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1. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 37

1861 - Berlin : Gaertner
37 unterworfen. Einige von ihnen erhielten das römische Bürgerrecht, die meisten aber den Namen Bundesgenossen; sie brauchten ihre Verfassung nicht zu ändern, mußten aber den Römern Mannschaft stellen. Einige wurden, als Strafe für Abfall, durch römische Obrigkeiten regiert. Um alle Völker unter genauer Aufsicht zu erhalten, legten die Römer Kunststraßen (die appische) an, und gründeten aus der ärmern römischen Volksklasse zahlreiche Kolonieen. §. 44. Römische Tugend und Kriegskunst. Bis hieher reicht die schönste Zeit der römischen Republik. Die Sitten waren streng, das Leben einfach, und es kam nicht selten vor, daß die größten Männer in Dürftigkeit und Armuth starben. Nachdem die Standes- streitigkeiten ausgehört hatten, beseelte die Vaterlandsliebe Alle gemein- sam, und man suchte Rang und Ansehn nur im Seelenadel, in bür- gerlichen Tugenden und im Kriege. Das römische Kriegswesen, wodurch die Römer bisher so Außerordentliches vollführten, war von dem neuern ganz verschieden. Im Kriege entschied Muth und persönliche Tapferkeit der Streiter weit mehr, als Kunst. Die Kriegsmaschinen (Ballisten, Katapulten, Mauerbrecher und Widder) waren großentheils schwerfällig und zusammengesetzt und bewirkten das nicht, was durch die gewaltige Kraft des Pulvers hervorgebracht wird. Der römische Soldat trug einen ehernen oder eisernen Helm, einen eisernen Brustharnisch und eiserne Beinschienen. Außerdem befestigte er an Armen und Beinen einen beweglichen Schild. Waffen waren ein zweischneidiges Schwert, Wurfspieße und Lanzen. Das Heer bestand ans Legionen. Die Legion war im Durchschnitt 6000 Mann stark, nebst fast eben so viel Bundesgenossen, und in Eohorten und Manipel abgetheilt. Unter ihnen standen Tribunen, Centurionen und Decurionen. Ein Kriegslager sah einer befestigten Stadt ähnlich. Das Prätorium des Lagers enthielt die Zelte der ersten Befehlshaber, das Quästorium, wo der Quästor oder Kriegszahlmeister wohnte, die Kriegskasse. Die Belohnungen tapferer Soldaten bestanden in Kelten und Kronen aus Gold oder Gras. Die Zucht war sehr streng. B. Von den punischen Kriegen bis zu den gracchischen Unruhen. 264 bis 133. §. 45. Die Insel Sicilien. Der große Kampf, welcher jetzt die Römer beschäftigt und sie auf den höchsten Gipfel kriegerischen Ansehens erhebt, nimmt seinen Anfang auf der Insel Sicilien. Die alten Bewohner dieser Insel, die Siculer, waren von den griechischen Kolonisten fast ganz verdrängt worden. Wie Griechenland selbst aber durch Parteiungen den Umsturz seiner Freiheit herbeiführte, so zerrütteten

2. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 77

1861 - Berlin : Gaertner
77 Lothringer) desselben zur Wahl eines neuen Königs zusammengetreten wären. Man trug dem ältesten Herzog, Otto dem Erlauchten von Sachsen, zuerst die Krone au. Er selbst schlug aber den Herzog Konrad von Franken, als den Tüchtigeru, an seiner Stelle vor. Dieser edelmüthige und verständige Fürst (911—918) war nicht im Stande, die inneren und äußeren Unruhen zu dämpfen. Er verlor den größten Theil Lothringens an Frankreich und konnte den tapfern und mächtigen Herzog Heinrich von Sachsen (Otto des Erlauchten Sohn), dessen Erbe er schmälern wollte, nicht zum Gehorsam zwin- gen. Auch drangen die Ungarn bis nach Elsaß und Lothringen vor und verwüsteten das Land weit und breit. Konrad empfahl sterbend den Deutschen, mit Uebergehung seines Bruders Eberhard, seinen per- sönlichen Feind Heinrich von Sachsen zum Nachfolger. B. pie sächsischen Könige und Kaiser. 918 bis 1034 §i 88. Glanzepoche Deutschlands. Heinrich 1. der Vogler (918—936) erhob Deutschland wieder zur ersten Macht der Christenheit und war groß als Mensch und Kaiser. Zuerst nöthigte er die Bayern und Schwaben, ihn anzuerkennen und vereinigte, Un- ruhen in Frankreich benutzend, Lothringen wieder mit Deutschland. Bald darauf thaten die Ungarn einen ihrer gewöhnlichen Einfälle in Deutschland. Vom Verfall des deutschen Kriegswesens begünstigt, konn- ten sie ungestört plündern und morden. Heinrich erhielt, nachdem er einen ihrer gefangenen Häuptlinge freigegeben und unter der Verpflich- tung zu jährlichen Ehrengeschenken, einen Waffenstillstand auf neun Jahre. Während dieser Zeit befestigte er die Grenzorte, legte Burgen an und bildete ein tüchtiges Heer. Namentlich wurde der verfallene Heerbann wieder eingerichtet; die Krieger lernten in geschlossenen Reihen kämpfen; jeder neunte freie Mann mußte sich in den mit Ringmauern versehenen Dörfern ansiedeln, wodurch der Grund zu Städten gelegt wurde (Merseburg, Quedlinburg, Nordhausen, Goslar); Kriegsspiele (Tourniere) erhielten die Kraft des Volkes aufrecht. Das so geübte Heer erprobte er in Zügen wider die Böhmen, Dänen und Wenden. In dem Lande der Havelwenden eroberte er den Hauptort Brani- bor (Brandenburg) und legte drei Marken (Schleswig, Nordsachsen und Meißen an (999). Unterdeß war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Ungarn abgelaufen. Ihren Abgeordneten ward, statt des ver- langten Tributs, ein schimpflicher Bescheid gegeben. Als darauf die Ungarn mit zwei Heerhaufen in Thüringen einbrachen, besiegte sie

3. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 116

1861 - Berlin : Gaertner
116 Länder zurück, tritt zur katholischen Kirche und zum Kaiser über. Es kommt zum Kriege, die Soldaten der protestantischen Union und die der katholischen Liga tummeln in den cleveschen Ländern umher. Doch legen sich fremde Mächte ins Mittel und der Vertrag zu Xanten (L«L4) verschafft Brandenburg die Länder Cleve, Mark und Ravens- berg, und Neubnrg die Länder Jülich und Berg. Noch zu des Kur- fürsten Lebenszeiten gelangt Brandenburg in den erblichen Besitz Preu- ßens (r«L8). Die letzten Tage seines Lebens bringt er, vom Schlage gerührt, in dem Hause seines Kammerdieners Freitag zu. Die Bran- denbnrgischen Staaten haben einen Umfang von 1444 Q.-M. §. 126. Sitten und Gebrauche. Unter den beiden Joachims ist in den Sitten Weniges verändert worden; dieselbe Pracht wie zur Zeit der Quitzows, kostbare Kleider mit Gold, Silber, Edelsteinen (Sammet- und Seidenkleider mit Puffsacken), ebenso auf den Festen Schmausereien (Kindelbier, Thierkämpfe zu Köpnick, Preise in Stieren, Schweinen) sind noch sehr üblich, Ringelstechen, Feuerwerke und Mas- kenzüge werden mit Vorliebe von den Kürfürsten getrieben; in den Strafen zeigt sich das Zeitalter barbarisch und grausam (Folter und Tod des Kämmerers Lippold). Johann Georg ist, wie gegen die Diener seines verschwenderischen Vaters, so insbesondere gegen Anna Sydow (die schöne Gießerin) seines Vaters Geliebte, hart und unbillig. (Entstehung der Sage von der weißen Frau.) Der Aberglaube ist trotz der neuen Religionslehre noch sehr verbreitet, Wahrsagerei und Hexerei allgemein; es giebt Jagd-, Spiel-, Sauf- und Lügenteufel rc., Hexen werden verbrannt. (Joachim Ii. flüchtet ans den Kreuzberg, hier den prophezeiten Untergang Berlins abwartend). Astrologie und Alchymie, die Kunst des Goldmachens, blühen. Zu Georgs Zeiten hat der Alchpmist Thurneisen großen Ruf, bringt aber das Gold doch nicht zu Stande; Hofnarren werden besoldet, so Johannes von Röbel. tz. 127. Die Reformation. Joachim Ii. empfängt aus den Händen des Bischofs Mathias von Jagow das Abendmahl nach lutherischem Gebrauch (Iss»), doch behält er viele katholischen Ge- bräuche (Luthers Erklärung darüber); dem schmalkaldischen Bunde tritt er nicht bei, bewirkt aber nach der Schlacht bei Mühlberg die Begna- digung des Kurfürsten von Sachsen. Johann Georg ist streng luthe- risch, unterstützt mit einem Häuflein Brandenburger den Prinzen von Oranien in den Niederlanden und Heinrich von Navarra in Frankreich, vereinigt in der Kur- und Neumark die Kirchenordnung nach dem Augsburger Bekenntniß und bringt vornehmlich die Eintrachtsformel zu Stande. Doch bekämpft sich die lutherische und reformirte Geist- lichkeit in Berlin (Buchholzer und Agricola in Berlin); Schneider und Schmiede werden Prediger auf dem Lande; in Berlin prügeln sich (Rsr«) Geistliche in der Nikolaikirche und werfen sich auf dem neuen

4. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 96

1861 - Berlin : Gaertner
96 desselben das Neichskarnmergericht zu errichten. Dasselbe hatte seinen Sitz zuerst in Speier, später in Wetzlar. Uni den Beschlüssen des Kammergerichts Einheit und Festigkeit zu geben, theilte Maximilian Deutschland in 10 Kreise: den bayrischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen, westphälischen, fränkischen, ober- und niedersächsischen, östreichischen und burgundischen. Des Kaisers Krieg mit den Schwei- zern, seine Theilnahme an den Kriegen mit Frankreich und Italien waren ohne allen Erfolg für ihn. Neapel und Mailand, namentlich das letztere, gingen ans einer Fürstenhand in die andere. Verrätherei und Wortbrüchigkeit hatten auf allen Seiten an diesen Kämpfen einen gleichen Antheil. Maximilian legte sich, da ihn die Venetianer an seinem Römerznge verhinderten, mit Zustimmung des Papstes den Titel selbst- erwählter römischer Kaiser bei, was nach ihm auch die andern Kaiser thaten. Ehe Maximilian starb, nahm in Deutschland die Re- formation ihren Anfang, welche mit den sie begleitenden Kriegen Heft I. §. 62—69 erzählt worden ist. §. 102. Deutschland unter Kaiser Karl 1519 bis 1559 Karl V. war der Sohn Philipps und Johanna's von Spanien. Als König von Spanien, Karl I. genannt, besaß er Spanien, die Niederlande, Neapel und Sicilien, während sein Bruder Ferdinand als Gemahl Anna's, der Tochter Wladislaws von Ungarn und Böh- men, diese beiden Länder an Oestreich brachte. Dadurch und durch die Entdeckung der neuen Welt erlangte das Haus Habsburg eine für die anderen Staaten gefährliche Macht und veranlagte vier blutige Kriege zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich. Letzterer konnte es nicht verschmerzen, daß man ihn bei der Kaiserwahl übergangen hatte. In dem ersten Kriege (Karl von Bourbon und Bayard) ward Fanz I. nach der Schlacht bei Pavia (15£5) gefangen und mußte sich zum Madrider Frieden entschließen; er versprach die Abtretung von Burgund und entsagte allen Ansprüchen aus Italien. Da die Frie- densbedingungen nicht gehalten wurden, kam es zu einem zweiten Kriege, in dem des Kaisers Feldherr, Karl von Bourbon ein Herr nach Rom führte, hier aber tödtlich verwundet wurde. Der Friede zu Cambray (Damensriede) 1529 endete den Kamps. Inzwischen fielen die Tür- ken in Deutschland ein und bedrohten Wien. Ein gewaltiges Heer trieb die Feinde zurück. Bald darauf unternahm der Landgraf Philipp von Hessen ein kühnes Wagniß gegen den Kaiser, indem er den Her- zog Ulrich von Würtenrberg, dessen Land der schwäbische Bund an den Kaiser abgetreten hatte, wieder einsetzte. Einige Jahre später (1585) führte der Kaiser eine Flotte nach Tunis und befreite 22,000 Christen aus den Händen des Seeräubers und Herrschers von Tunis und Algier, Haradin Barbarossa. Endlich machte Franz D

5. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 97

1861 - Berlin : Gaertner
97 von Neuem Ansprüche aus das Herzogthum Mailand und begann den dritten Krieg gegen den Kaiser. Eine persönliche Zusammenkunft bei- der Monarchen stellte indeß den Frieden wieder her, und zum vierten Male würde Franz den Kampf schwerlich erneuert haben, wenn ihn nicht das Gerücht gelockt hätte, der Kaiser sei auf einem zweiten Zuge gegen die Räuberstaaten umgekommen. Im Frieden von Crespy (1544) verzichtete Franz auf Mailand und Karl auf Burgund. Während dieser Ereignisse fanden in Deutschland die Heft I. §. 68. erwähnten Kämpfe Statt, welche durch den Religionssrieden zu Augsburg beendigt wurden. Der unglückliche Ausgang des schmalkaldischen Krieges und zerrüttete Gesundheit bewogen den Kaiser, die Regierung niederzulegen, um sein Leben im Kloster zu St. Just in Estremadura zu beschließen (1558). Sein Sohn Philipp Ii. erhielt Spanien und die Niederlande, sein Bruder Ferdinand I. die östreichischen Länder und die Kaiserkrone. §. 103. Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. Etwa fünfzig Jahre vor dem Beginn des dreißigjährigen Krieges ruh- ten in Deutschland die Waffen, wenn es auch hie und da zu kleineren Streitigkeiten kam, die den Keim des hereinbrechenden Kampfes ent- hielten. Ferdinand 1., 1558—1564, besaß einen friedliebenden Charakter. Der Jesuitenorden trat dem Protestantismus auf's Entschiedenste in den Weg, und das Tridentiner Concil, welches schon unter Karls V. Regierung vom Papste Paul Iii. berufen worden (1545) , brachte keine Versöhnung zu Stande. Dies Concil ging von Trient wegen ansteckender Krankheiten nach Bologna, wurde darauf gänzlich aufgelöst, trat später in Trient zusammen, flüchtete in Folge der deni Passauer Vertrage vorangehenden Kämpfe, ruhte zehn Jahre und wurde dann von Pius Iv. wieder ausgenommen. Die Been- digung des Concils (1563) machte eine Vereinigung der Parteien fast unmöglich. Trotz aller dieser Feindseligkeiten wurde Deutschlands Ruhe nicht gestört. — Maximilian n., 1564—1516, übertraf seinen Vater noch an Milde, Duldsamkeit und Menschenfreundlichkeit. Doch wurden die Bestrebungen der Jesuiten mit solchem Erfolge gekrönt, daß die größere Hälfte Deutschlands zum Katholicismns zurücktrat. Auch hatte Deutschland von den Einfällen der Türken zu leiden (Be- lagerung Szigets, Zrini) und mußte seine Ruhe durch die Grum- bachschen Händel, welche mit Grumbachs Hinrichtung und des Her- zogs Johann Friedrich von Sachsen-Gotha Gefangenschaft endigten (1577), gestört sehen. — Rudolph ii., 1516—1613, Maximi- lians Sohn, der, statt zu regieren, sich mit Sternlehre, Alterthümern, Goldmacherei und Pferdezucht beschäftigt und sich von den Jesuiten leiten läßt, bereitet dadurch eine schreckliche Zeil für Deutschland vor. Zunächst mußte er in Folge eines Aufstandes der Ungarn unter Stephan Bocskai, welchen sein Bruder Matthias schlichtete, diesem Ungarn Lange, Seitf. d. Eesch. 2. Stuft. 5. Aufl. 7

6. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 98

1861 - Berlin : Gaertner
98 und Oestreich öffentlich abtreten. Die Unterdrückung des evangelischen Glaubens, insonderheit die Vertreibung des zur resormirten Kirche über- gegangenen Kurfürsten von Köln und die Achtserklärung der Reichs- stadt Donauwerth, welche Herzog Maximilian von Bayern einnahm, erregten nicht weniger Mißbilligung. Die Protestanten verbanden sich (1608) zur Union, deren Haupt Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz wurde, und die Katholiken stellten diesem Bunde einen andern, die Liga, unter dem Herzog Maximilian von Bayern entgegen (1609) . Beide Verbindungen nahmen eine wichtige Stellung ein und riefen sogar die Spanier und Holländer nach Deutschland, als durch das Aussterben der Herzöge von Jülich der Jülichsche Erbsolge- streit entstand (1609). Die erledigten Länder Jülich, Cleve und Berg waren nämlich von Johann Siegismund von Brandenburg und Wilhelm von Neuburg in Besitz genommen worden, während zugleich noch an- dere Fürsten aus den Besitz dieser Länder Ansprüche machten. Deutsch- land war so mit einem allgemeinen Kriege bedroht, dessen Ausbruch aber durch die Ermordung Heinrichs Iv. von Frankreich und durch die Absetzung des deutschen Kaisers zurückgehalten wurde. Rudolph mußte die Regierung seiner Länder an seinen Bruder Matthias ab- treten und beschloß in Dürftigkeit sein rühmloses Leben. — Unter Nkatthias, l©is-—1cs9, der den von Rudolph gegebenen Ma- jestätsbrief verletzte, begann der dreißigjährige Krieg. §. 104. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges. Dieser Krieg ist Heft I. §§. 70—77. erzählt worden. Matthias starb am Anfänge desselben, nachdem er gezeigt hatte, daß er dem mit Heftig- keit ausbrechenden Kampfe nicht gewachsen war. Sein Nachfolger Ferdinand ll., leie—i«r rr, war dem katholischen Glauben so streng ergeben, daß er Niemanden mehr fürchtete, als die Priester, die er für überirdische Wesen hielt. „Begegneten ihm ein Engel und ein Priester zu gleicher Zeit" — soll er einst geäußert haben — „so würde er zuerst dem Priester seine Ehrfurcht bezeigen." Jedoch gehörte ihm der Ruhm, seine Pläne mit Bestimmtheit verfolgt und den schwankenden Kaiserthron befestigt und gefürchtet hiuterlassen zu haben. Der Wohlstand des Reiches sank aber dadurch, daß der Kaiser den Protestantismus ge- waltsam unterdrückte. — Ferdinand 111., 163:—165?, zeigte sich während seiner Regierung gemäßigt und den Jesuiten weniger ergeben, als sein Vater. Friedensliebe und Duldung in Religionssachen ver- schafften ihm die Achtung seiner Unterthanen. Auch hatte er in seiner Jugend Beweise von Math und Talent im Kriege gegeben. Doch verlor unter ihm das Reich an Einheit und Nationalgefühl immer mehr. Nur einzelne Fürsten ragten durch ausgezeichnete Eigenschaften hervor. Zu diesen gehörte insonderheit der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dessen Nachfolger sich die Königskrone aussetzte.

7. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 103

1861 - Berlin : Gaertner
103 gelernt haben, auf den preußischen Thron. Er begann mit Maria Theresia einen Kampf, an welchem bald alle Hauptmächte Europa's Antheil nahmen. Seine Ansprüche auf die schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägerndorf hatten die beiden schlesischen Kriege zur Folge. Zugleich aber erkannte der Kurfürst von Bayern, Karl Albrecht, die pragmatische Sanction nicht an und forderte als Gemahl der jüngern Tochter Josephs I. die ganze östreichische Monarchie. So entstand der östreichische Crbfolgekrieg, 1740 —1748, Während Friedrich Ii. nach vem ersten schlesischen Kriege ganz Schlesien für sich gewonnen hatte, nahm Karl, von Bayern, Frankreich und Sachsen unterstützt, Böhmen ein und ließ sich zu Frankfurt als Karl Vii. zum Kaiser (1742-1745) krönen. Maria vertrieb jedoch mit Hülfe der treuen Ungarn die Feinde aus Oestreich und Böhmen. Karl gerieth in Noth, zumal Sachsen von ihm abfiel und zur Kaiserin überging. Als diese noch England und Sardinien sich zu verbinden wußte, wurde Friedrich mißtrauisch und eröffnete in Verbindung mit Frankreich den zweiten schlesischen Krieg. Während desselben starb Karl. Sein Sohn Maximilian Joseph söhnte sich mit Maria Theresia aus, erhielt im Vertrage zu F ü s s e n Bayern und erkannte Maria Theresia's Gemahl und Mitregenten Franz I. als Kaiser an, was Friedrich im Dresdener Frieden ebenfalls that. Frankreich, England und Spanien setzten den Kamps bis zum Jahre 1748 (Friede zu Aachen) fort. Maria konnte indeß den Verlust von Schlesien nichl verschmerzen. Sie verbündete sich mit Ruß- land, Sachsen und Frankreich, und so entstand der siebenjährige Krieg. §. 110. Dnö deutsche Reich. Obgleich in dem deutschen Reiche die alten Formen noch fortbestanden, ja sogar eine neue Kur- würde errichtet worden war, so ist doch, wie wir aus dem zuletzt Erzählten leicht ersehen werden, von einem deutschen Reiche, von einer deutschen Nation und einem deutschen Kaiser eigentlich gar nicht mehr die Rede. Es gab, namentlich seitdem Preußen zu einer euro- päischen Hauptmacht erhoben war, große und kleine, beschränkte und unbeschränkte Fürsten, welche nach eigenen Gesetzen herrschten und sich durch ihre stehenden Heere Gewicht zu verschaffen wußten. So sehen wir den Kaiser nicht mehr für Deutschland, sondern für seine östrei- chischen Erbländer in den Kampf ziehen, und die Gesandten und Ge- schäftsmänner, welche statt der Fürsten auf dem Reichstage zu Regens- burg erschienen, waren nicht mehr die Vertreter des deutschen, sondern der östreichischen, preußischen, sächsischen und anderer Staaten. Zur Schwächung des kaiserlichen Ansehens trugen auch die Religionshändel nicht wenig bei. Reformirte und Lutheraner verfolgten sich gegenseitig (in der Pfalz) und der Kaiser, der einen oder der andern Partei zu- gethan, erregte natürlich bei der ihm entgegenstehenden Mißtrauen, selbst wenn er die Absicht hatte, mit Duldung aufzutreten. Je mehr

