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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 141

1888 - Berlin : Hertz
Klagen des Berliner Stadtraths; Georg Wilhelm's Tod. 141 fürst das unglückliche Land und begab sich nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast eben so schwer, wie die fremden Heere. Der Stadtrath von Berlin sah sich veranlaßt, eine Beschwerde an den Kurprinzen Friedrich Wilhelm zu richten, worin es heißt: Freund und Feind hätten das Land zur Wüste gemacht. Viele Offiziere müßten unterhalten werden und lebten herrlich, ohne die Mannschaften zu halten, für welche sie Sold iu großen Summen zögen, während die Gemeinen verhungerten oder fortliefen. Vor den kurfürstlichen Reitern sei kein Stück Vieh, ja kein Mensch sicher, weshalb der Ackerbau gar nicht betrieben werden könne, alle Geschäfte und Nahrung hörten auf. Städte und Dörfer ständen wüste. Auf viele Meilen weit fände man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze. Dennoch würden die Kriegssteuern mit Gewalt beigetrieben. Den Bürgern habe man Häuser, Aecker, Gärten, Wiesen und Weinberge genommen und den Offizieren gegeben, die von Steuern frei wären, wodurch die übrigen Bürger überlastet und genöthigt würden, zu entlaufen. Die Rathsdörfer lägen in Ascke, die Beamten, Kirchen-und Schullehrer könnten nicht besoldet werden; viele hätten sich beeilt, durch Wasser, Strang und Messer ihrem elenden Leben ein Ende zu machen, und die Uebrigen wären im Begriffe, mit Weib und Kind ihre Wohnungen zu verlassen und in das bitterste Elend zu gehen. Der Kurprinz vermochte damals solch bitterer Noth noch nicht abzuhelfen, dem Kurfürsten Georg Wilhelm aber fehlte es an der geistigen und sittlichen Kraft, um irgend welche Anstrengungen zur Abwendung der Greuel und Drangsale des unheilvollen Krieges zu machen. Mit neuer Gewalt droheten die Kriegsgefahren über die Mark hereinzubrechen, als — der Kurfürst am 20. November 1640 in Preußen starb und sein einziger Sohn, Friedrich Wilhelm, die Regierung antrat. Georg Wilhelm ist der einzige hohenzollernsche Fürst, dessen Regierung nur Trübsal über die brandeuburgisch-preußischen Lande gebracht hat. Wenn ihm auch die Schwierigkeiten der unglückseligen Zeit, in welcher er das Scepter führte, einigermaßen zur Entschuldigung dienen mögen, so ist doch unverkennbar, daß vor Allem seine eigene Schwäche und der Mangel an Erkenntniß seiner hohen Aufgabe ihn hinderte, die wichtige Rolle zu spielen, zu welcher gerade damals ein brandenburgischer Fürst berufen war. Zum Glück für unser Vaterland ließ die Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Mann folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 222

