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1. Unser Heer - S. 34

1903 - Leipzig : Dürr
durch lange Gummischläuche geleitet wird. Ist der Ballon gefüllt, daß er sich vom Boden erhebt, dann wird die aus starkem Korbgeflecht be- stehende Gondel an ihm befestigt. Die Gondel hat nicht nur die Mannschaften, sondern auch alle Instrumente znr Beobachtung und Ver- bindnng mit der Ist die Ausrüstung die zur Beobach- Mannschaften den sacke werden los- der Ballon über auch schon ein we- erhebt; aber noch Hände zurück, da mando: „Los!" Die einmal los, der und her, noch einige geleert, jetzt vermag Ballon zu erheben, Vogel schwebt er 2. Den Frei- stens durch Offiziere teroffiziere unter- gehen die Übungen b a l l o n voraus, der Fesselballons in keilen so rasch wech- scheiterte früher an lichkeit der Ballons, rigkeit, die gefüll- von einem Ort nach gen, oder sie der Truppe nachzufüh- den Ballon im Ge- erst füllen, würde stige Augenblick zur paßt sein. Diese man durch die Ein- oder Veranke- Luftschiffer-Abteilnng. Erde aufzunehmen, zu Ende, besteigen tung kommandierten Korb. Die Sand- gehakt, frei schwebt der Gondel, die sich nig von der Erde halten sie nervige ertönt das Kom- Hände lassen auf Ballon schwankt hin Sandsäcke werden sich der erleichterte und leicht wie ein zum Himmel empor, fahrten, die mei- oder bewährte Un- nommen werden, mit dem Fessel- Die Verwendung dem die Örtlich- selnden Feldkriege der schweren Beweg- d. h. an der Schwie- len Ballons rasch dem andern zu brin- manövrierenden ren. Wollte man brauchsfalle immer meistens der gün- Beobachtnng ver- Schwierigkeit hat führungderkabel- rungswagen ge- hoben, die ans einer großen Rolle die Taue tragen, an denen der ge- füllte Ballon verankert ist. Somit kann dieser rasch fortbewegt werden, ohne daß er entleert und zusammengelegt zu werden braucht. 3. Die Bewegnngsfähigkeit solcher gefüllter Fesselballons bleibt indessen eine beschränkte. Soll der gefüllte Ballon über ein Gelände

2. Unser Heer - S. 37

1903 - Leipzig : Dürr
37 so weit zu bringen, daß er im ebenen Gelände 9—12 Kilometer in der Stunde zurücklegen kann. Für die gesamte Mannschaft kommt dann noch eine mehrstündige Instruktion, um die Fahrer mit dem Bau der Maschiue und mit den kleineren sich im Laufe der Zeit etwa nötig machenden Reparaturen bekannt zu machen . . . 4. Für Übermittelungen von Meldungen kommt dem Radfahrer der Umstand, daß sich die Vorpostenstellungen an das bestehende Straßennetz anlehnen und sich der Meldeverkehr naturgemäß auf dem- selben bewegt, wesentlich zu statten. Was die Schnelligkeit anbelangt, ist der Radfahrer selbstverständlich dem Infanteristen überlegen, und selbst im schlimmsten Falle, wenn er sein Rad große Strecken weit schieben muß, steht er nicht hinter einem Infanteristen zuriick, und wo der Infanterist querfeldein seinen Weg nimmt, gestattet ihm die Schnelligkeit seines Rades auf gebahnten Wegen einen nicht unbeträcht- lichen Umweg zu machen, um immerhin noch früher anzukommen als der Infanterist. Braucht ja ein guter Fußgänger, der nicht durch Gepäck und Gewehr beschwert ist, bei gutem, ebenen Wege zur Zurück- legung eines Kilometers 7 Minuten, während ein halbwegs gewandter Radfahrer 2—3 Minuten gebraucht. Ähnlich ist in ebenem Gelände und besonders auf weitere Strecken das Rad dem Reiter überlegen. C. Stadelmann. Das Zweirad bei den verschiedenen Militärstaaten Europas. Berlin 1891. 6 a. von der edlen Muflka. 1. Unsere Regimentsmusiken rekrutieren sich in der Mehrzahl aus gelernten Musikern, die in einer der zahlreichen kleinen Musikschulen, wie sie besonders in den Mittelstädten ihr Dasein fristen, eine meist recht schwere Lehrzeit durchgemacht haben. An der Spitze der Regimentsmusik steht der Herr Stabshoboist, der sich aber nur ungern mit diesem Titel nennen hört, sondern für seine Person die ganz unreglementarische Bezeichnung als Kapellmeister vorzieht. Er ist ein gewichtiger Mann, hat heutzutage wohl stets die akademische Hochschule für Musik in Berlin besucht und hört mit Vorliebe seine eigenen Kompositionen spielen. Einen guten Stabshoboisten zu besitzen, ist für jedes Regiment von der größten Wichtigkeit, aber ihn zu erwerben ist oft sehr schwierig und macht dem Kommandeur schwere Sorgen. Er soll ein perfekter Musiker und ein energischer Mann sein, der seine bunte Schar gut auszubilden und straff in Ordnung zu halten weiß, der nicht bloß musikalischen, sondern auch rein menschlichen Takt besitzt, bei der Übernahme von Konzerten im Interesse der Kapelle einige Geschäfts- kenntnis zu entfalten versteht und schließlich, wenn irgend möglich, vor- der Front eine gute Figur macht. Das sind Eigenschaften, die sich nicht übermäßig oft in einer Person vereinigt finden.

