— 14 —
Teil der ganzen oberrheinischen Tiefebene. In den Thälern finden sich Weizen.
Roggen, Raps, Gerste, Kartoffeln, Obst- und Nußbäume, an den Abhängen
fast durchweg zusammenhängende Weinberge, so daß die ganze Provinz einem
einzigen großen mit einem Kranz von Rebenhügeln besetzten Ackerfelde gleicht,
das durch die darin auftauchenden Ortschaften eine angenehme Abwechslung
erhält. Liebfrauenmilch und katterlöcher bei Worms, Niersteiner, Oppen-
heimer, Guntersblumer und Scharlachberger bei Bingen sind weltbekannte weiße
Weine; ebenso roter Wein bei Ingelheim und bei Gundersheim. Die Wiesen
fehlen fast vollständig, wofür „ewiger Klee" als Futtergewächs gebaut wird;
der Spargel-, Gurken- und Zuckerrübenbau (Zuckerfabrik bei Offstein) ist im
Kreise Worms sehr ausgedehnt und einträglich. Waldungen finden sich nur auf
den stärker ansteigenden Höhen des westlichen und nordwestlichen Teiles der
Provinz, so daß nicht mit Unrecht gesagt wird: „Wenn die Pfalz hätt' Heu
und Holz, wär' sie noch einmal so stolz/'
Das Ufergelände des Rheines ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt,
liefert jedoch an Rohr und Weiden (Hamm, Eich, Gimbsheim) bedeutenden Ertrag.
Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn, welche ihren Centralpunkt in Mainz hat, besitzt folgende (teilweise
nach der bayr. Pfalz laufende) Linien:
a) Worms—alzey—armsheim—bingen; fj Worms—monsheim—dürk-
b) Alzey—armsheim—mainz; heim—neustadt:
c) Alzey—kirchheimbolanden - Marnheim; g) Mainz— Worms—ludwigs-
d) Alzey—armsheim—flohnheim; Hafen—neustadt;
e) Worms—monsheim—marnheim—lang- Ii) Mainz—bingen.
meil—kaiserslautern;
Ferner Nebenbahnen Worms—offstein—grünstadt; Osthofen—west-
Hofen; Bodenheim-Alzey-Osthosen; Sprendlingen - Wöllstein-Fürfeld; Finthen-
Mainz-, Hechtsheim—mainz; Osthofen-Rheindürkheim—guntersblum; Ost-
Hofen—odernheim; Armsheim—wendelsheim; Nierstein—undenheim.
1. Der Kreis Mainz, mit 23 Gemeinden.
Mainz mit Zahlbach, hat 85200 E., schon 38 v. Chr. als eine
römische Niederlassung bekannt, seit 719 durch Bonifatius der Sitz
eines Erzbischoss, gegenwärtig noch eine Festung, der Mündung des
Mains gegenüber am Rheine gelegen und durch die neuerbaute fest-
stehende steinerne Brücke mit Kastel, sowie durch eine großartige eiserne
Elsenbahnbrücke mit der Gustavsburg verbunden.
Mainz ist die größte Handelsstadt des Landes; Früchte, Öl, Leder, Stein-
kohlen, Möbel, Tapeten, Bierbrauereien, bedeutender Weinhandel Obgleich die
Straßen enge sind, so finden sich doch schöne Plätze und herrliche Gebäude in
dem „goldnen Mainz". Der prachtvolle Bahnhof, der Gutenbergplatz mit
dem 1837 errichteten Denkmal des Joh Gutenberg, das Großh. Schloß (ehe-
mals das Deutsch-Ordenshaus), das Kurfürstl, Schloß mit Museum, Naturalien-
kabinett und einer ansehnl, Bibliothek, das Zeughaus, das Theater, die Stadt-
Halle mit dem zweitgrößten Saale Deutschlands, die prachtvollen Anlagen längs
des Rheines :c. sind sehenswert. Unter den 9 Kirchen ragt der unter Erzbischof
Willigis 978 begonnene Dom mit 6 Türmen und die Stephanskirche weit hervor.
Mainz besitzt 2 Gymnasien, eine Realschule und ein P rieft er fe min ar.
Schwere Zeiten erlebte es unter Adolf von Nassau 1462, im 30 jährigen und
spanischen Erbfolgekriege, sowie zur Zeit der franz. Revolution von 1792—1814.
