielen Kleidern, Gefäßen aus edlem Metall und Prachtgewändern, dergleichen man in Thüringen noch nicht gesehen hatte.' Das Kind wurde auf der Wartburg mit den Töchtern des landgräflichen Ehepaares erzogen und 1221 mit dem Landgrafen Ludwig, der nach dem Tode seines Vaters (1216) zur Regierung gekommen war, vermählt. 5. Ludwig Iv., der Heilige (1216—1227) und die heilige Elisabeth. Beide Ehegatten führten auf der Wartburg ein glückliches Leben, das jedoch nur von kurzer Dauer sein sollte. Ludwig Iv., der Heilige, starb schon 1227 aus einer Kreuzfahrt, welche er im Heere Friedrichs Ii. unternommen hatte, zu Otranto in Unteritalien. Kaum hatte Ludwig der Heilige seine Augen geschlossen, als sein Bruder Heinrich Raspe, angeblich als Vormund seines minderjährigen Neffen Hermann, die Regierung des Landes an sich riß. Elisabeth wurde mit ihren 3 Kindern von der Wartburg vertrie-

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 14

1881 - Gießen : Roth
— 14 — den Großen erinnert anch das Denkmal im Mainzer Dom, das er seiner 794 in Frankfurt a. M. verstorbenen zweiten Gemahlin Fastrade hatte errichten lassen. Auch die Sachsenkriege berührten theilweise hessischen Boden, indem Karl der Große 778 einem sächsischen Heere bei Battenfeld an der Eder eine Niederlage beibrachte. Ludwig der Fromme, Karls des Großen jüngster und zugleich der einzige ihn überlebende Sohn, war zu schwach, um das große Frankenreich im Geiste seines Vaters zu regieren. Schon 817 theilte er es unter seine drei erstgeborenen Söhne und gab damit die Veranlassung zu all den Unruhen und Streitigkeiten, welche unter seiner Regierung den Wohlstand des Reiches vernichteten und einen der traurigsten Abschnitte der Geschichte bilden. Die Geburt eines weiteren Sohnes veranlaßte ihn zu einer wiederholten Theilung des Reiches mit neuen Bruderkriegen. Als er zur Schlichtung der Streitigkeiten einen Reichstag nach Worms ausschrieb, starb er unterwegs (840) auf einer Rheininsel bei Ingelheim. c) Der Geheimschreiber Karls des Großen, Eginhard, mochte bei den Fehlern, welche Ludwig der Fromme in der Regierung machte und von denen er bald erkannte, daß sie das Werk seines verstorbenen Herrn vernichten müßten, nicht weiter mitwirken und erbat sich als Ruheplatz die „Villa Mühlheim" am Main, wo er eine stattliche Abtei gründete, deren Reste in Seligenstadt noch zu sehen sind. Die Sage erzählt: Eginhard sei Kaiser Karls Schwiegersohn gewesen. Nach dieser Sage habe Kaiser Karl, erzürnt über die Liebe seiner Tochter Emma zu einem „Schreiber", beide aus seiner Umgebung verbannt. Sie seien dann zusammen fortgewandert und hätten sich au einem einsamen Ort im Mainthal niedergelassen, wo sie zwar arm, aber zufrieden und glücklich gelebt hätten. Kaiser Karl aber habe sein übereiltes Verfahren sehr bereut, beim beide seien ihm sehr lieb gewesen. Nach einigen Jahren fei er aus der Jagd von seinem Gefolge abgekommen und habe sich verirrt. Der Zufall habe ihn in die Nähe der Wohnstätte feiner Tochter geführt und diese finden lassen. Dabei soll er in feiner Freude gerufen haben: „O selige Statt, wo ich meine Tochter wiedergefunden!" Hieraus sei der Name Seligenstadt entstanden. Ludwig des Frommen Enkel, Karl der Dicke, vereinigte zwar durch Erbschaft nochmals fast das ganze Reick Karls des Großen in seiner Hand, wurde jedoch wegen Unfähigkeit auf dem Reichstag zu Tribur (887) abgesetzt. Unter Karls des Großen Regierung war das ganze Land in Gaue getheilt, denen Grasen (Gaugrafen) vorstanden. Diese leiteten den Gerichts- und Heerbauu und führten im Kriege ihre Mannen dem königlichen Heere zu. Königliche Sendboten (Sendgrafeu) aus den erfahrensten Männern geistlichen und weltlichen Standes ausgewählt, bereiften das Land nach

