72
A. Europa.
Die bedeutendsten Oerter sind:
A. In Ostpreußen,
Königsberg (poln. Krolewiecz, litis). Ra raían zu ge), unter
dem 54° 42', am Pregel, eine Meile von seiner Mündung. Sie
ward 1255 auf Anrathen Königs Primislavs I. von Böhmen an-
gelegt und ihm zu Ehren benannt. Sie besteht aus 3 verbundenen
Städten, Altstadt, Löbenicht und der morastigen Insel Kneiphof,
welche letztere die besten Straßen und Gebäude enthält, 4 Vor-
städten und mehreren Bezirken, Freiheiten genannt, und enthält
über 68060 Einw. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die
4332 erbaute Domkirche, auf dem Kneiphof, worin mehrere
Hochmeister begraben liegen. Daneben ist das Universitätsgebäude.
Das königliche Schloß, wovon ein Theil schon zur Zeit des Or-
dens erbaut seyn soll, ist nicht mehr ganz bewohnbar und enthält
die Geschäftszimmer mehrerer Behörden. Die ehemalige Festung
Friedrichsburg, 1657 angelegt, ist jetzt der Kaufmannschaft über-
lassen und mit Handelsgebäuden angefüllt. Die Universität ward
1544 vom ersten Herzog Albrecht gestiftet; ihre Bibliothek zählt an
50060 Bände. Königsberg gehört zu den größten Handelsstädten
der Monarchie, und Getreide, Hanf--und Leinsaamen, Nutzholz,
Flachs, Branntwein, sind die wichtigsten Handelsgegenstände, so
wie Zuckersiedereien, Bier-und Branntweinbrennerein, Segel-
tuch, Seife rc. - Fabrikation die Einwohner beschäftigen. Wegen
mehrerer Untiefen im Haff können größere Schiffe nicht bis Königs-
berg kommen, sondern werden in Pillau aus - und eingeladen.
P illau, auf einer von Flugsand gebildeten Landzunge, zwi-
schen welcher und der Spitze der frischen Nehrung das 1510 ent-
standenegatt odcrtief, der Eingang zumhaff, liegt. Die kleine
durch den Handel sehr lebhafte Stadt zählt über 4900 Einw.; dicht
daneben liegt die Festung, welche den Eingang des Haffs beschützt.
Hier wird auch ein bedeutender Störfang getrieben, aus dessen
Rogen Kaviar bereitet wird. Eine schöne Buchenwaldung in der
Nähe heißt das Paradies. Beim Dorfe A l t - P i l l a u, wo in äl-
terer Zeit der Eingang zum Haff war, liegt noch ein altes Zollge-
bäude auf einem Hügel, welches als Leuchtthurm dient.
Memel, unter55°42', die nördlichste preußische Stadt,
am Ausfluß der Dange ins curische Haff, mit 8500 Einw.; sie hat
eine starke Citadelle und einen ziemlich guten Hafen. Der Handel
mit Getreide, Holz, Schlachtvieh, Hanf u. s. w. ist sehr bedeu-
tend; auch sind hier gute Schiffswerft, Branntweinbrennereien
und Seifensiedereien. Die Gegend umher ist höchst sandig und
öde, südlich sind ungeheure Moorgegenden.
Tilsit oder Tilse, an der Mündung der Tilse in die Me-
mel, eine betriebsame Stadt mit über 12000 Einw., welche theils
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Königs_Primislavs_I._von_Böhmen Albrecht Albrecht Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Königsberg Domkirche Pillau Tilsit
Us
A, Europa.
ward.— Das Königreich Sachsen wird von Preußen, Oester-
reich, Baiern, den reußischen und herzoglich sächsischen Ländern
umgeben^ und zählt auf 272 □ M. ungefähr 1,500,000 Einw.
