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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 62

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 62 — waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder. 2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt. 3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden. 4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 18

1912 - Rostock i. M. : Boldt
18 smtlichen Wohnungen verlieren!" so feuerte der Hartmut die Seinen an. Das werk gelang. Die Gefahr ging glcklich vorber. Aber als sich jeder des Sieges freute, hatte der Meister das Unglck, auszurutschen und ins Wasser zu fallen. Anfangs lachte mancher. Als aber der stark erhitzte Mann aus dem kalten Bad herauskam, das Gesicht so leichenbla, da ver-ftummte selbst der allezeit lustige Frido. (Em heftiges Lieber schttelte den starken Krper des Meisters. Und obwohl die der Krankheiten kundige Frau Irmgard ihren Gatten, der sofort das Lager aufsuchte, mit Fellen bedeckte, so wollte der Schttelfrost doch nicht weichen. Besorgt schaute die Gattin ins Antlitz ihres Mannes. Schnell bereitete sie aus den ge-sammelten Heilkrutern eine Brhe, die schon hufig den Tod aus dem Felde geschlagen hatte, vergebens! Die Nacht sank herab, und in unruhigen Fiebertrumen warf sich Hartmut auf seinem Lager umher. Pltzlich schrie er auf: hierher, Mannus, schlag' zu! Frido, Wasser! Wasser! Gut gemacht!. ." Am Morgen war der Meister tot. Laut klagten die Frauen; mit gesenkten Huptern standen die Männer umher. Als man sich von dem ersten Schmerz ein wenig erholt hatte, sprach Siegfried zu Baldwin und Frido: Geht hin zu unsern Freunden jenfeit des Waldes, auch zu denen am Moorgraben und im Steingrund, erzhlt ihnen von unferm groen Schmerz und bittet sie, da sie kommen, uns des Meisters Grab bereiten zu helfen." Die beiden Boten eilten, und bald kamen sie von allen Seiten, alle die Treuen, die so manches schne Steinmesser, so manche wuchtige Axt, so manche prchtige Urne vom Meister erwarben; sie kamen alle, die Grab- und Stein-kammer zu bauen. 3n der Nhe der Werksttten, wo Hartmut viele Jahre so emsig mit seinen Gehlfen geschafft hatte, sollte er seine Ruhesttte finden. So wollte es Frau Irmgard. Mit starken Rundhlzern schritten die Männer zu der groen Felsenstelle, die unweit der Werksttten lag. Sofort begann die Musterung der Steine. Man suchte zunchst nach platten, die nach Hhe und Breite etwa die Lnge eines Mannes erreichten. Sowie das Gewnschte gefunden war, ging die schwere Arbeit los. Die Steinriefen wurden auf die Rundhlzer gestoen und dann fortgefchoben. Bei der groen Zahl der Arme dauerte es nicht lange, bis vier Blcke am erwnschten rte waren. Noch ein Angriff und die vier Kolosse standen schn ge-horsam in einer Reihe. Damit war aber erst ein sehr geringer Teil der Arbeit fertig. Jetzt wieder zurck zur Steinvorratskammer und noch fnf platten von der Gre der vier Brder herangeschleppt. Nachdem nun etwa eine Manneslnge von der ersten Mauer entfernt eine gleichlaufende her-