3. Unser Heer - S. 51

1903 - Leipzig : Dürr
51 notwendigen Truppen werden der Verwendung im freien Felde ent- zogen, und das in um so höherem Maße, je ausgedehnter die Werke des einzelnen Platzes sind, und je größer die Zahl der letzteren ist. Es ist leicht, die Trappen in die Festung hineinzuführen, sagt ein geflügeltes militärisches Wort mit vollem Recht, aber schwer, sie wieder hervorzu- holen. Scheinen deshalb auch die deutschen Festungen, namentlich im Innern des Reiches, nur spärlich gesät, so sind doch alle Vorbereitungen getroffen, um gegebenenfalls einen offenen Ort rasch in eine Festung verwandeln zu können. Der Geist rücksichtsloser Initiative aber, welcher das deutsche Heer vom Feldherrn bis zum letzten Troßbuben hinab beseelt, wird dasselbe hoffentlich vor dem Schicksal bewahren, hinter den Litauern einer Festung Schutz und Rettung suchen zu müssen. H. Vogt. Das Buch vom deutschen Heere. Bielefeld u. Leipzig 1886 (revidiert von Leutnant K.). r. Im Iuliusturm. 1. Es gibt in Deutschland einen Ort, der einen Schatz birgt, wie ihn der Volksgeist, der die Sagen spinnt, nicht glänzender erdichten könnte. Da liegt das rote Gold in gemünzten Stücken von zehn und zwanzig Mark, zusammen 120 Millionen. Wenige haben die Schätze geschaut; denn nur einmal im Jahre öffnet sich die Pforte, die zu ihnen führt. Doch es ist kein Zauberberg, sondern ein fester Turm — der Juliusturm von Spandau — und es bedarf keines Ringes und keiner Wunderblume, um ihn zu erschließen, sondern sechs kräftiger Schlüssel, die ein Kurator und ein Rendant zur Stelle bringen. Der Öffnung wohnt ein Mitglied der Reichsschuldenkommission bei, und als solches konnte diesmal — Mitte Oktober dieses Jahres — ich den Turm betreten. Die erste eiserne Tür geht auf. Ein Stillleben aus dem Tierreich bietet sich dem überraschten Auge. Ganze Schwärme von Marien- würmchen nisten dort in einer Spalte und fahren, plötzlich durch das grelle Tageslicht aufgestört, wirr auseinander, um sich einen neuen schützenden Winkel zu suchen. Jetzt dreht sich die zweite Tür in ihren Angeln. Sie besteht nicht aus Eiseuplatten, sondern aus Eisenstäbeu, welche, während sich das Geschäft der Revision vollzieht, dem Lichte und der Luft Zutritt lassen. Endlich knarrt die dritte Tür, und wir sind im Innern des Turms. 4*

