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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 150

1888 - Berlin : Hertz
150 Der westphälische Frieve; Mednch Wilhelm's Ziel. 4) die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg, sobald der damalige Administrator mit Tode abgehen würde, was 1680 erfolgte (das Erz-stift umfaßte die heutigen Kreise Magdeburg, Neuhaldensleben, Wolmirstädt, Jerichow I. und Ii. und Calbe; dagegen waren die Aemter Quersurt, Jüterbogk, Dahme und Gnrg schon vorher an Kursachsen abgetreten, Burg kam 1687 an Brandenburg, die übrigen Gebiete erst 1815). Der Kurfürst von Brandenburg führte fortan auch die Titel: Herzog von Pommern, Herzog von Magdeburg, Fürst vou Halberstadt und von Minden. Die dem Kurfürsten bewilligte Entschädigung war, was den Flächenraum und die Schönheit des Landes betrifft, bedeutender, als der Verlust in Pommern ; denn für 160 Quadratmeilen des pommerischen Landes erhielt der Kurfürst 200 Quadratmeilen schönen, wohlangebauten und reichbevölkerten Bodens. Auch wareu die heftigsten Gegner Brandenburgs sehr unzufrieden mit dieser, wie es schien, überreichen Entschädigung. Aber der Kurfürst selbst konnte den Verlust vou Pommern nicht so leicht verschmerzen. Unter allen brandenburgischen Fürsten war er nämlich derjenige, welcher am entschiedensten zur Gründung einer Seemacht hinneigte. Seine derartigen Jugendiräume waren durch den Aufenthalt in Holland neu belebt und gestärkt worden: deshalb schien ihm der Besitz der pommerischen Seeküste doppelt wichtig. Später freilich hat man erkannt, wie bedeutsam für Preußen die Erwerbung jener schönen Länder im Innern von Deutschland war, durch welche Brandenburg mit den mittleren deutschen Staaten in immer engere und folgenreichere Berührung kam. Neben der Sorge für seine eigenen Staaten versäumte der Kurfürst nicht, der Sache der Protestanten bei dem großen Friedensschlüsse seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, besonders war es seinen eifrigen Bemühungen zu danken, daß den Reformirten dieselben Vortheile, wie den angsburgischen Confefsionsverwandten eingeräumt wurden. Durch den westphälischen Frieden wurde festgesetzt, daß in allen bürgerlichen Verhältnissen beide Religionsparteien vollkommene Gleichheit genießen sollten, außer in den kaiserlichen Erblanden, aus welche die Wohlthat der Glaubensfreiheit nicht ausgedehnt wurde. Nur Schlesien wurde ein kümmerlicher Schein derselben zu Theil. Am 24. September 1648 wurde die Urkunde des westphälischen Friedens zu Münster unterzeichnet. Von hier an beginnt für Preußen, wie für ganz Deutschland, eine neue Entwickelung. 21. Friedrich Wilhelm's Streben und Trachten in der Landesregierung. Friedrich Wilhelm's großes Ziel. Durch den Ausgang der Friedensunterhandlungen sah das brandenbnrgische Haus seinen Länderbesitz erweitert: die wichtigsten Erwerbungen erhielten jedoch erst dadurch den rechten Werth, daß der Fürst, welcher damals aus dem brandenburgischen Throne saß, von dem Streben beseelt war, seinem Staate und Volke eine erhöhete Bildung zu erringen. Friedrich Wilhelm war der erste brandenbnrgische

