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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 98

1888 - Berlin : Hertz
98 Bauten; Steuern; Juden; Lippold. Trotz wiederholten Mißwachses und anderer öffentlicher Plagen vermehrte sich daher des Landes Wohlhabenheit zusehends; in demselben Verhältniß aber stieg auch die Neigung zu verschwenderischem Aufwands und zu glänzender Ueppigkeit in allen Volksklassen. Joachim sah sich genöthigt, zur Beschränkung des überhandnehmenden Luxus strenge Verordnungen zu erlassen. Er verbot unter Anderem, daß bei Hochzeiten von Bürgern mehr als zehn Tische, jeder zu zwölf Personen, gedeckt werden sollten, außer einem für die Kinder und einem zwölften allenfalls für auswärtige Verwandte; woraus man einen Schluß auf die damals üblichen übertriebenen Festgelage ziehen kann. Ebenso mußte er gegen den Aufwand, welchen Männer und Fraueu mit glänzenden Kleidern trieben, einschreiten. Freilich trug das Beispiel seiner eigenen glänzenden Hofhaltung viel dazu bei, solche Verordnungen unwirksam zu machen; denn es gab keinen prachtliebenderen Fürsten als Joachim. Kostbare Feste, glänzende Turniere, Hetzen wilder Thiere und große Jagden wechselten an seinem Hofe ab. An einem Theil der Festlichkeiten konnte auch das Volk sich erfreuen: im sogenannten Thiergarten zu Berlin wurde seltenes Wild gehegt und öfter mußten die wilden Thiere mit einander kämpfen. Jährlich, am Fronleichnamsfeste, ließ der Fürst zu Berlin ein Wettrennen halten, woran sich Edelleute und Bürger beteiligten. Besonders bei der Anwesenheit fürstlicher Gäste nahmen die Festlichkeiten gar kein Ende. Ein altes Verzeichniß führt 435 zur Hofhaltung gehörige Personen ans. In den Niederlanden ließ der Kurfürst kostbare Tapeten wirken, worauf die ganze Geschichte des kurfürstlichen Hauses bildlich dargestellt werden sollte. Auch die Bauten, welche der Kurfürst ausführen ließ, waren großartig und sehr kostbar. Schon vor der Durchführung der Reformation hatte er ein Kloster neben seiner Hofburg an der Spree zum Dom umwandeln und die Särge seiner Ahnen aus dem Kloster Lehnin dahin bringen lassen. Später beschenkte er den Dom mit den in Gold gearbeiteten Bildsäulen des Erlösers und der heiligen Jungfrau und mit den silbernen Statuen der zwölf Apostel. Dann ließ er die alte Hofburg niederreißen, um sie prächtiger wieder aufzuer-banen; in allen Theilen der Mark legte er Jagd- und Lustschlösser an, Spandau aber ließ er durch zwei berühmte Baumeister in eine Festung umwandeln. Natürlich kostete sein glänzendes Hofleben ungeheure Summen Geldes, und wiewohl die Einkünfte aus den Marken sich mit der Zunahme des öffentlichen Wohlstandes ungemein vermehrt hatten, so befand sich der Fürst doch fast immer in großer Geldverlegenheit. Da halfen denn die Stände, welche ihm für die sonstige treffliche Regierung dankbar ergeben waren, immer getreulich aus, indem sie die Bierziese erhöhten und noch andere Steuern freiwillig gewährten, wogegen ihnen Joachim das Zngeständniß machte, „keine wichtige Sache, die das Land angehe, auch kein Bündniß mit fremden Fürsten ohne Beirath und Bewilligung der Landräthe (Stände) zu verhandeln." Eine andere Folge der Geldverlegenheiten des Kurfürsten war die Zurückberufung der Juden, welche sich alsbald in großer Zahl wieder in der Mark verbreiteten. Sie mußten ein hohes Schutzgeld zahlen, wußten sich aber durch Wuchergeschäfte reichlich dafür zu entschädigen. Joachim bediente sich ihrer Hülfe in vielen Geldnöthen, besonders aber war ihm ein Jude Lippold

