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1. Unser Heer - S. 23

1903 - Leipzig : Dürr
23 strafe belegt. Artikel 27. Auch im Beurlaubteustande muß der Soldat den ihm obliegenden besonderen Pflichten pünktlich nachkommen und macht sich bei Zuwiderhandlungen strafbar. Ii. Von den Waffengattungen dev Avnree. j. vergleich der drei Lauptwaffen. i. Die Infanterie war und ist die wichtigste der drei Hauptwaffen — sie wird es voraussichtlich stets bleiben. Die Gründe, daß dem so ist, sind äußerst mannigfach und doch höchst einfacher Natur. Einmal ist die Infanterie die einzige Waffengattung, welche unter allen Umständen ver- wendbar bleibt, kein noch so schwieriges Gelände hindert sie bei zweck- mäßiger Gliederung, sie führt einen Kampf ebensowohl bei dunkler Nacht, wie im hellen Sonnenschein des Tages durch; sie ist gleich nützlich im Angriff wie in der Verteidigung. Dann aber wird sie stets die Masse der Heere bilden müssen, weil sie verhältnismäßig am leichtesten aus- zuheben und zu ergänzen, auszubilden und auszurüsten, weil sie am billigsten zu erhalten ist. Es war ein unnatürlicher Zustand, als im Mittelalter vorübergehend die Reiterei künstlich zur Hauptmasse der Heere herausgeschraubt worden war, und der Rückschlag blieb nicht aus: die fest- gefügten Fähnlein der Landsknechte kamen schnell genug zu ihrem Rechte, und vor ihren Spießen zerstoben die Reitermassen wie Spreu im Winde. Gerade das heutige Gefecht weist der Infanterie aber in besonders hohem Grade die entscheidende Rolle zu. Unsere Schlachten spielen sich selten auf einem Kampffeld ab, das mit Vorbedacht für alle Waffen- gattungen ausgesucht werden konnte, die Vortruppen platzen aufeinander, die Massen stehen sich gegenüber, es gilt das Gelände auszunutzen, wie es sich eben bietet. Hat die Artillerie dann ein weites, übersichtliches Schußfeld, so ist das eine hochwillkommene Beigabe — findet der Reiter- führer ein geeignetes, undurchschnittenes Attackenfeld, desto besser. Meist wird das eine wie das andere jedoch nur teilweise vorhanden sein, der Hauptkampf wird sich in einem wechselvollen, durch Straßen, Wälder und Örtlichkeiten zerschnittenen, hindernisreichen Gelände abspielen müssen, und hier kann schließlich nur die Infanterie die Entscheidung herbei- führen. Andererseits wirken Ursache und Folge wechselseitig: Die

