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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 78

1888 - Berlin : Hertz
78 Bestrafung der Raubritter; Joachim's landesväterliche Thätigkeit. fahren. Da legten ihm die Verschworenen einst bei der Jagd auf der Köpe. nicker Haide einen Hinterhalt; der Fürst wurde jedoch von einem Bauern ge» warnt, ließ seine Reisigen herbeikommen, jagte die Verschworenen aus ihrem Hinterhalt auf und uahm eine große Anzahl derselben nebst ihrem Führer gefangen. Sie erlitten zur Warnung einen schrecklichen Tod. Um das Uebel gründlich auszurotten, schickte der Fürst eine Anzahl bewaffneter Reiter mit Henkersknechten überall im Lande umher, die Landbeschä-diger aufzugreifen und sofort zuhängen. In einem Jahre wurden auf diese Weise über siebzig Junker und Knechte zum schimpflichsten Tode gebracht. Selbst die Fürsprache der angesehensten Verwandten, auch fürstlicher Personen wurde von dem strengen Joachim nicht beachtet, und als sein Onkel, der Markgraf Friedrich von Anspach, an ihn schrieb, er möchte nicht fürder gegen den Adel seines Landes wüthen, antwortete er: „Adelich Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dieses redliche Edelleute gewesen, so würden sie kein Verbrechen begangen haben." Ein ander Mal, als ein Ritter aus dem Mecklenburgischen ergriffen worden war, baten dessen zahlreiche Verwandte, nebst vielen Fürsten und Joachim's eigene Gemahlin, sowie sein Bruder für denselben, auch bot der Ritter sein ganzes Vermögen als Lösegeld; Joachim aber sagte: „Es ziemt sich nicht, daß ein Fürst die Gerechtigkeit seil habe oder Strafbare um Geld freilasse, und wenn dieser und jeder andere als Verbrecher Ergriffene hundert tausend Gnlden geben könnte, so würde doch keiner meinen Spruch ändern." Natürlich waren die Bauern und die Städte sehr bereitwillig, dem Fürsten bei seinem Unternehmen zur Ausrottung der Räubereien allen Beistand zu leisten, und so gelang es seinen ernstlichen Bemühungen, denen sich auch die benachbarten Fürsten anschlossen, die innere Sicherheit endlich wieder herzustellen und durch fortgesetzte Strenge zu befestigen. Die Marken erholten sich nun zuseheuds von den Zeiten der Noth und der Bedrängniß, und der Kurfürst konnte nach wenigen Jahren des Friedens mit Genugthuung auf die wieder erblühenden Länder sehen, welche seinem Scepter unterworfen waren. Auch außerhalb Brandenburgs wurde sein Name mit Achtung und Ruhm genannt, und die Stadt Hamburg begab sich während eines Streits der Hansestädte mit Dänemark freiwillig uuter seinen Schutz. Joachim's landesvaterliche Thätigkeit. In der That verdiente Joachim solches Vertrauen, wie der ganze Verlauf seiner eben so vorsorglichen und landesväterlichen, als strengen Regierung erwies. Wir sehen ihn später durch das ganze Land reisen, um sich eine genaue Kenntniß von allen 93er* hältuissen zu verschaffen. Ueberall wird er mit Jubel empfangen: denn man weiß von ihm, wie ein alter Schriftsteller sagt, daß er „aus gnädiger Zuneigung und Wohlmeinung kommt, um sich überall nach dem Regiments und Wesen der Städte zu erkundigen und ferner gnädiglich zu helfen und zu rathen, damit Städte und Einwohner an ihrer Nahrung zunehmen, sich bessern, Friede, Gericht und Recht bei ihnen erhalten werden." Nach dieser Reise erließ Joachim eine allgemeine Städteordnnng, worin unter Anderem auch die Einführung gleicher Maaße und Gewichte in allen märkischen Landen

2. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 40

1886 - Berlin : Hertz
40 hatte der Kurfürst Widerspruch und Ungehorsam zu bekämpfen, indem seine Mutter, Kursürstin Anna, die dem lutherischen Glauben mit Eifer ergeben war, die Lutheraner auf alle Weise unterstützte und ihre Tochter wider Wissen und Willen des Kurfürsten und zu seinem großen Ärgernis mit dem lutherischen König Gustav Adolf von Schweden verlobte. Hierbei, wie in allen Dingen, erwies sich Georg Wilhelm im höchsten Grade schwach und ohnmächtig. Das Söldnerwesen. Gleich am Anfang des dreißigjährigen Krieges geriet die Mark Brandenburg durch das Söldncr-weseu in große Not. Seit der Anwendung des Schießpulvers in der Kriegführung hatte der Ritterdienst immer mehr an Bedeutung verloren, die Ritter erschienen bei kriegerischem Aufgebot nicht mehr selbst, sondern schickten ihre Kutscher, Vögte und andere Dienstleute, und es wurde immer schwerer, mit dem Aufgebot der Adligen und der Städte einen ordentlichen Krieg zu führen. So blieb meistens nichts übrig, als Söldner zu werben, welche in der Aussicht auf hohen Sold und Beute einem jeden dienten: meist war es der Auswurf aller Völker, ohne das Ehrgefühl wahrer Krieger. Dieselben zogen, wenn sie entlassen wurden, gewöhnlich bettelnd, stehlend und plündernd im Lande umher und wurden für die Bewohner eine große Plage. So ganz besonders in der Mark, wo sich das Regiment Georg Wilhelms zu schwach erwies, um dem Übel zu steuern. Gleich am Beginn des dreißigjährigen Krieges wurde ganz Brandenburg und besonders Berlin durch den Unfug englischer Söldnerhaufen, welche dem König Friedrich V von Böhmen zu Hülse zogen, in Schrecken gesetzt. 18. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Ursachen des Kriegs. Der Religionskrieg, welcher Deutschland dreißig Jahre hindurch verwüstete, mußte deshalb früher oder-später zum Ausbruch kommen, weil durch den Nürnberger Religionsfrieden keiner der beiden Religionsparteien Genüge geschehen war, die Katholiken aber Macht genug erhalten hatten, um die allmähliche gänzliche Unterdrückung der Protestanten von neuem anzustreben, sie wußten sich zu diesem Zweck die Unterstützung der Kaiser aus dem österreichischen Hause zu verschaffen, welche mittelst der Unterdrückung der protestantischen Fürsten ihre eigene Gewalt im Reich zu erhöhen bemüht waren. Die Protestanten hatten sich

3. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 66

1880 - Berlin : Hofmann
66 mern, Frankreich den grten Theil vom Elsass, Brand enburg Hinterpommern und die Bisthmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterknigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwrde. Friede wars, doch der Friede eines Friedhofs! Was war aus Deutschland ge-worden? Stellenweise eine Wste! Viele Städte und Drfer von der Erde verschwunden oder menschenleer, die Bevlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die Hlfte zusammengeschmolzen, aller Wohl-stand, Handel und Gewerbe vernichtet, Kunst und Wissenschaft gelhmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh und Menschenhnde. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Ruberbanden. Unglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen, alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Frchte eines Religionskrieges! 31. Der groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Lranden-durg 16401688. 1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjhriger Knabe wurde er vor den Kriegsstrmen nach Kstrin geflchtet und dort er-zogen. Spter reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen und tapfern Statthalter von Dramen das Vorbild eines guten Regenten und an den fleiigen Hollndern das Muster glcklicher Unterthcmen. Er nahm sich vor, sein Land und Volk ebenso mchtig und glcklich zu machen. Als matt ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten wollte, floh er ins Feldlager zu Oranien und uerte dabei: Och bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte ihn auf die Schulter und sagte: Eure Flucht ist heldenmtiger, als wenn ich diese Festung eroberte. Vetter, ihr habt das gethatt, ihr werdet mehr thun, denn wer sich selbst besiegt, ist groer Thaten fhig." 2. Sein Regierungsantritt erfolgte in seinem 20. Jahre unter dm traurigsten Umstnden. Sein verwstetes Land hielten die Schweden zum Theil besetzt; die Truppen hatten dem Kaiser Treue geschworen, und die Regierungsgewalt hatte der Minister Schwarzen-berg inne. Zunchst wollte der junge Kurfürst Herr in seinem Lande werden. Mit festem Willen, scharfem Verstnde und glubigem Gottvertrauen ging er auf fein Ziel los. Zuerst beschrnkte er die Macht des allmchtigen Schwarzenberg, den ein Schlagfluss kurze Zeit daraus aus der Welt rief. Dann nahm er die Truppen in Eid und Pflicht und vermehrte die stehende Heeresmacht zuletzt bis auf 8000 Mann. Mit den Schweden schloss er Waffenstillstand. Auf die Friedensver-Handlungen bte er durch seine Klugheit und Festigkeit einen groen Einfluss aus. Er vermhlte sich mit der schnen, gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederlndischen

4. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 65

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 65 — Spitze eines Kavallerieregimentes reitet nun auch der König in die Stadt ein. Wer von den Kaiserlichen es noch vermag, flüchtet der Oderbrücke zu. Bagagewagen versperren aber den Übergang; es entsteht eine entsetzliche Verwirrung. Viele der Fliehenden werden in das Wasser gedrängt und finden in den Wellen ihr Grab; auch General Tieseubach soll mit seinem Pferde ertrunken sein. Die Redoute jenseit der Brücke räumen die Kaiserlichen, werfen die Geschütze in den Strom und zünden die Brücke an. Wer noch zurück ist, wird niedergehauen oder gefangen genommen. 1700 der Kaiserlichen wurden getötet und 800 gefangen genommen. 4 Obersten waren gefallen; die Obersten Morval und Buttler befanden sich in den Händen der Schweden. Diese zählten angeblich nur 300 Tote und 200 Verwundete. Sie erbeuteten 21 Kanonen, 26 Fahnen, 600 Centner Pulver, 1200 Centner Blei, einige Kornmagazine und die Kriegskasse im Betrage von 300000 Thalern. Die Schweden hatten einen glänzenden Sieg errungen; was diesem aber folgte, ist nur ans Sitte und Gebrauch einer rohen und gewalttätigen Zeit zu erklären, deren Einflüssen und Anschauungen auch ein Gustav Adolf unterworfen war. Um ferne Soldaten für die bewiesene Tapferkeit zu belohnen, erlaubte ihnen der König, die Stadt zwölf Stunden lang, von 6 Uhr abends an, zu plündern; Leib und Leben der Bürger aber sollten sie schonen. Die durch den blutigen Kampf erhitzten Soldaten kannten aber keine Mäßigung; sie nahmen alles, was des Mitnehmens wert schien, rissen den Wehrlosen die Kleider vom Leibe, mißhandelten sie, plünderten auch das Rathaus und verschonten nur die Kirchen und einige Pfarrhäuser. Mit Blut, Beulen und Wunden bedeckt, irrten die armen Einwohner aus den^ Straßen umher; was die kaiserliche Einquartierung ihnen noch gelassen, nahm jetzt der Schwede bis auf das Letzte. Gegen Abend brach ein Feuer aus; da in dem Jammer und Tumulte die Hände zum Löschen fehlten, gewann es an Umfang und zerstörte über 20 Häuser. Um 6 Uhr morgens wurde das Signal zum Einstellen der Plünderung gegeben; die wie toll gewordenen Soldaten kehrten sich aber nicht daran, bis sie der König durch Prügel und Degenstiche aus den Häusern treiben ließ. Er selbst soll dabei eingehauen haben. Mehrere Leute Jieß er sofort aufhängen. Der Rumormeister*) mußte durch die Straßen reiten und jeden, den er noch beim Plündern er-wischte, zum Galgen schicken. Er kam dazu, wie ein Schwede in eine Küsterwohnung drang und etwas leinenes Zeug raubte. Sosort ließ er den Soldaten greisen und ohne weiteres aufknüpfen, obwohl der Küster, dessen Familie und der anwesende Prediger Albmus für ihn baten. Ein Bürger war bei der Plünderung ums Leben gekommen, der Bürgermeister Krüger tödlich verwundet worden. *) Der Rumormeister gehörte zu denjenigen Beamten im schwedischen Heere, welche ans Erhaltung der Ordnung zu sehen hatten. Den ans frischer That ertappten Missethäter durste er ohne weiteren Prozeß zur Strafe ziehen. 5

5. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 78

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 78 — den Seihen des Krieges gefeilte sich die Pest. Tausenbe würden von ihr bahingerafft, Städte und Dörfer entvölkert. Weit und breit bot die Mark ein Schauspiel des höchsten Elenbs. Dabei würden hohe Kontributionen und Naturalverpflegungen ausgeschrieben, wo gerabe frembe Truppen lagerten, von biesen, sonst fortlaufen!) von der kurfürstlichen Regierung. Diese brauchte Gelb zum Unterhalte des eigenen Heeres. Damals begann man, Schwarzenberg, den allmächtigen Minister Georg Wilhelms, aus Herzens Grunb zu hassen und einen Verräter zu schelten, zumal er trotz allen Aufwanbes für die Kriegsmacht die Mark vor den Schweden nicht zu schützen vermochte. Das platte Laub verarmte; es gab Gegenben, z. B. im Havellanbe, wo man auf Meilen im Umkreise die Dörfer leer und verbrannt, ohne Menschen und Vieh fanb. Entsetzlich litten auch die fetäbte, und Berlin und Kölln machten babei keine Ausnahme mehr. Am 15. Oktober 1636 erschien der schwebische Oberst Jens von Habersleben, von Bauer abgeschickt, vor der Hauptstabt und branb-fchatzte sie um 21000 Thaler. Da an barem Gelbe augenblicklich nur 5000 Thaler aufgebracht werben konnten, mußten noch für 16 000 Thaler Obligationen, fällig auf den 9. November beffelßen Jahres, gegeben werben. Kaum war er fort, so kam der General Hermann Wrangel, belegte die Städte mit etlichen Schwabronen und Begnügte sich, boch erst nach langen llnterhanblungen, mit 15000 Ellen Tuch, 3000 Paar Schuhen und Strümpfen und 10 Munitionstoagen; statt der geforderten 250 Artilleriepferde nahm er 1000 Thaler. Außer1-dem aber mußte eine Menge Bier und Brot an feine Armee nach Köpenick geliefert werben, was auch einige taufenb Thaler an Wert ausmachte. Am 9. November 1636 war der Oberst Habersleben wieber vor den Thoren, um das Gelb für die fälligen Obligationen einzutreiben, was er mit großer Grausamkeit that, obgleich des Bittens so viel war, daß sich ein Stein in der Erbe hätte erbarmen mögen. Da nun nicht bar Gelb genug vorhanben war, um ihn zu beliebigen, so brachte man ihm an Golb und Silbergeschirr und Geschmeibe so viel, wie aufzutreiben war, und bies alles taxierte er selbst nach Gutdünken. Er nahm nicht einmal die bantals gangbaren Thaler, noch rheinische Golbgulben (die zu leicht im Gewichte waren), sondern nur alte, vollgültige Thaler und Dukaten, llnb eben war Habersleben abgefertigt, so kamen schon Boten von Wrangel, die bei seiner Branbschatzung gebliebenen Reste abzuholen. Die Befestigung der Städte hatte der Statthalter Schwarzenberg, welcher meistens in Spanbau refibierte, etwas verstärkt und erweitert und nun gehofft, die Bürger würden so viel Energie besitzen, biesen nicht sehr ansehnlichen Streifcorps Wiberstanb zu leisten. Das mutlose Nachgeben der Städte glaubte er strafen zu müssen und ließ beshalb den Bürgermeister Blechfchmibt arretieren und auf die Festung Spanbau bringen. Einen besseren Geist hauchte er aber damit weder beut Rate noch der Bürgerschaft ein, steigerte vielmehr nur den Haß gegen seine Perfon. Da er auch beim Eintreiben der Kontributionen keine Milbe kannte, nahmen die Klagen über ihn und seine „Tribulier-

6. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 83

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
Sache, mit Brandenburg verbündet waren. Am 15. November 1638 plünderten sie die Stadt rein aus, behandelten sie ganz wie einen eroberten feindlichen Ort und hausten darin gleich Unmenschen. Es heißt freilich, daß solches durch Nachzügler und Marodeure des kaiserlichen Heeres geschehen sei; wahrscheinlich aber ist es, daß diese von den Kommandierenden hierzu aufgestachelt worden. Man machte Perleberg den Vorwurf, es habe sich den Schweden gegenüber sehr nachgiebig bewiesen, die geforderten Kontributionen allzu willfährig gezahlt und dadurch dem gemeinsamen Feinde Vorschub geleistet. Was diesem Gerede Wahres zu Grunde lag, ist nicht mehr festzustellen; es lieferte aber der Habsucht, Raublust und Mordgier den Anlaß für die nichtswürdigste Behandlung. Bereits vorn 22. Oktober 1638 an war die Stadt stark mit kaiserlicher Einquartierung belegt gewesen und von dieser hart genug mitgenommen und geschädigt worden. Denn schon am 24. Oktober hatten die Soldaten geplündert und Gewaltthaten aller Art vollführt; das Schlimmste fürchteten die Bürger, als am 14. November die Generalität mit sämtlichen Regimentern den Ort verließ. Gegen die Nachzügler und Marodeure erbaten sie sich eine Schutzwache; man gab ihnen eine solche, denn an demselben Abende noch rückten 50 Reiter unter Kommando eines Hauptmannes und Lieutenants ein. In der Dämmerung des nächsten Morgens bemerkte man vor den Wallen und Thoren zahlreiche Soldatenhaufen und unter ihnen viele Reiter, die sich immer näher an die Stadt zogen und augenscheinlich Böses int Schilbe führten. Schleunigst traf man Anstalten sich gegen sic zu schützen, und verrammelte die Thore; boch erzwangen sie sich am Wittenberger Thore Einlaß. Gegen die Überzahl konnte die Schutzwache nichts ausrichten, brängte sie wohl einmal wieber zurück. mußte aber baun vor ihnen weichen und verließ die Stadt. Eine wilde, zuchtlose Rotte, die keinem Befehle mehr gehorchte, obwohl sich auch Offiziere im Haufen befanden, war nun Herr in den Straßen und in den Häusern. Die armen Einwohner ahnten, was ihnen bevorstand, und wer irgendwie noch konnte, flüchtete mit der retirierenden ^chutzwache aus den Thoren. Mehr denn hundert Menschen,_ Männer, Frauen und Kinder, gewannen so das ^rcic; sie gingen in das Elend, alle ihre Habe im Stiche lassend, nur das nackte Leben rettend, viele schon schwer verwundet. Wer zurück blieb, war bcr wilden, tierischen Wut schonungslos preisgegeben; kein Alter, kein Geschlecht faub Erbarmen. Was in dem langen Kriege noch an Gelb und Kostbarkeiten ge- rettet worben, hatte man, wie es bamals in ganz Dentfchlanb Brauch war, vergraben; auf Gewinn dieser verborgenen Schätze sahen es die Plünberer besonbers ab. Keine Marter, und war sie auch noch so scheußlich, blieb ba unversucht, um bic Leute zum Geständnisse zu^ bringen. Zu den entsetzlichsten Oualeu gehörte das Eingeben des '' j^odcntrunfes"• Unreines Wasser, am liebsten Jauche, würde den Unglücklichen in den Hals gegossen, bis sie erstickten ober in Angst und Ekel bekannten, was man von ihnen wollte. Jetzt in Perle-

7. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 35

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 35 — 14. Fremdes Kriegsoolk im Lande. (1620.) Das erste und zwar recht unwillkommene Zeichen von der in Böhmen (1618) entfesselten Kriegsfurie erhielt unser Land in dem Erscheinen des Weimarischen Corps. Der Kurfürst Georg Wilhelm wollte neutral bleiben. Trotzdem wurde einem Regimente des Herzogs Wilhelm von Weimar, das in den reformierten Niederlanden für Friedrichs V. Sache geworben war, erlaubt, durch die Mark nach der Lausitz zu marschieren; diese gehörte zu Böhmen. Die Soldaten sollten ihre Bedürfnisse überall bezahlen, hielten aber die schlechteste Mannszucht. Sie plünderten viele Ortschaften rein aus und trieben mit den geraubten Sachen auf dem Marsche einen förmlichen Handel. Endlich hatten sie die Grenze passiert und kamen vor Lübben an. Diese lausitzische Stadt verwehrte aber den Hilfstruppen des eigenen Königs die Aufnahme und zwang sie, vor den Thoren zu kampieren. Da zerschlugen sie die 300 Vorspannwagen, die man ihnen aus der Mark zum Transporte ihrer Bagage mitgegeben, und unterhielten mit dem Holze die Biwakseuer. Kaum sah man sich von dieser wilden Horde erlöst, so wurde die nahe Ankunft eines neuen Schwarmes gemeldet. Oberst Andreas Grey hatte im Ansange des Jahres 1620 für Friedrich, welcher der Schwiegersohn des englischen Königs Jakob war, in England ein Hilsscorps von ungefähr 3000 Mann zusammengebracht. 400 adlige Abenteurer und 61 Offiziere bildeten die besseren Elemente dieses Heeres; sonst waren hier die schlimmsten Gesellen vereinigt. Man erzählte, daß Grey die meisten aus den Gefängnissen aufgelesen hätte. Kein Wunder, daß ihnen der ärgste Rus vorausging und jeder sie gern von seinen Grenzen ferngehalten hätte. Zndem war ihr cal-vinistisches Bekenntnis den Lutheranern Nord-Deutschlands ein Greuel. Widrige Winde hielten die Schar eine geraume Zeit auf dem Meere zurück. Der lange Aufenthalt in den Fahrzeugen, wo der knappe Raum den vielen Menschen kaum eine Bewegung verstattete, und die schmale und schlechte Schissskost bewirkten, daß bald eine seuchenartige Krankheit unter ihnen ausbrach, die sie mit auf deutschen Boden brachten. Für die ausgestandenen Entbehrungen entschädigten sie sich in den reichen Quartieren der Elbniederung und hausten dort in Üppigkeit und Schwelgerei. Dadurch aber nahm die Krankheit nur zu; viele erlagen ihr auf dem Marsche und wurden in den Wäldern begraben. In der Mark waren nachher allein 60 Wagen zum Transporte der Kranken erforderlich. Die Soldaten trugen die Krankheit in die Quartiere. Das Volk, dem sie bis dahin unbekannt gewesen war, lernte sie wegen ihres meist tödlichen Ausganges bald fürchten und nannte sie die Pest. Kaum waren die englischen Schiffe in der Elbmündung vor Anker gegangen, so boten auch schon die Herzöge von Mecklenburg 3*

