Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 78

1888 - Berlin : Hertz
78 Bestrafung der Raubritter; Joachim's landesväterliche Thätigkeit. fahren. Da legten ihm die Verschworenen einst bei der Jagd auf der Köpe. nicker Haide einen Hinterhalt; der Fürst wurde jedoch von einem Bauern ge» warnt, ließ seine Reisigen herbeikommen, jagte die Verschworenen aus ihrem Hinterhalt auf und uahm eine große Anzahl derselben nebst ihrem Führer gefangen. Sie erlitten zur Warnung einen schrecklichen Tod. Um das Uebel gründlich auszurotten, schickte der Fürst eine Anzahl bewaffneter Reiter mit Henkersknechten überall im Lande umher, die Landbeschä-diger aufzugreifen und sofort zuhängen. In einem Jahre wurden auf diese Weise über siebzig Junker und Knechte zum schimpflichsten Tode gebracht. Selbst die Fürsprache der angesehensten Verwandten, auch fürstlicher Personen wurde von dem strengen Joachim nicht beachtet, und als sein Onkel, der Markgraf Friedrich von Anspach, an ihn schrieb, er möchte nicht fürder gegen den Adel seines Landes wüthen, antwortete er: „Adelich Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dieses redliche Edelleute gewesen, so würden sie kein Verbrechen begangen haben." Ein ander Mal, als ein Ritter aus dem Mecklenburgischen ergriffen worden war, baten dessen zahlreiche Verwandte, nebst vielen Fürsten und Joachim's eigene Gemahlin, sowie sein Bruder für denselben, auch bot der Ritter sein ganzes Vermögen als Lösegeld; Joachim aber sagte: „Es ziemt sich nicht, daß ein Fürst die Gerechtigkeit seil habe oder Strafbare um Geld freilasse, und wenn dieser und jeder andere als Verbrecher Ergriffene hundert tausend Gnlden geben könnte, so würde doch keiner meinen Spruch ändern." Natürlich waren die Bauern und die Städte sehr bereitwillig, dem Fürsten bei seinem Unternehmen zur Ausrottung der Räubereien allen Beistand zu leisten, und so gelang es seinen ernstlichen Bemühungen, denen sich auch die benachbarten Fürsten anschlossen, die innere Sicherheit endlich wieder herzustellen und durch fortgesetzte Strenge zu befestigen. Die Marken erholten sich nun zuseheuds von den Zeiten der Noth und der Bedrängniß, und der Kurfürst konnte nach wenigen Jahren des Friedens mit Genugthuung auf die wieder erblühenden Länder sehen, welche seinem Scepter unterworfen waren. Auch außerhalb Brandenburgs wurde sein Name mit Achtung und Ruhm genannt, und die Stadt Hamburg begab sich während eines Streits der Hansestädte mit Dänemark freiwillig uuter seinen Schutz. Joachim's landesvaterliche Thätigkeit. In der That verdiente Joachim solches Vertrauen, wie der ganze Verlauf seiner eben so vorsorglichen und landesväterlichen, als strengen Regierung erwies. Wir sehen ihn später durch das ganze Land reisen, um sich eine genaue Kenntniß von allen 93er* hältuissen zu verschaffen. Ueberall wird er mit Jubel empfangen: denn man weiß von ihm, wie ein alter Schriftsteller sagt, daß er „aus gnädiger Zuneigung und Wohlmeinung kommt, um sich überall nach dem Regiments und Wesen der Städte zu erkundigen und ferner gnädiglich zu helfen und zu rathen, damit Städte und Einwohner an ihrer Nahrung zunehmen, sich bessern, Friede, Gericht und Recht bei ihnen erhalten werden." Nach dieser Reise erließ Joachim eine allgemeine Städteordnnng, worin unter Anderem auch die Einführung gleicher Maaße und Gewichte in allen märkischen Landen

