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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 147

1888 - Berlin : Hertz
Bildung eines stehenden Heeres. 147 Geheimen Rach ging er bereits mit dem Gebanken um, sein Amt nieberzn-segen. Er war in einem gereizten, halb krankhaften Zustande, als er einen heftigen Austritt mit mehreren Hauptleuten hatte, welche mit Ungestüm den rückständigen Sold für ihre Truppen verlangten. Kaum hatte er bieselben au« seiner eigenen Kasse befriedigt, so erhielt er ein vertrauliches Schreiben, welches ihm den nahe bevorstehenben Ausbruch der gänzlichen Ungnade des Kurfürsten in Aussicht stellte. Da ergriff ihn Fieberschauer, er mußte sich zu Bett legen und enbete wenige Tage barauf (2. März 1641) durch einen Schlagfluß. Der Kurfürst ließ die Papiere des verbächtigen Mannes sofort versiegeln, aber es ist Richte bekannt geworben, was den verdacht einer Veruntreuung ober des 23 errath § bestätigt hätte. Verberblich ist jedoch sein Einfluß auf Georg Wilhelm und die Regierung der Marken sicherlich gewesen, und für die Pläue des jungen Kurfürsten war es ein Vortheil, daß der hin-bernbe Einfluß des schlauen Schwarzenberg aus dem Wege geräumt war. Bildung eines stehenden Heeres. Friedrich Wilhelm ging nun ohne Weiteres auf das Ziel los. sich ein eigenes stehenbes Heer zu bilben. Die Obersten, welche sich weigerten, ihm allein den Eib zu leisten, würden entfernt, ihre Regimenter dem Kaiser auf fein Verlangen überlassen, ans den übrigen aber brei Regimenter zu Fuß und noch eine Leibgarbe, sowie 200 Mann reitenber Garde gebilbet. Diese in der Eile geschaffene Macht betrug im ersten Augenblicke nur 3000 Mann, aber es war die erste stehende Heeresmacht, welche statt der bisherigen Söldnertruppen in Brandenburg gebilbet worben, und ist als der erste Kern und die eigentliche Grundlage des stehenden Heeres im preußischen Staate zu betrachten. So wurde der große Kurfürst gleich in feinem ersten Regierungsjahre der Schöpfer einer Einrichtung, welche nach und nach gekräftigt und gestärkt, einer der wichtigsten Grnnbpfeiler der preußischen Monarchie geworben ist. Der Oberst Konrab von Burgsbors, welcher sich zuerst dem Kurfürsten angeschlossen hatte, würde zum Commanbanten aller branbenburgischen Festungen, zum Befehlshaber der Leibgarbe und zugleich zum obersten Kammerherrn ernannt: er war eine Zeit lang Friedrich Wilhelrn's begünstigter Freund und Rathgeber, dauernden Einfluß vermochte er jedoch nicht zu gewinnen, da Friedrich Wilhelm in ihm mehr und mehr einen rohen und gewöhnlich denkenden Menschen erkannte. Während so in den Marken die Macht der Regierung auf neuen, festeren Grundlagen wieder hergestellt wurde, hatte der Kurfürst große Schwierigkeiten zu überwinden, um von dem König von Polen die Belehnung in Preußen zu erhalten. Er mußte sich lästige Bedingungen, besonders gegen die freie Religionsübung der Rcformirten, und hohe Geldforderungen gefallen lassen; doch fügte er sich einstweilen, in dem festen Vertrauen, daß sich bald Zeiten finden würden, wo er auch dort eine größere Selbstständigkeit erringen könne. Nachdem die Verhandlungen in Warschau zum erwünschten Ziel geführt hatten, ging er selbst dahin, leistete den Eib der Treue vor dem Throne des Königs von Polen und würde von biesem mit Preußen belehnt (1641). Friedrich Wilhelm's Verhalten bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Sowie der Kurfürst von dem Einfluß Schwarzenberg's befreit war, ging er entschiedener auf das Ziel los, sich mit den Schweden zu ver- 10*

2. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 377

1889 - Berlin : Nicolai
— 377 — deutschen Bevollmächtigten durch ihre Offiziere überliefert zu werden, welche letztere alsdann den Befehl an die Unteroffiziere abgeben. Art. 6. Die Militärärzte bleiben ohne Ausnahme zurück, um die Pflege der Verwundeten zu übernehmen. So geschehen zu Freu bis, am 2. September 1870. v. Moltke. de Wimpffeu. 295. Die Kapitulation von Straßdurg. (Generalstabswerk Ii., 10, Anl. 69; französ.) Der Königlich preußische Geueral-Lieuteuaut v. Werder, Kommandeur des Belageruugs-Korps vor Straßburg, aufgefordert vom französischen General-Lieutenant Uhrich, Gouverneur von Straßburg, die Feindselig- leiten gegen die Festung einzustellen, ist mit demselben dahin überein- gekommen, in Anbetracht der ehrenvollen und tapferen Verteidigung dieses Platzes folgende Kapitulation zu schließen: Art. 1. Um 8 Uhr morgens den 28. September 1870 räumt Geueral- Lieutenant Uhrich die Citadelle, das Ansterlitzer-, Fischer- und National- Thor. Zur gleichen Zeit werden die deutschen Truppen diese Punkte besetzen. Art. 2. Um 11 Uhr desselben Tages verläßt die französische Besatzung einschließlich Mobil- und Nationalgarden durch das National-Thor die Festung, marschiert zwischen Lünette 44 und Redoute 37 auf und legt dafelbft die Waffen nieder. Art. 3. Die Linientruppen und Mobilgardeu werden kriegsgefangen und marschieren mit ihrem Gepäck sofort ab. Die Nationalgarden und Franktireure sind frei gegen Revers und haben die Waffen bis um 11 Uhr früh auf der Maine niederzulegen. Die Listen der Offiziere dieser Truppen werden um diese Stunde dem General v. Werder übergeben. Art. 4. Die Offiziere und die im Offiziersrang stehenden Beamten sämtlicher Truppen der französischen Besatzung Straßburgs können nach einem von ihnen zu wählenden Aufenthaltsort abreisen, wenn sie einen Revers auf Ehrenwort ausstellen. Diejenigen Offiziere, welche diesen Reversschein nicht ausstellen, gehen mit der Besatzung als Kriegsgefangene nach Deutschland. Die sämtlichen französischen Militär-Ärzte verbleiben bis auf weiteres iu ihreu Funktionen. Art. 5. General-Lieutenant Uhrich verpflichtet sich, gleich nach voll- zogener Niederlegung der Waffen sämtliche militärischen Bestände und sämtliche Staatskassen :c. in ordnungsmäßiger Weise durch die entsprechenden Beamten den diesseitigen Organen zu übergeben. Die Offiziere und Beamten, ivelche hiermit von beiden Seiten beauftragt sind, finden sich am 28sten 12 Uhr mittags auf dem Broglie-Platz in Straß- bürg eiu. (Folgen die Namen der Bevollmächtigten n. ihre Unterschriften.) Bestätigt. Mnndolsheim, den 28. September 1870. v. Werder, General-Lieutenant.

3. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 101

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 101 - das Schickliche gewesen, geht aus einer Bauordnung vom Jahre 1641 hervor, in welcher es heißt: „Es unterstehen sich auch viele Bürger, daß sie auf den freien Straßen und oft unter den Stubenfenstern Sän- und Schweineställe machen, welches der Rat durchaus nicht leiden und haben will," und im § 17 wird verboten, „daß die kleine Gasse am Molkenmarkte noch ferner mit Schweineställen verbaut werde". Mit dem besten Willen vermochte der Kurfürst nur allmählich zu bessern; die langen Kriege, welche er führte, verhinderten manches Gute. Aber doch wurde es in der Residenz nach und nach besser. Es gelang der Anban der wüsten Stellen und endliche Durchführung einer ordentlichen Straßenreinigung. Das alte Pflaster wurde Verbeffert und neues augelegt, eine geregelte Nachtwache, eine zuverlässigere Feuerordnung und sogar Straßenbeleuchtung eingerichtet. Den ersten Ansang hierzu ließ der Kurfürst 1679 machen; es mußten aus jedem dritten Hause Lichter ausgehängt werden und die Nachbarn damit abwechseln. 1682 kamen dafür Laternen auf Pfählen. Friedrich Wilhelm zog eine Menge neuer und tüchtiger Bürger nach Berlin. Es that dies not, denn der lange Krieg hatte die Zahl der Bewohner beider Städte von 12 000 auf 6000 verringert. 32. Das Heer Friedrich Wilhelms. Als Friedrich Wilhelm die Regierung antrat, fand er eine Armee vor, die in der geringen Zahl ihrer Truppen weder der Größe des Staates, noch den Anforderungen einer kriegerischen und gewalttätigen Zeit entsprach. Das Fußvolk, 20 Kompanieen, betrug im ganzen nicht viel über 3500 Mann und war auf die Festungen verteilt; die Reiterei, gegen 2500 Mann, tag in den Dörfern. Schlimm war es, daß diesem kleinen Heere der Geist der Zucht und des Gehorsams fehlte. Zunächst war es dem Kaiser und in zweiter Linie erst dem Kurfürsten verpflichtet. Die Truppen hatten geschworen, „daß sie dem Kaifer, und anstatt desselben, dem Kurfürsten von Brandenburg gehorsam sein wollten". Dieses unklare Verhältnis hatte sur die Disziplin die übelsten Folgen. Den hohen Offizieren gab es Veranlassung, keinem der beiden Herren recht zu gehorchen und nach eigenem Belieben zu schalten. Vor allem dem Kurfürsten gegenüber zeigten sie sich unbotmäßig. 1638 kommandierte der brandenbnrgifche Oberst Dargitz in Garz an der Oder. Ohne Kampf und Verteidigung übergab er diese feste Stadt den Schweden. Der Kurfürst wollte ihn deshalb zur Rechenschaft ziehen; Dargitz aber lehnte diese ab, indem er angab: „er wäre auch in kaiserlichen Pflichten und könne nur von einem Kriegsrate gerichtet werden, der aus kaiserlichen und brandenburgischen Offizieren gemeinschaftlich zusammengesetzt sei". Konrad von Burgsdorf, beffen Regiment um einige Schwadronen verkleinert werden sollte,

4. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 217

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 217 — sollte von ihnen geführt werden, doch mit dem Vorbehalte daß sie ohne Vorwissen und Beirat des Kurfürsten Beamte weder' anstellen noch entlassen durften. Ihre Vertretung auf den Reichs- und Kreistagen erfolgte durch den kurfürstlichen Gesandten; das Recht Kontributionen auszuschreiben und zu erheben, Bündnisse zu schließen' sremden Truppen den Durchzug zu gestatten und die Garnisonen der Regimenter zu bestimmen,_ verblieb dem Kurfürsten, ihm auch der Oberbefehl des Heeres im Kriege und im Frieden; er allein hatte die Kommandanten der Festungen zu ernennen. Dagegen sollten die Brüder die Einkünfte ihrer Gebiete als erbliche Apanage erhalten, die für einen standesgemäßen Haushalt geeigneter war als die bisherige, zumal sie bei guter Verwaltung einer Vermehrung sähig schien. Zu ihr gesellte sich die Stellung als Statthalter, der Wohl die Unabhängigkeit fehlte, die aber doch bedeutend genug war, um ihrer Person Ansehen und Würde zu verleihen*). 0 , letzte Testament wurde, wie alle früheren, vom Knrsürsten gehem gehalten und nur dem Kaiser davon Mitteilung gemacht-, dieser bestätigte es. In Wien suchte man damals dringend ein Bündnis mit dem großen Kurfürsten, ohne es doch erlangen zu können, denn Friedrich Wilhelm bestand daraus, daß man von den unrechtmäßig ui Besitz genommenen schlesischen Herzogtümern ihm zuvor Schwiebus zuspreche. Dazu war der Kaiser nur schwer zu Be-wegen und die Verhandlungen wollten nicht vorwärts gehen. Da fielen die kaiserlichen Minister auf eine sonderbare Intrigue Man unternahm es, dem Kurprinzen Friedrich die schlechteste Meinung von r?T^lln seines Vaters beizubringen, und schilderte ihm solchen ? ? gefährlich für den brandenbnrgifchen Staat. In der ft and bey Kaisers läge es, dereinst auf seine strenge und genaue Ausführung zu dringen. Er würde einer Vernichtung des Testamentes aber nicht entgegen ftm, wenn Friedrich sich verpflichten wollte, nach des Vaters Tode den Kreis Schwiebus, über dessen Anfall an Brandenburg man eben unterhandelte, an das Kaiserhaus zurückzugeben. Friedrich in banger Sorge wegen des Testamentes und ohne Ratgeber (man hatte ihn vermocht, gegen jeden, auch gegen feinen Vertrauten Dankelmann zu schweigen) unterzeichnete am 28. Februar 1686 zu Potsdam einen geheimen Revers, durch welchen er sich, unter der angegebenen Bedingung, wirklich zur Herausgabe von Schwiebus verpflichtete sobald er zur Regierung gekommen sein würde. Und vierzehn Tage' später ge-nehmigte der Kaiser Leopold emen Vertrag mit dem Kurfürsten, durch welchen angeblich auf ewige Zeiten, Schwiebus an Brandenburg abgetreten ward. Er konnte dies mit leichtem Herzen thun, denn durch rs ?.urp.rwzen abgelockten Revers hatte dieser Vergleich jedes Gefährliche für ihn verloren. ■ ; 1 Als Friedrich Kurfürst geworden war, verweigerte er, mit %-stimmung des Staatsrates und unter Einwilligung des Kaisers, die 97 9nn beengen die Einkünfte für Halberstadt 35 412 Thaler, Minden N-ngard >2 0s4 Thaler $6oitr' «-»--nbnrg-Bnt-w und Draheim ohne

5. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 52

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
Oberbefehl über das Heer nieder, das immer noch auf 50000 Mann belassen wurde. — In die Mark ist Wallenstein nachmals nur als Feind noch gekommen. 19. Das brandenburgische Heerwesen im dreißigjährigen Kriege. Noch im Anfange des 17. Jahrhunderts finden wir in der Mark als die hauptsächlichste militärische Einrichtung das „Aufgebot". Sobald der Kurfürst dasselbe befahl, hatten sich die Ritter und die Städter zu versammeln. Letztere gaben das Fußvolk, auch einige Pferde und die Rüstwagen, erstere die Reiterei des Heeres. Die Ritter, nach den Kreisen in Scharen abgeteilt, hatten selbst gewählte Anführer, die Rittmeister, und in dem vom Kurfürsten ernannten Marschall den gemeinsamen Befehlshaber. ^Die Städte kämpften unter ihren Bürger- oder Gildenmeistern; jede Stadt hatte ihre eigene Fahne. In der Schlachtordnung hielt das kurfürstliche Banner die Mitte, rechts von ihm Alt- und Neustadt Brandenburg, Berlin, Kölln und die übrigen Städte der Mittel- und Neumark, links Stendal und Salzwedel mit allen anderen Städten der Altmark und Priegnitz. Der Landeshauptmann führte in jeder Provinz die Verwaltung des Kriegswesens. Der Musterherr, gewöhnlich von Adel, hatte darüber zu wachen, daß das Aufgebot allezeit in guter Rüstung und in Bereitschaft, alles Kriegsgerät in gutem Stande war. Während _ das Aufgebot auch zum Kriegsdienste außerhalb des Landes verpflichtet war, wurde der „Landsturm" nur aufgerufen, wenn der Feind sich den eigenen Grenzen näherte. Seit 1620 geschah dies öfter. Der Landsturm war vornehmlich aus den Bauern gebildet und wurde von den Gutsbesitzern und Amtshauptleuten in Führung der Waffen geübt. So lange^ das Aufgebot noch üblich war, hielten die Kurfürsten kein größeres stehendes Heer, sondern nur eine Leibgarde znm Schutze ihrer Person und zur Bewachung ihrer Schlösser und Festungen. Den ersten Rang in derselben nahmen junge Edelleute ein, „die Adelsburschen". Sie dienten zu Pferde, mußten sich immer auf ein Jahr verpflichten und „hatten des Kurfürsten Nachteil, Schaden, Schimpf und Gefahr so viel wie möglich zu hintertreiben, seinen Nutzen und sein Bestes dagegen zu befördern". Einige von ihnen hielten stets vor des Kurfürsten Gemächern die Wache. Bei Hofe mußten sie aufwarten und erhielten auch von dort ihre Beköstigung. Sie standen unter einem Hauptmanne und zwei Rottenmeistern. Unter Johann Georg waren ihrer erst 24, dann 12, 1615 noch 9. Neben ihnen gab es die „Einspänner". Das waren Reiter von bürgerlicher oder bäuerlicher Herkunft, die ebenfalls auf ein Jahr verpflichtet und von einem Hauptmanne und einem Lieutenant befehligt wurden. Des Kurfürsten Wohl und Glück sollten sie sich angelegen fein lassen, für ihn und die Seinen

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 626

1888 - Berlin : Hertz
626 Die Kapitulation von Sedan. Ein weiteres Telegramm des Königs an die Königin lautete: An Ihre Majestät die Königin Augnsta in Berlin. Varennes, 4. September, Vormittags 8 Uhr. Welch ein ergreifender Augenblick, der der Begegnung mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei Cassel zum Aufenthalt gegeben. Unsere Begegnung fand in einem kleinen Schlößchen vor dem westlichen Glacis von Sedan statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den Empfang durch die Truppen kannst Du Dir denken! Unbeschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit 1/28 Uhr hatte ich den fünfstündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter. Wilhelm. Das obige ausführliche Schreiben des Königs (aus Vendresse) begann mit den Worten: „Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen! Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen, um in Demuth Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen." Die Kapitulation von Sedan, welche am 2. September vom General von Moltke mit dem General von Wimpffen abgeschlossen worden, bestimmte in der Hauptsache Folgendes: Die französische Armee, unter dem Oberbefehl des Generals Wimpffen, giebt sich, da sie gegenwärtig von überlegenen Truppen bei Sedan eingeschlossen ist, kriegsgefangen. — In Rücksicht auf die tapfere Vertheidigung dieser französischen Armee ist hinsichtlich aller Generale, Offiziere und im Range von Offizieren stehenden Beamten eine Ausnahme gemacht worden, sobald dieselben ihr Ehrenwort schriftlich abgeben, bis zur Beendigung des gegenwärtigen Krieges die Waffen nicht wieder zu ergreifen und in keiner Weise den Interessen Deutschlands zuwider zu handeln. Die Offiziere und Beamten, welche diese Bedingungen annehmen, behalten ihre Waffen und ihre ihnen persönlich gehörigen Effecten. — Alle Waffen und Kriegsmaterial, bestehend in Fahnen, Adlern, Kanonen, Pferden, Kriegskassen, Kriegsfuhrwerken, Munition rc., werden in Sedan einer von dem französischen General eingesetzten militärischen Commission übergeben, die sie sofort den deutschen Commissaren überantworten wird. — Die Festung Sedan wird in ihrem gegenwärtigen Zustande und spätestens am Abend des 2. September zur Disposition Sr. Maj. des Königs von Preußen gestellt. — Die Offiziere, welche nicht die erwähnte Verpflichtung eingegangen sind, so wie die Truppen werden entwaffnet und geordnet nach ihren Regimentern oder Corps in militärischer Ordnung übergeben. Diese Maßregel wird am 2. September anfangen und am 3. beendet sein.

