Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 384

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 384 — zeit riesige Eisabschmelzungsgewässer, ein mächtiges Gletschertor, dessen Gewässer dies Tal gruben und die ganze Höhe tief durchsägten. Damals waren alle fünf Seen ein einziger e>ee, wie auch das weite Waldwiesental am „Klappergraben". Der siebente ist der heute fast zugewachsene, neben Klaushagen gelegene Pröfsiufee (139 m). Dies war das erste große Klär- decken der zu Tale eilenden Drage, die die weiteren Sinkstoffe im Sareben- und Dratzigfee ablagert und damit den Oberlauf beendet. Sie hat gleich- zeitig die pommersche Seenspalte erreicht, die im Kreise Neustettin am schärfsten ausgeprägt ist; sie liegt 12 bis 15 km vom großen Steinzuge der Landrückenhöhe entfernt. Der Pielburger-, Rackower-, Lubower-, Kämmerer-, Zicker-, Sareben- und Dratzigfee liegen in diesem tiefen Tal- znge; ihre Wasserspiegel bildeten zur Eiszeit einen einzigen, zusammeu- hängenden, etwa 50 km langen See. Es ist eine Freude, an den Ufern dieser Seen zu wandern, deren tiefe Regenschluchten zu durchstreifen und die reiche Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Da wechseln die Bilder in rascher Folge. Wenn man von einem hohen Pnnkte die Nordwest- und Nordabdachung der Pommerschen Schweiz überblickt, fällt sofort die eigenartige Kolonie- landfchaft hier auf. Hier gibts keine zusammenhängende Dörfer; jeder wohnt auf seinem Grund und Boden. Jedes Gehöft liegt einzeln im Grün versteckt. Vom früher hier sich befiudeudeu Walde hat der Kolonist vor- sichtigerweise einen Teil bei seiner Hoflage zum Schutze und eigenen Nutzen stehen lassen. Dieser Park schützt ihn vor den rauhen Nordwest- und Nord- stürmen, während an der Südseite sich die Obstgärten besinden. Aus diesem freundlichen Grün lugen die neuen roten Ziegel- und Zementziegeldächer der Koloniedörfer Alt- und Neu Liepeufier, Bramftädt, Alt- und Neu Hütten, Alt- und Neu Sanskow, Vorbrnch, Seeligsfelde, Klockow und Gauerkow, die sämtlich auf diesem fruchtbaren, aber rauhen Hochplateall von 207 bis 180 m Meereshöhe liegen, hervor. Das nahe, tiefgelegene Polzin (84 m) wird durch den hier beginnenden Polziner Stadtwald verdeckt und versteckt. Carl Fr. Kohlhoff-Bärwalde. Viii. Danzig. („Stätten der Kultur." Eine Sammlung künstlerisch ausgestatteter Städte- Monographien [25 Bände in einer Prachtausgabe vereinigt 100 Mark, Einzelpreis geh. 3 Mark, geb. 4 Mar!]. Herausgegeben von Dr. Georg Biermann. Band 6 „Dan- zig" von August Grisebach, mit Zeichnungen von Paul Renner. Verlag von Klink- Hardt & Biermann, Leipzig. 89 Seiten und Bilderanhang. S. 1—5, 8—9, 26—29, 44—45.) (1. Stadtbild.) Die tiefe Ebene, in der Danzig liegt, begrenzt im Westen ein Höhenzug, der in fausten Hängen sich nach Norden erstreckt, in den Wäldern von Oliva untertaucht, an die Küste herantritt und im Nord- osten die See umzieht. Gegenüber diesem anmutig bewegten Zuge, dessen Täler freundlich sind wie in Thüringen, dehnt sich im Südosten weithin die Niederung, der Danziger Werder, so flach, als habe das Wasser erst eben die Wiesenpläne verlassen und könne jeden Augenblick sie.wieder besitzen. Magere, vom Wind zerzauste Bäume bezeichnen die Straßen, stattliche Gehöfte mit roten Dächern leuchten herüber, die Wohnsitze jener reichen Bauern, die sich noch im 18. Jahrhundert von ihren Dienstleuten mit „hochgeehrt" anreden ließen. Besonders zahlreich sind die Siedlungen an dem breiten Strom der Weichsel, der von Osten her durch die Niederung herankommt.

2. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 394

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Frühling, Duft und Sonnenschein; aber man übereile sich nicht. Dieser Name hat mit dem Lenz nichts gemein; er ist einfach eine Verstümmelung des altpreußischen Lansania. So ist es in nnserm Preußeulaude mit vielen alten Namen gegangen. Braunsberg hängt weder mit braun noch mit dem Namen des Bischofs Brun zusammen; denn es ist ans Brüse- bergun entstanden. Heiligenbeil bedeutet heiliger Berg (pile, peil — Berg, Burg). Mehlsack gar hat weder etwas mit Mehl noch mit einem Sack zu tun und ist aus Malsekuce korrumpiert. — Steigt man von dieser Höhe gerade herunter, so gelangt man durch die „heiligen Hallen", ein mit Buchen dicht bewachsenes Tal, nach Panklau. Von hier ist es nach Cadinen nickt weit, und vielleicht kehrt man dorthin zurück, um die gewaltige Eiche zu sehen, welche im Innern hohl ist und viele Personen aufnimmt, auch durch eine hölzerne Tür verschlossen werden kann. Vielleicht geht man auch gleich weiter, und dann kommt man über Sukase, das wegen seines Obstes be- rühmt ist, durch Täler und über Hügel ohne Ende nach Reimannsfelde. Ich war recht müde, als ich mit Sonnenuntergang dort anlangte. Wir hatten den ganzen Tag über eine fürchterliche Hitze (26° R) bei einem glühenden Südwinde gehabt, und da wollte mir nicht weit von Reimanns- felde die Geduld fast ausgehen. Da siel mir noch beizeiten ein, daß ich vor zwei Jahren, als ich den Vesuv bestiegen, mir vorgenommen hatte, ich wollte, wenn mir einmal etwas recht schwer würde, an diese schwerere Arbeit denken. Das gab mir neuen Mut. Am folgenden Morgen waren ohnehin alle Beschwerden vergessen. X. Die Kurische Mehrung. („Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde", im Auftrag der Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland herausgegeben von Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität zu Halle. Dritter Band. Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn, 1889. Heft 4 „Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner" von Dr. Adalbert Bezzenberger, Professor an der Universität zu Königsberg i. Pr. Mit einer Karte und acht Textillustrationen. 476 Seiten, Iii. Band = 21,60 Mark, Heft 4 = 7,50 Mark. S. 171—172, 231, 238-240, 279-282.) (1. Aufbau.) Flach wie die Knrische Nehrung anfangs ist, bleibt sie dies bis etwa eine Meile jenseits Sarkau. Alsdann aber beginnen — etwa da, wo die Sarkauer Plantage aufhört — hohe Dünen und erstrecken sich, anhebend mit den „weißen Bergen", in fast ununterbrochener Kette bis nicht ganz 112 Meile vor dem nördlichen Ende der Nehruug. Sie sind selten uuter 100, vielfach beinahe 200 Fuß hoch und steigen von der See her im allgemeinen allmählich (unter 5—10° Steigung) auf, während ^sie nach Osten zu oft überraschend steil abstürzen (vgl. Berendt, Geol. Tas. Iv, Abteilung 3)*). Von der See überall durch einen mehr oder weniger breiten, flachen, mit zahlreichen Sandhügeln**) — den Resten verwehter Dünen — teils besäten, teils besäumten Landstreifen und durch eine vor diesem befind- liche künstliche Vor- oder Schutzdüne, strichweise auch durch eine Plantage***) *) Die steil abfallenden Dünen heißen „Sturzdünen". **) Man pflegt dieselben „Knpsen" (richtiger „Kupsteu", lit. küpstas, „kleine Er- höhung auf Wiesen") zu nennen. Die lettischen Bewohner der Kurischen Nehrung nennen sie kauguri. ***) „Plantagen" heißen in der Dünenbaukuust die hinter der Vordüne angelegten Anpflanzungen.

3. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 396

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 396 — jenem Streifen verbundene Vorsprünge („Humpel") von derselben Farbe gewahrt. Was da erscheint, ist alter Waldboden, der aus der wandernden Düne hervortritt, nachdem diese den Wald selbst erstickt und begraben hat. (2. Wandern der Dünen.) Vom Winde bald horizontal, bald in der Diagonale (Krause a. a. O. S.15s.) getroffen, aufgerührt und getrieben, fegt der Sand des Strandes und der Dünen die Lehnen der Berge hinauf, der schwerere langsamer, der leichtere rascher, und während dieser oft weit in das Haff fliegt, rieselt jener von den Bergkämmen, die er eben erreicht hat, ostwärts hin- unter. Vom Haff aus gesehen, erinnert dieser Vorgang an das Dampfen der Wälder, jedoch ist hier das dem Dampfe vergleichbare stets scharf, wenn auch nicht in jedem Augenblicke gleich scharf begrenzt, und die Konturen der Berge fiud, wenn auch verwifcht, doch iu voller Ausdehnung sichtbar. Geht man über eine im Wandern begriffene Düne — nichts Leichtes; denn man muß sich dabei gegen die volle Gewalt des Stnrmes halten, und der fliegende Sand trifft Gesicht und Hände des ihm zugewandten wie mit tausend Nadel- stichen — so sieht man die Bodenoberfläche unter sich in deutlicher Be- weguug: der feine Sand schwirrt, der grobe rollt gleichsam bergaufwärts, und die trägere Bewegung des letzteren erfolgt in langgestreckten Wellen- linien, weil die feineren Mengen aus ihm heransgeweht sind. Kauert man sich dauu, um etwas zu Atem zu kommen, hinter eine Knppe oder hinter die um ein trigonometrisches Signal angehäufte Sandwehe, so merkt man bald, daß man versandet, und ist überrascht von der Schnelligkeit und Voll- ständigkeit, womit dies vor sich geht. (3. Festlegen der Wanderdünen.) Da die Ursachen der Versandung der Kurischen Nehrnng doppelter Art sind, insofern dieselbe durch deu Flug 1. des vou der See ueu abgesetzten, 2. des bereits in den Düuen enthaltenen älteren Sandes bewirkt wird, so folgte, daß ihrem Fortschreiten vollkommen nur dadurch vorgebeugt werden könnte, daß 1. der srisch ausgespülte See- saud an seiner Stelle festgehalten, 2. das Weiterwandern der Binnendüne verhindert würde. Zur Erreichung des ersten Zweckes war die Anlegung einer haltbaren Vordüne, zu der des zweiten die Festlegung sämtlicher Wanderdünen erforderlich. Die Lösung beider Aufgaben erschien technisch wohl möglich, die letztere jedoch aus finanziellen Gründen undurchführbar, und so beschränkte sich denn die Regierung*) mit Bezng auf sie zunächst auf die Befestigung derjenigen hohen Dünen, von welchen für größere Nieder-- laffungen unmittelbare Gefahr drohte. Demgemäß wurdeu, und zwar seit 1830, nach und nach die Bruchberge und der Walgnmberg bei Rossitten, der Urba-Kalns bei Nidden und das Dünenterrain zwischen dem Schwarz- orter Walde und der See mit Strandhafer und -roggeu (Elymus arenarius, Arundo arenaria; über beide Pflanzen vgl. Krause a. a. O. S. 42, Berendt, Geol. S. 15, Passarge, Aus baltischen Landen S. 271s.) angebaut, weiter- hin — da Sandgräser ohne Übersandung absterben — aufgeforstet und tatsächlich zum Steheu gebracht (vgl. Schumann, Wanderungen S. 14, 79 Aum.). Ferner hat man aber auch — dies im Interesse der Schiff- fahrt — die Festlegung des ganzen Dünenznges nördlich von Schwarzort *) Da die Kurische Nehrung fiskalisch ist, so ist der Düneubau hier ausschließlich Sache des Staates. Früher war dies nur insofern und nur so lange anders, als die Nehrungsspitze der mit der Verwaltung des Memeler Hafens betrauten Memeler Kauf- Mannschaft unterstellt war.

4. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 398

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 398 — kurzem vollständig versandete, und indem die so entstandenen Dünen demnächst mit Strandgräsern bepflanzt wurden, welche einerseits durch ihr Einwurzeln und ihre Verbreitung jene widerstandsfähig machten, andererseits den neu antreibenden Sand einfingen und sie dadurch erhöhten. Es zeigte sich, daß solche künstliche Vordünen bereits bei einer Höhe von 8—10 Fuß ein Über- treiben des frischen Flugsandes verhinderten. Da sie indessen, weil nahe am Strande liegend, vielfach von den Wellen zerstört wurden, so ergab sich die Notwendigkeit, sie wenigstens an den Stellen, an welchen — infolge der Uferströmung — sich das Nagen der See besonders bemerklich macht, land- einwärts zu verlegen. Stellenweise — so zwischen Cranz und Sarkau - ist man noch einen Schritt weiter gegangen, indem man durch Pfahlreihen, welche vom Strande aus in die See geführt wurden, die Kraft der Wogen zu brechen versucht hat (10. Versammlung d. prenß. Forstvereins S. 101 ff.).— Im großen und ganzen ist der Bau der Vordüuen — oder vielmehr, da sie sich in ununterbrochener Kette von Cranz bis Süderspitze erstrecken, der Vordüne — heute abgeschlossen, doch bedürfen sie steten Schutzes und steter Nachbesserung. Sie sind im allgemeinen älter als die Binnendünenkulturen und waren von Cranz bis etwa 1 Meile hinter Sarkau schon im Jahre 1829 fertiggestellt (Bereudt, Geol. S. 93, vgl. Wutzke S. 448ff.). Die Bildung der Vordüne und die Festlegung der wichtigsten Binnen- dünen sind nun aber keineswegs alles, was von der Dünenverwaltung zur Sicherung und wirtschaftlichen Hebung der Kurischen Nehrung geschehen ist. Sie hat vielmehr auch hinter der Vordüne bei Sarkau, Rossitten, Nidden und Preil Holzanpflanzungen, die sogenannten Plantagen, angelegt, welche sich in nicht allzu langer Zeit zu einem fortlaufenden Waldstrich vereinigt haben dürften, da die Entfernung zwischen der Sarkauer und der Rossittener Plantage*) einerseits und zwischen dieser und der Niddeuer andererseits zur- zeit nur noch je 1 Meile beträgt, und da die letzterwähnte (welche sich an den alten Wald von Nidden anschließt) von der Preiler nicht weit absteht. Diese Anlagen geben dem Boden zwischen Vordüne und Binnendünen festen Halt und gewähren dadurch und weil sie im allgemeinen — bei ihrem feuchten Boden und geschützten Stande — gut gedeihen, den letzteren guten Schutz. Über ihre Geschichte vgl. Jachmann S. 202, 312ff., Wutzke S. 449. Sie bestehen zum größeren Teil aus Kiefern, zum kleineren ans Laubholz (Birken, Erlen, Espen, Weiden) und sind in mäßigem Grade bereits durch- forstbar. (4. Die Kuren.) Was die Tracht der „Kuren" betrifft, so stimmt sie im allgemeinen mit der der Litauer in der Kintener Gegend überein. Die Männer — sast durchweg bartlos und mit kurzgeschnittenem Haar — tragen in der Regel von blaner und weißer Wolle gestrickte, enganschließende Jacken, oder Jacketts von dunkler Farbe, zu diesen passende Beinkleider oder Drillichhosen und eine Mütze oder einen Südwester. Bei kälterem Wetter ziehen sie für den Aufenthalt auf dem Wasser Kleider von grauem Fries und hohe Stiefeln an. In der Regel geht die ganze Bevölkerung in so- genannten Klotzschlorren (Holzsohlen mit übergenageltem Leder) oder barfuß. Die Frauen und Mädchen unterscheiden sich äußerlich nur dadurch vonein- ander, daß die ersteren stets, die letzteren dagegen nur auf Ausgängen ein *) Die Anlage der letzteren ist im Jahre 1843 begonnen.

5. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 377

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 377 — luxuriöser Badeort vornehmsten Stils, eine Art Baden-Baden für Mecklen- bürg mit einer Spielbank und berühmten Pferderennen, regelmäßig besucht vom Großherzoglichen Hose, der sich hier ein Sommerpalais mit prächtigem Park erbaute, sowie der gesamten reichen Aristokratie Mecklenburgs. Diesen Charakter hat es seit Aufhebung der Spielbank verloren und ist jetzt eine kleine stille Landstadt geworden, wenngleich die Unzerstörbarkeit seiner schönen Lage und eine aus dem Untergrund der eisenhaltigen Wiesenmoore in der Umgebung empordringende Stahlquelle immerhin noch eine, jetzt von be- scheideneren, aber weiteren Kreisen besuchte Sommerfrische und Heilstätte schaffen. Seine Lage als Ausflugsort für Rostock wird gern mit der von Potsdam für Berlin verglichen. Alljährlich einmal, Ende Juli, kehrt Doberans Glanz auf wenige Tage zurück, wenn die noch immer stattfindenden Dobe- raner Pferderennen von neuem den Hof und den Adel Mecklenburgs hierher- führen. Am letzten Tage derselben findet ein „Bauernrennen" statt, an das sich ein originelles Volksfest mit Illumination, Jahrmarkt und Tanz an- knüpft. Zu stillerer Zeit ist es etwas anderes, was den sinnigen Beobachter nach Doberan führen kann. Es ist die altehrwürdige Kirche des Zisterzienser- klosters Doberan, 1230 gegründet. Von ihren älteren, in romanischem Stil erbauten Anlagen zeugt ein noch gut erhalteues epheuumranktes Stück eines Kreuzgauges. Sie wurde dauu als ein gotisches Gebäude in Kreuzform umgebaut und gilt gegenwärtig als eine der edelsten Kirchenbauten des Landes. (6. Rügen.) Der Doppelort Gößnitz-Crampas ist heut das erste und vornehmste der rügenfchen Bäder, namentlich feit die Eisenbahn von Bergen bis hierher geführt und durch Bau eines Schutzhafens und Einrichtung des Schnellverkehrs zwischen Berlin und Stockholm über Saßnitz-Trelleborg hier ein Verkehrspnnkt ersten Ranges geschaffen wurde. Saßnitz baut sich mit hübschen, in Gärten gebetteten Villen malerisch an der steilen, waldgekrönten Uferlehne auf oder liegt in der grünerfüllten Schlucht des Steiubachs. Das benachbarte Crampas liegt offener und hat einen bescheideneren, weniger eleganten Charakter als dies Sorrent oder Amalsi der Ostsee. Südwestlich von Crampas gelangt man zu dem Hansemannschen Schlosse Dwasieden mit seinem schönen, auch bereits auf hohem Steilufer gelegenen Park. Nordöstlich von Saßnitz, längs des Strandes, zieht sich derjenige Spaziergang hin, der wohl ohne Frage den Gipfelpunkt landschaftlicher Schönheit an der ganzen Ostseeküste ausmacht. Mit Hilfe von Aufschüttun- gen ist unmittelbar zwischen See und Felswand ein schmaler Pfad geschaffen, der sich mehrere Kilometer weit bis zu den „Wissower Klinken" erstreckt. Mehrfach überwölbt ihn zunächst dichtwucherndes Baumgezweig, so daß man fast wie im Tunnel geht. Dann wird der Weg freier und zugleich die Felswand zur Linken höher und kühner. Tiefe Runfen haben die Rinn- wäffer in die Kalkfelsen geschnitten, phantastische Zacken ragen zwischen ihnen empor, am kühnsten die Pyramidenfelsen der „Wissower Klinken". Knrz vor ihnen erklimmt der Weg die Höhe und führt nun auf ihr im Schatten der „Stubnitz", des schönsten Buchenwaldes dahin, der sich denken läßt. Bald taucht er auf Zickzackwegen hinab in tiefe Waldschluchten, die von den zum Meere eilenden Bächen hineingeschnitten sind, und steigt an der anderen wieder empor, bald führt er uns ins Innere, in tiefgrüne Baumhallen, deren Decke von den Buchenstämmen wie von silbernen Säulen getragen wird,

6. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 379

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 379 — Vii. Pommern. („Pommern in Wort und Bild." Im Auftrage des Pestalozzivereins der Provinz Pommern herausgegeben von F. Uecker-Stettin. 1. bis 5. Tausend. Selbst- Verlag des Pestalozzivereins der Provinz Pommern. Druck von Herrcke & Lebeling in Stettin, 1904. 404 Seiten, 3 Mark. S. 68—77, 349—351.) (1. Der Stettiner Vulkan: a. Entwickelung.) Im Jahre 1851 gründeten die beiden Ingenieure Fürchtenicht und Brock in Bredow eine Werkstatt und Werft, um neben Maschinen auch eiserne Dampfschiffe zu bauen, und fchon 1852 lief der sicherlich manchem Leser noch bekannte Dampfer Dievenow hier vom Stapel. Da aber die Mittel der beiden Gründer sich bald erschöpften, wurde die ganze Fabrikanlage an eine Anzahl Stettiner Handelsherren verkauft, welche 1856 zu der „Stettiner Maschinen- ban-Aktien-Gesellschaft Vulkan" zusammentraten, die in den ersten Jahren hauptsächlich sich dem Lokomotivbau zuwandte. Als aber die Gründung des Norddeutschen Bundes erfolgt und der Ausbau der Marine in Aussicht genommen war, wurde der „Vulkan" mehr für den Schiffbau eingerichtet, und bald nach dem böhmischen Kriege wurde ihm der Bau kleinerer Schiffe für die Marine überwiesen. Eine größere Arbeit erhielt er aber erst 1869, als er mit dem Bau der Maschinen für die Panzerfregatte „Hansa", die der Danziger Werft übergeben war, betraut wurde. 1871 erfolgte der Bau der ersten Panzerfregatte „Preußen". Die gedeckten Korvetten Prinz Adalbert, Leipzig, Stofch, Stein, die Panzerkorvetten Sachsen, Württemberg und die Glattdeckskorvetten Carola und Olga folgten. Daneben wurde eifrig der Bau von Handelsschiffen betrieben, und schon 1881 konnte mit dem Bau eines chinesischen Panzerschiffes das erste Hundert gelieferter Schiffe abgeschlossen werden. Das war sicherlich ein glänzender Erfolg, der noch höher bewertet werden muß, wenn man bedenkt, daß es galt, England zu überholen, England, das bisher für die ganze Welt Schiffe geliefert hatte. Die einmal errungene Stellung hat der Vulkan zu behaupten gewußt. Sein rastloses Streben nach Vervollkommnung der Werke und Lieferungen ist von Erfolg gekrönt gewesen, hat seinen Ruhm und Ruf gehoben und vermehrt. Haben doch die Zeitungen oft genug berichtet von den glänzenden Resultaten der Schnelldampfer Deutschland, Fürst Bismarck, Kaiser Wilhelm der Große u. a. Die Sicherheit, Eleganz und Schnelligkeit dieser Schiffe hat den Engländern „das blaue Band des Meeres" entrissen und an die deutsche Flagge geheftet, ein Sieg, auf den der Norddeutsche Lloyd und mit ihm ganz Deutschland, vor allem aber der Erbauer, der Stettiner Vulkan, mit Recht stolz sein darf. Sein Ruhm ist unbestritten, und jeder Besucher Stettins macht seinetwegen eine kurze Dampferfahrt oderabwärts. Sobald dann Bredow in Sicht kommt, drängen die Fahrgäste nach der linken Seile des Schiffes, und ein lebhaftes Fragen und Antworten, Zeigen und Er- klären beginnt. Da liegt das 20 ha umfassende Riesenetablissement, dessen höchste Arbeiterzahl im Jahre 1902 mit 6717, die niedrigste mit 5668 festge- schrieben wurde, das im selben Zeitraum 71 Lokomotiven, 11 größere Dampfpumpen, 1 Verbund-Dampfmaschine und 17 größere Kessel lieferte, das den Doppelfchranben-Kabeldampfer Stephan für die Norddeutschen Seekabelwerke, den geschützten Kreuzer Bogatyr für die Kaiserlich Russische

7. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 389

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 389 — (3. Bürgerhäuser.) Die Danziger Häuser, die ohne jeden Erker und Auslug steif und aufrecht nebeneinander stehen gleich würdigen Senatoren, sie besitzen in den „Beischlägen" einen Ausdruck freundlicher Zugänglich- feit, eine liebenswürdige Vermittlung zwischen dem Innern des Hauses und der Außenwelt. Der Beischlag war allerdings zunächst nicht aus repräsentativen Rücksichten zu einer Terrasse ausgebildet worden, sondern aus dem einfachen Bedürfnis, in der engen Stadt am geschlossenen Hause einen Platz sein eigen zu nennen, der an schönen Tagen Veranda und Garten einigermaßen ersetzen könne. Die schlanken Häuser strecken ihn wie einen Fuß vor, gleich- sam um sich von einem breiteren Sockel zu erheben. Da, wo man ihn heute beseitigt hat, weil er angeblich den modernen Verkehr hindere, der doch zum großen Teil nur in der Phantasie eifriger Lokalpatrioten besteht, hat man zugleich die Proportionen des Erdgeschosses, die er bedingte, und die gesamte Fassade geschädigt. Einzelne ähnliche Vorplätze gibt es in anderen Städten gleicher Zone auch, von Königsberg bis Holland; aber so ansge- bildet und ein so notwendiger Bestandteil des Wohnhauses wie in Danzig war der Beischlag nirgends. Seit dem 16. Jahrhundert wurde die den Vorplatz gegen die Straße begrenzende Mauer aus Füllungen mit figür- lichen und ornamentalen Reliefs zusammengesetzt. Der Geschlossenheit des Platzes zuliebe vermeidet man starke Durchbrechungen. Eine Balustrade findet sich nirgends. Als Treppengeländer erschien neben den Eisenstangen, die von Steinpfosten oder den späterhin häufiger werdenden großen Granit- kugeln am Treppenansatz hinaufführten, verschlungenes Schmiedewerk, oft in Verbindung mit Messing. Feuerpfannen, am Eingang zur Terrasse, dienten der Beleuchtung. Das vom Dach über die Seitenmauern geleitete Wasser ergoß sich aus Delphin- und Drachenköpfen über die vordere Brüstung. Ix. Wanderung von Frauendnrg nach Glding. („Aus Baltischen Landen." Studien und Bilder von Louis Passarge. Glogan, Verlag von Carl Flemming, 1878. 551 Seiten, 7 Mark, S. 77—79, 83—85, 89—93.) (1. Der Dom zu Frauenburg.) Der folgende Morgen wurde vor- zugsweise der Besichtigung des Domes gewidmet. Er steht auf einem etwa achtzig Fuß hohen Berge, einer alten Meeresdüne, und bildet mit seinen Umfassungsmauern und Türmen ein befestigtes Kloster nach Art der Marien- bürg. Als der Deutsche Orden Preußen eroberte und seine Burgen mitten in einer feindlichen Bevölkerung errichtete, da war Sicherung das Haupt- augenmerk der Erbauer. Daher zeigen die erhaltenen Burgen gewaltige Mauern, mächtige Türme und feste Außenwerke. Selbst die darin befind- lichen Schloß- und Kirchenbauten erinnern mit ihren Zinnen und Wand- flächen mehr an eine Festung denn an Wohn- und dem Gottesdienst ge- weihte Räume, und nach dem Bilde diefer Ordensbauten wurden später selbst die reiuen Kirchenbauten errichtet. Es liegt etwas Wunderliches in den aus Granitblöcken erbauten Dorfkirchen des alten Preußenlandes. Roh aneinandergefügt treten diese Steine aus der unebenen Mauer heraus, und die schmalen Fenster erinnern mehr an Schießscharten als an Lichtöffnungen. Die großen Dome von Marienwerder und Frauenburg sind zwar nicht aus Feldsteinen erbaut, ihre Anlage offenbart aber nicht weniger den kriegerischen