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 219

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich Wilhelm's Selbstthnigkeit; die Aushebung und Werbung. 219 ordnet und ändert die Verfassung und Verwaltung des Staates; wenn die Stände widersprechen wollen, so sagt er gerad heraus, daß er „die Junkers ihre Autorität rniniren werde." „Ich stabilire die Souveränität," sagte er, „wie einen Kocher de Bronce,“ und ohne Widerrede müssen seine Befehle vollzogen werden. Aber er ist sich dabei bewußt, nur den Vortheil des Volkes im Auge zu haben, und das Herrschen ist ihm nicht blos persönliche Leidenschaft, sondern er sieht es als Gottes Ordnung an und will, daß diese Ordnung überall beachtet werde, von oben herab soll jeder Untergebene seinem Vorgesetzten eben so gehorsam sein, wie ihm. Während Friedrich I. den Erweis seines fürstlichen Ansehens in äußerem Prunke suchte, hat Friedrich Wilhelm in seinem einfachen Rocke, auf seinem hölzernen Schemel, in seinem geraden, derben Soldatentone doch eben einen höheren Begriff von seiner königlichen Stellung als Jener; aber vor Allem fühlt er sich für seinen Staat verpflichtet und lebt nur seines Staates wegen. Er muß daher Alles wissen, was in jedem Zweige der Verwaltung vom Größten bis zum Kleinsten gethan wird, er muß erfahren, was in jedem Theile seines Staates vorfällt, ohne ihn darf Nichts gethan werden. Er arbeitet von früh bis spät, er schläft kaum und immer unruhig; ihn halten die schlechtesten Wege, Wind und Wetter, Eis und Schnee nicht ab; ohne alle Bequemlichkeit ist er immer auf, zu Wagen oder zu Pferde, immer eilig, Nichts geht ihm schnell genug; so bietet er allen Beschwerden Trotz. Dasselbe verlangt er von seinen Beamten, seinen Dienern, weil er sie dafür bezahlt, daß sie arbeiten sollen. Er selbst bewacht Alles unablässig. Alle Beamten zittern vor ihm, weil Keiner vor seiner Eontrole sicher ist. Er erfährt, daß der Thorschreiber in Potsdam die Bauern srüh vor dem Thore warten läßt, ohne zu öffnen; eines Morgens geht er selber hin, findet den säumigen Beamten noch im Bette und prügelt ihn mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreeiber," höchst eigenhändig aus dem Bette heraus. Er wollte, die ganze Nation sollte so einfach leben und so thätig und betriebsam sein wie er*). Das Heer unter Friedrich Wilhelm; die langen Kerls. Seine Thätigkeit ging, wie gesagt, vor Allem auf die Vermehrung und Vervollkommnung des stehenden Heeres hinaus. Er nannte die Soldaten,,seine lieben blauen Kinder" und widmete ihnen wirklich eine Art väterlicher Zärtlichkeit, wiewohl er es als guter Vater, wie wir sehen werden, an sehr strenger Zucht nicht fehlen ließ. Während seiner Regierungszeit ist die Armee von 48,000 Mann, wie er sie vorfand, fast auf das Doppelte vermehrt worden. Schon im Jahre 1719 zählte dieselbe 54,000, im Jahre 1740, dem Todesjahre des Königs, 83,500 Mann. Es war natürlich nicht leicht, diese großen Truppenmassen aus der beschränkten Einwohnerzahl des Landes zusammenzubringen und doch mußte wenigstens der größte Theil aus den Landeskindern genommen werden. Die freiwilligen Werbungen reichten nicht Hin, und so geschah es, daß junge dienstfähige Leute auch mit Gewalt fortgenommen wurden. Doppelt saftig wurden die Aushebungen dadurch, daß die Werber in gegenseitigem Wetteifer sich oft in denselben Ortschaften durch listige oder gewaltsame Wegführung *) Stenzel, Itt.