Diese bestehen theils aus Deutschen, theils aus Wenden, welche
jedoch nur noch auf dem rechten Elbufer zum Theil ihre Sprache
und ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten haben; Fleiß und Be-
triebsamkeit zeichnen alle Vortheilhaft aus, und in dieser Hinsicht
möchten sich wenige Länder Deutschlands im Ganzen mit Sach-
sen messen können. Die fast ausschließlich herrschende Religion
ist die lutherische; die regierende Familie ist katholisch; doch ha-
den Katholiken und später noch Reformirte, wovon es aber nur
in Dresden und Leipzig Gemeinden giebt, erst seit 1806 gleiche
bürgerliche Rechte erhalten. — Der ganze südliche Theil von
Sachsen ist mir bedeutenden Gebirgen bedeckt, das wichtigste ist
das Erzgebirge, welches Sachsen von Böhmen scheidet; an
dieses schließt sich östlicher das merkwürdige Sandsteingebirge
oder die sogenannte Sächsische Schweiz; noch weiter östlich
bildet das Lausitzer Gebirge die Verbindung mit den Su-
deten. Alle diese Gebirge verlieren sich nördlich in eine kaum noch
hügelige Ebene. Der Hauptfiuß des Landes ist die Elbe, welche
auch die meisten kleineren Flüsse, jedoch erst außerhalb der säch-
sischen Gränze, aufnimmt. Diese sind, auf dem rechten Elbufer,
die schwarze Elster und die Spree; auf dem linken, die Freiber-
ger und die Zwickauer Mulde, welche sich später vereinigen; die
weiße Elster und die Pleiße, welche sich verbunden in die Saale
ergießen. Die Neiße ist der einzige Fluß, welcher der Oder zu-
fließt. — Sachsen hat durch die Theilung seine fruchtbarsten
Provinzen verloren; der größte Theil des Königreichs, die gebir-
gigen Gegenden des Voigtlandes und des Erzgebirges und die san-
digen des rechten Elbufers, vermögen bei allem Fleiß der Einwoh-
ner diese nicht zu ernähren. Schön und vortrefflich angebaut sind
die nördlicheren Gegenden. Unter den Producten stehen die des
Mineralreichs oben an, und der Bergbau der Erzgebirges, wel-
cher Silber, Blei, Kobalt, Eisen, Zinn u. s. w. liefert, ist in
seiner ganzen Einrichtung musterhaft zu nennen. Unter den Thie-
ren verdienen die Schafe Erwähnung, deren veredelte Wolle in
mancher Hinsicht selbst der spanischen vorgezogen wird. Der Obst-
bau ist sehr bedeutend und hier ist das eigentliche Vaterland der
Borsdorfer Aepfel; auch etwas Wein wird an den Elbufern ge-
wonnen. Sachsen hat zwar noch herrliche Wälder, doch wird der
Mangel, besonders für den Berg - und Hüttenbau, immer fühl-
barer. Was der Boden versagt, ersetzt die Betriebsamkeit der
Einwohner; beinahe in jeder Stadt werden Fabriken angetroffen,
und das lganze stark bevölkerte Gebirge lebt nur von seiner Be-
triebsamkeit. Die Hauptgegenstände derselben sind Leinwand und
Tuch, vorzüglich in der Lausitz; Baumwollenwaaren, welche den
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Vii. Deutschland. Preußen. 87
und Warthe-Niederungen hat die östlich von der Oder liegende
Neu mark. Die starke Festung Cüstrin, am Zusammenfluß
der Warthe und Oder, ergab sich 1806 ohne Belagerung und
ward erst 1814 wieder erobert.
6. Die Provinz Sachsen
Sie besteht aus den von Sachsen abgetretenen Gebieten, dem
ehemaligen Fürstenthum Halberstadt, dem Herzogthum Magde-
burg, der Grafschaft Mansfeld, der Altmark und einigen kleine-
ren neuen Erwerbungen, und wird von Hannover, Branden-
burg, Anhalt, dem Königreich Sachsen, den sächsischen Herzog-
thümern und Braunschweig umgeben; einige Theile derselben lie-
gen außer dem Zusammenhäng mit dem Uebrigen. Sie zählt auf
484 □ M. über 1,400,000 Einw., welche zum bei weitem größ-
ten Theile Protestanten sind. Oeftlich der Saale und Elbe besteht
die Bevölkerung vorzüglich aus Wenden. Der nördliche und öst-
liche Theil dieser Provinz ist eben; im Westen liegt ein Theil des
Harzes und die Vorgebirge desselben; im Süden berührt sie den
Thüringer Wald, so daß der ganze südwestliche Theil von den zwi-
schen beiden Gebirgen sich erhebenden Rücken, der hohen Finne,
Hainleite u. a. durchzogen wird. Die rechts von der Elbe gelege-
nen Gegenden sind meist sandig; desto vortrefflicher sind die süd-
lichen Gegenden von Magdeburg und Halberstadt, das ehemalige
Thüringen, die Gegend von Halle u.s.w., wo sich im Magde-
burgischen die Börde, in Thüringen die goldne Aue durch die
höchste Fruchtbarkeit auszeichnen. Getreide, Oelpflanzen und
Obst sind die Hauptproducte; dazu kommen wichtige Kupfer-,
Blei- und Eisengruben; Steinkohlen und Braunkohlen, vor allem
aber ein unermeßlicher Reichthum an Salz, so daß diese Provinz
in jeder Hinsicht zu den gesegnetsten der Monarchie gehört. —
Sachsen wird durchströmt von der Elbe, der Saale und ihren uns
schon bekannten Nebenflüssen. Dazu kommen: der Plauensche
Kanal, von Friedrich Ii. 1743 — 45 angelegt, welcher, die Elbe
und Havel verbindet, und dieschifffahrt zwischen Berlin und Mag-
deburg abkürzt: er beginnt bei Parey an der Elbe und endet bei
Plauen an der Havel und ist 4'/2 M. lang. Früher war die
Saale nur bis Halle schiffbar; jetzt aber können Schiffe durch meh-
rere neu erbaute Schleusen, jedoch nur bei günstigem Wasserstande,
bis Naumburg und von dort auf der Unstrut bis Artern gelangen.
