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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 29

1881 - Gießen : Roth
- 29 — die vormundschaftliche Regierung für dessen minderjährigen Söhne Wilhelm I. und Wilhelm Ii. Als auch Heinrich Iii. 1483 starb, folgte ihm in der Regierung fein Sohn Wilhelm Iii., sodaß damals in Hessen 3 Fürsten nebeneinander regierten, welche den Namen Wilhelm trugen. Wilhelm I., der Aeltere, wurde auf der Rückreise von Palästina geisteskrank und mußte deshalb (1493) abdanken; Wilhelm Iii., der Jüngere, verunglückte (1500) aus der Jagd. In Folge dessen vereinigte Wilhelm Ii., der Mittlere, ganz Hessen unter seinem Scepter. Er war ein thatkräftiger Regent, den ein enges Freundschaftsband mit Kaiser Maximilian I. vereinigte und an dessen Seite er mit seinen Hessen in Flandern und Ungarn kämpfte. Als er 1509 starb, vererbte er sein Land nngetheilt auf feinen Sohn. 8. Philipp der Großmüthige. (1509—1567.) a) Derselbe war am 13. Nov. 1504 auf dem Schlosse zu Marburg geboren. Kaum 5 Jahre alt, hatte er das Unglück feinen Vater zu verlieren. Derselbe hatte zwar den Hofmeister Konrad von Wallenstein nebst andern Herren vom Adelsgeschlecht zu seinen Stellvertretern ernannt, wenn er allenfalls zu früh vom Tode überrascht werdeu sollte, widerrief aber diese Verfügung auf dem Sterbelager und ernannte feine Wittwe Anna von Mecklenburg zur Regentin des Landes und Vormünderin seines Sohnes. Kaum hatte er aber die Augen geschlossen, als sich einige der angesehensten hessischen Ritter zu Regenten des Landes auswarfen. Erst 1514 gelang es den unzufriedenen Landständen mit Hülfe der Bürger von Kassel und Marburg die Mutter in ihre Rechte einzusetzen, die sie nun bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, in Verbindung mit einem aus den vornehmsten Rittern und den Abgeordneten der Städte gebildeten Ausschuß, ausübte. Schon 1518 in seinem 14. Jahre wurde Philipp von Kaiser Maximilian für-volljährig und regierungsfähig erklärt. Philipp war nicht groß von Körper, aber kräftig und durch Jagd und Waffenspiel abgehärtet. b) Kaum hatte Philipp die Regierung seines Landes angetreten, als ihm Franz v. Sickingen, einer der reichsten und tapfersten Ritter Deutschlands und das Haupt aller ritterfchaftlichen Vereine am Rhein, in Franken und Schwaben, um nichtiger Ursache willen, einen Fehdebrief zusandte. Ihm gesellten sich alle hessischen Ritter zu, die aus irgend einem Grunde mit dem Landgrafen unzufrieden waren, während viele befreundete Fürsten und Herren vorzogen unter theilweise hinfälligen Entschuldigungen neutral zu bleiben.

