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1. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 45

1880 - Berlin : Hofmann
45 Pilze auf allen Anhhen. Hier hielten die Raubritter Wacht, ob nicht Warenzge sich nahten. Kam eine Beute in Sicht, so schwangeil sie sich in den Steigbgel, berfielen und plnderten die Warenzge und erpressten fr die Gefangenen ein Lsegeld. 2. Rudolfs Wahl. Ganz Deutschland war die traurigen Zustnde mde und wnschte einen krftigen Regenten an die Spitze. Da traten endlich die Fürsten zusammen und suchten nach einem Manne, der nicht zu mchtig, aber doch krftig und weise genug sei, um die Ordnung wieder herzustellen. Die Wahl fiel auf den Schweizer Grafen Rudolf vouhabsburg, der einst den Erzbischos von Mainz auf einer Reise nach Rom durch die Alpen geleitet und diesem gar wohl gefallen hatte. Bei Rudolfs Krnung in Aachen war das Zepter vergessen. Rasch besonnen nahm er das Kruzifix vom Altar und sagte: Das Zeichen, in dem die Welt erlst ist, mag auch wohl als Zepter dienen!" 3. Seine Kmpfe. Rudolf wusste sich berall Achtung zu ver-schaffen. Alle Zeit und Kraft widmete er der Wiederherstellung der Ordnung in Deutschland. Um Italien kmmerte er sich nicht. Ich sehe wohl die Futapfen derer, die glcklich hinein gekommen, nicht aber derer, die wohlbehalten heraus gekommen sind!" pflegte er zu sagen. Der schlimmste Feind fr Deutschlands Ruhe war der Bhmen-knig Ott okar, der Rudolf nicht anerkennen und das angemate Oster-reich nicht herausgeben wollte. Rudolf zog mit geringer Macht und ohne Geld gegen ihn. Ich habe kein Geld in der Kriegskasse als diese 5 Schillinge," sagte er, aber der Herr, der immer geholfen hat, wird auch jetzt sorgen!" Ottokar verlor in der Schlacht auf dem March-felde 1278 sein Leben, und Rudolf belehnte seine Shne mit sterreich. So wurde er der Stammvater der Habsburger in sterreich. Im ganzen Reiche stellte Rudolf die Ordnung wieder her, indem er den Fehden Halt gebot, die Raubburgen zerstrte und die Raubritter hngen oder kpfen lie, so in Erfurt auf einmal 29. __ 4. Sein Charakter. Cr war von hohem Wchse, hatte eine groe gebogene Nase, eine etwas dicke Unterlippe, viele Stirnfurchen und ein mild-ernstes Gesicht. Er trug bestndig ein graues Wams, das er auf Kriegsfahrten selber flickte. Im Kriege theilte er alle Beschwerden und Entbehrungen mit den Soldaten. Gegen Freund und Feind war er gerecht; jedem gestattete er auf seinen Reisen durchs Reich freien Zutritt; fr alle Hlfsbedrftige hatte er eine offene Hand. Wie uneigenntzig und redlich er war, das drckte das Volk da-durch aus, dafs es von manchem seiner Nachfolger sagte: Der hat Rudolfs Ehrlichkeil nicht!" 5. Sein Ende. Die Wahl seines Sohnes Albrecht zum Kaiser konnte Rudolf auf einem Reichstage zu Frankfurt nicht durchsetzen. Gekrnkt reiste der alte Kaiser ab. Auf der Reise erkrankte er, und als ihm die Arzte nur noch wenige Tage Lebensfrist gaben, rief er: Auf