Die über Zahlbach führende Wasserleitung, der auf der Eitadelle befindliche
(Drufus gewidmete) Eichelstein, die im Paulusmuseum zu Worms aufbewahrten
Pfeiler der ehemaligen Drufusbrücke und vieles andere erinnern an die alte
Römerzeit. Kastel mit 8000 E und Kost heim mit 6000 E. liegen auf dem
rechten Rhein- und Mainufer. Größere Orte find noch Mombach, Goufen-
heim, Finthen (Quelle der röm. Wasserleitung, Ob.-Olm, Harxheim,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
— 58 —
Zur Förderung des Weinbaus ließ der Landgraf Weingärtner aus Straß bürg kommen, welche den herrschaftlichen Weinbergen in Darmstadt vorstehen sollten. Der Wein aus den herrschaftlichen Kellereien war sehr beliebt und gesucht. Der Herzog von Württemberg erhielt vom 1590er Gewächse 9 Fuder ä 75 fl., der Graf zu Lippe 6 Fuder ä 60 und 70 fl. Es wurde viel inländischer Wein zur Lagerung in den herrschaftlichen Kellereien von Privaten aus Darmstadt, Griesheim, Pfungstadt, Dornheim, Goddelau, Stockstadt, Büttelborn, Crumstadt, Zwingenberg, Auerbach, Bickenbach, Jugenheim, Seeheim, Alsbach und Eberstadt angekauft.
Da der Bedarf an Bier sehr groß war, indem nämlich sämtliche Hofbeamte ihre Beköstigung aus der Hofküche erhielten, so waren zu der Bierlieferung eigene Brauereien nötig. Zum Anbau des Hopfens im Lande wurden Hopfengärten angelegt. Im Jahre 1580 bezog der Landgraf allein 6000 Hopfensetzlinge. Der Hopfenbau im Darmstädter Land hatte so zugenommen, daß die herrschaftlichen Bierbrauereien im Jahre 1595 ihren Bedarf an Hopfen (154 Malter) im Lande selbst decken konnten.
Zur Förderung des Kleebaues wurden Kleesamen aus Augsburg bezogen. Aus den selbst gebauten Getreidearten wurde ein schönes Stück Geld gelöst. Auf dem sandigen Boden des Hofgutes Gehaborn wurden im Jahre 1589 40 Malter Korn gezogen, im Jahre 1590 fchon 130 Malter, dazu noch 60 Malter Gerste. Der Fruchtabsatz war namentlich stark ins Ausland, nach Speyer, Mainz, Köln, Straßburg, Frankfurt, Heilbronn, Pforzheim. Die Fruchtpreise waren im Jahre 1595 bedeutend gestiegen. 1 Malter Weizen kostete S^fl (nach heutigem Geldwerte 23 Mark), 1 Malter Korn 3 fl. (5 Mark, bezw. 20 Mark), 1 Malter Gerste 23/4 fl. (4,50 Mark, bezw. 18 Mark), 1 Malter Spelz lx/2 fl. (10,20 Mark), 1 Malter Wicken 3 fl. (20 Mark), 1 Malter Erbsen 4 fl. (6,80 Mark, bezw. 27 Mark). Die Ämter Dannstadt, Auerbach, Zwiugeuberg, Dornberg, Rüsselsheim, Lichtenberg, Reinbeim hatten 1582 eine Frnchteinnahme von 603 Malter Weizen, 3902 Malter Korn, 1644 Malter Spelz, 100 Malter Gerste, 720 Malter Hafer und 214 Malter Wicken mit einem Gesamtwerte nach heutigem Geldstande von 115 000 Mark.
Um die Seidenzucht selbst zu betreiben, hatte sich der Landgraf bei seinem Aufenthalte in Roveredo (1567) Seidenwürmer verschafft und nach Darmstadt gebracht. Aus Bozen in Tirol wurden Maulbeerbäume bezogen und zur Fütterung der Seidenraupen angepflanzt. Vorher wurden in einem Jahre allein 77i/2 Körbe Maulbeerblätter aus Auerbach, Zwingenberg, Alsbach, Seeheim, Eberstadt, Roßdorf und Umstadt nach Darmstadt gebracht. Auch in Frankfurt wurden Maulbeerblätter angekauft.