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 32

1881 - Gießen : Roth
— 32 - Ausdruck evangelischer Ueberzeugung und Gewissensfreiheit angesehen werden muß. f) Um Luther und Zwingli, welche namentlich in der Auf->asiung der Lehre vom heiligen Abendmahl von einander abwichen, zu vereinigen, veranlaßte er 1529 in Marburg ein Religionsgespräch, das leider bei dem unbeugsamen Widerstand der Wittenberger Theologen nicht zum Ziele führte. Phl^pp ivar es auch, der auf dem Reichstag zu Augsburg 1o30 darauf drang, daß die von Melanchthon verfaßte „Augsburgische Confession", das Bekenntniß des evangelischen Glaubens, nicht bloß lateinisch, sondern auch deutsch verlesen wurde. g) Für Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung im Reiche trat der Landgraf überall freudig und mit allem Nachdruck in die Schranken. Um 1525 brachen in dem größeren Theile von Deutschland Unruhen unter den Bauern aus. Dieselben hatten die Pre-bi9lüd.n der „evangelischen Freiheit" falsch aufgefaßt und standen nt Masse auf, um die wirklichen oder vermeintlichen Lasten, welche sie drückten, abzuschütteln. Sie schritten bald zu ruchlosen Widersetzlichkeiten und frevelhaften Gräuelthaten fort, plünderten Schlösser und Klöster, zerstörten die Gotteshäuser, sengten und mordeten. Es waren mitunter Schaaren von 20000 beisammen. Bei Heil-bronn wurden 80 Ritter ohne Erbarmen in die Spieße der blutdürstigen verwilderten Bauern getrieben. In 12 Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen. Philipp war feinen Augenblick im Zweifel, was er zu thun habe und schickte einige Hundert Mann dem schwäbischen Bunde zu, der sich anschickte, die Bauern zu bekämpfen. Kaum waren die Hessen auf dem Marsche, als sich die Kunde verbreitete, daß auch an den Grenzen seines Landes die Empörung ausgebrochen sei. Von Thüringen waren mehrere Hau-feit von 5, 7 und 8000 Mann im Anzuge, in Fulda standen 10000 und gegen Hersseld waren 5000 in Bewegung. Vorerst wollte der Landgraf, um Blutvergießen zu vermeiden, unterhandeln. Man verlangte, er solle die 12 Artikel annehmen. Aus solche Bedingungen konnte der Landgraf unmöglich eingehen. Er befchied daher feine treuen Hessen nach Alsfeld zu einer Berathung und sprach den Versammelten das Vertrauen ans, daß sie ihren angestammten Regenten in dieser gefahrvollen Zeit nicht im Stiche lassen würden; wer auf seiner Seite stehen wollte, solle die Finger erheben. Alle erhoben gleichzeitig unter lauter Versicherung ihrer Anhänglichkeit ihre Hände, die Hessentreue hatte sich abermals bewährt. Schon am nächsten Morgen brachen die Gerüsteten auf, um die Grenze zu sichern. Die Rebellen in