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 345

1888 - Berlin : Hertz
Das Wvllner sche Religionsedict. 345 spiegelungen der Modelehre Preis gegeben und dadurch Millionen guter Unterthanen die Ruhe ihres Lebens und ihr Trost auf dem Sterbebette geraubt und sie also unglücklich gemacht werden. Es wurde deshalb verordnet, daß hinfort kein Geistlicher oder Schullehrer bei Strafe der Amtsentsetzung jene oder andere Irrthümer öffentlich oder heimlich verbreiten solle; es sei nicht zuzugeben, daß ein jeder Geistliche in Religionssachen nach seinem eigenen Kopse handele und es ihm freistehen könne, die einmal in der Kirche angenommenen Grundwahrheiten des Christentbumes so oder anders zu lehreu, und sie nach bloßer Willkür beizubehalten oder wegzuwerfen. Eiu jeder Lehrer des Christenthumes müsse und solle dasjenige lehren, was der einmal bestimmte und festgesetzte Lehrbegriff seines Bekenntnisses mit sich bringe, hierzu verbinde ihn sein Amt, seine Pflicht und die Bedingung, unter der er in seinen Posten berufen worden. Lehre er etwas Anderes, so könne er natürlich sein Amt nicht behalten. Dem geistlichen Ministerium wurde in dieser Beziehung die strengste Beaufsichtigung der Geistlichen und Lehrer zur Pflicht gemacht, und um dem Edicte mehr Nachdruck zu verschaffen, setzte der Minister Wöllner eine Prü-sungseommission für die künftigen Geistlichen ein, welche nur aus Anhängern der streug kirchlichen Lehre bestand. Natürlicherweise erregten diese Schritte das größte Aufsehen: je weiter die Lehren der sogenannten „Aufklärung" besonders unter den höheren Ständen bereits verbreitet waren, desto allgemeiner war die Aufregung über die entgegengesetzten Absichten der Regierung. Es erfolgten in Büchern und Zeitschriften die heftigsten Angriffe gegen das Ediet, und als nun der Minister, um der Verbreitung der freisinnigen Denkart Schranken zu setzen, noch ein anderes Edict über die Büchercensur erließ, war die öffentliche Meinung über diesen Angriff auf die Freiheit der Gedaukeu volleuds erbittert. Auch wurde es als ein Zeichen der Glaubenstyrannei beklagt, als zwei berühmte Theologen in Halle wegen ihrer von der Kirchenlehre abweichenden Vorträge von dem Minister Wöllner verwarnt wurden. Aus dem obigeu Inhalte des Religionsedictes geht nun zwar nicht gerade hervor, daß die Urheber desselben einen wirklichen Glaubeuszwaug zu üben beabsichtigten; Friedrich Wilhelm besonders mochte nur wie seine Vorfahren von dem ernsten Willen beseelt sein, das christliche Bekenntniß gegen ungebührliche, willkürliche Neuerungen zu schützen. Sicherlich aber hat er dazu nicht das geeignete Mittel gewählt: er täuschte sich, wie es den bestgesinnten Fürsten oft ergangen ist, darin, daß er meinte, den tief eingewurzelten Unglauben durch ein Staatsgesetz und durch äußeren Einfluß überwinden zu können, während dies nur von innen heraus durch die Macht eiues lebendigen und in Liebe wirksamen Glaubens geschehen kann. Das Religionsedict hat die Gegner nur noch mehr gereizt und erbittert, dem wahrhaften Glauben aber keinen Boden geschaffen; dies geschah erst, als in Frankreich die Früchte des Unglaubens offenbar geworden und als über Preußen und Deutschland bittere Noth und Demüthigung gekommen war. Da erst erhob man von Neuem den Blick zu dem alten treuen Gotte, von dem auch die Rettung kam und dem die Herzen seitdem wieder mehr zugewandt blieben. Auswärtige Politik unter Friedrich Wilhelm H. Das gewaltige Ansehen, welches der Name Preußens unter dem großen Friedrich gewonnen

