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1. Hessische Geschichte - S. 39

1897 - Gießen : Ricker
— 39 — ßmrt Sternerbnnde gehörten damals mehr als 2000 Ritter und Knappen, darunter 350 Besitzer von Burgen. Der Landgraf beiaß auch 54 Burgen, davon 22 sich in den Städten befanden. Die Bürgerschaft der Städte stellte wohl eine geübte Wehrmannschaft; aber die Besatzung der einzelnen landgräflichen Burgen war sehr schwach. Nur wenig zuverlässige Bundesgenossen standen dem Landgrafen zur Seite; zu ihnen gehörten der Graf von Henneberg, der Herzog von Braunschweig-Grubenhagen und Einbeck, Graf Rupert von Nassau-Weilburg, sowie die Grafen von Solms. Diese letzteren wurden unterstützt von den drei Landgrafen Wilhelm, Friedrich und Balthasar von Thüringen und Markgrafen von Meißen. Auf der Versammlung der oberhessischen Städte zu Marburg gelobten dieselben, mit Gut und Blut ihrem Herren beizustehen. Es gelang dem Landgrafen, mit Hilfe der Städte °und 600 in Sold genommenen gewappneten Reitern die Besatzung der Burgen zu ergänzen. Doch der Feinde waren zu viel. Mit wechselndem Glücke wurde der Kamps jahrelang auf beiden Seiten geführt. Am meisten litt das platte Land von den furchtbaren Verwüstungen. Beide Teile sahen wohl ein, daß diese Greuel ihnen keinen Gewinn brachten. Im Jahre 1375 waren die Sterner zum letzten Male im Felde. Allmählich löste sich der Bund auf, so daß der Bundeshauptmann vereinsamte; einzelne Mitglieder des Bundes traten in andere Rittergesellschaften ein. \2. Die ersten Stadtschulen. Der Unterricht in den Kloster- und Domschulen erstreckte sich neben Religion auf Kirchengesang, Rechnen und das Verständnis des Lateinischen. Auf die Kenntnis der deutschen Sprache und ihre richtige Anwendung wurde kein Gewicht gelegt. Es waren mehr gelehrte Schulen, welche für den geistlichen Stand vorbereiteten. Diese Schulen konnten dem aufstrebenden Bürgertume nicht genügen. Es kam darauf an, daß Schulen errichtet würden, welche den Bedürfnissen des bürgerlichen Lebens Rechnung tragen sollten, in welchen dem Bürgerskinde zum Schreiben und Lesen und den Kenntnissen verholsen werden konnte, welche ihm als Grundlage für sein späteres Fortkommen dienen sollten. J£)as Verlangen nach Bildung im Bürgertume führte im 13. und 14. Jahrhundert zur Errichtung von (lateinischen) Stadtschulen, zuerst in den aufblühenden Städten Lübeck, Breslau und Hamburg. Die Städte suchten sich das Recht der Aufsicht über diese Schulen allmählich anzueignen, gerieten aber dadurch mit der Geistlichkeit in Streit, welche allein berechtigt zu sein glaubte, Schulen zu gründen und halten zu dürfen. In Städten, wo ein Domstift bestand, sah sich der Scholastikns unter den Domherren als obersten Lehrer an. Er führte die Oberaufsicht über die Stadtschulen, zog auch häufig einen Teil des Schulgeldes ein. In Städten, in welchen sich kein Scholastikns befand, ging das Patronat, d. i. das Recht, Stellen an Kirchen und Schulen zu vergeben, auf den Stadtrat oder Magistrat über, welcher die Aufsicht über die