Für die Hebung der Viehzucht war der Landgraf gleichfalls sehr thätig. Er ließ Kühe und Ochsen aus Friesland, Holstein und Dessau kommen. Die Mästung der Schweine und Ochsen wurde im großen
betrieben. Im Jahre 1591 wurden aus herrschaftliche Kosten 200 Stück
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
— 11 —
meisten sind in der Landwirtschaft thätig, andere begeben sich nach der Mühle, der Bäckerei und Brauerei; denn alle Einrichtungen, welche für die Lebensbedürfnisse sorgen, muß das Kloster enthalten. Die Wirtschaftsgebäude, die Arbeitsräume für die Schuster, Sattler, Drechsler, Schmiede und die Stallungen umschließen die Klausur.
Verbesserung des Ackerbaues. Die Güter des Klosters sind wahre Musterwirtschaften und geben der Nachbarschaft vielfach Anregung zur Verbesserung des Garten- und Ackerbaues. Mit Mühe werden Stellen im Walde gelichtet, unfruchtbare Bäume niedergehauen und Dorngestrüpp ausgerodet. Auf den urbar gemachten Flüchen werden neue Getreidearten angepflanzt, so der Weizen; die Ertragsfähigkeit des Bodens wurde durch Dünger und Entwässerung gehoben. Im Garten werden Gewürz-, Gemüse- und Arzneipflanzen gebaut. Außer den einheimischen Obstarten gedeihen vortrefflich edlere Fruchtbäume, welche ein Bruder aus dem Süden von seiner Reise mitgebracht hat, und bessere Weinsorten an den sonnigen Abhängen des Klosterberges. Wohlriechende und vielfarbige Blumen, darunter die blaue Kornblume, die von der Insel Sizilien eingeführt wurde, bilden die Einfassungen der Gartenwege.
Eine Anzahl Brüder widmet sich der Kunst und Wissenschaft. Wir finden einige mit Holzschnitzerei beschäftigt, um die Thüren des Gotteshauses und die Kanzel zu zieren, während andere die kahlen Wände desselben mit Bildwerken und kunstsinnigen Aufschriften schmücken. Im Leseraume neben dem Armarium sind einige in das Lesen der Schriften der alten Kirchenväter vertieft, oder ergötzen sich an den Ausführungen der heidnischen Schriftsteller, eines Aristoteles oder Virgil. In der Schreibstube neben der Bücherei sind andere Mönche mit der Abschrift alter Handschriften beschäftigt. Besondere Meisterschaft zeigen die Schreiber in dem Malen kunstvoll verschlungener Anfangsbuchstaben (Initialen). Einen wertvollen Schatz birgt die Bücherei in den fertiggestellten Büchern, von denen oft ein Exemplar die Thätigkeit eines Bruders während seines ganzen Lebens in Anspruch nahm. Reich verzierte Einbanddeckel aus Holz und Leder umgeben die wertvollen Handschriften. Dem Bücherverwahrer, Bruder Armarius, werden diese kostbaren Schätze zur Obhut anvertraut.
Klosterschule. Mit dem Kloster ist eine Schule verbunden. Gelehrte Mönche leiten den Unterricht. Da sitzen vornehme Knaben, welche, nachdem sie den Unterricht genossen, wieder ins weltliche Leben treten, während andere neben Unterricht auch Kost und Wohnung in der Schule erhalten. Letztere sind feit Geburt für den Mönchsstand bestimmt und werden strenge beaufsichtigt. Lehrer und Schüler sprechen nur lateinisch. Sobald die Schüler die Anfangsgründe der lateinischen Sprache beherrschen, geht es an das Lesen der heiligen Schrift oder geistlicher Lieder. Daneben werden auch heidnische Schriftsteller gelesen.
