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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 141

1888 - Berlin : Hertz
Klagen des Berliner Stadtraths; Georg Wilhelm's Tod. 141 fürst das unglückliche Land und begab sich nach Preußen (1639). Seine eigenen Kriegsleute aber bedrängten die armen Brandenburger fast eben so schwer, wie die fremden Heere. Der Stadtrath von Berlin sah sich veranlaßt, eine Beschwerde an den Kurprinzen Friedrich Wilhelm zu richten, worin es heißt: Freund und Feind hätten das Land zur Wüste gemacht. Viele Offiziere müßten unterhalten werden und lebten herrlich, ohne die Mannschaften zu halten, für welche sie Sold iu großen Summen zögen, während die Gemeinen verhungerten oder fortliefen. Vor den kurfürstlichen Reitern sei kein Stück Vieh, ja kein Mensch sicher, weshalb der Ackerbau gar nicht betrieben werden könne, alle Geschäfte und Nahrung hörten auf. Städte und Dörfer ständen wüste. Auf viele Meilen weit fände man weder Menschen noch Vieh, weder Hund noch Katze. Dennoch würden die Kriegssteuern mit Gewalt beigetrieben. Den Bürgern habe man Häuser, Aecker, Gärten, Wiesen und Weinberge genommen und den Offizieren gegeben, die von Steuern frei wären, wodurch die übrigen Bürger überlastet und genöthigt würden, zu entlaufen. Die Rathsdörfer lägen in Ascke, die Beamten, Kirchen-und Schullehrer könnten nicht besoldet werden; viele hätten sich beeilt, durch Wasser, Strang und Messer ihrem elenden Leben ein Ende zu machen, und die Uebrigen wären im Begriffe, mit Weib und Kind ihre Wohnungen zu verlassen und in das bitterste Elend zu gehen. Der Kurprinz vermochte damals solch bitterer Noth noch nicht abzuhelfen, dem Kurfürsten Georg Wilhelm aber fehlte es an der geistigen und sittlichen Kraft, um irgend welche Anstrengungen zur Abwendung der Greuel und Drangsale des unheilvollen Krieges zu machen. Mit neuer Gewalt droheten die Kriegsgefahren über die Mark hereinzubrechen, als — der Kurfürst am 20. November 1640 in Preußen starb und sein einziger Sohn, Friedrich Wilhelm, die Regierung antrat. Georg Wilhelm ist der einzige hohenzollernsche Fürst, dessen Regierung nur Trübsal über die brandeuburgisch-preußischen Lande gebracht hat. Wenn ihm auch die Schwierigkeiten der unglückseligen Zeit, in welcher er das Scepter führte, einigermaßen zur Entschuldigung dienen mögen, so ist doch unverkennbar, daß vor Allem seine eigene Schwäche und der Mangel an Erkenntniß seiner hohen Aufgabe ihn hinderte, die wichtige Rolle zu spielen, zu welcher gerade damals ein brandenburgischer Fürst berufen war. Zum Glück für unser Vaterland ließ die Vorsehung auf diesen schwachen Fürsten einen Mann folgen, dessen kräftiger Geist und Wille das Unheil der vorhergegangenen Zeiten zu tilgen wußte.