4. Unser Heer - S. 61

1903 - Leipzig : Dürr
61 der Nacht überrascht hier ein Bild voll urwüchsigen Lebens. An den Öfen schaffen halbnackte, rußige Gesellen mit Haken und Stangen, grell beleuchtet durch das darinnen glühende Metall. Hier und dort zieht man flammende Eisenklnmpen aus den geöffneten Ofentüren und fährt sie auf kleinen zweirädrigen Karren zu einem der Dampfhämmer. Ganz leicht senkt sich der Hammerbär, die Schlacke quillt unter seinem Druck hervor, rotglühend vom Amboß niederrinnend. Allmählich formt sich ein vierkantiger Block, und unter fortgesetzten kräftigen Schlägen sprühen die glühenden Schlackenfetzen gegen die Schirmwände. Die so ent- standenen „Knüppel" werden sofort mittels langer Zangen zum Walz- werk geschleift. Die Walzen packen und ziehen sie in schneller Folge hinüber und herüber durch immer kleinere Öffnungen, die die auf- einander paffenden Furchen zwischen ihnen freilassen. Dies alles und dazu die sausenden Schwungräder, die schwingenden Hebel der Dampfmaschinen, die hin- und hereilenden Arbeiter, das Ganze durch unstete Strahlen weißen und roten Lichts phantastisch beleuchtet, bietet zumal bei Nachtzeit ein unvergleichliches Schauspiel. 5. Das Stahlpuddeln erfordert eine ungewöhnliche Schulung, Sorg- falt und Kraftanstrengung. Die Stahlstangen werden in drei Klassen sortiert, je nach dem Gehalt des Kohlenstoffs. Der größte Teil des Pnddelstahls wird als Rohprodukt für die Gnßstahlfabrikation benutzt. Im S ch m e l z b a u wird er in Blöcke für die Kanonenrohre ans- gegossen. Es werden Tiegelstahlblöcke bis zum Gewicht von 85000 kg hergestellt. — Der Schmelzbau ist eine Halle von 200 m Länge und 80 m Breite. Auf beiden Seiten stehen je 9 große Schmelzöfen und hinter jedem befindet sich ein Glühofen zum Vorwärmen der Tiegel. In der Mitte des Gießgrabens befindet sich eine Form für den Guß eines Blocks. Die Grube wird bis auf zwei Öffnungen über der Form mit Eisenplatten zugedeckt, während zwei Gießrinnen von zwei entgegen- gesetzten Seiten den flüssigen Stahl in die Form leiten. Die spröden Stäbe, die im Puddelwerk hergestellt wurden, werden in einer Maschine in kurze Stücke zerschlagen. Diese kommen in die Tiegel aus Ton, und letztere in die Ofenkammer. Bald werden die Tiiren der Öfen geöffnet, die Tiegel mit Zangen herausgeholt, und dann wird das weiß-flüssige Eisen aus denselben in die Gießrinne geschüttet. Ein glühendes Band stießt über den Boden hin und senkt sich in die tiefer ruhende Form. Mann an Mann riickt heran; in fast ununterbrochenem Fluß werden die Tiegel entleert. Dazwischen leuchten die Öfen mit ihrer roten Strahlen- glut. Binnen einer halben Stunde sind 1200 Tiegel mit zusammen 50 t Stahl ordnungsmäßig entleert. In ein bis zwei Stunden ist die ge- waltige Stahlmasse bis ins Innere erstarrt. Sie enthält nicht das kleinste Gasbläschen und zeigt in allen Teilen die gleiche, von vorn- herein genau bestimmte chemische Zusammensetzung.