Große Sorgfalt wird dem Gesangunterrichte gewidmet. Da lernen die Schüler, daß es im Klange der Töne nur sieben Wechsel (Unterschiede) giebt, und daß der achte Ton in seiner Beschaffenheit derselbe ist, wie der erste. Die lateinischen Kirchengesänge, insbesondere
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
— 13 —
der hier begraben zu sein wünschte. 878 wurden seine sterblichen Überreste in der Klosterkirche beigesetzt. Der Reichtum des Klosters an Ländereien mehrte sich ganz bedeutend, sodaß um 900 dasselbe 1180 Güter in dem auch die Stadt Mainz umschließenden Wormsgau hatte. Da das Kloster die Güter nicht selbst verwalten konnte, so wurden für größere Bezirke Klosterhöfe mit Gutsverwaltern und Pächtern eingerichtet. Die Mönche des Klosters Lorsch lebten nach der Regel des heiligen Benedikt. Der Vorsteher war der Abt, dem jeder Mönch Gehorsam schuldete. Die Mönche waren zu allen Dienstleistungen verpflichtet. Sie teilten sich in die Arbeit in Küche, Keller, Scheunen, Ställen, in Garten und Feld. Die Lebensweise und Kleidung der Mönche war sehr einfach. Fleisch war nur Kranken und Schwachen
erlaubt. An Speisen wurden nur zwei Schüsseln Gemüse zur Aus-
wahl, Obst und junge Gewächse gestattet. Der Aufnahme in das Kloster ging eine Prüfungszeit voraus. Die Zöglinge, welche dieselbe zu bestehen hatten, wurden nach einer Zeit in die Zahl der Novizen ausgenommen. Der Tüchtigkeit und Bildung der Lorscher Mönche verdanken wir die Niederschrift der Zeitgeschichte, den Bericht über das Leben und die Thaten Kaiser Karls des Großen und seiner Paladine.
Das Kloster hatte eine reiche Büchersammlung, die noch vermehrt wurde durch Abschriften und den Sammeleifer der Mönche. Diese
waren in großen Sälen mit dem Abschreiben der Bücher beschäftigt.
Die auf solche Weise so sehr vermehrte und geschätzte Bibliothek ging teilweise durch Brand, Verkauf, Vernichtung kriegerischer Horden zu Grunde. Wertvolle Schriftstücke befinden sich jetzt noch in Rom, Heidelberg, Darmstadt, Würzburg, Wien und Paris.
Im Jahre 1090 zerstörte ein Brand die Klosterkirche und die anstoßenden Räume. Seitdem hat das Kloster seine frühere Berühmtheit nicht mehr erlangen können. 1232 gelangte es in den Besitz des Mainzer Bischofstuhles, dem die Verwaltung der Abtei vom Papst übertragen wurde. Im 15. und 16. Jahrhundert wechseln die Besitzer, Im 30jährigen Kriege wird es von spanischen Truppen niedergebrannt (1621). 1623 nahm Mainz es wieder in Besitz, bis es 1803 in das
Großherzogtum Hessen einverleibt wurde.
4. Die Klöster rnichelstadt uttfc Seligenstadt Im Odenwald.
Vermutlich fand Bonifazius von seinem Bischofssitz Mainz aus den Weg in die Berge des Odenwaldes, um auch hier das Kreuz aufzupflanzen. So wurde wohl auch das Kloster Michelstadt von ihm gegründet. Dieses erhielt ein Zeitgenosse des Bonifazius, der h. Burkhard, Bischof von Würzburg, von dem rnajor dornus Karlmann 741 zum Geschenk. Michelstadt kam dann in den Besitz der fränkischen Könige, und Ludwig der Fromme (814—840), der Sohn Karls des Großen, schenkte den Ort 814 dem Hofbeamten Einhard und seiner Gemahlin
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Karls Bonifazius Bonifazius Bonifazius Burkhard Karlmann Ludwig Ludwig Karls
Extrahierte Ortsnamen: Klosterkirche Mainz Lorsch Rom Heidelberg Darmstadt Würzburg Wien Paris Mainz Großherzogtum_Hessen Seligenstadt_Im_Odenwald Michelstadt Würzburg Michelstadt
18
zwischen dem östlichen Taunus (Maintaunus oder Höhe) und dem
Rhein.
a) Boden, Klima und Erzengnisse des Maingaues.
Der Boden des Maingaues ist ungemein fruchtbar. Er besteht
zum größten Teil aus ertragsfähigem Lehmboden, der mit Sand und
Kalk untermischt ist und sich vorzüglich zum Ackerbau eiguet. Vor vielen
Jahrtausenden war die Mainebene ein Teil eines großen Sees. Im
Laufe der Zeit setzten sich feine kalkige und sandige Erdteilchen, die
durch Verwitterung fester Massen dem See zugeführt wurden, zu Boden
und vermischten sich bei dem Zurücktreten des Wassers mit dem vor-
handenen Lehmboden zu einer fruchtbaren Ackererde. Andrerseits wurde
während der Jahrtausende der fruchtbare Boden von der Höhe des
Gebirges durch starke Regengüsse nach der Ebene abgeschwemmt, so daß
am Fuße des Taunus ein besonders fruchtbarer Boden entstand. Durch
das im N. vorgelagerte Gebirge wird der Maingau vor deu kalten
Nordwinden geschützt; infolgedessen kehrt der Frühling mit seinem saftigen
Grün so früh in die Tiefebene ein. Schon im April blühen die
Kirschen und die Kastanienbäume, Ende Juni reifen bereits Aprikosen,
Pfirsiche und Kirschen. Am Abhänge des Taunus gedeihen vorzüglich
Getreide, Kern- und Steiuobst, selbst edle Kastanien. An einzelnen
Orten wächst die Weinrebe; desgleichen sind Garten- und Gemüsebau
gut entwickelt.
b) Bewässerung des Mainganes.
