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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 82

1888 - Berlin : Hertz
82 Die Reformation. so greulichen Vorgängen führen konnte, und wo selbst ein Fürst von Joachim's Gerechtigkeitssinn, Befangen von dem allgemeinen Vorurtheil der Zeit, seine Strenge zu solcher grauenvollen Verurtheiluug gebrauchen ließ. Glücklicher Weise war so eben die Zeit angebrochen, wo das wieder aufgehende Licht ächt evangelischen Glaubens allmälig auch eine mildere Gesinnung wahrer christlicher Liebe zur Herrschaft gelangen ließ, und wo mit der Gewalt des Aberglaubens auch die Greuel religiösen Fanatismus schwanden. Schon war in der nächsten Nachbarschaft der Marken, in Wittenberg, der Stern reineren Glaubens aufgegangen; bald sollten seine Strahlen auch in ^as Land der Hohenzollern dringen. 12. Die Reformation. Die Bedeutung der Reformation für den preußischen Staat. Die Kirchenverbesseruug, welche am Beginn des sechszehnten Jahrhunderts unter Gottes Beistand durch Dr. Martin Luther ausgeführt wurde, ist, wie für die ganze Christenheit, so noch in einem ganz besonderen Sinne für das preußische Volk ein Ereigniß von der durchgreifendsten Bedeutung geworden. Die ganze Stellung, welche Preußen unter deu deutschen und europäischen Staaten erhalten hat, beruht zum großen Theil auf feiner Entwickelung als einer der vorzüglichsten protestantischen Staaten. Seitdem Kursachsen, welches zuerst an der Spitze der protestantischen Länder Deutschlands stand, es geschehen ließ, daß diese seine bedeutsame Rolle an Preußen fiel, seitdem hat Preußen seine Stellung als hauptsächlicher Pfleger und Hort des Protestantismus in Deutschland immer ernster erfaßt, und eben dies ist zugleich eine der hauptsächlichsten Grundlagen seiner Macht und seines Einflusses überhaupt geworden. Auch vor der Reformation war das Ansehen derbrandenburgischen Kurfürsten zwar schon bedeutend gestiegen, und keiner unter den Reichsfürsten that es im fünfzehnten Jahrhundert den hoheuzollernschen Fürsten an Einfluß zuvor; aber bis dahin beruhete dieser Einfluß besonders auf den persönlichen Eigenschaften der Regenten und auf den großen Diensten, welche sie den Kaisern leisteten, nicht auf einer inneren nothwendigen Bedeutung ihrer Stellung als brandenburgischer Fürsten. Durch die Reformation dagegen, welche eine Spaltung Deutschlands nach dem religiösen Bekenntniß zur unvermeidlichen Folge hatte, geschah es, daß Brandenburg nach und nach eben an die Spitze der einen konfessionellen Gruppe trat, und hierdurch eine erhebliche Wichtigkeit, auch abgesehen von den besonderen Fähigkeiten der einzelnen Kurfürsten, erwarb. Dazu kam, daß das brandenburgisch - preußische Volk selbst durch die Reformation auf die Bahn einer neuen geistigen Entwickelung geführt wurde, welche demselben eine hervorragende Geltung unter den deutschen Stämmen und unter den Völkern Enropa's sicherte. Die Reformation und das protestantische Bekenntniß Preußens haben unsern Staat und unser Volk recht eigentlich zu dem gemacht, was sie geworden sind, der Protestantismus ist ein Lebensprincip Preußens, als deutscher und'europäischer Großmacht, geworden. Das brandenburgische Volk war so ziemlich als das letzte unter den

2. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 37

1861 - Berlin : Gaertner
37 unterworfen. Einige von ihnen erhielten das römische Bürgerrecht, die meisten aber den Namen Bundesgenossen; sie brauchten ihre Verfassung nicht zu ändern, mußten aber den Römern Mannschaft stellen. Einige wurden, als Strafe für Abfall, durch römische Obrigkeiten regiert. Um alle Völker unter genauer Aufsicht zu erhalten, legten die Römer Kunststraßen (die appische) an, und gründeten aus der ärmern römischen Volksklasse zahlreiche Kolonieen. §. 44. Römische Tugend und Kriegskunst. Bis hieher reicht die schönste Zeit der römischen Republik. Die Sitten waren streng, das Leben einfach, und es kam nicht selten vor, daß die größten Männer in Dürftigkeit und Armuth starben. Nachdem die Standes- streitigkeiten ausgehört hatten, beseelte die Vaterlandsliebe Alle gemein- sam, und man suchte Rang und Ansehn nur im Seelenadel, in bür- gerlichen Tugenden und im Kriege. Das römische Kriegswesen, wodurch die Römer bisher so Außerordentliches vollführten, war von dem neuern ganz verschieden. Im Kriege entschied Muth und persönliche Tapferkeit der Streiter weit mehr, als Kunst. Die Kriegsmaschinen (Ballisten, Katapulten, Mauerbrecher und Widder) waren großentheils schwerfällig und zusammengesetzt und bewirkten das nicht, was durch die gewaltige Kraft des Pulvers hervorgebracht wird. Der römische Soldat trug einen ehernen oder eisernen Helm, einen eisernen Brustharnisch und eiserne Beinschienen. Außerdem befestigte er an Armen und Beinen einen beweglichen Schild. Waffen waren ein zweischneidiges Schwert, Wurfspieße und Lanzen. Das Heer bestand ans Legionen. Die Legion war im Durchschnitt 6000 Mann stark, nebst fast eben so viel Bundesgenossen, und in Eohorten und Manipel abgetheilt. Unter ihnen standen Tribunen, Centurionen und Decurionen. Ein Kriegslager sah einer befestigten Stadt ähnlich. Das Prätorium des Lagers enthielt die Zelte der ersten Befehlshaber, das Quästorium, wo der Quästor oder Kriegszahlmeister wohnte, die Kriegskasse. Die Belohnungen tapferer Soldaten bestanden in Kelten und Kronen aus Gold oder Gras. Die Zucht war sehr streng. B. Von den punischen Kriegen bis zu den gracchischen Unruhen. 264 bis 133. §. 45. Die Insel Sicilien. Der große Kampf, welcher jetzt die Römer beschäftigt und sie auf den höchsten Gipfel kriegerischen Ansehens erhebt, nimmt seinen Anfang auf der Insel Sicilien. Die alten Bewohner dieser Insel, die Siculer, waren von den griechischen Kolonisten fast ganz verdrängt worden. Wie Griechenland selbst aber durch Parteiungen den Umsturz seiner Freiheit herbeiführte, so zerrütteten

3. (Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte) - S. 116

1861 - Berlin : Gaertner
116 Länder zurück, tritt zur katholischen Kirche und zum Kaiser über. Es kommt zum Kriege, die Soldaten der protestantischen Union und die der katholischen Liga tummeln in den cleveschen Ländern umher. Doch legen sich fremde Mächte ins Mittel und der Vertrag zu Xanten (L«L4) verschafft Brandenburg die Länder Cleve, Mark und Ravens- berg, und Neubnrg die Länder Jülich und Berg. Noch zu des Kur- fürsten Lebenszeiten gelangt Brandenburg in den erblichen Besitz Preu- ßens (r«L8). Die letzten Tage seines Lebens bringt er, vom Schlage gerührt, in dem Hause seines Kammerdieners Freitag zu. Die Bran- denbnrgischen Staaten haben einen Umfang von 1444 Q.-M. §. 126. Sitten und Gebrauche. Unter den beiden Joachims ist in den Sitten Weniges verändert worden; dieselbe Pracht wie zur Zeit der Quitzows, kostbare Kleider mit Gold, Silber, Edelsteinen (Sammet- und Seidenkleider mit Puffsacken), ebenso auf den Festen Schmausereien (Kindelbier, Thierkämpfe zu Köpnick, Preise in Stieren, Schweinen) sind noch sehr üblich, Ringelstechen, Feuerwerke und Mas- kenzüge werden mit Vorliebe von den Kürfürsten getrieben; in den Strafen zeigt sich das Zeitalter barbarisch und grausam (Folter und Tod des Kämmerers Lippold). Johann Georg ist, wie gegen die Diener seines verschwenderischen Vaters, so insbesondere gegen Anna Sydow (die schöne Gießerin) seines Vaters Geliebte, hart und unbillig. (Entstehung der Sage von der weißen Frau.) Der Aberglaube ist trotz der neuen Religionslehre noch sehr verbreitet, Wahrsagerei und Hexerei allgemein; es giebt Jagd-, Spiel-, Sauf- und Lügenteufel rc., Hexen werden verbrannt. (Joachim Ii. flüchtet ans den Kreuzberg, hier den prophezeiten Untergang Berlins abwartend). Astrologie und Alchymie, die Kunst des Goldmachens, blühen. Zu Georgs Zeiten hat der Alchpmist Thurneisen großen Ruf, bringt aber das Gold doch nicht zu Stande; Hofnarren werden besoldet, so Johannes von Röbel. tz. 127. Die Reformation. Joachim Ii. empfängt aus den Händen des Bischofs Mathias von Jagow das Abendmahl nach lutherischem Gebrauch (Iss»), doch behält er viele katholischen Ge- bräuche (Luthers Erklärung darüber); dem schmalkaldischen Bunde tritt er nicht bei, bewirkt aber nach der Schlacht bei Mühlberg die Begna- digung des Kurfürsten von Sachsen. Johann Georg ist streng luthe- risch, unterstützt mit einem Häuflein Brandenburger den Prinzen von Oranien in den Niederlanden und Heinrich von Navarra in Frankreich, vereinigt in der Kur- und Neumark die Kirchenordnung nach dem Augsburger Bekenntniß und bringt vornehmlich die Eintrachtsformel zu Stande. Doch bekämpft sich die lutherische und reformirte Geist- lichkeit in Berlin (Buchholzer und Agricola in Berlin); Schneider und Schmiede werden Prediger auf dem Lande; in Berlin prügeln sich (Rsr«) Geistliche in der Nikolaikirche und werfen sich auf dem neuen