An Seen sind blos der Arendsee in der Altmark, und die beiden
Mansfelder Seen zu bemerken, wovon der östliche durch die Nach-
barschaft einiger Salzquellen ein etwas salziges Wasser hat. An
den Ufern dieser Seen wird etwas Weinbau getrieben. Der
Plauensche See, unweit Brandenburg, berührt nur eben die Gränze
der Provinz.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Sachsen Altmark Hannover Sachsen Magdeburg Halberstadt Thüringen Sachsen Berlin Plauen Naumburg Artern Arendsee Altmark Brandenburg
93
Vii, Deutschland. Preußen.
ger auf der rechten Seite der Oder, und an den Gränzen von
Polen und in Oberschlesien noch am wenigsten verdeutscht; hier
wie überall zeichnet sich der Deutsche durch Betriebsamkeit und
höhere Cultur vor dem Slaven aus. Die Protestanten sind etwas
zahlreicher als die Katholiken, haben aber erst seit der preußischen
Eroberung vollkommene Freiheit und gleiche Rechte erhalten.
Schlesien machte lange Zeit einen Theil des polnischen Reiches aus,
gerieth aber, als durch Erbtheilungen im 14ten Jahrhundert an
16 verschiedene unabhängige, schlesische Regentenhauser entstan-
den waren, unter böhmische Lehnsherrschaft. Die eigenen Für-
sten starben nach und nach aus, und Schlesien blieb ein Theil der
Krone Böhmen bis 1742. Unter der östreichischen Herrschaft wur-
den die zahlreichen Protestanten sehr bedrückt und ihre durch den
westphalischen Frieden bestimmten Rechte wenig geachtet. Die
meisten ihrer Kirchen wurden zerstört, und nur Carls Xíi. sieg-
reiche Waffen konnten den Hof bewegen, die entrissenen zurückzu-
geben und den Aufbau einiger neuen, daher Gnaden-Kirchen ge-
nannt, zu gestatten. Die Provinz Schlesien wird in ihrer ganzen
Länge von So. nach Nw. von der Oder durchströmt, welche bei
Ratibor anfängt schiffbar zu werden. Sie theilt das Land in zwei
beinahe gleiche Hälften, deren Beschaffenheit aber sehr verschieden
ist: die rechte, oder polnische Seite ist durchaus eben und meist
sandig; die linke, oder deutsche Seite ist hügelig und gebirgig
und im Ganzen ungleich fruchtbarer und besser angebaut. Der
Lauf der Oder begründet auch die alte Eintheilung in Ober- und
Niederschlesien, wovon ersteres ein rauheres Klima, weniger
fruchtbaren Boden und zahlreiche Waldungen hat. Nach Polen
und Brandenburg zu ist das Land durchaus eben und offen, auf der
südlichen Seite aber wird cs von Mähren und Böhmen durch ein
ununterbrochenes Gebirge, die Sudeten oder der Sudetsch,
getrennt, welche in verschiedenen Abtheilungen verschiedene Na-
men führen. Der Theil des langen Gebirgszuges, welcher sich
von den Karpathen an der mährischen Gränze bis an die ehema-
lige Grafschaft Glatz erstreckt, heißt das mährische Gebirge;
hierauf folgt das mehr Massen - und kesselartige Gebirge der Graf-
schaft Glatz; und von da an heißt der Gebirgszug bis an die Lausitz
das Riesengebirge. Dieses, der höchste Theil der ganzen
Reihe, trägt auch auf seinem Kamm oder Rücken die höchsten,
einsam emporsteigenden Kuppen; so die Schnee- oder Riesen-
koppe oder Kuppe, 5000 F. hoch, auf deren Gipfel eine 1681
erbaute Kapelle steht, worin sonst einigemal im Jahre Gottes-
dienst gehalten wurde, jetzt aber ist sie zur Aufnahme von Reisen-
den eingerichtet. Die eigentliche Kuppe ist ziemlich steil und schwie-
rig zu ersteigen. Das große Rad 4700 F., die Sturm-
haube 4500 F. hoch u. a. Der nordwestliche Theil endlich wird
das Jsergebirge oder der Jserkamm genannt und endigt
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TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Carls_Xíi Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Oberschlesien Ratibor Niederschlesien Brandenburg