7. Kurze Geschichte von Hessen - S. 17

1881 - Gießen : Roth
— 17 — sich nichts merken, nahm am nächsten Morgen freundlichen Abschied und ritt auf sein Schloß zurück. Nun fing er an die Klagen zu untersuchen, die er seither wenig beachtet hatte. Da fand er denn, wie seither seine Ritter und Amtleute das Volk mißhandelt hatten. Er forderte sie vor seinen Richterstuhl, gab ihnen harte Verweise und drohte ihnen mit den härtesten Strafen, wenn sie sich wieder etwas derartiges zu Schulden kommen ließen. Die Ritter aber — weit entfernt ihr Unrecht einzusehen — trotzten dem Landgrafen und machten es schlimmer als vorher. Dieser aber war wirklich hart geworden; er nahm die Widerspenstigen gefangen und ließ einige sogar selber vor den Pflug spannen, damit sie einmal sähen, wie es den armen Bauern thäte. Da mußten die Ritter nachgeben, aber sie waren so erbost, daß sie dem Landgrafen nach dem Leben trachteten. Zu seiner Sicherheit trug er deshalb stets einen eisernen Harnisch". b) Nach einer anderen Sage wäre ihm der Name „der Eiserne" von seinem Schwager, dem Kaiser Friedrich Barbarossa beigelegt worden, wegen nachstehender Begebenheit: Nach Naumburg hatte den Kaiser sich, den Barbarossa, geladen Zu Gaste der eiserne Ludewig, ein Herr, durch kräftige Thaten Gar wohl geachtet, als Held bekannt im ganzen wackeren deutschen Land. Als sie nun hatten in lustiger Hall gar männlich und wacker gezechet, Und heiter scherzten beim Becherschall, da spottet der Kaiser: „Ei sprechet, Herr Landgraf, Ihr bauet, gern wüßt ich warum, ein treffliches Schloß, doch nicht Mauern darum." „Wohl muß ich, mein Kaiser, fiel Ludewig ein, Euch Beifall, wie billig ist, geben, Doch wollt ihr, so soll bis zum Morgenschein die Mauer, wie keine, sich heben! Nun aber ruft mahnend der Wächter uns zu: Ihr Zecher die Mitternacht winket zur Ruh!" „Wohl", sagt der Rothbart, „so wollen wir sehn, was Ludewigs Rede verkündet, Nur glaub ich mit nichten, es werde geschehn, wenn nicht sich ein Zauberer findet! — x5f führt wohl gar selber was Arges im Sinn? Nun zaubert, Herr Landgraf, nur immerhin." Müller. Geschichte von Hessen. 9

8. Kurze Geschichte von Hessen - S. 18

1881 - Gießen : Roth
— 18 — Kaum nahte des Morgenroths glühender Schein, mit freundlich aufdämmerndem Grauen, Da trat zu dem Kaiser ins Schlafgemach ein der Landgraf mit frohem Vertrauen; „Erwache," —so rief er — „Herr Kaiser und schaut die Mauer, die während der Nacht ich erbaut!" Und Friedrich erhob sich, mit Staunen hinaus durchs Fenster blickt er und siehet, Wie rings um das Schloß aus dem Boden heraus sich eisernes Mauerwerk ziehet; Es stehen gerüstet in endloser Zahl die Völker des Fürsten in glänzendem Stahl. Und als Barbarossa auf diesen Wall herab sah freundlich und heiter. Empfing ihn schmetternder Hörnerschall, und jubelnd riefen die Streiter: „Es lebe der Kaiser, er sehe den Schutz, den wahren vor frevelndem Feindestrutz!" Da nickte der Kaiser: „Ihr Treuen habt Recht! ei, Landgras, Ihr seid zu beneiden! Das nenn' ich den Grundstein der Herrschaft gelegt, solch trefflichen Wall zu bereiten! Im wachen, im treuen, im tapferen Sinn des Volkes, da ruhet die Sicherheit drin." 3. Ludwig Iii. (1172—1190.) Nach Ludwigs Ii. Tod übernahm sein Sohn Ludwig Iii. die Regierung. Er begleitete seinen Oheim, Friedrich Barbarossa, auf seinem Zug ins heilige Land. Wie dieser, sollte auch er von da nicht wiederkehren. Er starb auf der Insel Cypern ohne männliche Erben, weßhalb sein Bruder Hermann (1190) die Regierung übernahm. 4. Hermann I. (1190—1216.) a) Hermann I. hatte, wie sein verstorbener Bruder eine ausgezeichnete Erziehung genossen. Sein Vater hatte ihn an die Universität Paris geschickt, damit er in den Wissenschaften unterrichtet werde. Von seiner Mutter Jutha, (einer Schwester Friedrichs Barbarossa) welche die schwäbische Dichtkunst nach Thüringen verpflanzte, hatte er die Liebe zur Dichtkunst und zum Minnegesang geerbt. Sein Name ist dadurch unsterblich geworden.