1888 - Berlin : Hertz
222 Die innere Verwaltung. Fähndrich angenommen wurde. Der König wollte nur solche anstellen, die das Exercitium gut verstanden, keine Ausschweifungen begingen, erträgliche Wirthschaft führten und sich auch äußerlich gut aufnahmen. Wie dem Könige selbst der Soldat über Alles ging, so rief er auch in den Offizieren das Gefühl der Standesehre hervor, welches für die Tüchtigkeit der preußischen Armee höchst bedeutsam geworden ist. Freilich war seine eigene Überschätzung des militärischen Wesens und der gar zu derbe und übermüthige Sinn seines Generals Leopold von Dessau Schuld, daß sich die Offiziere überall viel Gewalt und Willkür gegen die übrigen Stande gestatteten, worüber es nicht selten zu bitteren Klagen und zu traurigen Austritten kam. Um in seinen Soldaten auch religiöse Gesinnung zu Pflegen, stellte er eine große Anzahl besonderer Feldprediger an, und ließ an die Compagnien Exemplare des Neuen Testamentes mit einem Anhange kirchlicher Gesänge vertheilen, welche beim Gottesdienste regelmäßig wiederkehren sollten. Auf die Befestigung des religiösen Sinnes unter den Kriegsmannschaften war es auch bei dem Unterrichte abgesehen, welche er den ungebildeten Soldaten ertheilen ließ. Die Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm. Die Regierung Friedrich Wilhelm's ist oft so angesehen worden, als hätte der König für gar nichts Anderes Sinn und Herz gehabt, als für das Soldatenwesen; aber so sehr dies auch seine Lieblingsneigung war, so hat er doch darüber keine der übrigen wichtigen Pflichten eines gewissenhaften Regenten versäumt: vielmehr führte er in jeder Beziehung nach seinem besten Wissen und Willen ein redlich landesväterliches Regiment, und legte in vielen Dingen den Grund zu heilsamen neuen Staatseinrichtnngen. Besonders ist es ihm hoch anzurechnen, daß er die unter Friedrich's I. Regierung zerrütteten Finanzen wieder regelte. Es entsprach seinem strengen geordneten Wesen, daß er überall die größte Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit in der Verwaltung der Staatseinkünfte verlangte; er liebte überdies von Jngend auf das Geld, und suchte daher nicht blos das unbedingt Nothwendige herbeizuschaffen, sondern selbst noch einen Schatz für künftige Bedürfnisse zu sammeln. Doch war er jeder Zeit zu allen Ausgaben bereit, die er für die Förderung des öffentlichen Wohles als nützlich erkannte. Um der ganzen Staatsverwaltung einen besseren geregelten Gang zu geben, richtete Friedrich Wilhelm statt mehrerer getrennter Behörden, die bis dahin öfter mit einander in Streit gerathen waren, eine einzige ein, welcher Alles übergeben wurde, was die Finanzen, die Domainen und die Erhaltung des Heeres betraf. Dieselbe erhielt den Namen eines General-Ober-Finanz-Kriegs- und D omain endir ector iums (over kurzweg Geueraldirectorium), und der König selbst arbeitete eine genaue Geschäftsinstruktion für die Beamten aus, worin die Abtheilung der Behörden genau festgestellt, überall unablässiger Fleiß und strengste Aufsicht zur Pflicht gemacht und alle Maßregeln gegen Vernachlässigung des öffentlichen Interesses vorgeschrieben waren. Diese Instruktion ist ein ruhmvolles Denkmal der Einsicht und Willenskraft Friedrich Wilhelm's I. Auch in den einzelnen Provinzen wurden die bis dahin getrennten Behörden in sogenannten Kriegs-

