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1. Geschichte des Mittelalters - S. 80

1888 - Wiesbaden : Kunze
80 Erste Periode des Mittelalters. sehenere Vasallen abtraten, um es als Lehen wieder zu empfangen, wodurch sie gleichfalls vom Heerbann loskamen. Desto mehr vergrößerte sich aber das Lehensgefolge. Die Ausgaben bestritt Karl aus den Erträgen seiner Hos-güter, sowie aus Zöllen, die auf einzelne Waren (z. B. Salz) gelegt waren. Direkte Steuern wurden nicht entrichtet, dagegen wurden auf den Reichstagen jährlich von den Unterthanen Geschenke dargebracht, die allmählich die Form von Abgaben annahmen. Karl als Beförderer der Kultur. Wie Karl groß war als Kriegsheld, so auch in dem edlen Streben, Wohlstand und Bildung unter seinen Völkern zu befördern. Dem Ackerbau kam er zu Hilfe, indem er Wälder, Sumpfe und Einöden in fruchtbares Ackerland umbilden ließ und die Errichtung von Höfen und Dörfern unterstützte. Auf feinen Krongütern ließ er Mu st erwirtschaften anlegen, um zu zeigen, wie die Landwirtschaft zu betreiben fei. Für dieselben gab er Vorschriften, wie es mit der Zucht der Haustiere und der Bienen, der Bereitung des Mostes, Bieres, Weines, der Bestellung der Felder, der Pflege und Wartung des Federviehs, dem Obstbau, dem Fischfang und der Jagd gehalten werde sollte. Er ließ sich genaue Verzeichnisse von allen Vorräten geben, über den Gang der Wirtschaft berichten, prüfte die Rechnungen, suchte selbst die Güter aus und zeigte sich in allem als ein das Kleinste wie das Größte umfassender Geist. Dem Verkehr schuf er neue Straßen. Er begünstigte die Binnenschiffahrt, brachte durch eine Handelsstraße den Rhein entlang Mittelmeer und Nordsee in Verbindung und ließ eine andere von der Elbmündung zur Donau führen, von wo sich dieselbe nach dem schwarzen und adriatifchen Meere verzweigte. Bei Boulogne wurde ein Leuchtturm errichtet, bei Mainz eine hölzerne Brücke über den Rhein geführt, deren Herstellung 10 Jahre erforderte, die aber 813 wieder abbrannte. Die Erbauung steinerner Brücken über den Rhein und die Donau wurde durch seinen Tod verhindert. Während des Avarenkrieges wurde mit der Anlage eines Kanals begonnen, der die Altmühl mit der Regnitz und dadurch Rhein und Donau verbinden sollte. Mangel an Werkgeräten, Ungeschick der Bauleute und kriegerische Zeiten hemmten jedoch die Ausführung; erst im 19. Jahrhundert wurde diese Verbindung hergestellt. Handel und Gewerbe fanden eifrige Förderung. Er gewährte den Kaufleuten allerlei Vorrechte und schützte sie durch angemessene Gesetze auf ihren Reifen. Mit den Slawen und Griechen knüpfte er Handels-

2. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 105

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
105 und er war jedesmal geneigt, eher dem Armen zu helfen. Ich will ein rechter König der armen Leute sein", war sein Wort. Wie streng der König Gerechtigkeit gegen andere gebt wissen wollte, beweist der Mller Arnoldsche Proze, wie streng er gegen sich selbst war, die Erzhlung vom Windmller bei Sanssouci. Oft schrfte er seinen Richtern ein, ohne Ansehen der Person zu richten. In einem Protokolle des Mller Ar-noldschen Prozesses, das der König selbst aufnahm, heit es: Die Justiz-kollegia muffen nur wissen, da der geringste Bauer, ja der Bettler eben-sowohl ein Mensch ist wie Seine Majestt und dem alle Justiz widerfahren mu, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und mu nach Gerechtigkeit verfahren werden ohne Ansehen der Person. Danach mgen sich die Justizkollegia in allen Provinzen nur zu richten haben, und wo sie nicht mit der Justiz ohne alles Ansehen der Person und des Standes gerade durchgehen, sondern die natrliche Billigkeit beiseite setzen, so sollen sie es mit Seiner Majestt zu thun kriegen. Denn ein Justizkollegium,' das Ungerechtigkeit ausbt, ist gefhrlicher und schlimmer als eine Diebesbande."^) Ackerbau und Landesverbesserung. Von groem Erfolge waren auch die Maregeln des Knigs zur Frderung des Ackerbaues. Er be-fahl, auf dem Lande Obstbume anzupflanzen, neben den Husern Gemse-und Hopfengrten anzulegen, und forderte die Bauern auf, auer dem immer noch zu einseitig betriebenen Getreidebau Flachs, Wein, Waid, Kmmel, Anis, Safran und Rbsen zu bauen. Um zu verhindern, da bei Miwachs des Getreides Hungersnot entstehe, ntigte er die Gutsbesitzer zum Anbau von Kartoffeln. Er schickte Leute im Lande umher, die des Kartoffelbaues kundig waren und die Landleute darin wie auch in der Zubereitung der Kartoffeln unterwiesen. Vielerorten mute er aber seine Unterthanen durch Soldaten zur Aussaat der neuen Frucht zwingen. Auch lie er die Bauern anweisen, wie sie den Boden verbessern mten, wozu ihnen der Anbau der Lupinen, des roten Klees und der Luzerne ntzen knnen. Mit besonderer Vorliebe nahm sich der König fortwhrend der Kultur morastiger, der Gegenden an und sah mit Freude, wie groe, frher wst gelegene Flchen, Smpfe, Brche, Heiden in nutzbares Land um-geschaffen und die Wohnsttte einer fleiigen und wohlhabenden Bevlke-rung wurden. Nach seiner Absicht sollte keine handbreit Boden im Lande x) Friedrichs des Groen Urteil im Mller Arnoldschen Proze.

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 106

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
106 ohne Kultur und Ertrag bleiben. Sehr verdienstvoll war die Entwsse-ruug des Oderbruchs, die er bereits in der Friedenszeit zwischen dem zweiten und siebenjhrigen Kriege unternahm. Der Oderbruch lag zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg und umfate eine Flche von 1012 Quadratmeilen. Durch periodisch auftretende berflutungen der Oder war er zur Wstenei geworden und bestand zumeist aus Sumpf. Die sprliche Be-vlkerung nhrte sich nur notdrftig von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Frhere Schutzarbeiten waren ohne Erfolg geblieben. Da begann Friedrich 1746 die schwierigen und kostspieligen Eindeichungsarbeiten, die innerhalb 6 Jahren vollendet waren und etwa 225 000 Morgen der Kultur zurck-gaben. Die Wildnis war in ertragreichen Boden umgewandelt, der, ge-schtzt gegen die verheerenden Gewsser, nunmehr zu einer der reichsten Ackerbaugegenden des Staates wurde, zu einem gesicherten Heim fr eine zahlreiche, wohlhabende und zufriedene Bevlkerung. Als Friedrich sein vollendetes Werk besichtigte, sprach er: Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Mit groen Kosten lie er in Ostfriesland den Landschaftspolder eindeichen, wodurch aus einem Teile des Dollarts ein fruchtbares Ackerfeld wurde, auch lie er den Finerbruch bei Ziefar, den Drmling in der Altmark anbauen. Durch Vergnstigungen aller Art zog er Ansiedler aus allen Teilen Deutschlands herbei, um die Menge arbeitender Krfte zu erhalten, die fr die Bodenkultur ntig waren. Man hat berechnet, da durch Friedrichs Thtigkeit 400 000 Morgen Landes urbar gemacht, 500 neue Drfer gegrndet, 250000 Kolonisten angesiedelt worden sind.1) Wirtschaftspolitik. Handel und Gewerbe, fr die der König eine besondere Abteilung des Generaldirektoriums errichtet hatte, erfuhren des Knigs besondere Frderung. In allen Teilen seines Landes legte er auf Staatskosten eine Menge Fabriken an oder untersttzte solche durch Geld und Privilegien. Auch durch Schutzzlle frderte er zahlreiche Industriezweige. Eine Anzahl von Handelszweigen monopolisierte der König; so trieb der Staat Alleinhandel mit Salz, Tabak und Kaffee. Es blhten die Leinwand-, Woll- und Baumwollindustrie; auch errichtete Friedrich in Berlin die erste Porzellanfabrik, die bald das ganze Land mit ihren trefflichen Erzeugnissen versah. Weil fr Seidenstoffe jhrlich ansehnliche Summen an das Ausland gezahlt wurden, frderte der König auch den Seidenbau. Zum Besten des Binnenhandels wurden Kanle angelegt. So entstand der Plaueusche Kanal, der den Wasser- *) Eine Besichtigungsreise Friedrichs des Groen.