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 26

1881 - Gießen : Roth
— 26 — genhain, aus dessen Wappen man auch das Bundeszeichen — einen Stern — der an den Steigbügeln oder an Kappen getragen wurde, wählte. Man erzählt, daß selbst die Hofdiener des Landgrafen sich mit dem Stern versehen hätten, um im Augenblick der Gefahr sich Sicherheit zu verschaffen. Die^ beiden Landgrafen erließen zwar eine schriftliche Abmahnung an ihre Basallen und Burgmannen, dem Bunde nicht beizutreten, oder auszutreten, falls sie Glieder wären, aber ohne Erfolg. Bei einer außerordentlichen „Tagsatzung" zu Marburg, schilderte Hermann den Abgeordneten der oberhessischen Städte die Lage des Landes und die Treulosigkeit seiner Vasallen. Als er unter Thränen erklärte, daß er alle ihm treuen Ritter mit einem Brode speisen könne, erhoben sich die Vertreter der Städte und vergießen dem Landgrafen Leib und Gut. Landgraf Hermann, hierdurch er-muthigt und gestärkt, verwarf nun selbst den Vorschlag seines Oheims, durch eine Gebietsabtretung an Braunschweig die Ruhe seines Landes zu erkaufen und beschloß auszuharren in dem aufgedrungenen Kampfe. d) Die Städte hatten in der Folge schwere Drangsale zu erdulden, doch waren ihre Bürger von einem tapferen Geiste beseelt. Es gelang ihnen nicht selten, die Anstürmenden zurückzuwerfen und ihnen empfindlichen Schaden zuzufügen. Bei Wetzlar gelang es den mit Hermann verbündeten Grafen von Solms, Otto und Johann Ii., nach einem siegreichen Treffen die Häupter des feindlichen Heerhaufens gefangen zu nehmen. Graf Otto ließ leine Gefangenen als treubrüchige Vasallen hinrichten, Johann dagegen, vielleicht durch ein Lösegeld bestochen, vielleicht auch entschlossen von Hermann abzufallen, entließ die seinigen heimlich. Hierüber entrüstet, überfiel ihn Landgraf Hermann, behandelte ihn als offenen Feind und begann, um die Stadt Wetzlar zu schützen, ihn selbst aber zu bezwingen, auf einer Anhöhe <xn der Dill eine Feste zu bauen, die nach ihm Hermannstein genannt wurde. Auf diese Weise wurde die Kraft der Stern er getheilt und ihr Name fiel bald der Verachtung anheim. Auch mit Thüringen und Mainz hatte Hermann zu kämpfen und seine Hauptstadt Kassel hatte zwei Belagerungen auszuhalten. Das letzte mal rettete ihn der Muth seiner zweiten Gemahlin, 'einer Tochter des Burgrafen Friedrich V. von Nürnberg. Dieselbe wagte sich nämlich in das feindliche Lager und bewog durch ihre Beredsamkeit den Landgrafen Balthasar v. Thüringen zum Abzug. 5. Ludwig I., der Friedfertige. (1413—1458.) a) Das Leben und Wirken dieses Fürsten, eines Sohnes Hermanns des Gelehrten, bilden in den unerquicklichen Wirren und Fehden seiner Zeit einen angenehmen Ruhepunkt. Er verstand es einerseits seine Feinde zu züchtigen, aber andrerseits auch wieder mild und versöhnlich zu sein. Um seinem Volke Ruhe und Frieden zu sichern, verzichtete er auf seine Erbausprüche in Brabant und schlug selbst die ihm nach Albrechts Ii. Tod (1440) angebotene Kaiserkrone aus. Da er in seiner Jugend schwächlich war, so hatte er weder Lesen noch Schreiben gelernt; trotzdem wurde er vielfach als Schiedsrichter angerufen. Sehr gottesfürchtig, war er in seiner Jugend mit seinem Freuude, dem Grasen Johann von

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 63

1881 - Gießen : Roth
— 63 — Kugelregen entscheidenden Antheil an dein Siege bei Gravelotte am 18. August 1870. Auch die Namen Mars la tour, Metz, Blois, Chambord, Artenay, Chevilly, Orleans, Bonny, Briare und Vienne verkünden den Ruhm der hessischen Waffen. Voll Vertrauen steht auch im Frieden das hessische Volk treu zu seinen angestammten Fürsten, dessen sichtliches Wohlwollen ihm eine Gewähr ist, daß das schöne Verhältniß, welches zwischen ihm und seinem Volke besteht nie eine Aenderung erleide. jyfi • > £****++ , ------------------------ An unsrer Väter Thaten Mit Liebe sich erban'n, Fortpflanzen ihre Saaten, Dem alten Grund vertran'n; In solchem Angedenken Des Landes Heil erneu’n, Um unsre Schmach sich kränken, Sich unsrer Ehre sreu'n; Sein eignes Ich vergessen In Aller Lust und Schmerz, Das nennt man, wohlermessen, Für unser Volk ein Herz! ■’ ~ y >"2», ' */ ' - tf Xy f-'s--1 J.j 1 J.in v Z/ z\ 'Zyv-v . «V', V ^ f¥% 3 Druck von Greßner & Schramm in Leipzig.

