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1. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 40

1908 - Berlin : Simion
— 40 — von Anhalt-Dessau geheißen. Er lehrte sie den gleichen Schritt beim Marschieren und das gleichzeitige Abfeuern der Gewehre. Ohne Strafen ging ev dabei freilich nicht ab. Aber die Strafen waren leider nur zu oft grausam und hart. Beim Spießrutenlaufen z. B. mußte der Soldat, der bestraft werden sollte, mit entblößtem Oberkörper durch eine lange Doppelreihe seiner Kameraden hindurchlaufen. Dabei schlug jeder mit einer großen Nute auf den Rücken des Laufenden los, so daß bald das Blut lief. Doch hat der König ein treffliches Heer herangebildet, ohne das sein berühmter Sohn wohl kaum die gewaltigen Kriege um Schlesien hätte unternehmen können. Die Soldaten wurden damals noch vielfach für Geld erworben. Fremde Fürsten schenkten dem König zuweilen „lange Kerle", um ihm eine Freude zu machen. 2. Seme kluge Landesverwattung. Uni neuen Acker zu gewinnen, ließ Friedrich Wilhelm I. Sümpfe trocken legen. In Ostpreußen hatte eine Pest gewütet (ansteckende Krankheit, die Eiterbeulen auf dem Körper erzeugt und meist den Tod des Menschen herbeiführt). Dadurch war der größte Teil der Bevölkerung gestorben. Der König nahm viele Leute aus Salzburg, die um ihres evangelischen Glaubens willen aus der Heimat vertrieben worden waren, in sein Land auf und gab ihnen Wohnsitze in Ostpreußen. Für die Volksschule hat er viel getan. Nicht alle Leute brauchten bis dahin ihre Kinder in die Schule zu schicken. Die Kinder der Armen sind wohl gar nicht hineingekommen. Der König bestimmte, daß alle Kinder seiner Untertanen vom 5. bis zum 12. Lebensjahre die Schule zu besuchen haben, um in der Religion, im Lesen und Schreiben sich unterweisen zu lassen. Wer eingesegnet werden sollte, mußte wenigstens lesen und schreiben können. Über 2000 Schulen hat er so gegründet, und zum Bau vieler Schulen schenkte er das Bauholz. Man nennt Friedrich Wilhelm I. auch den Vater der preußischen Volksschule. Das ausländische Tuch war dem König zu teuer; deshalb wurde in Berlin eine Tuchfabrik gebaut, in welcher Wolle aus der Heimat verarbeitet wurde. Seine Soldaten ließ er mit preußischem Tuch bekleiden. 4. Wie der König gewöhnlich einen Zag verlebte. Im Sommer stand der König um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf. Dann hielt er seine Morgenandacht und arbeitete an den Regierungssachen bis um 10 Uhr vormittags. Darauf begab er sich zu

2. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 9

1908 - Berlin : Simion
4. Wie er ein tüchtiger Soldat war. Ein zukünftiger Kaiser soll auch ein tüchtiger Soldat werden. Darum mußte Prinz Wilhelm in einem Soldatenregiment zu Potsdam pünktlich seinen Dienst tun. (Sr hat sich dabei nichts zu Schulden kommen lassen. Bald wurde er Major, dann Oberst der Soldaten. Diese liebten ihn; denn er sorgte für sie, daß es ihnen gut ging. Manchmal trat er zu einem Soldaten heran, der einen Brief an seine Eltern schrieb. Dann fragte er, wie es zu Hause gehe und ob alles daheim wohl wäre. Auch ließ er zuweilen die Eltern grüßen. Zu Weihnachten feierte er mit seinen Soldaten unter dem Tannenbaum Weihnachtsbescherung und beschenkte sie. Ii. Als Kaiser. 5. Wie er aks Kaiser den Irieden im Lande lieöt. Unser Kaiser regiert seit dem Jahre 1888; denn in diesem Jahre ist sein Vater gestorben nach schwerer und langer Krankheit. Um mit den Fürsten andrer Länder in Frieden zu leben, besuchte sie Kaiser-Wilhelm und schloß mit ihnen Freundschaftsbündnisse. Wenn aber unser deutsches Land kein starkes Heer (Soldaten) hat und keine guten Schiffe auf seinen Meeren (Flotte), dann kann bald ein Feind kommen und uns den Frieden zerstören. Dann gibt es einen blutigen Krieg. Darum ist unser Kaiser bemüht, viele tüchtige Soldaten zu haben und gute Kriegsschiffe. So kann er unserm Lande den Frieden erhalten. 6. Me er für die Arbeiter Gutes getan Hat. Die Familienväter, die arbeiten und Geld verdienen müssen, geraten oft im Alter in Not. Dann kümmerte sich früher niemand um sie. Jetzt wird ihnen jährlich eine Geldsumme (Rente) gezahlt, wenn sie über siebzig Jahre alt sind (Altersrente). Wer an seinem Körper so schwach und krank wird, daß er nicht mehr genug zum Leben verdienen kann (Invalide), muß auch durch Geld unterstützt werden (Invalidenrente). Dafür hat unser Kaiser gesorgt. Einmal war ein Arbeiter gestorben. Der hatte einen Krieg mitgemacht und ist nachher immer krank gewesen. Nach seinem Tode ließ er die Frau und drei Kinder allein zurück. Die waren nun in großer Not. Das erfuhr der Kaiser. Er schenkte der armen Frau (Witwe) sogleich 120 Jt, und alle Monat bekam sie von ihm 27 M Unterstützung.

3. Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten - S. 17

1908 - Berlin : Simion
— 17 — 3. Kaiser Wilhelm L, der Trotze. (1861-1888.) Wahlspruch: Gott mit uns. Ziel: Warum wir ihn Kaiser Wilhelm den Großen nennen. Vorbereitung: Wessen Vater ist er? Wie ist er mit unserm Kaiser verwandt? An ihn erinnert uns die Siegessäule in Berlin, die er hat bauen lassen; viele Denkmäler stellen ihn dar. Welches kennst du? Wo hast du sein Bild schon gesehen? Auf manchen Geldstücken ist es zu sehen. An ihn erinnert uns auch der Sedantag. Hört, was ich euch von seinem Leben erzähle! Lebensbild: I. Äeine Jugend. 1. Ein schwächliches Kind. Fast 91 Jahre ist Kaiser Wilhelm I. alt geworden, und dabei ist dieser Kaiser in seiner Jugend ein schwächliches Kind gewesen, um das man Sorge tragen mußte. 1797 wurde er in Berlin geboren. Sein Vater hieß Friedrich Wilhelm Iii. Seine Mutter war die edle Königin Luise, von der ihr noch viel Schönes lernen werdet. Sie war oft in Sorge um den kleinen Prinzen Wilhelm, weil er ein zartes Kind war, das oft kränkelte. Darum nannte sie ihn auch ihr „Angstkind". Trotz aller Schwächlichkeit übte er sich früh in allerlei Soldatenkünsten, besonders im Turnen. Von einem Unteroffizier wurde er im Exerzieren ausgebildet. Damals war Prinz Wilhelm erst sechs Jahre alt. In zwei Jahren konnte er so gut exerzieren wie gewöhnliche Soldaten. Seine Freude war groß, als er zum heiligen Weihnachtsfest 1803 eine hübsche Husarenuniform erhielt, die er anzog und sich dann seiner Mutter damit vorstellte. 2. Gin dankbarer Schüler. In früher Jugend lernte der Prinz das Unglück kennen. Die Franzosen fingen mit Preußen 1806 einen schweren Krieg an. Unsre Soldaten wurden geschlagen, und die Franzosen siegten. Ihr Kaiser hieß Napoleon I. (Nicht der, welcher sich bei Sedan gefangen gab!) Der nahm dem Vater des Prinzen Wilhelm die Hälfte seines Landes weg, und die ftanzösischen Soldaten behandelten das preußische Volk sehr 2