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 207

1901 - Halle : Gesenius
— 207 — aufkaufen, gab dazu viele Soldatenpferde her und brachte große Massen von Korn für die neue Saat zusammen. All das ließ er den Leuten zu billigem Preife ab, oder schenkte es ihnen gar. Auch Steuern erhob er nicht, wenn eine Gegend gar zu arm war; ja er gab den armen Bauern noch Geld obendrein. Und noch lange nachher hatte er ein wachsames Auge auf die Landstrecken, die am meisten der Hilfe bedürftig waren. So hat der König an 35 000 Pferde und 40 000 Scheffel Saatkorn gleich nach dem Ende des siebenjährigen Krieges verteilt und hat im ganzen nach und nach vierundzwanzig Millionen Thaler an die Bedürftigen ausbezahlt. Und so kam es dahin, daß nach einigen Jahren der Schaden, den der Krieg angerichtet hatte, anfing zu schwinden und daß bald wieder au vielen Orten Wohlstand herrschte. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Ii. Teilziel. Nun war aber damit noch nicht genug geschehen. Wenn der Ackerbau gedeihen sollte, mußte der König stets daraus achten, daß er gefördert wurde. Das hat er auch schon vorher gethan. Und das wollen wir jetzt betrachten. Also: Wie Friedrich für den Ackerbau sorgt. I. Stufe b. Denkt darüber nach, wie er für den Ackerbau auch in anderer Weise noch gesorgt haben kann. (Vermutungen.) Zusammenfassung. Hört dann weiter! Ii. Stufe b. Es gab in Friedrichs Landen, wie in gauz Deutschland damals und leider heute noch, große wüste Strecken. Während an anderen Orten die Leute sich dicht aufeinanderdrängten, wohnte an jenen Stellen kein Mensch. Da war alles Sumpf, Heide, Wald, Strauchwerk. Und der Boden war zum Bearbeiten doch gut, und es fehlte nur an Leuten und Geld dazu. In manchen Gegenden hatten auch böse Krankheiten die Einwohner hinweggerafft, und alles lag öde. Nun ließ Friedrich in seinem Lande und im Auslande bekannt machen, wer an die öden Stellen ziehen und sich anbauen wollte, der sollte von ihm das Land geschenkt und Ackergeräte, Vieh, Korn und Geld obendrein bekommen. Da kamen Baulustige oder Ansiedler (Kolonisten) von fern und nah in Scharen, und die verteilte der König an die wüsten Stellen. Die fleißigen Leute begannen die Sümpfe auszutrocknen, die dichten Wälder zu lichten und die Buschwerke auszuroden. Dann ging's mit Pflug und Hacke hinterher. Mancher Tropfen sauern Schweißes fiel dabei auf die Schollen; aber Segen ruhte auf der harten Arbeit. Wo vorher die Frösche