5. Hessische Geschichte - S. 94

1897 - Gießen : Ricker
— 94 — ganze „Troß" von Emigrierten war gleichfalls erschienen und erfüllte alles mit prahlerischen Reden und lügnerischen Berichten über die Lage Frankreichs. Die Emigrierten suchten die Kurfürsten zu der Beteiligung an dem thörichten Feldzuge des Jahres 1792 zu bestimmen, den sie als „einen Spaziergang nach Paris" bezeichneten. Als am 19. August 1792 die deutschen Truppen, meist Preußen, unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl vou^ Braunschweig in der Champagne eingerückt waren, zeigte es sich, daß der Feldzug schwieriger sein würde, als ihn die Emigranten dargestellt hatten. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse und die fehlerhafte Oberleitung wirkten hemmend. Bei Valmy wagte man es nicht, dem Heere von „Neulingen" bestimmt entgegenzutreten. Das unbedeutende und unentschiedene Gefecht war für die Franzosen ein Sieg. Am 30. August trat der Herzog von Branuschweig über Luxemburg den Rückzug wieder nach Deutschland an. a) Custine in Mainz. Während des Rückzuges der deutschen Truppen drang der französische General Custine mit der französischen Rheinarmee bis Speyer vor. Die wenigen Mainzer Truppen wurden geschlagen, Speyer und Worms genommen und gebrandschatzt. Durch das Vorgehen Cnstines wurde der Reichstag zu Regensburg aus seiner gewohnten Ruhe gebracht; man sah ein, daß schleunige Hilfe nötig sei. Bevor man jedoch etwas Bestimmtes von seiten des Reiches unternahm, standen die Franzosen vor der Festung Mainz. Das Erscheinen der Franzosen rief eine furchtbare Bestürzung hervor. Der Kurfürst floh: alle Straßen in Mainz waren mit Flüchtlingen besäet, so daß die Statthalterschaft, die der Kurfürst vor seiner Abreise eingesetzt hatte, dem Ausreißen Einhalt thun mußte. Die Mainzer waren bei dem französischen Angriffe auf sich angewiesen. Die Festung war schlecht armiert und nur mit einer-schwachen Besatzung von etwa 3000 Mann, zur Hälfte aus Rekruten bestehend, versehen. Der Festungskommandant General von Gymmich war ein unfähiger und schwacher Mann. Am 18. Oktober hatte Custine mit 11000 Mann die Stadt blockiert, und am 21. Oktober wurde schon die Kapitulation unterzeichnet. b) Die Clubisten in Main;. Unter dem Jubelrufe der „Clubisten", einer franzosenfreundlichen Vereinigung, die meist aus Professoren bestand, zog Custine in Mainz ein, während die Bürgerschaft sich kalt und stumm dabei verhielt. Der französische General und sein Heer behandelten die Stadt mit Schonung; die Soldaten bezahlten ihre Einkäufe ordnungsgemäß. Auch ließ der neue Herr die alten Behörden und Gerichte bestehen. Das Verhältnis wäre erträglich gewesen, hätten nicht einige „Brauseköpfe" in ihrer Begeisterung für die unterdessen in Paris am Ruder sitzenden Jakobiner mehr als die französischen Eroberer selbst die Ruhe der Bürger gestört. Bald nach dem Einzuge der Franzosen hatte sich in Mainz eine Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit, „Clubisten" genannt,

