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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 17

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
17 Nach vier- bis fünfstündigem Marsche sehen wir die sieben Stein- Häuser vor uns, welche seitwärts eines schmalen Wiesenthales an einem mit düsteren Fuhren bewachsenen Hügel liegen. Wir ruhen aus auf einem der großen Granitblöcke, und der Nadelwald begünstigt unser Zurücksinnen in die dunkle Vorzeit, in welcher diese Grabdenkmäler irgend welchen tapferen Heerführern errichtet worden sind. Vielleicht war es die Zeit, in der die Ägypter ihren Königen die Pyramiden als letzte Ruhestätten erbauten. Kein Lied und keine Weltgeschichte melden uns etwas von den Erbauern der Steinhäuser, aber die in diesen Hünenbetten aufgefundenen steinernen Streitäxte und zugespitzten Geweihe geben uns Nachricht über die Waffen und Hausgeräte damaliger Zeit. Und von diesen Gerätschaften machen wir weitere Folgerungen auf Wohnung, Kleidung und Lebensart der Ureinwohner dieser Gegenden. Äxte und Sägen sind ihnen unbekannt, und ohne dieses Hand- werkszeng können sie weder Häuser bauen, noch Spinnräder und Webe- stühle anfertigen. Bekleidet sind sie daher nur mit einem Bären- oder Wolfsfelle, oder mit einem Umhange, aus Binsen und Bast geflochten, und gegen Wind und Wetter suchen sie Schutz in Höhlen und Erd- Hütten. Das erlegte Wild, dazu Wurzeln, Rüben, Rettiche und Beeren aller Art liefern ihnen Nahrung, und als Messer dienen ihnen scharfe Feuer- oder Flintsteine, womit die Heideflächen an manchen Orten förmlich übersäet sind. Hebemaschinen und Wagen besitzen sie nicht, deshalb vereinigen sie sich zur Zeit des Glatteises, um die vor uns liegenden Granitblöcke mit gemeinsamer Kraft auf den Schurrbahnen mühsam herbeiznschleisen und aufzurichten zu Begräbnisstätten für ihre gefallenen, tapfersten Krieger. Zwei hohe Steine stellen sie aufrecht als Thorpfeiler, und darüber legen sie als Dach einen breiten Deckstein. Unverbrannt be- graben sie ihre toten Helden darin und geben ihnen Streitäxte und ihre besten Gerätschaften mit in das Grab. Nach den steinernen Waffen nennt man diese Zeit die Steinzeit. Der hierauf folgenden Zeit gehören die Hünengräber an. Das sind größere Hügel, in welchen aus Thon geformte Krüge (Urnen) vergraben sind, angefüllt mit Asche von verbrannten Toten. Zwischen der Asche findet man kleine Schwerter, Spangen und andere Schmuck- fachen aus Bronze, das ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese Wiermann, Heimatskunde. y