2. Unser Heer - S. 25

1903 - Leipzig : Dürr
25 geringer, in den entscheidendsten Augenblicken kann derselbe fast nur noch durch sein persönliches Beispiel wirken. Aus einer derartigen Um- gestaltung der taktischen Formen aber erwuchsen naturgemäß gesteigerte Ansprüche an die Ausbildung des einzelnen Mannes einmal, andererseits erhöhte Anforderungen an seine eigene moralische Kraft. Verkennen wir nun nicht, daß diese moralische Kraft im Brennpunkt des Kampfes harten Proben ausgesetzt wird! Es wäre ein schwerer Irrtum, auf die persönliche Tapferkeit der Massen, auf eine angeborene Kampfeslust unserer Braven allein zu vertrauen. So mancher, der sich selbst stark fühlt, wird nur allzuschnell schwach, wenn der nervenzerrüttende Lärm des Schlachtengetümmels auf ihn wirkt, die ersten Kugeln in die Reihen schlagen, die Verluste sich mehren — das Pflichtgefühl und die Disziplin müssen dann die starken Stützen sein, die auch den Schwachen aufrecht erhalten! Unsere junge waffenfähige Mannschaft aber bedarf, soll solches ehernes Pflichtgefühl, solch feste Disziplin ihr in Fleisch und Blut übergehen, der Gewöhnung im Frieden, bedarf einer steten andauernden Erziehung — für diese, wie für die rein taktische Ausbildung muß deshalb eine nicht zu knapp bemessene Dienstzeit bei der Fahne als ein unbedingtes Erfordernis angesehen werden. Ii. Die Kavallerie ist die kostspieligste aller Waffen, sie ist am schwersten auszurüsten, am schwersten zu unterhalten. Reiterformationen sind im Kriege, wenn Neuaufstellungen notwendig werden, am schwersten zu schaffen, da die Ausbildung von Mann und Pferd bedeutende Zeit erfordert. Es ist charakteristisch für die Eigenart der Waffe, daß ihre Verbände bei allen Armeen schon im Frieden fast vollzählig erhalten werden müssen. In weit, weit höherem Grade als die Infanterie, ist die Reiterei vom Gelände abhängig — ein durchschnittenes Terrain beschränkt ihre Tätigkeit ungemein, steile Höhen und Wälder schließen sie fast ganz aus. Das Wesen ihres Kampfes ist ein ganz anderes als wir es beim Fuß- volk sahen: sie kennt nicht das lange hin- und herwogende Gefecht, kennt nicht die Verteidigung, kennt nicht den Fernkampf mit dem Feuergewehr — sie sucht die Entscheidung ausschließlich im Angriff, in der Attacke, bei welcher die Wucht ihrer Masse und vor allem die Schnelligkeit ihrer Bewegung so recht zur Geltung kommt. Indessen sind die Zeiten, in denen Reitermassen die Schlachten ent- schieden, im allgemeinen wohl vorüber, die Verluste, welche die heutigen schnellfeuernden Waffen der Infanterie und Artillerie einem heranjagenden Reitergeschwader bereiten, sind so gewaltige, daß die Wucht des Stoßes zerschellt, die Schwadronen sich auflösen, ehe sie noch zum Einhauen kommen. Nur ausnahmsweise werden sich noch Situationen finden, in denen man Kavalleriemassen zum Angriffe gegen Infanterie ansetzt, sei

3. Unser Heer - S. 30

1903 - Leipzig : Dürr
30 Schlacht. Nur langsam und allmählich hat sie sich diese Stellung er- rungen; Napoleon war auch in dieser Richtung bahnbrechend, er ver- einigte zuerst große Artilleriemassen zur Vorbereitung seiner Angriffe. Mit der steten Vervollkommnung des Materials, durch welche nicht nur die Wirkung der Geschütze, sondern vor allem auch ihre Beweglichkeit erhöht wurde, stieg seit den napoleonischen Kriegen die Bedeutung der Artillerie stetig, bis sie im Feldzug 1870/71 ihren Höhepunkt erreichte. Charakteristisch ist übrigens, wie sich gleichzeitig auch die zahlenmäßige Stärke der Artillerie im Verhältnis zur Infanterie steigerte, sie hat sich nämlich nahezu verdreifacht. Wir unterscheiden heute zwischen Feld- und Fußartillerie. Während letztere bei der Verteidigung und dem Angriff von Befestigungen ver- wendet werden soll und für uns infolge der Sorgfalt, mit der unsere Nachbarn ihre Grenze umgürten, eine besonders erhöhte Bedeutung ge- wonnen hat, erfüllt die Feldartillerie ihre Ausgabe im Gefecht, vor allem in der Vorbereitung und Unterstützung des Angriffs der Infanterie oder Schulter an Schulter mit dieser bei der Verteidigung. Die zerstörende Kraft ihrer Geschosse, verbunden mit der Wirkung in die Ferne und nicht zuletzt auch der moralische, nervenerschütternde Eindruck des Geschützfeners begründet die Bedeutung der Artillerie. Unsere heutigen Feldgeschütze können bereits auf 7500 m Entfernung ihr wirksames