Der Hauptfluß des Gaues ist der Main. Das Wort Main be-
deutet Schlangenfluß. Warum wird er so genannt?) Der Maiu ist
der größte rechte Nebenfluß des Rheines. Er fließt in westlicher Rich-
tung dem Rheine zu und mündet bei Kastel, gegenüber der hessischen
Stadt und Festung Mainz. Er durchfließt die fruchtbare Main-
ebene. Oberhalb der Stadt Frankfurt tritt der Maiu in unser Heimat-
liches Gebiet ein, durchfließt es etwa 36 km und bildet unterhalb
Höchst bis Hochheim die Grenze gegen das Großherzogtum Hessen.
Der Wasserspiegel des Flnsses liegt bei Frankfurt 91 m, au der
Müuduug 81 iri über dem Meeresspiegel. Das Gefälle von Frankfurt
bis zur Mündung beträgt somit nur 10 m. Der Main war früher
nur 90 cm tief, so daß die großen Rheinschiffe nicht bis nach Frank-
fnrt kommen konnten. Dazu kam noch, daß Frankfurt an der Stelle
erbaut ist, wo sich ein Felsrücken durch das Flußbett zog und eine
seichte Furt bildete (Fahrtor von Fahren, Fuhr, Furt). Die Waren
der größeren Rheinschiffe mußten in kleinere umgeladen werden. Um
i
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Taunus Maintaunus Rhein Maingaues Maingaues Taunus Maingau Taunus Mainganes Main Main Rheines Rheine Kastel Frankfurt Hochheim Hessen Frankfurt Frankfurt Main Rheinschiffe Frank- Frankfurt Rheinschiffe
— 28
geeignet. Es gedeihen vorzugsweise Apfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen,
Pfirsiche, Walnüsse und edle Kastanien. Zu dem milden Klima gesellt
sich ein fruchtbarer, toniger, kalkhaltiger Boden Mergel), der Feuchtig-
keit und Wärme im rechten Verhältnis festhält, ferner Schieferboden *),
der von der Sonne leicht erwärmt wird. Auf diesem Erdreich und in
der geschützten Lage gedeihen die edle Rebe und üppiges Getreide. —
Cob/enz
Stolzenfelsmahnst. *of)n
Rhens;:
Boppard'
Oberweskl
c.
Bacharach
Gerolstein ^ ^ i
|,.......4.....f fy
Kartenskizze Nr. 5. Rfyeingau und Kheintal,
Mit den Vorzügen der Natur wetteifert der Fleiß der Bewohner; beides
macht den Rheingau zur „Perle deutscher Lande."
Den stolzen Namen „Krone des Rheingaues" trägt Schloß Jo-
hannisberg, auf einem breiten Hügel unweit Geisenheim. Um das
Schloß herum liegt eines der schönsten und ältesten Weingüter des
Rheingaues. Ruthart, Erzbischos vou Mainz, siedelte 1106 auf der
kahlen Höhe Benediktinermönche an, die sich als ausgezeichnete Wiuzer
erwiesen. Sie rodeten den Schloßberg und ernteten den herrlichen
Wein als ihrer Mühe Preis. Welchen Wert dieser Wein hat, geht
i) Vorwiegend Bunt- und Hunsrückschiefer.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
237
Reelkost — Gemüse. — Roggen.
Winterrogge lüet. (Ich muß mir
busk ^ Blumenstrauß.
^20. 13]
Sprchw.: Ick mot lüen, wat de
alles gefallen lassen). — Rückel-
Ulrici und Heinemann.