6. Hessische Geschichte - S. 37

1897 - Gießen : Ricker
— 37 — und Bürger in Oppenheim erfreuen". (Urkunde vom 19. Juli 1312.) Dieser Diether Iv. von Katzenellenbogen fiel in einem Turnier zu Basel im Jahre 1315. — Die Grafschaft Katzenellenbogen ging 1479 durch Verheiratnng des Landesherrn Heinrich Iv. von Hessen mit Anna, der Erbtochter des Grafen von Katzenellenbogen, an das Haus Hessen über. Xx* Dev Steriievbrriid. 1366, Im Jahre 1366 war Otto, genannt der Schütz, der Sohn des Landgrafen Heinrichs des Eisernen, kinderlos gestorben. Der unerwartete Tod des ritterlichen Landgrafen Otto und die Ungewißheit der Nachfolge erfüllten das ganze Land mit Sorgen. Anfangs beabsichtigte Landgraf Heinrich seinen Enkel Otto den Qnaden, d. h. den Rohen oder Bösen, zu seinem Nachfolger zu ernennen; doch gab er diese Absicht bald auf, da des Enkels ungestümes Wesen dem Großvater durchaus nicht zusagte. Außerdem hatte nach fränkischem Rechte des Bruders Sohn eher Ansprüche auf die Nachfolge, als der Tochter Sohn. Der alte Landgraf berief demnach seinen Neffen Hermann zum Mitregenten. Dieser hatte sich früh gelehrten Studien und dcnt geistlichen Stande gewidmet, da er als des jüngsten Bruders Sohn nicht hoffen konnte, einmal die Landgrafschaft zu erhalten. In Prag erwarb sich jener Hermann bert Grad eines Magisters der freien Künste (baccalaureus). Seitdem Hermann zum Mitregenten ernannt war, plagte Otto der Neib, der schlimme Früchte tragen sollte. Viele Ritter der Landgrafschaft, denen das Wachsen der hessischen Fürstenmacht ein Dorn war; und die bert starkeu Arm des eisernen Heinrich empfunben hatten, glaubten jetzt, wo ein waffenunkunbiger Gelehrter dem alten Lanbgrafen zur Seite staub, sei der Augenblick gekommen, wo sie sich unabhängig von der Fürstengewalt machen könnten. In geringschätzigem Tone sprachen sie nur von dem Baccalaureus. Doch sollten sie balb inne werben, daß biej'er gleichwohl die Zügel der Regierung zu führen verstaub. Die finanzielle Lage des Laubes, welche der junge Lanbgraf bei Übernahme der Regierung antraf, erforderte die größte Sparsamkeit, zumal ein großer Teil der regelmäßigen Renten und Gefälle verpfändet war. Vor allem suchte Landgraf Hermann die Kosten der Hofhaltung zu verringern. Die Zahl der Burgmannen in den Städten und auf den Schlossern wurde eingeschränkt, wie auch die besonderen Vorteile der Adeligen aufgehoben. Durch diese Maßnahmen schuf sich der junge Landgraf eine Menge Feinde. Auf der feindlichen Seite stauben der Gras von Ziegenhain, die Grasen von Walbeck, von der Mark, von Isenburg, die Herren von Bübingen, von Eppensteiu und Helsenstein, der ziegenhainffche Vasall Friedrich von Lisberg, der Gras von Hanau, Philipp von Falkenstein, Gras Johann von Nasfau-Dillenburg, die Grafen von Katzenellenbogen. Unterbessen war ein großer Geheimbuub

