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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 213

1888 - Berlin : Hertz
Sophie Charlotten's Vermählung; der Berliner Hof. 213 Frankreich und nach verschiedenen Badeorten erhielt ihr Geist neue Anregung. Eine italienische Reise wirkte auf die Ausbildung ihres Urtheils und Geschmacks sehr Vortheilhaft, besonders für die Musik, welcher sie ihre gauze Neigung zuwendete; noch eindrucksvoller aber war eine Reise nach Paris. An dem französischen Hofe, welcher damals in der höchsten Blüthe geistigen und geselligen Verkehrs stand, erregte die fünfzehnjährige Prinzessin sowohl durch ihre Schönheit, als durch die Reife ihres Verstandes und den Umfang ihrer Kenntnisse allgemeines Erstaunen. Ludwig Xiv. selbst war von der liebenswürdigen Erscheinung so eingenommen, daß er den Gedanken faßte, sie mit einem französischen Prinzen zu vermählen. Doch hatte dieselbe bereits eine andere Bestimmung. Der damalige Kurprinz Friedrich von Brandenburg, welcher seine erste Gemahlin verloren hatte, war schon früher im Bade zu Pyrmont, sodann bei einem Besuche der hannöverschen Familie in Berlin mit der schönen und gebildeten Sophie Charlotte näher bekannt geworden, und beiden fürstlichen Häusern schien eine Verbindung derselben mit Friedrich höchst vortheilhaft. Hätte die Neigung der Prinzessin allein entscheiden können, so würde sie diese Mahl kaum getroffen haben: denn Friedrich war äußerlich unansehnlich und keineswegs so frischen lebendigen Geistes, wie es der geistvollen Prinzessin lieb gewesen wäre, sie wußte überdies, daß er prächtige Ceremonien und einen steifen Ton liebte, während sie selbst ein einfacheres, ungezwungenes Wesen vorzog. Sie gab jedoch die von der Mutter gewünschte Einwilligung und am 28. September 1684 fand die Vermählung der sechszehnjährigen Prinzessin mit großer Pracht zu Herrenhausen statt, bald darauf der nicht minder glänzende Einzug in die brandenburgische Hauptstadt. Berlin war unter der Regierung des großen Kurfürsten kräftig emporgestiegen; der Wohlstand und die Bildung der Einwohner, so wie der Glanz und Geschmack des höheren Lebens wurden einstimmig anerkannt: durch die Verbreitung der französischen Sprache nahm die gesellige Unterhaltung in den höheren Kreisen einen lebhaften Aufschwung, und Sophie Charlotte freute sich, an der Spree ihre schönen Erinnerungen von Paris wieder zu finden. Am Hofe selbst freilich fand die Fürstin wenig Erfreuliches: die einzelnen Glieder standen einander in den letzten Jahren des großen Kurfürsten voll Mißtrauen und Kälte gegenüber und ein traulicheres Begegnen der verschiedenen Parteien fand nicht statt. Dagegen war schon damals jede öffentliche Handlung mit Prunk und Ceremonien überhäuft, was daun unter Friedrich noch mehr überhand nahm. Das konnte dem Sinn Sophie Charlotten's nicht zusagen: zwar hätte sie durch ihren großen Verstand, unterstützt von Schönheit und Liebenswürdigkeit, leicht ein Uebergewicht unter den Parteien gewinnen und allmälig das Ganze mehr nach ihren Neigungen leiten können, aber die Ausübung solcher Macht reizte sie nicht, und sie zog es vor, sich ein Dasein für sich inmitten des ihr fremdartigen Hoflebens zu bilden. Sie blieb ihrem Gemahl treu ergeben, aber ihre Freuden und Erholungen suchte sie in einem engeren Kreise, wo sie der Heiterkeit ihres Gemüths im Schooße der Freundschaft freien Lauf lassen und im zwanglosen Gespräch die reichen Gedanken austauschen konnte. Sie stiftete vertrauliche Gesellschaftstage, wo die lästige Hofsitte aufgehoben war und die Damen zur Vermeidung unnützen Aufwandes in einfacher schwarzer Kleidung erschienen und wo nicht gespielt.