91. Die Bearbeitung des Flachses.
Elf bis dreizehn Wochen nach der Aussaat ist der Flachs reif. Jetzt
kommt es darauf an, ob man Samen ernten will oder nicht. Wer einen ganz
feinen Bast gewinnen will, muß deu Flachs ziehen (raufen), bevor der Samen
sich vollkommen ausgebildet hat; wer Saatlein ernten will, muß die Körner sast
zu völliger Reise gedeihen lassen. Die Knoten werden mit einein eiserne^
Kamine von den Stengeln getrennt und zum Trocknen ausgelegt; die Stengel
der weitern Bearbeitung übergeben.
Man unterscheidet an den Stengeln der Leinpflanze zwei Hauptteile:
die holzige Röhre oder den Kern, und den äußerlich mit einem feinen Hänichen
bekleideten Bast oder den eigentlichen Flachs, welcher den holzigen Kern als
eine aus neben einander liegenden Fasern bestehende Hülle nmgiebt. Im
natürlichen Zustande sitzen die Fasern des Bastes nicht nur am Holze fest,
sondern sind auch unter sich selbst mittelst einer grünen oder gelbbräunlichen
Masse innig zusammen gehalten, welche hauptsächlich aus dem sogenannten
Kleber besteht und um so schwerer zu entfernen ist, als sie durch Eintrocknen
verhärtet.
Ans gewöhnlichem Wege durch Drücken, Reiben, Schlagen und dergleichen
gelingt die Trennung der Fasern nur mit großem Zeitverluste und nachdem
viele Fasern zerrissen sind. Man zerstört daher den Kleber durch den Prozeß
der Gährung, welche den Namen Rotte oder Röste sührt. (Rotte -kommt von
rotten, Versaulen, her.)
Diese Gährung kann entweder rasch durch Einweichen des Leins in
Wasser, oder langsam durch den gemeinschaftlichen Einfluß der Luft und des
Taues oder Regens vollzogen werden. Das erstere Verfahren heißt Wafser-
röste, das letztere Land-, Luft- oder Thauröfte.
Reines, weiches Waffer ist ein Haupterfordernis einer guten Wasserröste.
Eisenhaltiges Wasser macht den Flachs fleckig und schwärzlich. Man richtet
Gruben von 1 bis lx/2 m Tiefe her, füllt dieselben mit Wasser und stellt die
in Bündel vereinigten Stengel mit den Wurzelenden nach unten in das Wasser;
dies geschieht teils damit der Flachs nicht die Erde berühre, wodurch er eine
dunkle Farbe erhält, teils weil die Tiefe des Waffers immer kühler ist als die
Oberfläche: nur eine gleichmäßige Wärme befördert eine gleichmäßige Röste.
Aufsteigende Blasen zeigen die eingetretene Gährung an; der Flachs schwillt
auf, wirft die ihn niederhaltenden Steine ab, und muß immer wieder gehörig
unter Wasser gebracht werden, weil er sonst sofort verdirbt. Sobald das
Blasenwerfen aufhört, muß man oft nachsehen, um das Überrösten, das heißt
das Faulen der Fasern, zu verhüten. Eine gute Hausfrau weiß, daß die Wasser-
röste vollbracht ist, wenn einige aus dem Bündel gezogene Stengel knacken;
lueittt der Bast und besonders die grünliche Farbe desselben beim Durchziehen
376
— Stuhr — groß, dick. — Terf = einfältiger Mensch. — Twas
= qneer. — Vinnig ^ listig. — Welle = Oberhand. — Wind-
worp — Maulwurf.
Der Tabak ist ein in Süd- und Centralamerika einheimisches Kraut,
welches der spanische Mönch Pane 1496 in der Provinz Tabako in Domingo
kennen lernte und nach Europa brachte, wo es unter dem Namen jener Provinz
allmählich in Gebrauch kam, bis es gegenwärtig ein fast unentbehrliches Bedürf-
nis für viele Menschen geworden ist. Spanische Soldaten machten den Tabak
in Deutschland unter Karl V. bekannt, und in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts begann man den Anbau desselben im Hennebergischen, in Brandenburg,
in der Pfalz und in Hessen. Die bessern Sorten kommen jedoch noch heutzu-
tage vom Auslande.
Der Tabak gedeiht in Deutschland am besten auf einem stark und frisch
gedüngten, tief bearbeiteten, mehr lockern als schweren Erdreiche. Die Aussaat
geschieht gegen Ende März in ganz feine Mistbeeterde aus erhabenen Mistbeeten
(Tabakskutschen). Im Juni werden die jungen Pflanzen auf das Feld versetzt,
und haben sie eine gehörige Höhe erlangt, so werden sie, ehe die Blütenknospe
sich bildet, abgeköpft und ihnen die Seitenäste ausgebrochen, was man Geizen
nennt. Nur einzelnen besonders schönen Pflanzen läßt man die Blütenknospe,
um von ihnen Samen zu erziehen.