4. Theil 2 - S. 99

1867 - Berlin : Dümmler
Religiöse Bedrückungen. 99 deutende Ausfälle in den herzoglichen Einnahmen herbeigeführt wurden. Doch mußte das Land bedeutende Strafen dafür zah- len, daß es sich geweigert hatte, Ferdinand Hülfsvölker gegen den Schmalkaldischen Bund zuzuführen; dem Adel, den -Ltädten und den Zünften wurden viele Freiheiten entzogen, wenn auch der ur- sprüngliche Gedanke aufgegeben wurde, die evangelischen Geist- lichen zu vertreiben. Der Augsburger Religionsfrieden sowie die gemäßigte Gesinnung des Kaisers Maximilian Ii. gaben dem Lande die Ruhe wieder. Unterdeß hatte sich aber der Katholi- cismus in sich selber vielfach gereinigt, namentlich war der Sit- tenlosigkeit der Geistlichen scharf entgegen gearbeitet, und kennt- nißreiche und angesehene Männer waren in die oberen Stellen eingesetzt worden. Seitdem trat deshalb der Katholicismus mit entschiedenem Vortheil gegen die evangelische Kirche auf, die in sich arg zerspalten war. Als daun seit 1570 die Jesuiten sich auch in Schlesien festsetzten, wurde von ihnen, die von dem Bi- schöfe von Breslau und von dem Kaiser Rudolf Ii. begünstigt wurden, der Anfang gemacht, die evangelische Lehre wieder aus- zurotten. Man verlangte von den Protestanten die Herausgabe der eingezogenen Kirchen, Klöster und ihrer Güter, und wandte nicht selten Gewalt an, die Bewohner zum Katholicismus zu- rückzuführen. Zwar schien 1609 der Majestätsbrief des Kaisers Rudolf Ii. den Protestanten die Glaubensfreiheit zu sichern, doch der damalige Bischof von Breslau, Erzherzog Karl von Oester- reich, der Bruder Ferdinands Ii., suchte die Wirkung desselben aus jede Weise zu vereiteln, und unter Kaiser Matthias nahm der Druck auf so gewaltige Weise zu, daß, als endlich der Aus- stand in Prag 1618 erfolgte, sich auch Schlesien den Böhmen anschloß. Die Niederlage des Königs Friedrich V. von der Pfalz auf dem weißen Berge bei Prag 1620 wurde auch für Schlesien ent- scheidend. Zwar schien es, als ob Ferdinand Ii. Gnade für Recht ergehen lassen wollte, und der Kurfürst von Sachsen verbürgte den schlesischen Protestanten die Erhaltung des Majestätsbriefes, doch bald genug zeigte es sich, wie die Katholiken ihr siegreich erkämpftes Uebergewicht zu benutzen suchten. Zunächst kehrten 1622 die Jesuiten nach Glatz zurück und vertrieben im Verein mit dem Bischof Karl, dem sein Bruder dies Land überwiesen hatte, fast alle protestantischen Geistlichen, und allen denen wurde der Proceß gemacht, die sich Friedrich V. angeschlossen hatten. Es war dies der Anfang von dem, was auch gegen das übrige Schlesien ausgeführt werden sollte. Lichtensteinische Dragoner, 7*