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 222

1888 - Berlin : Hertz
222 Die innere Verwaltung. Fähndrich angenommen wurde. Der König wollte nur solche anstellen, die das Exercitium gut verstanden, keine Ausschweifungen begingen, erträgliche Wirthschaft führten und sich auch äußerlich gut aufnahmen. Wie dem Könige selbst der Soldat über Alles ging, so rief er auch in den Offizieren das Gefühl der Standesehre hervor, welches für die Tüchtigkeit der preußischen Armee höchst bedeutsam geworden ist. Freilich war seine eigene Überschätzung des militärischen Wesens und der gar zu derbe und übermüthige Sinn seines Generals Leopold von Dessau Schuld, daß sich die Offiziere überall viel Gewalt und Willkür gegen die übrigen Stande gestatteten, worüber es nicht selten zu bitteren Klagen und zu traurigen Austritten kam. Um in seinen Soldaten auch religiöse Gesinnung zu Pflegen, stellte er eine große Anzahl besonderer Feldprediger an, und ließ an die Compagnien Exemplare des Neuen Testamentes mit einem Anhange kirchlicher Gesänge vertheilen, welche beim Gottesdienste regelmäßig wiederkehren sollten. Auf die Befestigung des religiösen Sinnes unter den Kriegsmannschaften war es auch bei dem Unterrichte abgesehen, welche er den ungebildeten Soldaten ertheilen ließ. Die Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm. Die Regierung Friedrich Wilhelm's ist oft so angesehen worden, als hätte der König für gar nichts Anderes Sinn und Herz gehabt, als für das Soldatenwesen; aber so sehr dies auch seine Lieblingsneigung war, so hat er doch darüber keine der übrigen wichtigen Pflichten eines gewissenhaften Regenten versäumt: vielmehr führte er in jeder Beziehung nach seinem besten Wissen und Willen ein redlich landesväterliches Regiment, und legte in vielen Dingen den Grund zu heilsamen neuen Staatseinrichtnngen. Besonders ist es ihm hoch anzurechnen, daß er die unter Friedrich's I. Regierung zerrütteten Finanzen wieder regelte. Es entsprach seinem strengen geordneten Wesen, daß er überall die größte Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit in der Verwaltung der Staatseinkünfte verlangte; er liebte überdies von Jngend auf das Geld, und suchte daher nicht blos das unbedingt Nothwendige herbeizuschaffen, sondern selbst noch einen Schatz für künftige Bedürfnisse zu sammeln. Doch war er jeder Zeit zu allen Ausgaben bereit, die er für die Förderung des öffentlichen Wohles als nützlich erkannte. Um der ganzen Staatsverwaltung einen besseren geregelten Gang zu geben, richtete Friedrich Wilhelm statt mehrerer getrennter Behörden, die bis dahin öfter mit einander in Streit gerathen waren, eine einzige ein, welcher Alles übergeben wurde, was die Finanzen, die Domainen und die Erhaltung des Heeres betraf. Dieselbe erhielt den Namen eines General-Ober-Finanz-Kriegs- und D omain endir ector iums (over kurzweg Geueraldirectorium), und der König selbst arbeitete eine genaue Geschäftsinstruktion für die Beamten aus, worin die Abtheilung der Behörden genau festgestellt, überall unablässiger Fleiß und strengste Aufsicht zur Pflicht gemacht und alle Maßregeln gegen Vernachlässigung des öffentlichen Interesses vorgeschrieben waren. Diese Instruktion ist ein ruhmvolles Denkmal der Einsicht und Willenskraft Friedrich Wilhelm's I. Auch in den einzelnen Provinzen wurden die bis dahin getrennten Behörden in sogenannten Kriegs-