2. Hessische Geschichte - S. 9

1897 - Gießen : Ricker
den nördlichen Teil der heutigen Provinz Hessen-Nassau, ein Stück von Westfalen, das heutige Oberhessen bis zum Main, den östlichen Teil des ehemaligen Herzogtums Nassau, das Gebiet von Fulda und einen Teil des Stiftes Würzburg. Schon vor Bonisazius, im 7. Jahrhundert, kamen von der Insel Irland Missionare nach Deutschland, um den Alemannen (Gallus und Columban), den Thüringern (Kilian) und den Bayern (Emmeran) das Evangelium zu bringen. Zu Anfang des 8. Jahrhunderts kam der Angelsachse Winfried mit der Predigt des Evangeliums von England nach Deutschland. Er war einer vornehmen angelsächsischen (deutschen) Familie entsprossen und erhielt seine Erziehung und Ausbildung im Kloster. Die Liebe Christi und Wanderlust bestimmten seine Zukunft. Unter dem fränkischen Hausmeier Karl Martell kam er 716 nach Friesland. Da Winfrieds Wirksamkeit unter den Friesen vergeblich war, pilgerte er nach Rom und erhielt vom Papst Empfehlungen (723) an den Hausmeier Karl Martell und die Vollmacht, „den deutschen Völkern östlich vom Rhein, mögen sie noch im Irrtum des Heidentums oder in den Finsternissen der Unwissenheit befangen sein, die neue Lehre zu predigen". Winfried ging als Missionar zu den Hessen und Thüringern. Im Chattenlande bei dem Dorfe Geismar (Fritzlar) fällte er eine dem Donargotte geweihte Eiche und baute aus dem Holze eine Kapelle. Der Papst ernannte ihn zum Erzbischof der deutschen Kirche. Als solcher gründete er Bistümer zu Salzburg, Regensburg, Passau, Würzburg, Büraburg und Eichstädt. Im Bnchonischen Walde an der Fulda ließ er durch seinen Gehilfen Sturm ein Kloster anlegen. Als Greis von 74 Jahren trieb es ihn noch einmal zu den Friesen. Von 52 Gehilfen begleitet, fuhr er den Rhein abwärts ins Friesenland. Diesmal hatte seine Predigt Erfolg. An einem bestimmten Tage sollten die Neubekehrten die Firmung erhalten. Ein Haufe heidnischer Friesen überfiel Bonisazius in seinem Zelt und erschlug ihn (755). Seine Leiche wurde zuerst nach Utrecht und dann nach Fulda gebracht, um in seinem Lieblingskloster eine Ruhestätte zu finden. Für die weitere Ausbreitung des Christentums waren die von Bonisazius angelegten Klöster thätig. So wird der nördliche Teil unseres Hessenlandes durch Glaubensboten von Fritzlar, Fulda und Hersfeld, der südliche von Mainz aus christianisiert worden sein. 2. Einrichtung der Tnöster uttfc ihre Bedeutung. Das Klosterwesen, in Ägypten um 360 n. Chr. entstanden, erhielt eine neue Umgestaltung in Europa durch den Abt Benedikt von Nursia (529). Dieser wies den Mönchen außer den Religionsübungen auch andere Beschäftigungen, wie Wissenschaften, Handarbeit, Landbau, Unterweisung der Jugend als Aufgabe an. Jeder Mönch wurde zu lebenslänglichem Bleiben im Kloster und auf die drei Gelübde: Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet. Der von Benedikt gestiftete Orden,