7. Hessische Geschichte - S. 79

1897 - Gießen : Ricker
— 79 — 1685 die simmersche Linie ausstarb und mit Philipp Wilhelm von Neuburg die katholische Neuenburger Linie die pfälzische Kurwürde erlangte. Jetzt verlangte Ludwig Xiv., da sein Bruder mit einer pfälzischen Prinzessin aus der simmerschen Linie verheiratet war, die Herausgabe von Simmern, Lautern, Sponheim und des Amtes Germersheim. Als er dies auf gütlichem Weg nicht erreichte, erklärte er, der soeben abgeschlossene Friede Deutschlands mit der Türkei fei für Frankreich beunruhigend, und er müsse deshalb die deutsche Westgrenze besetzen. Französische Truppen rückten in die Pfalz ein und nahmen 1687 Kaiserslautern, Alzey, Neustadt, Oppenheim, Worms und Speyer m Besitz. Das Deutsche Reich, England und Holland vereinigten sich wohl zur Abwehr; aber Ludwig wollte keinen ehrenhaften Krieg ausfechten, sondern billigte den Befehl seines Kriegsministers, „de brnler le Palatinat“. 1688 zogen die französischen Horden am linken Neckarufer entlang und zerstörten die blühenden Orte. Nicht besser erging es dem rechten Neckarufer; bis in die Umgebung von Mainz wurde alles versengt und verheert. Das Schloß des Kurfürsten von Mainz wurde als Lazarett be- nutzt, die kostbaren Möbel verbrannt und verkauft. In den Stuben der Bürger wurden die Pferde gefüttert, und alle möglichen Gewalt- und Schandthaten verübt. Kastei und Bingen wurde von den Franzosen verbrannt. Vom 7. Juni bis 8.^September 1689 wurde Mainz von den deutschen Truppen, Bayern, Sachsen und Hessen eingeschlossen und belagert. Bei dem Sturme am 6. September fielen von 4640 Mann 1002 Mann, sowie beinahe alle Offiziere. Am 8. September mußten die Franzosen die Stadt übergeben. — Das Schloß zu Heidelberg wurde ausgeplündert, die Thore und Mauern durch Pulver zersprengt, der Otto-Heinrichsbau verbrannt, die Stadt so verwüstet, daß kaum einige Gebäude der Zerstörungswut entgingen. In welch furchtbar roher Weise die Horden des „allerchristlichen" Königs wehrlose Bürger mißhandelten und schändeten, läßt sich nicht wiedergeben. Die schönen Dome zu Worms und Speyer wurden angezündet, Kirchengeräte und Reliquien verbrannt und geraubt, die Grabstätte der deutschen Kaiser bei Speyer erbrochen und die Gebeine derselben auf die Straße geworfen. Wohl endete der Friede zu Ryswick (1697) den Krieg; aber den Wohlstand und das Glück konnte er der Pfalz nicht bringen. Das Land war von einem Fürsten beherrscht, der ihm nicht aus seinem kläglichen Zustand aufhelfen konnte. Ein Herrscher, der, statt seinem verarmten Volk aufzuhelfen, sein Geld durch heillose Verschwendung vergeudet, war noch das größte Unglück für das arme Pfälzerland. Diese Mißwirtschaft am pfälzischen Hofe, die sich unter den folgenden Fürsten noch steigerte und die Verfolgung Andersgläubiger eifrig betrieb, führte denn auch zum Untergang des pfälzischen Kui'ftaats. Im Frieden^zu Lnneville (1801) kamen die rechtsrheinischen Telle an Baden, Hessen und Bayern, die linksrheinischen an Frankreich. Letztere fielen 1815 zum größten Teile an Bayern und Hessen.

8. Hessische Geschichte - S. 93

1897 - Gießen : Ricker
— 93 — der hessen-darmstädtische Hof eine rühmliche Ausnahme in jener Zeit der sittlichen Zerfahrenheit und Frivolität." Hier herrschten Sparsamkeit und Einfachheit der Sitten, Mäßigkeit in den Genüssen vor, wie wir dies am Hofe der großen Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt sahen. — Viii. Zeit der Fraiyosenherrschast in Deutschland. X* Hessen während der sranzösischen Revolution. Im Jahre 1774 bestieg Ludwig Xvi. den französischen Königsthron. Dieser, ein liebenswürdiger und rechtschaffener Mann, war nicht im stände, dem argen Verderben seines Landes zu steuern. Die Schuldenlast Frankreichs war ins Unermeßliche gestiegen; die Steuern waren für Bürger und Bauern unerschwinglich, da Geistlichkeit und Adel steuerfrei waren. Die vom Könige aus allen Teilen des Landes zur Beratung nach Paris einberufenen vornehmen und klugen Männer konnten deu rechten Rat nicht geben. Adel und Geistlichkeit wollten keine Opfer zur Rettung des Reiches bringen, sondern waren nur bedacht, ihre Vorrechte zu erhalten. Das empörte die Männer aus dem Bürgerstande. Aufgestachelt durch Menschen, welche bei einem allgemeinen Aufstande nur gewinnen konnten, hofften sie, durch eine gewaltsame Umwälzung aller Verhältnisse (Revolution) ihre Lage zu bessern. Volkshaufen durchzogen lärmend und tobeud die Straßen von Paris. Die königliche Macht wurde immer mehr beschränkt durch die Nationalversammlung, welche in eine Tyrannenherrschaft ausartete, der Taufende Unschuldiger, auch der König und die Königin, zum Opfer fielen. Die Adeligen und Geistlichen sahen sich durch diese Zustände am meisten bedroht und wanderten ans. Diese Emigrierten fanden bei den kleinen weltlichen und geistlichen Fürsten am Rheine gute Ausnahme. Auch in dem Kurstaate Mainz ließ sich eine beträchtliche Zahl französischer Emigrierter nieder. In fast lächerlicher Weise wurden diese hier gefeiert, sogar mit Kanonendonner begrüßt. Am 19. Juli 1792 sah Mainz eine glänzende Versammlung. Der neugewählte deutsche Kaiser Franz Ii., der König von Preußen, der König von Neapel, die Kurfürsten von Trier und Köln, sowie zahlreiche Fürsten und Prälaten waren hier zusammengekommen. Der