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 31

1912 - Rostock i. M. : Boldt
31 sehr frh war er aufgebrochen und hatte mit viel List und unendlicher Geduld den Mischen nachgestellt. Jetzt schttete er seinen Sack aus. Wie das zappelte und vom Boden empor-schnellte? Wie den Mnnern bereits der Mund nach dem fetten Bissen wsserte! Nun hatten alle Frauenhnde genug mit der Bereitung des Mahles zu tun. Vorher waren sie eifrig bei der bessern (Einrichtung ihrer Huser, beim Flicken von leinenen Unter-Heidern und wollenen Gbergewndern und mit dem Ausbessern der Schuhe beschftigt gewesen. Jetzt kam alles mit hungrigem Magen heim. Also auf zur Herrichtung der Speise! z. freudc und Leid tti Ztritz. Wenn der alte Gul nach Jiritz gekommen war, hatte er zuweilen auch feine Shne Dobek und Hohle mitgebracht. Beides waren stattliche Männer. Wenrt sie, angetan mit einem prchtigen Wollgewande, den kleinen Hut auf dem Kopfe, den Stirnriemen mit zwei Schlfenringen geschmckt, ins Dorf einzogen, warfen die jungen Mdchen die Augen auf sie. Aber auch Dobek und Hohle fanden Gefallen an den Ziritzern. Dobek hatte die lteste Tochter Zirs ins Herz ge-schlssen, Hohle die jngere. Und als eines Tages der Dobek erschien und um die Slava anhielt, gab der Dorflteste mit Freuden feine Zustimmung. Wute er doch, da er ein schnes Lhegeld zu erwarten hatte. Noch glcklicher wurde Zir, als sich bald darauf auch Hohle einstellte und die Hand der jngsten Tochter begehrte. Wiederum Lhegeld! Was wollte der Zir noch mehr? Die glcklichen Mdchen folgten den Mnnern nach Grabow, begleitet von den Segenswnschen der Ziritzer. Leider sollte das Glck des ltesten Paares nur von kurzer Dauer fein. Denn als einst Dobek in feinem schmalen Boote durch eine reiende Stelle des Flusses fuhr, verlor er das Gleichgewicht, strzte kopfber ins Wasser und ertrank. Die Leiche konnte nicht gleich gefunden werden. Da eilten auch Zora, Zir und Smof herbei und halfen suchen. Nach zwei Tagen fand man den verunglckten, der durch die Strmung weit von der Unfallstelle fortgerissen worden war. Gro war die Klage, besonders bei der jungen Witwe, die in namenlosem Schmerz Tag und Nacht schrie. Die Freunde legten den Leichnam auf eine Bahre und trugen ihn nach dem (Drte, wo man die Toten zu verbrennen pflegte. Bald loderte ein helles Feuer empor und verzehrte den toten Dobek bis auf das Skelett. Dies nahmen die Freunde, betteten es in eine Grube, befestigten am Schdel die Schlfen-

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 62

1912 - Rostock i. M. : Boldt
62 Am schlimmsten mar es in Rostock, wo gerade das est ? f Zlc urbe' Berno kam dort zu der Zeit an als die Gbotriten beim jestschmause waren und gewaltige Mengen von Gchsenfleisch vertilgten. Er betrachtete es als eine gunstige Gelegenheit, den Samen des Evangeliums aus, zustreuen Doch darin hatte er sich verrechnet. Kaum hatte man ihn bemerkt, so strzte Prettun, dessen Mund und Bart vom Fette trieften,aus ihn zu und rief: ?e, ihr Weiberrcke wo kommt ihr her? Wir kommen im Namen (Softes Berno ,Ach, euer Gott ist ja wohl im Himmel, Betet t>och mal! Nieder auf die Knie! Hnde hoch!" so scholl es von allen Serien wirr durcheinander. Und schnell hatte man ote beiden Mnche auf die Knie gedrckt und ihre Bnde emporgehoben. Als Berno die Rechte sinken lie, gab ihm der rteftge prtftav emen Faustschlag ins Gesicht, so da das Blut au5 ?.at! ,und ?}und hervorquoll. Der geschmeidige pandefe aber hielt dein Benediktus ein Stck Opferfleisch vor den Mund und sehne: Da fri! <Es ist vom Feste des (Soderad" Der Xkonch jedoch rvetgerte sich hartnackig. Da stie ihn der pristav mit solcher Wucht seitwrts, da er den Arm brach. Endlich rief emen was wollen wir uns noch lange um die elenden Clhnjtenhune kmmern! Lat uns lieber essen und trinken!" So hatten die beiden Gemarterten einen Augenblick Hube* und den benutzten sie, unvermerkt ins Dickicht zu entkommen! Am <Z)uell wusch sich Berno vom Blute rein. Sein Genosse efti9e schmerzen im Arme. Da untersuchte der Bischof die Stelle genauer, verband sie in sachkundiger' weise und sprach: Klage nicht! Denn unser Heiland spricht: Selig feto ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmhen und verfolgen." Weiter ostwrts wandten sich nun die Trger des Lvan-geltums. Noch viele Schlge und Backenstreiche muten sie erdulden, bis sie Demmin erreichten und die pommernbenge steh ihrer annahmen. 1 3 Die Domwcibe zu Schwerin. Wer sich heutzutage Schwerin nhert, der erblickt schon von weitem den spitzen Turm und die hochragenden Gewlbe des neuen Doms. Dieser hat dort nicht immer gestanden. Als die ersten Wenden sich unters Kreuz stellten und nach einem Gotteshaus verlangten, waren sie wohl zufrieden, als eine armselige Holzkapelle vor ihren Augen erwuchs! Doch die Zahl der Christen mehrte sich, und der Ort Schwerin nahm unter der Frsorge des Lwen, der Tatkraft Gunzelins und dem Lifer Bernos an Umfang zu. Und bei jeder Messe,

5. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 86

1912 - Rostock i. M. : Boldt
86 empor. Oft mute er sich an )uden ober reiche Kaufleute mit der Bitte menbert, ihm Gelb zu leihen, oft auch einen walb, ein Gut ober ein greres Gebiet verpfnben. Gewaltig Zog er auch die Steuerschraube an. Die armen Bauern muten sich schinben und plagen, um nur die hohen Abgaben zu erschwingen. Als aber alles nichts half und der Sckel des Lwen noch nicht orbentlich gefllt wrbe, verlangte er auch von bert Priestern und Geistlichen Steuern. Das bekam ihm freilich schlecht, fhrte aber auch zur Grnbung des Klosters Ribnitz. Gab das einen Aufstanb, als Fürst Heinrich von den Geistlichen eine auerordentliche Steuer verlangte! Die priester kamen zusammen und besprachen die Anmaung des Lwen. Als der Lbower bei feinem Nachbar, dem Mecklenburger, eintraf, fanb er biefen ganz auer sich. Der rief ihm schon entgegen: Was sagst bu nun, ba bein Gelbbeutel zur Aber gelassen werben soll?" Na", erwiberte der Lintretenbe, nicht eben viel, nur, ba ich nicht zahlen werbe!" Sehr gut", entgegnete erfreut der Mecklenburger, so benke auch ich, so benkt auch der Beibenborfer, benkt auch der Hornstorfer. Ist es nicht gerabezu fchnblich von dem Fürsten, ba wir Boten, die mir den Frieden verknbigen, durch unser Gelb helfen sollen, bamit der Lwe Raub und Branb verbreiten kann? Nein, ich steure nicht! Nur wei ich noch nicht, was werben soll, wenn der Fürst mit Zwang gegen uns vorgeht." Sei ohne Sorge", fiel der Lbower ein, dann halten wir uns die Ritter in der Nhe zu Freunben, und wenn alle Strnge reien, wirb auch unser hochwrbiger Herr, der Bischof zu Ratzeburg, ein krftiges Wrtlein reben." Wie sie noch so sprachen, trat pltzlich ein Mnch mit einer Pergamentrolle ein, begrte die Brber und hielt ihnen dann schweigenb das papier hin. Jesus und Maria", rief der Lbower, Bann der Heinrich und Interbikt der fein Land !" Na, das wirb schon ziehen", sagte erfreut der Mecklenburger, nun haben wir Ferien." Und so war es. Keine Glocke lutete mehr im Mecklenburger Land, kein Kind wrbe mehr getauft, keine Ehe und Leiche eingesegnet. Ieber Priester trat zum Altar, lschte das Licht aus; und Grabesstille herrschte nun in den geweihten Rumen. Was das alles zu bebeuten hatte, sollte der Lwe nur zu balb erfahren. Ein paar gute Freunbe, die er sich zu Gaste gelaben hatte, erschienen nicht. Line Anzahl von Knechten war pltzlich spurlos verschwunben. Die Mgbe taten ihren Dienst so lssig und unlustig, ba man die frher so hurtigen und schnellen Dienerinnen gar nicht wiebererfannte. )a, als eine Magb ihn erblickte, zuckte sie unwillkrlich zurck und bekreuzte sich.

6. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 91

1912 - Rostock i. M. : Boldt
91 heraus und schimpfte: ?mrich, schmst dich nicht? Alles gibst dem Pfaffen, der uns mit Haut und Haaren frit!" Stimmt wie die Faust aufs Auge, Nachbarin", sagte Bauer -Peter Lost, der gerade eintrat, um die Schweinepreise zu erfahren, ich war gestern abend im Krug, wo sich auch ein fahrender Gesell einstellte. Hat der aber auf die Priester und den Papst geschimpft. Linen feinen Reim wute er, und der heit so: De Rmische Hoff schnappet na Geldt, taten Kisten und Kasten in der weldt. Bringestu Geldt schwar one tall unde beschwerest eren Bdel auerall, so werstu syn ein werdiger Gast, entleddiget werden von aller Last. Und dann sagte er noch: Wenn man alle Nonnen, Mnche, Priester und Ablakrmer in Mecklenburg zusammenzhle, kmen weit der ooo Menschen heraus, die Mecklenburg ernhren msse; wenn aber einer nach der Zahl unserer Kriegsleute frage, wrden wir wohl kaum mehr als 5000 nennen drfen." So ist's recht, Peter", erwiderte Frau Anna, man kann sich vor dem Bettelpack gar nicht bergen. )n voriger Woche bettelte ein Mnch fr eine neue Kapelle in Rostock. Gestern mittag bot ein anderer Mnch ppstlichen Abla an, ich habe ihm aber gesagt, da ich noch lange nicht ins Fegefeuer ginge. Aber er lie nicht nach, so da ich schlielich drei Kse holte, wofr er drei Gratias zusagte. Und heute morgen pries ein Ablakrmer uns Kse- und Butterbriefe an, damit wir nachher in den Fasten nicht gar arg schmachten brauchten, sondern uns ab und zu mal was Besseres zu Gemte führen knnten. Jesus, wir werden selbst zum Bettler!" Wei Gott", entgegnete der Peter, erkundigte sich nach den preisen und begab sich wieder auf seinen Hof. Als die Frhlingswinde wehten und das (Eis schmolz, rstete sich der Tnnies zur ersten Seereise. Der Dater und Johann brachten ihn nach Wustrow, und nach der Rckkehr arbeitete der lteste Bruder wirklich fr zwei Mann, wie er versprochen hatte. Auch Hinrich plagte sich mehr denn je; und oft kam er wie in Schwei gebadet vom Felde. Dabei hatte er sich einstmals sehr erkltet und klagte der Stiche in der Brust. (Ein bser Husten stellte sich ein. Drei Wochen mute er das Bett hten. Wohl ging er dann seiner Arbeit wieder ein wenig nach, aber der Husten wich nicht, und die Schmerzen waren noch immer sehr groß. Da besuchte der Priester aus Ribnitz, dem es aufgefallen war, da Hinrich seit einiger Zeit den Gottesdienst versumte, den Bauern und erkundigte sich genau nach dem Zustand des Kranken. Dann sprach er:

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 48

1912 - Rostock i. M. : Boldt
48 Gtern und Gaben belehnte, so wollte er es auch machen mit den Geistlichen, mit Akten und Bischfen. Lange hatte man ihm dies letzte Recht bestritten, doch endlich setzte er die Investitur der Bischfe durch. Lr durfte nun die geistlichen Groen mit dem Zepter belehnen, durste allenthalben, wo er wollte, einen Bischof hinsetzen, mute ihn dann aber freilich mit Drfern und Gtern so ausstatten, wie es sich fr einen hohen Geistlichen gebhrte. Diese Bischfe versuchten es nun auf jede weise, die wenden von ihrem heidnischen Leben und Treiben abzubringen. So der Bischof Gerold, der in der Gegend von Lbeck wirkte. Lines Tages berief er das Volk nach diesem Orte und sprach zu den versammelten: 3hr lieben Leute, nehmt das Christen-tum an? Lat doch von eurem heidnischen Wesen, lat doch das ewige Plndern und Rauben!" Da trat ein alter, an-gesehener wende mit Namen Pribislav hervor und rief: Gut gesagt, aber wie knnen wir das, die wir soviel zu leiden haben? Unsere Fürsten sind streng, und die Abgaben nehmen kein Ende. Deshalb wnschen sich manche unter uns lieber den Tod als das Leben. Allein in diesem )ahre haben wir in unserm kleinen Winkel dem Herzoge ^ooo Mark bezahlt, dem Grafen noo, und noch werden wir tglich gepret, wie knnen wir noch mehr tun? wie knnen wir Kirchen bauen und uns taufen lassen, wenn stete Flucht uns bevorsteht? Und htten wir noch einen Ort, wohin wir fliehen knnten! Gehen wir der die Trave, so ist's schlimm; gehen wir der die Peene, so will man uns mit Haut und Haaren verschlingen, was bleibt uns? Nur das Meer, auf dem wir nach Herzenslust rauben knnen. Und wenn wir dies nun tun, ja, wen trifft die Schuld, uns, die wir nicht anders knnen, oder die-jenigen, die uns zu solchem Leben treiben?" Darauf erwiderte Gerold: wenn die deutschen Fürsten euch mihandeln, so glauben sie wohl, da sie mit Gtzendienern so verfahren mten. Lat doch von euren Gtzen, lat doch euren Goderac, euren Radegast und Svantevit von hinnen fahren! Leben nicht die Sachsen ruhig und zufrieden? )hr Heiden lebt anders und lat euch plndern!" Der pribislat) aber gab nicht nach, sondern entgegnete: wenn der Herzog so gerne will, da wir euren Glauben annehmen sollen, so mag er uns auch mit den Sachsen die gleichen Rechte geben, die gleichen Rechte in Bezug auf die Gter, die gleichen Rechte bezglich der Steuern. Dann wollen wir gerne Christen werden, Kirchen bauen und den Zehnten zahlen!" Mit dir ist nicht zu reden!" rief Gerold und verschwand aus der Versammlung, pribislav aber sprach zu den Umstehenden: Seht ihr wohl, da geht er hin, das mag er nicht hren. )a, wer erbarmt sich unserer Not?"

8. Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt - S. 16

1900 - Rostock : Süsserott
16 Schwaben Tod sein junger Neffe, Friedrich Ii., gegen Otto Iv. erhob, trat er im Jahre 1214 cm den Dnenknig Waldemar, den er zum Bundesgenossen zu gewinnen wnschte, alle zum deutschen Reiche gehrigen Gebiete jenseits der Elbe und Elde ab. Damit hatten die Erwerbungen der Dnenknige an der deutschen Kste frmliche Anerkennung gefunden, und nicht nur Heinrichs des Lwen Errungenschaft, die wendische Ostfeemark, fondern selbst das von uralter Zeit her deutsche Holstein war dem nordischen Nachbar preisgegeben worden. Nur mit Widerwillen ertrugen die wendischen Fürsten wie die deutschen Groen das dnische Joch, doch bald erstand ihnen ein Retter unter ihnen selbst. Es war der tapfere und khne Gras Heinrich von Schwerin. Dieser hatte sich mit seinem Bruder Gunzelin in den Besitz der Grafschaft geteilt. Als nun Graf Gunzelin starb, während Heinrich gerade aus einer Kreuzfahrt nach dem heiligen Lande begriffen war*), nahm König Waldemar unter dem Vorwande von Erbanfprchen die Hlfte der Grafschaft, die Gunzelin gehrt hatte, in Besitz. Vergebens forderte Heinrich nach seiner Rckkehr die Heraus-gbe des Raubes: er ward abgewiesen. Da beschlo er sich mit List und Gewalt Recht zu verschaffen. Am 6. Mai des Jahres 1223 hatte der König mit seinem Sohne und seinem Gefolge auf der kleinen Insel Lyoe sd-westlich von Fnen gejagt. Zur Nachtruhe war fr ihn und feinen Sohn ein Zelt aufgeschlagen, in dem sich auer ihnen nur wenige Diener befanden. Das brige Gefolge zerstreute sich der die Insel, und jeder suchte sich nach Gefallen feine Schlafstelle. Alles lag in tiefem Schlafe. Da drang mitten in der Nacht Graf Heinrich mit einigen Begleitern in das Zelt; es gelang, beiden Fürsten, ehe sie einen Laut von sich geben konnten, den Mund zu verstopfen, sie zu binden und fort- *) Er brachte von dieser Fahrt eine Reliquie mit, die nach katholischem Glauben einen hohen Wert hatte, einen Tropfen vom Blute Christi, in einem Jaspisstein eingeschlossen. Diese Reliquie berwies er dem Dom zu Schwerin, wo sie in einer Kapelle, der heiligen Bluts-kapelle, ausbewahrt ward. Sie ward bald weit berhmt und zog in den nchsten Jahrhunderten unzhlige Pilger nach Schwerin, die ihr Verehrung bezeugen, Vergebung der Snden dadurch erlangen oder Heilung von Krankheiten finden wollten. Erst in den letzten Jahr-zehnten vor der Reformation ward ihr Ruf berstrahlt durch das neue Wunder des heiligen Blutes in Sternberg. S. u. N. 10.

9. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 94

1897 - Wismar : Hinstorff
cs vor andern und auch vor sich selbst zu verbergen. Bald jedoch stellte sich heraus, da, obwohl uerlich wenig Vernderung wahr-Zunehmen war, das fortschreitende innere Leiden die Lebenskraft mehr und mehr verzehrte. Aus einer nchtlichen Fahrt im offenen Wagen zog er sich eine Erkltung zu. Wie frher, achtete er derselben nicht, auch dann nicht, als sich Fieber einstellte. Am Sonntag den 8. April war er abends bis gegen 11 Uhr in schlechtem Wetter und bei vermehrtem Fieber bei einem Brande zugegen. Am Montag Morgen hatte das Fieber abermals zugenommen. Gleichwohl wollte er an diesem Tage nach Italien abreisen, wo der Erbgroherzog sich befand, um in dem milden Klima neue Krfte zu sammeln. Nur den ernsten Vorstellungen und Bitten der Groherzogin gab er nach und verschob einstweilen die Reise. Scherzend sagte er zu seinem Kammerdiener: Ich soll nicht reisen, die Groherzogin schickt mich ins Bett." Der sofort herbeigerufene Arzt erklrte, da eine Lungen-entznduug im Anzge sei. Gleichwohl dachte niemand an eine Ge-fahr. Jedermann wute, da der Groherzog sich einer beraus krftigen Gesundheit erfreute. Da nun die Krankheit in den Augen der Nicht-rzte die Woche hindurch auf derselben Hhe blieb, so hielt in Schwerin jedermann an der Hoffnung fest, da durch Gottes Gnade das Lebeu des Landesherrn werde erhalten bleiben. Die aber ferne von Schwerin wohnten, blieben, weil die Zeituugeu nur beruhigende Nachrichten brachten, vllig im Unklaren der die Krank-heit. Nur der Groherzogin entging es nicht, da die- Lebenskraft mehr und mehr schwand. Am Sonnabend trat eine sichtliche Ver-schlimmernng ein. Jetzt fragte die Frau Groherzogin die rzte be-stimmt um den Stand der Krankheit und erhielt die betrbende Antwort, da vor Menschenaugen keine Hoffnung mehr sei. Als sie diese Entscheidung hatte, bernahm sie die schwere Pflicht, dem ge-liebten Kranken das Urteil der Arzte mitzuteilen. Der Groherzog, der die Bereitung zum Sterben nicht bis zum Totenbette aufgeschoben hatte, sondern stets bereit war, nahm die Mitteilung mit Ruhe und Fassung aus. Sosort war er sich klar, was er nun zu thun hatte. Er wollte die letzten Stunden seines Lebens auskaufen, um nach allen Seiten hin sein Hans zu bestellen. Nachdem er die Abend-stunden mit seiner gebengten Gemahlin allein zugebracht hatte, wnschte er seine Mutter zu sehen. Um 1 Uhr nachts traf die tiefgebeugte 80 jhrige Witwe, die nun von ihrem letzten Kinde Abschied nehmen sollte, im Schlosse ein, um mit der Schwiegertochter die letzten Stunden am Sterbebette des Sohnes auszuharren. Um 2 Uhr lie der Groherzog deu Minister rufen, um durch ihn dem Erbgro-herzog den Wunsch des sterbenden Vaters mitzuteilen, da derselbe seiner Gesundheit wegen jetzt nicht nach Mecklenburg kommen mge, seinem ganzen Lande aber den Dank fr die Liebe und Treue aus-zusprechen, die es ihm 41 Jahre lang bewiesen hatte. Um 3 Uhr ge-no er mit den anwesenden Gliedern seiner Familie das heilige
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