3. Hessische Geschichte - S. 12

1897 - Gießen : Ricker
— 12 — der gregorianische, werden eifrig geübt. Begabtere Schüler werden besonders im Saitenspiel unterrichtet. Neben dem Lesen und Gesang findet das Schönschreiben in der Klosterschule besondere Pflege. Freilich, Stahl- und Bleifedern, Papier und Schiefertafeln gab es noch nicht. Die Schüler üben sich mit einem Rohr oder Gänsekiel in der Schreibkunst auf Holz- oder Wachstäfelchen. Die Buchstaben, die da geübt werden, haben andere Formen, wie unsere heutigen Schreibzeichen und sind den Druckzeichen ähnlich. Die Klosterzucht war strenge. Wer fleißig und strebsam war, konnte hohe Würden in Kirche und Staat erlangen. Allwöchentlich einmal durften sich die Schüler am Würfelspiel, Wettlauf, Ringen, Steinwurf ergötzen. Durch den Reichtum der Klöster wurde deren Verfall herbeigeführt. Die Klosterzucht lockerte sich; anstatt Zucht und Arbeit liebten die Benediktiner Reichtum und Wohlleben. Durch Gründung neuer Orden der Cluniacenser, Cistercienser, Karthäuser und Prärnonstratenser suchte man die Klöster zu reformieren. Im 13. Jahrhundert entstanden die Bettelorden, die Dominikaner und Franziskaner, die inmitten der Städte innerhalb des Bürgertums thätig waren und durch ihre Predigt auf hoch und niedrig einzuwirken suchten. 5. Das Kloster Lorsch. In der Provinz Starkenburg, im Kreise Beusheim, an der Weschnitz, liegt Lorsch, ein Ort von 4000 Einwohnern. Durch sein Kloster war Lorsch einst im ganzen Deutschen Reiche hochangesehen und berühmt. Lorsch (Lauresham, ßaurisia) gehörte vor mehr als 1000 Jahren zum Ober-Rheingau, der ein Teil des den Mittelrhein und die Maingegend umfassenden Herzogtums Franken bildete. Von diesem Orte gingen lange Zeit alle geschichtlichen Ereignisse aus; er war der Mittelpunkt in Bezug auf Religion, Politik und Wissenschaften. Im Jahre 764, unter der Regierung des Frankenkönigs Pipin, ließen ein Edler, Cancor, und feine verwitwete Mutter, die Gräfin Wiliswinba, aus einer zu ihrem Lanbgute gehörigen Insel an der Weschnitz die nötigen Klosterräume und eine Kirche errichten. Die Stifter des Klosters bedachten dasselbe mit beträchtlichen Gütern. Der berühmte Erzbischof Chrodegang von Metz sandte einen vortrefflichen Bruder, Gundeland, als Vorsteher, nebst 14 Benediktinermönchen. Das Ansehen des Klosters wuchs von Jahr zu Jahr. Bald genügten nicht mehr die Räume auf der Insel; man errichtete auf einem Hügel an der Weschnitz ein neues Kloster, dessen Bau zehn Jahre währte. Der Erzbischof Lullus von Mainz nahm 774 die Weihe der prächtigen Klosterkirche vor. Karl der Große, seine Gemahlin Hilbegarb, sein Sohn Karl und anbere Eble wohnten der Einweihung bei. Die Karolinger waren dem Kloster stets zugethan, insbesondere Ludwig der Deutsche,

4. Hessische Geschichte - S. 10

1897 - Gießen : Ricker
— 10 — zuerst in dem Kloster Monte Casino in Neapel thätig, heißt der Benediktinerorden. Die Mönche förderten den Anban des Landes in den dichten Wäldern, wirkten für Ausbildung des Handwerks und der Künste und veranstalteten die Anlage von Dörfern. Sie pflegten eifrig die Wissen-fchaften und bewahrten der Nachwelt die wertvollen Schriften des Altertums. Sehen wir uns das Leben und Treiben in einem mittelalterlichen Kloster etwas näher an! An der Spitze des Klosters steht der Abt (abbas). Als Zeichen seiner Würde trägt er einen gekrümmten Stab. Der Abt vertritt das Kloster nach außen hin und ist für Zucht und Ordnung in demselben verantwortlich. Jeder Klosterbewohner ist dem Vorsteher zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet; doch soll der Abt mehr durch sein Beispiel und seine Klugheit, als durch Gewalt regieren. Der angesehenste Klosterbeamte und Vertreter des Abtes ist der Prior oder Propst (praepo-situs). Er hat über die Befolgung der Klosterregel zu wachen. Der Bruder Kämmerer sorgt für die Kleider, der pater cellarius für Küche und Keller, dem Apokrisarius liegt die Hut über den Kirchenschatz ob. Die zum Aufenthalte der Mönche dienenden Räume heißen „Klausur" und umfasten das Wohn- und Schlafhaus, Speifesaal mit Küche und Keller, Schreibstube mit Bibliothek. Schon sehr früh, bald nach 2 Uhr nachts, wird es im Schlaffaale lebendig; die Glocke ruft zur ersten Andacht (matutina, Messe). Durch einen Verbindungsgang zwischen dem Wohnhaus und der Kirche begeben sich die Mönche ins Gotteshaus. Klosterkirche. An die Stelle des bescheidenen hölzernen Kirchleins, das bei der Gründung des Klosters in der Wildnis errichtet wurde, ist jetzt ein steinerner Bau getreten. Durch Schenkung von Land und andere wertvolle Spenden seitens frommer Fürsten und gütiger Edelleute ist das Kloster wohlhabend geworden und konnte der Umbau ohne Schwierigkeit vor sich gehen. Hörige des Klosters und benachbarte Bauern mußten das nötige Material herbeischaffen. Den Bau selbst leitete ein baukundiger Klosterbruder, der die altchristliche Kunst wohl studiert und den wohldurchdachten Plan auf Pergament-blättern gezeichnet hat. Treten wir in das Innere des Gotteshauses! Nur schwach erleuchtet von der ewigen Lampe ist dasselbe zur Nachtzeit. Doch glitzert der mit Gold geschmückte Altar mit dem reich vergoldeten und mit Glassteinen besetzten Kreuze. Goldene und silberne Kannen, Becher und Weihkessel liegen wohl verwahrt in den Truhen. In dem unterirdischen Raume, der Krypta, ruhen in Mulinheim am Main (Seligenstadt) die Gebeine der seligen Märtyrer Marcellinus und Petrus, welche von Rom durch den Abt Einhard dahin gebracht wurden. Durch die Mauern des Gotteshauses erschallen die eintönigen Wechselgesänge der Brüder (Respousorien). Auf ein gegebenes Zeichen versammeln sich die Brüder um den Prior, um von demselben sich die Arbeit zuteilen zu lassen. Die