94
A. Europ a.
mit der Tafelfichte 3500 F. hoch, von wo das Gebirge sich
westlich wendet und nun das Lausitzerigebirge heißt. Außer-
dem sind noch 2 isolirte Berge merkwürdig: der Zobtenderg
nemlich zwischen Schweidnitz und Breslau, 2300 F. hoch, mit
einer Kirche auf einem Gipfel; und die Landskron, der nörd-
lichste , isolirt emporsteigende Punkt des Jsergebirges, bei Görlitz,
dem Winkel gegenüber, wo an die Tafelfichte sich das Schlesische
und das Lausitzer Gebirge anlehnen; sie ist nur L3o9f. hoch. Die
von Reisenden am meisten besuchten interessanten Punkte des Ge-
birges sind, außer der Schneekoppe, der Kynast, ein Berg von
unbedeutender Höhe, ganz nahe bei Warmbrunn, auf welchem
die schönen Ruinen einer 1675 vom Blitz entzündeten Burg pran-
gen. Die Aussicht nach Hirschberg, Schmiedebcrg und dem höhe-
ren Gebirge ist entzückend. In der nemlichen Gegend befinden sich
die beiden berühmten Wasserfälle: der Zacken fall etwa 79, und
der Kochel fall etwa 49 F. hoch. An Wassermasse und an
Schönheit übertrifft alle diese der W ö l f e l s f a ll in der Grafschaft
Glatz, wo der Wölfelsbach sich aus einer engen Felsenschlucht
83 F. tief in einen Felsenkessel stürzt. Wie bei allen höheren Ge-
birgen, so sind auch im schlesischen die höchsten Punkte von Vege-
tation entblößt; etwas tiefer herab ist aber das Gebirge mit einer
eigenthümlichen Art Nadelholz, hier Knieholz genannt, bedeckt,
welches, statt den Stamm zu erheben, am Boden wegkriecht, zwar
senkrechte Zweige emporsendet, aber sich doch im Ganzen kaum
einige Fuß hoch erhebt. Die Bewohner des Gebirges beschäftigen
sich vorzüglich außer der Viehzucht mit der Leinweberei; in dem
Dorfe Krumm Hübel, am Fuß der Schneekoppe und in derge-
gend wohnen viele sogenannte Laboranten, d.h. Leute, welche
die Heilkräuter im Gebirge sammeln und daraus allerlei Arzneien
bereiten. >
Schlesien liefert sehr mannigfaltige Producte, welche die Be-
triebsamkeit der Einwohner meist selbst verarbeitet. Mit Ueber-
gehung der gewöhnlichen Getreide- und Obstarten erwähnen wir
aus dem Pflanzenreiche nur den Krapp ober Färberröthe, der in-
deß an Güte dem holländischen nachsteht, etwas, aber nur in gu-
ten Jahren genießbaren, Wein bei Grünberg an den Gränzen von
Brandenburg, und vor allem den Flachs. Das Spinnen, Weben
und Bleichen der Leinwand beschäftigt viertausend Gebirgsbewoh-
ner, vorzüglich in dem eigentlichen Riesengedirge, und hat den
Wohlstand der sogenannten Gebirgsftädte begründet. Nächst der
Leinwand sind die Tuchwebereien der bedeutendste Gegenstand der
Betriebsamkeit, besonders seitdem die vortrefflichen Tuchfabriken zu
Görlitz, Lauban und Muskau, in der ehemaligen Oberlausitz, zu
Schlesien gekommen sind. Höchst bedeutend für die Provinz ist
endlich der Bergbau, welcher zwar auch Silber, Blei und Kupfer,
vorzüglich aber viel Eisen, Zink und vortreffliche Steinkohlen lie-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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97
Vii. Deutschland. Preußen.
eine geschlossene Masse bildet, und von Frankreich, den Niederlan-
den, Hannover, Braunschweig, Kurhessen, Nassau, Hessen-Darm-
stadt und Rhein-Baiern, ohne allen Zusammenhang mit der öst-
lichen Hauptmasse, umschlossen wird. Sie enthält folgende drei
Provinzen, welche aber unter Einem Ober-Präsidium stehen:
8. Die Provinz Westphalen, die nordöstlichste
von den dreien.