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 224

1888 - Berlin : Hertz
224 Sorge für Die stabte und Gewerbe. auf dem Throne, den erhabenen Berus, ein Schirmherr der Protestanten von Deutschland zu sein, und nachdem ihm seine geistlichen Räthe versichert, daß die Salzburger keine Schwärmer, sondern ehrliche Lutheraner seien, erklärte er ihnen, er wolle sie, wenn ihrer auch etliche Tausend wären, in seinem Lande aufnehmen. Er begnügte sich nicht, ihnen freien Landbesitz in Preußen mit allen Rechten und Vortheilen anderer Colonisten zuzusichern, sondern schickte ihnen auch Reisegeld auf die ganze Dauer der Reise. Die Auswanderer schlugen dann in freudigem Gottvertrauen den Weg nach Berlin ein, wo sie feierliches Glockengeläute, sowie das Wohlwollen des Königs, seiner Familie und der ganzen Bevölkerung empfing. Ihre Zahl wuchs bis über 15,000, und sie siedelten sich fast sämmtlich in Preußen, besonders in Lit-thauen, um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg an, wo ihnen guter Acker, Wiesen, Weide, Fischerei und Wälder überlassen, auch das nöthige Vieh und Acksrgeräth großentheils unentgeltlich gewährt wurde. Auch Kirchen und Schulen errichtete ihnen ihr neuer Landesfürst, und that überhaupt Alles, um ihnen die preußische Heimath so lieb zu machen, wie die frühere. So erhob sich an den Grenzen des Reiches eine neue Schöpfung, und im Jahre 1799 konnte der Kronprinz Friedrich voll Freude schreiben: „Die Erde ist wieder angebaut, das Land bevölkert; bet König hat es weder an eigener Mühe, noch an dem, was Andere antreiben kann, fehlen lassen, keinen Aufwand hat er erspart, Hunderttausend denkender Wesen verdanken ihm ihr Dasein oder ihr Glück." Der Anbau der Städte erfreute sich ebenso wie der Landbau der fürsorglichen Theilnahme des Königs: besonders die Hauptstadt Berlin. Die Friedrichstadt wurde um die Hälfte erweitert, die großen Plätze in der Mitte der Stadt, welche jetzt wegen ihrer Schönheit bewundert werden, die prächtige Wilhelmsstraße mit ihren Palästen wurden damals angelegt. Der König versuhr dabei zum großen Theile mit einer gewissen Härte, indem er wohlhabenden Bürgern geradezu befahl, neue Häuser zu bauen. Er wies den Leuten Plätze an, gab ihnen allenfalls auch einen Theil des Baumaterials, und nun mußten sie ohne Widerrede an den Bau heran. „Der Kerl hat Geld, muß bauen," hieß es beim Könige, und da waren alle Gegenvorstellungen unnütz oder sogar gefährlich. — Noch mehr geschah für Potsdam, welches durch den Willen der branbenburgischen Fürsten ans einem morastigen Boben, den man erst mühsam ausfüllen mußte, zu künftiger Herrlichkeit entstanb. Der Wohlstanb der gewerbtreibenben Klassen und die Hebung des vater-länbischen Gewerbfleißes lagen dem Fürsten gleichfalls sehr am Herzen. Es war ihm ein Aergerniß, daß so viel Gelb aus seinem Lanbe nach Frankreich, Hollanb und England für die von bort gekauften Waaren ging: das sollte anders werben. Um das Gelb im Lanbe zu erhalten und zugleich die gesunkenen Gewerbe wieber zu beleben, verorbnete er zunächst, daß alle Bekleibnngs-stücke seiner Soldaten nur aus einheimischer Waare gefertigt werben sollten; balb legte er auch den übrigen Unterthanen die Pflicht auf, sich bei ihrer Bekleidung blos preußischer Wollenstoffe zu bedienen. Er kannte die Mittel, sich Gehorsam zu verschaffen, und brachte es dahin, daß bald Niemand mehr an die fremden Waaren dachte. Es lag ihm besonders an der Hebung der Wollmanusaklur in feinen Landen; bamit aber die Tuchmacher den ihnen ge-

4. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 405

1888 - Berlin : Hertz
„Der König rief, und Alle, Alle kamen." 405 März), den Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung für die Helden des Befreiungskrieges gestiftet, um der patriotischen Begeisterung durch das Andenken der theueren Verklärten eine höhere Weihe zu ertheilen. Des Königs Aufruf entflammte diese Begeisterung zu dem herrlichsten Feuer Der König rief, und Alle, Alle kamen" ist das erhebende Gedenkwort jener herrlichen Zeit geblieben. Das gesammte Volk wollte lieber den Gedanken der höchsten Noth und Entbehruug als einer neuen Knechtschaft fassen Ganz Preußen war wie eine große Wassenstätte, alle Kräfte regten sich in neuer Lust und Frische, Jünglinge, die kaum aus dem Knabenalter getreten wareu, Männer mit grauem Haare, Väter von zahlreichen Fctnu* lien, — Alles eilte herbei zu dem harten Dienste des Krieges. Aber nicht die Männer allein, es waren auch.greise und Kinder, und vor Allem die Frauen, welche von einem schönen Eifer entbrannt waren. Das ganze Volk arbeitete und lebte für den Krieg. Wer nicht mitziehen konnte, der gab sein Gut ober die Arbeit seiner Hände. Freudig brachte die Hausfrau ihren Schmuck oder ihr Silbergeräth, das sie mit Zinn oder Eisen ersetzte, die Kinder ihren Sparpsennig, die Dienstmagd die Ringe aus ihren Ohren, — und edle Juugsraueu gab es, die, weil sie nichts Anderes zu bringen hatten, ihr langes, schönes Haar abschnitten und den Erlös dem Vaterlande darbrachten. ^ r Unvergeßlich wird in der Geschichte des Vaterlandes das Frühjahr und der Sommer 1813 sein! Wäre auch nichts errungen worben, so würde boch der Geist, welcher bamals durch das Volk wehete, bemselben fort und fort zum Stolze gereichen, der hehre Geist, welcher alles irdische Gut, Ruhe und Frieden, und selbst das Leben gern zum Opser barbringen will für unsichtbare Güter, für die Liebe der Freiheit und des Vaterlandes. Und das war das ^ewig Denkwürdige und Einzige in jener Zeit, daß sie selbst den gemeinen Sinn mit sich fort riß: sie erhob die Herzen mit solcher Allgewalt, daß sie nur ihrer großen, gemeinsamen Pflicht gedachten, daß alle Leidenschaften, Sinnlichkeit und Eigennutz zurücktraten. Der große Zweck weihete die Einzelnen, ein Jeber fühlte, daß der schwere Sieg nur im Glauben und in der Zucht gewonnen werden könnte. So ist die Zeit der Freiheitskämpfe zugleich die Zeit der Befreiung von den Banden des Unglaubens und der Zweifelsucht geworden; ein lebendiger Aufschwung zu Gott dem Herrn begleitete den Aufschwung zu bürgerlicher Freiheit und weihete das großartige Beginnen des deutschen Volkes, welchem der Segen des lebenbigen Gottes nicht fehlen sollte. 46. Die Freiheitskriege bis zu Napoleons Rückzug aus Deutschland. Napoleon's Rüstungen. Napoleon war, als in Rußlanb Alles verloren war, nach Paris geeilt und dort in der Stille der Nacht am 18. December eingetroffen. Er machte den Franzosen bekannt, daß in Rußlanb viel Geschütz und Gepäck, auch 30,000 Pserbe verloren gegangen seien, die Größe des Verlustes an Menschen verschwieg er. Das Heer sei noch stark genug, die barbarischen Russen hinter ihren Grenzen im Zaume zu halten, aber zur Fortsetzung und schnellen Beenbiguug des Krieges seien 350,000 Mann srischer

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 46

1886 - Berlin : Hertz
/ 46 die allgemeine Not zu vermehren. Noch schlimmer wurde es in den folgenden Jahren, als die Kaiserlichen, von den siegreichen Schweden aus Pommern zurückgedrängt, ihren Rückzug wieder durch Brandenburg nahmen. In Städten und Dörfern wurde ärger, als je, gewütet, ohne Schonung alle Häuser, Kirchen und selbst die Gräber erbrochen und geplündert, und von den Einwohnern durch die ausgesuchtesten Martern Geld erpreßt. Der Kurfürst begab sich, als die Not am höchsten gestiegen war, nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast ebenso schwer, wie die fremden Heere. Zum Glück für das hart geprüfte Land starb Georg Wilhelm am 20. November 1640. Er ist der einzige hohenzollernsche Fürst gewesen, dessen Regierung nur Trübsal über sein Volk gebracht hat. Doch ließ die göttliche Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Herrscher folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.

6. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 49

1886 - Berlin : Hertz
Schwarzenberg, der diese Schritte mißbilligte, mußte bald einsehen, daß der Kurfürst seinen Ratschlägen nicht folgen würde; eine Nachricht von der ihm drohenden gänzlichen Ungnade ergriff ihn so sehr, daß er darüber am Schlagfluß starb. Friedrich Wilhelm ging nun auf sein nächstes Ziel los, sich ein stehendes Heer zu schaffen: fürerst bildete er eine Macht von etwa 3000 Mann. Es war dies die erste stehende Trnppenmacht in Brandenburg, der erste Kern des preußischen Heeres, welches, nach und nach gekräftigt und verstärkt, einer der wichtigsten Grundpfeiler der Monarchie geworden ist. Friedrich Wilhelms Verhalten bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Seine Vermählung. Nach Schwarzenbergs Tode that der Kurfürst alsbald Schritte, um sich mit den Schweden zu vertragen; er schloß einstweilen einen Waffenstillstand, wußte den hierüber aufgebrachten Kaiser zu beschwichtigen, und vermehrte unterdes seine Truppenmacht schnell bis auf 8000 Mann. Er gab sich während der ferneren Dauer des dreißigjährigen Krieges keiner der kriegführenden Parteien ganz hin, wollte aber allmählich feine eigene Macht soweit kräftigen, daß er im rechten Augenblick das ©einige zur Entscheidung des Kampfes beitragen konnte. Unterdes wurde man in ganz Deutschland des Krieges müde und es kam endlich in Münster und Osnabrück zu Friedensunterhandlungen. Friedrich Wilhelm mußte dabei sein Hauptaugenmerk auf die Erwerbung Pommerns richten, dessen letzter Herzog während des Kriegs gestorben war, auf welches aber die Schweden gleichfalls Ansprüche erhoben hatten. Die Streitfrage hätte leicht erledigt werden können, wenn die junge Königin von Schweden Christina den Kurfürsten geheiratet hätte, wie es Gustav Adolf gewünscht hatte. Dieselbe war aber jeder Heirat abgeneigt und auch der Kanzler Oxenstierna widerstrebte der Vereinigung mit Brandenburg. Friedrich Wilhelm wählte nun die Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette zu seiner Gemahlin, die durch ihren reichen hochgebildeten Geist und die Vor-trefflichkeit ihres Herzens ebenso wie durch Schönheit ausgezeichnet war (1646). Durch diese Heirat wurde der Kurfürst den Schweden mehr entfremdet, und dieselben wußten es bei den Friedensverhandlungen durchzusetzen, daß Vorpommern unter ihrer Herrschaft blieb, wogegen Friedrich Wilhelm außer Hinterpommern und Kam» min noch die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Min- Hahn, Leitfaden. 4

7. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 66

1880 - Berlin : Hofmann
66 mern, Frankreich den grten Theil vom Elsass, Brand enburg Hinterpommern und die Bisthmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterknigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwrde. Friede wars, doch der Friede eines Friedhofs! Was war aus Deutschland ge-worden? Stellenweise eine Wste! Viele Städte und Drfer von der Erde verschwunden oder menschenleer, die Bevlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die Hlfte zusammengeschmolzen, aller Wohl-stand, Handel und Gewerbe vernichtet, Kunst und Wissenschaft gelhmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh und Menschenhnde. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Ruberbanden. Unglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen, alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Frchte eines Religionskrieges! 31. Der groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Lranden-durg 16401688. 1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjhriger Knabe wurde er vor den Kriegsstrmen nach Kstrin geflchtet und dort er-zogen. Spter reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen und tapfern Statthalter von Dramen das Vorbild eines guten Regenten und an den fleiigen Hollndern das Muster glcklicher Unterthcmen. Er nahm sich vor, sein Land und Volk ebenso mchtig und glcklich zu machen. Als matt ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten wollte, floh er ins Feldlager zu Oranien und uerte dabei: Och bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte ihn auf die Schulter und sagte: Eure Flucht ist heldenmtiger, als wenn ich diese Festung eroberte. Vetter, ihr habt das gethatt, ihr werdet mehr thun, denn wer sich selbst besiegt, ist groer Thaten fhig." 2. Sein Regierungsantritt erfolgte in seinem 20. Jahre unter dm traurigsten Umstnden. Sein verwstetes Land hielten die Schweden zum Theil besetzt; die Truppen hatten dem Kaiser Treue geschworen, und die Regierungsgewalt hatte der Minister Schwarzen-berg inne. Zunchst wollte der junge Kurfürst Herr in seinem Lande werden. Mit festem Willen, scharfem Verstnde und glubigem Gottvertrauen ging er auf fein Ziel los. Zuerst beschrnkte er die Macht des allmchtigen Schwarzenberg, den ein Schlagfluss kurze Zeit daraus aus der Welt rief. Dann nahm er die Truppen in Eid und Pflicht und vermehrte die stehende Heeresmacht zuletzt bis auf 8000 Mann. Mit den Schweden schloss er Waffenstillstand. Auf die Friedensver-Handlungen bte er durch seine Klugheit und Festigkeit einen groen Einfluss aus. Er vermhlte sich mit der schnen, gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederlndischen

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 185

1883 - Berlin : Hofmann
185 Herzen feind. In Minden hrte er die Verteidigung eines Angeklagten und rief, da der Advokat geendet: Der Kerl hat recht!" Nun aber trat der Advokat der andern Partei auf und sprach nicht minder geschickt. Der Kerl hat auch recht!" rief der König rgerlich und wandte den Rechtsverdrehern" den Nucken. Ein hohes Verdienst erwarb sich der König um die Volksbildung, so da er als Vater des blhenden preuischen Volksschulwesens gelten kann. Er wollte, da jeder Unterthan in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde und hielt die Bildung des ganzen Volkes bis zum letzten Bauern fr viel wich-tiger als die gelehrte Bildung einzelner. berall lie er Schulen anlegen und befahl den Eltern, ihre Kinder vom 5.12. Jahre hinein zu schicken. . Sein Heer hielt er fr den Grundpfeiler der Staatsmacht und brachte es von 48 000 auf 84 000 Mann. Die Soldaten nannte er seine lieben blauen Kinder" und widmete ihnen vterliche Frsorge. Sie wurden aus dem ganzen Lande angeworben, wozu jeder Werber seinen bestimmten Bezirk angewiesen bekam. Die ltesten Shne waren vom Heerdienst befreit. Doch das eigene Land lieferte nicht genug Rekruten, so wurden denn die benachbarten Staaten mit zu Hilfe genommen. Be-sonders eifrig wurde Jagd auf lange Kerls" gemacht, denn fr diese hatte der König eine wahre Leidenschaft. Sein Leibregiment in Potsdam bestand aus lauter Riesen. Ein Deutscher, der sich in Paris als Riese fr Geld sehen lie, konnte erst als 4. Mann eingestellt werden. Durch Geld, gute Worte, List und Gewalt waren sie aus allen Lndern zusammengeholt, in langer Mnch ward aus Rom mit viel Gefahr und Kosten entfhrt. Peter der Groe von Rußland hatte den König mit 150 baumlangen Rekruten erfreut. Das Leibregimeut kostete dem Könige ein Heidengeld. Den Soldaten gab er hohen Sold, erzeigte ihnen allerlei Begnstigungen und stiftete gern eintrgliche Heiraten fr sie. Alle militrischen Verbesse-rungen wurden zuerst in diesem Regiments probiert, so da es die Muster-schule fr die ganze Armee war. Der treueste Gehilfe des Knigs in mili-tarifchen Dingen war der Fürst Leopold von Dessau, der alte Dessauer genannt. Er fhrte eiserne Ladestcke statt der hlzernen, den Gleichschritt und das gleichzeitige Feuern ein. Doch ehe es so weit kam, da auf ein Kommandowort die ganze Schar wie ein Mann stand, lud und scho, also eine vollkommene Einheit in der Vielheit darstellte, setzte es weidliche Pffe und Schlge mit dem Korporal-stocke; denn die Zucht war eisern streng. Die grausamste Strafe war das Spierutenlaufen. Der König war bemht, die Bildung und Tchtig-keit der Offiziere und ihr Standes-Ehrgefhl zu heben. Leider gestattete sich ihr bermut allerlei Willkr gegen Brger und Bauern. 4. Seine Kriege und sein Ende. Das vortreffliche Heer hat nur selten Gelegenheit gehabt, seine Tchtigkeit zu bewhren. In dem nor-dischen Kriege besetzte Friedrich Wilhelm Stettin, nahm die Inseln Usedom, Wollin und Rgen und eroberte Stralsund. Im Friede:: mit Schweden

