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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 124

1888 - Berlin : Hertz
124 Der Ritterdienst und das Söldnerwesen. an den König von Polen, um denselben zu versichern, daß er Alles aufbieten werde, die Verbindung rückgängig zu machen. In der That versuchte er dies, indem er an die Kursürstin Anna, wie an Gustav Adolph sehr entschieden schrieb, ihn „hinsüro mit dieser Heirath gnädig zu verschonen." Aber ungeachtet dieses Berbots erschien noch in demselben Jahre eine schwedische Gesandtschaft, um die hohe Braut feierlich einzuholen. Georg Wilhelm hatte nicht die Energie, sich weiter zu widersetzen, und nachdem die Vermählung zu Stockholm vollzogen war, entschuldigte er sich beim Könige von Polen, „er habe dem Willen seiner Mutter und der Neigung seiner Schwester nicht Gewalt anthun wollen." Wenn Georg Wilhelm's Ohnmacht sich selbst in seinen Familienange-legenheiten so klar erwies, so konnte es nicht Wunder nehmen, daß der Fürst sich in den öffentlichen Angelegenheiten noch schwächer zeigte. Als der dreißigjährige Krieg sich den Grenzen der Mark näherte, war er völlig außer Stande, eine feste Stellung in dem großen Parteikampf zu ergreifen. Das Söldnerwesen. Die Mark Brandenburg selbst war in Folge des damaligen Kriegswesens bereits schwer heimgesucht. Das Söldnerwesen war, wie erwähnt, überall an die Stelle der früheren Wehrpflicht der Ritter und Städte getreten. Von dem alten kriegerischen Geist der Adeligen war fast nirgends mehr die Rede: er war allmälig erloschen, seitdem durch die Auwendung des Schießpulvers die Bedeutung des ritterlichen Kriegsdienstes gesunken war. Früherhin war der Ritterdienst im vollen Harnisch die Ehre des Adels und sein Vorrecht gewesen; nachher, wo die Harnische als unnütze Last großenteils weggeworfen wurden, weil sie gegen das Geschütz doch nicht helfen konnten, „durfte (wie sich der Kurfürst Johann Sigismund ausdrückt) jeder schlechte Kerl aus eiu Pferd gesetzt werden und des Ritters Stelle vertreten. Dieser gewöhnte sich daran, heim zu bleiben und an seiner Statt Kutscher, Vögte, Fischer und dergleichen schlimm und unversucht Lumpengesindel, statt guter, starker Heugste aber kleine schwache Klepper zu schicken. Welcher Ritter mochte dann mit solchem Volke dienen!" Bald war so wenig kriegerischer Sinn im Adel, daß der Kurfürst Georg Wilhelm, als er im Jahre 1623 die Lehensleute aufbot, hinzufügte, sie möchten das für keinen Scherz halten und nicht etwa säumig sein. Nicht besser war es in den Städten: die Bürger machten es wie der Adel, und schickten Tagelöhner und Gesellen, statt selber auszuziehen. Trat ein Kriegsfall ein, so vermochte der Fürst auch durch die dringendsten Bitten an die Stände niemals eine genügende Anzahl Truppen zusammenzubringen, und oft geuug kam es zu den ärgerlichsten Auftritten, wenn er eine Musterung der dienstpflichtigen Leute halten ließ. Dies wurde noch schlimmer, als die religiöse Spaltung zwischen dem Kurfürsten und dem Volke eingetreten war; denn seitdem wurde dem Fürsten oft ganz geflissentlich die nöthige Hülse vorenthalten. So blieb denn nur ein Mittel übrig, um im Kriege etwas auszurichten: nämlich die Werbung von Söldnern. Bei den häufigen Kriegen waren seit Jahrhunderten hoher Sold und Beute, sowie das zügellose Kriegsleben Lockungen geuug für eine Menge von Menschen , welche nicht Vermögen oder Lust hatten, sich durch ein anderes Gewerbe zu ernähren. Im Falle eines Krieges schlossen die Fürsten Werbeverträge mit bewährten Hauptleuten oder Obersten, welche sich verpflichteten,