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 391

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 391 — (2. In den Trnnzer Bergen.) Doch hinaus aus Mauernenge und Todesgedanken zum Rande der Höhe, darauf der Dom steht! Welch wunder- volles Bild! Die Stadt zu unfern Füßen mit der neuen evangelischen Kirche und dem Koperuikusturm; das Haff in der Beleuchtung des Morgens, klar und duftig; links die blauen Höhen, die uns an ein Gebirge erinnern (nach so langem Entbehren!); am Horizonte das weiße Band der Nehrung. Die Bienen summen in den Linden des nächstliegenden Domherrn-Gärtchens, die Steinhauer klopfen mit ihren Hämmern unten bei ihrer Arbeit; auf dem Vorlande des Haffs ernten sie den zweiten Grasschnitt und muntern die Pferde an, welche die Decke des fast erst in der Bildung begriffenen Landes oft durchbrechen und einsinken; ein paar Angelkähne mit hohen viereckigen Segeln kehren vom Fischfange zurück. Wohl sind ihre Segel sonnenbeschienen, weiß; aber die Nehrung da drüben ist weißer, mit ihren welligen Bergformen an ein Schneegebirge erinnernd. Und wer dieses für übertrieben halten möchte, dem gebe ich zu bedenken, daß ich die Autorität Leopolds von Buch für mich habe. Als ich hinabging, bemerkte ich, daß man die neue, noch im Bau be- griffeue evangelische Kirche gegen den ihr im Rücken herabsließenden Sand dnrch eine steinerne Mauer hat schützen müssen. Das erinnerte mich recht an die Schutzmauern in den fchleswigfchen Dünen. Auch habe ich einmal in der Nähe des Chamonixtales eine Kirche gesehen, die sich ganz hinter einen gegen Die Lawinen errichteten Schutzwall verkroch. Hier in Frauen- bürg ist zwar keine eigentliche Gefahr vorhanden; wir werden aber doch daran erinnert, daß der Domberg nichts ist als eine alte Düne. Federleicht war mein Gepäck, etwa so leicht als mein Sinn, als ich nun die Wanderung in „die Berge" antrat. — Wer am Harz lebt oder am Riesengebirge, wer die waldigen Höhen des Thüringerlandes oder Frankens täglich vor sich hat, der weiß nicht, wie es uns hier zumute wird, wenn wir einmal etwas sehen, was uns an jene schönen Berggegenden erinnert. Dieser Bergzug zwischen Frauenburg und Elbing, vier Meilen lang und etwa halb so breit, ist kaum sechshundert Fuß hoch und reicht obengenannten Bergen nur bis zum Knie; aber es ist doch eine Höhe! Man sieht sie meilenweit sich duftig und blau aus der Ebene erheben, in schön ge- schwuugenen Kuppenlinien, und sich allmählich abdachend zum Haff und zur Elbinger Niederung oder in den Höhen des malerischen Oberlandes (Hockerlandes) fortsetzend. Aber was jene Gegenden nicht haben, und was diesen Bergzug so wunderbar macht: an seinem Fuße, da lebt es und webt es, da rauschen die Wellen des Haffs, das sich küstenlos nach Norden hin- dehnt, und von drüben weht uns die schars-salzige Luft des Meeres ent- gegen und lockt unfern Blick über die weißglänzende Nehrnng hinüber anf die Wellen des tiefblauen Meeres, das von einem, auch mehreren Segeln, vielleicht einem Dampfboote belebt wird. Tiefeingeschnittene Waldtäler und Schluchten gliedern den Bergzug; an muntern Flüßchen klappern die Mühlen, und Buchenwälder, so schön wie in dem schönen Holstein, tränken ihre Wurzeln noch in dem Wasser des Haffs. Es war ein erquickender Morgengang! — Der Weg läuft immer genau auf der Grenze des alten Seeufers und dem neugebildeten Wiesenvorlande des Haffs. So erfreute von linksher die schattige Kühle des steilen Ufers, von rechts aber der Duft des frisch gemähten Heues. Später wird der

9. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 392

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 392 — Weg sonniger; bald aber gelangen wir in das eigentliche „Gebirge", blicken in dunkle Waldschluchten und weit über die blane Wasserfläche. In Luisen- tat empfing mich lautes Kindergeschrei, Ein Mann, in einem Kasel (ein langer Rock von dicker Leinwand mit einer Kapuze, vor dem Gesicht ein Haarsieb), hatte eben den Bienen ihren Honig genommen (man nennt das hier: die Bienen brechen) und kehrte reich beladen in das Hans zurück. In der eiueu Hand hielt er die Honigwaben, in der anderen einen Feuerbrand, um die Bienen zu vertreiben. Die Kinder umschwärmten ihn in respekt- voller Entfernung; eine Frau erwartete sie au der Haustüre mit einem Korbe voll Semmeln. Ich stand einen Augenblick hinter einem Baume verborgen und erfreute mich an der lieblichen Szene; dann zog ich weiter... Soll ich nuu uoch etwas über das Frische Haff erzählen, so bemerke ich betreffs seines Namens, daß derselbe wohl in der Tat ein frisches Wasser bedeutet und weder mit dem Flusse Frischiug noch mit der altpreußischen Sprache etwas zu tun hat. Im Sommer freilich, namentlich im Juli und August, verdient es diese Bezeichnung selten. Es entsteht dann nämlich im Wasser eine eigene Art von Pflänzchen von fast mikroskopischer Kleinheit, welche dem Haff eine grüne Farbe geben und, am Ufer ausgeworfen und getrocknet, dasselbe wie mit Vitriol überziehen. Zugleich verbreitet sich ein äußerst widerwärtiges Miasma, welches tief ins Land dringt und den Menschen Kopfweh verursacht. Tote Fische werden in großer Zahl ausge- worseu; Enten aber, die von diesen auf das Ufer gespülten Pflänzchen treffen, sollen gar davon sterben. — Wenn sich das Haff in diesem Zu- stände befindet, so sagt man: es blüht. Sonderbar ist es, daß auch die Theiß in Ungarn im Sommer sich mit mikroskopischen Tierchen bedeckt, und daß es dann gleichfalls von ihr heißt, sie blühe. Nachdem dieses alles am Haff gesehen und bedacht worden, begab ich mich in einem Taleinschnitt durch den noch juugeu Wald wieder auf die Straße zurück. Bald verläßt man denselben und kommt durch ein sonder- bares Hügel-(Höcker-)Land nach dem Städtchen Tolkemit. Vorher sieht man noch am Haffufer Menschen, welche kleine Steine auflesen und in ein Boot schütten. Es sind dieses Kalksteine, die kurz vor Tolkemit gebraunt und demnächst verschifft werden. Tolkemit gehört zu jenen Städtchen, welche das Schicksal haben, wegen ihrer Kleinheit als Zielscheibe des Spottes der Reisenden zu dienen. So erzählt ein jeder gern die Sage von einem Aal, der einst gedroht habe, die Stadt zu verschlingen, und nur mit Mühe und Not an eine Kette gelegt worden sei, „allwo er noch jetzt zu sehen". Andere wundern sich über die Menge von Scherben, die an ein Scherbengericht erinnern. Und in der Tat, Tolkemit ist ein wahres xtqa/ueixov (so hieß die Töpfervorstadt von Athen): denn überall stehen die Töpferwaren vor den Türen auf dem so- geuaunteu Bürgersteige, um zu trockueu und demnächst gebrannt zu werden. Man kann keinen Jahrmarkt tief im Lande besuchen, ohne die Tolkemiter Töpfer anzutreffen, deren Waren sich durch Sauberkeit und Dauer aus- zeichnen. Überhaupt sind diese verschrieenen Tolkemiter fleißige Leute, die sich sogar bis zur Höhe der Selbstironie erheben können; denn von einem dortigen Bürger hörte ich folgendes anmutige Verslein: O Tolkemit, du schöne Stadt, du bist fürwahr ein Wunder,

10. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 393

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 393 — lvenn einer dich gesehen hat, so ist Paris ein Plunder. Im höchst einfachen Gasthause lag eine Elbinger und eine Berliner- Zeitung aus, und an der Wand hing ein schöner, großer Kupferstich, die Geburt Christi darstellend. Bedenke ich nun noch, daß Tolkemit die Vater- stadt des Mönches Simon Grünau ist, eines berüchtigten Chronisten, dessen phantasievolle Erfindungen in der preußischen Geschichte eine so heillose Verwirrung angerichtet haben, so wüßte ich nicht, was ich sonst noch von Tolkemit berichten sollte. (3. Cadinen bei Elbing.) Wir machen uns also auf und kommen in einer Stunde nach Cadinen, dem schönsten Punkte dieses ganzen Höhen- znges, wo sich Berg und Ebene, Höhe und Tiefe, Wald und Feld mitein- ander verbinden, wo uns die Natur mit ihrem Zauber umfängt und die Kunst eine Stätte gefunden hat. Läge dieses Cadinen an der großen Heer- straße, es lebte in dem Munde der Reisenden gleichwie der samländische Ostseestrand oder die wundervolle Umgebung Danzigs. Auch so suchen es Freunde einer schönen Natur von nah und sern auf und erquicken sich in dem geschmackvoll angelegten Garten, darinnen die Springbrunnen rauschen und die Orangen blühen, oder in dem Buchenwalde, der die ganzen Höhen gleich hinter dem Garten bedeckt, und daraus das nun verlassene Bern- hardiner-Kloster blickt, oder endlich auf der letzten Waldhöhe, zu der man höher und höher steigt, von wo aus das Haff vor der Größe des Meeres zurücktritt. Denn wunderbar ist es, wie die kleine Fläche des Meeresspiegels so unendlich größer erscheint als die weite Wasserfläche des Haffs. So wirkt auch die ferne winzige Spitze des Montblanc erdrückend auf alle die Vorberge, welche ihn verdecken. So schön ist es hier, daß ich nicht einmal das Kloster kritisieren mag, das den wüsten Eindruck des Verlassenseins macht, ohne bereits zu der Schönheit der Ruine zerfallen zu sein. Ein ähnliches verlassenes Kloster sah ich einst auf der Höhe über Sorreut und empfand ganz denselben Ein- druck der Nichtbesriediguug. Ohnehin war die Bauart dieses Klosters so häßlich wie die des uusrigen. Aber die Aussicht ist bei beiden entzückend. Hier erblicken wir drüben namentlich Kahlberg in seinem Kiefernwalde und ahnen seine überraschende Schönheit. Das Kloster scheint erst gestern verlassen zu sein. Auch ist es in der Tat nicht so lange her. Am Anfange des vorigen Jahrhunderts wurde' es aufgehoben, und im Jahre 1829 fand der letzte der Mönche, Raphael Bock, seinen Tod in den Fluten des Pregels. Jetzt wohnt ein Schullehrer darin. — Hunderte von Namen bedecken die Wände, so weit sie der Menschen- Hand erreichbar finb; selbst ein großes Ölbild, halb verlöscht, haben die Mitglieder einer Königsberger Studentenverbindung mit ihren Namen be- schrieben. Weshalb die Meuschen dieses nur tun? Wollen sie einem nach- folgenden Reisenden zurufen: Auch ich war hier! Oder ist es ein Ausdruck jenes im Menschen liegenden Dranges, die Erinnerung an seine schnell ver- gessene Existenz wachzuhalten, etwas für seine Ewigkeit zu tun? Sonderbar ist es wenigstens, daß man solches Schreiben „sich verewigen" nennt. Geht man von dem Kloster höher hinauf, so gelangt man zur letzten Höhe bei dem Dorfe Lenzen, von wo man den erwähnten weiten Blick auf die See hat. Bei dem Namen Lenzen denkt natürlich ein jeder sogleich an
   bis 10 von 88 weiter»  »»
88 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 88 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 15
4 2
5 7
6 0
7 13
8 0
9 3
10 4
11 0
12 0
13 28
14 0
15 0
16 6
17 0
18 7
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 57
25 0
26 0
27 0
28 0
29 3
30 3
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 5
38 33
39 1
40 11
41 1
42 0
43 0
44 3
45 7
46 0
47 1
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 10
1 0
2 0
3 1
4 7
5 2
6 3
7 0
8 0
9 0
10 40
11 2
12 3
13 3
14 0
15 1
16 1
17 3
18 2
19 0
20 0
21 20
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 39
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 7
35 0
36 1
37 2
38 4
39 1
40 2
41 2
42 0
43 3
44 7
45 5
46 4
47 0
48 46
49 16
50 1
51 0
52 0
53 0
54 6
55 0
56 0
57 2
58 0
59 0
60 1
61 1
62 18
63 0
64 1
65 0
66 2
67 0
68 0
69 0
70 28
71 2
72 0
73 0
74 0
75 9
76 31
77 20
78 9
79 5
80 0
81 0
82 0
83 0
84 3
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 2
92 20
93 4
94 3
95 2
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1594
1 169
2 125
3 96
4 13
5 69
6 2277
7 28
8 30
9 16
10 37
11 318
12 719
13 537
14 382
15 7
16 30
17 6
18 17
19 97
20 170
21 5
22 8
23 23
24 672
25 1114
26 22
27 4
28 324
29 203
30 27
31 101
32 1023
33 313
34 1254
35 4
36 182
37 3
38 191
39 185
40 32
41 15
42 291
43 704
44 22
45 148
46 100
47 370
48 162
49 21
50 428
51 538
52 291
53 162
54 112
55 22
56 16
57 40
58 49
59 500
60 15
61 20
62 23
63 18
64 29
65 27
66 40
67 12
68 69
69 3
70 97
71 27
72 77
73 27
74 82
75 93
76 331
77 25
78 319
79 13
80 37
81 2374
82 348
83 771
84 120
85 6
86 266
87 306
88 43
89 567
90 378
91 102
92 1
93 49
94 86
95 716
96 114
97 32
98 33
99 36
100 211
101 163
102 393
103 67
104 332
105 111
106 39
107 187
108 54
109 677
110 290
111 53
112 133
113 196
114 299
115 182
116 35
117 41
118 11
119 670
120 29
121 161
122 273
123 636
124 254
125 509
126 247
127 981
128 18
129 653
130 93
131 1041
132 23
133 700
134 283
135 88
136 1102
137 194
138 127
139 302
140 39
141 9
142 818
143 266
144 23
145 79
146 9
147 19
148 24
149 58
150 12
151 31
152 750
153 246
154 156
155 39
156 39
157 32
158 16
159 692
160 357
161 16
162 1
163 4
164 185
165 114
166 439
167 116
168 297
169 52
170 15
171 44
172 96
173 366
174 41
175 1896
176 53
177 490
178 286
179 162
180 171
181 22
182 229
183 716
184 323
185 288
186 127
187 80
188 402
189 31
190 3
191 20
192 46
193 876
194 39
195 578
196 442
197 60
198 8
199 237