Vh. Deutschland. Preußen.
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Geschichte.
Die ältesten bekannten Bewohner des Landes, die Preußen
(Pruci), gehörten zum Volksstamme der Letten und blieben Hei-
den bis zum Jahre 1099. Der erste Glaubensprediger, der Pole
Adalbert, fand unter ihnen 997 den Tod. Seitdem begann ein
beinahe immerwährender Krieg zwischen ihnen und den Polen, in
welchem die Preußen zuletzt sosehr die Oberhand gewannen, daß
der Herzog von Masovien, Konrad 1., den deutschen Ritterorden,
im Anfange des 13ten Jahrhunderts, gegen sie zu Hülfe rufen
mußte. Dieser Orden war gleich jenen der Johanniter und Tem-
pelherren 1190 in Palästina gestiftet worden, und der Hochmeister,
auch Deutsch- und Großmeister genannt, hielt sich mit seinen Rit-
tern, aus Palästina verdrängt, eben unbeschäftigt zu Venedig auf,
als ihm der willkommene Ruf kam, die heidnischen Preußen zu be-
kämpfen und ihr Land zu erobern. Trotz aller Anstrengung des
Ordens und vielen Unterstützungen benachbarter Machte, währte
der verzweifelte Kampf doch 53 Jahre, 1238 — 9.1, nach welchem
der Orden das beinahe von allen Einwohnern, die gefallen oder
entflohen waren, entblößte Land in Besitz nahm. Der Sitz des
Großmeisters war zu Marienburg, und zahlreiche Einwanderun-
gen aus Deutschland und Polen erneuten die Bevölkerung; nur an
den Gränzen von Litthauen und Schamai'ten, nach Curland zu,
dauerte der Kampf noch fort. Die Macht des Ordens wuchs nun
bedeutend, und im 14ten und 15ten Jahrhundert beherrschte er
außer Ostpreußen noch ganz Westpreußen, die Neumark, Esthland
und Liefland. Von dieser Höhe stürzten ihn aber bald Streitigkei-
ten mit Polen und die unmenschliche Härte, womit er seine Unter-
thanen behandelte. Es bildete sich 1440 ein Bund aller Städte
gegen den Orden; Polen nahn, begierig Theil am Kriege, und nach
einem höchst verwüstenden Kampfe mußte der Orden im Thorner
Frieden, 1466, alles bis auf Ostpreußen an Polen abtreten, und
selbst Ostpreußen durfte er nur als polnisches Lehn besitzen. Von
diesem Joche strebte der Orden auch in der Folge vergeblich sich los-
zumachen, bis endlich 1525 der Hochmeister Albrecht, aus dem
fränkischen Hause Hohenzollern, die Reformation annahm, seine
Würde niederlegte und Preußen als ein Herzogthum von Polen zu
Lehn empfing. Die nicht einstimmenden Ritter wanderten nach
Deutschland aus, wo der Orden große Güter besaß, und der Hoch-
meister wohnte seitdem zu Mergentheim im Würtembergischen bis
1899, wo der Orden gänzlich aufgehoben wurde. Der blödsin-
nige Sohn Albrechts, Albrecht Friedrichs lebte bis 1618 unter
Vormundschaft, und nach seinem Tode fiel das Land an die Kur-
fürsten von Brandenburg, unter denen es sich, besonders durch
Aufnahme vieler der Religion wegen vertriebener Franzosen, Pfäl-
zer und Salzburger, nach und nach wieder erholte.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_1. Konrad Neumark Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrecht_Friedrichs Albrecht Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Palästina Palästina Marienburg Deutschland Polen Esthland Deutschland Mergentheim Brandenburg
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A. Europa.
hartnäckigen Belagerung von den Franzosen erobert; zwar im Til-
siter Frieden zu einer freien Stadt mit einem ansehnlichen Gebiete
erhoben, mußte aber dafür die ganze Last einer französischen Gar-
nison bis 1813 ertragen, wo sie nach einer llmonatlichen Belage-
rung von den Preußen und Russen eingenommen ward. Ihr Han-
del war indeß ganz zu Grunde gerichtet und ungeheure Contribu-
tionen erhoben worden, so daß sie ihren Verlust von 1807 — 13
auf 250 Mill. polnischer Gulden (zu 0 ggr.) anschlägt. Jetzt hat
sie sich wieder etwas erholt und zählt wieder 82 eigne Seeschiffe.
Die Fabriken von Danzig beschäftigen sich mit Tuch, Leder,
Schiffsbedürfnissen, Branntwein und vorzüglich feinen Liqueuren,
goldenen und silbernen Borden u. s. w. Ihr Haupthandel ist der
ungeheure Getreideverkehr mit Polen; außerdem sind Holz, Brannt-
wein, Honig, Wachs, Hanf und Flachs die wichtigsten Handels-
gegenstände. Die Einwohner sind größtentheils Protestanten. —
Die Gegend um Danzig ist schön und fruchtbar; ausgezeichnet in
dieser Hinsicht sind im Süden der Stadt, zwischen Motlau und
Weichsel, der Danziger Werder und im Norden ein Theil der Neh-
rung zwischen zweien Armen der Weichsel. — In der Nähe von
Danzig befindet sich die Abtei Oliva, mit einer schönen Kirche
und Eisen - und Kupferhammern.
Elbing oder Elbingen, an dem Flüßchen gleiches Na-
mens, welches 1 Stunde davon in die Nogat fallt, mit über
20000 Einw. Sie war und ist noch eine Nebenbuhlerin Danzigs
im Handel und in den Fabriken. Größere Schiffe müssen in Pillau
ausladen; kleinere kommen durch den Kraffuhkanal bis an die
Stadt; sie besitzt selbst 42'Seeschiffe. Die Gegend, besonders die
sogenannte Niederung, ist höchst fruchtbar und hat den meisten
Obstbau in Preußen.
Marien bürg, auf einem Hügel am rechten Ufer der No-
gat, über welche eine Schiffbrücke führt, mit 5400 Einw. Auch
diese Stadt nimmt Theil am polnischen Handel. Ihre Hauptmerk-
würdigkeit besteht indeß in den herrlichen Ueberbleibseln des ehema-
ligen Schlosses der Hochmeister. Die Stadt selbst wurde von dem
Orden 1276 gegründet und eine Burg daselbst erbaut. Im 14ten
Jahrhundert'ward sie die Residenz der Hochmeister und das Schloß
ward mehrere Male erweitert, und eine schöne Kirche und die Sr.
Annengruft, wo die Hochmeister beigesetzt wurden, hinzugefügt.
Dieses schönste Denkmahl der Baukunst in Preußen ward lange
vernachlässigt; die Zeit zerstörte den größten Theil desselben und
die noch erhaltenen Theile wurden zu Kasernen unh einer Baum-
wollenspinnerei verwendet, so daß die herrlichsten Säle durch elen-
de Zwischenmauern verunstaltet wurden. Seit 1818 hat dieser
barbarische Unfug aufgehört, und was noch zu retten war ist wie-
der hergestellt und erhalten worden. Besonders bewundert man
zwei Säle, wovon der eine auf einer einzigen höchst schlanken Gra-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Danzig Danzig Weichsel Danzig Elbing Danzigs Pillau