2. Hessische Geschichte - S. 21

1897 - Gießen : Ricker
— 21 — ,*>♦ Zeitalter -er L^ohenftaufen. a) Das Ritterfeft zu Mainz. 1184. Zu Pfingsten des Jahres 1184 wurde zu Maiuz ein großartiges Pruukfest abgehalten. Es galt die Wehrhaftmachung der beiden älteren Söhne des Kaisers Friedrich Notbart: Heinrichs, des römischen Königs, und Friedrichs, des Herzogs von Schwaben. Seit dem Falle vou Mailand 1163 war Mainz die Liebliugsstadt Friedrichs I. Es war ein glänzendes Ritterfest, das man hier gab; aus allen Gauen Deutschlands, aus Frankreich, England und Italien warnt Ritter gekommen. Auf den Höhen der Umgegend erhob sich ein ritterliches Lager. In Hülle und Fülle waren hier Lebensmittel und Wein aufgespeichert. Zwei Hallen waren von oben bis unten mit Hühnern und Hähnen angefüllt. Dem Erzbischöfe von Mainz folgten 1000 Ritter in strahlenden Helmen und Panzern, dem Erzbischöfe von Böhmen 2000 Begleiter, dem Kurfürsten vou Köln 1500, dem Rheinpfalzgrafen 1000. Ein ebenso beträchtliches glänzendes Gefolge von Rittern folgte den Landgrafen und übrigen Fürsten. Der älteste Sohn des Kaisers, Heinrich, trug die deutsche Königskrone. Am folgenden Tage wurden die beiden Söhne des Kaisers feierlich zum Ritter geschlagen. Der Kaiser gürtete ihnen das Schwert um; die Ritter legten ihnen die Sporen an; dem Dienste Gottes und der Verehrung der Heiligen wurde das Schwert geweiht. Diese feierliche Wehrhaftinachuug der Söhne des Kaisers und der Prunk, mit dem bieselbe ftattfaub, ist ein romantischer Zug der hohen-staufischen Periobe. Auf dem politischen Gebiete war das Zeitalter der Hohenstaufen durch die Verbindung mit Italien ergebnislos, ja verhängnisvoll für Deutschland Auf geistigem Gebiete ist jene Zeit vou hervorragenber Bebeutung. Wir Verbanken ihr die Pflege der deutschen Kunst, die Förberung des bentschen Gemütslebens. Das glänzende Auftreten der hohenstanfischen Kaiser blieb Jahrhunderte lang in der Erinnerung. Dieses prunkvolle Erscheinen des Kaisers bei jeder Gelegenheit ist geplant, beabsichtigt. Durch die Heran bilbung eines starken Rittertums, durch die Pflege der ritterlichen Tngenben wollte sich der Kaiser eine Macht schaffen als Gegengewicht zu der Lehnsherrschaft, welche sich die einzelnen Lanbesherren, zum Schaben des Kaisertums, zu nutze machten. Im Jahre 1188 weilte Rotbart wieber auf einem Reichstage in Mainz. Hier wnrbe der Kreuzzug beschlossen, auf welchem der Kaiser in Kleinasien im Salephflusse so jäh seinen Tod sanb (1190). Der plötzliche Tod im Morgenlanbe schuf im Munde des Volkes die Kyff-Häuser-Sage vom schlafenben Kaiser und seinem einstigen Erwachen. Denn wenn auch jene Sage aus Kaiser Friedrich Ii. geht, so war es boch die Persönlichkeit des Staufers Friedrich Rotbart, die in der Erinnerung des Volkes fortlebte und in dem Sehnen besfelben ncidj Einheit jenen Mythus schuf.

3. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 28

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 28 geeignet. Es gedeihen vorzugsweise Apfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche, Walnüsse und edle Kastanien. Zu dem milden Klima gesellt sich ein fruchtbarer, toniger, kalkhaltiger Boden Mergel), der Feuchtig- keit und Wärme im rechten Verhältnis festhält, ferner Schieferboden *), der von der Sonne leicht erwärmt wird. Auf diesem Erdreich und in der geschützten Lage gedeihen die edle Rebe und üppiges Getreide. — Cob/enz Stolzenfelsmahnst. *of)n Rhens;: Boppard' Oberweskl c. Bacharach Gerolstein ^ ^ i |,.......4.....f fy Kartenskizze Nr. 5. Rfyeingau und Kheintal, Mit den Vorzügen der Natur wetteifert der Fleiß der Bewohner; beides macht den Rheingau zur „Perle deutscher Lande." Den stolzen Namen „Krone des Rheingaues" trägt Schloß Jo- hannisberg, auf einem breiten Hügel unweit Geisenheim. Um das Schloß herum liegt eines der schönsten und ältesten Weingüter des Rheingaues. Ruthart, Erzbischos vou Mainz, siedelte 1106 auf der kahlen Höhe Benediktinermönche an, die sich als ausgezeichnete Wiuzer erwiesen. Sie rodeten den Schloßberg und ernteten den herrlichen Wein als ihrer Mühe Preis. Welchen Wert dieser Wein hat, geht i) Vorwiegend Bunt- und Hunsrückschiefer.