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 186

1883 - Berlin : Hofmann
186 (1720) behielt er Vorpommern bis an die Peene. Spter hat er noch ein-mal die Waffen fr den Kaiser ergriffen, um am Rheine die Franzosen abzuwehren. Damals sagte er: Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutsch-land angreifen, so mte der deutsche Fürst ein Kujon sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran setzte." Des Knigs treuer Ergebenheit wurde aber mit habsburgischem Danke" gelohnt. Er wurde nicht einmal benachrichtigt, da der Friede mit Frankreich eingeleitet sei. Entrstet rief er aus: Der Kaiser behandelt mich und alle deutschen Reichsfrsten wie Schubiacks," und auf den Kronprinzen deutend, sprach er ein ander-mal: Da steht einer, der mich rchen wird." Friedrich Wilhelm hat sich durch seine Hrte gegen den Kronprinzen Friedrich jahrelang das Vater-und Familienglck verbittert. Da zuletzt eine vollkommene Vershnung eingetreten war, schied sie der Tod; 52 Jahre alt, starb Friedrich Wil-Helm nach lngeren schweren Leiden mit den Worten: Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" (1740). Er ist ein sehr wich-tiges Glied in der preuischen Regentenkette, denn die Thaten des groen Friedrich wren ohne den vollen Schatz und das treffliche Heer seines Vaters nicht mglich gewesen. Fragen: Durch welche Einflsse hat sich Friedrich Wilhelms Charakter so eigenartig entwickelt? Warum hat er wohl so wenige Kriege gefhrt? Welche Verdienste hat er um den Staat? 70. Peter der Groe (16891725) und Karl Xii. (16971718), 1. Peters Jugend. Bis in das 17. Jahrhundert war Rußland der schlafende Riese im Osten Europas. Peter der Groe hat ihn auf-geweckt. Peter stammt aus dem Hause Romanow und sollte schon als 10 jhriger Knabe die Regierung bernehmen (1682), mute dieselbe aber mit seinem schwachsinnigen Bruder Jw an und seiner herrsch-schtigen Schwester Sophie teilen. Die meiste Gewalt hatten die Stre-litzen, d. h. mit Flinten bewaffnete Leibgardisten. Mit genauer Not ent-ging Peter ihren Dolchen. Er wuchs in einem Dorfe heran; sein Fhrer war der vielgereiste Genfer Lefort, durch den er die europische Kultur kennen und lieben lernte. Schon frh keimte der Entschlu in ihm, seine Russen in die Reihe der amsierten Völker einzufhren. Mit seinen Dorf-kameraden (Poteschni) bildete er eine Kompagnie Soldaten, welche Le-fort auf europische Weise schulte. Seine argwhnische Schwester wollte ihn durch die Strelitzen aus dem Wege rumen, aber Peter erfuhr den Anschlag und rettete sich in ein Kloster. Seine Poteschni und andere An-Hnger scharten sich um ihn, der Patriarch erklrte sich fr ihn, und so wurde Peter zum Regenten ausgerufen, Sophie aber ins Kloster verwiesen (1689). 2. Peters Regierungsantritt. Die Russell waren ein gutmtiges, gengsames, unterwrfiges und tapferes Volk, dabei aber unwissend, roh

3. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 188

1889 - Berlin : Nicolai
— 188 — allein den schweren Zug nach Italien vollbracht, sondern, dass dieselbe auch bei) Angreiff- Besteig- und Überwältigung des verschmitzten feindlichen Lagers vor Turins, eiue ungemeine tapffermüth- vernnnfft- und rühm- würdige Anführung, mithin ein solches Beyspiel von einem nicht minder valorosen Haupt, als standhafften Soldaten, mit besonderer Distinction erwiesen, haben die mir eingeschickten Berichte nicht sattsam beschreiben, und eutwerffeu können; also, daß Euer Liebdeu, und bemeldten Königlichen Preußischen Truppen billich, des mit gnädigstem Beystaud des Allerhöchsten so ansehnlich ersochtenen Sieges, ein grosser Antheil gebühret. Darum danu Euer Liebdeu mein danknehmliches sonderliches Vergnügen, und den derselben hiermit vom Publice zu kommenden Ehren-Ruhm bezeigen, und abstatten, sodann meine Kayserliche fortwährende Gewogenheit bestätigen, und zugleich mit auftragen wollen, dieselbe möchten denen andere unter dero Commando stehenden Königlichen Preußischen Generalen und Officierern, so dem Beyspiel dero Valor, mit ihrer Tapfferkeit, zu Erstreitung der erworbenen Glorie, ftandhafftig gefolget, und feeundiret haben, mein Wohl- gefallen andeuten, sie auch meiner Kayserlichen Guad versichern, in der gnädigsten gäntzlichen Zuversicht, Euer Liebdeu werdeu bey denen von der starcken Hand des allmächtigen Herrn der Heerschaaren, der Gerechtigkeit meiner und der Alliirten Waffen, nun weiters öffnenden Gelegenheiten und Operationen, uoch feruers fort dero patriotischen Eyfer und tapferes Bey- thuu, zu beständiger Wohlfahrt der gemeinen Sachen, nnanssetzlich angedeyen lassen; und verbleibe Euer Liebdeu mit Kayserlicheu Guadeu, und allem guteu wohl beygethau. Geben in meiner Stadt Wien, den 28. Monats- Tag Septembris, im siebenzehenhnndert und sechsten Jahr. Euer Liebdeu gutwilliger Oheim, 145. Der Staat unter Friedrich Wilhelm I. (Gesammelte Werke Friedrichs d. Gr. Auswahl in Nebertragung, Berlin 1837, S. 7s f.) Der Staat veränderte uuter Friedrich Wilhelm sast ganz und gar seine Gestalt. Der Hof ward verabschiedet, und die großen Gehalte erlitten Schmälerungen; viele, die früher eiue Kutsche gehalten hatten, gingen jetzt zu Fuße, daher es im Volke hieß, der König hätte den Lahmen die Beine wiedergegeben. Unter Friedrich I. war Berlin das nordische Athen, unter Friedrich Wilhelm ward es zum Sparta. Die ganze Regierung war mili- tärisch. Mau vermehrte die Armee, und in dem Eifer der ersten Wer- O Das Heer der Franzosen vor Turin (unter Orleans, Feuillade und Marsin) betrug 50000 Manu, das der Österreicher und Preußen ungefähr die gleiche Zahl. Die Franzosen verloren 6 000, die Österreicher 3300 Tote, während die Preußen 188 Tote und 549 Verwundete zählten.

4. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 390

1889 - Berlin : Nicolai
— 390 — Dieser Wille stellte mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpsenden in Hingebung und Ausdauer und nie gekannter Tapferkeit, sodaß an Preußens Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter Opferwillig- feit, Zur Linderung der Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt! Mit demütig dankerfülltem Herzen preise ich Gottes Gnade, die uns würdig besnnden hat, so Großes nach seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese Gnade ferner uns zur Seite stehen beim Auf- und Ausbau des neu geeinten Deutschlands, zu dem erst der Grund gelegt ist, und Frieden uns beschieden sein, „die Güter in Demut zu genießen", die in blutigen, heißen Kämpfen errungen wurden! Herr, dein Wille geschehe im Himmel also auch auf Erden! Amen! Wilhelm.

5. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 56

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 56 — So schwankte die Anzahl der geworbenen Truppen beständig, nicht so sehr nach dem Bedürfnisse, wie nach den vorhandenen Geldmitteln, ^'le 1631 von Konrad von Burgsdorf errichteten fünf Kompanieen Leibgarde waren gleichmäßig in Blau gekleidet, also uniformiert was als etwas Ungewöhnliches Aufsehen erregte. Nach dem Anschlüsse an Schweden wurde das Heer auf 8000 Mann erhöht und blieb so bis zum Prager Frieden 1635. Nach diesem ging man daran, die Schweden aus Pommern zu vertreiben. Mit kaiserlichem Gelde brachte man 1637 bei Eberswalde ein Heer von 10000 Mann zusammen. Eigentlicher Oberherr dieser Truppen war der Kaiser. Sie schwuren, daß sie dem Kaiser, und anstatt desselben, dem Kurfürsten von Brandenburg gehorsam sein wollten". In ihren Fahnen befand sich Wappen und Name des Kaisers. Viel geleistet hat diese Armee nicht; durch Desertionen und ansteckende Krankheiten schmolz sie schon nach einigen Jahren auf die Hälfte zusammen. Es ist dasselbe Heer, welches Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, überkam. Eine seiner ersten Handlungen bestand darin, es auszulösen, weil das Verhältnis, in welchem es zum Kaiser stand, sür seine eigene landesherrliche Selbständigkeit ganz unhaltbar geworden war. 20. Gustav Ädolf kommt nach Deutschland. (1630.) Der Kaiser Ferdinand Ii. hatte über alle seine Feinde in Deutschland triumphiert, Böhmen wieder unterworfen und dessen König Friedrich von der Pfalz, auch feines Kurfürstentums beraubt. Die Scharen des Mansfeld und Christian von Brauufchweig waren vernichtet, die Heere des großen norddeutschen Bundes, welchen der König von Dänemark geführt hatte, zersprengt, die Herzöge von Mecklenburg vertrieben, und weite Gebiete im protestantischen Deutschland mit der Wallensteinschen und Tillyschen Armee belegt. Wie in den Tagen Karls V., war die kaiserliche Macht allgewaltig im Reiche. Was der Friedländer einst trotzig ausgerufen: „Der Kaiser müsse die deutschen Fürsten abschaffen, damit er allein Herr in Deutschland sei, wie die Könige von Frankreich und Spanien in ihrem Lande!" schien Wahrheit werden zu wollen. Im Gefühle und Übermut des Sieges und im blinden Eifer, auch die religiöse Freiheit des Reiches zu vernichten, wie die politische bereits unter dem Anstürme seiner Armeeen gefallen war, erließ der Kaiser Ferdinand Ii. am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. In diesem befahl er die Wiederherstellung der feit der Reformation eingegangenen Erzbistümer und Bistümer; die aufgehobenen Klöster sollten neu eingerichtet, alle der katholischen Kirche entzogenen Güter dieser zurückgegeben werden. Er wollte so im Herzen der evangelischen Länder von neuem ein katholisches Kirchenregiment aus-

6. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 105

1883 - Berlin : Oehmigke
— 105 — Es mochte sein, daß das Verfahren des Kurfürsten gegen Frankfurt, welches doch nur dem verletzten Rechte gegolten hatte, von dem Raubgesindel dahin mißgedeutet wurde, daß der Kursürst gegen dergleichen Plackereien der Bürger nachsichtig sein werde. Die Wegelagerei mehrte sich in bedenklicher Weise; selbst in dem Hofstaate des Kurfürsten gab es Personen, welche sich daran beteiligten. So überfiel einer, welcher am Hofe Joachims gelebt hatte, im Walde bei Sarmnnd einen Kaufmann, plünderte ihn aus und warf ihn, an Händen und Füßen gebunden, in ein Sumpfloch, in der Meinung, er werde nie wieder daraus hervorkommen, sondern darin sterben und verderben. Indessen dem Manne gelang es, der Bande ledig zu werden und sich aus seiner Lage zu befreien. Er begab sich sogleich nach Berlin, um den Kurfürsten anzurufen. Dieser beschied ihn aus das Schloß und gab ihm Gelegenheit, in Gegenwart des Hofstaates seine Leidensgeschichte zu erzählen, genau die Mienen der Anwesenden beobachtend, um den Eindruck, den die Geschichte aus sie machen würde, zu erforschen. Aber bald unterbricht sich der Erzähler selbst, denn er wird des Ubelthäters an des Kurfürsten Tisch gewahr, wie er dasteht in seidenen Kleidern und mit goldener Kette behängen. Sosort weist er mit Fingern aus ihn, bezichtigt ihn mit dürren Worten der Frevelthat und ruft die Hülfe des Landesherrn an. Ter Thäter ist so verblüfft, daß er die That selbst nicht leugnet; nur einen andern Grund, als die Raublust, legt er ihr unter und schließt mit der Bitte, der Knrsürst wolle sein gnädiger Herr sein. Allein dieser kannte keine Gnade in solchen Dingen, er ließ ihn in den Kerker werfen und fchon am andern Tage enthaupten. Mit aller Energie ging er auch ferner gegen die Wegelagerei vor; einstmals ließ er 70 Straßenrüuber, worunter über die Hülste Adlige waren, hinrichten. Dadurch setzte er sich selbst dem Grimme des Gesindels aus; einer der Räuber schrieb an die Thür seines Schlasgemachs: „Jochimke, Jochimke hode dp, wo tot) dy krygen, hangen wy dp!" und zeigte auch, daß er es mit dieser Drohung ernst meine, denn er lauerte dem Landesherrn im Walde bei Köpenick aus. Aber

7. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 48

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 48 - Tagen seines Aufenthaltes hatte dieses 500 Ochsen und 600 Hammel verzehrt, ungerechnet Brot und manches andere, und dazu 4000 Tonnen Bier geleert; für das Hauptquartier allein waren 52 Mispel Hafer und 1000 Brote nötig gewesen. Mansfeld war fort, Wallensteins Heer an der Mark noch einmal vorübergezogen, nun aber kamen im Frühlinge 1627 die Dänen, die von Tillh bei Lutter am Barenberge besiegt worden waren, und besetzten das Brandenburger Land bis in die Gegend des Spreethales. Es war^ eine böse Gesellschaft, beutegierig und zuchtlos wie Mansfelds Scharen, eine Geißel für Bürger und Bauern. So übel stand es damals mit der brandenburgischen Wehrkraft , daß man sich dieses alles, ohne Widerstand wagen zu können, gefallen lassen mußte. Dabei drängten der Kaiser und Wallenstein, man möchte mit der angeblichen Neutralität Ernst machen und die wilden Gäste über die Grenze schaffen. Umsonst bot man gegen sie den Landsturm auf; der richtete gar nichts aus. Als man sich endlich entschloß, Soldaten zu werben, zeigten sich die Landstände so schwierig, daß auch hieraus nichts wurde. Da machte Wallenstein im Sommer 1627 dem Spiele ein Ende, führte sein Heer in die Mark und jagte die Dänen hinaus. Er hatte das Laud aber nur befreit, um selbst darin zu bleiben. Mit dem ganzen ungeheuren Trosse von Knechten, Weibern und Kindern nahm sein Heer, das allmählich auf 100000 Mann anwuchs , Winterquartiere in der Mark und blieb hier drei Jahre. Man kann sich denken, wie das Land ausgesogen wurde. Offiziere und Soldaten waren gleich anspruchsvoll; jene wollten leben, wieder Fürst selbst, und diese wenigstens wie ein Freiherr. Oberst Götze in Brandenburg erhielt für seine Tafel an Getränken wöchentlich 2 Ohm Wein und 3 Faß Bier; dabei ließ er doch den Bürgermeister zwei Stuudeu laug auf einem hölzernen Esel reiten, weil er mit ihm unzufrieden war. Räubereien, planloses Ruinieren und Erpressungen wollte Wallenstein freilich nicht haben und bestrafte dergleichen unnach-sichtlich. Das wußte man im Heere recht wohl und fürchtete seine Strenge. In Frankfurt an der Oder versuchte sein Stallmeister von der Stadt 1000 Thaler zu ertrotzen. Als ihm erklärt wurde, man muffe feine Liquidation dem General zeigen, ward er blaß wie ein leinen Tuch und bat um Gottes Willen, vor seinem Herrn zu schweigen, es koste sonst sein Leben. Wallenstein beutete das Land aber nicht weniger aus als der Mansseld; nur ging es bei ihm planvoller und ganz systematisch zu. Er hat zuerst angefangen, die Armee durch regelmäßige Soldzahlung zu unterhalten. Ein Fußsoldat bekam wöchentlich 1% Thaler, der Reiter 2 Thaler, und so aufwärts bis zum Oberst, der 200 Thaler erhielt. Davon, daß die Truppen bloß aus der Hand in den Mund ernährt wurden, wollte er nichts wissen. Freilich sollten sie in ihren Quartieren auch noch verpflegt werden, Geld war aber doch die Hauptsache. Er nahm dieses aus den eroberten Ländern, zu denen er auch die Mark rechnete. Jedem Regimente und jeder Kompanie ward

8. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 191

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
ihnen vielmehr im Gegenteil alle mögliche Hilfe und Freundschaft, Liebes und Gutes erwiesen werde". Die Verheißungen des Edikts wurden treu gehalten. Die Geldmittel, welche der Kursürst zu seiner Ausführung aufwandte, waren nicht gering. Biele der Flüchtlinge folgten dem Rufe des hochherzigen Fürsten; man rechnet, daß gegen 20000 ein Asyl in seinem Lande suchten und fanden. In allen Provinzen, in größeren und kleineren Städten, in Flecken und Dörsern wurden sie angesiedelt und zu besonderen Gemeinden vereinigt. Eine eigene Behörde ward eingesetzt, sie zu empfangen, unterzubringen und mit dem für die erste Einrichtung Notwendigen zu versehen. Die Vornehmsten unter den Ankömmlingen wurden stets bei Hose vorgestellt. Mit Teilnahme hörte dann der Kurfürst zu, wie sie von den ausgestandenen Leiden und den Gefahren der Flucht erzählten, und oft rührte ihn der Bericht dessen, was die Unglücklichen erduldet, bis zu Thränen. Einmal befahl er, die Refugiös mit einer größeren Summe Geldes zu unterstützen. Die Kaffen aber waren leer und die Beamten in größter Verlegenheit, wie sie dem Befehle ihres Herrn nachkommen sollten. „Nun wohl", entschied da Friedrich Wilhelm, „so möge man lieber mein Silbergeschirr verkaufen, als diese Leute ohne Hilse lassen". Nun wurde das verlangte Geld herbeigeschafft. Für diejenigen Reformierten, welche durch die Schweiz kamen, war der Bruder des Predigers de Gaultier, Jaques de Gaultier, thätig, indem er ihnen Päffe und Geld zur Reise ins Brandenburgische einhändigte und sie zu Tausenden zur Ansiedelung in den Staaten des Kurfürsten zu bestimmen wußte. Jaques de Gaultier ließ sich später als Arzt in Berlin nieder. Noch auf feinem Sterbebette gedachte der Kurfürst der Refngi^s. „Ich habe eine angenommene Familie", fprach er, „die mir aber nicht weniger teuer ist als diejenige, durch welche mich die Natur zum Vater gemacht hat. Es ist die große Zahl der Flüchtlinge, deren Kirchentrümmer ich ans Frankreich gerettet, und welche ich nach dem unglücklichsten kirchlichen Schiffbruche in meine Staaten, wie in einen sichern Hafen, aufgenommen habe". Die Franzofen fanden in Brandenburg mehr, als sie in ihrem Vaterlande verloren hatten. Freilich erschien hier der Himmel nicht so heiter wie in dem schönen, sonnigen Frankreich; statt der Rebenhügel, die sie verlassen, erstreckte sich weithin Wald, Heide und Sumpf. Die Städte waren verfallen, die Dörfer elend, Lebensart und Sitte der Bewohner rauh und unfein. Aber von dem Fürsten dieses Landes wurden sie mit Liebe empfangen und mit Wohlthaten überhäuft; die Möglichkeit einer glücklichen bürgerlichen Existenz und die Freiheit des Glaubens und Gewiffens war ihnen zurückgegeben. Ihre Aufnahme erforderte von dem Kurfürsten viele Opfer; dies so angelegte Kapital brachte aber den reichsten Segen. Schon daß das Land, welches durch den dreißigjährigen Krieg entvölkert worden, einen so großen Zuwachs an Menschenkraft erhielt, war als ein Gewinn zu betrachten. Und nicht alle Hugenotten kamen ganz mittellos; das,

9. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 45

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
. — 45 — Verstärkt. Die Bürger thaten jedoch die Wachen mit größter Unlust. „Weshalb auch sollen wir auf Wache ziehen", meinten sie „da wir doch nur Calvinisten zu bewachen haben, die nichts vom Verdienste Jesu halten und alle dem Tensel angehören!" Um den Wachtdienst zu erleichtern, schloß der Rat das Spandauer und Stralauer Thor. Nach dem Abzüge des Mausfeld kamen im Frühjahre 1627 die von Tillh besiegten Dänen und besetzten die Mark bis gegen Berlin hin. Gegen sie wurden die Ritterschaft und der Landsturm aufgeboten. Auch 150 Berliner Bürger erhielten den Befehl, nach Brandenburg zu gehen. Bei dieser Gelegenheit kam es, es war am 31. März 1627, in der Haupstadt zu einem wilden Tumulte. Man revoltierte beim Abmarsch, schlug auf die kurfürstlichen Trabanten und die Stadtdiener los, warf sie mit Steinen und trieb sie ins Schloß. Dabei schalt man ohne Scheu auf die Regierung und schrie, man wäre von ihr verraten und verkauft; sie hätte die Greuzeu besser vor den Dänen hüten sollen. Der Aufruhr wurde endlich gestillt und die Berliner marschierten ab. Als die Kaiserlichen nachher die Dänen aus dem Städtchen Plaue bei Brandenburg jagten, nahmen sie 40 Berliner gefangen und gaben sie erst nach lästigen Unterhandlungen wieder frei. Die Dänen trotzten dem Aufgebot und blieben. Da rückte Wallenstein ins Land und vertrieb sie. Drei Jahre lagerte er nun mit feinem gewaltigen Heere in der Mark. Berlin und Kölln erhielten keine Einquartierung; von beiden Städten wurden aber große Kontributionen zur Unterhaltung eines kaiserlichen Regimentes erhoben, monatlich 10 550 Thaler, und dies Jahre hindurch. Keine Schonung gab es für den, der nicht zahlen konnte! Von Hans zu Haus ging der Pfandwagen; allerhand Hausgerät, auch das notwendigste, Braupfannen und die Betten unter dem Leibe, nahm man den Leuten der Kriegssteuern wegen fort. Ein klägliches Schauspiel war es, wenn die Gepfändeten hinter dem Wagen hergingen, bitterlich weinten und die Hände rangen. Noch aber trugen die reicheren Bürger die Lasten, ohne daß man ihnen sonderliche Beschwerde oder Trübsal deshalb angemerkt hätte. „Von Pracht und Hoffart", sagt ein Bericht, „wird nicht abgelassen; dazu liegt die Stadt immer voll von Offizieren. Die geraten darüber in die Gedanken, als fei hier hinnen alles Gold, was da gleißet, lassen auch darüber wohl solche Worte fahren: beide Städte feien allein genug, das ganze Regiment auf ein Jahr zu unterhalten. Wehe aber uns, wenn es dahin kommt! Man ermahnet, fo viel man kann und mag, von der leidigen Hoffart, an welcher weder Gott noch Menschen Gefallen haben, abzustehen; die allerwenigsten aber lassen es sich zu Herzen gehen". Im Juni 1628 weilte Wallenstein als Gast im kurfürstlichen Schlöffe zu Kölln. Er kam in ansehnlicher und stattlicher Begleitung, blieb aber nur eine Nacht und zog alsbald weiter gen Stralsund. Sonst wurde die Stadt von kaiserlichen Offizieren nicht leer, und manche derselben haben ein schlimmes Andenken hinterlassen. Da war der Oberst Ernst Georg von Sparr; der legte in Berlin 3000 Musketen mit Beschlag, welche ein Leipziger Kaufmann an ein Stettiner