7. Unser Vaterland - S. 615

1900 - Berlin : Bruer
-— 615 —- hatte Kaiser Franz die Tochter dem französischen Kaiser zur Gemahlin gegeben, nachdem noch nicht zwei Jahrzehnte zuvor die Schwester seines Vaters in Frankreich unter der Guillotine ihren Tod gefunden hatte. Der fast übermenschliche Glanz des Vermählungsfestes war um so mehr beängstigend, da der große, zum Feste gebaute Ballsaal in Brand geraten war, als alle Festteilnehmer darin versammelt waren. Ungezählte kamen darin um oder wurden im Gedränge erdrückt. „Wie Gott den eingebornen Sohn für die Erlösung der Menschheit dahin gegeben", so trösteten sich die Wiener, „gab der gute Kaiser-Franz seine Tochter für die Rettung des Vaterlands." Schon vor seiner Vermählung hatte Napoleon den von ihm erwarteten Sohn zum König von Rom bestimmt, den Quirinal für sich zum Kaiserpalast. Die altrömische Kaiserpracht sollte sich in seinem Hause erneuern. Am 20. März 1811 wurde ihm wirklich ein Sohn geboren, von dein das Volk in Deutschland spottend sang: „Der König von Rom, Napoleons Sohn, Ist viel zu klein Ein König zu sein." . . In Preußen waren unterdessen, nach außen fast unscheinbar, die von Stein, Hardenberg und Scharnhorst angebahnten Neugestaltungen langsam, aber sicher ins Leben getreten. Unterstützt von Gneisenau, dem einstigen tapfern Kommandanten Kolbergs, suchte Scharnhorst die in den Kriegsjahren sichtbar gewordenen Schwächen der preußischen Heeresausbildung der neuerdings bewährten französischen Kriegskunst entsprechend umzugestalten. Besonders wertvoll erschien es, durch fortwährende militärische Ausbildung der immer wieder als Reservetruppen entlassenen Soldaten, die jeden Augenblick zur Waffe zurück gerufen werden konnten, ein Heer von 150,000 Mann zur Verfügung zu haben, obgleich Napoleon Preußen nur eine stehende Armee von 42,000 Mann erlaubt hatte. Fester, als auf diese Waffenmacht, gründete sich Preußens Zukunft auf den Freiheitsdrang, auf den Haß des Volkes gegen das Fremdjoch. Die nationale Stimmung schuf sich selbst Pflege und Kraft in geheimen Bündnissen (Tugendbund), die sich als sittlich-wissenschaftliche Vereinigungen über ganz Norddeutschland verbreiteten. Das war eine neue Seite des Erwachens im deutschen Volksleben. Von dem Taumel schwelgerischer Genußsucht, von dem Luxus, der Sittenlosigkeit und der