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 249

1888 - Berlin : Hertz
Der Verkehr in Rheinsberg; Friednch's wissenschaftliche Beschäftigung. 249 Das Leben und Treiben in Rheinsberg versetzt uns in die Zeit der Königin Sophie Charlotte zurück. Wir haben davon die Beschreibung eines Zeitgenossen, welcher ein liebliches Bild von der Anmuth des Ortes und der Heiterkeit des fürstlichen Hofhaltes giebt. „Alle, die auf dem Schlosse wohnen," heißt es in dem Berichte, „genießen die ungezwungenste Freiheit, sie sehen den Kronprinzen und dessen Gemahlin nur bei der Tasel, beim Spiele, auf dem Balle, im Concerte oder bei anderen Festen. Jeder denkt, lieft, zeichnet, schreibt, ergötzt oder beschäftigt sich in seinem Zimmer bis zur Tafel. Dauu kleidet man sich sauber, doch ohne Pracht und Verschwenduug an und begiebt sich in den Speisesaal. Alle Beschäftigungen und Vergnügungen des Kronprinzen verrathen den Mann von Geist. Sein Gespräch bei Tafel ist unvergleichlich; er spricht viel und gut. Es scheint, als wäre ihm kein Gegenstand fremd und zu hoch; über jeden findet er eine Menge neuer und richtiger Bemerkungen. Er duldet den Widerspruch und versteht die Kunst, die guten Einfälle Anderer zu Tage zu fördern. Er scherzt und neckt zuweilen, doch ohne Bitterkeit und ohne eine witzige Erwiderung übel aufzunehmen. Nach der Mittagstafel versammelt sich der ganze Hof um beu Kaffeetisch; man spricht, man scherzt, man macht ein Spiel, man geht umher, und diese Stuude ist eine der angenehmsten des Tages. Die Abende sind der Musik gewidmet. Der Prinz hält in seinem Salon Concert, wozn man eingeladen sein muß. Er selbst spielt gewöhnlich die Flöte. Er behandelt das Instrument mit höchster Vollkommenheit, seine Fingergelänfigkeit und sein Vortrag sind einzig. Er hat mehrere Sonaten selbst componirt. Doch Friedrich ist in Allem ausgezeichnet." Die militärischen Freunde des Prinzen wurden in Rheinsberg zu einer Art Ritterorden vereinigt, dessen Schutzpatron Bayard, der berühmte Ritter „ohne Furcht und Tadel" war. Der Zweck der Vereinigung war die Vervollkommnung der Kriegskunst, Untersuchung wichtiger militärischer Fragen und das Studium der Feldzüge aller berühmten Heerführer. Vor Allem aber war des Priuzeu Muße in Rheiusberg der Pflege der Wissenschaften gewidmet. Mit dem nnermüblichsten Eifer war er bemüht, die Lücken seiner früheren Ansbilbnng auszufüllen. „Ich stubire mit aller Kraft," schreibt er selbst, „und thue alles Mögliche, mir Kenntnisse zu erwerben, die mir nöthig sind, mit mich meiner künftigen Bestimmung würdig zu machen; endlich arbeite ich daran, mich zu veredeln und meinen Geist mit den berühmtesten Mustern alter und neuer Zeit zu erfüllen. Diese Anstrengungen sind eine Folge meiner Selbsterkenntniß, um zu erwerben, was mir fehlt, und zu verbessern, was mangelhaft ist." Bei dieser wissenschaftlichen Beschäftigung trieb ihn seine alte Vorliebe besonders zu französischen Schriftstellern hin. Die deutsche Sprache, welche damals noch tu einer großen Unbeholsenheit und Geschmacklosigkeit befangen war, während die französische Literatur schon unter Ludwig Xiv. ihr goldenes Zeitalter gehabt hatte, war ihm nicht angenehm, er sprach und schrieb fast ausschließlich französisch und studirte auch vorzugsweise französische Schriftsteller, außerdem einige italienische Werke und die alten griechischen Klassiker in französischen Uebersetzungen. Besonders wählte er geschichtliche, philosophische und schönwissenschaftliche Werke.

3. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 71

1886 - Berlin : Hertz
71 Friedrich I starb im Alter von 55 Jahren am 25. Februar 1713. 28. Die Königin Sophie Charlotte. Friedrichs zweite Gemahlin, Sophie Charlotte, war am 20. Oktober 1668 geboren, eine Tochter des Kurfürsten von Hannover. Ihre trefflichen Geistesanlagen erhielten frühzeitig eine vorzügliche Ausbildung; die größte Bedeutung für ihr geistiges Leben hatte später der Einfluß des berühmten Gelehrten und Weltmanns Leibnitz. Durch Reisen nach Italien und nach Frankreich gewann ihr Geist und Urteil eine noch höhere Bildung; am Hofe Ludwigs Xiv erregte sie blirch ihre liebenswürbige Erscheinung, durch die Reife ihres Verstandes und den Umfang ihrer Kenntnisse allgemeines Erstaunen. Am 28. September 1684 vermählte sie sich nach dem Wunsch ihrer Eltern mit dem damaligen Kurprinzen Friedrich. Am Berliner Hof aber herrschte damals gegenseitiges Mißtrauen und Kälte und hierdurch ein unerquickliches Leben, auch war der Prunk und die Steifheit der häufigen Ceremonieen nicht nach dem Sinn der jungen Fürstin; sie bildete sich deshalb ein Dasein für sich und suchte ihre Freuben und Erholungen in einem engeren Kreise, wo sie der Heiterkeit ihres Gemüts und dem Austausch ihrer reichen Gebanksn freien Laus lassen sonnte. An ihren vertraulichen Gesellschaftstagen war alle lästige Hofsitte aufgehoben, die Damen erschienen im einfachsten Anzug mit einer Hanbarbeit; Gelehrte und sonst nicht Hoffähige erhielten hier Zutritt. Friedrich ließ feine Gemahlin in diesen stillen Freuden eines intimeren Verkehrs gern gewähren. Er kaufte ihr zum Landaufenthalt das Dorf Lietzow bei Berlin und baute ihr dort ein Lustschloß, welches erst Lietzeuburg, nachher zu ihrem Andenken Charlottenburg benannt wurde. Dieses Schloß wurde der Lieblingsaufenthalt der Fürstin und ihres interessanten Kreises, an dem bald auch Leibnitz teil nahm, den Friedrich auf den Wunsch seiner Gemahlin als Präsident der neu-gegründeten Akademie der Wissenschaften nach Berlin berief. Das geistige Leben in Sophie Charlottens Umgebung nahm einen immer höheren Aufschwung: neben der gemütlichen, geselligen Unterhaltung, Vorlesen, Musik und Bühnenspiel würden ernst wissenschaftliche Gespräche geführt, besonbers aus dem Gebiete der Philosophie und Religion. Öfter erschien der Beichtvater des Königs von Po-

4. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 21

1886 - Berlin : Hertz
21 zu begründen, stiftete Friedrich die S ch w a n e n g e s e l l s ch a f t. In der Stiftungsurkunde (1443) erklärte er den Zweck der Brüderschaft dahin, „Einigkeit und friedlichen Stand in der heiligen Christenheit, vor allem in seinen eigenen Landen auszurichten und zu befördern." Nur Männer und Frauen von altem Adel durften aufgenommen werden und verpflichteten sich, „nach ihrem Stande ehrbar zu leben, sich vor aller Missethat, Unfug und Unehre treulich zu bewahren und ihre Streitigkeiten dem Urteile der Gesellschaft zu überlasten." Den Namen erhielt die Gesellschaft von einem sinnbildlichen Zeichen auf dem Ordensstern. Der Orden wurde jedoch von Friedrichs Nachfolgern vernachlässigt und ging zur Zeit der Reformation ganz wieder unter. Friedrichs Entsagung. Friedrichs letzte Jahre waren mit Fehden gegen Pommern ausgefüllt, wo nach dem Aussterben der Herzoge von Pommern-Stettin die brandenbnrgischen Fürsten Erb-ansprüche geltend machen durften, die Friedrich gegen die Herzöge von Pommern-Wolgast mit den Waffen in der Hand durchzuführen versuchte. Doch zog sich der Krieg lange fruchtlos hin, und wurde von Friedrich nicht mehr beendigt. Derselbe fühlte bei zunehmendem Alter nicht mehr die erforderliche Kraft in sich und entsagte dem Thron zu Gunsten seines Bruders Albrecht (1470). Ein Jahr 1470 darauf starb er in Franken auf der Plaffenbnrg (1471). 9 Albrecht Achilles (1470—1486) und Johann Cicero (1486-1499). Albrecht Achilles' ritterlicher Sinn. Kurfürst Albrecht erhielt von seinen Zeitgenossen mit gutem Recht den Beinamen Achilles; er stellte vor dem Untergang des Rittertums noch einmal die ganze Fülle und Blüte ritterlicher Kraft und ritterlichen Wesens dar. Von hohem Wuchs und zugleich von großer Würde zeichnete er sich früh in ritterlichen Spielen aus und erntete dann auf dem Schlachtfelde gleichen Ruhm, bald im Kampf für seinen Kaiser, bald in den Fehden gegen Nürnberg zur Wahrung seines Fürstenrechts. Weithin erscholl der Ruf seiner glänzenden Tapferkeit. Nach der Weise des Rittertums war er zugleich ein Freund prächtiger Hofhaltung und sein Wohnsitz in Franken, die Kadolz-burg, gab ein Bild des glänzenden Lebens aus der Blüte der

5. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 109

1886 - Berlin : Hertz
109 einschlief, sagte Friedrich: „Laßt ihn ruhig schlafen, er hat oft genug für uns gewacht." Voltaire und d'alembert. Unter allen Freunden des Königs hat feiner mehr Gunst von ihm erfahren, als der Dichter und Philosoph Voltaire, seiner aber hat ihm mit so schwarzen Undank gelohnt. Infolge der wiederholten dringenden Aufforderungen Friedrichs kam Voltaire im Jahre 1750 nach Sanssouci, erhielt die Kammerherrnwürde mit 3500 Thalern Gehalt, Wohnung im Schloß, freier Tafel, Equipage und Dienerschaft. Das alles und Friedrichs liebenswürdiger Umgang behagte ihm ungemein. Seine Anwesenheit iu Sanssouci trug viel zur Belebung alles geistigen Strebens am Hofe bei, aber ebenso zur Verbreitung eines leichtfertigen, ungläubigen Sinnes. Dem König war er ein werter Ratgeber bei feinen litterarischen Arbeiten, aber durch den Glanz seiner Stellung geblendet, vergaß er sich in Übermut, hämischer und neidischer Feindschaft gegen andere soweit, daß er nach manchen unangenehmen Vorgängen zuletzt ganz aus Preußen verwiesen wurde. Seitdem suchte er seinen königlichen Gönner durch giftige Schmähschriften zu verunglimpfen. Vorsichtiger als Voltaire war fein Landsmann, der gelehrte d’Alembert, der sich niemals bewegen ließ, an Friedrichs Hos zu kommen, obwohl er mit ihm fortwährend in herzlicher, geistreicher Korrespondenz stand. 37. Die Teilung Dolens; der baiersche Eröfolgelrrieg und der Fürstenbund. Die Zustände in Polen. Polen, welches unter den Fürsten aus dem plastischen Hanse ein halbes Jahrhundert hindurch geblüht hatte, war immer mehr geschwächt worden, seitdem das Land zu einem Wahlkönigreich geworden war; denn jeder neue König mußte bei feiner Wahl immer ungünstigere Bedingungen gegen den Abel eingehen. Politische und religiöse Parteileidenschaft machte den Reichstag zu einem Bild der größten Verwirrung; kein Wunder, daß Polen in seinen inneren Einrichtungen zurückkam, während ringsum alle Nachbarländer rasch vorwärts schritten. Seitdem Rußland es durchgesetzt, daß die Krone dem schwachen August Iii von Sachsen übertragen wurde, leitete vollends russischer Einfluß alle Angelegenheiten, während der polnische Adel sich immer mehr der

6. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 35

1886 - Berlin : Hertz
35 ßen im Fall des Erlöschens der fränkischen Linie an Brandenburg fiele. Durch Überredung und reiche Geldgeschenke gelang es seinem Gesandten, am polnischen Reichstag die Sache durchzusetzen; im Jahre 1569 wurde ihm die Mitbelehnung bewilligt, was er durch große 1569 Freudenfeste in Berlin feierte. 14. Die Kurfürsten Johann Georg (1571—1597) und Joachim Friedrich (1597—1608). Johann Georgs Strenge; Lippold. Johann Georg, Joachims Sohn, vereinigte, da Johann von Küstrin ohne Söhne starb, wiederum alle Marken. Er besaß Einsicht und guten Willen, des Landes Bestes zu fördern, doch war er von kaltem, strengem Wesen. Das lustige, verschwenderische Treiben an seines Vaters Hose war ihm zuwider gewesen, und er ließ sofort nach feinem Regierungsantritt einige der vornehmsten Räte Joachims verhaften. Am strengsten verfuhr er gegen Lippold, den jüdischen Münzmeister und Wucherer, der sich bei dem üppigen Hosleben die größten Reichtümer gesammelt hatte. Zwar konnte ihm keine verbrecherische Handlung nachgewiesen werden, aber man erhob die vielfachsten und teilweise widersinnigsten Anklagen gegen ihn, sogar daß er den Kurfürsten durch Zaubertränke vergiftet habe. Zuletzt wurde das Bluturteil über ihn gesprochen und auf schreckenerregende Weise vollzogen. Mit ihm verfielen alle Juden von neuem dem Volkshaß und wurden aus dem Lande verwiesen. Johann Georgs Sorge für des Landes Wohlfahrt. Zu größerem Ruhm gereichte dem Kurfürsten seine Fürsorge für die Ordnung der Finanzverhältnisse. Er fand eine große Schuldenlast vor, die er mit Hülse der Stände, besonders des Adels, bald tilgte. Demnächst sorgte er für die Fortschritte der Gewerbthätigkeit, in welcher Beziehung die Aufnahme der in den Niederlanden verfolgten Protestanten, die sich in den Weichselniederungen, sowie in Krossen, Züllichan u. s. w. niederließen, sehr vorteilhaft war. Gegen den überhandnehmenden Aufwand unter den Bürgern erließ er auch strenge Verordnungen. Seine Bauten, besonders der Neubau der Berliner Hofburg, erregten allgemeine Bewunderung. Er starb 1598 im hohen Alter. Joachim Friedrich (1598—1608). Der Geraer Hans-vertrag. Johann Georg hatte mit Zustimmung des Kaisers

