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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 23

1888 - Berlin : Hertz
Die deutschen Ansiedler; freie Bauern; Dörfer; der Adel. 23 yt zahlen, worüber sie sich im Jahre 1280 mit dem Markgrafen einigten. Auch diese jährliche Bede aber verkaufte oder verschenkte der Fürst oft im voraus, und während hierdurch einzelne Rittergeschlechter an Besitz und Vermögen zunahmen, versaukeu die Markgrafen, besonders nach der Theilung des Landes, in eine peinliche Verarmung. In der Bevölkerung des Landes waren Wenden und Deutsche überall gemischt, aber deutsche Sitte gewann mit der deutschen Herrschaft, dem deutschen Recht und dem christlichen Glauben durchweg die Oberhand. Die gemeinen Wenden wurden, wie bereits erwähnt, zu Leibeigenen gemacht und blieben an den Grund und Boden des Guts, aus welchem sie geboren waren, gefesselt. Sie waren ihren Gutsherren und außerdem noch den Landesherren zu einer Menge von Diensten und Zinsen verpflichtet. Der erste Stamm der deutschen Bevölkerung für das eroberte Wendenland waren die Krieger gewesen, welche zur Bekämpfung des Heidenthums herbeigezogen waren. Sie blieben in dem Lande, welches sie erobern geholfen, und wurden von den Fürsten mit Landbesitz unter günstigen Bedingungen ausgestattet; zu ihnen gesellten sich dann die Ansiedler ans allen Gegenden Deutschlands, welche auf den Ruf von den Vortheilen dieser Niederlassung herbeiströmten. Ihnen wurde Grund und Boden in größerem oder geringerem Umfange gegen Erlegung eines bestimmten Zinses für jede Hufe erb eigenthümlich überlassen, was ein Vorzug gegen die Banern in vielen anderen Gegenden war, die ihr Land nicht als erbliches Eigenthum besaßen und nicht frei darüber schalten konnten. Ein vorzügliches Augenmerk richteten die Fürsten, die geistlichen Herren und begüterten Ritter auf die Anlegung von Dörfern. Zu diesem Zweck wurde gewöhnlich einem freien Mann, welcher die Begründung unternehmen wollte, eine Anzahl Hufen Landes gegen ein Kaufgeld überlassen, und er trat dieselben zu kleineren Theilen wieder an Andere ab, unter der Bedingung jedoch, daß sie jährlichen Zins, so wie den Zehenten von den Feldfrüchten und dem Vieh entrichten und die üblichen Dienste leisten mußten. Für sich selbst erhielt der Unternehmer eine Anzahl zinsfreier Hufen und zugleich das Amt eines Schultheiß in dem zu gründenden Dorfe mit dem Recht, Schank zu halten, Mühlen anzulegen u. f. w. Der Schultheiß nahm den Zins von den Bauern ein und führte denselben an den Grundherrn ab. Wo das Land erst urbar gemacht werden mußte, so wurde auf eine Reihe von Jahren (Freijahre) kein Zins gefordert. Als nun eine Menge von deutschen Ansiedlern sich überall verbreitet hatten, und die Anlagen dieser freien Leute durch bessere Bebauung des Feldes reichlicheren Ertrag brachten, gaben viele Grundherren auch den slavischen Leibeigenen die Rechte und Freiheiten der deutschen Bauern, damit sie mit diesen auch in den Erfolgen freier und nutzbringender Thätigkeit wetteifern möchten. In kurzer Zeit gewann denn das vorher verwüstete und verödete Land eine ganz andere Gestalt; weite Strecken waren urbar gemacht, Sümpfe und Moore ausgetrocknet und überall erblüheten fruchtbare Landstriche, wo vorher Wildniß und Oede gewesen war. Der Adel, welcher unter Albrecht dem Bären gekämpft hatte, erhielt, wie oben erwähnt, für die geleisteten Dienste zinsfreie Hufen von dem eroberten Lande; dagegen blieb er mit seinem Gefolge dem Markgrafen zum