Sie enthält auf 364 □ M. über 1,200,000 Einw. und be-
steht aus den altpreußischen Provinzen: Minden, Ravensberg,
Mark, Tecklenburg, Theile von Lingen und von Münster, Pader-
born; wozu seit 1815 noch gekommen sind: dasherzogthum West-
phalen oder Sauerland, Corvey, das Fürftenthum Siegen und
mehrere mediatisirte Fürftenthümcr, Graf- und Herrschaften, de-
ren Besitzer unter preußischer Hoheit stehen. Die nordwestlichen
Theile der Provinz sind eben, zum Theil sandig und morastig, nach
Hollandzu; die südlichen von unzähligen, mit dem Wefterwalde
zusammenhängenden und meistens mit schönem Laubholze bewach-
senen Bergreihen durchzogen, wovon die bedeutendsten der Haar-
strang zwischen Lippe und Ruhr; die Egge und das Roth-
lager Gebirge im Süden; der Teutoburger Wald im
Osten. Im äußersten No. ist ein Theil des Wesergebirges, wel-
ches hier */* St. südlich von Minden die berühmte porta west-
phalica bildet, wo die Weser zwischen zwei Bergen sich einen
Durchgang gebahnt hat. Die bedeutendsten Flüsse sind die Weser,
welche indeß die Provinz im O. nur wenig berührt; die Ems; die
Lippe und die Ruhr, welche dem Rheine zuströmen. Zwischen
Lippe und Ems soll durch einen Kanal, an welchem aber noch nicht
gearbeitet wird, eine Verbindung zu Stande gebracht werden.
Von Münster ab geht ein Kanal bis Maxhafen, welcher, wenn er
vollendet wäre, mittelst der Vecht zur Südersee führen würde.
Die Einwohner sind alle deutschen Stammes und reden größten-
theils die plattdeutsche Sprache; die Zahl der Katholiken ist etwas
stärker, als die der Protestanten, unter welchen wieder die Luthe-
raner die zahlreichsten sind. In einem großen Theile der Provinz
giebt es keine Dörfer, sondern nur einzeln liegende Höfe, die zu
Bauerschaften vereinigt sind, mehrere Bauerschaften bilden
zusammen ein Kirchspiel. Hier findet man noch in Wohnung,
Gebräuchen und Lebensart die meisten Spuren von den ältesten
deutschen Sitten. Aus den ärmeren Gegenden wandern jährlich
Tausende nach Holland, um dort durch Heumachen, Mähen,
Trofgraben ihr Brodt den Sommer über zu verdienen. Der Acker-
bau hat sich in neuerer Zeit sehr vervollkommnet; der Bauer, vor-
züglich der isolirt wohnende, genießt am liebsten das aus Roggen
gebackne zwar sehr grobe aber äußerst kräftige und wohlschmeckende
Blanc Handb. 11. 2. Aust. 7
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Aust
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Niederlan- Hannover Braunschweig Kurhessen Nassau Hessen-Darm- Rhein-Baiern Ravensberg Tecklenburg Lingen Corvey Siegen Rheine Holland
152 A. Europa.
Hammer und in der Nähe etwas Weinbau. — Die gewöhnliche
Residenz ist Ballenstädt am Harze, mit 3500 Einw. Das
Schloß mit seinem Park auf einem Berge hat eine herrliche Lage.