9. Hessische Geschichte - S. 95

1897 - Gießen : Ricker
— 95 - aebitbet Ihr Organ war die „Privilegierte Mainzer Zeitung". Vordem Stadtgerichtshause wurde der „Freiheitsbaum" gepflanzt den man mit einer roten Jakobiner-Mütze schmückte. Der Club zählte anfangs unter der Bürgerschaft trotz großer Anstrengungen der fanatischen Führer wenig Anhänger. Die Hetzereien und Verfolgungen anders Denkender wurden eifrig fortgesetzt, so daß es dem wüsten tollen Treiben der Clnbisten schließlich gelang, daß ihre Ideen auch m der breiten Masse des Volkes Eingang fanden. Mainz wurde allmählich in Gesinnung und Denkungsart eine französische Stadt. c) Weiteres Vordringen der Franzosen. Von Mainz aus suchten die Franzosen auf dem rechten Rheinufer weiter vorzudringen. Die freie Reichsstadt Frankfurt wurde besetzt und derselben eine Kontribution von 150 000 ft. auferlegt. Die Wetterau bis zur Lahn hin wurde gleichfalls durch französische Streifzüge heimgesucht. Bei der Nachricht von dem Falle der Festung Mainz zog der Landgraf Ludwig X. von Hessen seine Truppen hinter die Lahn und Wieseck zurück. Schon am 26. Oktober streiften die Franzosen m der Umgegend von Friedberg und Nauheim umher, bis nach Gießen hm. Eine Abteilung von 150 Mann hessen-kasselischer Infanterie wurde bei Nauheim nach tapferer Gegenwehr gefangen genommen und nach Landau abgeführt. Der Landgraf Ludwig X. zog jetzt feine Truppen in der Festung Gießen zusammen, um hier die Ankunft der auf dem Rückzüge aus der Champagne sich befindlichen Preußen zu erwarten. Darmstadt griff Custine nicht an, weil der Landgraf ihm erklärt hatte, jede Unbill gegen fein Land rächen zu wollen. d) Die Rückkehr der deutschen Truppen aus Frankreich. Die ans Frankreich zurückkehrenden Truppen, an der Spitze die heffen-kafselischen, waren anfangs November an der Lahn angelangt. General Custine wollte ihnen den Weg verlegen und sie an der Vereinigung mit den Hessen-Darmstädtern bei Gießen hindern. Er sandte seinen General Hvnchard vor, der die Verbündeten bei Weilburg und Limburg angriff. Dieselben verloren beide Gefechte, konnten aber ihren Weitermarsd) auf Gießen fortfetzen. Die Umgegend von Weilburg und Limburg hatte viel von Custine zu leiden, der auch das Schloß des Fürsteu von Nassau zu Weilburg gehörig brandschatzte. Unterdessen war auch ein anderes preußisches Korps herangerückt, und Custine zog sich nach dem Taunus zurück. Am 24. November beschlossen die Verbündeten ihren Marfd) nach Frankfurt. Ihrem Heere schloß sich jetzt der Landgraf Ludwig X. in Gießen an, der bisher aus Rüdfidjt auf fein Land Neutralität beobachtet hatte. e) Die Eroberung von Frankfurt. Frankfurt war schwach besetzt von hödfftens 2300 Mann, welche unter dem Kommando des Generals van Helden standen. Dieser fand bei Custine, der fid) in Höchst a. Main besand, keine Unterstützung.