4. Leitfaden bei'm Unterrichte in der Hessischen Geschichte für Bürger- und Landschulen - S. 4

1824 - Marburg : Krieger
4 mit Zaum und Gebiß, einer Lanze und einem Schwerte bestand. Der Bräutigam erhielt von feiner Braut nur einige Waffen zum Gegenqe- schenk. — Die Frau besorgte nicht nur das Hauswesen und nahm thätigen Antheil an der Erziehung ihrer Kinder; sondern sie folgte selbst auch ihrem Manne in den Krieg, um ihm seü tte Wunden zu verbinden, ihn mit Lebensmit- teln zu versorgen und gegen den Feind anzufeu- ern. — Als ein freies Volk duldeten sie keine Könige unter sich. Nur im Kriege wählte man einen Heerführer oder Fürsten, dessen Würde aber aufhörte, sobald der Friede wieder herge- stellt war. In Friedenszeiten waren sie, außer Len Priestern, von gleichem Ansehen; es seydenn. Laß sich einer durch vorzügliche Tapferkeit und große Thaten ausgezeichnet hatte. — In Hinsicht ihrer Religion waren sie, so wie andere teutsche Völker, dem Götzendienst ergeben. Doch verehr- ten sie ihre Götter (Tuisko und Hertha rc. rc.) nicht, wie die Heiden, in Tempeln, sondern in dunkeln Hainen und Waldgegenden. — Um ihren kriegerischen Muth zu üben, fan- den sie Gelegenheit in den Kriegen, worin sie mit dem damaligen herrschsüchtigen Volke, den Römern, verwickelt wurden. Als nämlich der teutsche König Arrovist in Gallien von den Rö- mern auf's Haupt geschlagen, und aus diesem Lande vertrieben worden war: so ging der römi- sche Feldherr, Julius Cäsar, über den Rhein gegen die Sueven, vielleicht dasselbe Volk, wel-

5. Leitfaden bei'm Unterrichte in der Hessischen Geschichte für Bürger- und Landschulen - S. 3

1824 - Marburg : Krieger
3 Zur Wohnung diente ihnen eine aus bloßen, groben Holzstämmen aufgerichtete, und statt der Ziegeln, mit Rasen und Erde bedeckte Hütte. — Da sie keine Künste und Wissenschaften kannten, und nur die Tapferkeit über Rang und Vorzug entschied: so konnte sich auch keiner anders wo- durch auszeichnen und Ansehen und Hochachtung erwerben, als durch der Tapferkeit große Thaten. — Ihre Waffen bestanden in einem Schilde, Spiese, Wurfspiese, Schwerte und einer Schleu, der; ihre Fahnen in den Köpfen erlegter wilder Thiere, und ihre Kleidung in Thierhauten z. B. von Löwen, Auerochsen rc., welche ihnen ein fürchterliches Ansehen gaben. Vom Schwerte trennten sie sich nie, weder im Kriege noch im Frieden. Ihre Starke bestand im Fußvolke. Auch wußten sie befestigte Lager aufzuschlagen, und hatten mehr, als andere teutsche Völker, Kenntt niß von der Kriegskunst. Tacitus sagt: schlagen können alle teutsche Völker; aber die Kattcn wis, sen Krieg zu führen. Eine besondere unter ihr nen herrschende Sitte war es, daß die Jünglin- ge so lange einen Ring am Finger trugen und den Bart sich wachsen ließen, bis sie mit eigener Hand einen Feind erlegt hatten. Damit ihr Cha- rakter, ihre Gewohnheiten und Neigungen unverr mischt bleiben möchten, verheiratheten sie sich nur an Einheimische, niemals an Fremde. Nach der unter ihnen herrschenden Sitte, mußte der Mann und nicht die Frau das Heirathsgut mitbringen, welches in einem Gespann Ochsen, einem Pferde 1*