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 442

1888 - Berlin : Hertz
442 Alt-lutherische Gemeinden; die Zillerthaler. das bevorstehende Säcularfest der Reformation in der Vereinigung der bisherigen reformirten und lutherischen Hof- und Garnison-Gemeinde zu Potsdam zu Einer evangelisch-christlichen Gemeinde feiere und mit derselben das heilige Abendmahl genießen werde, so hoffe Ich, daß dies Mein eigenes Beispiel wohlthuend auf alle protestantischen Gemeinden in Meinem Lande wirken und eine allgemeine Nachfolge im Geiste und in der Wahrheit finden möge. Der weisen Leitung der Consistorien, dem frommen Eifer der Geistlichen und ihrer Synoden überlasse Ich die äußere Form der Vereinigung, überzeugt, daß die Gemeinden in ächt christlichem Sinne dem gern folgen werden, und daß überall, wo der Blick nur ernst und aufrichtig, ohne alle unlauteren Nebenansichten, auf das Wesentliche und die große heilige Sache selbst gerichtet ist, auch leicht die Form sich finden, und so das Aeußere aus dem Inneren einfach, würdevoll und wahr von selbst hervorgehen wird. Möchte der verheißene Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo unter einem gemeinschaftlichen Hirten Alles in Einem Glauben, in Einer Liebe und in Einer Hoffnung sich zu Einer Heerde bilden wird." Die königliche Absicht fand in einem großen Theile der protestantischen Kirche sehr freudige Ausnahme, obwohl sich von vorn herein auch viele Stimmen gegen die Ausführbarkeit des edel gedachten Planes vernehmen ließen. Als jedoch später auf Befehl des Königs eine gemeinsame Agende (Formulare für die gottesdienstliche Ordnung) im Sinne und Geiste der Union zur Einführung in allen protestantischen Kirchen, auch wo die Union von den Gemeinden nicht angenommen war, ausgearbeitet worden, widersetzte sich eine Anzahl lutherischer Gemeinden (besonders in Schlesien) diesem Vorhaben, indem sie das Wesentliche des lutherischen Bekenntnisses in der unirten Agende vernachlässigt fanden und deshalb ihre alte lutherische Liturgie beibehalten wollten. Vergeblich erklärte der König durch eine Cabinetsordre vom Jahre 1834, daß die Union kein Aufgeben des bisherigen Glaubensbekenntnisses bedeute und die Autorität der besonderen lutherischen oder reformirten Bekenntnißschriften dadurch nicht aufgehoben werden solle; vielmehr werde durch den Beitritt zur Union nur der Geist der Milde ausgedrückt, welcher ungeachtet der Verschiedenheit einzelner Lehrpunkte doch die äußerliche kirchliche Gemeinschaft mit der anderen Confession annehmen wolle; mit der Einführung der gemeinsamen Agende solle endlich kein Zwang zur Union stattfinden. Die vorhandene Aufregung in jenen Gemeinden wurde durch die unvorsichtige Anwendung einzelner Gewaltmaßregeln nur erhöht, und es bildeten sich neben der unirten Landeskirche eine nicht unerhebliche Anzahl von sogenannten alt-lutherischen Gemeinden, welche durch die Verfolgung gerade zu einem um so regeren inneren Leben angereizt wurden und später (1845) die Anerkennung des Staates als eine erlaubte Religionsgesellschaft mit einem besonderen Kirchenregimente erlangten. Wie Friedrich Wilhelm in seinen Bestrebungen für eine Union dem Beispiele seiner Ahnen folgte, so auch darin, daß er sich als der Schirm- und Schutzherr der evangelischen Kirche, selbst in fremden Ländern, erwies. Als die evangelischen Christen im Zillerthale in Throl Bedrückungen in der Ausübung ihres Glaubens erfuhren, bot ihnen der König von Preußen ein neues Vaterland in Schlesiens lieblichen Fluren an. Gegen 500 an der Zahl,

4. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 80

1886 - Berlin : Hertz
80 verachteter Mensch sein würde , wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Des Königs Vorschriften wurden zwar streng befolgt, aber gerade in der Hauptsache, im Religionsunterricht, verfehlte man es von vorn herein; denn die großen Geheimnisse des Glaubens wurden dem lebendigen Prinzen auf eine so trockene und pedantische Weise vorgetragen, daß er dadurch nicht erwärmt, sondern zurückgestoßen wurde. — Mit der militärischen Ausbildung wurde es sehr ernst genommen; zur Übung des Prinzen im Waffendienst wurde eine Kadetten-Compagnie errichtet, und schon im zwölften Jahre war Friedrich mit dem militärischen Dienste ganz genau vertraut; bis zum siebzehnten Jahre avancierte er zum Oberstlieutenant, indem er die regelmäßigen Dienste, wie jeder Offizier, mitmachte. Verstimmung und Zwiespalt zwischen Vater und Sohn. Friedrich zeigte mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten, mit zunehmender Gesundheit entwickelte sich in ihm ein lebhafter, munterer Geist und eine große Neigung zu Wissenschaft und Kunst. Gleichzeitig trat aber auch immer mehr ein Gegensatz mit dem ganzen Wesen des Vaters hervor. Vor allem verdroß es diesen, daß Friedrich den Religionsunterricht nicht recht bereitwillig aufnahm; durch die Hausandachten, welche der König selbst abhielt und wobei infolge seiner mangelhaften Bildung manches Unpassende vorkam, wurde des Kronprinzen religiöser Sinn nicht eben belebt, vielmehr hat Friedrich Wilhelm durch feine verkehrte Art gewiß viel dazu beigetragen, daß Friedrichs Sinn gegen die Wahrheiten des Glaubens mehr und mehr gleichgültig wurde. Nicht besser gelang es dem König mit feinen übrigen Vorsätzen: er merkte bald, daß Friedrich auch die militärischen Übungen nicht mit eigentlicher Lust trieb, das mechanische Exerzieren befriedigte den Geist desselben nicht, und ebensowenig konnte er an dem übrigen rohen Treiben der Soldaten Gefallen finden. Auch das Tabakskollegium mit feinen derben Späßen behagte dem Prinzen nicht. Ferner ließ er es an der vom Vater gewünschten Sparsamkeit fehlen. Vor allem aber war es seine Neigung zu Wissenschaft und Kunst, die dem Sinne Friedrich Wilhelms gänzlich zuwider war. Duhan de Jandnn hatte dem jungen Friedrich immer mehr Geschmack an der schönen Litteratur und an der Lektüre beizubringen gewußt und die ganze Sehnsucht des Jünglings ging dahin, sich in der Beschäftigung mit geistigen Dingen, besonders mit guten Büchern, zu erhalten. Der Vater aber hielt diese