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 255

1901 - Halle : Gesenius
255 Er befahl, daß den Bauern nicht so viele Dienste zugemutet werden sollten, und daß man ihnen Zeit ließe, auch ihre Äcker zu bestellen. Vor allen Dingen sollten den Leuten ihre Pferde gelassen werden, die die Beamten und Edelleute oft brauchten, um sie zum Vorspann zu verwenden. „Ich will nicht, daß die Herren mit den Pferden meiner Baueru spazieren fahren", sagte der König. So kam ein reges Leben in den Ackerbau. Aber der König selbst ging auch mit gutem Beispiele voran. An der Havel befand sich ein weiter sumpfiger und wüster Landstrich, das havelländische Luch geheißen, viele Quadratmeilen groß. Diesen ließ Friedrich Wilhelm ganz austrocknen, urbar machen und bebauen, und überall legte er Dörfer und Höfe an. Bei diesen erwuchsen bald die schönsten Getreidefelder und Obstgärten. In den Ställen stand das fetteste Vieh, und dieses lieferte die herrlichste Milch, die beste Butter und den saftigsten Käse. Der König ließ Schweizer und Holländer, die die Viehzucht verstanden, kommen und stellte sie an. Damit alles geriete, wendete der sonst so sparsame Mann Huuderttausende von Thalern daran. Er konnte sich wie ein Kind freuen, wenn ihm seine Verwalter von dem brachten, was in dem Lande erzeugt worden war. Damit die Bauern auch besseren Ackerbau und bessere Viehzucht erlernen möchten, legte er Musterwirtschaften an, wo die jungen Bauernsöhne sich unterrichten konnten. So sorgte der König für das Wohl des Landes, wie kein Fürst zu seiner Zeit. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Erläuterungen. Erzähle! 2. Teilziel. Wie Friedrich Wilhelm sein Land bevölkerte-Ii. Stufe. b. Es war in der letzten Zeit, da König Friedrich I. regierte, in Ostpreußen eine große Hungersnot, die viele Krankheiten hinter sich herzog, ausgebrochen. Man konnte von ringsumher, aus Polen und aus Rußland kein Korn und kein Brot herbeischaffen; denn dort war selbst nichts gewachsen, und es herrschte da ganz dasselbe Elend. Da starben denn die Leute zu Tausenden dahin; ganze Dörfer hatten keine Bewohner mehr, selbst in den Städten raffte der Tod Massen von Menschen hinweg. Die Häuser verfielen; an fünfhundert wüste Dörfer und meilenweite Strecken, wo kein Schaf weidete und kein Hahn krähte, sondern nur Unkrant wucherte! — so sah es damals in der Provinz aus. Kein Mensch wußte Rat, wie da zu helfen wäre. Und je länger der Zustand dauerte, desto schlimmer wurde er. Da bestieg der König Friedrich Wilhelm I. den Thron. Einem Manne, der einen so eisernen Willen hatte, dem mußte das schwere Werk gelingen. Sofort ließ er in alle Länder ausschreiben: „Wem es daheim nicht mehr gefällt, sei er Bauer oder Handwerker, oder wer etwa gedrängt und ge-