6. 1 - S. 8

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8 Hannover. b) Wie die Kapelle erbaut wurde. Gleich darauf fiel der Kaiser in einen tiefen Schlaf, und als er wieder erwachte, sah er zu seiner groen ver-Wunderung vor sich den Platz mit Schnee bedeckt, während ringsumher alles in grner Sommerpracht stand, fluch das Kreuz, welches er in den Rosenbusch gehngt hatte, war darin festgefroren, und dennoch blhten am Busch die Rosen weit schner und voller, als sie vorher geblht hatten. Da merkte der Kaiser, da Gott hier ein Wunder getan habe, und gelobte, auf der Stelle, wo der heilige Schnee" gefallen war, eine Kirche zu bauen. Noch sann er der diesen frommen Vorsatz nach, als Hundegebell und Wald-hrner durch den Wald erklangen. Sein Zagdgefolge kam herbei und war hocherfreut, den Herrn gesund und frohgemut wiederzufinden. Nun erzhlte der Kaiser, welchen Wink ihm Gott gegeben habe, und befahl, auf der heiligen Sttte sofort eine Kapelle zu bauen. Der wilde Rosenstock aber, der das Kreuz so festgehalten hatte, sollte nicht ausgerodet werden. So geschah es. Es entstand an der Stelle, wo die kleine Kapelle am Dome steht, das erste Gebude von hildesheim. Der Rosenstock aber grnt und blht noch heute und umrankt mit seinen frischen Zweigen das alte Gemuer. (Karl Seifert.) 4. Hermann Btllung. Es war um das Iahr 940 nach Christi Geburt, da htete nicht weit von Hermannsburg ein 13mjhriger Knabe die Rinderherde seines Vaters. Da kommt ein prchtiger Zug von gewappneten Rittern dahergezogert, stolz zu Ro. Der Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glnzenden Speere und die hohen Reitersleute an und denkt in seinem herzen: Das sieht noch nach was aus! Aber pltzlich biegen die Reiter von der sich krmmenden Strae ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er htet. Das ist ihm doch zu arg; denn das Feld ist keine Strae, und es gehrt noch dazu seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht den Rittern entgegen und ruft ihnen zu: Kehrt um, die Strae ist euer, as Zeld ist mein!" Ein hoher Mann, auf essen Stirn ein majesttischer Ernst thront, reitet an er Spitze es Zuges un sieht ganz verwunert ert Knaben an, er es wagt, sich ihm in en Weg zu stellen. Er hlt sein Ro an un hat seine Kreue an em mutigen Jungen, er so khn un furchtlos seinen Blick erwiert un nicht vom platze weicht. Wie heit u, Knabe?" fragt er. Ich bin hermarm Billungs Sohn un heie auch Hermann. Un ies ist meines Daters $el; Ihr rft nicht hinberreiten." Ich will's aber, Knabe," erwierte er Ritter mit rohenem Ernst, weiche, oer ich stoe ich rtieer!" Dabei erhebt er en Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit Mitzertem fluge zu em Ritter hinauf un spricht: Recht mu Recht bleiben, un Ihr rft nicht der as $el reiten, Ihr reitet enn der mich hinweg!" Was weit u vom Recht, Knabe?" Mein Dater ist er Billung, un ich roere es nach ihm," antwortet er Knabe; vor einem Billung arf nieman as Recht verletzen." Da ruft

7. Geschichte der Provinz Hannover - S. 67

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
17. Die Hildesheimer Stiftsfehde. 1619. 67 sammelten Kurfürsten den Versuch, Frieden zu stiften. Vergeblich! Die Braunfchweiger Fürsten vermeinten, mit ihrem Heere von der Elbe bis an den Rhein ziehen zu können, ohne von jemand ausgehalten zu werden. 5. Die Schlacht bei Soltau. 1519. Es war am 29. Juni 1519; da standen sich die Gegner zwischen den Dörfern Langeloh und Valenfen bei Soltau gegenüber. Heinrich von Lüneburg, der die Gegend ant genauesten kannte, hatte auch am glücklichsten die Örtlichkeit benutzt und einen Teil seines Heeres in einen Hinterhalt gelegt. Das Heer der Brannschweiger war in der Front durch einen Morast, in den Flanken durch seine Wagenburg und feilt Geschütz gedeckt. Ohne Zögern schritten die Lüneburger zur Schlacht. Herzog Heinrich kniete dreimal mit seinen Scharen zum Gebete nieder; dann ermahnte er sie, ritterlich für das Fürstentum zu streiten, und stellte sich nun mit dem Bischof Johann an die Spitze der Reiter. Mit ihrem Adel, 300 Pferden, dem Hauptbanner und 12 Fähnlein Knechten griffen sie den aus 2000 Knechten bestehenden verlorenen Haufen an. Tapfer widerstanden die Braunschweiger! Aber die Menge der Krämer und Kaufleute und die mitgeschleppte Beute verbreitete alsbald Verwirrung. Da brachen die geldrifchen Reiter aus dem Hinterhalt hervor und umzingelten das braunschweigische Geschütz; zugleich drang das inzwischen herangefommene Fußvolk in die Reihen der Feinde und brachte die 5000 Knechte des feindlichen Gewalthaufens zum Wanken. Hans von Steinberg, tief in ihre Reihen einsprengend, entriß dem Feinde das Hauptbanner, und weder Herzog Wilhelm, ein Bruder Heinrichs des Jüngern, noch der tapfere Erich vermochte die Fliehenden zum Widerstande zu bewegen. Nach dreistündigem Kampfe war der Sieg für Lüneburg entschieden, und nach allen Seiten verfolgten die hildesheimfchen und geldrifchen Reiter die flüchtigen Braunschweiger. 4000 Tote bedeckten die Walstatt. Heinrich und Franz eilten auf flüchtigen Rossen in das benachbarte Verdenfche und fanden auf dem festen Schlosse Rotenburg ihre Sicherheit. Nur Herzog Erich hielt festen Stand und wehrte mit kräftiger Faust den immer mächtiger werdenden Andrang ab. Schon bei Beginn der Schlacht hatte er zu Herzog Heinrich gesagt: „Vetter, reit, es ist Zeit; meine gelben Sporen wollen's nicht leiden, daß ich reite." Dieser war dann geflohen; aber Herzog Erich, „der schon mehr bei solchem Schimpf gewesen war," focht ritterlich, selbst als schon alles verloren war. Vom Pferde geworfen, ward er von seinem Getreuen, dem langen Heinz, wieder beritten gemacht. Ein lüneburgischer Ritter verwundete den Helden am Oberschenkel; doch er saß tapfer im Sattel und führte den verzweifelten Kampf noch eine Weile fort, bis das aus der Wunde strömende Blut die Kraft erschöpfte. Da sprengte der Herzog auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm das Schwert zum Zeichen, daß er sein Gefangener