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 124

1888 - Berlin : Hertz
124 Der Ritterdienst und das Söldnerwesen. an den König von Polen, um denselben zu versichern, daß er Alles aufbieten werde, die Verbindung rückgängig zu machen. In der That versuchte er dies, indem er an die Kursürstin Anna, wie an Gustav Adolph sehr entschieden schrieb, ihn „hinsüro mit dieser Heirath gnädig zu verschonen." Aber ungeachtet dieses Berbots erschien noch in demselben Jahre eine schwedische Gesandtschaft, um die hohe Braut feierlich einzuholen. Georg Wilhelm hatte nicht die Energie, sich weiter zu widersetzen, und nachdem die Vermählung zu Stockholm vollzogen war, entschuldigte er sich beim Könige von Polen, „er habe dem Willen seiner Mutter und der Neigung seiner Schwester nicht Gewalt anthun wollen." Wenn Georg Wilhelm's Ohnmacht sich selbst in seinen Familienange-legenheiten so klar erwies, so konnte es nicht Wunder nehmen, daß der Fürst sich in den öffentlichen Angelegenheiten noch schwächer zeigte. Als der dreißigjährige Krieg sich den Grenzen der Mark näherte, war er völlig außer Stande, eine feste Stellung in dem großen Parteikampf zu ergreifen. Das Söldnerwesen. Die Mark Brandenburg selbst war in Folge des damaligen Kriegswesens bereits schwer heimgesucht. Das Söldnerwesen war, wie erwähnt, überall an die Stelle der früheren Wehrpflicht der Ritter und Städte getreten. Von dem alten kriegerischen Geist der Adeligen war fast nirgends mehr die Rede: er war allmälig erloschen, seitdem durch die Auwendung des Schießpulvers die Bedeutung des ritterlichen Kriegsdienstes gesunken war. Früherhin war der Ritterdienst im vollen Harnisch die Ehre des Adels und sein Vorrecht gewesen; nachher, wo die Harnische als unnütze Last großenteils weggeworfen wurden, weil sie gegen das Geschütz doch nicht helfen konnten, „durfte (wie sich der Kurfürst Johann Sigismund ausdrückt) jeder schlechte Kerl aus eiu Pferd gesetzt werden und des Ritters Stelle vertreten. Dieser gewöhnte sich daran, heim zu bleiben und an seiner Statt Kutscher, Vögte, Fischer und dergleichen schlimm und unversucht Lumpengesindel, statt guter, starker Heugste aber kleine schwache Klepper zu schicken. Welcher Ritter mochte dann mit solchem Volke dienen!" Bald war so wenig kriegerischer Sinn im Adel, daß der Kurfürst Georg Wilhelm, als er im Jahre 1623 die Lehensleute aufbot, hinzufügte, sie möchten das für keinen Scherz halten und nicht etwa säumig sein. Nicht besser war es in den Städten: die Bürger machten es wie der Adel, und schickten Tagelöhner und Gesellen, statt selber auszuziehen. Trat ein Kriegsfall ein, so vermochte der Fürst auch durch die dringendsten Bitten an die Stände niemals eine genügende Anzahl Truppen zusammenzubringen, und oft geuug kam es zu den ärgerlichsten Auftritten, wenn er eine Musterung der dienstpflichtigen Leute halten ließ. Dies wurde noch schlimmer, als die religiöse Spaltung zwischen dem Kurfürsten und dem Volke eingetreten war; denn seitdem wurde dem Fürsten oft ganz geflissentlich die nöthige Hülse vorenthalten. So blieb denn nur ein Mittel übrig, um im Kriege etwas auszurichten: nämlich die Werbung von Söldnern. Bei den häufigen Kriegen waren seit Jahrhunderten hoher Sold und Beute, sowie das zügellose Kriegsleben Lockungen geuug für eine Menge von Menschen , welche nicht Vermögen oder Lust hatten, sich durch ein anderes Gewerbe zu ernähren. Im Falle eines Krieges schlossen die Fürsten Werbeverträge mit bewährten Hauptleuten oder Obersten, welche sich verpflichteten,