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 200

1883 - Berlin : Hofmann
200 und Millionen seiner Ersparnisse als Darlehen oder Untersttzungen ins Land flieen lie. An 300 Drfer hat er neu aufbauen lassen. Das Oder-, Warthe-, Netzebruch und andere Sumpfgegenden lie er trocken legen und in blhende Felder und Wiesen umwandeln. Da habe ich mitten im Frieden eine Provinz gewonnen!" rief er voll Freude. Ebenso frderte er den Gewerbflei durch Anlegung von Tuch- und Porzellanfabriken, Spinnereien und Webereien, von We-gen, Kanlen und Hfen. Der Plauens che, Finow- und Brom-berger Kanal und der Seehafen Swine mnde sind sein Werk. Uberall war sein scharfes Auge und seine helfende Hand. Besonderes Lob verdient seine Rechtspflege. Carmer und andere Nechtsge-lehrte arbeiteten das Allgemeine Landrecht" aus. Parteilichkeit der Richter bestrafte er unbarmherzig mit Absetzung. Ungerechte Nichter sind schlimmer und gefhrlicher als eine Diebesbande!" Das Prozeverfahren vereinfachte er; die unmenschlichen Strafen schaffte er ab. Er beugte sich selber willig dem Gesetze, wie die Geschichte vom Windmller zu Sanssouci (spr. ongui) bezeugt. Seine Zeit war sorgfltig eingeteilt: Um 3 Uhr lie er sich wecken; bis zum Frhstck las er eingegangene Berichte und versah sie mit schlagenden Randbemerkun-gen; dann arbeitete er mit den Ministern, schrieb Briefe, gab Andien-zen und besuchte die Parade. Bei der Mittagstafel sprhten Geist, Witz und Heiterkeit. Nachmittags empfing er Knstler und Gelehrte, las oder schrieb. Nach der Abendtasel ergtzte er sich an Musik. Erst gegen Mitternacht endete seilt Arbeitstag. Nichts sieht dem Tode hnlicher als der Miggang!" pflegte er zu sagen. Im Mai unternahm er regel-mig Reisen in seinem Lande, auf denen er fr alles Augen und Ohren, Rat und That hatte. Sein Lieblingsaufenthalt war das Lustschlo Sanssouci bei Potsdam, sein liebster Umgang der Marquis d'argens (spr. Marki Darfchang). Den berhmten Voltaire (spr. Wolthr) zog er auch an seinen Hos; aber durch Neid, Spott- und Streitsucht und einen gemeinen Charakter machte dieser sich so verchtlich, da er Berlin verlassen mute. Er rchte sich durch Schmhschriften am Könige. Um die deutsche Litteratur, an deren Himmel damals das leuchtende Fnfgestirn: Klopstock, Lessing, Herder, Schiller und Goethe, aufging, kmmerte sich Friedrich nicht. 7. Friedrichs letzte Jahre. Das benachbarte Wahlreich Polen versank immer tiefer in Zerrttung und Ohnmacht. Zuerst steckte Ru-land seine Hnde in die polnischen Angelegenheiten und machte Miene, das ganze Land als gute Beute zu behalten. Da besetzte auch fter-reich einen Teil Polens, auf den es Ansprche erhob. Preußen durfte eine solche Vergrerung der mchtigen Nachbarn nicht stillschweigend dulden und beanspruchte gleichfalls polnische Gebiete. Endlich vereinigten sich Rußland, sterreich und Preußen zur ersten Teilung Polens (1772). Friedrich erhielt Westpreuen ohne Thorn und

8. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 141

1889 - Berlin : Nicolai
— 141 — geferbter Leinwandt bekleidet, mit seinem schiessenden Bogen Inn der gestalt Cupidinis filii Veneris ann einem eisen angefaßt, gestandenn, uff die Bhane^) fnren und bringenn lassen, Welches henßlein 2 Schwanen sortgezogenn Unnd ist Inn demselben gar eine stadtliche und sehr liebliche Mnsica ge- halteuu wordeuu, darauß dauu auch etzliche Taubeu schön geschmückt ge- flogen, deren eine stracks nnsern gnedigsten Herren ?c. nffs Haupt geflogeun und sich da niedergesetzt, die ehr dann, mit beidenn henden darnach greiffende, erwischt, die ander dem Chnrfursteu vouu Sachssenn zngeflogenn, die ihr anch erwischt, Darnach noch eine sich hoch über nnsern gnten Herrn, die Vierde dem Chnrsnrstenn zu Sachsseun zur seitenn gesetzt, unnd ist solch heusleiu nach vollendetem Rennen, wieder fein zierlich abgefnrth Inn Johann Koderitzes Behausung gebracht worden. Über den weiteren Oerlauf des Festes berichtet Wusterwitz (Riede! Iv., b 5. \37): Des Mitwochs darnach hat man einen Fnß-Tnrnir über die Balgen-) gehalten, und ist abermal Herr Christian zu Sachsen mit dem Graffen zu Barby in einem Schiffe, mit schwartzen und gehlen^) Kartecke bekleidet, welchs von gülden Zindel ein Segel gehabt, und hiuter Ihm der kleine Knabe, so zuvor Cupido gewesen, mit einen: langen grauen Barte, rocke und spitzen Hute von schwartzen und gehlen Kartecke, als der Stenrmann, stehende aufgezogen und sind die Cantores und Jnstrnmentisten gleicher gestalt also gekleidet sürher gegangen, sampt andern vielen von Adel, die mit Ihnen im Turuir sich habeu gebrauchen laßen. Es find auch die Balgen alleuthalbeu vol Schöße gewesen, welche, als sie alle zugleich gegen einander tnrnirt, sind angezündt und abgangen. Donnerstags darnach auf den abendt hat man nmb 10 Uhr ein schön Feuerwerk angezündt, welches etliche tansent schöße hatte, in der gestalt einer viereckigen Festunge, mit Soldaten besetzt, die alle voller schöße ge- Wesen, und haben die Büchsmeister viel lustiger wercklicher poßeu mit stechen, Fechten in allerley weren, die alle voller Schöße, als werens feurige Meuner und Roße gewesen, getrieben, Auch seltzame Kugeln aus dem Waßer fahren lassen, welche, wen Sie in die Höhe komen, gransam senr nmb sich geworfen, welches fast 2 Stunden gewert. — 108, Die Kechte und Aussichten Brandenburgs auf die jülich- Klevische Erbschaft. Gutachten des kaiserlichen Vizekanzlers Lippold von Strahlendorff, 1609. (D. Selchow, Magazin für die teutschen Rechte und Geschichte, T. Ii., S. 227 ff.) — Ueber dies Alles siehet man schier nicht, wie dieser Sache zu reine- diren seyn will, denn die Befngniß der Jülich'scheu Successiou aus der (d. h. brandenburgischer) Seite so groß, daß kein Recht seyn noch erdacht werden, ') Bahn. — 2) Balken. — 3) gelben.

9. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 190

1889 - Berlin : Nicolai
— 190 — Während diese Veränderungen vorgenommen wurden, verschwanden Luxus, Prunksucht und Vergnügungen; der Geist der Sparsamkeit verbreitete sich über alle Stände, bei Reichen wie bei Armen. Unter den vorigen Re- gierungen verkauften viele Adlige ihre Besitzungen, um Drapd'or und Tressen Zu kaufeu. Diese Thorheit hörte jetzt auf. In den meisten preußischen Staaten müssen die Edelleute sehr sorgfältig haushalten, um ihre Familien p ernähren, weil das Erstgebnrtsrecht nicht stattfindet, also Väter, welche viele Kinder auszustatten habeu, die uach ihrem Tode ihr Haus in neue Zweige teilen, nur durch Sparsamkeit sich ein anständiges Einkommen ver- schaffen können. Diese Verminderung der Ausgaben im Volke verhinderte nicht, daß viele Handwerker ihre Kunst vervollkommneten; unsere Kutschen, Tressen, Sammet und Goldarbeit gingen nach ganz Deutschland. Aber was zu beklagen ist, man ließ während dieser nützlichen und großartigen Anordnungen die Akademie der Wissenschaften, die Universitäten, die freien Künste und den Handel gänzlich in Verfall geraten. Die Vakanzen in der königlichen Akademie der Wissenschaften wurden schlecht und ganz ohne Wahl wieder besetzt. Die Zeit schieu infolge seltsamer Entartung etwas darin zu setzen, eine Gesellschaft von so hehrem Ursprünge, deren Arbeiten ebensosehr den Nationalrnhm wie die Fortschritte des menschlichen Geistes förderten, gering zu achten. Während diese Gesellschaft in Todesschlaf versank, erhielten doch die Medizin und Chemie sich in Ansehn. Pott, Marggraf und Eller verbaudeu und zersetzten mancherlei Stoffe; sie klärten die Welt mit ihren Entdeckungen ans, und die Anatomen erlangten ein Gebäude für öffentliche Sektionen, welches nachmals eine blühende Schule für Chirurgen wurde. — 146. Der Friede von Stockholm. 1720*). (Ghillany, Europäische Chronik von 1492 bis Ende April 1872, Leipzig 1865. I., S. 236 f. Ausziigl. bei Schilling a. a. O.) Der friede umfaßt 2<\ kaupt- und 2 Nebenartikel. Am wichtigsten ist: — Art. 3. Gleichwie Ihre Königliche Majestät von Schweden . . . vermöge des mit Seiner Königl. Majestät von Großbritannien unterm 18. Augusti 1 '19 errichteten, eingangs berührten und beiderseits ratifieirten Präliminar-Traktats und dessen Separat-Artiknls bereits versprochen haben, für sich, dero Erben und Nachkommen die Stadt Stettin samt dem Distrikt zwischen der Oder und der Peeue mit denen Inseln Wollin und Usedom an Se. Köuigl. Majestät in Preußen, dero Königliches Hans, auch dero Erben und Suceefsoreu ohne Ausnahme, aus ewig und mit eben dem Rechte zu cediren, — also hat es auch dabei seiu Beweuden und cediren und übertragen Sie kraft dieses nochmalen für Sich, das Reich Schweden und Ihre Suceessoreu und Nachkommen Sr. Königl. Maj. in Preußen, *) 21. Januar. Die Präliminarien waren am 29. Augnst 1719 unterzeichnet