5. Hessische Geschichte - S. 40

1897 - Gießen : Ricker
— 40 — Schulen einem Geistlichen oder einigen Ratsgliedern übertrug. In kleinen Städten war der Pfarrer oder Parochus der Schulaufseher, der für das Lehramt einen Gehilfen, den „Kindermeister", annahm. Die Verfasfnng dieser Schulen, die sich hinsichtlich des Unterrichts nicht viel von den Domschulen unterschieden, war ganz znnft- und handwerksmäßig. Der Leiter der Schulen war der Rektor, der mit gegenseitiger vierteljähriger Aufkündigung auf 1 Jahr angenommen wurde. Er mietete sich dann Gesellen, die ganz von ihm abhängig waren. Er versprach, „mit seinen Gesellen die Knaben zum Lateinsprechen zu bringen, unter guter Aufsicht und höfisch zu halten und seine Gesellen in guter Zucht zu halten" oder „die Schule in pietate, doctrina, rnori-bus zu informieren, in scribendo zu exerzieren, sich in tradendis elementis grammatices fleißig zu erhalten, Virgilium und andere gute Autores zu lesen, mit der ganzen Schule an hohen Festen Vesper zu singen und alle Sonntage das Amt singen zu helfen". Das Gehalt des Rektors betrug 40 fl: außerdem bezog er noch allerlei Nebene^n-künfte, wie Ostereier, Fastnachtskuchen, Lichtgeld, Holz- und Austreibe-geld. In den meisten Städten wurde ein Schulgeld bezahlt, das ebenfalls eine Einnahme des Lehrers bildete. Als Nebenbeschäftigung versahen die Lehrer oft noch das Amt eines Stadtschreibers, das lohnenden Verdienst abwarf. Da die Lehrer an diesen Schulen nicht fest angestellt waren, so mußten sie sich nach Ablauf des Jahres, für welches sie in Dienst genommen waren, um andere Stellen umsehen. Der Lehrberuf war ein Handwerk und der Lehrer ein Wandersmann. Mit dem wandernden Meister zogen dann eine Anzahl Schüler, oft bis zum 20. Lebensjahre weiter; es entstanden die „fahrenden Schüler", scholares vagantes, „Bachanten". Diese führten kleinere Knaben, „A-B-C-Schützen" genannt, mit sich, um sie angeblich in eine gute Schule zu bringen, in Wahrheit aber, damit dieselben für sie betteln und stehlen sollten. Diese A-B-C-Schützen wurden so sehr zur Landplage, daß obrigkeitliche Verordnungen gegen sie erlassen werden mußten. Die umherstreifenden Schüler wuchsen auf, ohne etwas Rechtes gelernt zu haben. Aus vielen wurde nichts; sie wanderten von Ort zu Ort als Zauberkünstler, Quacksalber und Sänger. In den Dörfern gaben sie sich als Schatzgräber aus, verkauften Amulette, d. i. Mittel gegen Zauberei, bannten Geister, wahrsagten und Heilten Krankheiten. Andere ergriffen noch zeitig ein Handwerk. Eine Schulpflicht bestand in diesen Stadtschulen ebensowenig wie eine Schuldauer. Die Bürgerskinder besuchten in der Regel den Unterricht vom 7. bis 12. Lebensjahre. Da der Unterricht sich vorzugsweise auf die Behandlung des Lateinischen erstreckte, die Muttersprache, Schreiben und Lesen vernachlässigte, so machte sich das Bedürfnis geltend, Schulen zu errichten, in welchen die Bürgerskinder die Kenntnisse sich aneignen konnten, welche sie im späteren Leben im Handwerke und Handel nötig Hatten. So entstanden neben den seitherigen lateinischen Stadtschulen „Duidesche Scriffcholen" (deutsche Schreibschulen), in denen neben Lesen und Schreiben auch Briefschreiben in deutscher Schrift ge-