5. Unser Heer - S. 76

1903 - Leipzig : Dürr
76 4- Das neue deutsche Infanteriegeweyr U./gs. Die Ausrüstung mit dem neuen deutschen Jnfanteriegewehr Modell 1898 ist bei der Garde und bei der Marine bereits voll- endet; außerdem haben als erste Truppe des ganzen Heeres die ostasiatischen Regimenter sogleich bei ihrer Bildung die verbesserte Waffe erhalten. Zunächst sollen nun die Grenztruppen mit dem neuen Gewehr ausgerüstet werden, dessen Herstellung übrigens in keiner Weise beschleunigt wird, da es sich nur darum handelt, das bisherige Gewehr dann durch das neue zu ersetzen, wenn ersteres infolge mehrjährigen Gebrauchs abgenutzt ist. Im wesentlichen stellt das Gewehr Modell 98 eine namentlich in Hinsicht auf den Schloßmechanismus bedeu- tend verbesserte Umgestaltung des bisherigen Gewehrs Modell 88 dar; die Patrone, sowie die ballistischen Leistungen sind un- verändert geblieben. Äußerlich unterscheidet sich das Gewehr von dem früheren durch den Wegfall des stählernen Laufmantels. Es ist in üblicher Weise mit einem Ober- und eineni Unterring an dem hölzernen Schafte befestigt. Bis zum Visier und etwa 2 cm über den Unterring herüberreichend ist der Lauf mit einer hölzernen, ihn von oben umfassenden Hülse umgeben. Dieser sogenannte Handschutz war an dieser Stelle nötig, weil der Lauf beim schuellen Schießen eine starke Erhitzung erfährt. Fortgefallen ist auch --------Kornhalter (auf- geschobene dünnwan- dige Röhre) Nuten für die Kurven- stifte des Bisier- schiebers ....—.Visierfuß Gewehr- riemen Kolbenhals fandstütze es Kolben- halses Stem- pelplolte ----- Kolben Aus v. Estorff, Das Gewehr 98. (Mittler L Sohn in Berlin.)

6. Unser Heer - S. 126

1903 - Leipzig : Dürr
126 Knaben. — sagte jemand hinter uns. — wir drehten uns um, es war eiu Greis, der im Knopfloch das himmelblaue Bändchen des Krimfeldzuges trug: ein pensionierter Offizier. — Brav, sagte er, — ihr habt euch wacker benommen. — Indessen bog die Negiments- musik am Gnde des pllatzes um die Tcke, umgeben von einem Schwarm Knaben und ihr fröhliches jauchzen begleitete wie eiu Kriegsgefaug den Klang der Trommeln. — Brav, — wiederholte der alte Offizier, indem er uns betrachtete; — wer die Lahne von klein an achtet, wird sie, wenn er groß geworden, auch zu verteidigen wissen. Amicis, Herz, Ein Buch für die Jugend, Basel 1894. Viii. 3m Manöver. Krieg im Frieden. 1. Was in winterlicher Stille, in der Reitbahn und im Exerzier- schuppen in eiserner Pflichterfüllung anerzogen, im Frühjahr und Sommer auf den großen Plätzen fortgesetzt ist, wo immer größere Menschenmassen von einem Gedanken, einem Winke geleitet werden, wie eine immer größer anschwellende Lawine — jetzt soll es seine Früchte tragen, wie die Bäume da draußen, an denen wir vorbeistreifen, und die Felder, auf denen wir lagern werden. Und die Lawine wird immer weiter rollen; von Woche zu Woche werden die Truppenmassen, die einem Willen gehorchen lernten, anwachsen, werden alte Schranken zerbrochen, alte Hindernisse übersprungen und höhere, vielseitigere werden an ihren Platz treten, bis die ganze Ernte eingetragen ist und der Winter seine schützenden Hüllen von neuem ausbreitet. Unruhiges Leben herrscht auf den Straßen. Schwere Geschütze rasseln dröhnend über das Pflaster der Dorfgassen, von Hunden um- blafft; am Wegrain stehen die Schulkinder mit ihren Büchern und Tafeln und lugen aus braunen Gesichtern neugierig zu, während zischende, langhälsige Gänse den vorbeiziehenden Infanteriekolonnen durch den Staub nachlaufen, um den Marschierenden in die Stiefelhosen zu beißen. Überall ein Blinken und Blitzen von Pickelhauben im Morgennebel, ein Klappern von Kochgeschirren und Klirren von Waffen. Kleine Reitertrupps fegen in lustigem Morgengalopp über den Sommerweg neben der Straße, wo kein Staub anfwölkt. Oft auch verirrt sich der Huf absichtlich vom grasigen Wegrain und versinkt in den taufrischen Wiesenstreifen neben der Straße. Dann wieder geht es im Schritt auf