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 219

1888 - Berlin : Hertz
Friedrich Wilhelm's Selbstthnigkeit; die Aushebung und Werbung. 219 ordnet und ändert die Verfassung und Verwaltung des Staates; wenn die Stände widersprechen wollen, so sagt er gerad heraus, daß er „die Junkers ihre Autorität rniniren werde." „Ich stabilire die Souveränität," sagte er, „wie einen Kocher de Bronce,“ und ohne Widerrede müssen seine Befehle vollzogen werden. Aber er ist sich dabei bewußt, nur den Vortheil des Volkes im Auge zu haben, und das Herrschen ist ihm nicht blos persönliche Leidenschaft, sondern er sieht es als Gottes Ordnung an und will, daß diese Ordnung überall beachtet werde, von oben herab soll jeder Untergebene seinem Vorgesetzten eben so gehorsam sein, wie ihm. Während Friedrich I. den Erweis seines fürstlichen Ansehens in äußerem Prunke suchte, hat Friedrich Wilhelm in seinem einfachen Rocke, auf seinem hölzernen Schemel, in seinem geraden, derben Soldatentone doch eben einen höheren Begriff von seiner königlichen Stellung als Jener; aber vor Allem fühlt er sich für seinen Staat verpflichtet und lebt nur seines Staates wegen. Er muß daher Alles wissen, was in jedem Zweige der Verwaltung vom Größten bis zum Kleinsten gethan wird, er muß erfahren, was in jedem Theile seines Staates vorfällt, ohne ihn darf Nichts gethan werden. Er arbeitet von früh bis spät, er schläft kaum und immer unruhig; ihn halten die schlechtesten Wege, Wind und Wetter, Eis und Schnee nicht ab; ohne alle Bequemlichkeit ist er immer auf, zu Wagen oder zu Pferde, immer eilig, Nichts geht ihm schnell genug; so bietet er allen Beschwerden Trotz. Dasselbe verlangt er von seinen Beamten, seinen Dienern, weil er sie dafür bezahlt, daß sie arbeiten sollen. Er selbst bewacht Alles unablässig. Alle Beamten zittern vor ihm, weil Keiner vor seiner Eontrole sicher ist. Er erfährt, daß der Thorschreiber in Potsdam die Bauern srüh vor dem Thore warten läßt, ohne zu öffnen; eines Morgens geht er selber hin, findet den säumigen Beamten noch im Bette und prügelt ihn mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreeiber," höchst eigenhändig aus dem Bette heraus. Er wollte, die ganze Nation sollte so einfach leben und so thätig und betriebsam sein wie er*). Das Heer unter Friedrich Wilhelm; die langen Kerls. Seine Thätigkeit ging, wie gesagt, vor Allem auf die Vermehrung und Vervollkommnung des stehenden Heeres hinaus. Er nannte die Soldaten,,seine lieben blauen Kinder" und widmete ihnen wirklich eine Art väterlicher Zärtlichkeit, wiewohl er es als guter Vater, wie wir sehen werden, an sehr strenger Zucht nicht fehlen ließ. Während seiner Regierungszeit ist die Armee von 48,000 Mann, wie er sie vorfand, fast auf das Doppelte vermehrt worden. Schon im Jahre 1719 zählte dieselbe 54,000, im Jahre 1740, dem Todesjahre des Königs, 83,500 Mann. Es war natürlich nicht leicht, diese großen Truppenmassen aus der beschränkten Einwohnerzahl des Landes zusammenzubringen und doch mußte wenigstens der größte Theil aus den Landeskindern genommen werden. Die freiwilligen Werbungen reichten nicht Hin, und so geschah es, daß junge dienstfähige Leute auch mit Gewalt fortgenommen wurden. Doppelt saftig wurden die Aushebungen dadurch, daß die Werber in gegenseitigem Wetteifer sich oft in denselben Ortschaften durch listige oder gewaltsame Wegführung *) Stenzel, Itt.

3. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 72

1880 - Berlin : Hofmann
72 rief er die vertriebenen evangelischen Salzburger. Den Beamten ver-bot er die Plackereien der Bauern: Die Herren Rthe sollen nicht mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren!" Berlin erweiterte und verschnte er, indem er oft mit Hrte zum Bauen nthigte: Der Kerl hat Geld, muss bauen!" Er legte Fabriken aller Art an und lie seine Soldaten nur inlndische Tuche tragen. Er liebte und bte Recht und Gerechtigkeit, hasste aber die Advokatenkniffe. Als er einst einen An-geklagten verteidigen hrte, meinte er: Der Kerl hat recht!" Nachdem er den Gegenpart gehrt, rief er rgerlich: Der Kerl hat auch recht!" und schlug donnernd die Thr hinter sich zu. Besonders viel hat der König fr die Schulen gethan, fo dass man ihn den Vater der preuischen Volksschulen nennen kann. 3. Sein Heer hielt er fr den Grundpfeiler der Staatsmacht und brachte es von 48- auf 84,000 Mann. Seinen lieben, blauen Kindern" widmete er die grte Sorgfalt, besonders dem Leibregiment in Potsdam, das aus lauter Riesen bestand. Ein Riese, der sich in Paris fr Geld sehen lie, konnte erst als vierter Mann eingestellt werden. Seine Werber machten frmlich Jagd auf die langen Kerls" und entfhrten z. B. einen riesigen Mnch aus Rom mit Gefahr und vielen Kosten. Das Leibregiment war die Musterschule fr die ganze Armee, indem hier zuerst alle Verbesserungen probirt wurden. Der treueste Gehlfe des Knigs war der rauhe Fürst Leopold von Dessau. Er fhrte eiserne Ladestcke statt der hlzernen, den Gleichschritt und das gleichzeitige Feuern ein. Die Behandlung der Soldaten war hart, be-sonders grausam das Spieruthenlaufen. 4. Kriege hat er wenig gefhrt. Ohne namhafte Verluste gewann er den Schweden Vorpommern ab. Auch an den Rhein gegen die Franzofen ist er einmal gezogen. Wenn die Franzofen ein Dorf in Deutschland angreifen, fo mfste der Fürst ein Cujon sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen dran fetzte!" fagte er. Der Kaiser belohnte ihn aber mit habsburgischem Danke", so dass er entrstet ausrief: Der Kaiser behandelt mich und alle Reichsfrsten wie Schubiacks." Auf den Kronprinzen deutend, sprach er ein andermal: Da steht einer, der mich rchen wird!" Nach schweren Leiden starb er mit den Worten: Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" Er ist ein wichtiges Glied in der preuischen Regentenkette. Ohne seinen Schatz und sein Heer wren die Thaten des groen Friedrich kaum mglich gewesen. 24. Friedrich Ii. der Groe oder Einzige 17401786. 1. Seine Erziehung. Friedrich hat in seiner Jugend eine harte Schule durchmachen tnffen. Sein strenger Vater wollte einen guten Deutschen aus ihm machen, aber seine franzsischen Erzieher flten