8. Die Provinz Hannover - S. 120

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
120 Göttinger Markt zu schicken. „Toif" (Warte!), sagte der Herr von der Draken- bürg, zog dem Esel die Hant ab, schlachtete ihn ganz kunstgerecht aus und packe am andern Morgen seiner Magd den Tragkorb voll Eselfleisch; auf den Grund des Korbes aber legte er die Eselshaut nebst einem Brief und schickte alles an den Markt. Hier bot nun die Magd das Fleisch des unreinen Tiers für Kalbfleisch aus, und die Göttinger kauften so fleißig, daß der Korb bald bis auf den Grund geleert war. Darauf machte sich das Mädchen hurtig aus dem Staube, und die zuletzt kommenden Kauflustigen fanden in dem geleerten Korbe die Eselshaut samt dem Briese. Sie brachten beides sogleich zum Magistrat. Hier öffnete der Bnrgemeifter den Brief und las: „Damit inan für alle Zeiten weiß, daß ihr eures Gleichen freßt, so schreibt auf diese Eselshaut, was ihr heute von mir gekauft und gegeffen habt. Herr von der Drakenburg." — Da aber lief den Herren vom Rat die Galle über; sofort ließen sie die Sturm- glocke schlagen und trugen den sich mit Wehr und Waffen sammelnden Bürgern den Schimpf vor, welchen der Drakenburger der ganzen Stadt angethan hatte. Nun verschworen sich die Bürger, nicht eher Wehr und Waffen abzulegen, bis die Drakenburg der Erde gleich gemacht sei, zogen in hellen Hausen über den Hainberg und eroberten in grimmigem Mute beim ersten Anlaufe die Drakenburg. Alles was Leben in der Burg hatte, mußte über die Klinge springen, und der Burgherr ward von der Zinne des Hauptturms in die Spieße der unten stehenden Eroberer gestürzt. — Mehrere Wochen lagerten die Göttinger in Herberhausen, Rohringen und am Klausberge und zerstörten die Burg bis auf den Grund; erst als der Pflug über die Stelle der Zerstörung hinweg gegangen, zogen sie zur Stadt zurück, und heute sindet man noch nicht einmal mehr die Grundmauern der Burg vor. [21] Karl Seifart. 50. Die Messe. Ein besonderer Anziehungspunkt in der Umgegend von Güttingen ist die Plesfe, eine Burg aus grauer Vorzeit, die etwa eine halbe Meile von Göttingen int Leinethale auf einem hervorspringenden, jedoch mit der übrigen Bergkette zusammenhängenden, hohen und steilen Bergkopfe liegt. Ein wunderbarer Anblick! Zwei graue Türme von beträchtlicher Höhe, ein Trotz dem Sturme der Jahr- hunderte, ragen hehr und majestätisch über die hier und da durch- löcherten Mauern. Der äußerte Berggipfel, aus dem die stolze Bnrg sich erhob, ist durch einen tief in den Felsen gehauenen Graben von dem übrigen Teile des Berges getrennt. Sonst führte eine Zugbrücke hinüber zum Thore des Vorhofs, dessen Pfeiler und Bogen nebst der darau häugeudeu Vormauer noch manchem Jahrhundert trotzen können. Die Burghut, welche die Einfahrt deckte, ist nicht mehr vorhanden, wohl aber die Schießscharten mit ihren Brustwehren und Basteien. Die eigentliche Burg ist nochmals mit einer zum Teil zerfalleueu Mauer umgeben; die Pforte derselben befindet sich nach