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 224

1888 - Berlin : Hertz
224 Sorge für Die stabte und Gewerbe. auf dem Throne, den erhabenen Berus, ein Schirmherr der Protestanten von Deutschland zu sein, und nachdem ihm seine geistlichen Räthe versichert, daß die Salzburger keine Schwärmer, sondern ehrliche Lutheraner seien, erklärte er ihnen, er wolle sie, wenn ihrer auch etliche Tausend wären, in seinem Lande aufnehmen. Er begnügte sich nicht, ihnen freien Landbesitz in Preußen mit allen Rechten und Vortheilen anderer Colonisten zuzusichern, sondern schickte ihnen auch Reisegeld auf die ganze Dauer der Reise. Die Auswanderer schlugen dann in freudigem Gottvertrauen den Weg nach Berlin ein, wo sie feierliches Glockengeläute, sowie das Wohlwollen des Königs, seiner Familie und der ganzen Bevölkerung empfing. Ihre Zahl wuchs bis über 15,000, und sie siedelten sich fast sämmtlich in Preußen, besonders in Lit-thauen, um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg an, wo ihnen guter Acker, Wiesen, Weide, Fischerei und Wälder überlassen, auch das nöthige Vieh und Acksrgeräth großentheils unentgeltlich gewährt wurde. Auch Kirchen und Schulen errichtete ihnen ihr neuer Landesfürst, und that überhaupt Alles, um ihnen die preußische Heimath so lieb zu machen, wie die frühere. So erhob sich an den Grenzen des Reiches eine neue Schöpfung, und im Jahre 1799 konnte der Kronprinz Friedrich voll Freude schreiben: „Die Erde ist wieder angebaut, das Land bevölkert; bet König hat es weder an eigener Mühe, noch an dem, was Andere antreiben kann, fehlen lassen, keinen Aufwand hat er erspart, Hunderttausend denkender Wesen verdanken ihm ihr Dasein oder ihr Glück." Der Anbau der Städte erfreute sich ebenso wie der Landbau der fürsorglichen Theilnahme des Königs: besonders die Hauptstadt Berlin. Die Friedrichstadt wurde um die Hälfte erweitert, die großen Plätze in der Mitte der Stadt, welche jetzt wegen ihrer Schönheit bewundert werden, die prächtige Wilhelmsstraße mit ihren Palästen wurden damals angelegt. Der König versuhr dabei zum großen Theile mit einer gewissen Härte, indem er wohlhabenden Bürgern geradezu befahl, neue Häuser zu bauen. Er wies den Leuten Plätze an, gab ihnen allenfalls auch einen Theil des Baumaterials, und nun mußten sie ohne Widerrede an den Bau heran. „Der Kerl hat Geld, muß bauen," hieß es beim Könige, und da waren alle Gegenvorstellungen unnütz oder sogar gefährlich. — Noch mehr geschah für Potsdam, welches durch den Willen der branbenburgischen Fürsten ans einem morastigen Boben, den man erst mühsam ausfüllen mußte, zu künftiger Herrlichkeit entstanb. Der Wohlstanb der gewerbtreibenben Klassen und die Hebung des vater-länbischen Gewerbfleißes lagen dem Fürsten gleichfalls sehr am Herzen. Es war ihm ein Aergerniß, daß so viel Gelb aus seinem Lanbe nach Frankreich, Hollanb und England für die von bort gekauften Waaren ging: das sollte anders werben. Um das Gelb im Lanbe zu erhalten und zugleich die gesunkenen Gewerbe wieber zu beleben, verorbnete er zunächst, daß alle Bekleibnngs-stücke seiner Soldaten nur aus einheimischer Waare gefertigt werben sollten; balb legte er auch den übrigen Unterthanen die Pflicht auf, sich bei ihrer Bekleidung blos preußischer Wollenstoffe zu bedienen. Er kannte die Mittel, sich Gehorsam zu verschaffen, und brachte es dahin, daß bald Niemand mehr an die fremden Waaren dachte. Es lag ihm besonders an der Hebung der Wollmanusaklur in feinen Landen; bamit aber die Tuchmacher den ihnen ge-

4. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 236

1889 - Berlin : Nicolai
Se. Königs. Majestät ernstlichst, daß das General-Direktorium sich ein ganz besonderes Werk daraus machen und nicht nur in jeder Provinz, sondern auch in jedem Kreise derselben eine serieuse Untersuchung anstellen soll, ob nicht sowohl Amts-, als anch Städte- und adlige Unterthanen von diesem dem Bauersmann so gar ominösen Ilmstand in gewissem Maße befreiet und die Sache dergestalt eingerichtet werden könne, daß, anstatt daß der Bauer jetzo die gauze Woche hindurch dienen muß, derselbe die Woche über nicht mehr als drei oder vier Tage zu Hose dienen dürfe. Es wird dieses zwar anfangs etwas Geschrei geben, allein da es vor den gemeinen Mann nicht aus- Zustehen ist, wenn er wöchentlich fünf Tage, oder gar sechs dienen soll, die Arbeit an sich auch bei deueu elenden Umständen, worin er dadurch gesetzt wird, vou ihm sehr schlecht verrichtet werden muß, so muß darunter einmal durchgegriffen werden; und werden alle vernünftige Gutsherren sich hoffentlich wohl accomodireu, in diese Veränderung derer Dieusttage ohne Schwierig- keit zu willigen um so mehr, da sie in der That ersehen werden, daß, wenn der Bauer sich nur erst ein wenig wieder erholt hat, er in denen wenigen Tagen ebensoviel und vielleicht noch mehr und besser arbeiten wird, als er vorhin in denen vielen Tagen gethan. — Was nnn Se. Majestät im vorhergehenden Paragraph ratione der Verminderung derer unerträglichen ordinären Hofedienste allergnädigst ge- ordnet und besohleu habeu, solches soll auch wegen derer bei vielen Ämtern und adligen Gütern hergebrachten ganz übermäßigen sogenannten Burg-, Best- und Reisesuhreu beobachtet und es damit um so mehr aus einen billigen Fuß gesetzt werden, da die Umstünde der gegenwärtigen Zeiten ans die alten, in welchen dergleichen Dienste eingeführt oder vielmehr denen armen Unterthanen aufgebürdet worden, ganz und gar uicht mehr qnadriren.— 184. Friedrichs d. Gr. Sorge für Landeskultur. 1786. Erlaß an den Minister von Gaudi. (Preuß, Iv., 382 ff.,- auch bei Schilling a. a. O.) Potsdam, den 16. Juni 1786. Ans meiner mündlichen Unterredung wisset Ihr bereits, wohin Meine Meinung und Absichten in Ansehung der Provinz Westpreußen und der daselbst zu machenden Arrangements und Verbesserungen eigentlich gehet. — Solcher Verbesserungen sind in Westpreußeu uoch ein Haufen zu machen, besonders in denen von der Netze und daherum gelegenen Gütern solcher polnischen Edelleute, die ihren Aufenthalt in Polen haben, sich um die Meliorationen ihrer Güter nicht bekümmern und dazu leicht 80 000 Thlr. im ganzen betragende Revenues aus dem Laude schleppen, welches zumal für eine so schlecht beschaffene Provinz von nachteiligem Folgen ist, als wenn aus einem eingerichteten Lande wie Sachsen 500000 Thlr. jährlich auswärts gehen. Aus dem Grunde bin Ich auch gewilligt, die Güter