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 266

1889 - Berlin : Nicolai
— 266 — an mir einen aufrichtigen Frennd finden werden, welcher Erkenntlichkeit verbinden wird mit seinem Bestreben, die Erinnerungen an das Vergangene zu tilgen, welche nnr Bedanern erwecken. Ich bin ?c. 305. Scharnhorsts Denkschrift „die Uerteidignngsmittel des preußischen Staates betreffend*)". 1807. (Förster, Ii, S. 247 f.) ... Es bleibt änßerst wichtig, eine solche Anordnung zu treffen, dnrch die man die Armee, und vorzüglich die Infanterie, geschwind vermehren kann. Dies möchte anf folgende Art am leichtesten möglich sein: 1) Man läßt bei jeder Kompagnie 1 Offizier mehr, als angefetzt und nötig ist. 2) Man entläßt von jeder Kompagnie in den ersten 3 Jahren jährlich 20 Mann noch diensttüchtige Leute ins Kanton, nachher jährlich 10, und ersetzt die abgehende Mannschaft dnrch andere. Dnrch diese Einrichtung bekommt man in 3 Jahren gegen 17000 Mann geübter Lente, zu denen man 280 Offiziere hat. Forderte die Politik, so wenig Truppen als möglich aufzustellen, so wird die obenerwähnte Mann- schaft als auf immer entlassen angesehen und die Offiziere als zum Etat gehörig. Ein großer Teil der denkenden Militärs war von jeher für eine Landmili^. Sie kann zu zwei Zwecken dienen: 1) Die Rnhe des Landes zu erhalten, die Polizei zu unterstützen, das Land gegen die Plündernngen der Marodeure zu deckeu und feiud- liehe Streifereieu zu verhindern. 2) Das Land in Verbindung mit regelmäßigen Trnppen zu verteidigen. Fänden Ew. Majestät eine solche Einrichtung für die dereinstigen Ver- Hältnisse vorteilhaft, so würde es sich fragen, ob nicht die Brüder und Söhne, die Eigentümer von Hänsern, Grnndstncken, bedeutendem Vermögen, die Söhne der Königl. Bedienten u. f. w., kurz ein Teil der bisher vom Militärdienst erinnerten jungen Lente, welche in den kantonfreien Städten sehr beträchtlich fein würde, zu einer solchen Miliz organisiert und bloß zu dem ersten Zweck bestimmt würden, damit man sie zum zweiten nur dann heranziehen könnte, wenn man es dereinst für gut fände. Die Ausführung *) In dieser Denkschrift legt Scharnhorst seine ersten Gedanken Über die Ein- richtung einer Landwehr nieder. Nachdem er über die Verteilung der Truppen anf die Festungen und deren Verbindung gesprochen, stellt er eine Berechnung über die Wehrkraft des Landes an und kommt zu dem Schlüsse, daß eine Be- völkerung von 5 Millionen genügen würde, eine Armee von 120—150000 Mann zu stellen; doch würde bei der schwierigen Finanzlage des Landes die Zahl zu- nächst auf 65—70000 Mann zu beschränken sein.