9. Die Provinz Hannover - S. 255

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
255 ja nur wieder der Hammer Asathors und weiter nichts." Da trat Verthulf kräftigen Schrittes an das Feuer und sprach: „Davor sei Gott, daß unter meinem Dache irgend eine Lüge laut werde, die nicht sogleich ihren ehrlichen Wiederruf fände! Das da an der Wand ist nicht Asathors Hammer, es ist ein Christusbild am Kreuze." — „Gottlob, Vater," sagte der Knabe, „daß du den Hammergeschichten ein Ende machst. Die Mutter erzählte schon vorhin davon, und ich wußte nicht, was das bedeuten sollte." Alle waren einen Augenblick still, Mutter und Tochter vor Angst, der Knabe innerlich froh, Verthulf und die Gäste in tiefen, ernsten Gedanken. Endlich Hub der mit dein blutigen Kopf- tuche an und sprach: „Ich will dir sagen, abtrünniger Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst. Ich bin der Herzog Wittekind, und dieser ist der Herzog Albion." Da schrie die Frau vor Schrecken laut auf und nahm ihre Tochter in die Arme. Berthulf aber faßte die beiden Herzöge scharf ius Auge und sprach: „Ich habe schon längst einmal gewünscht, euch zu schauen, weil ihr zwei große Kriegshelden seid und wohl verdientet, für meinen lieben Herrn Jesus zu fechten. Jetzt kommt ihr mir freilich ungelegen; und ich werde wohl mein Leben vor euch lassen müssen. Haltet nur Maß in eurer Rache und schonet Hütte und Weib und Kinder!" — „Das wird noch darauf ankom- meu!" antwortete Albion, sich zornig von seinem Sitze erhebend und das Schwert aus der Scheide reißend. Wittekind faßte nach der blanken Streitaxt, die er hinter sich an die Wand gelehnt hatte, und stand ebenfalls vom Seffel anf. Beide waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Der Knabe hatte indessen das Beil genommen und es dem Vater gegeben. Dann riß er einen Brand aus dem Feuer, stellte sich neben ihn und sagte: „Vater wir wehren uns doch?" — „Versteht sich," sprach Berthulf, seine Waffe sest fassend, „wir werden fech- tend sterben wie ehrliche Sachsen." — „Sterben?" lachte der Knabe, „das ist noch die Frage; der Feind ist ja auch nur zu zweien." — Da sahen sich die Herzöge staunend an und senkten Streitaxt und Schwert, Wittekind aber sagte: „Frieden! Ich verlange nichts weiter als zu hören, wie ein so echter Sachse sich zu der Lehre des Gekreuzigten hat bekennen mögen." — „Das will ich euch recht gern erzählen," antwortete Verthulf. Sie setzten sich, ihre Waffen ablegend, ruhig um das Feuer, und Berthulf begann folgendermaßen: „Ich war noch ein wilder Jüngling, etwa neunzehn Jahre alt, da zog ich einmal auf der Jagd mit Armbrust und Bolzen durch den Forst. Da begegnete mir ein Christenpriester in langen weißen Kleidern; der ging hier durch unsere Gauen, um die Leute zu der rechten Lehre zu bringen." — „Hättest ihn tot schießen sollen!" unterbrach ihn der sinstere Albion. — „Nein," erwiderte Ber- thulf, „so Schlimmes kam mir nicht in den Sinn; aber das muß ich mit Schmerzen bekennen: ich gab unvernünftiger Weise dem frommen Manne Schuld daran, daß mir den ganzen Tag noch kein Wild vor den Schnß gekommen war. Hexenmeister! sagte ich, spannte die Armbrust und hielt sie auf seinen rechten Arm an, Hab' ich heute noch nichts geschossen, so will ich doch dich schießen, und du sollst deine Zauberzeichen ein wenig unbehülflicher machen als bisher. Damit schwirrte die Sehne und der Pfeil saß unter dem Ellbogen fest. Der Priester zuckte schmerzhaft zusammen und hielt sich die verwundete Stelle, aus der viel Blut floß; zugleich aber sah er mich freundlich an und sagte: „Mein