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 309

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich's Anforderungen an den Adel. 309 sucht hatte, sich etwa zur Theilnahme au kaufmännischen Speculationen hinwendete, oder wenn der Bürgerssohn den Kreis des gewerblichen Lebens, auf den er zunächst hingewiesen war, oder der Bauer die ländliche Arbeit mißachten lernte. Deshalb vor Allem suchte er jeden der drei Stände bei seinem herkömmlichen Berufe zu erhalten, unterstützte den Adel so viel als möglich in der Behauptung des ererbten Grundbesitzes und wollte die Offizierstellen in der Armee besonders mit Adeligen besetzt wissen. Letzteres war eine einfache Folge der alten Stellung der ritterlichen Grundbesitzer, welche bei eintretenden Kriegszeiten dem Landesherrn ihre Fähnlein mit einer größeren oder geringeren Zahl von Kriegsknechten zugeführt hatten. Als nun die Fürsten selbst die Truppe» warben, schien es natürlich, daß sie die Führerstellen jenem alten Herkommen gemäß den Besitzern der alten Rittergüter und deren Söhnen gaben, bis in den neueren Zeiten die veränderten Verhältnisse und Anschauungen auch darin allmälig Einiges änderten. Ueberdies waren die Offizierstellen so schlecht besoldet, daß sich die Bürgerlichen nicht eben dazu drängten, während die Adeligen den Kriegsdienst nach alter Sitte als eine Ehrensache ihres Standes betrachteten. Auch meinte der König, daß sich eben die militärische Ehre bei dem Adel vorzugsweise finde. „Im Allgemeinen,^ sagte er, „bleibt dem Adel keine andere Zuflucht, als sich im Kriege auszuzeichnen. Verliert er seine Ehre, so findet er selbst im väterlichen Hause keine Zuflucht, statt daß ein Bürgerlicher, wenn er Gemeinheiten begangen, ohne Erröthen das Gewerbe seines Vaters wieder ergreift und sich nicht weiter entehrt glaubt." Für gewöhnlich wurbeu demgemäß in den meisten Regimentern nur Adelige zu den Offizierstellen beförbert, boch machte der König hiervon Ausnahmen, wenn ein nichtabeliger Unteroffizier, wie es in einem Reglement heißt, „große Meriten und einen offenen Kopf, auch dabei ein gut Exterieur und wenigstens 12 Jahre gedient hatte/' dann bnrfte der* selbe zum Seconbe-Lieutenant vorgeschlagen werden. In die Cabetteuhäuser dagegen, welche von Friedrich vermehrt und zweckmäßig eingerichtet wurden, sollten nur Junker von gutem Adel aufgenommen werden; auch wurden zur Ausbildung der jungen Adeligen für den Militär - und Civildienst noch sogenannte Ritterakademieu gegründet. Auch in Bezug aus die Aemter der höheren Staatsverwaltung berücksichtigte der König säst nur die Adeligen; er hielt es darin sogar noch strenger als seine Vorfahren und machte wenig Bürgerliche zu Ministern oder Präsidenten. Wenn es geschah, so erhob er sie meistens gleichzeitig in den Abelstand. Freilich machte der König an seinen Adel, eben wegen der hohen Ansicht, die er von der Stellung desselben im Staate hatte, auch desto größere Anforderungen ; denn der Adel galt ihm Nichts ohne rechte Ehre und ohne wirkliches Verbienst. „Der Adel ohne Kenntnisse," sagte er, „ist nur ein leerer Titel, welcher den Unwissenden an das Helle Tageslicht stellt und ihn dem Gespött aussetzt," und als ein hannöverscher Gras, bessen Schn als Junker bei den Garbes bu Corps biente, bat, benselben mit Rücksicht ans seinen Grafenstanb zum Offizier zu nehmen, schrieb ihm der König: „3büi Euer Sohn dienen, so gehört die Grafschaft nicht dazu, und er wirb nicht avauciren, wenn er sein Metier nicht ordentlich lernt. Junge Grafen,