6. Hessische Geschichte - S. 107

1897 - Gießen : Ricker
— 107 — aur Seite geistliche Würdenträger, das Domkapitel genannt. Der Verwaltungsbezirk des katholischen Landesbischofs heißt Diözese Der oberste Landesbischof (summus episcopus) der evangelischen Kirche des Großherzogtums ist der Großherzog. Dieser übt das Kirchenregiment aus durch die höchste kirchliche Verwaltungsbehörde, das Oberkonststormm. Unter demselben stehen die drei Superintendenten für die einzelnen Provinzen. Die Angelegenheiten der evangelischen Kirche im Groß-herzogtume regelt die Syuodalversassuug von 1874. Die Landes-syuode, d. i. die Vertretung der Kirchengemeinden, ist aus geistlichen und weltlichen Mitgliedern zusammengesetzt. 2. volksaufstände im Jahre 1848 smfc Ein mehr als 30jähriger Friede hatte nach den welterschütternden deutschen Befreiungskämpfen Deutschland beglückt. Stadt und Land erhoben sich von den unheilvollen Folgen, Handel und Gewerbe blühten wieder, Künste und Wissenschaften wurden eifrig gepflegt, gemeinnützige Anstalten und Vereine bildeten sich; man hoffte, auf einer glücklichen Stufe der Kultur und des Fortschritts in Deutschland angelangt zu sein. Diese Hoffnung sollte sich bald als trügerisch erweisen. Eine neue französische Revolution hatte auch wieder nach Deutschland ihre Brandstoffe verbreitet. Unser Vaterland wurde durch eine Partei zügelloser Demagogen, welche schon seit 1814 wühlten und mit den Umsturzmännern in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien und Polen in Verbindung standen, in verhängnisvolle Wirren gestürzt. Außerdem trug die Bundesregierung in Frankfurt, die so wenig verstand, nach den großen Opfern der Freiheitskriege den Wünschen der Nation gerecht zu werden, Schuld an dem Bürgerkriege, der im Jahre 1848 zum Ausbruch kam. Die revolutionären Ideen Frankreichs hatten in den angrenzenden Staaten: Pfalz, dem Großherzogtume Baden und den Rheinlanden Wurzel gefaßt. In Baden erhob man zuerst die Fahne des Aufruhrs. In Berlin kam es in der zweiten Märzwoche zu lärmenden Volksversammlungen, so daß das Militär einschreiten mußte, um die Volksmenge zu zerstreuen. Am 31. März tagte man in Frankfurt im Vorparlament. Der Bundestag, die Vertreter der einzelnen Regierungen, genehmigten die Beschlüsse des Vorparlaments, unter anderen auch die Freiheit der Presse. Man stimmte weiter zu, eine Nationalversammlung zu berufen, deren Abgeordnete von je 50000 Deutschen zu wählen seien. Zur Vorbereitung dieser Versammlung wählte das Vorparlament einen 50 er Ausschuß, der mit dem Bundestage beraten sollte. Da man in diesen Ausschuß keinen Anhänger der revolutionären Partei, die auch in dem Vorparlamente vertreten war, wählte, so verließen die Anführer Hecker und Struwe die Versammlung und machten den Versuch, ihre Ziele mit Waffengewalt zu erreichen. In Baden

7. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 14

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
14 Krieger und die Inschrift trägt: „Was in heißem Kampfe die Väter errungen, das bewahre in Treue, du kommend Geschlecht!" Wandern wir eine Strecke die Königsteiner Landstraße entlang, so führt der Weg rechts ab über den Fuchstanz nach dem Feldberg. Auf dem ganzen Wege finden wir herrliche Laub- und Nadelwaldungen. Der stärkende Dust der Nadeln erleichtert den Aufstieg. Nach etwa zweistündigem Marsche gelaugt man auf deu Feldberg. Der Gipfel des Berges ist frei. Er ist die höchste Erhebung des Taunus (880 in) und übertrifft au Höhe sowohl den südwestlich liegenden Kl. Feldberg, rund 830 m hoch, als auch den südöstlich liegenden Altkönig, rund 800 m hoch. Der Gipfel des Feldberges bildet ein 2ö1h ha großes baumloses Feld, das mit Gras und Heidekraut bewachsen ist. Auf diesem Felde liegt eiu mächtiger Steinblock, ein Quarzitfelfen von 12 m Länge und 3 in Höhe, der sogenannte Brunhildisfelsen. In einer alten Nrkuude wird er Brunhildi sbett ge- nannt. Nach einer Sage soll die Walküre Brnnhilde mit einem Zauberdorn von dem Gotte Wodan in den Schlaf versenkt und mit einem Fenerwall umgeben worden sein, ans dem sie Siegfried errettete. Nach einer andern Sage war es die fränkische Königin Brunhilde, die auf dem Altkönig ein Schloß erbaut und von dem Gipfel des Feldberges in die Wetterau nach Hilfe ansgeschant haben soll. Die fränkische Königin Brunhilde ist durch ihre Herrschsucht, durch ihren zehnfachen Mord und ihr schreckliches Eude berüchtigt. Auf dem Feldberg befiudeu sich heute 3 Gasthäuser, die dem Wauderer Er- frifchuug gewähren. Auch hat der Taunusklub einen prächtigen Aussichtsturm auf dem Gipfel des Berges errichtet, durch den der Rundblick uoch eriveitert ist. Bei klarem Wetter sieht man zahlreiche Tauuusorte, sowie Dörfer und Städte der im S. sich ausbreitenden Mainebene'). Im Juli feiert man auf dem Feldberg das Feldbergfest, d. i. ein Volkstum fest, das deu Zweck hat, das Volksturueu zu pflegen (Springen, Ringen, Stein- stoßen, Kugelstoßen, Wettlanf.) Eine gleich lohnende Aussicht gewährt der südöstlich vom Gr. Feldberg lie- gende Altkönig. Der Gipfel dieses Berges ist von 3 riesigen Steinwällen um- geben, wie sie sich mehrfach anf den Bergen am Rhein und am Main vorfinden. Diese stammelt ans vorrömischer Zeit, wahrscheinlich von einem keltischen Volke, das auf genanntem Berge seine Opfer- und in Kriegszeiten seine Zufluchtsstätte hatte. Die beiden Berge gelten ebenso wie der Kl. Feldberg als Wetterverkünder für die ganze Gegend. Hat der Feldberg feine Nebelkappe aufgesetzt, so erwartet man Regen. Im Winter sind die drei Berge schon früh mit weißen Kappen geziert, und sie tragen diese oft noch, wenn es im Frühjahre ringsum in den Tälern zu knospen beginnt. i) Das scharf blickende Auge erkennt bei günstigem Wetter fern im S. den Odenwald und den Königsstuhl bei Heidelberg, ini Sw. den Donnersberg, im W. den Hunsrück, im Nw. das Siebengebirge, im N. den Westerwald, Gebirge Westfalens, sowie im 0. das Rhöngebirge bei Fulda und im So. den Spessart im Mainviereck.