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 208

1888 - Berlin : Hertz
208 Erwerbung von Tecklenburg; Heer und Miliz. Neufchatel und Valengin; auch wurde die Anerkennung der königlichen Würde von Preußen beim Friedensschluß im Namen Frankreichs und Spaniens ausdrücklich ausgesprochen. Neufchatel und Val engin in der Schweiz waren früher durch Heirath an das Haus Dramen gekommen, von Wilhelm Iii. von England aber im Jahre 1694 an den damaligen Kurfürsten Friedrich abgetreten worden. Französische Prinzen machten jedoch gleichfalls auf das Land Anspruch und der französische Gesandte in der Schweiz setzte Alles in Bewegung, um dasselbe für Frankreich zu gewinnen. Da sich die Bewohner selbst zu Preußen hinneigten, so drohte der Franzose, daß kein Winkel der Erde sie vor dem Zorn seines Königs schützen werde. Die versammelten Stände aber erklärten , trotz dieser Drohungen, die Ansprüche Friedrich's für die gegründetsten, nahmen ihn als rechtmäßigen erblichen Herrn unter der Bedingung, daß er ihre Freiheiten und Rechte bestätige, an und übergaben feinem Gesandten die Regierung (1707). Der König von Frankreich wollte damals die Zahl seiner Feinde nicht vermehren und gab nach; im Uhrechter Frieden erkannte er, wie gesagt, Friedrich's Rechte als souveräner Prinz von Dramen, Neufchatel und Valengin an. Erwerbung von Tecklenburg. Von anderen Erwerbungen König Friedrich's I. ist noch die Grafschaft Tecklenburg in Westphalen zu erwähnen. Ueber das Erbrecht in derselben hatte länger als ein Jahrhundert hindurch ein Streit zwischen den Grafen von Bentheim und den Grafen von Solms-Braunfels geschwebt, welcher zuletzt zu Gunsten der Letzteren entschieden worden war. Das Haus Solms^Braunfels glaubte jedoch den Besitz wegen der langen Anfeindungen ihrer Nebenbuhler nicht ruhig antreten zu können und verkaufte deshalb die Grafschaft Tecklenburg für 250,000 Thaler an den König von Preußen (1707). Ueber die Ausdehnung des neuen Besitzes entstanden zunächst weitere Streitigkeiten mit den Grafen von Bentheim, erst 1729 erfolgte eine Einigung, nach welcher Preußen die ursprüngliche Grafschaft Tecklenburg erhielt, die Grafen von Bentheim unter Beibehaltung des Titels von Tecklenburg die übrigen Güter (die Herrschaft Rheda mit Gütersloh u. s. w.) behielten. Heer und Miliz. Das stehende Heer, welches der große Kurfürst als die Hauptstütze der aufkeimenden Macht seines Staates bei jeder Gelegenheit bezeichnet hatte, galt auch Friedrich I. als eine der wichtigsten Säulen seiner Kriegsgewalt. In den letzten Jahren seiner Regierung war die preußische Armee stärker, als je vorher; bereits an 50,000 Mann mit 40 Generalen. Dem Sinn des Königs für äußeren Prunk entsprach es, daß er verschiedene Arten prächtiger Leibwachen errichtete. Da findet man Garde du Corps, deutsche und französische Grands - Mousquetairs, wo jeder Soldat Lieutenantsrang hatte, Grenadiers ä cheval, Gensd’armes, die preußische und kurmärkische Garde zu Fuß, ein Leibregiment zu Pferde und Grenadiergarde. Alles sehr kostbar ausgerüstet, bekleidet und besoldet. Eigenthümlich ist, daß wir schon damals den Versuch einer Art Landwehr finden, die bereits erwähnte Miliz. Auf den königlichen Domainen sollten die Bauersöhne, welche uuverheirathet und noch unter 40 Jahren waren, in den Waffen geübt wer* den. Nachdem man ihnen einmal die Furcht benommen, als würde sie ohne