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 21

1881 - Gießen : Roth
— 21 — den und irrte schutzlos umher, da sie in Eisenach, aus Furcht vor dem Landgrafen, niemand aufzunehmen wagte. Endlich gewährte ihr der Bischof von Bamberg, ihr mütterlicher Oheim, einen anständigen Aufenthalt auf dem Schlosse Bottenstein. Heinrich Raspe, der später fein Unrecht einsah, söhnte sich zwar mit ihr ans und berief sie nach der Wartburg zurück, Elisabeth aber, die sich schon zu Lebzeiten ihres Gemahls die strengsten geistlichen Uebungen auferlegt und alle Bequemlichkeiten des Lebens versagt hatte, trennte sich bald darauf von ihren Kindern und zog sich auf ihren Witt-wenfitz Marburg zurück, wo sie bis zu ihrem Tode (1231) ganz andächtigen Uebungen, Werken der Barmherzigkeit und dem Gehorsam gegen ihren despotischen Beichtvater Konrad von Marburg hingegeben, lebte. Die vielen Wunder, welche ihre Gebeine bewirkt haben sollen, veranlaßten schon 1236 ihre Heiligsprechung. Ueber ihrem Grabe wurde durch Landgraf Konrad die prachtvolle Elisabethenkirche erbaut. Elisabeth hatte einen Sohn, Hermann und 2 Töchter, von denen die älteste, Sophie, mit Heinrich dem Großmüthigen von Brabant vermählt war. 6. Hermann Ii. (1216 -42) Heinrich Raspe (1242-1247.) Hermann Ii., der heiligen Elisabeth Sohn, während dessen Minderjährigkeit seine beiden Oheime, Heinrich Raspe und Konrad die Regierung geführt hatten, starb 1242 ohne Erben, woraus Heinrich Raspe die Regierung ganz an sich nahm. Lange sollte er sich jedoch seines Besitzes nicht freuen. Aus Wunsch des Papstes trat er (1246) als Gegenkaiser gegen Friedrich Ii. auf. Er besiegte zwar dessen ^ohn, Konrad Iv., in einer mörderischen Schlacht bei Frankfurt a. M., kehrte jedoch nach der vergeblichen Belagerung von Reutlingen und Ulm krank auf die Wartburg zurück, und starb kinderlos 1247. Vierter Abschnitt. Kessen unter eigenen Arirsten. 1. Heinrich das Kind. (1247—1308.) a) Einhundert und siebenzehn Jahre war Hessen ein Erbtheil , thüringischen Hauses gewesen, als der Tod Heinrichs Raspe eine große Veränderung ankündigte. Vier Nachkommenhermanns I. machten Ansprüche auf dessen Erbe»

10. Kurze Geschichte von Hessen - S. 50

1881 - Gießen : Roth
— 50 — e) Den um ihres Glaubens willen vertriebenen Waldensern wies er unter günstigen Bedingungen in Kelsterbach, Walldorf, Rohrbach, Wembach und Hahn Wohnplätze und Güterstücke an. Die Regierung ließ er sich sehr angelegen sein; so verbesserte er die Gerechtigkeitspflege durch verschiedene Verordnungen und suchte das Schulwesen durch eine, für damalige Verhältnisse ausgezeichnete Schulordnung zu fördern. Von dem Ansehen, in welchem er bei seinen Zeitgenossen stand, gibt seine 1722 erfolgte Wahl zum Kreisobersten des Oberrheinkreises Zeugniß. Ein Jahr vor seinem Tode (1738) war es ihm vergönnt, sein fünfzigjähriges Regierungsjubiläum zu feiern. Das Land erlangte unter ihm eine bedeutende Vergrößerung. So erwarb er den Schönauer Hof, das Amt Bingenheim, das Amt Seeheim und Tannenberg mit den Orten Bickenbach, Jugenheim, Seeheim, Matchen, Babenhausen, Staffel, Wurzelbach, Beedenkirchen — den Hof Hardenau; die Orte Ernsthofen, Aschbach, Klein-Bieberau, Hoxhohl und Neutsch, sowie den solms'schen Antheil von Butzbach. Durch Schlichtung eines Streites zwischen Nassau-Weilburg und Hessen-Darmstadt kamen die Dörfer Lang-, Kirch- und Pohlgöns, Allendorf, Annenrod und Hausen an Hessen. Ebenso wurde von Kassel ein Theil von Umstadt und Kürnbach durch Tausch erworben. 7. Ludwig Yiii. (1739—1768.) a) Obgleich Ludwig Viii. erst spät — im 48. Lebensjahr — seinem greisen Vater in der Regierung folgte, so blieb er doch fast 30 Jahre im Besitz der Herrschaft. Den Traditionen seines Hauses folgend hielt auch er treu zum österreichischen Kaiserhaus, mit welchem er durch eine besonders intime Freundschaft verbunden war. Maria Theresia, welche diese Treue zu ehren wußte, machte ihn (1741) zum General-Feldmarschall. Hierdurch erklärt es sich, warum die Provinz Oberhessen im siebenjährigen Kriege in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bekanntlich fand der letzte Kampf in diesem Kriege hart an der Grenze — bei Amöneburg — zwischen Herzog Ferdinand von Braunschweig und den Franzosen uuter dem Prinzen Soubise statt, als die Nachricht von dem erfolgten Friedensschluß die Einstellung der Feindseligkeiten veranlaßte. Als nach Karls Vii. Tod Maria Theresias Gemahl, Franz von Toskana zum deutschen Kaiser erwählt worden war, überbrachte ihm Ludwig das Dekret der Kurfürsten nach Heidelberg. Franz verehrte ihm bei dieser Gelegenheit einen kostbaren Brillantring mit dem Bildniß seiner Gemahlin und einen aus 7000 'Gulden geschätzten Ehrendegen. Nochmals sahen sich beide (1764) an der Landstraße bei Heusenstamm, wohin sich der hochbetagte Landgraf zur Begrüßung
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