8. Abriss der Geschichte des Grossherzogtums Hessen für höhere Lehranstalten - S. 25

1902 - Hannover : Manz & Lange
Hessen als selbständiges Territorium. 25 nach Thüringen und half bei Frankenhausen die unter Münzer vereinigten Bauern und Bürger niederwerfen. Durch Melanchthons epitome renovatae ecclesiasticae doctrinae 21 und Luthers Übersetzung des neuen Testamentes wurde Philipp (wohl im Winter 1524/5) persönlich für die Reformation gewonnen. Auf dem ersten Speyerer Reichstag (1526) war auch Philipp anwesend. Zum Teil durch seinen Einfluss kam es zu der Verordnung, dass bis zur Entscheidung eines allgemeinen Konzils jeder Stand so leben solle, wie er es gegen Gott und die kaiserliche Majestät zu verantworten sich getraue. Auf Grund dieser Bestimmung beschloss Philipp, die Reformation in seinem Lande einzuführen. Zu diesem Zweck berief er auf den 26. Oktober 1526 eine Versammlung der Landstände und der Geistlichkeit nach Homberg. Hier einigte man sich dahin, eine Reformationsordnung zu entwerfen. Nach dieser wurde den Gemeinden gestattet, unter Leitung des Pfarrers ihre kirchlichen Angelegenheiten selbst zu ordnen. Über den Gemeinden stand die Generalsynode, die sich aus den Abgeordneten der Gemeinden, Geistlichen und Laien, zusammensetzte.1) Die Stifter und Klöster sowie die Kirchengüter wurden eingezogen und für andere Zwecke verwendet, so für die neuerrichtete Universität in Marburg und für die Unterbringung von Kranken und Siechen. Auf dem zweiten Speyerer Reichstag (1529) beteiligte sich Philipp wie die übrigen Anhänger Luthers an dem feierlichen Protest und gelobte sich mit diesen gegenseitige Hilfe für den Fall, dass sie wegen des göttlichen Wortes angegriffen werden sollten. Als an Stelle dieses Versprechens ein förmliches Bündnis treten sollte, trug Johann von Sachsen Bedenken, mit den oberdeutschen Städten, die Zwinglis Lehre angenommen hatten, in nähere Beziehung zu treten; daher veranstaltete x) Diese Verfassung erlitt später durch Philipps Verfügung vom 27. Juli 1581 eine Änderung. Darnach wurden 6 Superintendenten, 2 für Niederhessen in Kassel und Rotenburg, 2 für Oberhessen in Marburg und Alsfeld, einer für Oberkatzenelnbogen in Darmstadt und einer für Niederkatzenelnbogen in St. Goar mit der Gerichtsbarkeit und Aufsicht über alle geistlichen Personen sowie mit der alljährlichen Visitation ihres Sprengels beauftragt; ausserdem versammelten sie jedes Jahr die Pfarrer ihres Bezirkes auf der sogenannten Diöcesansynode. Sie selbst erschienen ebenso oft mit zwei besonders hierfür durch ihre Amtsbrüder beauftragten Pfarrern auf der Generalsynode; diese hatte die höchste Entscheidung in kirchlichen Angelegenheiten. Ihre Beschlüsse erhielten durch die landesherrliche Verkündigung bindende Kraft. Der einzelne Generalsuperintendent wurde durch den Landesherm aus 3 von den Pfarrern des betreffenden Bezirkes vorgeschlagenen Pfarrern ausgewählt.