6. Die drei deutschen Kaiser, der Große Kurfürst und die preußischen Könige - S. 25

1891 - Berlin : Weidmann
Der Große Kurfürst und die preußischen Könige. 25 von Grund aus neu zu gestalten und zu diesem Zwecke den Mann in seinen Dienst zurückzurufen, den er schon früher als den tüchtigsten erkannt hatte: den Minister Fr ei Herrn vom Stein1). Mit Hilfe dieses großen und echt deutschen Staatsmannes verwirklichte er den Gedanken, alle Ltände des Volkes selbständiger und freier zu machen, damit ein jeder sich möglichst kräftig und herrlich entfalten konnte. In der drückendsten Lage befand sich damals der Bauernstand. (5t war noch erbunterthäuig, d. H. die Bauern dursten ihr Erbe nicht verlassen und über ihre Güter nicht frei verfügen. _ Sie mußten ihren Herren Abgaben zahlen und Dienste leisten. Diese Erbunterthänigkeit wurde aufgehoben, und die Bauern erhielten das Recht, sich Grundeigentum zu erwerben. Dadurch wurde ein vollständig freier Bauernstand geschaffen, der im Kriegsfälle freudiger als bisher für seinen König und sein Vaterland die Waffen ergriff. Ebenso bewirkte die im Jahre 1808 erlassene Städteordnung bei den Bürgern der Städte größere Liebe für das Gemeinwesen und damit auch für den Staat; denn durch diese Einrichtung erhielten die Bürger das Recht, ihre eigenen An- gelegenheiten selbst zu ordnen. Für die Umgestaltung des Heerwesens arbeitete der Umge-König mit dem General Gerhard von Scharnhorsts. Heerwesens. Preußen hatte sich im Frieden zu Tilsit verpflichten müssen, nicht mehr als 42000 Soldaten zu halten. Um diese Zahl äußerlich nicht zu überschreiten, entließ der König immer nach einigen Monaten einen Teil der Truppen und zog dafür^ neue Rekruten ein. Auf diese Weise erhöhte er, ohne daß die Feinde es merkten, die Wehrkraft des Landes um das Dreifache. Alle entehrenden Strafen wurden abgeschafft und statt der Werbung die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Jeder gesunde Preuße ist seitdem verpflichtet, Soldat zu werden und sein Vaterland gegen Angriffe zu verteidigen. Die guten Folgen dieser Anordnungen blieben nicht ans. Das ganze Volk arbeitete an seiner geistigen und sittlichen Wiedergeburt. Der „Turnvater" Jahn übte die Jugend Berlins in gesunder körperlicher Zucht und gab damit ein Bei- a) Vergl.: „Das Lied vom Stein" von E. M. Arndt. 2) Vergl.: „Derwaffenschmied der deutschen Freiheit" von E. M., Arndt.

7. Vaterländische Geschichte - S. 34

1892 - Berlin : Oehmigke
— 34 — ein. Fortan mußte jeder dazu taugliche Preuße Soldat werden; die Verteidigung des Landes war also den Landeskindern anvertraut. Die harten und entehrenden Strafen wurden abgeschafft, jeder, der die nötige Bildung besaß, kann seit der Zeit Offizier werden. Die Bauern befanden sich in einer sehr traurigen Lage; sie waren unfrei, mit Steueru und Diensten überlastet. Sie waren daher unzufrieden und ohne rechte Liebe zu dem Lande, in dem sie so hart gedrückt wurden. Auf den Rat des Freiherrn von Stein hob der König die Unterthänigkeit der Bauern auf, machte sie zu freien Leuten und Eigentümern ihres Gutes. Seitdem besteht in Preußen ein freier Bauernstand. Auch deu Städten gab der König größere Freiheit; sie durften sich ihre Stadtobrigkeit fortan selbst wählen. Indem Scharnhorst von den Soldaten, die Preußen zu halten gestattet war, diejenigen entließ, welche in den Waffen ausgebildet waren und immer neue einzog, gewann er eine viel größere Zahl geübter Soldaten. Napoleon in Rnßland. Es war ein neuer Geist im preußischen und ganzen deutschen Volke erwacht. Das Heer und das Volk sehnte sich nach dem Augenblick, in dem es die durch Napoleon erlittene Schmach rächen und die Franzosen, welche das Land noch besetzt hielten und auspreßten, hinaustreiben könnte. Dieser Geist wurde besonders durch deutsche Dichter lebendig gehalten. Theodor Körner, Ernst Moritz Arndt besonders feuerten durch ihre Lieder die deutsche Jugend zum Hasse gegen die Franzosen und zum Kampfe für die Freiheit an. Da geschah es, daß Napoleon mit einem großen Heere gegen den Kaiser von Rußland zu Felde zog. Er gelangte auch bis nach Moskau. Hier hoffte er, sein Heer in Winterquartiere legen zu können. Aber er fand die Stadt ganz leer; alle Einwohner hatten sie verlassen, nun brach Feuer aus und verwandelte ganz Moskau in eine öde Brandstätte. Da er feine Lebensmittel für fein Heer hatte, mußte Napoleon den Rückzug antreten. Der Hunger, die Winterkälte, die verfolgenden Russen rieben es in dem Maße auf, daß nur einige tausend elende Gestalten die preußische Grenze überschritten (1812). Die Erhebung des Volkes. Das preußische Volk faßte diesen Untergang des französischen Heeres als ein Gottesgericht auf,