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 236

1888 - Berlin : Hertz
2oß Anweisung zu Friedrich'« Erziehung; dessen Jngendbilduug. damente; die alte Historie „nur überhin;" die Geschichte der letzten 150 Jahre aber auf das Genaueste; das Natur- und Völkerrecht, wie auch die Geographie, und was in jedem Laude merkwürdig, sollte er vollkommen inrte haben, absonderlich aber die Historie des Hauses Brandenburg, weil ein heimisches Beispiel allezeit mehr Kraft hat, als ein auswärtiges. „Absonderlich," heißt es dann, „haben sich beide Hofmeister äußerst angelegen sein zu lassen, meinem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und ihm zu impri-miren, daß Nichts in der Welt einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag, als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Der König verbot streng, den Prinzen etwa zu verzärteln oder gar zu weichlich zu gewöhnen, und weil Faulheit, woraus Verschwenden und Durchbringen entstehe, eines der größten Laster sei, so sollten die Hofmeister dem Prinzen davor den allergrößten Ekel in der Welt beibringen, anch mit ihren Köpfen dafür haften, daß alle Ausschweifungen vermieden würden. Diese Vorschriften wurden zwar sehr streng befolgt, aber gerade in der Hauptsache, im Religionsunterrichte, verfehlte man es von vorn herein; denn die großen Geheimnisse des christlichen Glaubens wurden dem lebendigen Prinzen auf so trockene, pedantische Weise vorgetragen, daß, weit entfernt sein Herz dafür zu erwärmen, dasselbe vielmehr zurückgestoßen wurde. Der König selbst verschlimmerte diesen Eindruck, indem er den Kronprinzen oft zur Strafe Psalmen auswendig lernen ließ und demselben hierdurch ein inneres Gefallen an den frommen Dichtungen verleidete. Natürlich wurde der Instruction gemäß alle Sorgfalt angewandt, um dem jungen Prinzen frühzeitig des Vaters Neigung zum Soldatenwesen einzuflößen und ihn mit allen Regeln des Dienstes bekannt zu machen. Schon im zarten Alter mußte Friedrich die Kinderkleider mit der Uniform vertauschen und zu seinem großen Schmerze sein schönes blondes Haar der knappen soldatischen Frisur aufopfern. Zu seiner Uebung im Waffendienste wurde schon im Jahre 1717 eine kronprinzliche Cadetteu-Eompagnie errichtet und später auf ein Bataillon vermehrt. Friedrich war schon im zwölften Jahre im militärischen Dienste so bewandert, daß er dem als Gast anwesenden König von England seine Cadetten zur größten Zufriedenheit vorführte. Um ihm das Kriegswesen auf möglichst angenehme Weise beizubringen, ließ Friedrich Wilhelm in einem Saale des königlichen Schlosses eine Art Zeughaus einrichten und allerlei Gewehre, Kanonen und dergleichen da aufstellen. Im vierzehnten Jahre wurde der Kronprinz zum Hauptmann, im fünfzehnten znm Major, im siebzehnten zum Oberstlieutenant avancirt, und zwar nicht blos dem Namen nach, sondern er machte die regelmäßigen Dienste, wie jeder andere Offizier, mit. Auch den Revuen mußte er überall mit dem Vater beiwohnen, und wenn zu diesem Zwecke Reisen in die Provinzen unternommen wurden, so suchte ihn zugleich der König auf die einfachste Weise mit den verschobenen Verwaltungsgegenstänben bekannt zu machen und sein Interesse bafür zu erwecken. Verstimmung und Zwiespalt zwischen Vater und Sohn. Friebricü zeigte mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten, mit zunehmender Gesundheit des Körpers entwickelte sich in ihm ein lebhafter, munterer Geist und