9. Abriss der Geschichte des Grossherzogtums Hessen für höhere Lehranstalten - S. 36

1902 - Hannover : Manz & Lange
36 Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. sammengebrachten Bibliotheken ausmachten, und die durch die Bibliothek des bekannten Moscherosch einen beträchtlichen Zuwachs erhielt. Auch dem Volksschulwesen widmete Ludwig Vi. besondere Aufmerksamkeit. Er nahm die Einzelaufsicht über die niederen Schulen den Superintendenten und übergab sie den Metropolitanen.1) Als Vorgesetzte eines viel kleineren Bezirkes konnten diese das Schulwesen mehr beaufsichtigen und beeinflussen, als es dem Superintendenten bei seinem weit grösseren Amtssprengel möglich war. Ausserdem erliess Ludwig Vi. (1669) eine Schulordnung, durch welche den Lehrern über die Unterrichtsgegenstände, die Schulzucht und Schulzeit die nötigen Anweisungen zu teil wurden. Auch auf die Hebung des religiösen Sinnes war Ludwig — natürlich in der seinem Zeitalter eigenen Weise — bedacht. Er befahl, dass während des öffentlichen Gottesdienstes in den Städten die Tore geschlossen Und allenfallsiger Lärm bestraft werden solle. Auch die Errichtung des Darmstädter Glockenspiels2) darf als ein Ausfluss von Ludwigs Frömmigkeit betrachtet werden; denn er bezeichnete als dessen Zweck: „es solle geistliche Lieder spielend als eine leblose Kreatur das Lob des Allmächtigen verkündigen“. Übrigens war der Landgraf auch ein begeisterter Freund von Musik und theatralischen Aufführungen; er zog berühmte Künstler an seinen Hof und richtete das Theaterhaus ein, in dem selbst Stücke eines Corneille über die Bühne gingen. Die Landgrafschaft vergrösserte Ludwig Vi., indem er von dem Herrn von Frankenstein Eberstadt, Ober-, Nieder- und Schmalbeerbach, Allertshofen, Stettbach und die Burg Frankenstein kaufte. Er starb am 19. April 1678. _29 Ludwig Yii. (1678 21./4.—81./8.) folgte noch nicht zwanzigjährig seinem Vater, von dem er bereits zu Staatsgeschäften herangezogen worden war. Als er im August 1678 zu seiner Braut, einer Prinzessin von Sachsen-Zeitz, reisen wollte, um sich mit ihr zu vermählen, starb er zu Friedenstein bei Gotha. Ernst Ludwig (1678 —1739) war der Zweitälteste Sohn Ludwigs Vi. Da er bei dem Tode des Bruders erst elf Jahre zählte, so übernahm für ihn seine Mutter Elisabeth Dorothea, Tochter des Herzogs Ernst von Gotha, die Vormundschaft; sie führte dieselbe, bis Ernst Ludwig am 15. Februar 1688 für volljährig erklärt wurde. *) Diese entsprechen den heutigen Dekanen. 2) Der Landgraf hatte bei seinen Reisen in den Niederlanden zahlreiche Glockenspiele kennen gelernt und wurde durch sie zu seiner Stiftung veranlasst. Der Verfertiger des Glockenspieles war dementsprechend ein Holländer.

10. Leitfaden bei'm Unterrichte in der Hessischen Geschichte für Bürger- und Landschulen - S. 83

1824 - Marburg : Krieger
83 Die Einkünfte der aufgehobenen Klöster Vers wendete Philipp zum Wohle seines Landes, und die Uneigennützigkeit, mit welcher er dies that, ist ein überzeugender Beweis, daß nicht irdische Absichten ihn bei der Sache der Kirchen- Verbesserung leiteten. Die aus ihren Klöstern entlassenen Nonnen und Mönche wurden auf ei- ne anständige Art versorgt. Nur einige Klöster, deren Bewohner sich durch ihre Widerspenstigkeit und durch ein anstößiges Betragen dieser Milde unwürdig machten, traf eine strengere Behand- lung. Dieses Loos hatte unter andern auch das Cisterzienscr Kloster zu Haina. Daß Philipp die Güter der aufgehobenen Klöster nur zum Besten seiner Unterthanen ver- wendete, davon sind die von ihm herrührenden adelichen Stifter Kaufungen und Wetter, die großen Hospitäler Hofheim, Gronau, Haina und Merxhausen, so wie die Uni- versität Marbug rc. deutliche Beweise. Co wie die erwähnten Stifter zur Unterstü- tzung für arme adeliche Fräulein, und die ge- nannten 4 Hospitäler zur Verpflegung und Ver, sorgnng für Geistes- und Kcrperkranke jeder Art seiner Unterthanen bestimmt waren; so sollte die I5r? gestiftete Universität Marburg eine Pflanz- schule würdiger und geschickter evangelischer Re- ligionslehrer werden, weshalb ihm auch das im- mer schönere Aufblühen dieser Lehranstalt so sehe am Herzen lag. Wenn eine solche Anwendung der eingezogenen Klostergüter selbst den Gegnern 6"
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