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 200

1889 - Berlin : Nicolai
— 200 — Der Geh. Rat von Görne be- antragt Bestrafung eines halber- städtischen Amtmannes Oppermann. 27. 2. 1722. Das Minist, berichtet 25.5.1723 n. a. über schlechten Ernteansfall in der Uckermark: über die Klage der Stadt Treuen- briezen wegen Abnahme der Er- werbsqnellen: über die Klage des Kottbnser Amt- mannes Ferrari wegen schlechter Zeiten der Landlente. Das Minist, trägt das Gesnch des gewesenen Amtmannes Sydow um Uebertragung der Salzsaktorei in Arnswalde vor. 15. 7. 1723. Das General-Direktorinm fragt um Versorgung des Sohnes des verstorbenen klevischen Kanzlers von Hymnen an. 1723. Das Ministerium beantragt den Ban eines Archivgebändes in Küstrin. 16. 2. 1724. Das Minist, bittet um Voll- Ziehung einer Geldanweisung für Nen- anbanende iu Stettin. 20.12. 1725. Das Minist, berichtet über die Höhe von ev. Ban-Freiheit-Geldern für den Postmeister in Soldin. 5. 2 1728. Ich werde oppermann 3 Dage unter die Pritsche in der Wache liegen lassen. allemahl die schlechte sanlle Wirde*) gewinnen nichts. — kere mir nit daran. — Bossen, ferrary ist ein schellm, sollen Ihn komuniciren, wo er ist, mir ein kerrell2) in mein Regiment schuldig von 6 snhsen oder schnen Reinländiss Malis. Sido ist ein Ichelm, sollen ab- weißen, wer ein mahll bedriget, be- driget weitter. sollen examiniren, ob er Verstandt und guten Xop; hat er das, soll er iu Kur Marek Kits 3) Dom. Kamer zu führen sind und soll da vleisich liabilitirem ist er ein Dummer Deuffel, sollen Ihm zum Klev. Reg-i (rnngs) Rath machen, dazu ist er gntt gennch. ich gehbe nit ein Pfennig, ist Platz gennch ans dem schlohs, da kan das gantze Berlinische, Parisische und Londensche Archiff gelasseu werden. ich habe itzo kein geldt. Wollte gott, das ich so goldt machen könnte als zu Dreßen, als- dann wolt uoch besser ein richten, aber Non habeo Pecunia. '] Wirte, d. h. Landwirte. — 2) Kerl. — 3) Kriegs-.
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