4. Für die obere Stufe - S. 50

1892 - Berlin : Gaertner
50 Mittelalter und Neuzeit. Generaldirektoriiim zu einheitlicher Verwal tun er, Oi Kriegs- und Domänenkammern. Verpachtung der Domänen auf Zeit; Schutz der Bauernstellen; Kolonisation. (Salzburger in Ostpreufsen.) — Förderung der Industrie (einheim. Tuch), Verbot fremder Fabrikate (Seide). Erweiterung der Städte. (Wilhelm-strafse in Berlin.) Gründung von Volksschulen. (Schulzwang.) — Abneigung gegen Wissenschaft; Förderung des kirchlichen Sinnes. (Franckes Einflufs.) 2. Das Heer. Aushebung (in Kantonen) und Werbung. (80 000 Mann.) Musterregimenter in Halle (der Dessauer) und Potsdam (Riesengarde); eiserner Ladestock, Gleichschritt. Auswahl und Bildung der Offiziere. B. Verhalten nach aufsen. Fr. W., mächtig durch sein Heer, ist friedliebend, in politischen Fragen unselbständig. 1720—1721 Ende des nordischen Krieges; Vorpommern bis zur Peene preufsisch. Nachgiebigkeit gegen den Kaiser. (Grumbkow.) Das englische Heiratsprojekt wird aufge-geben, der Kronprinz heiratet Elisabeth f Christine von Braunschweig - Bevern, eine Nichte der Kaiserin. — Anerkennung der pragmatischen Sanktion. (Maria Theresia als Erbin.) Das Herzogtum Berg wird vom Kaiser gleichzeitig dem Könige und dem Pfalzgrafen versprochen. Unwille des Königs, welcher Tiirkenhilfe verweigert. Lebensweise: Jagd und Tabakskollegium. — Gichtleiden.

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 49

1886 - Berlin : Hertz
Schwarzenberg, der diese Schritte mißbilligte, mußte bald einsehen, daß der Kurfürst seinen Ratschlägen nicht folgen würde; eine Nachricht von der ihm drohenden gänzlichen Ungnade ergriff ihn so sehr, daß er darüber am Schlagfluß starb. Friedrich Wilhelm ging nun auf sein nächstes Ziel los, sich ein stehendes Heer zu schaffen: fürerst bildete er eine Macht von etwa 3000 Mann. Es war dies die erste stehende Trnppenmacht in Brandenburg, der erste Kern des preußischen Heeres, welches, nach und nach gekräftigt und verstärkt, einer der wichtigsten Grundpfeiler der Monarchie geworden ist. Friedrich Wilhelms Verhalten bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Seine Vermählung. Nach Schwarzenbergs Tode that der Kurfürst alsbald Schritte, um sich mit den Schweden zu vertragen; er schloß einstweilen einen Waffenstillstand, wußte den hierüber aufgebrachten Kaiser zu beschwichtigen, und vermehrte unterdes seine Truppenmacht schnell bis auf 8000 Mann. Er gab sich während der ferneren Dauer des dreißigjährigen Krieges keiner der kriegführenden Parteien ganz hin, wollte aber allmählich feine eigene Macht soweit kräftigen, daß er im rechten Augenblick das ©einige zur Entscheidung des Kampfes beitragen konnte. Unterdes wurde man in ganz Deutschland des Krieges müde und es kam endlich in Münster und Osnabrück zu Friedensunterhandlungen. Friedrich Wilhelm mußte dabei sein Hauptaugenmerk auf die Erwerbung Pommerns richten, dessen letzter Herzog während des Kriegs gestorben war, auf welches aber die Schweden gleichfalls Ansprüche erhoben hatten. Die Streitfrage hätte leicht erledigt werden können, wenn die junge Königin von Schweden Christina den Kurfürsten geheiratet hätte, wie es Gustav Adolf gewünscht hatte. Dieselbe war aber jeder Heirat abgeneigt und auch der Kanzler Oxenstierna widerstrebte der Vereinigung mit Brandenburg. Friedrich Wilhelm wählte nun die Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette zu seiner Gemahlin, die durch ihren reichen hochgebildeten Geist und die Vor-trefflichkeit ihres Herzens ebenso wie durch Schönheit ausgezeichnet war (1646). Durch diese Heirat wurde der Kurfürst den Schweden mehr entfremdet, und dieselben wußten es bei den Friedensverhandlungen durchzusetzen, daß Vorpommern unter ihrer Herrschaft blieb, wogegen Friedrich Wilhelm außer Hinterpommern und Kam» min noch die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Min- Hahn, Leitfaden. 4

6. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 125

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 125 - Henriette. In ihrem Namen bewahrt sie das Gedächtnis ihrer Gründerin, und eine dankbare Nachwelt hat das Bild derselben in Erz aufgerichtet. Die Erinnerung an sie lebt vor allem fort in den Herzen derer, welchen sie durch die Stiftung des Waisenhauses Gutes gethan hat für das ganze Leben. 39. Steuern und Äccije. Der große deutsche Krieg hatte unser Land arm gemacht. Nicht nur jede der kriegführenden Parteien zog aus ihm an Kapitalien, was^ irgend aufgebracht oder erpreßt werden konnte, auch die eigene Regierung nahm die Steuerkraft der Unterthanen so ausgedehnt wie nur irgend möglich in Anspruch. Nach dem Vorgänge Wallensteins, der die Armee durch regelmäßige Geldzahlung der von ihm besetzten Länder erhielt, schrieb auch Georg Wilhelm, während die alten, schon vorhandenen Steuern ihren regelmäßigen Fortgang nahmen, eine Kriegskontribution nach der andern aus. Sie war eine Abgabe in barem Gelde, die ans den Grundbesitz der Bürger und Bauern gelegt und auch noch lange nach dem Kriege erhoben wurde, da Kursürst Friedrich Wilhelm zur Sicherung seiner Staaten beständig ein Heer ans den Beinen erhalten mußte, die Landstände aber ausreichende Mittel zum Unterhalte desselben verweigerten. Mit unnachsichtlicher Strenge wurde die Kontribution eingetrieben. Wer sie nicht bezahlte, hatte sofortige Exekution zu erwarten. Um so drückender wurde sie, je mehr Häuser allmählich verlassen wurden und wüst lagen, da der Ausfall durch die noch bewohnten Häuser gedeckt werden mußte. Es gab aber in allen Städten und Dörfern eine Menge wüster Stellen. Im Jahre 1644 wurden in Berlin, das vordem 835 bewohnte Häuser gehabt, 358 wüste Feuerstellen gezählt, 1645 noch 215. Kölln hatte nur 22 wüste Stellen, was, wie der Bericht hinzufügt, gegen das Minus, so bei Berlin zu sinden, gar nicht in Betracht kommt. In den kleineren Städten der Mark sah es aber viel, viel schlimmer aus. In Prenzlau z. V. waren von den früher vorhandenen 787 Hänfern noch 321 übrig, von denen nur 107 bewohnt wurden. Man kann sich da leicht vorstellen, wie schwer die Leistung der Kontributionen den noch vorhandenen Bürgern fiel. In einem Schreiben an den Kurfürsten Georg Wilhelm vom 20. Juli 1640 klagen die Städte Berlin und Kölln ihm ihren üblen Zustand und sagen unter anderm: „Nunmehr ist es so weit gekommen, daß der Acker bei den meisten und vornehmsten Ortschaften unbestellt liegt, Handel, Nahrung und Gewerbe aufgehört habeu, Städte, Flecken und Dörfer wüste stehen, und auf viele Meilen Weges weder Mensch noch Nieh, weder Hund noch Katze zu sinden ist. Dessen ungeachtet sind immer noch von Ritterschaft und Städten die schwersten Kontributionen durch militärische Zwangsmaßregeln erpreßt worden. Wenn dieser

7. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 192

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
toq§ sie an Geld und Geldeswert gerettet hatten und mitbrachten, war nicht gering und unserm damals armen Vaterlande zum Vorteile. Industrie und Gewerbe erhielt durch die Einwanderung einen vorher kaum geahnten Aufschwung, denn in den meisten Künsten und Fertigkeiten waren die Franzosen den Brandenburgern überlegen. In der Seidenmanufaktur und mit der Fabrikation feiner Tuche wurde durch sie erst der Ansang gemacht. Sie galten als die Meister der Perückenmacherkunst; auch diese wurde nun nach Berlin gebracht. Goldschmiede, Juweliere, Uhrmacher und Bildhauer siedelten sich in der Residenz an. Die Franzosen aus dem stachen Lande bauten Tabak; sie zogen tressliche Gemüse und seines Obst ans dem Sandboden, den sie durch Fleiß und Geschick allmählich in gutes Fruchtland umwandelten. Zu den Refugi^s, welche sich in Berlin ansässig machten, gehörte der Graf Friedrich von Schömberg. Nach rühmlichen Kriegsfahrten _unter Bernhard von Weimar und in niederländischen und portugiesischen Diensten war er in das Heer Ludwigs Xiv. getreten und zum Marschall ernannt worden, als treuer Reformierter aber nach der Aufhebung des Edikts von Nantes ausgewandert und nach Brandenburg gegangen. Friedrich Wilhelm machte ihn zum Generalissimus seiner Armee. Der Gras bewohnte in Berlin das Hans, welches in unsern Tagen das Palais Kaiser Friedrichs gewesen ist. Er hielt sich zur französischen Gemeinde und nahm durch Rang und Bedeutung in ihr die erste Stelle ein. Aus französischen Edelleuten hatte Friedrich Wilhelm eine Elitetruppe gebildet, die Grands Mousquetairs. Die erste Kompanie derselben hatte ihr Standquartier in Prenzlan, die zweite in Fürstenwalde. Während sich der Kurfürst selbst Oberst der 1. Kompanie nannte, machte er den Grafen von Schömberg zum Oberst der 2. Kompanie. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms ging der Gras mit Abbatue zu Wilhelm von Oranien und mit diesem nach England. In der Schlacht am Boyne-Flnß in Irland, am 10. Juli 1690, starb er den Heldentod. Die Franzosen haben das Gute, was ihnen unser Land erwiesen, durch treue Anhänglichkeit vergolten. Aus Fremdlingen wurden sie zu wackeren brandenburgischen und preußischen Bürgern. Allmählich, im Lause von mehr als hundert Jahren, vollzog sich der Prozeß der Verschmelzung. Die Franzosen verschwanden unter den Deutschen; die meisten ihrer Gemeinden lösten sich aus, und die Orte unsers Staates, wo solche heute noch existieren, sind zu zählen. Berlin hat noch immer die zahlreichste sranzösisch-reformierte Gemeinde, gegen 6000 Seelen mit drei Pfarrkirchen und angesehenen Stiftungen. In allen Gemeinden wird schon längst deutsch gepredigt, nur in Berlin noch einmal sonntäglich in einer einzigen der drei Kirchen französischer Gottesdienst gehalten, weniger, weil es für die Gemeinde noch notwendig wäre, als in dem Wunsche, die Sprache der Väter nicht ganz Dgeklingen zu lassen. Aus den Familien ist die französische Sprache als Muttersprache völlig verschwunden, ebenso jede Eigentümlichkeit, welche an das ursprüngliche Vaterland erinnern könnte. Nur die französischen Namen sind zum Teil den Familien geblieben, aber auch

8. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 46

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 46 — Haus abgesandt hatte. Obwohl die Papiere der Fuhrleute in bester Ordnung waren, behauptete Sparr doch, die Musketen wären für den König von Dänemark bestimmt und daher Kontrebande, erteilte seinen Leuten Befehl, sie fortzunehmen, und ließ sie auf einem dem Rate gehörigen Kahne verladen und wegschaffen. Im nahen Dorse Tempelhof hausten seine Reiter wie Unmenschen und hieben mit ihren Pistolen den Schulzen und einen alten Mann nieder, und nur deshalb, weil die armen Bauern bei allem Guten, was sie der Einquartierung nach ihrem besten Willen und Vermögen aufgetischt, nicht noch mehr Wein herbeischaffen konnten. Ein anderer der Wallensteinschen Obersten, Fahrensbach, war 1625 aus irgend einer Veranlassung in Berlin. Nach seiner Abreise wurde er von den Dänen gefangen. Er bildete sich ein, dies fei auf Anstiften der Kurfürstin geschehen, und schwur, bei erster Gelegenheit an dem Lande die grimmigste Rache zu nehmen. Mit seinem Regimente kani er 1627 in die Mark. Seine Soldaten standen in dem Rufe, Erzbösewichter zu sein, aber noch schlimmer war es, daß Fahrensbach seinen Verdacht in Bezug auf die Kurfürstin noch immer nicht vergessen hatte und deshalb die ärgsten Drohungen laut werden ließ. Er wolle so hausen, tobte er, daß Kind und Kindeskind noch von ihm erzählen sollten. In Potsdam zerschlugen seine Soldaten alle Fenster; überall peinigten sie die Bauern auf eine unmenschliche Weise und banden sie z. B. an den heißen Ofen, bis sie hergaben, was sie hatten. Fahrensbachs Betragen war so wüst und toll, daß man im Schlosse zu Kölln an_ der Spree wirkliche Angst vor ihm hatte und ernstlich daran ging, ihn zu beruhigen. Man lud ihn zu Hofe, und da er die Einladung annahm, empfing man ihn aufs ehrenvollste. Markgraf Sigismund (ein Sohn Johann Georgs) holte ihn selbst im Wagen ans das Schloß, und bei Tasel gab sich die Kurfürstin alle Muhe, ihm feinen Verdacht auszureden. So vieler Anmut und Liebenswürdigkeit, die ihn umgab und zu besänftigen versuchte, vermochte auch das Herz des rauhen Kriegsmannes nicht ganz zu widerstehen; erließ sich wenigstens überzeugen, daß an dem ihm zugestoßenen Mißgeschick die Kurfürstin und der brandenburgische Hof unschuldig wären. Seine wilde Natur konnte er aber trotz allem nicht verleugnen. Einer seiner Dragoner drang frech in das Tafelzimmer und trieb dort seine Possen. Die Gesellschaft mußte es wohl dulden, da Fahrensbach seinen Spaß daran hatte. Jeder seiner Soldaten müßte wenigstens einen Reichtum von 600 Thalern ausweisen können, prahlte er bei Tische, und da hiermit nur gestohlenes Geld gemeint sein konnte, so kann man sich leicht vorstellen, wie den Zuhörern bei solchen Reden zu Mute war. Ehe er ging, erpreßte Fahrensbach von der Stadt Berlin 200 Paar Schuhe. Auch ferner ließ sich die Stadt die Not der Zeit nicht allzu tief zu Herzen gehen. Indessen erließ der Kaiser das Restitutionsedikt, welches den Bestand der evangelischen Kirche aufs ärgste bedrohte, forderte die Pest ihre Opfer, begann das Land, unter der gewaltigen Last des Wallensteinschen Heeres zu verarmen, erschien die Sicherheit

9. Geschichts-Tabellen - S. 46

1893 - Berlin : Gaertner
46 Mittelalter und Neuzeit. 1720 1740 1740 1740 (Seide). Erweiterung der Städte. (Wilhelm-strafse in Berlin.) Gründung von Volksschulen. (Schulzwang) — Abneigung gegen Wissenschaft; Förderung des kirchlichen Sinnes. (Franckes Einflufs.) 2. Das Heer. Aushebung (in Kantonen) und Werbung. (80 000 Mann.) Musterregimenter in Halle (der Dessauer) und Potsdam (Riesengarde); eiserner Ladestock, Gleichschritt. Auswahl und Bildung der Offiziere. B. Verhalten nach aufsen. Fr. W., mächtig durch sein Heer, ist friedliebend, in politischen Fragen unselbständig. -1721 Ende des nordischen Krieges; Vorpommern bis zur Peene preufsisch. Nachgiebigkeit gegen den Kaiser. (Grumbkow.) Der englische Heiratsplan wird aufgegeben, der Kronprinz heiratet Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, eine Nichte der Kaiserin. — Anerkennung der pragmatischen Sanktion. (Maria Theresia als Erbin.) Das Herzogtum Berg wird vom Kaiser gleichzeitig dem Könige und dem Pfalzgrafen versprochen. Unwille des Königs, welcher Törkenhilfe verweigert. Lebensweise: Jagd und Tabakskollegium. — Gichtleiden. -1786 Friedrich Ii. der Große. (Geb. 24. Januar 1712; Fluchtversuch 1730; Küstrin, Neu-Ruppin, Rheinsberg.) -1763 Kriegerische Hälfte der Regierung. a) Die erste Kriegszeit. -1742 Der 1. schlesische Krieg. — Anlafs: Ansprüche auf die schlesischen Herzogtümer nach Karls Vi. Tode.

10. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 253

1888 - Berlin : Hertz
Die Königin; Friedrich's erste Bestrebungen. 253 Seine Freunde aber sahen sich in ihren hohen Hoffnungen getäuscht und mußten sich mit bescheidener Beförderung begnügen, ohne eigentlichen Einfluß ans die Staatsangelegenheiten zu gewinnen, außer insoweit sie dazu wirklich befähigt waren. Die Königin. Seiner Gemahlin wies Friedrich das neueingerichtete Schloß zu Schönhausen mit einem angemessenen Hofstaate an. Er stand zu derselben in einem eigenthümlichen Verhältnisse: er hatte nie das drückende Gefühl zu überwinden vermocht, daß ihm bei der Vermählung Zwang angethan worden, und ließ deshalb eine wirkliche Zuneigung nicht aufkommen. Elisabeth Christine aber hatte in ihrer schwierigen Lage so viel ächt weibliche Milde, edle Sanftmuth und treffliche Eigenschaften bewiesen, daß ihr der König die größte Hochachtung nicht versagen konnte. Er wollte ihr daher eine ehrenvolle Stellung bereiten und setzte sie in den Stand, einen eigenen Hof ganz ihrem königlichen Stande gemäß zu halten, auch hielt er daraus, daß ihr in jeder Beziehung alle Ehre und Rücksicht als Königin erwiesen würde; er selbst aber sah sie nur selten und verzichtete daraus, an ihr eine treue Lebensgefährtin zu haben, wie sie es gewiß für ihn gewesen wäre. Erste Reqierunqssorqen. Friedrich erhielt gleich nach seinem Regierungsantritte Gelegenheit, seine Fürsorge sür des Volkes Wohl zu bewähren. Der strenge Winter des Jahres 1740 hatte einen großen Nothstand hervorgerufen ; um der Theuerung abzuhelfen, ließ der König die von seinem Vater angelegten großen Vorratshäuser öffnen und das Getreide zu billigen Preisen an die Armen verkaufen, auch wurden baare Geldunterstützungen aus den Ersparnissen der Staatsverwaltung unter die Armen vertheilt. Das Volk begrüßte natürlich diese fürstliche Milde überall mit Jubel, und die Huldigung, welche er nach einander in den verschiedenen Provinzen entgegennahm, kam wirklich aus den Herzen der Unterthanen. Der König war keinesweges gesonnen, die Einrichtungen seines Vaters, die er in den meisten Beziehungen sehr angemessen und vorteilhaft fand, umzustoßen oder bedeutend abzuändern: nur Einzelnes, was er als Uebelstand erkannt hatte, suchte er sofort abzustellen. Er war, wie Friedrich Wilhelm, überzeugt, daß Preußen bei der weiten Ausdehnung seiner Landesgrenzen einer großen und tüchtigen Armee bedürfe, und konnte um so weniger an eine Verminderung derselben denken, da er im Stillen bereits gewaltige Kriegsunternehmungen vorbereitete. Nur die „langen Kerls," seines Vaters geliebte Leibgarde, waren ihm zu theuer und wurden sofort abgeschafft: bei Friedrich Wilhelm's Leichenbegängniß erschienen sie zum letzten Male. Dagegen errichtete Friedrich ein neues Leibregiment, die Garde-du-Eorps zu Pferde, ein Jngenieurcorps, welches durch alle Festungen des Landes vertheilt wurde, Jäger zu Fuß und zu Pferde und noch mehrere andere Regimenter. Der volle Schatz, welchen ihm fein Vater hinterlassen hatte, kam ihm dabei sehr zu Statten; Dank demselben konnte er in den ersten Monaten seiner Regierung das Heer ohne Belastung des Landes um 20,000 Mann vermehren. Die Fahnen erhielten die Inschrift Pro Deo et gloria (für Gott und den Ruhm). Er selbst wohnte den Uebungen nnermüdet bei. Er drang aus eine menschliche und freundliche Behandlung der gemeinen Soldaten und
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