Zwei Stunden davon liegt über dein Städtchen Gernrode, in
einer höchst reizenden Gegend, der sogenannte Stufend erg
mit einem vielbesuchten Wirthshause, von wo man das Gebirge
und die reiche Ebene überschaut. — Südwestlich 2 St. von Bal-
lenstädt kommt man in das reizende Selkethal, welches eine Reihe
von Hüttenwerken enthält; der Mittelpunkt derselben ist der soge-
nannte Mägdesprung, eine schroffe Felsenklippe; am Fuße
derselben die Hüttenanlagen und ein schöner Obelisk von Gußeisen,
58 F. hoch, dem letzten Herzoge zu Ehren errichtet. Etwa 1 St.
weiter hinauf im Thale, bei einer Eisenquelle, das Alexisbad,
mit mehreren schönen Gebäuden und von reizenden Felsenpartieen
umgeben. Das Klima ist aber hier bedeutend strenge. — Das
Stammschloß des gesammten Hauses, die alte Burg Anhalt,
liegt auf dem Hausberge an der Selke. Sie soll 905 erbaut seyn,
liegt aber seit 1376 in Trümmern. Sie^ ist im gemeinschaftlichen
Besitz des ganzen Hauses.
1s. Das Kurfürstenthum Hessen-Cassel.
Die Staaten des Kurfürsten von Hessen-Cassel bilden mit ge-
ringen Ausnahmen ein zusammenhängendes Ganzes, welches von
Preußen, Waldcck, Hannover, Sachsen-Weimar, Baiern und
Hessen-Darmstadt umgeben ist. Ein nördlich abgesonderter Theil,
die Grafschaft Schaumburg, wird von Lippe und Hannover be-
gränzt; und ein Antheil an der Grafschaft Henneberg wird von den
sächsischen Herzogthümern und Preußen umgeben. Alle diese Län-
der sind gebirgig, am meisten dashenneberaische, welches im Thü-
ringer Walde liegt. Die größere Masse wird von Zweigen des
Spessart, der Rhön und des Vogelsberges im Süden, vom Rein-
hards- und Habichtswalde im Norden durchzogen.. Der Meisner,
ein Basaltberg, erhebt sich 2l84 F. hoch; in ihm werden schöne
Stein- und Braunkohlen gefunden: das Schaumburgische gehört
zu den Weser- Gebirgen. Hauptfluß ist die Weser, deren Quellen-
flüsse, die Fulda mit der Schwalm und Werra, die Hauptmasse
durchströmen. Die Lahn berührt das Land und fließt dem Rheine
zu; die Kinzig dem Maine. Der Boden ist beinahe überall steinig
und strenge, mehr für Viehzucht als für den Ackerbau im Großen
geeignet; doch hat das Land hinreichend Getreide und liefert noch
außerdem viel Flachs und Hanf, Tabak, und in der Gegend von
Hanau und Witzenhausenobst und Wein. Der Bergbau geht auf
etwas Silber und Kupfer, mehr auf Kobalt und Eisen; Stein-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Meisner
Extrahierte Ortsnamen: Europa Gernrode Hessen-Cassel Hessen-Cassel Hannover Sachsen-Weimar Baiern Hessen-Darmstadt Hannover Fulda Rheine Maine Hanau
184
A. Europa.
trägt jährlich 4 bis 5000 Centner. Außer den Bergbau treiben
die Einwohner Spitzenklöppelei und das Strohflechten.
An der Küste liegen:
Trieft (Ungute), am Abhange eines Berges und am
Meerbusen, der ihren Namen führt, eine in der neuern Zeit sehr
emporgekommene Seestadt mir einem durch einen trefflichen Damm
«geschützten Hafen und 46000 Einw. Die älteren Theile
rdt sind schlecht, die neueren schön und regelmäßig gebaut;
mehrere Kanäle laufen aus dem Meere tief in die Stadt hinein und
erleichtern den Handel. Auf dem schönen Hauptplatze (In grau
piazza) von trefflichen Gebäuden umgeben, steht auf einem Brun-
nen eine Carl Vi. zu Ehren errichtete Säule. Hoch über der Alt-
stadt liegt die Burg. Rund um die Stadt ziehen sich an den stei-
len Bergen reizende Villen mit Weinbergen, Feigen, Kastanien
und Oelbaumpfianzungen. Sprache und Sitten sind hier schon
ganz italiänisch. Trieft ist die wichtigste Handelsstadt der Monar-
chie und hat bedeutende Fabriken aller Art, vorzüglich in Seide,
Tressen, Zucker, Seife, eingemachten Früchten und Rosoglio (eine
Art feinen Liqueurs). Die große Zahl hier wohnender Fremden
genießt vollkommener Gewissensfreiheit, und es giebt hier grie-
chische, armenische, lutherische und reformirte Kirchen. In Trieft
ward Winkelmann am 8. Juny 1768 in einem Gasthofe durch ei-
nen Raubmörder getödtet: er ward als ein Unbekannter bestattet
und erst jetzt ist ihm in der Kirche St. Giusto ein Denkmahl errich-
tet worden.