5. Theil 2 - S. 170

1867 - Berlin : Dümmler
170 Xiv. Preußen als Großmacht. Kurfürstenthum und Königreich sogar zu einer europäischen Großmacht zu erheben, löste er auf ebenso geniale Weise die schwierige Aufgabe, dem Staate die festen Grundlagen zu sichern, vermöge deren er sich auch dauernd auf dieser Höhe erhalten möchte. Die Einrichtungen seines Vaters kamen ihm hierbei trefflich zu Statten; an ihnen änderte er deshalb auch nur da, wo das unabweisliche Bedürfniß es erheischte. Friedrich klagte oft, daß er ebenso viele Feinde wie Nach- barn habe, und es ist oben erwähnt, wie besorgt er wiederholent- lich um sich geblickt, wo er festen Rückhalt zu suchen hätte. Den sichersten fand er in seinem Geiste und in seinem Volke, das durch ihn so merkwürdig gehoben wurde. Zunächst war es natürlich das Heerwesen, dessen Tüchtigkeit und Schlagfertig- keit dem Staate das rühmlich erworbene Ansehn sichern mußte; ihm widmete deshalb der König seine größte Sorge, wie er auch gleichzeitig durch Ausbau älterer Festungen und Anlegung neuer das Land vor etwanigen Anfällen zu schützen suchte. Hatte er schon gleich zu Anfang seiner Regierung sein Heer vergrößert, so that er es noch mehr nach der Eroberung von Schlesien, und nach der Erwerbung von Westpreußen, sobald ihm nur reichere Mittel zu Gebote standen. Bei seinem Tode belief sich die preußische Armee auf fast 200,000 Mann, worun- ter etwa 40,000 Mann Reiterei und gegen 12,000 Manu Artille- rie; ihre Erhaltung nahm von den 20 Millionen Thalern Ein- künfte allein 12—13 Mill. weg. Zur Aufbringung eines so starken Heeres behielt er das von seinem Vater durchgeführte Werbe- und Cantonsystem bei. Die eine Hälfte des Heeres nämlich bestand aus geworbenen Ausländern, die andere aus den schon bei ihrer Geburt enrollirten Cantonisten, doch zählte in den letzten Jahren des siebenjährigen Krieges das Heer über- wiegend nur Inländer, da die Anwerbung von Ausländern zum Theil unmöglich wurde. Die von seinem Vater 1721 aus der früheren Marine- gebildete Recrutenkasse behielt er, jedoch mit wesentlichen Veränderungen, unter dem Namen der Chargen- kasse bei, und an dieselbe hatten namentlich diejenigen bei Antritt ihres Amtes Zahlung zu leisten, welche nicht besonderer wissenschaftlicher Vorbereitung bedurften. Von der Cantonpflicht wurden nicht nur einzelne Städte und Gemeinden (z. B. Pots- dam 1741, Berlin 1746) ausgenommen, sondern auch ganze Kreise und Provinzen, sowie einzelne Gewerke und die Söhne der gebildeten und bemittelten Stände. Stellten sich von diesen Cantonsreien Leute freiwillig zum Dienste, so wurden sie zur

