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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 41

1888 - Berlin : Hertz
Die Quitzows. 41 daß er im Bunde mit den magdebnrgischen Raubrittern in die Feldmarken der Stadt Brandenburg einfiel und große Viehheerden räuberisch forttrieb. Als das Land über eine solche Statthalterschaft bei Jobst Klage führte, kam dieser nach der Mark, setzte Hans von Qnitzow ab und machte an seiner Statt die Herzoge von Mecklenburg zu Landeshauptleuten. Da verbanden sich die Qnitzows mit den Herzögen von Pommern und den Grafen von Rnppin und begannen ungehindert neue Raubzüge in den Marken. Im Sturme wurde die Stadt Straußberg erobert, ein Theil der Bürgerschaft daraus vertrieben und bis in die Nähe von Berlin verbreiteten die räuberischen Schaaren Schrecken und Jammer. Auch die magdeburgischeu Ritter fielen wiederum in das Land ein, aber ein tapferer Ritter, v o n M a n t e n f f e l, stellte sich an die Spitze der Bürger Brandenburgs und schlug sie nach blutigem Kampfe aus dem Lande heraus. Um dem verwegenen Treiben der Quitzows Einhalt zu thun, ernannte Jobst den Grafen Günther von Schwarz bürg, einen ehrenwerthen, wohlgesinnten Mann, zum Statthalter, aber die Quitzows gaben demselben von vorn herein auf die frechste Weise zu verstehen, wie wenig sie sich vor ihm fürchtete»; denn als der neue Statthalter eben heranzog und bei Tangermünde über die Elbe fitzte, erwartete ihn Dietrich mit einer Ranb-schaar in einem Versteck, nahm ihm vor seinen eigenen Augen sein ganzes Gepäck fort und ritt hohnlachend davon. Als Günther sein undankbares Amt, in welchem ihn Jobst nicht unterstützte, bald darauf wieder niedergelegt hatte, waren die Quitzows und ihre übermüthigen Genossen vollends die Herren im Lande. Ungehindert zogen sie mit ihren Schaaren umher, plünderten und brandschatzten Alle, welche sich nicht mit ihnen durch freiwillige Geldopfer abfinden wollten. Viele Städte demüthigten sich ohne Widerstand unter ihrer Herrschaft und thaten ihnen sogar alle Ehre an. In Berlin gab man ihnen große Festlichkeiten, wobei, wie eine Chronik erzählt, „köstlicher Wein, allerlei Saitenspiel, und was dergleichen mehr znr Freude und Fröhlichkeit dienen möge, gewesen. Abends geleitete man die Gäste mit Laternen, Fackeln, Gesängen und anderen Freudenbezeugungen nach Hause/' Natürlich mußten die Srädte ihren in solcher Art verehrten Freunden und Beschützern außer den Schmausereien auch reiche Geldgeschenke machen. — Soweit ging der Ueber-muth der Quitzows, daß, als Herzog Jobst wieder einmal selbst in der Mark war und den Herzog Johann von Mecklenburg unter sicherem Geleit auf sein Fürstenwort nach Berlin kommen ließ, die Ritter Hans und Dietrich denselben bei Liebenwalde überfielen und gefangen nach ihrem Schlosse Plaue schleppten. Jobst war so ehrvergessen, daß er, statt sie dafür zu züchtigen, die Beute mit ihnen theilte. Die Quitzows wußten feine ewige Geldnoth zu benutzen und durch Bewilligung reichlicher Abgaben von ihrem räuberischen Verdienste seine Gunst zu gewinnen, so daß sie seinethalben ungestört ihr Unwesen forttreiben konnten. Herzog Johann von Mecklenburg versuchte nun mit Hülfe eines Bäckers von Brandenburg aus seiner Gefangenschaft zu entfliehen. Schon war er über das Eis der Havel gegangen. Aber Hans von Quitzow entdeckte die Flucht, ließ eiligst seine Leute zu Pferde steigen und jagte mit ihnen und den losgemachten Hunden der Spur des Flüchtlings nach, den sie vor Frost halb erstarrt in den Kerker zurückbrachten. Die Bürger von Brandenburg hatten versucht, sich den wilden Schaaren entgegenzusetzen, aber Haus

2. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 116

1889 - Berlin : Nicolai
— 116 — Farbe geclaidt, vorhanden gewest, da man auf diesem Feste allenthalben gebraucht hat. Außer den 24 Fürsten und 10 Fürstin sind Hundert und Nennzehn geschmückte Frauen und Junkfrauen geladen gewesen, 26 Graven und eine merckliche Zal von Rittern und Edlen. Summa aller Pferde, die vom Hofe gefüttert worden sein: 2094 pferdt, 90. Aufgebot der märkischen Landschaft. 1525. (Cod. Iii., 3, Nr. 274.) Joachim, von Gots gnaden Marggrave ?e. Unsern grns zuvoru, lieber getreuer. Nachdem Mercklich auffruhr und kriegeslefft sich nahet nmb uns begeben und sonderlich der panrßman sich gegen Jrer oberigkeit erheben, gewalt und mntwillen üben und bereyt uicht ferre1) vou unsern Landen vorhaudeu, deßhalbeu wir uuß, unsern Landen und Lentten 31t schntz und gegenwehr, in der eyll einen feltzngk fnrhaben^). Demnach Begern wir au dich mit fouderm Ernst, du Wollest dich mit knechten, Pferden, Haupt und anderm Harnisch, mit Heerwagen nnnd allem andern, zum feltzngk gehörende, anf das stargkst und rüstigst, als du ymmer magst, anfkomen, rusteu und also in gereitschafft sitzen, So wir dir zum andern mall schreiben Werden, das du uns Zu tage und nacht also gerust in der eyll zuziehest au die Ortere, dohin wir dich bescheiden werden, anch also geschickt bist bey uns Im selde ein Zeitlang zu vorharreu und dich hiran In keinem Wege nicht vorhindern lassen, als wir uns ernstlich bey deinem pflichten zu gescheen verlassen, dann uns, unsern Landen und lenten vil und gros darau gelegen ist, In gnade zu erkennen. Datum Rathenow Dienstags nach philippi und Jacobs), Auuo ?e. Xxv. 91. Kandtagsbeschtuß gegen adelige Oewaltthäter. 1526. (Cod. Iii., 3, Nr. 281.) — Was aber belaugt die teglicheu todslege, so sich alleuthalbeu Inn landen bei dem Adel und andern begeben, haben prelaten, graven, Hern, Riterschast, Man nnnd Stett mit nnserm gnedigesten Hern Chursürsten für gut angesehen, bewilliget nnnd beslossen: So freventlich und muet- willig todtslege gescheeuu nnnd die Thetter abkemen nnnd flüchtig worden, das alßdann dieselben mndtwillige Thetter zehen Jar ans den landen vor- festet und Inn keinen Wege gesichert, noch gelietten, Sondern wis*) sichs gepürt, vervolgt: und damit soll uymant verschont werden. — *) fern, weit. — 2) In der Mark schienen sich damals gleiche Bewegungen wie der Baneriiansstand im übrigen Deutschland vorzubereiten; der Kurfürst unterdrückte dieselben gewaltsam in ihrem Keime, namentlich 1530 in Stendal. a) 2. Mai. — 4) wie es.

3. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 128

1889 - Berlin : Nicolai
— 128 — und tragen. — Zn Urkund mit unserem anhangenden Jnsiegel besiegelt; geschehen und gegeben zu Cölln an der Spree, am Tage Purificatiouis Maries, nach Christi Unseres lieben Herrn Gebnrt im 1542ften Jahre. Nichtigkeitserklärung der schlesifcheu Erbverdrüdernng durch König Ferdinand. 1546. (Cod. Ii., 6, Nr. 2581.) Wir Ferdinand, von Gottes gnaden Romischer Knnig, zu allen Zeiten merer des Reichs, in Germanien, zu Hungaru, Behaim, Dalmatien, Kroatien :c Knnig ze., Bekennen öffentlich mit disem brief und thnn knndt allermeniglich, Alls uns die Wolgeboruuen, Gestrengen, erenvesten, Erbern2), Ersamen uuud unser lieb getreuen, N. gemaine Stennd nnsers Kunig- reichs Behaim ans Jüngst gehaltenem Landtag zu Prag mit beschwernng anpracht, Wie sich die Hochgeboruuen, unnsere Ohaim, Fürsten und lieben getreuen, Friderich der Elter, Friderich der Jünger und Georg in Slesien, Hertzogen zu der Lignitz nnnd Brigg, mit dem Hochgebornnen Joachim, Marggraven zu Brandenburg 2c., nnnserm lieben Oehaim nnnd Chursursteu, unser Cron Behem alt erlangten nnnd habenden Freyhaiten, Rechten, Gerechtigkaiten, Vertraegen, Satzungen, verainigungen, einleibungen und verwantnnssen^) entgegen und zuwider, und derselben Cron nnnd Inen zu merklichem uachtail uund schaden, einen Contraet nnnd vertrag einer Erbverbrndernng anffzerichten uund zu vollziehen uuuderstaunden haben, derhalbeu uund dieweil solcher Contract nnnd Erbverbrndernng der Cron Behaim, anch Inen den Stennden und Glidern nachtailig, schedlich nnnd ergerlich, nnnd der Ursachen wegen nnns demnetiglich angesucht unnd gepeten, das wir Inen gegen ermellten Hertzogen zu der Lignitz ladung zu erkennen uund rechtlicher nottnrstiger Hauudluug guediglich zu gestatten gernehten, dieweil wir nuu aus uunserm trageudeu Kuuiglicheu ampt meniglichen Rechtens zu gestatten uuud zu verhelffeu mit gnaden gewogen sein, nnns auch das ze thuu schuldig erkennen: haben wir aus solich der Stende uuderteuig demnetig bete4), als Regierender Kuuig zu Behaim unnd Oberster Hertzog der Slesien, bed taill aus Diustag nach dem Sontag Quasimodogeniti, das ist den vierten tag gegenwnrtigs Monots May, hie- Heer in nnnser stat Presslaw^) in nnnsern Knniglichen Hose vor nnnser Kuniglichen Person zu rechtlicher hanndlnng zu erscheinen peremptorie Citiert unnd ervordert, daraus auch ermellte Steundt nnnser Cron Behaim durch Ire bevelhaber unnd Machtmenner als Clager, der- gleichen auch ernennte Hertzogen von der Lignitz all drey in aignen Personen alhie ankumben, . . . Alda wir beder taill Clag, anntwnrt, red. ') 2. Februar. — 2) Ehrbareu. — 3) Eiuverleibuuaeu und Verbindungen. 4) Bitte. — •') Breslau.

4. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 90

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 90 — dienen sollte. Weil es aber Ew. Durchlaucht Wille ist. so habe ich nur an die großen Gnaden. Ehren und Wohlthaten zu gedenken, die mir von meinen vorigen lieben Herren stets erwiesen worden, und eichte mich daher zur Dankbarkeit verbunden und nichts zu unterlassen verpflichtet, was ich mit meinen höchsten Kräften im Dienste Ew. Kurfürstlichen Durchlaucht zu leisten vermag". Wenn es demnach so aussah, als sollte Schwarzenbergs Einfluß auch unter dem neuen Regenten der alte bleiben, so kamen doch bald Anzeichen, welche auf eine Minderung seiner Macht und aus die erwachende Selbständigkeit seines jungen Herrn gedeutet werden konnten. Schon die Weisung des Kurfürsten an die Kommandanten von Peiz und Küstrin. keine kaiserliche Besatzung auszunehmen, erschien wie ein Akt des Mißtrauens gegen die bisherige von Schwarzenberg vertretene Politik, welche der kaiserlichen Sache allen möglichen Vorschub geleistet hatte. Der junge Fürst war auch unzufrieden, daß der Statthalter dieselben Truppen, die zu Georg Wilhelms Zeiten diesem und dem Kaiser geschworen, ihm selbst uur durch Handschlag verpflichtete. Das unklare Verhältnis zu einem Heere, das zwar sein Land inne hatte, aber den Kaiser als den eigentlichen Oberherrn anerkannte, bei dessen Offizieren Trotz und Ungehorsam gegen ihn deshalb an der Tagesordnung waren, wollte Friedrich Wilhelm lösen. _ Die Truppen seines Landes sollten ihm allein angehören. Er sandte außerordentliche Bevollmächtigte nach allen Garnisonplätzen. die Vereidigung der Regimenter vorzunehmen. Sie kamen auch uach Spandau, wo der Statthalter zur Zeit residierte; ihr Erscheinen und ihr Auftrag, mit dem eigentlich er hätte betraut werden müssen, verriet ihm, daß er die Zustimmung seines Herrn nicht vollkommen besaß. Er fühlte sich gekränkt, mußte jedoch das Verfahren des Kurfürsten den Truppen gegenüber nur als klng und richtig loben. Still und zurückgezogen lebte er feit dem Tode Georg Wilhelms in Spandau, und niemand wohl ahnte. daß er diesem so bald ins Grab nachfolgen würde. Manches trug dazu bei. feine letzten Lebenstage zu verbittern. Am 28. Februar (1641) war der Kriegsrat von Zastrow in amtlichen Geschäften bei ihm und wurde nachher zur Tafel gezogen. Diese gestaltete sich nach Sitte der Zeit zu einem Zechgelage. In der Trunkenheit ging der Kammerjunker von Lehndorf aus den Kriegsrat zu und verlangte, daß dieser ihm mit einem Becher Wein Bescheid thun sollte. Der von Zastrow erklärte, er könne und wolle nicht mehr trinken. Der Kammerjunker faßte die Weigerung als eine Beleidigung auf und begann, aus den Kriegsrat in ehrenrührigen Ausdrücken zu schelten, woraus ihm dieser eine Ohrseige gab. Mit Mühe brachte man die Streitenden auseinander und den wütenden von Lehndorf in den Vorsaal. Das Schlimmste, was geschehen konnte, ahnte man nicht und ließ den Trunkenen ohne Aufsicht. Kaum aber trat der Kriegsrat aus der Saalthür, um nach Haufe zu gehen, als der von Lehndorf mit gezücktem Degen auf ihn einstürmte und feinen Gegner an der Schwelle des Speisezimmers er-

5. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 40

1908 - Berlin : Simion
— 40 — von Anhalt-Dessau geheißen. Er lehrte sie den gleichen Schritt beim Marschieren und das gleichzeitige Abfeuern der Gewehre. Ohne Strafen ging ev dabei freilich nicht ab. Aber die Strafen waren leider nur zu oft grausam und hart. Beim Spießrutenlaufen z. B. mußte der Soldat, der bestraft werden sollte, mit entblößtem Oberkörper durch eine lange Doppelreihe seiner Kameraden hindurchlaufen. Dabei schlug jeder mit einer großen Nute auf den Rücken des Laufenden los, so daß bald das Blut lief. Doch hat der König ein treffliches Heer herangebildet, ohne das sein berühmter Sohn wohl kaum die gewaltigen Kriege um Schlesien hätte unternehmen können. Die Soldaten wurden damals noch vielfach für Geld erworben. Fremde Fürsten schenkten dem König zuweilen „lange Kerle", um ihm eine Freude zu machen. 2. Seme kluge Landesverwattung. Uni neuen Acker zu gewinnen, ließ Friedrich Wilhelm I. Sümpfe trocken legen. In Ostpreußen hatte eine Pest gewütet (ansteckende Krankheit, die Eiterbeulen auf dem Körper erzeugt und meist den Tod des Menschen herbeiführt). Dadurch war der größte Teil der Bevölkerung gestorben. Der König nahm viele Leute aus Salzburg, die um ihres evangelischen Glaubens willen aus der Heimat vertrieben worden waren, in sein Land auf und gab ihnen Wohnsitze in Ostpreußen. Für die Volksschule hat er viel getan. Nicht alle Leute brauchten bis dahin ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die Kinder der Armen sind wohl gar nicht hineingekommen. Der König bestimmte, daß alle Kinder seiner Untertanen vom 5. bis zum 12. Lebensjahre die Schule zu besuchen haben, um in der Religion, im Lesen und Schreiben sich unterweisen zu lassen. Wer eingesegnet werden sollte, mußte wenigstens lesen und schreiben können. Über 2000 Schulen hat er so gegründet, und zum Bau vieler Schulen schenkte er das Bauholz. Man nennt Friedrich Wilhelm I. auch den Vater der preußischen Volksschule. Das ausländische Tuch war dem König zu teuer; deshalb wurde in Berlin eine Tuchfabrik gebaut, in welcher Wolle aus der Heimat verarbeitet wurde. Seine Soldaten ließ er mit preußischem Tuch bekleiden. 4. Wie der König gewöhnlich einen Zag verlebte. Im Sommer stand der König um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf. Dann hielt er seine Morgenandacht und arbeitete an den Regierungssachen bis um 10 Uhr vormittags. Darauf begab er sich zu