7. Unser Heer - S. 127

1903 - Leipzig : Dürr
127 den Sommerweg, wo die Pferde sich in wohligem Behagen dehnen und prusten und keck mit dem Zannzeug schnicken, während die Reiter ihnen die Zügel hingeben und zur Karte greifen. Alle, Menschen wie Tiere, sind an Leib und Seele erfrischt; jede Muskel schwillt vor Behagen, und die leichten Morgengedanken wollen so luftig empor, wie die bläu- lichen Ringe des Rauches, der ans den Schindeldächern spurlos ins Luftmeer verfliegt. Freund und Feind haben brüderlich in demselben Quartier gelegen, und erst heute ist der Apfel der Zwietracht von höheren Mächten zwischen sie geworfen worden, so daß sich die feindlichen Brüder erst jetzt von- einander trennen, um zu Gewaltstreichen auszuholen. Vorpostengefechte haben bereits stattgefunden — so lautet die Gefechtslage. Gelände- abschnitte und Brücken sind mit Bajonett oder Karabiner genommen und gehalten worden, ohne daß ein Tropfen Blut die plätschernden Bäche genetzt hätte. Eisenbahnen und Telegraphenlinien sind zerstört — und doch eilen die lautlosen Flügelworte noch immer an den ragenden Stangen hin, und das prustende Dampfroß webt nach wie vor seine langen, weißen Fäden durch die Luft. Bald sind die letzten Frühnebel aufgesogen; die Ferne hellt sich. Ein silbergrauer Septemberhimmel spannt sich über die Landschaft; die fernsten Berge sind so nahe gerückt und so gläsern durchsichtig, so un endlich die Perspektiven. Leichte Staubwolken kräuseln sich hinter dem kribbelnden Heerwnrm, und dort oben am fernen Bergsaum stehen die ersten kreisrunden Geschützwolken. Adjutanten stampfen auf dampfenden Pferden vorüber; auf dem Hügel zur Linken hält ein Stab, die Ferngläser feindwärts gerichtet, dicht hinter dem Höhenkamm. Kolonnen stolpern rechts und links von der Straße über tiefe Kartoffelfelder oder borstige Stoppeln und benutzen geschickt jede Gelündefurche, um sich den Blicken des Gegners zu entziehen. Batterien jagen mit keuchenden Pferden an den hohlen Gängen des Höhenznges empor; die Kanoniere springen von der Protze, greifen in die Speichen und bringen ihre Geschütze in Position, daß sie kaum mit dem Rohr über die Kammlinie hervorlugen. Ruckweise ertönen die Salven der sich einschießenden Batterien, und das Knattern des kleinen Gewehrfeners beginnt. Schiedsrichter mit der weißen Binde am Oberarme, die Feldmütze auf dem Kopf, sprengen hin und her. Eine Batterie muß zurück. „Außer Gefecht gesetzt!" Im Feuer eines eingeschossenen, seit gestern in seiner Feldstellung eingegrabenen Gegners aufgefahren! Da sind keine zehn Pferde mehr übrig. 2. Ja, der Feind! Seit gestern steht er in überhöhenden Stellungen, die er gemächlich mit dem Spaten verstärkt hat. Und wer weiß: viel- leicht hat er die dünneren Erdlinien, die das scharfe Fernrohr des Stabs-