10. Hessische Geschichte - S. 24

1897 - Gießen : Ricker
— 24: ~ beschließen die Städte, „keinen als König zu wühlen, der nicht einstimmig gewählt würde". Mainz ist das Haupt des Bundes; dasselbe leitet die Geschäfte in Städten des unteren, Worms die der Städte des oberen Rheins. Die oberen Städte stellen 100 Schiffe, die des Niederrheins, wozu auch die westfälischen Städte gehören, 500. Ebenso wird für die einzelnen Gebiete eine bestimmte Anzahl Fußvolk und Reiterei verabredet. Bald war der Bund so gestiegen, daß es keine Stadt und kein Gebiet am Rhein gab, das nicht zu ihm gehörte. Im ganzen waren es 60 Städte, unter welchen als hessische Städte: Mainz, Oppenheim, Wimpfen, Bingen, Friedberg, Grünberg, Seligenstadt. Die Thätigkeit des Bundes fällt in die Zeit, in welcher sich in Deutschland zwei auswärtige Fürsten um die Königskrone bewarben: Richard von Cornwallis und Alphons von Kastilien. Dem Engländer Richard gelang es, für 20 000 Mark die Stimmen der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, für 12 000 Mark die des Kurfürsten von Köln und für 8000 Mark die des Mainzer Kurfürsten zu kaufen. Richard wurde zu Aachen 1257 gekrönt, während die Gegenpartei Alfons von Kastilien auf den Schild erhob. Aber nicht bloß die Fürsten waren nicht einig; auch der Bund der Städte hatte sich gelockert. Richard gelang es, durch geschickte Unterhandlungen einzelne Glieder des rheinischen Bundes auf feine Seite zu ziehen. Zuerst erklärten sich Köln, Frankfurt und die wetterauifchen Städte für ihn, denen sich zuletzt auch Worms und Speyer anschloß. Dieser traurige Zustand der Zerrissenheit Deutschlands änderte sich erst mit dem Tode Richards (1272). Jetzt traten die Städte Mainz, Worms, Oppenheim, Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen zusammen und schloffen einen neuen Bund. Sie erklären: wenn die Fürsten einstimmig einen römischen König wählen würden, so würden sie ihm ihre Stimme geben. Wären aber jene uneinig, so würden sie den gewählten König nicht anerkennen und so lange darauf bestehen, bis ein einstimmig Gewählter ihnen vorgeschlagen würde. Dies wirkte; die Fürsten ließen ihre Sonder-intereffen fallen und wählten 1273 zu Frankfurt Rudolf von Habsburg. 2. Erzbischof Wcvttcv von Mainz. Deutsche Reichszuftände. Rudolf von Habsburg. Einen treuen Anhänger verlor Richard von Cornwallis, als 1259 zu Erfurt der Erzbischof Gerhard von Mainz starb. Ihm folgte nach wenigen Wochen Werner von Eppenstein auf den bischöflichen Thron. Werner stammte aus einer adeligen Familie in der Wetteran. Er übernahm keine leichte Ausgabe, als er den Mainzer Stuhl bestieg. Der traurigen Lage des Reiches entsprach auch die des Mainzer Sprengels. Die Menge der auszufechtenden Fehden machten den Besitz von Hab und Gut unsicher. Nach Auslösung des rheinischen Städtebundes erhob man wieder ungerechte Zölle, überfiel die Handelsleute auf den Landstraßen; kurzum, Handel und Wandel war gestört. Durch die Menge
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