6. Unser Vaterland - S. 464

1900 - Berlin : Bruer
— 464 — macht haben: „Wärest du kühn genug, eine Königstochter zu begehren, was zagst du, dir eine Königskrone aufs Haupt zu setzeu, welche man dir entgegenbringt? Ich will lieber trocken Brot essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen. Friedrichs kluge Mutter, eine Toch!er Wilhelms von Omnien, mahnte, es könne wohl Kurpfalz au der böhmischen Königskrone hängen bleiben. Vergebens, Friedrich nahm das verhängnisvolle Geschenk an. Die Krönung wurde zu Prag mit unerhörter Pracht vollzogen, und weiter folgte ein üppiges Hofleben, echt königlich, so meinte die junge Königin. Die streitigen Fragen und Interessen waren weit über Böhmens Grenzen hinausgedrungen, und beide feindliche Parteien sahen sich nach Bundesgenossen um. Der Kaiser hoffte besonders Hülfe von der katholischen Liga, sah sich aber getäuscht; das frühere Haupt derselben, Maximilian von Bayern, ivollte ihm nicht einmal Geld zum Kriege borgen. Papst Paul V. diente zunächst auch nur mit Versprechungen; doch gab er später 100,000 Kronen Hülfsgelder. Nur Polen, dessen König Sigismund (Iii.) nach einander mit zwei Schwestern Ferdinands vermählt war, sagte gleich den spanischen Niederlanden Hülfe zu. Der neue Böhmenkönig fand noch weniger Rückhalt, da sich die protestantische Union mit der katholischen Liga auszusöhnen trachtete, und er selbst sich nicht einmal mühte, Freunde in seinem Böhmenreiche zu gewinnen. Er trug seinen schroffen Calvinismus trotzig zur Schau und äußerte wiederholt, daß er mit dem abgöttischen Wesen der Protestanten aufräumen wolle. Obgleich Friedrich ^ - gelobt hatte, alle Konfessionen seines Reiches zu achten und zu schonen, nahm er gleich anfangs den Katholiken zu Prag ihre Domkirche, um sie den Reformierten zu geben. Dabei ließ er einen wilden Bildersturm zu, den sein Hofprediger Scultetus veranlaßt hatte, wobei alle Kruzifixe und viele kunstvolle Werke der Kirchen zerstört wurden. Die goldenen und silbernen Gesäße wurden mit hölzernen vertauscht, die zerstörten Altäre tmrch Tische ersetzt; auch durften die Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden. So wurden die Böhmen Feinde des neuen Königs, dem der Rat des Prinzen Christian von Anhalt alles galt, der Rat .der böhmischen Großen gar nichts. Sie waren drum auch nicht bereit, mit Gut und Leben für Friedrich V. einzutreten. Inzwischen war es dem Kaiser gelungen, Maximilian von Bayern durch den für die deutsche Krone schimpflichen Münchener Vertrag zu.

7. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 18

1886 - Berlin : Oehmigke
18 53. Unter Georg Wilhelm. Der Prinz, in dessen Hand mit des Vaters Tode die Re-gierung nun definitiv berging, wre seiner Aufgabe kaum in ruhigen Zeiten gewachsen gewesen; seine Regierung war geradezu unheilvoll, als es in den nunmehr losgebrochenen Strmen des groen dreiigjhrigen deutschen Brgerkrieges galt, die Ehre und Integritt seines Landes und die Freiheit des evan-gelischen Glaubens zu verteidigen. Von schwachem Charakter, ernster Beschftigung abhold, ohne das Bewutsein, da sein hoher Frstenberuf ihn ganz in den Dienst seines Landes stelle und ihn verpflichte, sich im Notfalle fr dasselbe zu opfern*), suchte er eine kraftlose Neutralitt zu beobachten, bediente sich in dem Grafen von Schwarzenberg eines Ministers, welcher, selbst katholisch, den Interessen des Kaifers ganz er-geben war, und verlie endlich fein unglckliches Land ganz, um in Preußen Sicherheit fr feine eigene Person zu finden. Die Lage, in welcher er das Land bernahm, war schwierig genug. Als Reformierter war er nicht nur bei seinen Unter-thanen miliebig, sondern die eigene streng lutherische Mutter legte ihm allerlei Schwierigkeiten in den Weg; dazu kam der Geldmaugel, welcher bei feinem Hange zur Verschwendung noch drckender wurde. Die landesherrlichen Besitzungen brachten fo gut wie gar nichts mehr, denn man hatte das Ackervieh, um die Bedrfnisse des Hofstaats, fr den tglich hundert Tische mit Speisen zu versorgen waren, zu befriedigen, ge-schlachtet und verzehrt; Landmann wie Brger waren verarmt; man dachte schon daran, die Heuernte zu verkaufen und das Klevefche Laud zu verpfnden. Die Calamitt wurde noch *) Der Kaiser", sagte er, ist doch die von Gott gesetzte hchste Obrigkeit; ich habe nur einen Sohn. Bleibt der Kaiser Kaiser, so bleibe ich und mein Sohn auch wohl Kurfürst, wenn ich mich an ihn halte. Was geht mich die gemeinsame Sache an, wenn ich alle meine Ehre und zeitliche Wohlfahrt verlieren soll?" Eberty I. 235.

8. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 98

1886 - Berlin : Oehmigke
98 Friedrich in der Mark ein, hielt sich aber meistenteils in Schnhausen und Charlottenburg auf, um die Vollendung der Vorbereitungen in Berlin abzuwarten. Als er nach Oranien-brg kam, wo sich eine kostbare Porzellankammer und eine sehenswerte Orangerie befanden, hatte der Oberhauptmann des Ortes, Graf von Wartenberg, drei Ehrenpforten errichtet, die mit Porzellangefen und Orangebumen reich besetzt waren, und vor dem Schlosse eine Marmorstatue aufgestellt, welche Friedrich im kniglichen Ornate und mit einem Lorbeerkranze auf dem Haupte darstellte. Ehe der Einzug in Berlin vor sich ging, langten verschiedene Gesandtschaften an, so eine kaiserliche, eine englische, eine pflzische, eine hannoversche, eine niederlndische; andere Hfe hatten schriftlich gratuliert und besondere Gesandtschaften in Aussicht gestellt. Die Brgerschaft der Städte Berlin und Kln hatte nach ihren Znften und Gewerken verschiedene Kompagnieen errichtet, die sich von einander durch ein Band verschiedener Farbe unter-schieden. Die Kompagnie der Fleischhauer erschien in der Aus-rstung der Krassiere, in neuen Elendskolletten und mit ihren neuen Pauken und Paukendecken, die zu führen sie unlngst vom Könige die Freiheit erhalten hatten. Alle diese Brger-kompagnieen fanden sich morgens frh vor dem Einzge auf dem Schloplatze von Schnhausen ein, um von dem Könige gemustert zu werden, kehrten dann nach der Residenz zurck, um den ihnen angewiesenen Platz einzunehmen. Es geschah dieser Einzug aber folgendermaen: An der Spitze zogen die Gens d'armes, es folgten die Grands Mousquetairs, vierzig Kutschen der Hofleute, smtlich sechsspnnig, darin sich die Minister, die Geheimen Rte und die Deputierten der Provinzen befanden; die Kutschen der Prinzen und Markgrafen und anderer Frstlichkeiten, darauf sechszehn knigliche Wagen, ver-schiedene Bereiter mit Handpferden. Dann erschienen die knig-liehen und prinzlichen Edelknaben, im Ganzen mehr als dreiig an der Zahl, ferner 24 Trompeter und 2 Pauker, welche wechselseitig das Spiel rhrten; dann erst die Hofmarschlle, Prinzen, der Kronprinz begleitet von seinem Oheim. Nun

9. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 7

1886 - Berlin : Oehmigke
Ha von beiden Seiten sich auf das Bitterste vermehrte. Seine mit Galle niedergeschriebenen Aufstze, die allgemein verbreitet wurden, waren neue Quellen der Uneinigkeit und Verfolgung. Das Jahr 1615 lieferte ein Beispiel von den Folgen, welche der unbesonnene Eifer eines Geistlichen hervorbrachte, und die Berlin ein trauriges Schauspiel gaben. Der Bruder des Kur-frsteu, Markgraf Johann George, Statthalter in der Mark, hatte aus dem Dom am 30. Mrz im Namen seines abwesen-den Bruders die noch vorhandenen Crucifixe, Bilder und einige Altre, als berbleibsel des ehemaligen Katholicismus, weg-rumen lassen. Darber hielt der Diakonus an der St. Peters-kirche, Peter Stter, eine beraus heftige Predigt, worin er die Landesherrschaft nicht allein unanstndig angriff, sondern auch die Zuhrer durch seine bertriebenen Schilderungen des Vor-ganges im Dom in aufrhrerische Bewegung setzte. Nach ver-Tauchtet Hitze seines unbesonnenen Eifers und bei Nachdenken der sein Betragen befrchtete er, bestraft zu werden, wie er es verdiente. Er lief deshalb umher, teils um Schutz zu suchen, teils Unruhen bei dem Volke dadurch zu erregen, da er sich als einen Mrtyrer der guten Sache der Brger und ihres gestrten Glaubens darstellte, und so verlie er, da seine Ge-Wissensplage immer zunahm, mit bitteren Klagen der ihm an-gethane Gewalt, die doch nicht gegen ihn gebraucht worden war, die Stadt. Dies geschah am Tage nach gedachter Predigt; und auf den Abend desselben versammelte sich ein Hanse Brger und verschiedenes Gesindel vor Stnlers Haus, um solches zu beschtzen. Die Frau desselben gab diesen Leuten eine Menge Bier zu trinken, welches die Schwrmer noch mehr aufmunterte und in grere Bewegung setzte. Sie gingen vor des refor-mierten Hofpredigers Fsselins Haus, warfen mit Steinen die Fenster ein und verbten noch mehr Unfug. Der Statthalter erfuhr diesen Vorgang, da er eben im Begriff war, zu Bette zu gehen. Weil er nun hoffte, die Un-ruhen durch seine Gegenwart zu stillen und greren Aus-schweifungen Einhalt zu thuu, so begab er sich, in Begleitung von acht Personen zu Pferde und zu Fu, nach dem Peters-

10. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 22

1886 - Berlin : Oehmigke
regung versetzte, welche die Wiederholung tumultuarischer Auf-tritte frchten lie. Als der Zelot, mit diesem Erfolge nicht zufrieden, auch die Kanzel der Petrikirche begehrte, wurde ihm diese nicht nur verweigert, fondern die Statthalter trieben ihn aus der Stadt. Die Knrfrstin geriet dadurch so in Zorn, da sie drohete, jenen die Kpfe abzureien, und die Mark verlie, um sich nach Schweden zurckzuziehen, von wo es ihr gelang, jene Maregel rckgngig zu machen. Man kann berhaupt nicht behaupten, da die Mrker von dem Ernste der Zeit eine Ahnung hatten. Der gemeine Mann hatte zu sehr an der Last der Gegenwart zu tragen, als da er sich um die Zukunft oder um Staatsangelegenheiten gekmmert htte; auch die gebildeteren Stnde lebten in den Tag hinein, als stnden keine Gewitterwolken am Himmel. Man lief in die Komdien, ergtzte sich an den Knsten um-herziehender Gaukler und lrmte mit Trommeln und anderen Instrumenten aus den Gassen umher. Der Hof erlie wohl Verbote gegen dieses leichtsinnige Treiben, in welche auch die damals blichen Schulkomdien eingeschlossen waren, ging im brigen aber tu leichtfertiger Vergeudung feiner krglichen Mittel mit bsem Beispiele voran. Zu der Taufe des jungen Kurprinzen wurden von der kurfrstlichen Hofhaltung nicht weniger als 4000 Tonnen Bier verbraucht, wozu 283 Wispel 10 Scheffel Malz und 89 Wispel Hopfen verwendet waren. Die Zechereien kamen auch am kurfrstlichen Hofe tu Knigsberg sehr in Schwung, und hervorragende Leistungen darin brachten Ehre und Gewinn. Ein Herr von Burgsdorf rhmte sich spter gegen den groen Kurfrsten, da zu seines Vaters Zeit ganz ein anderes Leben gewesen, wo es so herrlich her-gegangen sei, da man noch durch Zechen ein stattliches Ritter-gut gewinnen konnte. Dieser Herr von Burgsdorf trank wh-rend der Mahlzeit 18 Ma Wein, ein ganzes Ma in einem Zuge, ohne Athem zu schpfen*). *) Er wurde spter durch den Einflu der Kurfrstin Henriette gestrzt.
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