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 236

1888 - Berlin : Hertz
2oß Anweisung zu Friedrich'« Erziehung; dessen Jngendbilduug. damente; die alte Historie „nur überhin;" die Geschichte der letzten 150 Jahre aber auf das Genaueste; das Natur- und Völkerrecht, wie auch die Geographie, und was in jedem Laude merkwürdig, sollte er vollkommen inrte haben, absonderlich aber die Historie des Hauses Brandenburg, weil ein heimisches Beispiel allezeit mehr Kraft hat, als ein auswärtiges. „Absonderlich," heißt es dann, „haben sich beide Hofmeister äußerst angelegen sein zu lassen, meinem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und ihm zu impri-miren, daß Nichts in der Welt einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag, als der Degen, und daß er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Der König verbot streng, den Prinzen etwa zu verzärteln oder gar zu weichlich zu gewöhnen, und weil Faulheit, woraus Verschwenden und Durchbringen entstehe, eines der größten Laster sei, so sollten die Hofmeister dem Prinzen davor den allergrößten Ekel in der Welt beibringen, anch mit ihren Köpfen dafür haften, daß alle Ausschweifungen vermieden würden. Diese Vorschriften wurden zwar sehr streng befolgt, aber gerade in der Hauptsache, im Religionsunterrichte, verfehlte man es von vorn herein; denn die großen Geheimnisse des christlichen Glaubens wurden dem lebendigen Prinzen auf so trockene, pedantische Weise vorgetragen, daß, weit entfernt sein Herz dafür zu erwärmen, dasselbe vielmehr zurückgestoßen wurde. Der König selbst verschlimmerte diesen Eindruck, indem er den Kronprinzen oft zur Strafe Psalmen auswendig lernen ließ und demselben hierdurch ein inneres Gefallen an den frommen Dichtungen verleidete. Natürlich wurde der Instruction gemäß alle Sorgfalt angewandt, um dem jungen Prinzen frühzeitig des Vaters Neigung zum Soldatenwesen einzuflößen und ihn mit allen Regeln des Dienstes bekannt zu machen. Schon im zarten Alter mußte Friedrich die Kinderkleider mit der Uniform vertauschen und zu seinem großen Schmerze sein schönes blondes Haar der knappen soldatischen Frisur aufopfern. Zu seiner Uebung im Waffendienste wurde schon im Jahre 1717 eine kronprinzliche Cadetteu-Eompagnie errichtet und später auf ein Bataillon vermehrt. Friedrich war schon im zwölften Jahre im militärischen Dienste so bewandert, daß er dem als Gast anwesenden König von England seine Cadetten zur größten Zufriedenheit vorführte. Um ihm das Kriegswesen auf möglichst angenehme Weise beizubringen, ließ Friedrich Wilhelm in einem Saale des königlichen Schlosses eine Art Zeughaus einrichten und allerlei Gewehre, Kanonen und dergleichen da aufstellen. Im vierzehnten Jahre wurde der Kronprinz zum Hauptmann, im fünfzehnten znm Major, im siebzehnten zum Oberstlieutenant avancirt, und zwar nicht blos dem Namen nach, sondern er machte die regelmäßigen Dienste, wie jeder andere Offizier, mit. Auch den Revuen mußte er überall mit dem Vater beiwohnen, und wenn zu diesem Zwecke Reisen in die Provinzen unternommen wurden, so suchte ihn zugleich der König auf die einfachste Weise mit den verschobenen Verwaltungsgegenstänben bekannt zu machen und sein Interesse bafür zu erwecken. Verstimmung und Zwiespalt zwischen Vater und Sohn. Friebricü zeigte mehr und mehr außerordentliche Fähigkeiten, mit zunehmender Gesundheit des Körpers entwickelte sich in ihm ein lebhafter, munterer Geist und

4. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 64

1886 - Berlin : Hertz
64 seng die Verantwortung dieses Übeln Ausgangs von sich ab. lehnen. ' ' Protestantische Einwanderer. Vergeblich hatte Friedrich bei den Unterhandlungen seine Stimme zum Schutz der Protestanten tn den an Frankreichs Herrschaft fallenden Ländern erhoben. Semen Eifer für den Protestantismus bewies er nun durch weitere hülfreiche Aufnahme der Auswanderer aus Frankreich und der Hfalz, deren Zahl in seinen Ländern von neuem bis über 15 000 stieg. Das Beispiel ihres einsichtigen Gewerbfleißes gereichte dem Lande zum großen Segen; ebenso wurden ihre Anstalten für den Jugendunterricht für Arme, Kranke, Witwen und Waisen vielfach nachgeahmt; endlich brachten sie auch eine große Lebhaftigkeit und nützliche Förderung in das geistige und gesellige Leben ihres neuen Vaterlandes. Gründung der Universität Halle. In der protestantischen ©ottesgelahrtheit war damals eine neue Bewegung eingetreten, ©egen den schroffen Eifer der meisten lutherischen Theologen, welche über der scharfen Verteidigung der Rechtgläubigkeit die Sorge für gute Früchte des Glaubens und der christlichen Liebe vergaßen, trat Philipp Spener in Berlin auf und forderte, daß die Frömmigkeit sich in einem wahrhaft lebendigen und thätigen ©tauben ctwije. ©ein ©cftnnitncjsgcnoffc Sluguft ^emtetnn Francke hielt in Leipzig Vorlesungen über die Bibel, in welchen er auf wahrhaft frommen Willen, Reinheit und Demut des Herzens und auf Werktätige Frömmigkeit als die Kennzeichen echten Christentums alles Gewicht legte. Er wurde jedoch von den alten Lehrern an der Universität deshalb angefeindet und verfolgt. Gleichzeitig mußte noch ein anderer berühmter Gelehrter, Thomasiu s, wegen seiner Angriffe auf den Geist der damaligen Theologie die Universität Leipzig verlassen und ging nach Berlin. Friedrich Iii nahm den Flüchtigen gern auf und benutzte diese Gelegenheit, um den längst gehegten Plan der Gründung einer neuen Universität tn Ausführung zu bringen. Thvmasius erhielt die Erlaubnis, in Halle Vorlesungen zu halten, und zog eine große Anzahl Studierender dahin, bald kam auch Francke und andere bedeutende Ge-1692 lehrte nach Halle, und ant 10. Juni 1692 erteilte der Kurfürst das (vom Kaiser im Jahre 1694 bestätigte) förmliche Privilegium für die neue Universität, welche einen sehr raschen Aufschwung nahm. August Hermann Francke selbst bewährte sich als Vorbild

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 29

1886 - Berlin : Hertz
29 12. Kurfürst Joachim Ii (Hektar) und Markgraf Johann von Küstrin (1535—1571). Kurfürst Joachim Ii und sein Bruder, der Markgraf Johann von der Neumark (auch Johann von Küstrin genannt), waren sehr verschiedenen Charakters: Joachim offenen fröhlichen Gemüts, gutmütig bis zum Übermaß, freigebig bis zur Verschwendung, in allen Dingen zur Milde und Versöhnlichkeit geneigt, — Johann dagegen streng und fast abstoßend, rasch und entschieden in allem, was er that, dabei sparsam bis zum Geiz. Beide Brüder aber glichen sich in edler Gesinnung, in ritterlichen Tugenden und in aufrichtiger Fürsorge für des Volkes Wohl. Zn den deutschen Religionskriegen hätte Joachim von Anfang an gern die Rolle eines Vermittlers gespielt, während Johann, verletzt durch das Auftreten protestantischer Fürsten gegen seinen Schwiegervater, den Herzog von Braunschweig, sich für die Sache des Kaisers gegen seine eigenen evangelischen Glaubensgenossen erklärte. Joachim trat zuerst zu keiner der kriegführenden Parteien, um leichter eine Vermittlung ausführen zu können. In der That gelang es ihm nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg, das vom Kaiser gegen den Kurfürsten von Sachsen ausgesprochene Todesurteil rückgängig zu machen. Auch für den Landgrafen von Hessen trat er mit seinen Bitten beim Kaiser ein, vermochte jedoch die treuwidrige Gesangenhaltung desselben nicht zu hindern (1547). Durch Moritz von Sachsens späteres feindseliges Auftreten gegen den Kaiser kam endlich der Passauer Vertrag und dann der Religionsfrieden zuaugsburgzu Stande (1555), durch welchen der rechtliche Bestand der evangelischen Kirche 1555 in Deutschland gesichert wurde. — Kurfürst Joachims Besonnenheit während der kirchlichen Streitigkeiten hatte ihm das größte Ansehen unter den Reichsfürsten erworben, was sich in den Reichsversanim-lungen auf glänzende Weise zeigte. Erbvertrag mit den Herzögen von Schlesien. Der milden Gesinnung Joachims lagen gewaltsame Eroberungen fern, dagegen suchte er auf friedlichem Wege die Erweiterung seines Landes vorzubereiten. Insbesondere wußte er die Mitbelehnung über Preußen zu erlangen, wovon alsbald näher die Rede sein

6. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 130

1886 - Berlin : Hertz
zubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie einexerciert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 exercierte Leute im Lande waren. Auch sonst wurden alle Ausrüstungen insgeheim eifrig betrieben. Der Haß gegen Napoleons Gewaltherrschaft, durch begeisterte Männer lebhaft angefacht, nahm täglich überhand; derselbe führte auch zur Gründung des sogenannten Tugendbundes, welcher zum besonderen Zweck hatte, die Selbstsucht in allen öffentlichen Verhältnissen zu bekämpfen, die edleren, sittlichen Gefühle in der Nation zu beleben und dadurch die Befreiung zu befördern. Der Verein erhielt die Bestätigung des Königs und trug viel zur Verbreitung einer männlicheren Stimmung in den Gemütern bei; der Geist desselben wirkte fort, selbst nachdem der Bund auf Napoleons Befehl aufgehoben worden (1810). Steins Vertreibung; Hardenberg. Der Minister von / Stein wurde leider feinem heilsamen Wirken nur zu bald entrissen. Ein aufgefangener Brief desselben erregte Napoleons Zorn in so hohem Grade, daß Stein selbst es für vorteilhaft hielt, fein Amt aufzugeben. Der König entließ ihn mit den ehrenvollsten Beweisen seiner Anerkennung (Januar 1809), Bonaparte aber verfolgte ihn mit einer förmlichen Achtserklärung, weshalb der hochverdiente Mann erst nach Österreich, dann nach Rußland flüchtete, von wo er fort-fuhr, nach Kräften für Preußens Wiedererhebung zu wirken. Sein Nachfolger wurde der Minister von Haddenberg, der sich bereits als ein verständiger, gewandter und edel denkender (Staatsmann bewährt hatte. Der König übertrug ihm die Leitung der Geschäfte als erster Minister mit demtitel eines Staatskanzlers. Seine Verwaltung hielt zuerst au den Grundsätzen des Freiherrn von Stein fest. Er setzte dessen Bemühungen für die Verbesserung der Lage des Bauernstandes fort, wandte der Ordnung und Verbesserung der Finanzen des Staats seine besondere Aufmerksamkeit zu und beförderte durch die Einführung der Gewerbefreiheit ;10 (2. November 1810) den Wetteifer und die Vervollkommnung im Gewerbebetrieb, wiewohl durch Aufhebung aller Schranken später auch die Überfüllung, Verarmung und Zuchtlosigkeit im Handwerkerstand herbeigeführt wurde. — Durch ein Edikt vom Jahre 1812 wurde dielage-der Judeu-im preußischen Staat wesentlich erleichtert. Auch für die Bildung des Volks wurde in jenen schweren ( / S /? lf s f y , Iaj. Ijaayl

7. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 73

1886 - Berlin : Hertz
73 tigen Leidenschaften brachen oft in den gewaltigsten Ungestüm aus. In Rede und Haltung trat bei ihm eine kräftige Geradheit, eine Abneigung gegen allen Zwang hervor; seine Thätigkeit, der Wissenschaft abhold, richtete sich bald mir auf das, was er für unmittelbar nützlich hielt. Frühzeitig hatte er seine größte Freude an seiner Compagnie Kadetten, später bildete er sich in Wusterhausen ein besonderes Bataillon ans geschickten Offizieren und großen Soldaten. Neben jenen derberen Eigenschaften zeigte sich übrigens in dem Prinzen eine einfache strenge Religiosität und ein rechtschaffener Sinn, der zwar von Leidenschaft hier und da überflutet wurde, aber sich immer wieder geltend machte. Friedrich Wilhelms Regierungsantritt. Nachdem Friedrich Wilhelm an dem Todbette seines Vaters dem Strom seiner Thränen freien Lauf gelassen, schritt er rasch durch die Reihen der Hofleute in fein Zimmer und ließ sich die Liste des Hofstaats vorlegen: er strich daraus alle Kammerjunker, Ceremoniemeister und behielt nur eine kleine Zahl Hofbeamte bei, ja auch diese nur mit geringem Gehalt. Nach dem Leichenbegängnis des vorigen Königs legte er sofort militärische Uniform an, setzte sich zu Pferde und begab sich zu den auf dem Schloßplatz stehenden Trupcn. Seitdem hat er den Soldatenrock nicht wieder ausgezogen; er setzte die Macht und Geltung eines brandenburgischen Fürsten ganz in die Macht seiner Truppen, und war überzeugt, daß sein Land eine Rolle unter den ersten Staaten Europas nur erhalten könnte, wenn seine Heeresmacht der der übrigen Länder gleichgestellt würde. Sein Bestreben war daher jederzeit auf zweierlei gerichtet: auf Sold ateu und auf Geld; er selbst wollte, wie er sagte, „der Finanzminister und der Feldmarschall des Königs von Preußen sein". Friedrich Wilhelm hatte einen hohen Begriff von seiner Macht als unumschränkter Herr in dem ihm von Gott verliehenen Amt: er verlangte unbedingten Gehorsam, augenblicklich und ohne Widerrede. „Raisonnier er nicht," ist seine Antwort auf unberufene Einrede und oft erteilt er mit Stockschlägen noch handgreiflicheren Bescheid. Wenn die Stände widersprechen wollen, so sagt er es geradezu, daß er „die Junkers ihre Autorität ruinieren werde". Aber er ist sich dabei immer bewußt, daß er den Vorteil des Volks im Auge haben muß, das Herrschen ist ihm nicht bloß persönliche Leidenschaft, er sieht es als Gottes Ordnung an: er fühlt sich seinem Staat verpflichtet und lebt nur seines Staats wegen. Er muß da-

8. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 66

1880 - Berlin : Hofmann
66 mern, Frankreich den grten Theil vom Elsass, Brand enburg Hinterpommern und die Bisthmer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterknigs die Unterpfalz mit einer achten Kurwrde. Friede wars, doch der Friede eines Friedhofs! Was war aus Deutschland ge-worden? Stellenweise eine Wste! Viele Städte und Drfer von der Erde verschwunden oder menschenleer, die Bevlkerung durch Schwert, Hunger und Seuchen auf die Hlfte zusammengeschmolzen, aller Wohl-stand, Handel und Gewerbe vernichtet, Kunst und Wissenschaft gelhmt! Zum Landbau fehlten Saatkorn, Zugvieh und Menschenhnde. Aus den verwilderten Soldatenhorden bildeten sich Ruberbanden. Unglauben, Aberglauben und Laster aller Art waren grausig gewachsen, alle edlen Sitten verfallen. Das waren die Frchte eines Religionskrieges! 31. Der groe Kurfürst Friedrich Wilhelm von Lranden-durg 16401688. 1. Seine Jugend war keine freundliche. Als siebenjhriger Knabe wurde er vor den Kriegsstrmen nach Kstrin geflchtet und dort er-zogen. Spter reiste er zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier hatte er an dem weisen und tapfern Statthalter von Dramen das Vorbild eines guten Regenten und an den fleiigen Hollndern das Muster glcklicher Unterthcmen. Er nahm sich vor, sein Land und Volk ebenso mchtig und glcklich zu machen. Als matt ihn im Haag zu Ausschweifungen verleiten wollte, floh er ins Feldlager zu Oranien und uerte dabei: Och bin es meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig." Oranien klopfte ihn auf die Schulter und sagte: Eure Flucht ist heldenmtiger, als wenn ich diese Festung eroberte. Vetter, ihr habt das gethatt, ihr werdet mehr thun, denn wer sich selbst besiegt, ist groer Thaten fhig." 2. Sein Regierungsantritt erfolgte in seinem 20. Jahre unter dm traurigsten Umstnden. Sein verwstetes Land hielten die Schweden zum Theil besetzt; die Truppen hatten dem Kaiser Treue geschworen, und die Regierungsgewalt hatte der Minister Schwarzen-berg inne. Zunchst wollte der junge Kurfürst Herr in seinem Lande werden. Mit festem Willen, scharfem Verstnde und glubigem Gottvertrauen ging er auf fein Ziel los. Zuerst beschrnkte er die Macht des allmchtigen Schwarzenberg, den ein Schlagfluss kurze Zeit daraus aus der Welt rief. Dann nahm er die Truppen in Eid und Pflicht und vermehrte die stehende Heeresmacht zuletzt bis auf 8000 Mann. Mit den Schweden schloss er Waffenstillstand. Auf die Friedensver-Handlungen bte er durch seine Klugheit und Festigkeit einen groen Einfluss aus. Er vermhlte sich mit der schnen, gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederlndischen

9. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 20

1880 - Berlin : Hofmann
B. Aus der vaterlndischen Geschichte. 1. Unsere deutschen Vorfahren. 1. Das Land der Deutschen oder Germanen erstreckte sich von der Nord- und Ostsee bis an die Alpen, von den Vogesen bis zur Weichsel. Nur stellenweise war es mit Hafer, Gerste, Rben, Rettichen u. dgl. angebaut, grtentheils aber mit Laub- und Nadelwldern oder Smpfen bedeckt. In den Wldern hausten Bren, Wlfe, Auer ochsen, Elenthiere n. ct. Wild. Auf den Wiesen und Berghngen wei-beten Pferde, Rinder u. a. Hausthiere. Die Flsse waren wasserreicher als heute, das Klima rauh und nebelig. 2. Das Volk. Der Krper der Germanen zeigte hohen Wuchs, groe Kraft und Ausdauer (nur nicht in der Hitze!), helle Hautfarbe, goldgelbes Lockenhaar und blaue Augen. Ihre Nahrung bestanb in wilbem Obste, Fleisch, Gemse, Milch und Meth (Gerstenbier mit Ho-nig), ihre Kleidung hauptschlich in Thierfellen, die wie Mntel um-geworfen wurden. Die Beschftigung der Männer war brauen Jagb und Krieg, baheim Waffenbung, Trunk und Wrfelspiel auf der Brenhaut. Die Weiber bauten den Acker, hteten das Vieh, spannen, webten und nhten. Die Hauptwaffen waren Schild und Speer. Lieber verlor der Deutsche das Leben als den Schilb. Der Heerbann bestanb bei Volkskriegen aus allen Freien. Einzelne Hausen unternahmen auf -eigene Hand als treue Gefolgschaft eines Huptlings Raub- und Fehdezge. Die Wohnungen oder Hfe lagen einzeln und zerstreut; mehrere bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. Der deutsche Charakter zeichnete sich durch Tapferkeit, Freiheitsliebe, Wahrhaftigkeit, Gastfreundschaft, Keuschheit und Treue aus. Die Viel-weiberei herrschte nie bei ihnen. Den Frauen erwiesen die Männer Ach-tung, den weisen Seherinnen Gehorsam. Der Rmer Tacitu s sagt von ihnen: Gro war ihr Krper, grer ihre Seele. Die Freiheit war ein deutsches Gut. Gute Sitten waren bei ihnen mchtiger als anders-wo Gesetze." Das Volk bestand aus Edlen, Freien und Leibeigenen. Die Tapfersten wrben als Herzge im Kriege, die Vornehmsten als Huptlinge, die Erfahrensten als Gaurichter gewhlt. Wichtige Auge-legenheiten wrben in den Volksversammlungen bei Neu- und Voll-monb auf der Malstatt berathen. In Streitigkeiten entschieb oft das Gottesurteil eines Zweikampfes ober der Feuer- und Wasserprobe.