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 303

1901 - Halle : Gesenius
— 303 — Wie der Einzelne seine Wünsche und sein Wohl dem Ganzen unterordnet. Beispiele. Wie die Einzelstaaten sich dem Reiche unterordnen. ^ Wie der Landesverräter zu behandeln ist. 2. Wie wir uns in religiösen Dingen zu Verhalten haben. Wir sollen treu an unserm Glauben festhalten. Wir sollen Andersgläubige nicht benachteiligen. > Beispiele. Wir sollen alle Menschen lieben. j 3. Aufsätze: Einerlei Münzen. Paul Gerhardt. Konzentrationsftoff. Religion und Gesang: Befiehl Du Deine Wege. 39. Der: Grohe @urfür|t als Kandesrratev. Ziel Wie sich der Große Kurfürst als Landesvater zeigte. I. Stufe. Wie es nach dem dreißigjährigen Kriege im Lande aussah. (Beschreibung der Schüler unterstützt. Hunderte von Dörfern und Höfen bildeten Trümmerstätten, auf denen Gestrüpp wuchs; auf den Aschenhügeln regte sich nichts Lebendes als vielleicht ein Raubtier, das nach den Leichen suchte. Wo einst blühende Felder waren, erblickte man öde Heidestrecken, sumpfige Stellen oder ausgeartete Waldungen. In den Städten waren die Wohnungen und Häuser zum Teil zerfallen; überall klafften wüste Stellen, die Straßen waren schmutzig, eiugesuuken, vernachlässigt. Wie es der Kurfürst angefangen haben wird, hierin Ordnung zu schaffen. Die Schüler denken an Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. Hebung des Ackerbaus, Überlassen von Vieh, Saatkorn, Ackergeräte, Nachlaß der Steuern. Heranziehung von Kolonisten, Austeilung von Land, von Bauholz u. s. w. Zusammenfassung. Ii. Stufe. a. Als der junge Herrscher zum ersten Male das ganze Elend voll übersah, und seine Räte ganz verzagen wollten, sagte er: „Ich bin tief betrübt, aber ich verliere den Mut nicht; gedenkt aber und machet es also, daß die srommen Leute nicht Ursache haben zu seufzen. Gott wird helfen." Es fehlte überall an Menschen. Da ries der Kurfürst viele fleißige Holländer ins Land und andere, die sich anbauen sollten, auch viele

7. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 304

1901 - Halle : Gesenius
— 304 — Schweizer. Die Holländer hatte er bei seinem Aufenthalte in ihrem Lande kennen und achten gelernt; sie verstanden gut Land- und Viehwirtschaft. Und die Schweizer ebenso. Auch ausgedienten Soldaten schenkte er Äcker. Saatkorn und Vieh gab er her und that so viel als er konnte. Allein bald hatte er nichts mehr zu geben, wohl aber noch viel zu thun. Es wird erzählt, daß er eines Tages, in der größten Not und nicht wissend wie er ferner zu helfen vermöchte, zu Gott gebetet habe. Siehe, da wurden ihm plötzlich Edelleute aus Preußen gemeldet. Sie erzählten ihm, daß ihr Land vom Kriege nicht gelitten hätte, daß sie aber von Brandenburgs Leiden vernommen hätten. „Und", so fuhr einer der Edelleute fort, „wir sehen, die Not dieses Landes ist groß und des Elends und des Jammers ist viel. Unser Kurfürst — das wissen wir — kann nicht alles allein schaffen; wir müssen helfen, wenn es besser werden soll. So sind viele von uns zusammengetreten und haben Geld aufgebracht; dafür wollen wir Vieh, Ackergerät und Saatkorn kaufen für arme Bauern, damit sie ihr Feld bestellen und ernten können. Und wir sind hier, um unseres gnädigsten Herrn Erlaubnis dazu zu erbitten." Allmählich ward es besser, und zum Glücke waren die ersten Jahre nach dem Kriege sehr fruchtbar. Der Ackerbau blühte überall wieder auf. Der Kurfürst hielt darauf, daß jeder Bauer auf seinem Hofe einen Obst- und Gemüsegarten anlegte. Den jüngeren Bauernsöhnen gab er wüstes Land, das sie erst bebauen mußten, und keiner von ihnen durfte sich verheiraten, der nicht sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Dieses mußte der Bräutigam dem Pfarrer vorher nachweisen. Als neue Pflanzen führte Friedrich Wilhelm die Kartoffel und den Tabak ein. Beide wurden aus Holland gebracht. Die Kartoffeln hatte man wie anderes, feines Gemüse bisher mit der Post in kleinen Mengen bezogen. Auch der Tabak war fremd. (Syroße Augen machten die Leute, als der Diener des Kurfürsten, ein Mohr, mit einer Tabakspfeife im Munde, ans der der Rauch aufstieg, gesehen wurde. Der Schwarze bot die Pfeife einmal lachend einem Bauern an; aber der Bauer rief erschrocken aus: „Nee, gnädigster Herr Düvel, ik freete keeit Füer!" Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Überschrift: Des Großen Kurfürsten Sorge für den Landbau. Ii. Stufe. b. Die Städte glichen halben Trümmerhaufen. Da fehlte es auch an Händen, die aufbauten, was in Asche lag, und Ordnung in die Wirrsale brachten. Aber auch hier half der Kurfürst. Die Ansiedler in den Städten bekamen freies Bauholz, Steine, Kalk und anderes Material und brauchten