8. Unser Heer - S. 133

1903 - Leipzig : Dürr
133 Um die nachteiligen Einwirkungen langer Eisenbahnfahrten auf den körperlichen Zustand und die Marschfähigkeit der Mannschaften zu vermindern, ist erforderlich, bei Eisenbahnfahrten Bequemlichkeiten im Anzuge zu gestatten (Ablegen von Gepäck und Waffe). Nachts An- ziehen des Mantels statt des Waffenrockes. Bei kalter Jahreszeit werden Lagerdecken mitzugeben sein. Beim Transport der Mannschaften in Güterwagen werden behufs genügender Gewährung von Licht und Luft die Türöffnungen während der Fahrt meist geöffnet bleiben müssen, da die an den Kopfenden angebrachten kleinen verschließbaren Öffnungen den Luftwechsel nicht immer hinreichend bewirken werden. Stabsarzt Dr. Kirchner, Truppen-Gesundheitspflege, Berlin 1894. Zusähe. Rabinetts-Grder vom Zahrc „Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß die feldmarschmäßige Belastung der Infanterie dringend einer wesentlichen Erleichterung bedarf. Ich Halte das, was bisher in dieser Richtung geschehen, nicht für genügend, um die Marsch- und Gefechtskraft Meiner Infanterie in deni Maße zu steigern, wie dies die heute an dieselbe zu stellenden Aufgaben fordern, und beauftrage Sie daher, Mir schleunigst noch weitere, auf die Erleichte- rung der Infanterie abzielende Vorschläge zu unterbreiten." Zahre früher. Ulrich Bracker aus der Schweiz, durch Werberliste unfreiwillig Soldat geworden, schildert uns die feldmarschmäßige Ausrüstung seiner Truppe beim Ausbruch iu den dritten schlesischen Krieg, iuie folgt: Endlich kam der Zeitpunkt, wo es hieß: Allons, ins Feld. . . . Jeder von uns war bebündelt wie ein Esel, erst mit einem Degengnrt umschnallt; dann die Patrontasche um die Schulter, mit einem fünf Zoll breiten Riemen; über die andere Achsel den Tornister mit Wäsche u. s. f. gepackt; desgleichen der Habersack mit Brot und anderer Fonrage gestopft. Hiernächst mußte jeder noch ein Stück Feldgerät tragen: Flasche, Kessel, Hacke oder so etwas, alles an Rienien; dann erst noch eine Flinte, auch an einem solchen. So waren tuir alle fünfmal übereinander kreuzweis über die Brust geschlossen, daß anfangs jeder glaubte, unter solcher Last ersticken zu müssen. Dazu kam die enge gepreßte Montur, und eine solche Hnndstagshitze, daß mir's manchmal deuchte, ich ginge auf glühenden Kohlen, und wenn ich meiner Brust ein wenig Luft machte, kam ein Dampf heraus, wie von einem siedenden Kessel. Oft hatt' ich keinen trockenen Faden mehr am Leib und ver- schmachtete fast vor Durft. Aus Ulrich Brackers Selbstbiographie, Zürich 1789.

9. Unser Heer - S. 135

1903 - Leipzig : Dürr
135 Mensch zu allen Dingen im Leben, mehr Geschick sich helfen zu können, mehr Gewandtheit und Routine, mehr Gewöhnung an Ordnung und Pünktlichkeit, an Gehorsam und Pflichttreue, mehr Respekt vor Vor- gesetzten und Höhergestellten, kurz ein ganz andres Benehmen und ein festeres Auftreten im Leben überhaupt bemerken. Wer als Soldat ge^ lernt hat, wie er sich halten, bewegen, gehen, stehen, darstellen muß, wird das nicht so leicht wieder vergessen. Die Volksschule, die der junge Mensch mit 14 Jahren verläßt, kann das noch nicht leisten, teils weil die Knaben nur wenige Stunden des Tages ihrem Einfluß unterworfen sind, in denen auf den Unterricht, auf das Lernen das Hauptgewicht zu legen ist, teils weil die Jungen dann noch zu jung sind, um sich schon die für das spätere Leben nötige äußere Bildung und Gewandtheit erwerben zu können. 3. In bezug auf die rein körperliche Ausbildung tut der Turn- unterricht, insofern er auf der Elementarschule oder nachher im Turn- verein getrieben wird, für manche junge Leute schon etwas dazu, daß sie die allzusteife, ungeschickte, eckige Haltung ablegen und sich einiger- maßen ordentlich drehen und wenden und bewegen lernen, aber das vergißt sich doch bald wieder, und es ist damit auch immer noch nicht die nötige moralische Einwirkung auf den Willen und Charakter, auf Zucht und Sitte des jungen Menschen verbunden, wie sie durch die militärische Schulung ihnen zuteil wird. Durch diese lernt er auf Ehre halten, lernt gehorchen, was jungen Männern so nötig ist — lernt sich selbst überwinden, lernt die Erfüllung seiner Pflicht über sein Vergnügen und sein Belieben setzen, lernt seinen Willen, seine Neigung unterwerfen den bestimmten Vorschriften und Lebensordnungen, die ihm gesetzt sind. Er lernt aber auch dem Vorgesetzten gegenüber respektvoll sich benehmen, lernt aller Verweichlichung und Verwöhnung, die so manchem Muttersöhnchen anklebt, entsagen, lernt mannhaft ein- stehen für einen bestimmten Zweck und sich einem größeren Ganzen willig einfügen. Er lernt Sorgfalt, Regelmäßigkeit und feste Ordnung beobachten bei allem was geschieht, lernt streng gegen sich selbst sein, sich nichts schenken von dem, was er tun muß, und sich's nicht bequem machen im Leben. Er lernt sich im Zaum halten im Reden und Handeln, lernt Reinlichkeit und Wohlanständigkeit in seinem ganzen Verhalten, gewöhnt sich an Zucht und Maßhalten in allen Dingen, sowie an Offenheit und Wahrheitsliebe, an Pünktlichkeit und Treue auch im kleinen. Der Soldat eignet sich aber auch ein zuverlässiges Wesen an, er lernt für das, was ihm anvertraut wird, mit vollster eigner Verantwortlichkeit einstehen, als Posten auf der Wache, als Ordonnanz, als Führer einer Patrouille, als Ausrichter eines Befehls oder wie es sein mag. Kurz, der junge Mensch lernt im Militärdienst dienen, sich so verhalten und führen, wie es dem Zweck entspricht, der