Sobald die Blätter reif sind, was man daran erkennt, daß sie eine gelbe
Farbe bekommen, werden sie eingesammelt, in Büschel gebunden oder auf Fäden
gereihet und an einen luftigen Ort zum Trocknen gehängt.
Je luftiger und trockener der Tabak hängt, desto schöner wird seine Farbe.
In den Monaten Januar bis März wird er wieder abgenommen, in Bündel
gebunden und diese in großen Haufen dicht zusammen gesetzt, damit die Blätter
in Gährung übergehen; dabei müssen die Haufen oft umgesetzt werden, so daß
die äußeren Bündel nach innen und die am meisten feuchten nach oben kommen.
Nach der Gährung wird der Tabak in Haufen bis zum Verkaufe aufbewahrt
und etwas gegen den Zutritt der Luft geschützt. In Amerika ist das Verfahren
ein andres. Nur wenige Arten Tabaksblätter sind ohne besondre Vorbereitung
genießbar; sie werden erst in den Fabriken durch besondre Zubereitung, auch
wohl durch mancherlei, oft geheim gehaltene Beizen, die besonders beim Schnupf-
tabak von Wichtigkeit sind, wohlschmeckend und gutriechend gemacht.
Der mäßige Gebrauch des Tabaks, besonders wenn derselbe beim Rau-
chen nicht von starkem Speichelauswurf begleitet ist, bringt dem Körper keinen
Schaden; dagegen kann übermäßiger Gebrauch, besonders bei jungen Leuten,
sehr nachteilig werden, denn die Wirkung^des Tabaks ist sehr narkotisch, und
derselbe enthält ein gefährliches Gift.
[13]
O. v. Heine mann.
143.
Bearbeitung des Tabaks.
f211
Ulrici.
115
führten, dessen Wirksamkeit aber nur so lange anhielt, als die
Schweden zu weit entfernt waren, um zu helfeu, denn 1632 war
die Stadt schon wieder lutherisch. 1651 wurde von neuem Gewalt
gebraucht, indeß durften die Protestanten doch in benachbarte Orte
zum Gottesdienste gehen. Eine eigene Kirche erhielten sie jedoch erst
1808 unter der westfälischen Herrschaft, obgleich sie die Mehrzahl
der Einwohner bildeten. Die katholische Pfarrkirche ist noch jetzt
das bemerkenswerteste Gebäude der Stadt und erinnert an die große
Blüte des katholischen Kirchentnms im Mittelalter, von dessen fort-
dauernder Herrschaft die 1711 errichtete Mariensäule mit dem
Marienbilde ein ferneres Zeugnis giebt. Beachtung verdient anch das
altertümliche Rathaus.
Duderstadt bildet deu Mittelpunkt des Verkehrs im Hannover-
schen Eichsfelde und liegt am Einflüsse der Brehme in die Hahle
in einer Gegend, die sich durch ihre Fruchtbarkeit den Namen der
goldenen Mark erwarb. Der Boden um die Stadt herum ist vor-
trefflich und der Gartenbau auf demselben sehr ergiebig. Die
Gärten tragen vorzüglichere Früchte, als nian der Lage nach erwarten
sollte, so reifen z. B. Feigen ohne künstliche Vorrichtungen besser als
mit denselben in den Gärten von Göttingen. Es ist dies der durch
deu Harz geschützten, gegen Süden gekehrten Lage und dem marsch-
artigen Boden zuzuschreiben, den die Hahle, ein Seitenfluß der
Ruhme, abgesetzt hat, und von dessen Güte der schöne Wuchs des
hier stark gebaueteu Tabacks, die herrlichen Kartoffeln und das
ergiebige Getreide eiuen Beweis geben. Auch Hopsen wird hier
gezogen und starker Gartenbau und Anpflanzung von Cichorien
getrieben. Letztere werden in der Stadt verarbeitet.
[20] Ulrici.
48. Güttingen.
In dem freundlichen Thale der Leine liegt inmitten einer an-
mutigen Landschaft Güttingen, einer der ältesten Orte Niedersachsens.