8. Unser Vaterland - S. 201

1900 - Berlin : Bruer
— 201 — hervorströmende Blut aus dem Antlitz mit dem zärtlichen Dankeswort: „Heinrich, ich gedenke Dir's!" Und zu den Seinen gewandt, meinte er: „So haben wir den Wunsch der Römer erfüllt und das Kaisertum erkauft, nicht mit Geld, aber nach deutscher Sitte mit dem Schwerte." Ehe Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, ließ er das schmachvolle Bild im Lateran verbrennen, das spottend rühmte, wie Lothar „die deutsche Kaiserkrone demütig vom Papste" empfing. Denn Friedrich Barbarossa war sich voll bewußt, die deutsche Kaiserkrone nicht vom Papste, sondern von Gottes Gnaden zu Lehen zu tragen, um gleich Karl dem Großen sein Kaiseramt in heiliger Pflichterfüllung zu verwalten. In Deutschland galt es zunächst, der Fehdelust und manchen Auswüchsen des Rittertums zu wehren, das in dem ungebundenen Leben der Kreuzzüge vielfach zum Raubrittertum geworden war. Stegreif nannten es die Herren, wenn sie von ihren sicheren Burgen aus Wegelagerer an den Landstraßen wurden und ihre Feinde oder reisende Kaufleute überfielen, ausplünderten und erst gegen ein teures Lösegeld freigaben. Der Kaiser zog zunächst den Rhein entlang und zerstörte die festen Burgen der ritterlichen Räuber, unter denen auch die Bewohner des flachen Landes, die Bauern und Hörigen, so schwer litten, daß sie sich lieber Bürgerrecht in den Städten erwarben und „Pfahlbürger" wurden. Die Streitigkeiten der großen Herren schienen ebenfalls gütlich beigelegt zu sein, als Heinrich Jasomirgott freiwillig auf das Heinrich dem Löwen verliehene Bayern verzichtete und dafür seine Markgrafschaft Oesterreich als erbliches Herzogtum erhielt. Der Kaiser selbst vermehrte die eigenen Besitzungen durch seine Vermählung mit der reichen Beatrix von Burgund und konnte dadurch dem deutschen Kaisertum mehr äußeren Glanz verleihen, als bisher. Gleichwie zu Karls des Großen Zeiten kamen aus fernen Landen Fürsten und Gesandte zu den Hof- und Reichstagen Friedrich Barbarossas, ihm ihre Huldigung darzubringen. So versicherte der Gesandte des englischen Königs bei Ueberreichung kostbarer Geschenke im Namen seines Herrn, daß England und alles was dazu gehöre, nach des Kaisers Wunsch eingerichtet werden und ihm als dem Größeren der Wille des Königs zum Gehorsam nicht fehlen solle.

9. Unser Vaterland - S. 171

1900 - Berlin : Bruer
— 171 — Dem wachsenden Einflüsse des Papstes, vor allen Dingen aber der Macht der weltlichen Fürsten und Großen des Reichs hatten die Ottonen ein Gegengewicht zu geben versucht in der Belehnung der Bischöfe mit Grafschaftsrechten, und sich in den durch solche Vorteile gewonnenen hohen Würdenträgern der Kirche willige Diener zu schaffen gewußt. Aber bald wurden die Bischöfe Herren inmitten des Reichs und erhöhten allmnlig nur die Macht der Kirche. Die staatlichen Verhältnisse Deutschlands waren besonders unter Heinrich Iv. stark erschüttert, und statt der unter den früheren Kaisergeschlechtern immer mehr zum Ausdruck gekommenen Erblichkeit der Königswürde war in der Erwählung der Gegenkönige, besonders bei Rudolf von Schwaben, das Wahlrecht wieder zur Geltung gelangt, dagegen die Herzogswürde fast überall erblich geworden, so sehr auch gerade die fränkischen Kaiser gestrebt hatten, die Macht der Herzöge zu beugen. Die Einheit und damit die Kraft des Reiches war geschwächt, die Erstarkung der Eiuzelstämme und ihre Herrschaft gefördert worden. Das Königsgut war unterdessen zusammengeschmolzen, der König kaum einem ersten Herzog gleich zu achten. Doch hatten sich die fränkischen Kaiser in den Städten durch Verleihung von Rechten eine Stütze zu schaffen gesucht. Diese Vorrechte wurden durch Freibriefe gewährt. Dadurch hob sich der Wohlstand der Städte, die es mit dein Kaiser gegen Fürsten und Adel hielten, welche eifersüchtig die wachsende Macht der Städte zu hindern trachteten und sie befehdeten. Die höchsten weltlichen Reichswürden hatten jetzt die Herzöge von Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern. Die höchsten geistlichen Herren waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und da seit den ältesten Zeiten der Erzbischof von Mainz die Königswahlen leitete, so wurde das Reichsoberhaupt in Mainz gewählt, seit Karl dem Großen in Aachen gekrönt. Die Heeresmacht des Reiches bestand aus 7 Heerschilden, d. i. Heereshaufen. Diese setzten sich nicht, wie einst, zumeist aus dem freien Volke, dem Bauerustaude, zusammen, da der Heerdienst seit Heinrich I. immer mehr Reiter- und Ritterdienst geworden war, der den ärmeren Freien zu viel Kosten machte. Sie gaben lieber ihren Geldbeitrag zu den Kriegskosten, den sogenannten Heerschilling und überließen dem Adel die Ehren des Krieges, zogen aber hier und dort unter den Fahnen der Ritter in den Kampf. So wurde das Land-