6. Theil 2 - S. 245

1867 - Berlin : Dümmler
Stein's Reformen. 245 scheu Facultät zu neuem Glanze vereinigt; beide Anstalten er- hielten eine für die damaligen Verhältnisse bedeutende Ausstat- tung. Ja der „ sit tlich - wissenschaftliche Verein ", der unter dein Namen des „Tugendbundes" bekannter geworden ist, und der vom Könige bestätigt wurde, verbreitete sich von Königsberg aus über die ganze Monarchie, und wenn auch sein Bestehen nur kurz war, so hat er doch unendlich viel Gutes an- geregt. Um die ganze Kraft des Volkes sich frei und ungehindert entwickeln zu lassen, einem Jeden die Möglichkeit zu verschaffen, sein Vermögen und seine Kraft zu seinem eigenen Vortheil und zu dem des Ganzen zu verwerthen, war es nothwendig, daß die Schranken fielen, welche bis dahin an einem geistigen Jneinan- derleben gehindert hatten, und daß Jeder innerhalb seines Krei- ses freie Bewegung erhielt. Deshalb wurden evangelische und katholische Einwohner überall gleich berechtigt und namentlich den Juden bedeutende Vortheile zugesichert, aus Grund welcher sie mit dem übrigen Volke verwachsen sollten. Wenn nämlich auch der große Kurfürst 1671 vielen aus Oesterreich vertriebenen Juden die Erlaubniß ertheilt hatte, sich in seinen Staaten nie- derzulassen und seitdem keine Verfolgungen Hierselbst mehr über sie hereinbrachen, so blieb doch ihre Lage eine gedrückte, selbst nachdem Friedrich 11. 1750 ein Reglement gegeben hatte, das bis 1812 in Kraft geblieben ist. Danach sollte ihre Zahl nicht vermehrt werden, und die ordentlichen Schutzjuden ihr zugestandenes Recht des Aufenthalts nur auf Ein Kind vererben dürfen; die außer- ordentlichen erhielten die Bewilligung zur Niederlassung nur auf ihre Lebenszeit. Jene durften später gegen Einzahlung von 70,000 Rthlrn. ihr Vorrecht auch noch auf ein zweites Kind aus- dehnen, doch mußten die Betheiligten ein gewisses Quantum von inländischen Manufacturwaaren zur Ausführung entnehmen, von welcher Verpflichtung sie sich aber später loskauften. 1757 wurde bestimmt, daß neue Schutzprivilegien nur dann ausgefertigt wer- den sollten, wenn die Bewerber sich erboten, neue Fabriken an- zulegen. Landbau oder andere Gewerbe als Handel zu treiben war ihnen nicht gestattet; selbst die Zahl der Häuser war be- stimmt, die sie besitzen durften. Während auch später noch be- deutende Abgaben entrichtet werden mußten, wurde doch der für sie so drückende Leibzoll 1787 abgestellt. Alle diese früheren Verordnungen traten nun durch den königlichen Befehl außer Kraft, ^der am 11. März 1812 erlassen wurde. Alle im preußi- schen Staate lebenden Juden wurden für Staatsbürger erklärt

7. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 62

1886 - Berlin : Oehmigke
62 Gleichstellung mit seinen alten Unterthanen, sondern auch auerordentliche Vorteile, Gelduntersttzungen, Baupltze und Baumaterialien, sechsjhrige Befreiung von Steuern; versprach ihnen Kirchen, Schulen, eigene Gerichtsbarkeit, Gleichstellung des Adels mit dem heimischen in Bezug auf Anstellung im Civil- und Militrdienst und andere Vorteile. Da solche Anerbietungen die franzsischen Protestanten in groer Anzahl bewogen, dem Rufe des hochherzigen Fürsten zu folgen, lt sich denken. Wie viele ihrer gewesen sind, die das schne gesegnete Frankreich mit den sandigen Ebenen der Mark vertauschten, lt sich nicht mehr feststellen; man darf wohl annehmen, da ihre Zahl gegen 30 000 betragen habe. Es ist keine Frage, da diese Kolonisten, welche zumeist ihren Wohnsitz in Berlin nahmen, sich aber auch in anderen Stdten, wie in Drfern niederlieen, auf die Entwicklung der mrkischen Gewerbthtigkeit wohlthtig einwirkten, da sie viele Zweige derselben ganz neu einfhrten, da sie durch ihre vorgeschrittene Bildung, durch ihre feinere Lebensweife und Lebensformen, durch Flei, Sparsamkeit und Frmmigkeit kulturfrdernden Einflu gehabt haben. Durch diese ihre Eigenschaften, wie durch kluge Ausnutzung der Verhltnisse, gelangten die meisten zur Wohlhabenheit, viele sogar zu groem Reichtum, oder zu hohen und einflureichen Stellungen im Staate.*) Sie haben sich in ihr neues Vaterland rasch eingelebt und sind zu treuen Shnen desselben geworden. brigens beschrnkte sich die Einwanderung unter der Re-gierung des groen Kurfrsten nicht auf die Franzosen, schon ein Jahr spter erschienen Waldenser aus Piemont, welche ebenfalls ihres Glaubens wegen hart bedrngt waren, und dann Pflzer. Von dem durchgreifendsten Einflsse, wenigstens auf Garten- und Ackerbau, auf Zucht und Ausnutzung des Rind-Viehes, sind wohl die zahlreichen Hollnder gewesen, welche *) Da der Einflu, den diese Einwanderer auf unsere Kultur ge-habt haben sollen, vielfach bertrieben dargestellt worden ist, hat schon Mirabeau bemerkt. Vergl. König, Ii, 223 ff.

8. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 132

1886 - Berlin : Oehmigke
132 Da die Salzburger wiederholt und dringend den Wunsch ausgesprochen hatten, nicht von einander getrennt zu werden^ so beschlo Friedrich Wilhelm, sie in der Provinz Preußen, sei-nem groen Kolonisationsfelde, anzusiedeln. Zum Teil der Stettin auf dem Seewege, zum Teil auf dem Landwege wur-den sie nach Preußen, besonders nach Litthauen befrdert, um dort angesiedelt zu werden. Hier erhielten sie Land und das Jnventarinm zu dessen Bebauung, Kirchen und Schulen und jede mgliche Frderung. Da es auch an Unzufriedenheit und Enttuschung nicht fehlte, lt sich denken. Mancher Salzburger sehnte sich aus den Litthanischen Einden nach seinen schnen Bergen und gesegneten Thlern zurck, besonders da er an die scharfe preuische Zucht nicht gewhnt war, von Spanndiensten bisher nichts gewut und Mhe hatte, sich die Werber vom Halse zu halten. Indes im Laufe dieser 150 Jahre sind die Salzburger zu guten Preußen geworden. In Sitte, Gebrauch und Kleidung haben sie bis auf diesen Tag manche Eigentmlichkeit bewahrt. 78. Die langen Kerls. Im Jahre 1714 errichtete der König das in ganz Europa berhmte Leibregiment. Es glich einer Sammlung von Riesen, und alle groen Menschen in ganz Europa waren nicht sicher, Mitglieder desselben zu werden. Bereits als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm einige Kompagnien groer Leute in Wuster-hausen unterhalten, wovon der Vater aber nichts erfuhr. Jetzt, da ihn nichts hinderte, sich dieser seiner Liebhaberei hinzugeben, errichtete er das gedachte Regiment, dessen Znsam-menbringnng und Unterhaltung ungeheure Summen kostete. Es bestand dasselbe 1739 aus drei Bataillons, deren jedes sechs Musketier- und eine Grenadierkompagnie enthielt, im und allerlei Putzgegenstnde nach den Ausgewanderten benannten." Eberti Ii, S. 461.

9. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 4

1886 - Berlin : Oehmigke
4 bekannte sich zur reformierten Kirche, welche damals auer-ordentlich viele Widersacher, sowohl bei den Lutheranern als Katholiken fand. In politischer Hinsicht war es daher fr ihn gefhrlich, dieses Bekenntnis nicht allein zu uern, sondern auch diejenigen, die seinem Beispiele folgten, zu begnstigen. berall fand er dabei solche Schwierigkeiten, welche die belften Folgen nach sich ziehen konnten. Die lutherischen Geistlichen hetzten durch die dreistesten Predigten das Volk auf, die Lehre der Reformierten fr etwas Abscheuliches, ja sogar fr eine gotteslsterliche Abweichung von der lutherischen Religion an-zusehen. Man redete berall von der verdammten Kalvinisterei in den abscheulichsten Ausdrcken. Man schmhte zu eigener Erniedrigung. Das Ansehen des Landesherrn ward herab-gesetzt, und in den bei dieser Gelegenheit in groer Menge er-schienenen Schriften befinden sich Ausflle auf die Ehre und Person des Kurfrsten, welche von der damaligen Sittlichkeit keinen sonderlich vorteilhaften Begriff geben. Ein gewisser Hutter, welcher sich besonders als Widersacher der Reformierten auszeichnete, schrieb in einem Buche der die Ausbreitung der Lehre Kalvins bei Anfhrung einiger Worte des Kurfrsten an die Landstnde: Leug, Teufel, leng!" und nannte desselben angefhrte Grnde unverschmte Erzlgen. Die Ehre Gottes gewann bei diesen Handlungen gewi nichts, sie waren aber den Menschen, welche sie ausbten, natrlich und hatten Ehrsucht und Eigennutz zum Grunde. Der Kurfürst und sein Hos vertrauten ihre Erbauung sowohl, als ihre Bedienung vorzugsweise nur solchen Leuten an, welche der reformierten Lehre zngethan waren, und schenkten ihnen mehr Vertrauen, als den Lutheranern. Dies fiel den letztern heftig auf und, obgleich jeder Teil vorgab, fr die Lehre zu streiten, zu der er sich bekannte, so eiferte er doch eigentlich fr seine Privatabsichten. In Berlin besonders machte die Religionsvernderung des Kurfrsten viel Aufsehen und ward der Hauptstoff der damaligen allgemeinen Unterhaltung. Die Geistlichen eiferten auf den Kanzeln dawider; an ihrer Spitze der eifrige Domprobst und Hofprediger Simon Gedicke,
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