8. Theil 2 - S. 50

1867 - Berlin : Dümmler
50 Xiii. Die Könige von Preußen. Seite des Kaisers herüberzuziehen, während Frankreich und England sowie die Königin alles Mögliche thaten, den König bei dem Herrenhäuser Bündnisse festzuhalten. Nach langen Verhandlungen kam am 12. October 1726 ein Vertrag zu Königs-Wusterhausen zu Stande, in welchem Friedrich Wilhelm die pragmatische Sanction des Kaisers anerkannte, beide Monarchen sich gegenseitig zum Schuhe ihrer Länder Hülfstruppen zusagten, der Kaiser 12,000 Mann, der König 10,000, wogegen der Kaiser versprach, das Haus Pfalz-Sulzbach binnen sechs Monaten dazu zu vermögen, beim Anfall der pfäl- zisch-neuburgischen Erbschaft auf das Herzogthum Berg zu ver- zichten, mit welchem sich der König begnügen wollte. Doch wurde ausdrücklich festgesetzt, daß, falls das Haus Sulzbach binnen der angegebenen Frist vom Kaiser nicht zur Abtretung bewogen werden könnte, „dieser Vertrag so gänzlich ver- fallen sein sollte, als wäre derselbe niemals geschlossen worden." Seckendorf hatte diesen Vertrag in der festen Ueber- zeugung zu Stande gebracht, daß der Kaiser auch ernstlich Wort halten würde in dem, was er versprochen. Er hob in seinen desfallsigen Berichten mit Nachdruck hervor, daß die Ergebenheit des Königs für das kaiserliche Haus nicht genug zu rühmen sei, da er für dasselbe Gut und Blut einzusetzen bereit wäre, und bemüht sein würde, namentlich dem Kronprinzen eben solche Gesinnung bei- zubringen. Würde ihm aber nicht vollkommen Genüge geleistet, würde er vielmehr einsehen, daß man ihn nur habe hintergehen und bei seinen Verbündeten verhaßt machen wollen , so stände zu befürchten, daß statt der beabsichtigten Freundschaft ein ewi- ger, unauslöschlicher Haß entstehen, der Zorn und die Rache des Königs dann unausbleiblich sein würde. Wie wenig ehrlich je- doch der Kaiser es mit Preußen meinte, geht aus dem Vertrage hervor, den er kurz zuvor, am 16. August 1726, mit Kurpfalz geschlossen hatte. Der Kurfürst war nämlich dem Bündniß des Kaisers mit Spanien beigetreten und hatte die schriftliche Zu- sicherung erhalten, daß der Kaiser sich mit aller Macht demjeni- gen widersetzen wollte, der es unternähme, den pfälzischen Antheil der Jülich'schen Erbschaft an sich zu reißen. Offenbar war es mit diesem doppelzüngigen kaiserlichen Versprechen eben so beschaffen wie mit dem an Spanien gege- benen. Es kam dem Kaiser nur darauf an, seine pragmatische Sanction bestätigt zu erhalten, und er überließ es der Zeit, wie er seine Versprechungen würde lösen können. Der Vorbe- halt, den der König seinem Bündnisse hinzugefügt hatte, war

9. Theil 2 - S. 13

1867 - Berlin : Dümmler
Theilnahme am englischen und französischen Kriege. 13 Tochter Friederike Luise als Mitgift, als diese sich an den Mark- grafen Karl Wilhelm Friedrich von Anspach vermählte, behielt sich jedoch das Recht des Rückfalls vor, doch kam es schon 1791 mit dem gesammten Anspach-Bayreuth wieder an Preußen. Wenn Friedrich bei diesen Erwerbungen eben so viel Kraft wie Geschicklichkeit zeigte, die Rechte seines Staates und seines Hauses geltend Zu machen, so ist nicht minder seine protestanti- sche und wahrhaft deutsche Gesinnung anzuerkennen, welche ihn an den großen Welt-Begebenheiten Antheil nehmen ließ, die da- mals Europa erschütterten. Sein Land selber hat er vor den Uebeln des Krieges zu bewahren gewußt, unter welchen es zur Zeit seines Vorgängers vielfach zu leiden hatte, doch sind während seiner ganzen Regierungszeit brandenburgisch-preußische Heere thätig gewesen und haben ebenso in Ungarn wie in Ita- lien, in den Alpen, an der Donau und dem Rhein, in den Nie- derlanden, ja selbst in England durch ihre ausgezeichnete Tapfer- keit wie durch ihre strenge Mannszucht dem Vaterlande nicht geringen Ruhm erworben. Der Geist, den der große Kurfürst seinem Heere eingehaucht hatte, entfaltete sich auch unter ihm zu außerordentlicher Thatkraft, und indem Friedrich den Fußtapfen seines Vaters folgte, insofern er lebhaft bemüht war, überall das Gewicht des neu aufstrebenden Staates in die Wagschale zuwer- fen, konnte es bei dem ungemessenen Ehrgeiz und der nicht zu stillenden Eroberungssucht des Königs Ludwig Xiv. von Frank- reich nicht fehlen, daß seine Heere in unausgesetzter Thätigkeit blieben, wenn auch die bescheidenen Kräfte des Staates ihm noch nicht erlaubten, zu gleicher Zeit ebenso lebhaft in die Angelegen- heilen einzugreifen, durch welche der Schwedenkönig Karl Xii. den Norden und den Osten Europa's in Bewegung setzte. König Jacob.11. von Groß-Britannien, der schon vor seiner Thronbesteigung zum Katholicismus übergetreten, suchte, als er 1685 seinem Bruder Karl 11. in der Regierung gefolgt war, nicht nur die katholische Lehre in seinem Reiche wieder einzufüh- ren, sondern herrschte auch sonst, auf die Hülfe Frankreichs ver- trauend, mit so großer Willkür, daß er allgemeine Unzufrieden- heit erregte; doch ertrug man jede Härte, da die Aussicht vor- handen war, daß seine in der protestantischen Lehre erzogenen Töchter ihm folgen würden. Die ältere derselben Maria war mit dem oft genannten Wilhelm Iii. von Oranien vermählt, und es ist schon oben erwähnt worden, daß dieser mit Kurfürst Frie- drich Wilhelm unterhandelt hatte, wie eine Aenderung der eng- lischen Zustände herbeizuführen sei. Als nun zu Anfang des