4. Unser Heer - S. 32

1903 - Leipzig : Dürr
32 r. Die Lusaren rücken heran. ¿tpjlord], die Trompeten blasen, die Husaren rücken heran! Sie ziehen durch unsre Straßen, ach, wär' ich ein Neitersmann! P. Hoffmann. 3. Schätzung der Pioniertruppe. „Ich bin gekommen, um die Pionierwaffe zu ehren. Denn wenn auch ein Pionier-Bataillon nicht mit wehenden Fahnen und dem Schlage der Trommeln in das Herz des Feindes eindringt, sondern mehr durch unsichtbare Arbeit in die Brustwehr des Feindes für das Eindringen der Jnfanteriemasse Bresche legt, so steht es Meinem Herzen doch ebenso nahe wie die anderen Waffen. Schon der Name der Waffe gibt dafür Gewähr, daß diese Waffe eine Waffe des Fortschritts sein muß; denn man spricht von Pionieren der Kultur, von Pionieren der Wissenschaft und von Pionieren der Arbeit, immer aber in dem Sinne, daß das Wort Pionier den Fort- schritt bezeichnet. Die neuen Waffen verlangen eine neue Festungsbautechnik. Es ist deshalb Aufgabe, den Blick unbefangen, frei und fest auf das Ziel zu richten. Ich zweifle nicht, daß wenn jemals wieder an das Bataillon Anforderungen herantreten, wie bei Schweidnitz, Düppel, Alfen, daß dann das Bataillon wieder neue Lorbeeren in den Ruhmeskranz der

5. Unser Heer - S. 44

1903 - Leipzig : Dürr
44 durch Zuweisung von Vieh und Land erleichtert. Die Bekleidung be- steht aus einem Drillanzuge für die Sommermonate und aus einem Sammetanzuge mit Mantel für den Winter. Die Truppe — r. 600 Köpfe stark — hat in dem Feldzuge gegen Hendrik Wittboy ihre Tüchtigkeit gezeigt und ist jetzt auf eine große Anzahl von Stationen verteilt. K. v. Zepelin, Die Heere und Flotten der Gegenwart. Iii. Feste Städte und j-lätze. j. Unsere Festungen. 1. Von den dreiundzwanzig Festungen, welche im Laufe des letzten französischen Krieges in die Gewalt der Deutschen fielen, haben im Grunde nur zwei, Paris und Belfort, den französischen Waffen wesent- lichen Vorschub geleistet. Die Mehrzahl der übrigen hat nach verhältnis- mäßig schwachem Widerstande eine große Menge Gefangene, Waffen und Vorräte in die Hände des Siegers geliefert, und sie haben damit einen geradezu nachteiligen Einfluß auf die Kriegführung ausgeübt. Drei Ursachen lagen vor allem dieser auffallenden Erscheinung zu- grunde, die um so überraschender wirken mußte, als andere größere Be- lagerungen unter ähnlichen Bedingungen nicht vorhergegangen waren: die modernen Präzisionswaffen, die gesteigerten Verkehrsmittel und die allgemeine Wehrpflicht. Die letztere führt früher nie geahnte Massen von Soldaten in das Feld und gestattet im Gegensatz zu älteren Kriegen, ohne erhebliche Schwächung der Operationsarmee, auch noch die nötigen Truppen zu gleichzeitiger Belagerung einer größeren Zahl von festen Plätzen aufzustellen. 2. Der Durchschlagskraft der gezogenen Hinterlader gegenüber haben die fast durchweg erst in unserem Jahrhundert mit großen Kosten aufgeführten Festungsbauten mit ehedem für undurchdringlich erachteten Mauerstürken ihren Wert verloren. Die enormen Steinkolosse, welche unter den verschiedenen technischen Bezeichnungen als Turmreduits, Blockhäuser, Defensionskasernen, Traditors oder Grabenkaponieren oft drei und vier Etagen von Schießscharten übereinander zeigten, erweisen sich heutzutage nicht nur als unnütz, sondern wirken sogar schädlich. Denn die in ihre Mauern einschlagenden feindlichen Geschosse schleudern die Steintrümmer weit umher und machen damit den Aufenthalt im Gebäude selbst und in dem umliegenden Terrain geradezu unmöglich. Die modernen Verkehrsmittel, Eisenbahnen und Telegraphen, ge- statten die Heranführung eines zahlreichen Belagerungsparkes und einen gegen früher unbegrenzt zu nennenden Munitionsanfwand. Das Tag