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 278

1901 - Halle : Gesenius
— 278 — Iv. Stufe. 1. Verwertung der Sprüche an Beispielen. 2. Der Krieg sonst und jetzt. 3. Verantwortlichkeit des, der den Krieg hervorruft. 4. Neutralität. Aufsätze: Der große Kurfürst (Bild). Der dreißigjährige Krieg. Konzentrationsstoffe. Deutsch: Aus dem Simplizissimus. Gesang: Treue Liebe bis zum Grabe. Deutschland, Deutschland über alles. 27. Der Grütze Kurfürst als Wetter seines Landes. Ziel. Wie der Große Kurfürst feines Landes Retter würd e. I. Stufe. Das könnt ihr euch schon in gewisser Weise denken. Wie denkst du darüber? (Die Schüler sprechen ihre Meinung aus. Diese wird berichtigt, bezw. es werden die einzelnen vorgreifenden Angaben für später zurückgestellt. Z. B. werden die Schüler u. a. angeben, daß der Große Kurfürst für den Ackerbau gesorgt habe. Da dieses erst in einer folgenden Sektion vorkommt, so greife man später auf deren erster Stufe darauf zurück.) Ii. Stufe. a. Der neue Kurfürst übernahm die Regierung in einem Lande voll Elend. Die Mark Brandenburg war damals eine weite Ebene mit viel Sandboden, Sümpfen, Seen und Fichtenwäldern. Jetzt kamen dazu noch die Aschenhügel der ausgebrannten und ausgemordeten Dörfer, die Wege und Äcker voller Leichname von Menschen und Vieh. Überall Flüchtlinge, von Hunger und Krankheiten verfolgt, dazu die zuchtlosen, verwilderten Soldaten, die nicht einmal mehr dem Kurfürsten, sondern dem Kaiser gehorchten. Die Hauptstadt Berlin war verarmt und halb verlassen. Graf Schwarzenberg regierte. „Auf der einen Seite habe ich die Schweden, auf der anderen den Kaiser", sagte der neue Herr. „Ich sitze zwischen ihnen und erwarte,

9. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 208

1901 - Halle : Gesenius
— 208 — ihr Konzert hielten und der Dunst von dem feuchten Moore aufstieg, wo man nichts sah als weite Wogen von rotem Heidekraut und gelbem Ginster, standen jetzt ganze Dörflein, glänzten fette, grüne Wiesen, wogten reiche Getreidefelder. An vielen Stellen legte Friedrich Musterhöfe an, von deren Bewirtschaftern die Bauern die Landwirtschaft lernen konnten. Er stellte auch auf einzelnen Gütern tüchtige Verwalter an, die auf den Ackerbau acht haben mußten. Besonders in dem neugewonnenen Lande Schlesien sorgte Friedrich für den Landbau am eifrigsten. Und dazu kam dann seine Fürsorge für Westpreußeu. Die Provinz bekam er zehn Jahre nach dem siebenjährigen Kriege von Polen. Denn dieses Land wurde damals von Preußen, Österreich und Rußland zum ersten Male geteilt, wie hernach nochmals von denselben Staaten. Friedrich nannte sich seitdem König von Preußen, während er und seine Vorgänger vorher Könige in Preußen geheißen hatten. Ju Westpreußen hat der König die snmpsigen Gegenden an der unteren Oder, Warthe und Netze ausgetrocknet. Das machte er so, daß er Kanäle durch die Gegeud graben ließ, in denen das Wasser zusammen-uud dann abfloß. Da kam der fetteste Boden zum Vorschein. Den ließ er bebauen, und bald trug der Boden die schönsten Wiesen und fruchtbarsten Kornfelder. So erwarb er eine Provinz dnrch das Schwert im blutigen Kampfe und eine andere durch den Pflug im stillen Frieden. Und dann muß noch erwähnt werden, daß Friedrich auch den Bau eines neuen und wohlfeilen Nahrungsmittels einführte, der Kartoffel. Wiedergabe nach Konzentrationsfragen. Ergänzung: Frieseibissen. Als der große König die Kartoffeln anzubauen befohlen hatte, wollten die meisten Bauern, namentlich die Schlesier, gar nicht recht folgen. Denn es ist das Schlimme, daß oft die Leute zum Guten erst gezwungen werden müssen. Die Bauern mochten das fremde Gewächs nicht leiden. Einige von ihnen hatten wohl auch einmal statt der Knollen die Früchte der Kartoffeln gekocht, und da war ihnen denn natürlich beim Kosten sehr übel geworden. Sie behaupteten sogar, man bekäme nach dem Genusse der Erdäpfel das Fieber, das sie Friesel nannten. Friedrich schlug erst gütliche Wege ein; er befahl seinen Beamten, Kartoffeln zu bauen und sie mit ihren Familien zu verbrauchen. Das half nichts. Nun ließ er die widerspenstigen Bauern strenge bestrafen. Das half auch nichts. Da kam ihm endlich ein Bundesgenosse zu Hilfe, ein schlimmer. Das war der Hunger, oder vielmehr eine Hungersnot. Hunger aber, ist, wie das Sprichwort sagt, immer der beste Koch gewesen.

10. Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß - S. 41

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 41 - entworfen (1723). Es war die letzte Instanz in allen Sachen, die den Gesamtstaat betrafen, und da der König an den Plenarsitzungen regelmäßig teilnahm, so lag die Entscheidung in seinen Händen; — die innere Einheit des Staates war ausgebaut, c) Die Wirtschaftspolitik. Die Landwirtschaft. «) Der König begnügte sich nicht damit, die Krongüter für unveräußerlich erklärt zu haben, er vermehrte sie auch durch Ankauf neuer Besitzungen; die Bewirtschaftung wurde erhöht durch Bodenverbesserung (Entwässerung, Düngung), durch Einführung neuer Kulturen (Klee- und Rübenbau) und durch Hebung der Viehzucht (Gründung des Landgestütes zu Trakehnen: Einführung edler Schafrassen). Er schaffte für die königlichen Güter die Erbpacht ab und verpachtete sie aus sechs Jahre. Die Erträge wuchsen um das Doppelte und betrugen zuletzt 3 300 000 Taler. ß) Die Musterwirtschaften des Königs wirkten anregend auf das ganze Land. Hebung des Bauernstandes. Er verbot das Legen der Bauernstellen; die Frondienste sollten möglichst in Dienstgelder umgewandelt werden. Die Verlegung der Kavallerie in die Städte sollte die Bauern entlasten und sie gewöhnen, ihren Überschuß in der Stadt zu verkaufen. Die Leibeigenschaft wurde wenigstens in den Amtsdörfern beseitigt. Durch die Einführung des allgemeinen Schulzwanges wurde die Grundlage für eine bessere Bildung geschaffen. Das Kantonreglement, das alle Einwohner zu den Waffen verpflichtet, erhob den Bauernsohn über seine eigne Sphäre und brachte ihn wieder in direkte Verbindung mit seinem Könige und dem Staate. /) Der König wandte sein Augenmerk besonders verödeten Gebieten zu. aa) Neben den Entwässerungen der sumpfigen Gebiete aussen einzelnen Gütern ging auch eine solche in größerem Maße vor sich, des havelländischen Luches, in den Jahren 1718—1725. ßß) In das durch Krieg und Seuchen verödete und entvölkerte Ostpreußen sandte er die vorn Erzbischos Finnian vertriebenen Salzburger Protestanten 1732.
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