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 292

1889 - Berlin : Nicolai
trauen zu ihrem Beherrscher mit Staudhaftigkeit und Kraft gegen fremde Unterdrückung verteidigen. Preußen, würdig des Namens, theilt Ihr dies Gefühl! Auch Ihr hegt den Wunsch, vom fremden Druck Euch zu befreien. Mit Rührung werde ich die Beweise davon gewahr in den: Eifer, mit welchem die Jüng- linge aus alleu Ständen zu den Waffen greifen und unter die Fahnen Meines Heeres sich stellen, in der Bereitwilligkeit, mit welcher gereifte Männer voll Verachtung der Gefahr sich zum Kriegsdienst erbieten, und iu deu Opfern, mit welchen alle Stände, Alter und Geschlechter wetteifern, ihre Vaterlandsliebe an den Tag zu legen. Ein mit Mut erfülltes Heer steht mit siegreichen und mächtigen Bundesgenossen bereit, solche Anstren- gnngen zu unterstützen. Diese Krieger werden kämpfen für unsere Unab- hängigkeit und für die Ehre des Volkes; gesichert aber werdeu beide nur werden, wenn jeder Sohn des Vaterlandes diesen Kampf für Freiheit und Ehre teilt! Preußen! zu diesem Zweck ist es notwendig, daß eine allgemeine Landwehr auf das schleunigste errichtet und ein Landsturms ein- geleitet werde. Ich befehle hiermit die erste und werde deu letzteren an- ordnen lassen. Die Zeit erlaubt uicht, mit Meinen getreuen Ständen da- rüber iu Beratung zu treten, aber die Errichtung der Landwehr ist nach den Kräften der Provinzen entworfen, die Regierungen werden selbige den Ständen mitteilen. Eile ist nötig, der gute Wille jedes einzelnen kann sich hier zeigen. Mit Recht oertraue ich auf ihu. Mein getreues Volk wird iu dem letzten entfcheidenden Kampf für Vaterland, Unabhängigkeit, Ehre und eigenen Herd alles anwenden, den alten Namen treu zu bewahren, den unsere Vorfahren uns mit ihrem Blute erkämpften. Wer aber aus nichtigen Vorwänden und ohne Mangel körper- licher Krast sich Meinen Anordnungen zu entziehen suchen sollte, den treffe nicht nur die Strafe des Gesetzes, sondern die Verachtung aller, die für das, was dem Menschen ehrwürdig und heilig ist, das Leben freudig zum Opfer bringen. Meine Sache ist die Sache Meines Volkes und aller Gutgesinnten in Europa! Gegeben Breslau, den 17. März 1813. Friedrich Wilhelm. 323. Vaterlandsliebe. 1813. Unter dieser Überschrift finden sich in den Berliner und Breslauer Zeitungen von ^813 lange Reihen von freiwilligen Beisteuern verzeichnet, von denen folgende hier eine Stelle finden mögen (nach Förster I., S. jo ff.). l) Die Landsturm - Verordnung selbst ist vom 21. April, wurde jedoch erst am 8. Mai und an den folgenden Tagen publiziert.
   bis 10 von 51 weiter»  »»
51 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 51 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 6
3 1
4 3
5 2
6 0
7 1
8 0
9 0
10 38
11 0
12 7
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 3
26 7
27 2
28 10
29 0
30 0
31 0
32 0
33 6
34 4
35 0
36 6
37 21
38 1
39 9
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 4
46 1
47 7
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 113
2 2
3 13
4 25
5 0
6 0
7 43
8 29
9 125
10 15
11 0
12 3
13 13
14 3
15 8
16 53
17 671
18 0
19 51
20 8
21 3
22 8
23 54
24 1
25 19
26 11
27 1
28 3
29 59
30 1
31 5
32 22
33 0
34 36
35 13
36 46
37 148
38 217
39 89
40 8
41 92
42 18
43 44
44 18
45 57
46 28
47 0
48 2
49 1
50 0
51 25
52 91
53 3
54 16
55 3
56 41
57 3
58 13
59 51
60 85
61 4
62 0
63 3
64 2
65 17
66 14
67 13
68 75
69 43
70 1
71 141
72 40
73 7
74 26
75 17
76 24
77 37
78 17
79 2
80 1
81 1
82 18
83 36
84 1
85 51
86 61
87 42
88 7
89 1
90 29
91 0
92 262
93 0
94 51
95 4
96 13
97 2
98 222
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 6
4 1
5 11
6 0
7 8
8 1
9 13
10 6
11 0
12 3
13 0
14 0
15 0
16 2
17 5
18 13
19 2
20 0
21 12
22 1
23 0
24 1
25 3
26 4
27 2
28 0
29 0
30 24
31 0
32 0
33 48
34 0
35 27
36 0
37 0
38 0
39 34
40 11
41 0
42 0
43 5
44 26
45 0
46 1
47 4
48 0
49 4
50 10
51 2
52 11
53 0
54 8
55 10
56 0
57 2
58 1
59 41
60 81
61 22
62 7
63 1
64 1
65 64
66 0
67 10
68 1
69 0
70 0
71 23
72 1
73 3
74 0
75 6
76 0
77 0
78 1
79 0
80 9
81 23
82 3
83 0
84 1
85 0
86 0
87 1
88 1
89 0
90 0
91 6
92 1
93 1
94 0
95 0
96 0
97 4
98 3
99 9
100 16
101 0
102 3
103 4
104 0
105 1
106 1
107 1
108 0
109 0
110 6
111 7
112 11
113 0
114 5
115 0
116 2
117 1
118 1
119 1
120 0
121 15
122 0
123 8
124 2
125 2
126 2
127 3
128 0
129 2
130 1
131 12
132 2
133 2
134 0
135 2
136 22
137 0
138 0
139 0
140 18
141 3
142 10
143 13
144 8
145 19
146 1
147 2
148 7
149 0
150 6
151 15
152 5
153 0
154 1
155 107
156 21
157 34
158 0
159 0
160 0
161 1
162 2
163 0
164 0
165 16
166 22
167 0
168 3
169 3
170 8
171 6
172 0
173 6
174 2
175 14
176 5
177 42
178 0
179 2
180 0
181 0
182 32
183 45
184 1
185 1
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 6
195 0
196 8
197 0
198 12
199 2