8. Unser Vaterland - S. 615

1900 - Berlin : Bruer
-— 615 —- hatte Kaiser Franz die Tochter dem französischen Kaiser zur Gemahlin gegeben, nachdem noch nicht zwei Jahrzehnte zuvor die Schwester seines Vaters in Frankreich unter der Guillotine ihren Tod gefunden hatte. Der fast übermenschliche Glanz des Vermählungsfestes war um so mehr beängstigend, da der große, zum Feste gebaute Ballsaal in Brand geraten war, als alle Festteilnehmer darin versammelt waren. Ungezählte kamen darin um oder wurden im Gedränge erdrückt. „Wie Gott den eingebornen Sohn für die Erlösung der Menschheit dahin gegeben", so trösteten sich die Wiener, „gab der gute Kaiser-Franz seine Tochter für die Rettung des Vaterlands." Schon vor seiner Vermählung hatte Napoleon den von ihm erwarteten Sohn zum König von Rom bestimmt, den Quirinal für sich zum Kaiserpalast. Die altrömische Kaiserpracht sollte sich in seinem Hause erneuern. Am 20. März 1811 wurde ihm wirklich ein Sohn geboren, von dein das Volk in Deutschland spottend sang: „Der König von Rom, Napoleons Sohn, Ist viel zu klein Ein König zu sein." . . In Preußen waren unterdessen, nach außen fast unscheinbar, die von Stein, Hardenberg und Scharnhorst angebahnten Neugestaltungen langsam, aber sicher ins Leben getreten. Unterstützt von Gneisenau, dem einstigen tapfern Kommandanten Kolbergs, suchte Scharnhorst die in den Kriegsjahren sichtbar gewordenen Schwächen der preußischen Heeresausbildung der neuerdings bewährten französischen Kriegskunst entsprechend umzugestalten. Besonders wertvoll erschien es, durch fortwährende militärische Ausbildung der immer wieder als Reservetruppen entlassenen Soldaten, die jeden Augenblick zur Waffe zurück gerufen werden konnten, ein Heer von 150,000 Mann zur Verfügung zu haben, obgleich Napoleon Preußen nur eine stehende Armee von 42,000 Mann erlaubt hatte. Fester, als auf diese Waffenmacht, gründete sich Preußens Zukunft auf den Freiheitsdrang, auf den Haß des Volkes gegen das Fremdjoch. Die nationale Stimmung schuf sich selbst Pflege und Kraft in geheimen Bündnissen (Tugendbund), die sich als sittlich-wissenschaftliche Vereinigungen über ganz Norddeutschland verbreiteten. Das war eine neue Seite des Erwachens im deutschen Volksleben. Von dem Taumel schwelgerischer Genußsucht, von dem Luxus, der Sittenlosigkeit und der