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 187

1883 - Berlin : Hofmann
und aberglubisch. In dem Boden des Landes lagen reiche Schtze be-graben, aber niemand wute sie zu heben. Peter nahm sich vor, das Land zu kultivieren und das Volk zu civilisiereu. Er war zwar selbst noch ein halber Barbar voll brausender Leidenschaften, aber er hatte einen natrlichen Verstand, einen heien Wissenshunger und einen eisernen Willen. Zunchst bildete er mit Hilfe Lesorts und des Schotten Gordon ein Heer, entri den Trken die Festung Asow (1696) und banete eine Flotte von 60 Schiffen fr das Schwarze Meer. In das Land zog er viele Auslnder, damit seine Russen bessere Vorbilder bekmen. Seine rnkevolle Schwester Sophie zettelte um diese Zeit eine neue Ver-schwrung gegen sein Leben an, aber 2 Strelitzen verrieten sie ihm. Mutig ging er in das Haus der Verschworenen, die darob nicht wenig erschrocken waren, sich aber wieder beruhigten, da er mit ihnen redete, scherzte und trank, als wisse er von nichts. Gegen 11 Uhr abends flsterte einer dem Hausherrn zu: 's ist Zeit!" Noch nicht!" entgegnete dieser. Fr mich aber ist's Zeit, Schurke!" donnerte Peter und streckte ihn mit einem Faustschlag nieder. Zum Glck erschien in diesem Augen-blicke die Wache, welche irrtmlich eine Stunde zu spt bestellt war, und verhaftete alle. 3. Seine Reise itttb ihre Folgen. Peter trat nun (1697) eine groe Reise durch Europa an und sah sich als Lernender berall um. In dem hollndischen Flecken Zaandam hat er 7 Wochen als gemeiner Schiffszinnnermann gearbeitet, um den Schiffsbau grndlich zu lernen. In Amsterdam lie er ein groes Kriegsschiff unter seinen Augen bauen und schickte es nach Archangel. In London rief er bei dem Anblick eines nachgeahmten Seegefechts voll Entzcken: Wre ich nicht Zar von Rußland, mchte ich englischer Admiral sein!" In Wien erhielt er die Nachricht von einer neuen Strelitzenempruug. Rasch eilte er nach Moskau zurck, fand aber den Aufruhr schon gedmpft. Seine Schwester, in der man abermals die Anstifterin vermutete, wollte er im Zorn durchbohren, aber eine Kammerzofe bewahrte ihn vor dieser Blutschuld ; 150 Emprer lie er jedoch an 28 Galgen vor ihrem Klosterfenster aufhngen und einen sogar da verfaulen. Sie wurde nun zur Nonne gemacht und das rebellische Strelitzencorps aufgelst (1698). Nach dem Tode seines aufrichtig betrauerten Freundes Lefort nahm M e n fch i k o f f die erste Stelle in seinem Vertrauen eilt. Derselbe hatte als Bckerjunge in den Straen Moskaus Pasteten verkauft, Peter aber feine ausgezeichneten Gaben erkannt und ausbilden lassen. Er wurde sein Liebling und treuer Helfer und stieg von Stufe zu Stufe. (Nach Peters Tode brachte ihn fein grenzenloser ber-mut in die Verbannung nach Sibirien.) Peter that nun manchen weiteren Schritt, uut sein Volk gesittet und geschickt zu machen. Viel Murren und Schreien erhob sich, als er die langen Kleiber und Brte verbot. Er legte Schulen und Druckereien an und zog gebilbete Frembe ins Land. Das Heer richtete er nach beutschein Muster ein. Die Verwaltung der Staatseinknfte

5. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 66

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 66 — Am Montage ließ Gustav Adolf einen Dankgottesdienst halten. -v3'n bcu fetabt sah es traurig ans. Die Strafen touren vom 231ute gefärbt; überall lagen bk Körper der Erschlagenen, getötete Pferbe und der von den plünbernben Soldaten ans den Wohnungen geschleppte Hausrat. Beim Anblicke des allgemeinen Elends und der gemißhandelten Bürger, die aller Habe und selbst der notwendigsten Kleider beraubt waren, tourbc der König doch betoegt. Es that ihm das Geschehene leid und er soll erklärt haben, künftig lieber keine Stadt mehr erobern, als den Soldaten noch einmal Plünderung bewilligen zu wollen. Ob bei der Eroberung Frankfurts die Bürger es mi tden Kaiserlichen oder mit den_ Schweden gehalten, läßt sich nicht feststellen. Beides ward von Geschichtsschreibern behauptet, von den Kaiserlichen, um ihre Niederlage zu erklären, und von den Schweden, bnrnit sie sich wegen der ruchlosen Plünderung rechtfertigten. Doch nichts ist erwiesen und wohl am wahrscheinlichsten, daß bic Bürger sich neutral verhalten haben. Auch die Professoren der Universität waren bei der Plünderung nicht verschont worben. Dem Rektor Neanber würden die beiden silbernen Scepter geraubt, welchen Schaben Gustav Aböls freilich nachher wieder ersetzte. Die Professoren büßten das Wertvollste ihres Hausrates ein und hatten unter der Roheit der Soldaten zu leiben gehabt wie alle Übrigen Bürger. Als der Professor Pelargus hierüber bei dem Könige bittere Klage erhob, bekam er die unfreundliche Antwort, daß _ er solche Strafe wegen seiner falschen Religionslehren reichlich verdient habe. Gustav Adolf war Lutheraner, Pelargus ein ebenso eifriger Reformierter. Bald nachher erstürmten die Schweden auch Laudsberg an der Warthe. In Frankfurt blieben 7 Regimenter Fußvolk liegen; einzelne Häuser hatten 30 bis 40 Manu Einquartierung, und es begann, an Lebensmitteln zu fehlen, obwohl der König die erbeuteten Magazine öffnen und auch sonst noch Getreide und Wein einbringen ließ. Am 25. April brach das Heer endlich wieder ans; doch behielt die Stadt bis in die erste Hälfte des August eine schwedische Besatzung. 22. Gustav Ädolf vor Berlin. (1631.) Von der Ober aus richtete Gustav Aböls seinen Marsch gegen Berlin; er wollte den Kurfürsten zwingen, sich ihm anzuschließen. Während er fast schon die halbe Kur in Besitz genommen, ist man in der Residenz noch zu keiner Entscheidung gelangt. Man wagt trotz allem nicht, mit dem Kaiser ganz zu brechen und sich von der Treue gegen ihn loszusagen. Dem Schweden zürnt man wegen der früheren preußischen Häiibel, traut ihm in Bezug ans Pommern alles Böse zu und hat bic Warnung Wallenstcius noch

6. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 105

1883 - Berlin : Oehmigke
— 105 — Es mochte sein, daß das Verfahren des Kurfürsten gegen Frankfurt, welches doch nur dem verletzten Rechte gegolten hatte, von dem Raubgesindel dahin mißgedeutet wurde, daß der Kursürst gegen dergleichen Plackereien der Bürger nachsichtig sein werde. Die Wegelagerei mehrte sich in bedenklicher Weise; selbst in dem Hofstaate des Kurfürsten gab es Personen, welche sich daran beteiligten. So überfiel einer, welcher am Hofe Joachims gelebt hatte, im Walde bei Sarmnnd einen Kaufmann, plünderte ihn aus und warf ihn, an Händen und Füßen gebunden, in ein Sumpfloch, in der Meinung, er werde nie wieder daraus hervorkommen, sondern darin sterben und verderben. Indessen dem Manne gelang es, der Bande ledig zu werden und sich aus seiner Lage zu befreien. Er begab sich sogleich nach Berlin, um den Kurfürsten anzurufen. Dieser beschied ihn aus das Schloß und gab ihm Gelegenheit, in Gegenwart des Hofstaates seine Leidensgeschichte zu erzählen, genau die Mienen der Anwesenden beobachtend, um den Eindruck, den die Geschichte aus sie machen würde, zu erforschen. Aber bald unterbricht sich der Erzähler selbst, denn er wird des Ubelthäters an des Kurfürsten Tisch gewahr, wie er dasteht in seidenen Kleidern und mit goldener Kette behängen. Sosort weist er mit Fingern aus ihn, bezichtigt ihn mit dürren Worten der Frevelthat und ruft die Hülfe des Landesherrn an. Ter Thäter ist so verblüfft, daß er die That selbst nicht leugnet; nur einen andern Grund, als die Raublust, legt er ihr unter und schließt mit der Bitte, der Knrsürst wolle sein gnädiger Herr sein. Allein dieser kannte keine Gnade in solchen Dingen, er ließ ihn in den Kerker werfen und fchon am andern Tage enthaupten. Mit aller Energie ging er auch ferner gegen die Wegelagerei vor; einstmals ließ er 70 Straßenrüuber, worunter über die Hülste Adlige waren, hinrichten. Dadurch setzte er sich selbst dem Grimme des Gesindels aus; einer der Räuber schrieb an die Thür seines Schlasgemachs: „Jochimke, Jochimke hode dp, wo tot) dy krygen, hangen wy dp!" und zeigte auch, daß er es mit dieser Drohung ernst meine, denn er lauerte dem Landesherrn im Walde bei Köpenick aus. Aber

7. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 145

1883 - Berlin : Oehmigke
— 145 — forderte er von diesen wieder unbedingten Gehorsam. In religiöser Hinsicht war er viel entschiedener als sein Bruder, welcher sich von manchem katholischen Brauche nicht lossagen konnte, und ging diesem auch mit der Einführung der Reformation voran. Allein den schmalkaldischen Bundesgenossen schloß er sich nicht allein nicht an, sondern leistete sogar dem Kaiser Zuzug, da er das Unternehmen gegen denselben als Rebellion ansah. Aber das Augsburger Interim wies er entschieden ab. Von Markgras Hans hat sich in der Neumark manche Sage erhalten. So die, wie er einen Schäser versuchen wollte. In einer Verkleidung ritt er an ihn heran und machte ihm den Antrag, er möchte ihm einen Hammel verkaufen. Es wäre dies aber eine Unredlichkeit gewesen, denn die Herde gehörte nicht dem Schäser. Dieser, weil er ein redlicher Mann war, weigerte sich entschieden, auf das Anerbieten einzugehen. Da that Markgraf Hans, als wollte er den Hammel mit Gewalt nehmen. Der Schäser aber verstand keinen Spaß, sondern wars mit dem Spieße nach ihm; der fehlte den Markgrafen zwar glücklich, blieb aber in dem Sattel stecken. Zum Andenken an dieses Abenteuer und die Bravheit des Schäfers ließ er Sattel und Spieß aufbewahren?') Hans überlebte seinen Bruder nur wenige Tage. Er starb 1571 und zwar, wie jener, im Januar. 36. Johann Georg. Ein gestrenger Herr, ganz das Gegenteil von seinem Vater. Kaum war die Nachricht von dem Tode desselben an ihn gelangt — er war eben im Begriff, nach Zechin zu verreisen — da ließ er sofort die Thore beider Städte schließen, eine Anzahl Personen verhaften und in verschiedenen Häusern Ver- *) Schwache, Sagen. Schillmann, Bilder. 10

8. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 113

1883 - Berlin : Oehmigke
— 113 — einen andern Wagen, welcher ihnen von Sachsen ans entgegengeschickt war und gelangten in bet Nähe von Torgau glücklich an die Grenze. In Sachsen würde Elisabeth von dem Kurfürsten Johann Friedrich fürstlich ausgenommen und lebte bort im Verkehr mit den Reformatoren bis zum Tode ihres Gemahls. Nachbem Joachim gestorben war, würde sie von Joachim Ii., ihrem Sohne, mit zahlreichem Gefolge feierlich in die Mark zurückgeführt und nach Spanbau, ihrem Wittwen-sitze, geleitet. 19. Joachim aus dem Reichstage nt Augsburg. 3m X5qh*ß 1530 hielt bet Kaiser Karl einen großen Reichstag zu Augsburg, um wo möglich die wegen bet Religion Haberaben Deutschen wieber zu vereinen. Auch Joachim begab sich mit seinen beiben Söhnen Joachim und Hans, dazu 456 Rittern auf wohlgeschmückten Pferben borthin. Als die in Augsburg versammelten Reichsfürsten dem anfoinmenben Kaiser Karl eine Meile weit entgegenritten, würde Joachim bet Auftrag, das Reichsoberhaupt mit einer lateinischen Rebe zu empfangen. Auf die]ein Reichstage würde seitens bet Protestanten die Augsburgische Coufessiou überreicht. Währenb bet Kurfürst derselben heftig wiberftrebte, war ihr sein Vetter Georg von Ansbach-Bayreuth beigetreten und trat mit vielem Mute für sie ein. Als man ihn persönlich bebrohte und die harte (Sentenz gegen die Protestanten ergangen war, begab sich Georg mit dem Fürsten Wolfgang von Anhalt zum Kaiser, erinnerte ihn, wie er dem Hause Oesterreich immer zu Diensten gewesen und versprach, es auch ferner zu thun, aber wegen bet Religion laste et sich feinen Zwang auferlegen. (Sr wolle lieber vor ihm niebermen und sich den Kopf abschlagen lassen, als von der erkannten Wahrheit abweichen. Denn et halte sich an das Söort bet Apostelgeschichte: „Du sollst Gott mehr gehorchen, Schillmann, Bilder. e

9. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 54

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 54 — Bewaffnung. Anstatt selbst zu kommen, auf kräftigen Streitrossen, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, schickten die Ritter die untüchtigsten Leute auf elenden, abgetriebenen Gäulen. Bei der Musterung 1627 auf dem Mühlendamm in Berlin, als man die Dänen verjagen wollte, sah es nicht besser aus. Mit solchem Heere, das nur daraus wartete, so bald wie möglich wieder nach Hause geschickt zu werden, ließ sich kein Feind schrecken, weder Ehre ^erwerben noch das Land schützen. Mit dem Landstürme aber war es noch schlechter bestellt. Was konnte man auch von armen Bauern erwarten, die geradeswegs vom Pfluge geholt waren und kaum die Waffen zu führen verstanden! Der 1627 ausgebotene Landsturm richtete gegen die in der Mark hausenden Dänen gar nichts aus. „Was soll man mit solchen Leuten ausrichten?" sagt ein damaliger Bericht. „Wenn's zum Ernst kommt, macht ihre Unerfahrenheit Land und Leute verlieren!" Die kriegerische Zeit erlaubte aber nicht, ganz ohne Heer zu bleiben. Da Aufgebot und Landsturm nicht ausreichten, mußte man Soldaten anwerben, Heere aus Waffenknechten bilden. Dies geschah nun auch, doch gegen spätere Zeiten mit dem Unterschiede, daß man kein stehendes Heer hielt, sondern dieses nach Bedürfnis anwarb, einrichtete und, sobald die Gefahr vorüber schien, wieder entließ. Da die Kurfürsten Johann Sigismund und Georg Wilhelm immer in den Geldmitteln beschränkt blieben, die Stände solche nur schwierig und kärglich bewilligten, so brachte man es auch nie zu einer größeren Armee. Mit der vorhandenen die Neutralität des Landes wirklich im Ernste verteidigen zu können, war nicht möglich. Sie reichte knapp zur Besetzung der vier Festungen (Spandau, Küstrin, Petz, Driesen) aus. Die geworbenen Truppen waren nicht die besten Leute, ein rohes, wüstes Volk, zu allen Ausschreitungen geneigt, schwer in Zügel zu halten und auch _ im eigenen Lande für Bürger und Bauern eine wahre Plage. Die Klagen über sie hörten nie auf. Den Krieg betrachteten sie nur als eine Gelegenheit zu Raub und Plünderung. Bevor ein Truppencorps zusammen war, hatten die Angeworbenen das Recht zu „garden". Als „Gardenbrüder" oder „gardendes Gesindel" durchstreiften sie dann das Land, verübten Mutwillen aller Art, lebten vom Bettel und Diebftahl und fielen damit besonders dem Landmanne zur Last, der sich ihrer kaum zu erwehren vermochte. Nicht mehr als ihrer zehn durften sich zum „Pranken" oder Betteln vereinigen, mußten eine Bescheinigung ihres Hauptmannes, daß sie geworben wären, vorzeigen können, sich damit genügen lassen, wenn ihnen in einem Dorfe insgesamt drei Groschen gegeben wurden, sollten auch ein und dasselbe Dorf nur einmal betreten. Dem einzelnen Landsknechte sollte der Bauer zwei, der Kossäte einen Pfennig geben, und wenn sie damit nicht zufrieden wären, Prügel. Mußte Kriegsvolk geworben werden, so schloß der Kurfürst mit Kriegsobersten einen Vertrag ab; er gab ihnen Werbepatente, Bestallungen, nach denen sie in fo und so viel Zeit die ausbedungene Zahl an Reitern oder Fußknechten zusammenbringen mußten. Die Obersten

10. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 46

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 46 — Haus abgesandt hatte. Obwohl die Papiere der Fuhrleute in bester Ordnung waren, behauptete Sparr doch, die Musketen wären für den König von Dänemark bestimmt und daher Kontrebande, erteilte seinen Leuten Befehl, sie fortzunehmen, und ließ sie auf einem dem Rate gehörigen Kahne verladen und wegschaffen. Im nahen Dorse Tempelhof hausten seine Reiter wie Unmenschen und hieben mit ihren Pistolen den Schulzen und einen alten Mann nieder, und nur deshalb, weil die armen Bauern bei allem Guten, was sie der Einquartierung nach ihrem besten Willen und Vermögen aufgetischt, nicht noch mehr Wein herbeischaffen konnten. Ein anderer der Wallensteinschen Obersten, Fahrensbach, war 1625 aus irgend einer Veranlassung in Berlin. Nach seiner Abreise wurde er von den Dänen gefangen. Er bildete sich ein, dies fei auf Anstiften der Kurfürstin geschehen, und schwur, bei erster Gelegenheit an dem Lande die grimmigste Rache zu nehmen. Mit seinem Regimente kani er 1627 in die Mark. Seine Soldaten standen in dem Rufe, Erzbösewichter zu sein, aber noch schlimmer war es, daß Fahrensbach seinen Verdacht in Bezug auf die Kurfürstin noch immer nicht vergessen hatte und deshalb die ärgsten Drohungen laut werden ließ. Er wolle so hausen, tobte er, daß Kind und Kindeskind noch von ihm erzählen sollten. In Potsdam zerschlugen seine Soldaten alle Fenster; überall peinigten sie die Bauern auf eine unmenschliche Weise und banden sie z. B. an den heißen Ofen, bis sie hergaben, was sie hatten. Fahrensbachs Betragen war so wüst und toll, daß man im Schlosse zu Kölln an_ der Spree wirkliche Angst vor ihm hatte und ernstlich daran ging, ihn zu beruhigen. Man lud ihn zu Hofe, und da er die Einladung annahm, empfing man ihn aufs ehrenvollste. Markgraf Sigismund (ein Sohn Johann Georgs) holte ihn selbst im Wagen ans das Schloß, und bei Tasel gab sich die Kurfürstin alle Muhe, ihm feinen Verdacht auszureden. So vieler Anmut und Liebenswürdigkeit, die ihn umgab und zu besänftigen versuchte, vermochte auch das Herz des rauhen Kriegsmannes nicht ganz zu widerstehen; erließ sich wenigstens überzeugen, daß an dem ihm zugestoßenen Mißgeschick die Kurfürstin und der brandenburgische Hof unschuldig wären. Seine wilde Natur konnte er aber trotz allem nicht verleugnen. Einer seiner Dragoner drang frech in das Tafelzimmer und trieb dort seine Possen. Die Gesellschaft mußte es wohl dulden, da Fahrensbach seinen Spaß daran hatte. Jeder seiner Soldaten müßte wenigstens einen Reichtum von 600 Thalern ausweisen können, prahlte er bei Tische, und da hiermit nur gestohlenes Geld gemeint sein konnte, so kann man sich leicht vorstellen, wie den Zuhörern bei solchen Reden zu Mute war. Ehe er ging, erpreßte Fahrensbach von der Stadt Berlin 200 Paar Schuhe. Auch ferner ließ sich die Stadt die Not der Zeit nicht allzu tief zu Herzen gehen. Indessen erließ der Kaiser das Restitutionsedikt, welches den Bestand der evangelischen Kirche aufs ärgste bedrohte, forderte die Pest ihre Opfer, begann das Land, unter der gewaltigen Last des Wallensteinschen Heeres zu verarmen, erschien die Sicherheit
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