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 178

1883 - Berlin : Hofmann
noro Bei Fehrbellin holte er sie mit seiner Reiterei ein. Noch harrte er des Fuvolks, da kam die Kunde, da der Prinz von Homburg wider Befehl und Willen das Gefecht erffnet habe. Derfflinger sprach: Wir mssen ihm sekundieren, sonst kriegen wir keinen Mann wieder. Mit raschem Blick ersphte der Kurfürst einen Hgel, den die Schweden zu besetzen vergessen hatten. Hier lie er sein Geschtz auffahren, das nun Tod und Verderben in die schwedischen Scharen schleuderte. Der Kurfürst strzte sich selber mitten ins Kampfgetmmel. Einer fhrerlosen Schwadron rief er zu: Folget mir, tapfere Soldaten! Ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen oder ritterlich mit euch sterben. An seiner Seite fiel sein Stallmeister Emanuel Froben. Die Sage hat einen poetischen Schleier um sein Ende gewoben, indem ste erzahlt: Als des Kurfrsten weies Ro die Zielscheibe fr die feindlichen Ge-schsse wurde, da bewog Froben seinen Herrn, den Schimmel gegen fernen Braunen zu vertauschen. Kaum war dies geschehen, da traf eme Kugel, den treuen Mann zum Tode." Nach dem wtendsten Kampfe flchteten endlich die Schweden gegen Fehrbellin. Man riet, die Stadt zu beschieen, aber der Kurfürst sprach: Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern zu retten." Der herrliche Sieg der die befrchteten Schweden erfllte alle Welt mit Bewunderung. Friedrich Wilhelm suberte nun Pommern von den Schweden und nahm ihnen sogar Stettin und (Stralsund weg. Als sie hierauf im strengsten Winter in Preußen einfielen, fhrte er sein Heer ans Schlitten der das Haff und jagte sie , nach Livland zurck. Aber was die Tapferkeit gewonnen, das entri ihm der Neid. Von dem Kaiser und seinen brigen Bundesgenossen im Stich gelassen, mute er im Frieden zu St. Germain (spr. Sang Schermaus) seine meisten Eroberungen in Pommern wieder heraus geben (1679). j Als er nach langem Widerstreben endlich die Feder zur Unterschrift ansetzte, da wnschte er seufzend, nie schreiben gelernt zu haben. 8. Friedrich Wilhelms kirchliche Stellung. Der Lebensnerv von des Kurfrsten groartiger Regententhtigkeit war ein lebendiges Gottvertrauen; darum lag ihm die religise Bildung des Volkes auch besonders warm am Herzen. Durch sein Beispiel und durch Vorschriften suchte er in Volk und Heer kirchlichen Sinn und christliche Zucht zu fordern. Die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten fanden in Branden-brg eine neue Heimat und bildeten die blhenden franzsischen Kolomeen-Ein Herzenswunsch war ihm die Vereinigung der reformierten und lun) -titoer Glaubensgenossen, die sich leider von Kanzeln und im tgliche Leben ebenso arg anfeindeten wie Protestanten und Katholiken. & friedliche Mittel nicht anschlugen, so bedrohte der Kurfürst jeden (w_ lichen mit Absetzung, der Andersglubige von der Kanzel verunglimpfen wrde. Viele Geistliche weigerten sich, dies zu unterschreiben. Da entsetzte er (1666) die beiden angesehensten, darunter Paul Gerhard>/ den grten Liederdichter der evangelischen Kirche nach Luther. Dmeio
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