Die Stadt soll ihren Ursprung dem Gaugericht, Godiug, verdanken,
das für die Bewohner des Leinegaus hier abgehalten wurde und sich
später in das „hohe Landgericht am Leineberge" verwandelte, welches
auf einem Hügel westlich von der Stadt abgehalten wurde. Der
Ort ist uoch jetzt durch eine Linde bezeichnet. Schon im 10. Jahr-
hundert wird des Ortes Erwähnung gethan; Otto der Große soll
viel zu feiner Vergrößerung gethan haben. In der Nähe desselben
lag die kaiserliche Burg Grone, welche noch früher als Göttingen
genannt wird.
Im 13. und 14. Jahrhnndert sah Göltingen glänzende Tage;
damals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog
Albrecht, Herr vou Göttingen und später auch vou Braunschweig.
Fünfzig Jahre später ward es abermals fürstliche Residenz; da
8*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Ulrici Otto Albrecht Albrecht
236
Dasken — dreschen. — Dodde — ein junger Vogel, der noch keine
Federn hat. — Döddel — eine kurze Tabackspfeife. — Dopp = der
Nagel am Finger. — Drnll — die Drüse. — Enkt — Tinte. —
Eukthöveu — Tintefaß. — Egedasse — Eidechse. — Fällen —
neue Zähne bekommen, von Pferden. — Fegebüdel — ein Wirts-
haus, wo man überteuert wird. — Flöhm oder flohm — trübe, vom
Bier und Wein. — Fnnte — Taufe. — Gauweavend — der Abend
vor der Hochzeit, Polterabend. — „Geistlick stnderen" sagt der Bauer
nur von katholischen Theologen, von protestantischen dagegen: „np'n
Pastor stnderen." — Glümken — schimmern, funkeln. — Grnmmel-
thoren — Donnerwolken. — Herrn, in der Redensart: He meent,
nse Herrgott heet Herm (sei gütig, zürne nicht), nse Herrgott heet
nich Herm, he heet leve Herre.nn weet wol to te gripen", deutet
offenbar ans den Gott Jrmin*). In jener Redensart, sagt I. Grimm,
scheint eine leise Sehnsucht nach der milden Herrschaft des alten
heidnischen Gottes nnverhalten im Gegensatz zu dem strenge richtenden
Gott der Christen. — Hilen — der Boden über den Viehställen, wo
das Futter liegt. — Jöhnen — betteln. — Jan im Tühnken —
Zaunkönig. — Jeevke — Eidechse. — Imbtst^d — Zeit zum Früh-
stücken. — Jnbelsk — hoffärtig, eingebildet. — Kassen — tanfen.
Sprchw.: Went Kind kassend is, will jeder Vadder ftan — Wenn
es zu spät ist, bietet jeder seine Hülse an. — Kaßncht — Christ-
morgen. Ebenso Kaßavend ^ Weihnachtsabend. — Latün — latein.
Sprchw.: Wert Latün nich kann, de laut et uugepurrt (Was einer
nicht versteht, davon lasse er seinen Vorwitz.) — Lindken = Milch-
faß, wohinein gemolken wird, Melkeimer. — Luchter = liuks. —
Mae — Morast. — Mäin = Meth. — Maue — Ärmel. — Nüfelu
= stehlen. — Nöe = ungern. — Nnrsk — mürrisch. — Othmalig
^ demütig. — Overzener ^ Ansseher. — Paddehack ^ ein Schelt-
Wort für einen, der die Füße nicht aufhebt und zu langsam geht. -
Palt-Rock — ein langer Rock. — Paßhacken — sich aus dem Staube
macheu. — Päske — Pfirsich. — Pawliche oder Pagluhn — Pfau.
Pedde Kröte. — Peddenstahl — Erdschwamm. — Pulk = ver-
drießlich. — Polten = pflanzen, von Bohnen gesagt. — Quad oder
qnand ^ böse, übel. Davon Ouadheit — Bosheit. — Quicksteert
^ Bachstelze (^uiek im Euglischeu — lebhast). — Reeschup = Geräte.
*) Die Erinnerung an diesen Gott hat sich auch sonst erhalten, so in
dem Siebe, welches man noch an der Weser und fast durch ganz Westfalen hört:
Hermen, sla Dermen,
Sla Pipen, sla Trummen,
De Kaiser will kummen
Mit Hamer un Stangen
Will Hermen uphangen.
Der in biesein Siebe erwähnte Kaiser ist zweifelsohne Karl der Große.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Grimm Maue Karl_der_Große Karl