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 236

1888 - Berlin : Hertz
2oß Anweisung zu Friedrich'« Erziehung; dessen Jngendbilduug. damente; die alte Historie „nur überhin;" die Geschichte der letzten 150 Jahre aber auf das Genaueste; das Natur- und Völkerrecht, wie auch die Geographie, und was in jedem Laude merkwürdig, sollte er vollkommen inrte haben, absonderlich aber die Historie des Hauses Brandenburg, weil ein heimisches Beispiel allezeit mehr Kraft hat, als ein auswärtiges. „Absonderlich," heißt es dann, „haben sich beide Hofmeister äußerst angelegen sein zu lassen, meinem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und ihm zu impri-miren, daß Nichts in der Welt einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag, als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Der König verbot streng, den Prinzen etwa zu verzärteln oder gar zu weichlich zu gewöhnen, und weil Faulheit, woraus Verschwenden und Durchbringen entstehe, eines der größten Laster sei, so sollten die Hofmeister dem Prinzen davor den allergrößten Ekel in der Welt beibringen, anch mit ihren Köpfen dafür haften, daß alle Ausschweifungen vermieden würden. Diese Vorschriften wurden zwar sehr streng befolgt, aber gerade in der Hauptsache, im Religionsunterrichte, verfehlte man es von vorn herein; denn die großen Geheimnisse des christlichen Glaubens wurden dem lebendigen Prinzen auf so trockene, pedantische Weise vorgetragen, daß, weit entfernt sein Herz dafür zu erwärmen, dasselbe vielmehr zurückgestoßen wurde. Der König selbst verschlimmerte diesen Eindruck, indem er den Kronprinzen oft zur Strafe Psalmen auswendig lernen ließ und demselben hierdurch ein inneres Gefallen an den frommen Dichtungen verleidete. Natürlich wurde der Instruction gemäß alle Sorgfalt angewandt, um dem jungen Prinzen frühzeitig des Vaters Neigung zum Soldatenwesen einzuflößen und ihn mit allen Regeln des Dienstes bekannt zu machen. Schon im zarten Alter mußte Friedrich die Kinderkleider mit der Uniform vertauschen und zu seinem großen Schmerze sein schönes blondes Haar der knappen soldatischen Frisur aufopfern. Zu seiner Uebung im Waffendienste wurde schon im Jahre 1717 eine kronprinzliche Cadetteu-Eompagnie errichtet und später auf ein Bataillon vermehrt. Friedrich war schon im zwölften Jahre im militärischen Dienste so bewandert, daß er dem als Gast anwesenden König von England seine Cadetten zur größten Zufriedenheit vorführte. Um ihm das Kriegswesen auf möglichst angenehme Weise beizubringen, ließ Friedrich Wilhelm in einem Saale des königlichen Schlosses eine Art Zeughaus einrichten und allerlei Gewehre, Kanonen und dergleichen da aufstellen. Im vierzehnten Jahre wurde der Kronprinz zum Hauptmann, im fünfzehnten znm Major, im siebzehnten zum Oberstlieutenant avancirt, und zwar nicht blos dem Namen nach, sondern er machte die regelmäßigen Dienste, wie jeder andere Offizier, mit. Auch den Revuen mußte er überall mit dem Vater beiwohnen, und wenn zu diesem Zwecke Reisen in die Provinzen unternommen wurden, so suchte ihn zugleich der König auf die einfachste Weise mit den verschobenen Verwaltungsgegenstänben bekannt zu machen und sein Interesse bafür zu erwecken. Verstimmung und Zwiespalt zwischen Vater und Sohn. Friebricü zeigte mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten, mit zunehmender Gesundheit des Körpers entwickelte sich in ihm ein lebhafter, munterer Geist und

4. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 80

1886 - Berlin : Hertz
80 verachteter Mensch sein würde , wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Des Königs Vorschriften wurden zwar streng befolgt, aber gerade in der Hauptsache, im Religionsunterricht, verfehlte man es von vorn herein; denn die großen Geheimnisse des Glaubens wurden dem lebendigen Prinzen auf eine so trockene und pedantische Weise vorgetragen, daß er dadurch nicht erwärmt, sondern zurückgestoßen wurde. — Mit der militärischen Ausbildung wurde es sehr ernst genommen; zur Übung des Prinzen im Waffendienst wurde eine Kadetten-Compagnie errichtet, und schon im zwölften Jahre war Friedrich mit dem militärischen Dienste ganz genau vertraut; bis zum siebzehnten Jahre avancierte er zum Oberstlieutenant, indem er die regelmäßigen Dienste, wie jeder Offizier, mitmachte. Verstimmung und Zwiespalt zwischen Vater und Sohn. Friedrich zeigte mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten, mit zunehmender Gesundheit entwickelte sich in ihm ein lebhafter, munterer Geist und eine große Neigung zu Wissenschaft und Kunst. Gleichzeitig trat aber auch immer mehr ein Gegensatz mit dem ganzen Wesen des Vaters hervor. Vor allem verdroß es diesen, daß Friedrich den Religionsunterricht nicht recht bereitwillig aufnahm; durch die Hausandachten, welche der König selbst abhielt und wobei infolge seiner mangelhaften Bildung manches Unpassende vorkam, wurde des Kronprinzen religiöser Sinn nicht eben belebt, vielmehr hat Friedrich Wilhelm durch feine verkehrte Art gewiß viel dazu beigetragen, daß Friedrichs Sinn gegen die Wahrheiten des Glaubens mehr und mehr gleichgültig wurde. Nicht besser gelang es dem König mit feinen übrigen Vorsätzen: er merkte bald, daß Friedrich auch die militärischen Übungen nicht mit eigentlicher Lust trieb, das mechanische Exerzieren befriedigte den Geist desselben nicht, und ebensowenig konnte er an dem übrigen rohen Treiben der Soldaten Gefallen finden. Auch das Tabakskollegium mit feinen derben Späßen behagte dem Prinzen nicht. Ferner ließ er es an der vom Vater gewünschten Sparsamkeit fehlen. Vor allem aber war es seine Neigung zu Wissenschaft und Kunst, die dem Sinne Friedrich Wilhelms gänzlich zuwider war. Duhan de Jandnn hatte dem jungen Friedrich immer mehr Geschmack an der schönen Litteratur und an der Lektüre beizubringen gewußt und die ganze Sehnsucht des Jünglings ging dahin, sich in der Beschäftigung mit geistigen Dingen, besonders mit guten Büchern, zu erhalten. Der Vater aber hielt diese