10. Unser Heer - S. 137

1903 - Leipzig : Dürr
137 herrschen und zu erziehen gewohnt sind, nach Ablauf der Schulzeit nur zu bald zur Verwilderung. Dafür gibt es ja in allen Ständen, vom flottesten Studenten herab bis zum ärmsten Lehrjungen, traurige Bei- spiele in Hülle und Fülle. Oder wer wüßte nicht, daß so viele junge Leute auf der Universität wie auf der Wanderschaft, in der Stadt wie auf dem Lande, daheim wie in der Fremde geistig verderben und leiblich zugrunde gehen, auch wenn sie gesund und nicht ohne Talent waren. Es hätte aus ihnen wohl was werden können, wenn sie bei- zeiten in die nötige Zucht und Ordnung wären hineingebracht worden. Da kommt denn die strenge militärische Disziplin zu Hilfe und rettet manche, die sonst verloren gehen würden. Moltke sagt sehr wahr in bezug auf die militärischen Aushebungen: „Wir bekommen auch Leute, die vielleicht Kandidaten des Zuchthauses sind, wenn sie nicht durch eine strenge militärische Erziehung vor diesem Unglück bewahrt bleiben". 5. So tritt denn in der Tat für viele helfend, heilend, fördernd der Militärdienst ein, der den ganzen Menschen in Anspruch nimmt, ihn auch in den dienstfreien Stunden unter Kontrolle hält und nachher zur Rechenschaft zieht über sein Verhalten, während es ihm auch schon durch die Uniform erschwert ist, ungesehen und ungekannt auf Abwegen zu wandeln. Überdies bringt er ja aber auch seine freie Zeit noch zu unter den Augen der Vorgesetzten und Kameraden und weiß sich den ganzen Tag verantwortlich für sein Verhalten. Trunksucht, Streit und Unzufriedenheit zwischen Kameraden oder mit Zivilisten, Verspätung und Mangel an Pünktlichkeit, Unsauberkeit, Nachlässigkeit, Respekt- widrigkeit den Vorgesetzten gegenüber auf der Straße oder in der Kaserne, Unordnung jeglicher Art, alles wird bestraft. So lernt der Soldat sich zusammen nehmen, niemals sich gehen lassen, immer an seine Pflicht denken und sich dessen bewußt bleiben, wozu er da ist. In keiner Schule und in keinem anderen Verhältnis lernen die jungen Leute das so sicher. Und wenn es gewiß ist, daß die erziehliche Charakter- bildung eines Menschen mehr besage, als alles bloß schulmüßige An- eignen einzelner wissenswürdiger Dinge, so hat Moltke gewiß wieder recht, wenn er in seiner oben erwähnten Reichstagsrede sagt: „Wich- tiger als was in der Schule erlernt worden, ist die nach der Schule folgende Erziehung des Mannes, seine Angewöhnung an Ordnung, Pünktlichkeit, Reinlichkeit, Gehorsam und Treue, kurz au Disziplin; und diese Disziplin ist es, die unsere Armee in den Stand gesetzt hat, drei Feldzüge siegreich zu gewinnen". Mit Grund schließt er dann weiter, daß gerade um dieser so notwendigen Gewöhnung an Disziplin und Ordnung, um dieser militärischen Erziehung willen man mit einer sehr kurzen Dienstzeit nicht einverstanden sein könne. Denn die Disziplin kann nicht einexerziert, sie will eingelebt sein. G. Huyssen, Der Militärdienst eine Schule für das Leben. Berlin, 6. Aufl.
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