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 152

1886 - Berlin : Hertz
sondere Negierung mit zwei oder brei Abteilungen (für die innc reit, b. h. die Lanbes-Polizei-, die Oemeinbe- u. a. Angelegenheiten^, ferner für die Kirchen- und Schul-Angelegenheiten, enbtich für die Finanz- ober Domänen-, Forst- und Stener-Angelegen-heiten). Jeber Regierungsbezirk zerfällt in eine Anzahl Kreise, beren Verwaltung unter Leitung der Regierung dem für gewöhnlich aus den Rittergutsbesitzern des Kreises gewählten Lanbrat obliegt. — Unter dem Oberpräsidenten besteht in jeber Provinz für die Leitung der höheren Lehranstalten ein Provi nzial-Schnl-Kol-l e g i u m, für die Beratung aller die offen fstche Gesnnbheitspflege betreffenben Maßregeln ein Mebizinal-Kolleginrn. Diein-rilren evangelischen Kirchen-Angelegenheiten werben in jeber Provinz burch.konsistorien geleitet, neben biefen übteingeneral-©it perinten beut im Namen des Staates die Aufsicht über die kirchlichen Angelegenheiten. Die katholischen Kirchen-Angelegenheiten werben von den Bischöfen geleitet. Zur sorgfältigen Ausarbeitung der Gesetze und zur höchsten Beratung der Grunbsätze, nach benen die Verwaltung stattsinben soll, würde der Staatsrat ueu organisiert. Die Militär - Verfassung würde im wesentlichen auf die Dauer so festgestellt, wie sie von Scharnhorst ausgearbeitet und im Drange der Zeiten vorläufig eingeführt worben war. Die Grunb-lage der Heereseinrichtung ist die allgemeine Dienstpflicht; die bewaffnete Macht zerfällt in das^stehenbeheer, die Lanbwehr und den Lanbstnrm. Das stehende Heer ist zugleich die Bildungs-schule für die Landwehr; jenes allein steht immer gerüstet und schlagfertig da, auch die Landwehr aber ist mit den Waffenübungen so vertraut und ihre Einberufung so vortrefflich geordnet, daß Preußen gegenwärtig (infolge der von König Wilhelm durchgeführten neuen Einrichtungen) in wenigen Tagen ein wohlgerüstetes Herr von mehr als 600 000 Mann aufstellen kann. Was aber die preußische Armee besonders auszeichnet, ist der Geist der Ehre und ernster sittlicher Zucht, welcher in derselben gepflegt wird. Die Provinzialstände. Um feinem Volk eine größere Beteiligung an den öffentlichen Angelegenheiten zu gewähren, hatte der König schon von Wien aus am 22. Mai 1815 eine Verordnung erlassen, nach welcher eine „Repräsentation des Volkes gebil-bet werben sollte." Zunächst sollten in allen Provinzen die früheren Provinzialstänbe wieberhergestellt ober neue geschaffen, ans die-

6. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 203

1886 - Berlin : Hertz
1 203 waren Widersprüche zwischen der geistlichen und der staatlichen Auffassung hervorgetreten: die Anhänger der römischen Kirche setzten der staatlichen Souveränität eine geistliche Souveränität entgegen und der Papst Pius Ix. hielt leidenschaftliche, aufreizende Reven über die in Deutschland angeblich herrschende „Verfolgung" der katholischen Kirche, getröstete aber die Gläubigen mit dem Wort des Propheten, daß „sich bald das Steinchen von der Höhe loslösen werde, welches den Fuß des Kolosses zertrümmert". Dem gegenüber hielt der König sich für verpflichtet, mit einer Gesetzgebung vorzugehen, welche die Stellung des Staats gegen die Übergriffe der Kirche sichern sollte. Dies geschah besonders durch die sogenannten Maigesetze (vom Mai 1873 und 1874), welche von dem Minister Dr. Falk mit dem lebendigsten Eifer in Wirksamkeit gesetzt wurden. Fürst Bismarck aber erwiderte die leidenschaftlichen Drohungen des Papstes und seiner Anhänger durch das berühmt gewordene Wort: „Nach Kanossa gehen wir nicht", d. H. die geistliche Souveränität erkennen wir nimmermehr an. Wie aber selbst damals der Kampf nicht aus Feindschaft gegen die katholische Kirche geführt wurde, sondern das höchste Ziel der kirchliche Frieden war, das zeigen die weiteren Worte Bismarcks: „Die Regierungen suchen emsig, suchen mit der ganzen Sorgfalt, die sie ihren katholischen, wie ihren evangelischen Unterthanen schulden nach den Mitteln, um in einer möglichst friedlichen, in einer die konfessionellen Verhältnisse möglichst wenig erschütternden Weise in einen annehmlicheren Zustand zu gelangen." Der Kampf entbrannte immer heftiger, und auf beiden Seiten ging man weiter, als wohl ursprünglich beabsichtigt war. Überdies mischte sich in den Kampf auch eine der katholischen Kirche, ja jeder Kirche, jedem ernsten Glauben feindliche Richtung. Die Hoffnung der Regierung auf endlichen Frieden war vor allem auf den Nachfolger des sehr leidenschaftlich erregten, aber schon bejahrten Papstes Pius Ix. gerichtet. Pius Ix. starb 1878 und sein Nachfolger Leo Xiii. setzte sich alsbald mit der Krone Preußen in versöhnlichem Sinne in Verbindung. Es kam zu Verhandlungen mit dem päpstlichen Nuntius

7. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 73

1886 - Berlin : Hertz
73 tigen Leidenschaften brachen oft in den gewaltigsten Ungestüm aus. In Rede und Haltung trat bei ihm eine kräftige Geradheit, eine Abneigung gegen allen Zwang hervor; seine Thätigkeit, der Wissenschaft abhold, richtete sich bald mir auf das, was er für unmittelbar nützlich hielt. Frühzeitig hatte er seine größte Freude an seiner Compagnie Kadetten, später bildete er sich in Wusterhausen ein besonderes Bataillon ans geschickten Offizieren und großen Soldaten. Neben jenen derberen Eigenschaften zeigte sich übrigens in dem Prinzen eine einfache strenge Religiosität und ein rechtschaffener Sinn, der zwar von Leidenschaft hier und da überflutet wurde, aber sich immer wieder geltend machte. Friedrich Wilhelms Regierungsantritt. Nachdem Friedrich Wilhelm an dem Todbette seines Vaters dem Strom seiner Thränen freien Lauf gelassen, schritt er rasch durch die Reihen der Hofleute in fein Zimmer und ließ sich die Liste des Hofstaats vorlegen: er strich daraus alle Kammerjunker, Ceremoniemeister und behielt nur eine kleine Zahl Hofbeamte bei, ja auch diese nur mit geringem Gehalt. Nach dem Leichenbegängnis des vorigen Königs legte er sofort militärische Uniform an, setzte sich zu Pferde und begab sich zu den auf dem Schloßplatz stehenden Trupcn. Seitdem hat er den Soldatenrock nicht wieder ausgezogen; er setzte die Macht und Geltung eines brandenburgischen Fürsten ganz in die Macht seiner Truppen, und war überzeugt, daß sein Land eine Rolle unter den ersten Staaten Europas nur erhalten könnte, wenn seine Heeresmacht der der übrigen Länder gleichgestellt würde. Sein Bestreben war daher jederzeit auf zweierlei gerichtet: auf Sold ateu und auf Geld; er selbst wollte, wie er sagte, „der Finanzminister und der Feldmarschall des Königs von Preußen sein". Friedrich Wilhelm hatte einen hohen Begriff von seiner Macht als unumschränkter Herr in dem ihm von Gott verliehenen Amt: er verlangte unbedingten Gehorsam, augenblicklich und ohne Widerrede. „Raisonnier er nicht," ist seine Antwort auf unberufene Einrede und oft erteilt er mit Stockschlägen noch handgreiflicheren Bescheid. Wenn die Stände widersprechen wollen, so sagt er es geradezu, daß er „die Junkers ihre Autorität ruinieren werde". Aber er ist sich dabei immer bewußt, daß er den Vorteil des Volks im Auge haben muß, das Herrschen ist ihm nicht bloß persönliche Leidenschaft, er sieht es als Gottes Ordnung an: er fühlt sich seinem Staat verpflichtet und lebt nur seines Staats wegen. Er muß da-

8. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 286

1889 - Berlin : Nicolai
— 286 — hörigen Administrations - Beamten, die sich dieser Konvention anschließen wollen, darin mit einbegriffen. Artikel 6. Wenn durch die Kaiserlich russischen Truppen unter Kom- mando des General-Majors v. Diebitsch preußische Truppen von dem De- tachement des Generallieutenants v. Massenbach gefangen genommen werden sollten, so werden sie in diese Konvention mit eingeschlossen. Artikel 7. Dem preußischen Korps steht es frei, seine Verpflegung mit deu Provinzialregierungen des Landes zu regulieren, selbst wenn der Sitz dieser Regierungen durch Kaiserlich russische Truppen besetzt wäre. Vorstehende Konvention ist in duplo ausgefertigt und vou den Unter- Zeichneten eigenhändig unterschrieben und mit ihrem Familiensiegel be- kräftigt worden. Pofcherunfche Mühle *), deu 18. (30. n. St.) Dezember 1812. v. Jork/ Königl. Preuß. General-Lieutenant. v. Diebitsch, Kaiserl. Russ. General-Major. 217. Uorks Abjage an den Marschall Macdonald. 1812. (Troysen, Das Leben des Feldmarschalls Grafen Jork von Wartenburg, 4. Aufl. Leipzig 1863, Bd. I., S. 298 ff.) Gnädiger Herr! Nach sehr mühseligen Märschen ist es mir nicht möglich gewesen, sie fortzusetzen, ohne ans den Flanken und im Rücken ge- fährdet zu werdeu. Dies hat die Vereinigung mit Ew. Excellenz verzögert, und da ich zwischen der Alternative wählen mußte, den größten Teil meiner Truppen und alles Material, welches allein meine Subsisteuz sichern konnte, zu verlieren oder alles zu retten, so habe ich es für meine Pflicht gehalten, eine Konvention zu schließen, nach welcher die Sammlung der preußischen Trnppen in einem Teile Ostpreußens, der sich durch den Rückzug der französischen Armee in der Gewalt der russischen befindet, stattfinden foll. Die preußischen Truppen werden ein neutrales Korps bilden und sich gegen keinen Teil Feindseligkeiten erlauben. Die künftigen Begebenheiten, Folge der Verhandlungen, welche zwifchen den kriegführenden Mächten statt- haben müssen, werden über ihr künftiges Schicksal entscheiden. Ich beeile mich, Ew. Excellenz von meinem Schritte in Kenntnis zu setzen, zu dem ich durch gebieterische Umstände gezwungen bin. Welches auch das Urteil sein mag, das die Welt über mein Verfahren fällen wird, ich bin darüber weuig in Unruhe. Die Pflicht gegeu meine Truppen und die reiflichste Erwägung schreiben es mir vor; die reinsten Beweggründe, wie anch immer der Schein sein mag, leiten mich. Indem ich Ihnen, gnädiger Herr, diese Erklärung mache, entledige ich mich der Verpflichtung gegen Sie und bitte Sie, die Versicherung der tiefsten Hochachtung zu ge- nehmigen 2c. Jork. ') Bei Tauroggen in Litauen, Gouv. Wilna.