6. Unser Heer - S. 45

1903 - Leipzig : Dürr
45 und Nacht ohne Zwischenpausen andauernde mörderische Feuer der heutigen Artillerie muß einen entmutigenden Einfluß auch auf die beste Garnison ausüben, wenn das Innere der Festung nicht außerhalb der wirksamen Artillerieschußweite liegt und dadurch der Besatzung die Möglichkeit gegeben wird, nach dem anstrengenden Dienste zeitweise der Ruhe zu pflegen, ohne in unmittelbarer Lebensgefahr zu schweben. In der Tat hat bei der überwiegenden Mehrzahl der französischen Festungen die Einschüchterung durch das Bombardement mit seinen ununterbrochenen Schrecken, der fortwährenden Gefährdung des Lebens, dem Angreifer die Tore geöffnet, der noch lange nicht imstande gewesen wäre, sich den Eingang zu erzwingen. Und wenn man auch zugeben kann, daß die Besatzung in jenen Plätzen nicht aus den besten und zuverlässigsten Truppen bestand, so bleibt die Erfahrung in ihrer Gesamtheit doch be- stehen. Die bisherigen Festungen haben ihren Wert verloren und mußten den erhöhten Kriegsmitteln der Neuzeit angepaßt werden. 3. Wo man nicht vorzieht, die gewaltigen Steinbauten einzureihen, werden sie mit einem Erdmantel umgeben und sind dann wenigstens als gesicherte Unterknnfts- und Magazinräume zu verwenden. Ihre aktive Widerstandskraft ist dahin. Bei Neuanlage solcher gegen die Geschoßwirkung geschützten Räume wählt man die sogenannten Hangards, Wohnkasematten unter dem Walle, die nur nach innen geöffnet sind. Um aber die eigentliche Festung dem Schußbereiche des Gegners zu entziehen, umgibt man sie mit einem Kranze von detachierten Forts, kleineren Einzelfestungen, denen die hauptsächliche Verteidigung zufällt. Die wirksame Schußweite der heutigen Geschütze reicht auf 6000—9000 m, und in den meisten Fällen luirb sich der Angreifer mit seinen Kanonen den nächsten Festungswerken auf 1500 — 2000 rn nähern können. Die Forts müssen deshalb ans etwa 9000 na vorgeschoben werden und dürfen, um sich gegenseitig wirksam unterstiitzen zu können und um den: Angreifer zu verbieten, zwischen zwei derselben gegen die im Zentrum gelegene Stadtfestung vorzugehen, in den meisten Füllen nicht über ca. 500—4000 m voneinander entfernt liegen. Wollte man aber alle vorhandenen Festungen in der angedeuteten Weise umbauen, so würde selbst die bis in die ältesten Jahrgänge angespannte allgemeine Wehr- pflicht nicht hinreichen, ihnen die erforderliche Besatzung zu gewähren, ganz abgesehen von den dazu notwendigen, beinahe unerschwinglichen Mitteln. Man hat sich deshalb in Deutschland dazu entschlossen, die Zahl der Festungen zu beschränken und die beibehaltenen zeitgemäß auszubauen. Selbst dazu bleiben noch bedeutende Summen erforderlich. Der Reichstag bewilligte 1873 zum Umbau und zur Ausrüstung von Festungen 216 Millionen Mark und zwei Jahre später für die Ver- stärkung der in den Reichslanden gelegenen Plätze 128942850 Mark. Dazu traten die Einnahmen für den Grundwert geschleifter Festungs-