9. Unser Vaterland - S. 103

1900 - Berlin : Bruer
— 103 — machtlos. Da verschanzte sich König Heinrich mit seinen Mannen in der Veste Verla bei Goßlar und machte von da Ausfälle auf den Feind. Bei einem solchen hatte er das Glück, einen feindlichen Heerführer in seine Gewalt zu bekommen. Um diesen loszukaufen, gingen die Ungarn endlich auf einen neunjährigen Waffenstillstand ein, da Heinrich ein hohes Lösegeld an Gold und Silber verschmähte. Freilich mußte er sich daneben zu einem jährlichen Tribut verstehen; aber Zeit gewonnen war auch hier alles gewonnen. Leider galt der Waffenstillstand nicht für das südliche Deutschland, wo sich die Ungarn durch wilde Raubfahrten gütlich thaten. Die Germanen, besonders die Sachsen, hatten allezeit einen Widerwillen gegen feste Städtemauern gehabt. Sie waren hingerissen von den Prachtbauten römischer Städte; aber es mochte ihnen sein, wie dem Landbewohner heutiger Zeit, der auch gern die Großstadt sieht, ihr aber bald mit noch größerer Befriedigung wieder entflieht. Die Burgen, die Königspfalzen und Bischofssitze waren durch Mauern umfriedigt; der freie deutsche Bauer aber, der Kern des deutschen Volkes, liebte sein freies Heim und seinen Hof, von dem er in weite Ferne hinaus schauen konnte, über die wogenden Felder hin, die durch seiner Hände Arbeit grünten und Frucht trugen. Darum her hatte er Wallhecken gezogen; das galt nun als Grenzmarke für des Nachbars Gehöft, und das Vieh der Weide konnte nicht darüber hinweg. Der dunkle Wald in der Ferne war sein und seiner Stammesgenossen Jagdrevier. Nun wurden Wall und Mauern nothwendig gegen die Ungarn, und Heinrich ließ Tag und Nacht bauen, Burgen, Vesten und Städte zu errichten. Aus der jederzeit zum Kampfe verpflichteten Bevölkerung mußte jeder neunte Mann zum Heerdienst in die fette Stadt ziehen; die acht übrigen bebauten das Land und mußten den dritten Teil des Ertrages in die Stadt liefern, die ihnen zur Zeit der Noi eine Zufluchtsstätte bot. Gerichtstage, Märkte, Festlichkeiten sollten in den Städten abgehalten werden. Der älteste Sohn des Hauses war verpflichtet, mit dem Heere auszuziehen; die Heergeräte und Waffen mußte er mitbringen. Ein altes Schriftstück der Gothaer Bibliothek, das etwa, der Sprache nach zu urtheilen, ein Jahrhundert später geschrieben wurde, meldet darüber: „De uegeu jar redete sie de Koning Heinrich un bot, (gebot) dat de negebe (neunte) man van dem Lanbe in be stabe vore

10. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 17

1886 - Berlin : Oehmigke
17 junckern ohne geldt, eine groe, breite gae zu enge, einen andern gemeinen Menschen neben sich lassen herzu gehen, und mchte wohl jemand zu solchen Hoffertigen gesellen sprechen: lieber juncker nicht zu hochgetretten. Solve quod debes, et servato fidem." In den Kleidungen der Berliner herrschte bereits einige Mannigfaltigkeit, je nachdem man sie von den Trachten anderer Nationen, die man nachahmte, entlehnt hatte, und dadurch entstand eine Art von Mode, besonders bei dem Frauenzimmer, welches sich darinnen ansznzeichnen schien. Man trug aber meh-renteils noch kurze Wmser, gewhnlich von schwarzer Farbe, ferner spanische Mntel und Kragen und auf dem Kopfe stolze Barette, die bei vornehmen Personen von Sammet, bei ge-ringeren von Filz, Tuch oder Leder waren. Als der Krfrst 1609 die Erbhuldigung in der Altmark einnahm, trug er ein grn-damastnes Habit und hatte das Haupt entblt. Da die Vermgensumstnde der Unterthanen sich verringert hatten, so waren keine Polizeigesetze wider den Aufwand in den Kleidungen ntig; der Mangel machte deshalb natrliche Einschrnkungen. Weil keine stehenden Soldaten unterhalten wurden und, wie gesagt worden, nicht unterhalten werden konnten, um die Stadt zu bewachen, so war solches das Geschft der Brger. Damit aber solche auch mit den Waffen einigermaen umzu-gehen verstehen mchten, so verstattete man ihnen das Scheiben-und Vogelschieen. Daher schrieb der Kurfürst 1617 an den Rat zu Berlin, da der Brgerschaft vor dem Ratanse fr die Bchsen- und Bogenschtzen eine Vogelstange errichtet werden sollte, und gab selbst dazu einen Teil der Kosten her. Er schien auch fr dieses Vergngen der Einwohner sehr ein-genommen zu sein, weshalb er dem Rate nachdrcklich befahl, es ja so einzurichten, da das Werk bei seiner Rckkunft ans Preußen vollendet sei. Schillmann, Bilder. 2
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