An der Gränze von Italien liegt die im Alterthum berühmte
Stadt Aquileja oder Aglar, */2 St. vom Meere, jetzt mit
2800 Einw. Einst war sie eine bedeutende Handelsstadt und Haupt-
festung gegen die Barbaren. Attila zerstörte sie gänzlich 452, und
ihre wenigen geflüchteten Bewohner gehörten zu den ersten An-
dauern Venedigs.
4. Die gefürstete Grafschaft Tyrol, mit
Vorarlberg.
Dies Land verdient mitrecht in jederhinsicht den Namen der
deutschen Schweiz. Seiner Beschaffeuheit nach ist es augenschein-
lich nur ein politisch von der Schweiz getrennter Theil. Hier wie
dort die höchsten Alpen (hier auch Almen genannt), Berge mit
ewigem Schnee, Glattscher hier Ferner, Lawinen hier Läh-
nen; dieselben Producte, gleiches Klima und auch im Charakter
der Bewohner manche Züge der Aehnlichkeit. Die Rhätischen Al-
pen, die Fortsetzung der Graubündner, durchziehen mit ihrem
Hauptkamm Tyrol von W. nach O. und bilden die Haupttheilung
in nördliches und südliches. Ihre Verzweigungen verbreiten sich
nach allen Richtungen südlich und nördlich, und zwischen ihnen
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192
A. Europa.
der Hradschin, von welchem man eine entzückende Aussicht über
alle Stadttheile und das ganze Moldauthal genießt. In der Alt-
stadt, zu welcher die eng und schlecht gebaute Judenstadt gehört,
bemerken wir: die Pfarrkiiche am Tein, mit dem Denkmahl des
hier 1601 geftorbenentychodebrahe; dastheater; das Rathhaus
mit einer astronomischen Uhr aus dem 15ten Jahrhundert; die Ge-
bäude der Universürät, mit der Sternwarte und der großen über
100,060 Bände starken ka-iserl. Bibliothek. In der Neustadt das
Rathhaus, den Rvßmarkt, mit der Statue des H. Wenzel; er
ist der schönste Platz der Stadt und führt unmittelbar zu den schö-
nen Spatziergängen auf den Wällen am Roßthor. Am südlichen
Ende der Neustadt liegt auf einem hohen Felsen der befestigte Wys-
fehrad, .welcher indeß nicht eigentlich zur Stadt gerechnet wird.
Hier war wahrscheinlich die älteste Residenz und Burg der ersten
böhmischen Herzöge. Die Universität, voncarliv. 1348 gestiftet,
gehört zu den ausgezeichnetsten unter den deutschen katholischen
Universitäten; sie zählt gewöhnlich über 2000 Studenten. Außer-
dem giebt es hier eine Akademie der Wissenschaften, eine der bil-
denden'künste und einen musikalischen Verein. Sehr bedeutend
sind auch die Wohlthätigkeitsanstalten. Die Prager Fabriken in
Gold, Silber, Wolle--Seide, Leinwand, Tabak und u. s. w. sind
höchst bedeutend, so wie auch Prag der Mittelpunkt des ganzen
böhmischen Handels ist. — In der Nahe liegen mehrere dem Pu-
blikum geöffnete schöne Landhäuser und Gärten, vorzüglich die
Wimmerstchen Anlagen, an einem Berge vor den östlichen Thoren;
die Färber- und die Schützeninsel in der Moldau , fast im Mittel-
punkte der Stadt; diehetzinsel nördlich von der Stadt und dievie-
len schönen Gärten vor dem Augezder Thore, am Abhange des
Laurentius-Berges. Eine Stunde vom Prag auf der westlichen
Seite liegt der weiße Berg, wo Friedrich V. von den Oeftrei-
chern geschlagen ward, und ihm gerade gegenüber auf dem rechten
Ufer ist das Schlachtfeld, wo 1757 die Preußen den blutigen Sieg
durch Schwerins Tod erkauften.