8. Unser Vaterland - S. 103

1900 - Berlin : Bruer
— 103 — machtlos. Da verschanzte sich König Heinrich mit seinen Mannen in der Veste Verla bei Goßlar und machte von da Ausfälle auf den Feind. Bei einem solchen hatte er das Glück, einen feindlichen Heerführer in seine Gewalt zu bekommen. Um diesen loszukaufen, gingen die Ungarn endlich auf einen neunjährigen Waffenstillstand ein, da Heinrich ein hohes Lösegeld an Gold und Silber verschmähte. Freilich mußte er sich daneben zu einem jährlichen Tribut verstehen; aber Zeit gewonnen war auch hier alles gewonnen. Leider galt der Waffenstillstand nicht für das südliche Deutschland, wo sich die Ungarn durch wilde Raubfahrten gütlich thaten. Die Germanen, besonders die Sachsen, hatten allezeit einen Widerwillen gegen feste Städtemauern gehabt. Sie waren hingerissen von den Prachtbauten römischer Städte; aber es mochte ihnen sein, wie dem Landbewohner heutiger Zeit, der auch gern die Großstadt sieht, ihr aber bald mit noch größerer Befriedigung wieder entflieht. Die Burgen, die Königspfalzen und Bischofssitze waren durch Mauern umfriedigt; der freie deutsche Bauer aber, der Kern des deutschen Volkes, liebte sein freies Heim und seinen Hof, von dem er in weite Ferne hinaus schauen konnte, über die wogenden Felder hin, die durch seiner Hände Arbeit grünten und Frucht trugen. Darum her hatte er Wallhecken gezogen; das galt nun als Grenzmarke für des Nachbars Gehöft, und das Vieh der Weide konnte nicht darüber hinweg. Der dunkle Wald in der Ferne war sein und seiner Stammesgenossen Jagdrevier. Nun wurden Wall und Mauern nothwendig gegen die Ungarn, und Heinrich ließ Tag und Nacht bauen, Burgen, Vesten und Städte zu errichten. Aus der jederzeit zum Kampfe verpflichteten Bevölkerung mußte jeder neunte Mann zum Heerdienst in die fette Stadt ziehen; die acht übrigen bebauten das Land und mußten den dritten Teil des Ertrages in die Stadt liefern, die ihnen zur Zeit der Noi eine Zufluchtsstätte bot. Gerichtstage, Märkte, Festlichkeiten sollten in den Städten abgehalten werden. Der älteste Sohn des Hauses war verpflichtet, mit dem Heere auszuziehen; die Heergeräte und Waffen mußte er mitbringen. Ein altes Schriftstück der Gothaer Bibliothek, das etwa, der Sprache nach zu urtheilen, ein Jahrhundert später geschrieben wurde, meldet darüber: „De uegeu jar redete sie de Koning Heinrich un bot, (gebot) dat de negebe (neunte) man van dem Lanbe in be stabe vore