7. Unser Heer - S. 46

1903 - Leipzig : Dürr
46 werke, wie Zuschüsse von Eisenbahnverwaltungen und städtischen Kom- munen, so daß die Heeresverwaltung über mindestens 400 Millionen Mark verfügen konnte. Über die Auswahl der beizubehaltenden Festungen, oder betreffendenfalls über den Platz von Neuanlagen mußten in erster Linie strategische Rücksichten entscheiden. Im wesentlichen wirv man feste Plätze ans den mutmaßlichen Anmarschlinien des Gegners erbauen. Die wichtigsten Verkehrsadern auch für den Krieg bilden die Eisen- bahnen. An den hauptsächlichsten Bahnlinien sind deshalb auch die großen Festungen zu suchen. Die befestigten Waffenplätze, welche aus der Kernfestung und den detachierten Forts bestehen, bilden feste Lager, zu deren bloßer Beob- achtung der Feind ihrer bedeutenden Besatzung wegen erhebliche Kräfte abzweigen muß, wenn er nicht gezwungen ist, sie zu nehmen, um den Eisenbahnknotenpunkt in seine Gewalt zu bekommen. Außerdem geben sie willkommene Stutzpunkte ab für die Organisation und Disziplinierung der weniger ausgebildeten Reserveformationen des eigenen Heeres. Neben diesen hauptsächlichsten Plätzen unterscheidet man noch geschlossene oder Sperrfestungen, die mit keinem Fortsgürtel umgeben sind, und einzelne selbständige Forts, die namentlich in Frankreich einen wesentlichen Be- standteil der Grenzbefestigung bilden, im Deutschen Reiche aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, weil sie kaum eine fremde Armee auf- zuhalten vermögen. Denn die natürlich nur sehr geringe Besatzung dieser Sperrforts wird durch kleine davor zurückgelassene Truppenkörper in Schach gehalten, und die Armee marschiert, gedeckt durch das Feuer einiger schnell aufgefahrener Batterien, welche die Artillerie des Sperr- forts beschäftigen, daran vorbei. Das haben wir aufs deutlichste 1870 bei der kleinen Bergfestnng Bitsch erlebt. 4. Die Stadtumwallung der Kernsestnng ist im wesentlichen seit der Zeit, in der sie noch den alleinigen Schutz der Festung ausmachte, unverändert geblieben. Die Erweiterung zahlreicher größerer Festungen geschieht vornehmlich im Interesse der Stadt, nicht aus militärischen Beweggründen. Wenn frühere Kriegsbaumeister einen großen Wert ans eine sinnreiche Zusammenstellung von Linien und Winkeln legten, so kommt unsere Zeit davon mehr und mehr zurück. Der Grundriß der Festung ist für ihre Verteidigung ziemlich gleichgültig, solange er beit Truppen einen freien Verkehr im Innern gestattet. Alan sucht sich so viel als möglich der geraden Linie zu nähern, welche die stärkste Feuer- wirkung in gerader Front ermöglicht. Die Forts umgeben den Kern in einem ziemlich regelmäßigen Kreise, sofern nicht Geländeschwierigkeiten eine Abweichung erforderlich machen, wenn beispielsweise ein beherrschender Punkt mit einem Fort oder einem Panzerdrehturm, wie sie namentlich in Metz, Straßburg, Wilhelmshaven und Kiel, neuerdings auch in Posen und Königsberg