10. Unser Vaterland - S. 607

1900 - Berlin : Bruer
— 607 — spätere Verordnung wies jedes Regiment an, in einem bestimmten Bezirk (Kanton, daher Kantonsystem) sich zu ergänzen. Jeder kriegstüchtige Mann konnte „enrolliert" werden, ausgenommen die Söhne von Offizieren und Adligen, die so schon auf alle Weise gezwungen wurden, Offizierstellen anzunehmen. Um recht viel Reichtum ins Land zu ziehen, sollten auch die Söhne von wenigstens 10,000 Thaler reichen Kapitalisten militärfrei sein. Allmählich wurden dadurch alle wohlhabenden Klassen von der „Kantonpflicht" frei, so daß endlich die Ergänzung der Armee nur eigenes und fremdes Proletariat war, bei dem kein vaterländisches Interesse zur Geltung kam. Das alles war aus einen Höhepunkt gelangt, der nun die Probe schlecht bestanden hatte. In der innern Verwaltung hatten sich ähnliche Mißstände heraus gebildet. Das städtische Gemeindeleben, das einst so herrlich geblüht, hatte eine städtische Aristokratie heranwachsen lassen und war erblich in den Ratsfamilien, die den Stadtsäckel verwalteten und die ärmeren Volksklassen ausbeuteten. Preußens Könige hatten dem entgegen gearbeitet und die städtische Verwaltung von der Staatsverwaltung abhängig zu machen getrachtet. Das hatte den Parteiinteressen gesteuert; aber dem Bürger war's dabei nicht viel besser geworden. Was über Wohl und Wehe der Stadt beschlossen wurde, kümmerte ihn wenig, hätte doch keiner mitreden oder etwas ändern können. Auf dem flachen Lande hatte nur der adlige Großgrundbesitz Rechte, dem der Bauer diente, über dessen Wohl und Wehe derselbe Gutsherr zu Gericht saß, der auch die Verwaltung des Kreises führte. In den höheren Instanzen lag die Verwaltung des Landes in den Händen der Beamten. Außer Adel, Offizier- und Beamtentum wußten alle übrigen Stände, sie hatten nichts mitzureden. Was sollten sie sich um Dinge kümmern, in die sie nicht den geringsten Einblick haben tonnten? Das Militär war dazu da, das Land zu verteidigen; das hatte es bisher alle Zeit gethan; warum sollte es das nicht weiter können? Was ging es den Bürger an? Für die Ordnung im Lande hatten die Beamten zu sorgen. Dafür erhielten sie ihr Gehalt, und die Bürger zahlten ihre Steuern. So allein ist es annähernd faßlich, das nur in den herrschenden Klassen das Unglück Preußens beklagt wurde und in den niedern Ständen sogar Schadenfreude laut werden konnte. Das mußte anders werden. Schon vor dem Tilsiter Frieden hatte der König seinen Minister Stein als einen „störrischen, hartnäckigen Beamten, der nur persön-
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