10. Theil 2 - S. 56

1867 - Berlin : Dümmler
56 Xiii. Die Könige von Preußen. Preußen hatten jedoch schon früher mit einander verabredet, dahin zu wirken, daß nach August's ll.tode weder Stanislaus Leszinski, dessen Wieder-Erwählung Frankreich beabsichtigte, noch der Sohn von August zur Wahl gelassen, Polen vielmehr aufgefordert werden sollte, einen eingeborenen Magnaten zu wählen. Oesterreich be- hielt sich seine Entschließung vor und brachte später den Jnsanten Don E manu e l, den Bruder des Königs Johann V. von Por- tugal und den Vetter des Kaisers, in Vorschlag. Friedrich Wil- helm, der damals mit August noch über dessen Plan verhandelte, war diesem neu vorgelegten nicht abgeneigt, und die russische Kai- serin Anna, die sich Oesterreich angeschlossen hatte, beauftragte ihren Oberstallmeister, den Grafen v. Löwenwolde, Näheres mit Preußen zu verhandeln. Dieser schloß auch im December 1732 zu Köuigs - Wusterhausen den s. g. Löwenwolde'schen Vertrag ab, in welchem dem Könige für einen seiner Prinzen nach dem Erlöschen des Mannsstammes in Kurland dies Herzog- thums zugesagt wurde. Kurz darauf, am letzten Tage des Ja- nuars 1733, starb König August Ii. Sogleich ließen Rußland und Oesterreich Truppen gegen die polnischen Grenzen aufbrechen und durch Bestechung Stimmen für Emanuel von Portugal werben; auch Friedrich Wilhelm wurde von ihnen zu gleichem Verfahren aufgefordert. Da jedoch der Löwenwolde'sche Vertrag von Rußland noch nicht ratificirt worden war, erklärte er, so lange damit Anstand zu nehmen, bis das geschehen sei. Inzwischen suchte aber Frankreich den abge- setzten Stanislaus Leszinski aus die Wahl zu bringen, welcherder Schwiegervater des Königs Ludwig Xv. geworden war, und der noch viele Anhänger in Polen zählte; andererseits bewarb sich Kurfürst August Iii. von Sachsen um die polnische Krone, und gewann dadurch den kaiserlichen Hof für sich, daß er die prag- matische Sanction anerkennen wollte, was um so größere Wich- tigkeit hatte, als er mit der Nichte des Kaisers, nämlich mit der älteren Tochter des Kaisers Joseph, vermählt war. Auch Ruß- land wurde von ihm gewonnen, und beide kaiserlichen Höfe ließen sich seitdem seine Wahl angelegen sein, indem sie Emanuel fallen ließen. Auch Friedrich Wilhelm war nicht abgeneigt, sich diesem Ent- schlüsse anzuschließen, sobald nur Sachsen in die Forderungen einginge, welche er an dasselbe stellte. Er verlangte nämlich, daß August seine Ansprüche auf Berg und seinen Titel als Fürst von Ostsriesland anerkenne, ferner daß er, sobald er König von Polen wäre, dafür Sorge tragen wolle, daß Kurland an das
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