8. Unser Heer - S. 49

1903 - Leipzig : Dürr
49 lands in den 70 er Jahren dnrch Anlage zweier detachierter Forts auf dem linken Donanufer bezw. dem linken Ufer der Iller verstärkt worden. Mainz und das durch die Natur ungemein begünstigte Koblenz mit seiner überragenden, auf dem rechten Rheinufer gelegenen Feste Ehrenbreitstein decken den Norden unseres Vaterlands. Beide Festungen sind durch Ausbau vorhandener Position und Anlage neuer Verschan- zungen erheblich erweitert und verteidigungsfähiger geworden. 8. Die eigentliche Grenze gegen Frankreich kann somit als sehr stark und auf dem Hauptwege sogar als undurchdringlich gelten. Weniger ist das bei der indirekten Grenze gegen Holland und Belgien der Fall. Der Weg von Lille und Valenciennes ist gänzlich frei, da Belgien seine Verteidigungskraft in und um Antwerpen konzentriert hat. Hier galt es zunächst, den großen Zentralpunkt Köln, der durch die alte Stadt- umwallung in empfindlichster Weise eingeengt und beschränkt ward, im Sinne einer neueren Lagerfestung auszubauen. Das ist mit dem Auf- wande erheblicher Mittel geschehen. Die Stadt ist bis in den Umkreis des früheren Fortsgürtels erweitert, und zwölf Forts wie vierzehn Zwischenbatterien verschiedener Größe sind so weit hinausgeschoben worden, daß die Metropole des Rheinlands vor einem Bombardement völlig sicher gestellt ist. Zum Schutze feiner Grenze gegen Österreich, welche vom Bodensee bis nach Schlesien völlig offen ist, hat das Deutsche Reich nichts getan, als für den Umbau der Forts von Neiße, welche dem heutigen Standpunkte der Befestigungskunst nicht mehr entsprechen, eine verhält- nismäßig geringe Summe anzuweisen. Ja man hat sogar die Dresdener Schanzen, ein wichtiges Defilee, das den Weg von Böhmen nach Berlin versperrte, wieder eingehen lassen. Ebenso hat Österreich-Ungarn seine Nordgrenze im alten Zustande belassen. Mag diese Tatsache auf still- schweigender Übereinkunft beruhen, oder einer ausdrücklichen Abmachung entspringen, so läßt sie nur erfreuliche Schlüsse auf das zwischen beiden Staaten herrschende ungetrübte Einvernehmen und gegenseitige Ver- trauen zu. Für den Kriegshafen Wilhelmshaven, für die Befestigungen an der unteren Elbe und Weser, für Friedrichsort, für Swinemünde und die Küstenbefestigung überhaupt sind erhebliche Mittel aufgewendet worden. Ähnliche Anstrengungen wie für den Schutz der langgestreckten deutschen Küste sind an der Ostgrenze des Reichs gemacht worden. Königsberg und Posen haben jedes elf neue Forts verschiedener Größe erhalten, Thorn deren sieben, während Danzig, das erst in zweiter Linie bedroht erscheint, und Glogau, welches gleichzeitig gegen Süden gerichtet ist, nur unbedeutend erweitert werden. Dagegen hat Küstrin zum Ersatz für das eingegangene Stettin als Brückenkopf an der Oder Wohlrabe, Deutschland von heute. Ii. 4

9. Unser Heer - S. 50

1903 - Leipzig : Dürr
50 eine erhöhte Wichtigkeit erlangt. Der bisher ziemlich unbedeutende Platz erhält sechs neue Forts und wird beziehungsweise auch im übrigen vollständig neu ausgebaut. Besonders stark ist in letzter Zeit die Mün- dung der Weichsel sowie die Danziger Bucht überhaupt befestigt. Neben der Festung Weichselmünde ziehen sich an der Küste sehr stark befestigte Strandbatterien hin, die bis zur Halbinsel Hela die Bucht mit ihren Geschützen beherrschen. In den letzten Jahren ist auch der Brückenkopf der Weichsel, Marienburg mehr und mehr, selbst durch Forts, sowie Kulm verstärkt. Von den übrigen Festungen des Reiches ist das erst seit 1869 und 1870 völlig umgebaute Magdeburg, sind ferner Rastatt, Saarlouis, Ger- mersheim, Wesel, die Feste Boyen, Glatz, Diedenhofen, Bitsch und Neu- Breisach im wesentlichen unverändert geblieben, ja es ist wohl noch eine offene Frage, ob eine oder die andere derselben gleichwie Minden, Landau, Wittenberg, Erfurt, Stettin, Kolberg, Stralsund und andere nicht noch eingezogen und ihres Festungscharakters entkleidet werden. Für die Vergrößerung von Spandau dagegen, der militärischen Werk- statt Preußens und gewissermaßen der Zitadelle Berlins, sind seinerzeit mehr als dreizehn Millionen Mark ausgesetzt, um die Oranienburger Vorstadt mit in die Stadtumwallung hineinzuziehen, und um vier große Forts zum Schutze der zahlreichen Militäretablissements zu erbauen. Zn diesem letzteren Zwecke wären noch weitere Befestigungen nach Berlin zu erforderlich. Man hat von deren Anlage aber abgesehen, der großen Lasten und der Schädigung Berliner Interessen wegen. Im Süden bildet Ingolstadt das Spandau Münchens. Die schon 1250 erbaute Festung hat zahlreiche Schicksale erlebt, wurde 1800 geschleift und erst dreißig Jahre später durch den König Ludwig I. von Bayern nach dem System Montalembert wieder aufgebaut. Nach 1870 ist auch Ingol- stadt mit zwölf Millionen Mark zu einem modernen Waffenplatz erweitert. 9. Seiner geographischen Lage wegen muß das Deutsche Reich gerüstet sein, nach allen Seiten Front zu machen. Mit dem erforder- lichen Nachdruck sind deshalb auch die Befestigungsarbeiten gefördert worden, aber in weiser Beschränkung ist man nicht über das Maß des Notwendigen hinausgegangen. Den 36 deutschen Festungen gegenüber besaß Frankreich trotz seiner unendlich vorteilhafteren Grenze gegen nur eine wirkliche Großmacht deren im Jahre 1871 bereits 137 und hat ihre Zahl seitdem noch vermehrt. Dabei ist der Fortsgürtel von Paris, der in den alten Befestigungen schon über fünfundfünfzig Kilometer maß, über das Doppelte hinausgerückt, und die Hauptstadt damit zu einer solchen Riesenfestung erweitert, daß sie wohl nur von der chinesi- schen Mauer an Ausdehnung übertroffen wird. 10. Trotz ihrer hohen Wichtigkeit für die Kriegführung besitzen sämtliche Festungen eine große Schattenseite. Die zu ihrer Besatzung