9. Theil 2 - S. 242

1867 - Berlin : Dümmler
242 Xiv. Preußen als Großmacht. sobald er seine Kenntnisse und Bildung nachwies; im Kriege sollte Tapferkeit und militairischer Ueberblick dazu befähigen. Das Offiziercorps wählte zu diesen Beförderungen die Geeig- neten aus, der König behielt sich die Ernennung vor. Die Gewählten rangirten bis zum Hauptmaun nach dem Dienstalter; zu Stabs-Offizieren ernannte jedoch der König, ohne auf An- ciennität zu achten, diejenigen, welche sich durch ihr Talent und ihre ausgezeichneten Dienste dazu geeignet zeigten. Die Wer- bung, namentlich also die im Auslande, hörte auf, die Exemtionen wurden beschränkt, und damit fiel auch die Nothwendigkeit der bisherigen strengen Disciplin; der Stock wurde nur noch für solche gebraucht, welche wegen grober Vergehen in die Straf- section versetzt worden waren. Ein neues Exercier-Reglement, von Scharnhorst entworfen, bezweckte die tüchtigere Ausbildung des Soldaten für den Krieg; für die größere Beweglichkeit des Heeres wurde eine neue Einteilung desselben gemacht, und das viele Gepäck, namentlich der Gebranch der Zelte abgeschafft. Die Beurlaubung nach erfolgter militairischer Ausbildung wurde zwar beibehalten, dafür aber neue Mannschaft eingezogen, so daß das alte Wirthschafts-System zu Gunsten der Compagnie- Chefs ganz wegfiel. Denn da Napoleon nur ein Heer von 42,000 Mann zu halten gestattete, so wurde der hinlänglich eingeübte Theil der Mannschaft unter dem Namen der „Krüm- per" entlassen und durch Neu-Eintretende ersetzt, so daß, als Preußen die Waffen gegen Napoleon ergriff, schnell 120,000 wohl geschulter Truppen zusammengezogen werden konnten, für welche hinlängliches Kriegs-Material angesammelt worden war. Große Sorge machte die Regelung der Finanzen. Es war eine schwere Aufgabe, das so furchtbar ausgesogene Land bei dem lang anhaltenden Drucke der Franzosen einigermaßen wieder in Aufnahme zu bringen, um wenigstens einen Theil der eitmmeit aus demselben zu beziehen, die man dem Sieger noch nachträglich baar zu erlegen hatte. Der König ging in dem nothwendig gewordenen Ersparungssystem mit rühmlichem Bei- spiel voran, indem er seinen Hofhält möglichst einschränkte und selbst das vorhandene goldene Tafelservice in die Münze wan- dern ließ. Dennoch sah man sich zu Anleihen genöthigt, zu deren Sicherheit auf Domänen Pfandbriefe ausgegeben wurden; außerdem wurden auch einzelne Domänen zum Verkauf gestellt, nachdem mit Einwilligung der Stände die von Kurfürst Albrecht Achilles 1473 und von König Friedrich Wilhelm I. 1713 gege- bene Bestimmung aufgehoben worden war, daß die Domänen

10. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 17

1886 - Berlin : Oehmigke
17 junckern ohne geldt, eine groe, breite gae zu enge, einen andern gemeinen Menschen neben sich lassen herzu gehen, und mchte wohl jemand zu solchen Hoffertigen gesellen sprechen: lieber juncker nicht zu hochgetretten. Solve quod debes, et servato fidem." In den Kleidungen der Berliner herrschte bereits einige Mannigfaltigkeit, je nachdem man sie von den Trachten anderer Nationen, die man nachahmte, entlehnt hatte, und dadurch entstand eine Art von Mode, besonders bei dem Frauenzimmer, welches sich darinnen ansznzeichnen schien. Man trug aber meh-renteils noch kurze Wmser, gewhnlich von schwarzer Farbe, ferner spanische Mntel und Kragen und auf dem Kopfe stolze Barette, die bei vornehmen Personen von Sammet, bei ge-ringeren von Filz, Tuch oder Leder waren. Als der Krfrst 1609 die Erbhuldigung in der Altmark einnahm, trug er ein grn-damastnes Habit und hatte das Haupt entblt. Da die Vermgensumstnde der Unterthanen sich verringert hatten, so waren keine Polizeigesetze wider den Aufwand in den Kleidungen ntig; der Mangel machte deshalb natrliche Einschrnkungen. Weil keine stehenden Soldaten unterhalten wurden und, wie gesagt worden, nicht unterhalten werden konnten, um die Stadt zu bewachen, so war solches das Geschft der Brger. Damit aber solche auch mit den Waffen einigermaen umzu-gehen verstehen mchten, so verstattete man ihnen das Scheiben-und Vogelschieen. Daher schrieb der Kurfürst 1617 an den Rat zu Berlin, da der Brgerschaft vor dem Ratanse fr die Bchsen- und Bogenschtzen eine Vogelstange errichtet werden sollte, und gab selbst dazu einen Teil der Kosten her. Er schien auch fr dieses Vergngen der Einwohner sehr ein-genommen zu sein, weshalb er dem Rate nachdrcklich befahl, es ja so einzurichten, da das Werk bei seiner Rckkunft ans Preußen vollendet sei. Schillmann, Bilder. 2
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