10. Unser Vaterland - S. 158

1900 - Berlin : Bruer
— 158 — Reichsheer in Breitenbach an der Fulda, zu dem auch bald die oberdeutschen Fürsten stießen, die er vorher vergeblich um Hülfe gebeten hatte. Seine Macht und sein Ansehen war überraschend gewachsen. Alle Herzoge leisteten persönlich Heeresfolge, und jeder Stamm eilte unter seinem Fürsten herbei. Von Heinrich selbst aber heißt es: „Durch hohen Wuchs ausgezeichnet, saß er hoch zu Roß, unter Tausenden sichtbar, von goldner Wehr umglänzt; wie der Morgenstern unter den Gestirnen, so strahlte er unter den übrigen Fürsten hervor." Bei Hohenburg (1075) an der Unstrut in der Nähe von Langensalza trafen die Reichstruppen mit dem sächsischen Heere zusammen, das zumeist aus Bauern bestand, an ihrer Spitze der tapfre Herzog Otto. Aber Heinrich siegte, und gegen 8000 Sachsen sollen das Schlachtfeld bedeckt haben, indeß 1500 Streiter des Reichsheeres gefallen waren. Jetzt erst sprach Erzbischof Siegfried den Baun gegen die Rebellen aus, und König Heinrich zog mit seinem Heere verwüstend durch den Harz, durch Sachsen und Thüringen. Ohne Mäßigung ließ der königliche Sieger das Land verwüsten, Kirchen und Klöster zerstören, so daß die Herzöge Rudolf von Schwaben und Bert hold von Kärnthen wegen dieser großen Sünde Fasten einstellten und gelobten, ihr Schwert für solches Kriegen nicht mehr ziehen zu wollen. Endlich beugten sich die Sachsen, selbst das tapfre Geschlecht der Billunger unter ihren Herzögen Magnus und Hermann. Auch Otto von Nordheim nebst vielen Bischöfen erschienen auf dem Felde zu Speyer Gnade flehend vor dem König, der ihnen zwar königliche Milde versprach, sie aber streng bewachen ließ, bis die Reichsfürsten über ihr Geschick entschieden haben würden. Doch Heinrichs Groll gegen die Sachsen war unversöhnlich. Das Verlangen des Papstes, den sächsischen Bischöfen Amt und Würden wiederzugeben, erfüllte er nicht; auch kam die Sache der Gefangenen gar nicht vor die nächste Reichsversammlung zu Goslar. Sie sollten bis zur Vernichtung gebeugt werden. Nur Otto von Nordheim, der in der Folge das Vertrauen Heinrichs gewann, wurde seiner Haft entlassen und ihm der Auftrag gegeben, die zerstörten Harzburgen und Königspfalzen wieder herzustellen. Die Sachsen sollten den königlichen Zorn empfinden. Mit tiefem Schmerze hörte der totkranke Hanno von solchem Thun. Seit die Wormser ihren Bischof vertrieben und die rheinischen Städte sich für Heinrich entschieden hatten, war dort auch der Sitz der übrigen
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