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 320

1889 - Berlin : Nicolai
— 320 — rechtfertigten Mein in sie gesetztes Vertrauen und die bewunderungswürdige Organisation, welche der hochselige König Unserem Heere gegeben hat. — lieberall hat die Armee ihre Pflicht gethan. Höher noch als diese Thaten schlage ich aber die Haltung an, welche die Armee Monate hindurch bewährt hat, als sie abscheulichen Schmähungen, Verleumdungen und Ver- snhrungen ihren vortrefflichen Geist und edle Mannszucht reiu und nnge- trübt entgegenstellte. Ich kannte Meine Armee, wo Ich rief, stand sie be- reit, in voller Treue, iu voller Disziplin. Mehr hätten die Truppen in Preußens glorreichster Epoche nicht leisten können. Ich danke den Gene- ralen, Offizieren und Soldaten des stehenden Heeres und der Landwehr in Meinem Namen und im Namen des Vaterlandes. Potsdam, den 1. Januar 1849. Friedrich Wilhelm. 248. Ablehnung der deutschen Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm Iv. 1849. <Reden k., Ii., Nr. 54.) Erwiderung auf den Antrag der deutschen Nationalversammlung zu Frank- furt a. M.l) durch eine Deputation unter dem Präsidenten Simson, Z. April. Meine Herren! Die Botfchast, als deren Träger Sie zu Mir gekommen sind, hat Mich tief ergriffen. Sie hat Meinen Blick aus den König der Könige gelenkt und auf die heiligen und unantastbaren Pflichten, welche Mir als dem Könige meines Volkes und als einem der mächtigsten deutschen Für- sten obliegen. Solch ein Blick, Meine Herren, macht das Auge klar und das Herz gewiß. In dem Beschluß der deutscheu National-Versammlung, welchen Sie, Meine Herren, Mir überbringen, erkenne ich die Stimme der Vertreter des deutschen Volkes. Dieser Rus giebt Mir ein Anrecht, dessen Wert Ich zu schätzen weiß. Er fordert, wenn Ich ihm folge, unermeßliche Opfer von Mir. Er legt Mir die schwersten Pflichten auf. Tie deutsche Natioual-Versammlnng hat aus Mich vor allen gezählt, wo es gilt, Deutschlands Einheit und Kraft zu gründen. Ich ehre ihr Vertrauen, sprechen Sie ihr Meinen Dank dasür aus. Ich biu bereit, durch die That zu beweisen, daß die Männer sich nicht geirrt haben, welche ihre Zuversicht aus Meine Hingebung, auf Meine Treue, auf Meine Liebe zum gemeinsamen deutschen Vaterlande stützen. ') Am 27. März 1849 war die Erblichkeit der Kaiserwürde bei der zweiteil Lesung der Reichsverfassung in Frankfurt angenommen, und am 28. März auf den Vorschlag Heinrichs von Gagern von der Mehrheil der Versammlung die Übertragung derselben aus König Friedrich Wilhelm Iv. beschlossen.

10. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 140

1883 - Berlin : Oehmigke
— 140 — unterwarf sich Joachim dem Interim, und als Magdeburg, welches sich demselben tapfer widersetzte, in Acht und Bann gethan wurde, half er die Stadt belagern. Allein hier trat auch die Wendung ein. Moritz von Sachsen, empört über die harte Behandlung des Landgrafen, für dessen Befreiung er sich vergebens eingelegt hatte, begierig, die Schmach wieder auszulöschen, welche er durch den Verrat in der protestantischen Sache in den Angen seiner Glaubensgenossen aus sich geladen hatte, besorgt wegen der Eigenmächtigkeit, mit welcher Karl in Reichsangelegenheiten verfuhr, fiel nicht allein vom Kaiser ab, sondern überfiel ihn plötzlich in Innsbruck. Es gelang ihm freilich nicht, den Kaiser gefangen zu nehmen, aber er änderte durch diese rasche That die ganze Sachlage so, daß der Kaiser sich gezwungen sah, im Passauer Vertrage den Evangelischen Religionsfreiheit und Gleichberechtigung mit den Katholischen zuzugestehen (1552). Moritz von Sachsen fiel ein Jahr darauf iu der Schlacht bei Sievershausen gegen seinen früheren Bundesgenossen, Albrecht Alcibiades von Brandenburg. Einige Monate zuvor hatte der Sturmwind seinem Bilde, welches im Gange innerhalb des Schlosses stand, den Kopf abgerissen, welches der Glaube der Zeit natürlich auf seinen baldigen Tod deutete. Der Augsburger Religionsfrieden bestätigte 1555 den Passauer Vertrag. — In demselben Jahre fand die Berliner Disputation statt. Man hoffte den Kurfürsten noch zu bewegen, das Konzil zu Trient zu beschicken und sandte deshalb einen Bischof und einen Jesuiten an ihn ab. Joachim berief den Superintendenten der Kurmark, Johannes Agricola, den Frankfurter Professor Prätorius und den Schnlrektor Peter Hafft, um mit den beiden eine Disputation zu halten. Wie der letztere berichtet, bewies sich der Jesuit als ein spitzfindiger Kops, der Bischof jedoch als ein ungelehrter Mann. Diese Disputation hatte, wie viele andern kein Resultat.
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