Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bis zum Anfange des 16. Jahrhunderts - S. 115

1883 - Berlin : Oehmigke
— 115 — Knoten in bett Strick, so daß der Mönch sich nicht tnieber erheben konnte, so sehr er sich auch abmühte. Da ging ein Gelächter durch die Versammlung über bett angebunbenen Mönch. Der Kaiser brauste zornig barüber auf, daß man so etwas in seiner Gegenwart gewagt hatte und meinte erst, das müßte ein „lutherischer Bube" sein. Als er aber hörte, daß es der Däne -gewesen, lachte er selbst mit. 20. Die Dmndenburger im Türkenkriege. Auf dem Reichstage zu Augsburg war auch eine Gesandtschaft aus Siebenbürgen erschienen und hatte um Hülfe gegen die Türken gebeten. Diese hatten bereits 1529 Wien belagert, waren aber durch die Tapferkeit der Besatzung und durch den Mangel an Lebensrnitteln zum eiligen und rühmlosen Rückzüge gezwungen worben. Als nun aber 1532 Sultan Soliman mit einem starken Heere wieber Österreich bebrohte, rief Kaiser Karl die Hülfe des Reiches an. Da zeigte sich ein Eifer unter den (Stäuben des Reiches, wie man ihn lange nicht gesehen hatte. Auch die Protestanten, betten in dem Nürnberger Religions-frieben Freiheit des Glaubens zugesichert war, wollten nicht zurückstehen, besonbers seit Luther wiber die Türken prebigte. Auch die Stänbe des ttiebersächsischert Kreises zogen ein Hülss-Heer zusammen und wählten den Kurprinzen Joachim zur Freube des Vaters zu ihrem Bunbesfelbherrn. Der junge Prinz hatte bereits Proben seines Mutes abgelegt. Auf der Jagb im Grimmnitzwalbe war er mit einem gewaltigen Bären zusammen geraten, besten Bilbnis zum Anbenfen an bieses Ereignis im Schlosse zu Berlin aufbewahrt würde. Derselbe riß ihm mit der Tatze den Sammetwams mit Hemb und Hosen vom Leibe, würde aber boch von ihm erlegt. Am 10. August 1532 zog er vor dem Kurfürsten zu Cöln mit 1100 Reitern und 4000 Fußgängern auf, welche er dem Kaiser zu Hülfe zu führen 8*

2. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 103

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 103 — 1667 wieder 24000, 1679 sogar 38 533, in dem Todesjahre des Kurfürsten (1688) 33000, darunter der vierte Teil Reiterei. In dieser Zeit betrug ihre Unterhaltung jährlich eine Million Thaler bar. Friedrich Wilhelm hielt trotz des Widerstandes der Stände den Grundsatz sest, daß er zur Behauptung seiner weit auseinander liegenden Provinzen ein stehendes Heer gebrauche. Von allen deutschen Fürsten sei er in seinem Besitzstände am meisten bedroht, „er könne nicht anders, er habe nun einmal die Behauptung seines Landes in die Waffen gesetzt". Erst 1653, im Juli. gewährten die Stände die Unterhaltungskosten sür das Heer auf 6 Jahre. Was von ihnen aber immer bewilligt werden mochte, war knapp bemessen und für die bedeutsamen Ziele der kurfürstlichen Politik unzureichend. Friedrich Wilhelm mußte sich auf andere Weise helfen. Da wurden denn, wie schon zu Georg Wilhelms Zeiten, ohne nach den Ständen zu srageu, Kontributionen ausgeschrieben und mit großer Strenge eingezogen. Sie mußten in barem Gelde entrichtet werden. Ferner hatten in den Quartieren die Wirte die Soldaten zu verpflegen; die Reiterei lag auf den Dörfern, das Fußvolk in den Städten. Verbündete Mächte zahlten Subsidien oder Hilfsgelder, die adligen Herren, statt Lehnspferde zu stellen, gewisse Geldbeiträge. Alles dieses waren Mittel, mit denen der Kurfürst sein Heer erhielt. Das Land klagte über die ihm damit auferlegte Bürde; Friedrich Wilhelm aber ließ sich nicht beirren. Die Last, welche die Unterthanen zu tragen hatten, war in der That eine schwere; erst die Einführung der Aceise, deren Erträge zum Unterhalte der „Soldateska" bestimmt wurden, gestaltete diese Zustände günstiger. Die Bekleidung der Truppen war ausangs mangelhaft, wurde aber später verbessert. Das Fußvolk trug eine bequeme, häufig blaue Montur. Ein Drittel jedes Fußregiments bestand aus Pikenieren, die übrigen waren Musketiere. Die Pikeniere trugen Küraß und Eisenhaube; ihre Waffe war eine fechszehn Fuß lange Pike. Die Musketiere führten außer ihrem Gewehre noch eine Gabel, auf welcher beim Abfeuern das Gewehr ruhte. Hüte mit Federbüschen bedeckten den Kops, Bandschleifen zierten die weiten Beinkleider. An einem ledernen Bandelier befanden sich die Patronen und die Lunte, auf der andern Seite der Degen. Um sich gegen Angriffe der Kavallerie besser schützen zu können, führten die Musketiere tragbare spanische Reiter mit sich, „Schweinsfedern" genannt. Als vor der Schlacht bei Fehrbellin das Fußvolk auf Wagen von Magdeburg aus weiter gebracht wurde, lud man auch die spanischen Reiter mit auf. _ „Auf Jedem Wagen", erzählt ein Teilnehmer jenes Zuges, „waren wenigstens 12 bis 14 Musketiere, welche mit ihren Schweinsfedern den Türmen auf den Elefanten in den Kriegen der Alten glichen". Bei der Kavallerie muß man Kürassiere (immer schlechtweg „Reiter" genannt) und Dragoner unterscheiden. Letztere werden stets besonders aufgeführt. Sie kämpften zu Pferde und zu Fuß. Ihre Waffen waren Degen und leichte Muskete, ihre Kopfbedeckung ein Hut, der innen gegen Schwerthiebe mit zwei eisernen, kreuzweise ge-

3. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 104

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 104 — legten Bügeln geschützt war. Sie trugen, toi1' die Reiter oder Kürassiere, einen ledernen Koller als Waffenrock, die Kürassiere darüber noch den Küraß. auf dem Kopfe einen Helm mit Blechplatten hinten und an den Seiten, Panzerhandschuhe, um den Leib eine Schärpe, und als Waffen Schwert und Pistolen. Die Rekrutierung des Heeres geschah noch ganz in der eilten Weise. Dem Kriegsmanne, der aus schwedischen Diensten, wie Derff-linger, oder aus kaiserlichen, wie Otto Christoph von Spart, in branden-burgische übertrat, wurde ein Werbepatent erteilt, und er hatte dann ein Regiment zusammenzubringen, dessen Oberst er war. Der Kurfürst mußte ihm alle Kosten vergüten. blieb aber häufig genug, da es beständig an Geld fehlte, sein Schuldner. Immer noch war die Stellung der Obersten eine sehr selbständige. Wozu sie sich nach der Kapitulation oder dem Vertrage, den sie mit dem Kurfürsten abgeschlossen, nicht verpflichtet glaubten, wollten sie auch nicht thun und verweigerten dann den Gehorsam. So machte es noch Derff-lingct 1672. Diese Selbständigkeit schränkte Friedrich Wilhelm ein und gewöhnte feine Obersten allmählich an Gehorsam. Die Obersten hatten das Recht, die Offiziere ihrer Regimenter zu ernennen und abzufetzen; der Kurfürst setzte es wenigstens durch, daß solche Personen , die ihm nicht genehm waren, zu Offizieren nicht genommen werden durften. Das Exercitium war noch lange Zeit in iedem Regimente verschieden und richtete sich ganz danach,'wie es der Oberst einzurichten beliebte. Auch hierin bereitete Friedrich Wilhelm eine Änderung vor, indem er begann, bei der ganzen Armee einerlei Taktik und Kommando einzuführen. Das Heer zählte eine Menge Ausländer, im Anfange der fünfziger Jahre ^ viele ehemalige schwedische Soldaten, und es war nicht leicht, in dieser bunten Masse Disziplin zu hatten. Trotz aller Strenge waren Ausschreitungen nicht zu verhindern. Morgens und abends wurde im Lager Gottesdienst gehalten; ohne zwingende Gründe durfte kein Soldat dabei fehlen. Für jede Zeltgenoffenfchaft mußte ein Exemplar des Neuen Testamentes und der Psalmen vorhanden fein; bei jedem Regimente war ein Prediger angestellt. Der Kurfürst wollte nicht nur tapfere, sondern auch fromme Streiter haben; die rohe, brutale Art, welche besonders den Soldaten des dreißigjährigen Krieges kennzeichnete, sollte einer besseren Gesinnung weichen. Die Justiz im Heere übten Militärrichter ans, die Regiments-schützen, später Auditeure genannt. Die Beisitzer eines Kriegsgerichtes waren aus allen Chargen genommen. Subordinationsvergehen sollten aufs strengste geahndet werden. „Der Reiter oder Fußsoldat", heißt es in den Kriegsartikeln von 1687, „der seinen Degen gegen einen Ober- oder Unteroffizier zieht, soll ohne Gnade erschossen werden". Von der Anwendung des Stockes wollte der Kursürst nichts wiffen und verbot im Jahre 1688 den Offizieren und Unteroffizieren durch ein scharfes Edikt, die Soldaten noch ferner zu prügeln. Häufig fand eine Musterung der Regimenter statt. Dabei wurde geprüft, ob wirklich so viel Soldaten da waren, wie nach den Löh-

4. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 208

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
r — 208 — devolle Erscheinung flößte Achtung und Ehrerbietung ein. Er zeigte sich meistens ruhig und besonnen; nur Ungerechtigkeiten oder Nichtbeachtung seiner Besehle vermochten ihn in Auswallung zu bringen. War er dabei zu weit gegangen, so suchte er den Fehler bei erster Gelegenheit wieder gut zu machen. Sein Blick war fest und scharf. Nach damaliger Sitte trug er das ins Dunkle fallende Haar in langen Locken und in den letzten Jahren bei feierlichen Gelegenheiten eine Allongeperücke. Die dunkelblauen Augen, die Adlernase, so wie ein kleiner Schnurrbart gaben dem Antlitz einen Ausdruck von Entschlossenheit und Kühnheit. Er liebte Heiterkeit und Frohsinn; an seiner Tafel wechselten harmlose Scherze mit witzigen und geistreichen Bemerkungen. Geschichte war seine Lieblingswissenschast; die Kriegskunde und Mathematik bildeten den Gegenstand seines eifrigen Studiums. Cäsars Feldzüge erfüllten ihn mit Bewunderung; er schätzte aber auch den Dichter Virgil und nannte ihn den göttlichen. Von ganzem Herzen war er der reformierten Kirche zugethan. In erneut Zeitalter, wo man überall Unduldsamkeit in kirchlichen Dingen antraf, gab er das edle Beispiel wirklicher Toleranz, und niemals hat er es unternommen, eine der andern Konfessionen zu bedrücken. Täglich hielt er kniend im Schlafgemache sein Morgen-und Abendgebet. Sonntags hörte er in der Kirche die Predigt, und oft nahm er teil am heiligen Abendmahle. Im Familienkreise unterhielt er sich gern über religiöse Gegenstände, namentlich mit seiner ersten Gemahlin Luise. _ Das neue Testament und die Psalmen begleiteten ihn aus allen seinen Kriegsfahrten. Die wahre Frömmigkeit war in ihm so groß, daß, als im Jahre 1649 die durch den Tod Wladislaws erledigte Krone Polens ihm unter der Bedingung angeboten wurde, die katholische Religion anzunehmen, er erwiderte: „Mit solch einer Bedingung möchte ich nicht römischer Kaiser werden. Gottes Güte hat mir bereits Jo schöne Länder gegeben, daß ich mich wohl begnügen kann, also keine Ursache finde, nach mehreren: aus solche Art zu streben. Eben darum werde ich nimmer in eine Religionsverän-derung willigen, weil ja die Polen nicht viel von mir halten würden, wenn ich beschuldigt werden könnte, selbst Gott keinen Glauben gehalten zu haben". Besonders tief kränkten ihn Unduldsamkeit und Religionsverfolgungen. Mit unermüdlicher Sorgfalt und großen Opfern nahm er sich der in Schlesien verfolgten Reformierten an, und als einst des Grafen Schafsgotsch harte und ungerechte Bedrückungen derselben zu seinen Ohren kamen, mußte sein Gesandter in Wien sehr ernste Vorstellungen machen. Die Art, mit der er den um seinen Schutz flehenden Waldensern Beistand gewährte und die durch Aufhebung des Edikts von Nantes aus Frankreich vertriebenen Hugenotten aufnahm, gehört zu den schönsten Zügen seiner Regierung. Winter und Sommer stand er morgens vor sechs Uhr auf. Ein mit goldenen oder silbernen Knöpfen besetzter Sammetrock, der bis an die Knie reichte, und Beinkleider von demselben Stosse oder von Tuch, so wie kurze spanische Stiesel mit großen Sporen, gestickte

5. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 53

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 53 — streiten, so lange noch ein Atemzug in ihnen wäre, und bei Aufträgen verschwiegen sein wie das Grab. Ihre Anzahl war gering, 1617 nur gegen 50. Johann Sigismund ließ für diesen Dienst im Jülich-scheu Leute anwerben, meist Reformierte. Das Fußvolk, die „Tra-banten-Garde", war'vornehmlich mit dem Dienste im Schlosse zu Kölln betraut. Bei den fürstlichen Leichen gab sie die Ehrenwache und ging bei allen feierlichen Aufzügen im Gefolge. Hierbei trugen die Trabanten einen Spieß, dessen Spitze sie nach unten kehrten. Da sie bei allen Festlichkeiten Paradierten, hielt man sie gern gut und gleichmäßig gekleidet. Als Besatzung der Festungen hatte man die „Waffen- oder Landsknechte". Es waren dies die eigentlichen Soldaten, angeworbene Leute, nur zum Teil noch mit Piken, meistens schon mit Musketen bewaffnet. Am Ende des 16. Jahrhunderts sind sie schon in Hauptmannschaften geteilt. Man sah darauf, daß sie sich fleißig im Gebrauche der Feuerwaffe übten, schon deshalb, „damit sie sich nicht unter einander selbst beschädigten". Jeder Schütze bekam monatlich 5 Gulden, der geschicktere aber 6. Ihre Anzahl belief sich nur aus einige hundert. Die Artillerie und das Gefchützwefen befand sich im dürftigsten Zustande. Dies waren die militärischen Einrichtungen Brandenburgs, mit denen es in die kriegerischen Verwirrungen des 17. Jahrhunderts eintrat. Die wenigen geworbenen Soldaten machten kein Heer aus; die Hauptsache sollte immer noch das Aufgebot sein. Aber sehr bald ergab es sich, daß dieses sich überlebt hatte und seinen Zweck nicht mehr erfüllte. Die frühere Waffentüchtigkeit war verschwunden, die Unlust, in den Krieg zu ziehen, allgemein geworden. In der langen Friedenszeit hatten die Bürger den kriegerischen Sinn verloren, mit ihrer Selbständigkeit auch Tapferkeit und Kampfeslust eingebüßt. Der ihnen noch immer obliegende Wachtdienst war zur Last, die alte Befestigung der Städte dem neuen Kriegswesen gegenüber ebenso unzureichend geworden, wie die Bewaffnung der Bürger selbst. Schwert und Spieß konnten vor dem Feuergewehr nicht mehr bestehen; dieses sich anzuschaffen, kam den meisten zu teuer, und obgleich Johann Sigismund alles Mögliche that, die Bürger zur Übung in der neuen Waffe zu ermuntern, gab es doch nur sehr wenige, die mit ihr umzugehen verstanden. Die Menge derjenigen, welche sich der Musterung und dem Wachdienste zu entziehen wußten, wuchs von Jahr zu Jahr, so daß das Aufgebot immer schwächer an Zahl wurde; kleinere Städte kauften sich durch Geldzahlung ganz vom Kriegsdienste los. Der märkische Adel hatte sich noch seine alte Tapferkeit bewahrt; er brauchte sie aber meist nur in fremden Kriegsdiensten, wo es Ehre und Beute zu gewinnen gab; dem eigenen Landesherrn gegenüber zeigte auch er sich lässig. Als bei Gelegenheit des Jülichschen Erbfolgestreites Erzherzog Leopold 1610 mit einem Einfalle in die Mark' drohte, und man hier das Aufgebot erließ, zeigte die Musterung dasselbe in einem kläglichen Zustande. Das Fußvolk erschien nur unvollzählig und in schlechtester

6. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 200

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 200 - gehungen gegen gute Sitte und Anstand durch Strafgelder zu ahnden. Der Kurfürst fand für dieselben eine praktische Verwendung. Vielfach gaben sie ihm die Mittel zur Verschönerung seiner Residenz oder von Kirchen. In dem Zeitraume von 1660—70 wurden aus ihnen in Berlin die Türme der Marien- und Petrikirche und die Kanzel von St. Nikolai neu erbaut. Ein Nadler zu Berlin, Peter Dietrichs mußte 200 Thaler wegen Gotteslästerung zahlen; mit diesem Gelde wurde die Pflasterung des Neuen Marktes ermöglicht. Ein Theil der Strafgelder diente auch zur Vermehrung der kurfürstlichen Bibliothek; weitere Mittel hierzu gaben die Gebühren für Ehedispensationen oder die einmaligen Aufgebote. Supplikanten, die um Nachlaß oder Milderung der Strafe baten, erhielten bisweilen den Auftrag, statt Geld zu zahlen, dies oder jenes Buch sür die Bibliothek anzuschaffen. An Stelle von Belohnungen, welche der Kurfürst gewissen Personen zuwenden wollte, gab er ihnen auch Wohl eine Anweisung auf einlaufende Strafgelder. Der Adel, der auf feinen verarmten Gütern zu verkommen drohte, fand, soweit er sich nicht durch Studien für die höheren Staatsämter vorbereitete, in dem Heere eine ehrenvolle und seinen kriegerischen Neigungen zusagende Thätigkeit. Es wurde Brauch, die Offizierstellen fast nur mit Edelleuten zu besetzen. Die alte Fehdelust war in dem Adel noch nicht ganz erloschen. Es kam vor, daß zwischen den Herrensitzen förmliche Kriege entbrannten und der eine Junker gegen den andern mit seinen Knechten zu Felde zog. Eine nicht immer unblutige Rauserei beendete dann das kriegerische Spiel. Schnell war der Edelmann bereit, jede wirkliche oder eingebildete Kränkung seiner Ehre mit dem Schwerte zu rächen. Duelle waren an der Tagesordnung, auch unter den Offizieren aller Grade, und keine noch so scharfen Befehle des Kurfürsten im Stande, diesem Unsug zu steuern. Geschah es doch noch 1689, daß die Generale Barsuß und Schöning, nach bitterem Wortwechsel, auf offener Straße die Klingen gegen einander entblößten. Unter Personen der höchsten Stände wurde es üblich, sich durch Pasquille, Schmähschriften und unartige Anspielungen in Reden und Schriften einander verächtlich und lächerlich zu machen. _ Es lag dies, wie der Zweikampf, fo fehr im Zuge der Zeit, daß hier ebenfalls das strengste Einschreiten des Kurfürsten ganz ohne Erfolg blieb. In der Kleidung hatte man sich an das Einfachste gewöhnen müssen und der übertriebene Luxus, wie er vor dem Kriege gewöhnlich und durch keine Verordnungen je zu zügeln gewesen war, sich von selbst verboten. Fest- und Feierkleider trug man in schwarzer Farbe; besonders die verheirateten Frauen bevorzugten diese, während die Mädchen mehr bunte und lebhafte Farben liebten. Edelsteine, Gold und Geschmeide waren als Schmuck um so mehr begehrt, je seltener ihr Besitz geworden. Die Trauerkleider des weiblichen Geschlechtes waren ganz weiß; sie umhüllten den Körper vollständig und bedeckten auch das Antlitz. Bald gewannen die französischen Moden auch in der Mark an Einfluß. Sie verdrängten die alte ehrbare weibliche Tracht -

7. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 40

1908 - Berlin : Simion
— 40 — von Anhalt-Dessau geheißen. Er lehrte sie den gleichen Schritt beim Marschieren und das gleichzeitige Abfeuern der Gewehre. Ohne Strafen ging ev dabei freilich nicht ab. Aber die Strafen waren leider nur zu oft grausam und hart. Beim Spießrutenlaufen z. B. mußte der Soldat, der bestraft werden sollte, mit entblößtem Oberkörper durch eine lange Doppelreihe seiner Kameraden hindurchlaufen. Dabei schlug jeder mit einer großen Nute auf den Rücken des Laufenden los, so daß bald das Blut lief. Doch hat der König ein treffliches Heer herangebildet, ohne das sein berühmter Sohn wohl kaum die gewaltigen Kriege um Schlesien hätte unternehmen können. Die Soldaten wurden damals noch vielfach für Geld erworben. Fremde Fürsten schenkten dem König zuweilen „lange Kerle", um ihm eine Freude zu machen. 2. Seme kluge Landesverwattung. Uni neuen Acker zu gewinnen, ließ Friedrich Wilhelm I. Sümpfe trocken legen. In Ostpreußen hatte eine Pest gewütet (ansteckende Krankheit, die Eiterbeulen auf dem Körper erzeugt und meist den Tod des Menschen herbeiführt). Dadurch war der größte Teil der Bevölkerung gestorben. Der König nahm viele Leute aus Salzburg, die um ihres evangelischen Glaubens willen aus der Heimat vertrieben worden waren, in sein Land auf und gab ihnen Wohnsitze in Ostpreußen. Für die Volksschule hat er viel getan. Nicht alle Leute brauchten bis dahin ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die Kinder der Armen sind wohl gar nicht hineingekommen. Der König bestimmte, daß alle Kinder seiner Untertanen vom 5. bis zum 12. Lebensjahre die Schule zu besuchen haben, um in der Religion, im Lesen und Schreiben sich unterweisen zu lassen. Wer eingesegnet werden sollte, mußte wenigstens lesen und schreiben können. Über 2000 Schulen hat er so gegründet, und zum Bau vieler Schulen schenkte er das Bauholz. Man nennt Friedrich Wilhelm I. auch den Vater der preußischen Volksschule. Das ausländische Tuch war dem König zu teuer; deshalb wurde in Berlin eine Tuchfabrik gebaut, in welcher Wolle aus der Heimat verarbeitet wurde. Seine Soldaten ließ er mit preußischem Tuch bekleiden. 4. Wie der König gewöhnlich einen Zag verlebte. Im Sommer stand der König um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf. Dann hielt er seine Morgenandacht und arbeitete an den Regierungssachen bis um 10 Uhr vormittags. Darauf begab er sich zu

8. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 17

1886 - Berlin : Oehmigke
17 junckern ohne geldt, eine groe, breite gae zu enge, einen andern gemeinen Menschen neben sich lassen herzu gehen, und mchte wohl jemand zu solchen Hoffertigen gesellen sprechen: lieber juncker nicht zu hochgetretten. Solve quod debes, et servato fidem." In den Kleidungen der Berliner herrschte bereits einige Mannigfaltigkeit, je nachdem man sie von den Trachten anderer Nationen, die man nachahmte, entlehnt hatte, und dadurch entstand eine Art von Mode, besonders bei dem Frauenzimmer, welches sich darinnen ansznzeichnen schien. Man trug aber meh-renteils noch kurze Wmser, gewhnlich von schwarzer Farbe, ferner spanische Mntel und Kragen und auf dem Kopfe stolze Barette, die bei vornehmen Personen von Sammet, bei ge-ringeren von Filz, Tuch oder Leder waren. Als der Krfrst 1609 die Erbhuldigung in der Altmark einnahm, trug er ein grn-damastnes Habit und hatte das Haupt entblt. Da die Vermgensumstnde der Unterthanen sich verringert hatten, so waren keine Polizeigesetze wider den Aufwand in den Kleidungen ntig; der Mangel machte deshalb natrliche Einschrnkungen. Weil keine stehenden Soldaten unterhalten wurden und, wie gesagt worden, nicht unterhalten werden konnten, um die Stadt zu bewachen, so war solches das Geschft der Brger. Damit aber solche auch mit den Waffen einigermaen umzu-gehen verstehen mchten, so verstattete man ihnen das Scheiben-und Vogelschieen. Daher schrieb der Kurfürst 1617 an den Rat zu Berlin, da der Brgerschaft vor dem Ratanse fr die Bchsen- und Bogenschtzen eine Vogelstange errichtet werden sollte, und gab selbst dazu einen Teil der Kosten her. Er schien auch fr dieses Vergngen der Einwohner sehr ein-genommen zu sein, weshalb er dem Rate nachdrcklich befahl, es ja so einzurichten, da das Werk bei seiner Rckkunft ans Preußen vollendet sei. Schillmann, Bilder. 2

9. Bis zum Tode Friedrichs des Grossen - S. 80

1886 - Berlin : Oehmigke
80 gieen und ihr Leben aufzuopfern, dessen knnten S. Churf. Durch!, festiglich versichert sein." S. Ch. Durchl. verstatteten darauf alle Ihre Offiziere zum Handku und sagten ihnen ein tendre Adieu. Wie solches vollbracht, lieen Sie Sich vor das Gezelt tragen und gaben Ordre, da die ganze Armee nochmalen vorbei filiren mute, damit Sie dieselbe in allen Gliedern consideriren knnten, da dem Alle insgemein, so zu-gegen und insonderheit die Fremden ffentlich bekennet und ausgerufen, da sie alle Tage ihres Lebens keine schnern, in allen Stcken besser mnndirte, auch mit guter Equipage ver-scheue Mannschaft gefehen htten, dergestalt, da auch kein Soldat war, der nicht sein Auge auf S. Churf. Durchl. richtete und eine Begierde zum Fechten hervorblicken liee.*) der die Equipierung dieser Armee erfahren wir, da sie beraus herrlich montiert war. Die Generale, Obersten und andere Offiziere hatten lauter silbernes Pferdegeschirr, die Ober-Offiziere der Grenadiere an ihren Taschen ganz silbernes Blech, die Unter-Offiziere versilbertes Messing, die Gemeinen aber Messing. Die Infanterie war blau, die Artillerie braun, die Kavallerie, sowohl Reiter als Dragoner, mit ledernen Kolletten gekleidet. Zwei Soldaten bekamen ein Zelt und einen Stroh-sack, damit sie, wenn sie an einen Ort kmen, nicht nach Stroh zu laufen brauchten. Die Unter-Offiziere, die Piqueniere hatten Pistolen am Grtel und die Derfflingschen Bataillone Kessel an der Seite, die Reiter und Dragoner fhrten dabei noch Dolche. 68. Die Brandenburger vor Ofen. Der Marsch ging nun durch Schlesien, der die ge-frchteten Jabluukapsse und fhrte endlich zu dem festen, viel und vergeblich belagerten Ofen, welches sich der 150 Jahre in den Hnden der Trken befand und fo die Sicherheit Ostreichs bestndig bedrohte. Es schien endlich eine Ehrensache fr das *) Schning a. f. O. 16.