10. Die Provinz Hannover - S. 326

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
326 Hermann Billung war nach dem Bericht Albert Crantzius' (Cr. lebte um 1500) in dessen Saxonia ein langer ansehnlicher Herr, von sehr scharfem Gesicht und einem ausgezeichneten Verstände. Schließlich geschehe hier noch des Epitaphiums Erwähnung, das wahr- scheinlich aus dem 16. Jahrhundert stammt und in der Michaeliskirche zu Lüne- bürg aufgestellt ist. Die Verse lauten wie folgt: Hermann Billich bin ich genandt, Im Römischen Reich wohlbekandt. Ein Edelmann von Stubekeshorn, War von schlechtem Stamm gebohrn; Kunst, Tugend und Gerechtigkeit mich bracht. Daß der Keyser Otto mich zum Fürsten macht. Da ich nu erhaben zu einem Herrn, Stisst ich Gott und dem Adel zu Ehren, Und bavet das Kloster zu St. Michael fürwahr, Daneben Lüneburg das Schloß aldar, War züchtig, streng in aller That Otto der Gerechte mich darum begnad. [18] G. Müller. 121. Heinrich der Köm. Kühnern Mut, mächtigere Thatkrast hatte noch keiner der Welsen gezeigt, als Heinrich der Löwe. Alt und ehrwürdig war das Geschlecht der Welsen, auch Odoaker, der 476 das römische Reich zertrat, gehörte ihm an. Frei sein und bleiben, das war der Welsen Losung, und als einst „Heinrich mit dem gol- denen Wagen" sich zu des Kaisers Lehnsmann erniedrigte, da tröstete es den Vater Etticho nicht, daß der Sohn als Lohn dafür sich vom Kaiser das Land ausbedungen hatte, welches er an einem Sommertage mit einem goldenen Wagen uinkreisen werde — und das war nicht wenig, denn der Schalk nahm ein gol- den Wägelchen vor sich auf den Sattel und nmjagte mit oft gewechselten Pfer- den weite Strecken. — Der Vater zog von dannen und vertrauerte in der Ein- famkeit der Tiroler Berge den Rest seines Lebens. Zu großer Gewaltigkeit war der Welfenstamm heran gewachsen. Des Löwen Vater, Heinrich der Stolze, gewann zu seinem Herzogtum Baiern durch Vermählung mit Kaiser Lothars Tochter noch die sächsischen Herrschaften und wurde mm von seinem Schwieger- vater zum Herzog von Sachsen ernannt. Von den Alpen bis zur Nordsee dehnte sich sein Reich; kein Herr in deutschen Landen mochte sich ihm vergleichen. Da ward der Hohenstause Konra d Iii. zum Kaiser erwählt. Ihm trotzte Heinrich, der sich große Hoffnung auf Deutschlands Krone gemacht hatte. Der Kaiser neidete und sürchtete den mächtigen Herzog, schenkte dessen Herzogtum dem bran- denburger Markgrafen, Albrecht dem Bären, gab auch das Baierland einem andern. Als Heinrich eben sein Sachsen mit dem Schwerte dem Markgrasen wieder ab- gejagt hatte und nun schlagfertig des Kaisers grüsteten Scharen gegenüberstand, da starb er plötzlich — man murmelte: an erhaltenem Gift. Das geschah im Jahre 1139. Der Sohn, Heinrich der Löwe, war jetzt ein Knabe von 10 Jahren. Er wuchs kräftig heran. Viel Arbeit harrte sein. Unterdes kämpfte
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