10. Unser Heer - S. 51

1903 - Leipzig : Dürr
51 notwendigen Truppen werden der Verwendung im freien Felde ent- zogen, und das in um so höherem Maße, je ausgedehnter die Werke des einzelnen Platzes sind, und je größer die Zahl der letzteren ist. Es ist leicht, die Trappen in die Festung hineinzuführen, sagt ein geflügeltes militärisches Wort mit vollem Recht, aber schwer, sie wieder hervorzu- holen. Scheinen deshalb auch die deutschen Festungen, namentlich im Innern des Reiches, nur spärlich gesät, so sind doch alle Vorbereitungen getroffen, um gegebenenfalls einen offenen Ort rasch in eine Festung verwandeln zu können. Der Geist rücksichtsloser Initiative aber, welcher das deutsche Heer vom Feldherrn bis zum letzten Troßbuben hinab beseelt, wird dasselbe hoffentlich vor dem Schicksal bewahren, hinter den Litauern einer Festung Schutz und Rettung suchen zu müssen. H. Vogt. Das Buch vom deutschen Heere. Bielefeld u. Leipzig 1886 (revidiert von Leutnant K.). r. Im Iuliusturm. 1. Es gibt in Deutschland einen Ort, der einen Schatz birgt, wie ihn der Volksgeist, der die Sagen spinnt, nicht glänzender erdichten könnte. Da liegt das rote Gold in gemünzten Stücken von zehn und zwanzig Mark, zusammen 120 Millionen. Wenige haben die Schätze geschaut; denn nur einmal im Jahre öffnet sich die Pforte, die zu ihnen führt. Doch es ist kein Zauberberg, sondern ein fester Turm — der Juliusturm von Spandau — und es bedarf keines Ringes und keiner Wunderblume, um ihn zu erschließen, sondern sechs kräftiger Schlüssel, die ein Kurator und ein Rendant zur Stelle bringen. Der Öffnung wohnt ein Mitglied der Reichsschuldenkommission bei, und als solches konnte diesmal — Mitte Oktober dieses Jahres — ich den Turm betreten. Die erste eiserne Tür geht auf. Ein Stillleben aus dem Tierreich bietet sich dem überraschten Auge. Ganze Schwärme von Marien- würmchen nisten dort in einer Spalte und fahren, plötzlich durch das grelle Tageslicht aufgestört, wirr auseinander, um sich einen neuen schützenden Winkel zu suchen. Jetzt dreht sich die zweite Tür in ihren Angeln. Sie besteht nicht aus Eiseuplatten, sondern aus Eisenstäbeu, welche, während sich das Geschäft der Revision vollzieht, dem Lichte und der Luft Zutritt lassen. Endlich knarrt die dritte Tür, und wir sind im Innern des Turms. 4*
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