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 46

1886 - Berlin : Hertz
/ 46 die allgemeine Not zu vermehren. Noch schlimmer wurde es in den folgenden Jahren, als die Kaiserlichen, von den siegreichen Schweden aus Pommern zurückgedrängt, ihren Rückzug wieder durch Brandenburg nahmen. In Städten und Dörfern wurde ärger, als je, gewütet, ohne Schonung alle Häuser, Kirchen und selbst die Gräber erbrochen und geplündert, und von den Einwohnern durch die ausgesuchtesten Martern Geld erpreßt. Der Kurfürst begab sich, als die Not am höchsten gestiegen war, nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast ebenso schwer, wie die fremden Heere. Zum Glück für das hart geprüfte Land starb Georg Wilhelm am 20. November 1640. Er ist der einzige hohenzollernsche Fürst gewesen, dessen Regierung nur Trübsal über sein Volk gebracht hat. Doch ließ die göttliche Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Herrscher folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.

6. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 226

1889 - Berlin : Nicolai
— 2*26 — dreißigjährigen Krieges, an die verschiedenen Teilungspläne vor dem Erbfolge- kriege und vor diesem letzten Kriege zu erinnern. Alle diese großen Unter- nehmungen hatten einen der Absicht ihrer Urheber fast entgegengesetzten Erfolg. Dies kommt daher, daß die menschlichen Dinge keine Festigkeit haben, und die Menschen, ihre Pläne und die Begebenheiten einem be- ständigen Wechsel unterworfen sind. — Die Opfer des siebenjährigen Krieges. <Aus Friedrichs d. Gr. Histoire de la guerre de sept ans: ebenb. S. 331 f.) — Beim Abtreten vom Kampfplatze, woraus die kriegführenden Mächte mit solchem Hasse und solcher Erbitterung gekämpft hatten, fingen sie an, ihre Wuudeu und die Notwendigkeit, sie heilen zu lassen, Zu fühlen; alle litten, obwohl an verschiedenen Uebeln. Wir wollen diese hier dnrchmnstern, um eiu getreues Bild vou ihren Verlusten und ihrem gegenwärtigen Zustande zu haben. Preußen berechnete, daß der Krieg ihm 180000 Mann hingerafft hatte; seine Armeen hatten in 16 Schlachten gefachten, und die Feinde hatten noch besonders 3 Armeekorps fast gänzlich ausgerieben, nämlich das beim Trans- porte von Olmntz, das bei Maxen und das Fonqn6'fche bei Landshut; dazu gingen noch eine Besatzung in Breslau, zwei in Schweidnitz, eine in Torgan und eine in Wittenberg bei der Einnahme dieser Städte verloren. Mm? rechnete, daß 20000 Seelen in Preußen durch die Verheerungen der Russen, 6000 in Pommern, 4000 in der Neumark und 3000 in der Kur- mark umgekommen waren. Die russischen Truppeu hatteu in 4 Schlachten sich befunden, und mau schätzte ihren Verlust in diesem Kriege mit Ein- schlnß der Rekruten, welche auf dem Wege von den Grenzen Persiens und Chinas nach Deutschland ihreu Tod fanden, auf 120000 Mann. Die Österreicher hatten 10 Schlachten geliefert, sie hatten zwei Besatzungen in Schweidnitz und eine in Breslau verloren und schlugen ihreu Verlust auf 140000 Manu an. Die Franzosen gaben die ihrigen aus 200000, die Engländer mit ihreu Verbündeten aus 160000, die Schweden aus 25000 und die Reichstruppeu auf 28000 Manu an. ... Preußen hatte am meisten gelitten. Österreicher, Russen, Franzosen, Schweden, Reichstrnppen, sogar der Herzog von Würtemberg, alle hatten Verheerungen angerichtet. Auch hatte der Staat 125 Millionen Thaler zum Unterhalte der Armeen und und auderem Kriegsbedarf ausgegeben. Pommern, Schlesien und die Nenmark bedurften großer Summen, um wieder aufzukommen. Andere Provinzen, wie das Klevefche, Halberstädtische, Hohensteinische, bedurften gleichfalls großen Beistandes, und es mußten Anstrengungen gemacht und viel Fleiß angewendet werden, um sie wieder auf den Fuß zu bringen, auf welchem sie vor dem Kriege waren, weil die meisten Felder aus Mangel an Saat und Vieh uicht bestellt wareu, und alles, was zum Unterhalte eines Volkes dient, fehlte ebenfalls.

7. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 236

1889 - Berlin : Nicolai
Se. Königs. Majestät ernstlichst, daß das General-Direktorium sich ein ganz besonderes Werk daraus machen und nicht nur in jeder Provinz, sondern auch in jedem Kreise derselben eine serieuse Untersuchung anstellen soll, ob nicht sowohl Amts-, als anch Städte- und adlige Unterthanen von diesem dem Bauersmann so gar ominösen Ilmstand in gewissem Maße befreiet und die Sache dergestalt eingerichtet werden könne, daß, anstatt daß der Bauer jetzo die gauze Woche hindurch dienen muß, derselbe die Woche über nicht mehr als drei oder vier Tage zu Hose dienen dürfe. Es wird dieses zwar anfangs etwas Geschrei geben, allein da es vor den gemeinen Mann nicht aus- Zustehen ist, wenn er wöchentlich fünf Tage, oder gar sechs dienen soll, die Arbeit an sich auch bei deueu elenden Umständen, worin er dadurch gesetzt wird, vou ihm sehr schlecht verrichtet werden muß, so muß darunter einmal durchgegriffen werden; und werden alle vernünftige Gutsherren sich hoffentlich wohl accomodireu, in diese Veränderung derer Dieusttage ohne Schwierig- keit zu willigen um so mehr, da sie in der That ersehen werden, daß, wenn der Bauer sich nur erst ein wenig wieder erholt hat, er in denen wenigen Tagen ebensoviel und vielleicht noch mehr und besser arbeiten wird, als er vorhin in denen vielen Tagen gethan. — Was nnn Se. Majestät im vorhergehenden Paragraph ratione der Verminderung derer unerträglichen ordinären Hofedienste allergnädigst ge- ordnet und besohleu habeu, solches soll auch wegen derer bei vielen Ämtern und adligen Gütern hergebrachten ganz übermäßigen sogenannten Burg-, Best- und Reisesuhreu beobachtet und es damit um so mehr aus einen billigen Fuß gesetzt werden, da die Umstünde der gegenwärtigen Zeiten ans die alten, in welchen dergleichen Dienste eingeführt oder vielmehr denen armen Unterthanen aufgebürdet worden, ganz und gar uicht mehr qnadriren.— 184. Friedrichs d. Gr. Sorge für Landeskultur. 1786. Erlaß an den Minister von Gaudi. (Preuß, Iv., 382 ff.,- auch bei Schilling a. a. O.) Potsdam, den 16. Juni 1786. Ans meiner mündlichen Unterredung wisset Ihr bereits, wohin Meine Meinung und Absichten in Ansehung der Provinz Westpreußen und der daselbst zu machenden Arrangements und Verbesserungen eigentlich gehet. — Solcher Verbesserungen sind in Westpreußeu uoch ein Haufen zu machen, besonders in denen von der Netze und daherum gelegenen Gütern solcher polnischen Edelleute, die ihren Aufenthalt in Polen haben, sich um die Meliorationen ihrer Güter nicht bekümmern und dazu leicht 80 000 Thlr. im ganzen betragende Revenues aus dem Laude schleppen, welches zumal für eine so schlecht beschaffene Provinz von nachteiligem Folgen ist, als wenn aus einem eingerichteten Lande wie Sachsen 500000 Thlr. jährlich auswärts gehen. Aus dem Grunde bin Ich auch gewilligt, die Güter

8. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 53

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 53 — streiten, so lange noch ein Atemzug in ihnen wäre, und bei Aufträgen verschwiegen sein wie das Grab. Ihre Anzahl war gering, 1617 nur gegen 50. Johann Sigismund ließ für diesen Dienst im Jülich-scheu Leute anwerben, meist Reformierte. Das Fußvolk, die „Tra-banten-Garde", war'vornehmlich mit dem Dienste im Schlosse zu Kölln betraut. Bei den fürstlichen Leichen gab sie die Ehrenwache und ging bei allen feierlichen Aufzügen im Gefolge. Hierbei trugen die Trabanten einen Spieß, dessen Spitze sie nach unten kehrten. Da sie bei allen Festlichkeiten Paradierten, hielt man sie gern gut und gleichmäßig gekleidet. Als Besatzung der Festungen hatte man die „Waffen- oder Landsknechte". Es waren dies die eigentlichen Soldaten, angeworbene Leute, nur zum Teil noch mit Piken, meistens schon mit Musketen bewaffnet. Am Ende des 16. Jahrhunderts sind sie schon in Hauptmannschaften geteilt. Man sah darauf, daß sie sich fleißig im Gebrauche der Feuerwaffe übten, schon deshalb, „damit sie sich nicht unter einander selbst beschädigten". Jeder Schütze bekam monatlich 5 Gulden, der geschicktere aber 6. Ihre Anzahl belief sich nur aus einige hundert. Die Artillerie und das Gefchützwefen befand sich im dürftigsten Zustande. Dies waren die militärischen Einrichtungen Brandenburgs, mit denen es in die kriegerischen Verwirrungen des 17. Jahrhunderts eintrat. Die wenigen geworbenen Soldaten machten kein Heer aus; die Hauptsache sollte immer noch das Aufgebot sein. Aber sehr bald ergab es sich, daß dieses sich überlebt hatte und seinen Zweck nicht mehr erfüllte. Die frühere Waffentüchtigkeit war verschwunden, die Unlust, in den Krieg zu ziehen, allgemein geworden. In der langen Friedenszeit hatten die Bürger den kriegerischen Sinn verloren, mit ihrer Selbständigkeit auch Tapferkeit und Kampfeslust eingebüßt. Der ihnen noch immer obliegende Wachtdienst war zur Last, die alte Befestigung der Städte dem neuen Kriegswesen gegenüber ebenso unzureichend geworden, wie die Bewaffnung der Bürger selbst. Schwert und Spieß konnten vor dem Feuergewehr nicht mehr bestehen; dieses sich anzuschaffen, kam den meisten zu teuer, und obgleich Johann Sigismund alles Mögliche that, die Bürger zur Übung in der neuen Waffe zu ermuntern, gab es doch nur sehr wenige, die mit ihr umzugehen verstanden. Die Menge derjenigen, welche sich der Musterung und dem Wachdienste zu entziehen wußten, wuchs von Jahr zu Jahr, so daß das Aufgebot immer schwächer an Zahl wurde; kleinere Städte kauften sich durch Geldzahlung ganz vom Kriegsdienste los. Der märkische Adel hatte sich noch seine alte Tapferkeit bewahrt; er brauchte sie aber meist nur in fremden Kriegsdiensten, wo es Ehre und Beute zu gewinnen gab; dem eigenen Landesherrn gegenüber zeigte auch er sich lässig. Als bei Gelegenheit des Jülichschen Erbfolgestreites Erzherzog Leopold 1610 mit einem Einfalle in die Mark' drohte, und man hier das Aufgebot erließ, zeigte die Musterung dasselbe in einem kläglichen Zustande. Das Fußvolk erschien nur unvollzählig und in schlechtester

9. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 125

1888 - Berlin : Hertz
Söldnerunfug; Zug englischer Söldner durch die Marken. 125 für eine gewisse Geldsumme eine größere oder geringere Anzahl von Kriegsleuten auf eine bestimmte Zeit aufzubringen. Die Obersten wählten nun wieder ihre Offiziere, dann wurden Werbeplätze bestimmt, die Trommel gerührt und es sammelten sich überall die kriegsbereiten Lanzknechte. Das Regiment gehörte dem Obersten, der es errichtet hatte: ihm vertranten und gehorchten die Söldlinge, und es war ihnen gleichgültig, welchem Kriegsherrn er sie zuführte. Sie hielten eben deshalb auch wenig auf den Eid, den sie dem Fürsten schwören mußten: sie dienten Jedem, wenn sie nur die Hoffnuug hatten, durch Plünderung, Raub, Brand und Mord sich zu bereichern ; das Ehrgefühl des wahren Kriegers kannten natürlich jene Banden nicht, welche aus dem Auswurf aller Völker bestanden, und denen der Krieg eben nur ein Handwerk war*). Selten waren nun die Fürsten reich genug, die Söldner, wenn der Krieg lange dauerte, vollständig zu bezahlen: da mußte man es deuu dulden, daß sie sich selbst bezahlt machten, indem sie auch im befreundeten Lande raubend und plündernd umherstreiften. Wollte es ein Feldherr strenger mit ihnen halten, so empörten sie sich und kündigten ihm den Dienst auf; deuu sie waren sicher, auderswo bald wieder angeworben zu werden. Wurden sie abgedankt, so zogen sie als sogenannte gardende oder bettelnde Knechte umher und verübten in Haufen vereinigt allen Unfug und Frevel an den armen Baueru, welche überhaupt vou diesem Unwesen am härtesten betroffen wurden. Man hätte dem Uebel abhelfen können, wenn sich Adelige und Ritter dazu verstanden hätten, für ihre Kriegspflicht gewisse Geldsummen zu zahlen, um davon eine stehende Landmiliz zu besolden; aber wenn die Gefahr nicht vor der Thür stand, halfen alle Mahnungen und Bitten des Fürsten nichts; wenn dagegen der Feind schon anrückte, war es zu jener Einrichtung zu spät. Man mußte dann schleunigst Söldnerhaufen um theuern Lohn werben und zehnmal mehr zahlen, als eine ordentliche regelmäßige Miliz gekostet hätte. Durch die großen Kosten der Söldnerkriege stieg nach und nach die Geldnoth der Fürsten auf's Höchste; um sich zu helfen, ließen sie leichtes und immer leichteres Geld prägen, wodurch wieder Verwirrung und allerlei Nothstände in Handel und Wandel kamen. Die Steuern mußten wiederholt erhöhet werden, indem der Kurfürst gegen alle rechtliche Einwendungen der Stände geradezu erklärte: „Nolh kenne kein Gebot." Der Zug englischer Söldner durch die Marken. Wie es nun schon brim Beginn des dreißigjährigen Krieges mit den Söldnerzügen in der Mark zuging, und wie schwach sich dabei die Regierung Georg Wilhelm's zeigte, davon giebt das Beispiel einer englischen Söldnertrnppe hinreichend Zeugniß. Dreitausend Engländer, welche ein Oberst Grey für den reformirten König Friedrich von Böhmen angeworben hatte, sollten von der Elbe her durch die Marken ihren Weg nach Böhmen nehmen, das zügelloseste Gesindel, zum Theil ans Gefängnissen herbeigeströmt, fast ohne alle Waffen und in Lumpen gekleidet. Der Schrecken, welchen sie vor sich her verbreiteten, vermehrte sich noch, als unter ihnen eine ansteckende Seuche ausbrach. Die lutherischen Bewohner der Mark waren überdies ungehalten, daß ihre Regierung diesen r e - •) Stenzel, I. 433 ff.

10. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 40

1908 - Berlin : Simion
— 40 — von Anhalt-Dessau geheißen. Er lehrte sie den gleichen Schritt beim Marschieren und das gleichzeitige Abfeuern der Gewehre. Ohne Strafen ging ev dabei freilich nicht ab. Aber die Strafen waren leider nur zu oft grausam und hart. Beim Spießrutenlaufen z. B. mußte der Soldat, der bestraft werden sollte, mit entblößtem Oberkörper durch eine lange Doppelreihe seiner Kameraden hindurchlaufen. Dabei schlug jeder mit einer großen Nute auf den Rücken des Laufenden los, so daß bald das Blut lief. Doch hat der König ein treffliches Heer herangebildet, ohne das sein berühmter Sohn wohl kaum die gewaltigen Kriege um Schlesien hätte unternehmen können. Die Soldaten wurden damals noch vielfach für Geld erworben. Fremde Fürsten schenkten dem König zuweilen „lange Kerle", um ihm eine Freude zu machen. 2. Seme kluge Landesverwattung. Uni neuen Acker zu gewinnen, ließ Friedrich Wilhelm I. Sümpfe trocken legen. In Ostpreußen hatte eine Pest gewütet (ansteckende Krankheit, die Eiterbeulen auf dem Körper erzeugt und meist den Tod des Menschen herbeiführt). Dadurch war der größte Teil der Bevölkerung gestorben. Der König nahm viele Leute aus Salzburg, die um ihres evangelischen Glaubens willen aus der Heimat vertrieben worden waren, in sein Land auf und gab ihnen Wohnsitze in Ostpreußen. Für die Volksschule hat er viel getan. Nicht alle Leute brauchten bis dahin ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die Kinder der Armen sind wohl gar nicht hineingekommen. Der König bestimmte, daß alle Kinder seiner Untertanen vom 5. bis zum 12. Lebensjahre die Schule zu besuchen haben, um in der Religion, im Lesen und Schreiben sich unterweisen zu lassen. Wer eingesegnet werden sollte, mußte wenigstens lesen und schreiben können. Über 2000 Schulen hat er so gegründet, und zum Bau vieler Schulen schenkte er das Bauholz. Man nennt Friedrich Wilhelm I. auch den Vater der preußischen Volksschule. Das ausländische Tuch war dem König zu teuer; deshalb wurde in Berlin eine Tuchfabrik gebaut, in welcher Wolle aus der Heimat verarbeitet wurde. Seine Soldaten ließ er mit preußischem Tuch bekleiden. 4. Wie der König gewöhnlich einen Zag verlebte. Im Sommer stand der König um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf. Dann hielt er seine Morgenandacht und arbeitete an den Regierungssachen bis um 10 Uhr vormittags. Darauf begab er sich zu
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