10. Vaterländische Geschichte - S. 51

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 51 — Als nun Lilly nach Sachsen zog, besiegte ihn Gustav Adolf in der Nähe von Leipzig; dann zog letzterer zum Rheine und drang nach Süddeutschland vor. Am Lech wurde Tilly nochmals besiegt und erhielt eine schwere Wunde; an dieser starb der edle und menschenfreundliche Kriegsheld. Jetzt war der Kaiser ohne Heer, und in feinernotwandte er sich mit dringendenbitten anw allenstein. Dieser warb ein neues Heer und am 16. November 1632 kam es zwischen ihm und Gustav Adolf bei Lützen unweit Leipzig zu einer großen Schlacht. Nach heißem Ringen neigt sich der Sieg auf die Seite der Schweden. Da erfährt der König, der linke Flügel seines Heeres weiche zurück. Spähend dringt er in das Gewühl der Schlacht; eine Kugel zerschmettert ihm den Arm, ein zweiter Schuß trifft ihn in den Rücken und tötet ihn. Sein Roß jagt über das Schlachtfeld und verkündet des Königs Tod. Ihn zu rächen, dringen jetzt die Schweden mit Wut vor und behaupten das Schlachtfeld. Im Jahre 1634 starb auch Wallenstein. Da er auf Verrat zu sinnen fchien, ward er heimlich geächtet und endete zu Eger unter der Hand feiner eigenen Kriegsleute. Nach dem Tode Gustav Adolfs dauerte der unheilvolle Krieg noch sechzehn Jahre. Die Scharen der Schweden verwilderten und hausten schrecklich in Freundes- und Feindesland. Nun trat auch Frankreich in den Krieg ein und verband sich mit den Schweden, um einige deutsche Grenzländer an sich zu reißen. Bald siegten jetzt die Kaiserlichen, bald die Schweden. Dazu wütete eine gräßliche Hungersnot, und die Pest raffte Taufende in Stadt und Land fort. 3. Der westfälische Friede. (1648). Endlich nach vierjährigen Verhandlungen kam im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück der heiß ersehnte Friede zu stände. Das schöne Oberelsaß fiel an Frankreich; das übrige Elsaß mit der Stadt Straßburg blieb vorläufig noch beim deutschen Reiche. Die Schweden erhielten den wertvollsten Teil von Pommern, nämlich Vorpommern mit Stettin und die Insel Rügen. Der Kurfürst von Brandenburg, der auf Pommern berechtigte Erbanfprüche hatte, bekam nur Hinterpommern und als Entschädigung für Vorpommern das Stift Kammin und die Bistümer Magdeburg, Halberstadt und Minden. — In Sachen der Religion wurde der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auf die Reformierten ausgedehnt. 4. Des Krieges Not. „Die großen Leiden des Krieges senkten sich besonders auf den Bauersmann. Fremdes Kriegsvolk, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Hans und Bett, mißhandelte ihn und die Seinen, forderte Kriegssteuer, Geschenke und zerschlug, verwüstete und plünderte doch noch, was ihm vor Augen kam.
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 116
3 11
4 52
5 22
6 0
7 6
8 3
9 1
10 277
11 0
12 57
13 7
14 1
15 1
16 11
17 0
18 0
19 6
20 2
21 1
22 0
23 3
24 2
25 123
26 39
27 90
28 67
29 2
30 0
31 37
32 0
33 11
34 75
35 10
36 57
37 160
38 3
39 83
40 3
41 1
42 16
43 2
44 1
45 78
46 13
47 167
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 15
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 3
8 1
9 3
10 4
11 0
12 0
13 3
14 0
15 1
16 10
17 39
18 0
19 23
20 2
21 1
22 4
23 10
24 0
25 0
26 2
27 1
28 4
29 1
30 0
31 0
32 3
33 0
34 4
35 0
36 1
37 18
38 13
39 13
40 1
41 3
42 10
43 3
44 0
45 13
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 2
53 0
54 6
55 0
56 1
57 0
58 3
59 9
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 10
66 1
67 2
68 7
69 6
70 1
71 15
72 4
73 1
74 0
75 48
76 5
77 8
78 0
79 2
80 0
81 0
82 30
83 5
84 0
85 6
86 2
87 16
88 1
89 0
90 0
91 4
92 16
93 0
94 21
95 1
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 2
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 4
61 1
62 0
63 0
64 0
65 3
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 2
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 1
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 4
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 2
122 0
123 5
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 1
144 1
145 1
146 0
147 1
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 0
154 0
155 3
156 2
157 1
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 1
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 2
176 0
177 2
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 3
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 1
197 0
198 0
199 0