Der bekannteste und wegen seiner Naturschönheiten und der
Betriebsamkeit der Bewohner merkwürdigste Theil von Böhmen
sind die nördlichen, an der schlesischen und sächsischen Gränze lie-
genden Gegenden. Hier, am Fuße des Erzgebirges, im Thäte der
Eger und am Mittelgebirge, ist der Hauptsitz des böhmischen Berg-
baues, und hier liegen auch die bedeutenden Badeörter, als:
Carls bad, eines der berühmtesten deutschen Bäder, in einem
engen Felsthale, am Ufer des Baches Tepl, unfern seines Einflus-
ses in die Eger. Die Stadt selbst ist sehr unbedeutend und zählt
nur etwa 2500 Einw.; die Häuser auf der sogenannten Wiese, am
Markte, und der sächsische und böhmische Ballsaal sind die besten
Gebäude. Man benutzt hier 5 heiße Quellen, den Sprudel, den
Neubrunnen, den Mühlbrunnen, den Bernhardsbrunnen und den
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Viii. Italien. Lombardisch - venez. Königreich. 303
Ring in dasselbe warf, und sich auf diese Weise feierlich mit dem
Meere verlobte : wahrscheinlich eine stolze Anspielung auf die von
den Venezianern lange behaupte Meeresherrschaft. Am Eingänge
des Arsenals stehen 4 marmorne Löwen, wovon zwei kolossal sind
und der eine 1687 aus dem Piräus (daher porio leone genannt)
nach Venedig gebracht worden ist, die 2 kleineren sind unbedeu-
tend. — Venedig zeichnet sich durch eine Menge schöner Kirchen
aus; man zählt hier 3o Pfarrkirchen, mehr als 40 andre, und
was als eine Seltenheit in Italien bemerkt zu werden verdient, cs
giebt hier auch eine protestantische Kirche. Die Juden, die hier
wie in den meisten italiänischen Städten, wo sie geduldet wurden,
ein eignes Revier, Ghetto genannt, bewohnen, haben 7 Syna-
gogen. Unter den Kirchen sind die bedeutendsten nach der von St.
Markus: 8. Giovanni e Paolo; 8. Giorgio maggiore auf der
gleichnamigen Insel, östlich von der Stadt, ein Werk des Palla-
dio, und die Franziskanerkirche, in welcher Tizian begraben liegt.
Allekirchen von Venedig sind mit den schönsten Marmor- und Por-
phyrarten, vorzüglich aber durch unzählige treffliche Gemälde aus
der venezianischen Schule geschmückt. Auch die vielen Palläfte,
wovon die meisten an den Ufern des großen Kanals liegen, enthal-
ten ausgezeichnete Gemäldesammlungen; die berühmtesten in dieser
Hinsicht sind die Pallaste Manfrini, Mecenigo, Manini, Bar-
barigo, Grimani, Mansrecii u. a. Die meisten Palläste sind
sehr alt, und daher in einem halb orientalischen, halb gothischen
Style gebaut, viele aber auch, vorzüglich der P. Cornaro und Gri-
maiii, sind Meisterwerke von Palladio. Venedig zählt 6 Theater,
worunter 8. Benedetto und der Phönix, vorzüglich letzterer,
prächtige Gebäude sind; Musik und Spiel hingegen sind sehr un-
bedeutend. —■ Als eine Merkwürdigkeit in Venedig verdient ange-
führt zu werden, daß Napoleon durch Zuschütten eines Kanals in
der Nähe des Dogenpallastes den Raum zur Anlage öffentlicher
Gärten geschaffen hat, so wie daß man in der neuesten Zeit auf der
Spitze einer der östlich gelegenen kleinen Inseln einen englischen
Garten angelegt hat. — Venedig, welches in den Zeiten seines
höchsten Glanzes an 3 bis 400,000 Einwohner gehabt haben soll,
tzähit deren gegenwärtig kaum 100,000, und darunter befinden sich
über 20000 Bettler, welche auf allen Gassen unglaublich lästig
fallen. Ueberhaupt zeigt alles in Venedig die Spuren des tiefen
Verfalls, nicht allein der Macht, sondern auch der Handlung und
der Betriebsamkeit, und cs steht dahin, ob Venedig, welches 1829
zu einem Freihafen erklärt worden ist, sich dadurch wieder etwas
heben wird. Der Handel hat sich beinahe gänzlich nach Trieft ge-
zogen, und alle Manufacturen und Fabriken, einst so blühend,
sind sehr herabgekommen. Noch jetzt wird indeß in Tuch, goldnen
und silbernen Stoffen, Seidenzeugen, Spitzen, Masken, Wachs-
blumen, Seife, Porzellan und Glas bedeutend gearbeitet. An
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Extrahierte Personennamen: Markus Giovanni_e_Paolo Giorgio Grimani P._Cornaro Palladio Benedetto Napoleon