4. Unser Vaterland - S. 201

1900 - Berlin : Bruer
— 201 — hervorströmende Blut aus dem Antlitz mit dem zärtlichen Dankeswort: „Heinrich, ich gedenke Dir's!" Und zu den Seinen gewandt, meinte er: „So haben wir den Wunsch der Römer erfüllt und das Kaisertum erkauft, nicht mit Geld, aber nach deutscher Sitte mit dem Schwerte." Ehe Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, ließ er das schmachvolle Bild im Lateran verbrennen, das spottend rühmte, wie Lothar „die deutsche Kaiserkrone demütig vom Papste" empfing. Denn Friedrich Barbarossa war sich voll bewußt, die deutsche Kaiserkrone nicht vom Papste, sondern von Gottes Gnaden zu Lehen zu tragen, um gleich Karl dem Großen sein Kaiseramt in heiliger Pflichterfüllung zu verwalten. In Deutschland galt es zunächst, der Fehdelust und manchen Auswüchsen des Rittertums zu wehren, das in dem ungebundenen Leben der Kreuzzüge vielfach zum Raubrittertum geworden war. Stegreif nannten es die Herren, wenn sie von ihren sicheren Burgen aus Wegelagerer an den Landstraßen wurden und ihre Feinde oder reisende Kaufleute überfielen, ausplünderten und erst gegen ein teures Lösegeld freigaben. Der Kaiser zog zunächst den Rhein entlang und zerstörte die festen Burgen der ritterlichen Räuber, unter denen auch die Bewohner des flachen Landes, die Bauern und Hörigen, so schwer litten, daß sie sich lieber Bürgerrecht in den Städten erwarben und „Pfahlbürger" wurden. Die Streitigkeiten der großen Herren schienen ebenfalls gütlich beigelegt zu sein, als Heinrich Jasomirgott freiwillig auf das Heinrich dem Löwen verliehene Bayern verzichtete und dafür seine Markgrafschaft Oesterreich als erbliches Herzogtum erhielt. Der Kaiser selbst vermehrte die eigenen Besitzungen durch seine Vermählung mit der reichen Beatrix von Burgund und konnte dadurch dem deutschen Kaisertum mehr äußeren Glanz verleihen, als bisher. Gleichwie zu Karls des Großen Zeiten kamen aus fernen Landen Fürsten und Gesandte zu den Hof- und Reichstagen Friedrich Barbarossas, ihm ihre Huldigung darzubringen. So versicherte der Gesandte des englischen Königs bei Ueberreichung kostbarer Geschenke im Namen seines Herrn, daß England und alles was dazu gehöre, nach des Kaisers Wunsch eingerichtet werden und ihm als dem Größeren der Wille des Königs zum Gehorsam nicht fehlen solle.

5. Unser Vaterland - S. 158

1900 - Berlin : Bruer
— 158 — Reichsheer in Breitenbach an der Fulda, zu dem auch bald die oberdeutschen Fürsten stießen, die er vorher vergeblich um Hülfe gebeten hatte. Seine Macht und sein Ansehen war überraschend gewachsen. Alle Herzoge leisteten persönlich Heeresfolge, und jeder Stamm eilte unter seinem Fürsten herbei. Von Heinrich selbst aber heißt es: „Durch hohen Wuchs ausgezeichnet, saß er hoch zu Roß, unter Tausenden sichtbar, von goldner Wehr umglänzt; wie der Morgenstern unter den Gestirnen, so strahlte er unter den übrigen Fürsten hervor." Bei Hohenburg (1075) an der Unstrut in der Nähe von Langensalza trafen die Reichstruppen mit dem sächsischen Heere zusammen, das zumeist aus Bauern bestand, an ihrer Spitze der tapfre Herzog Otto. Aber Heinrich siegte, und gegen 8000 Sachsen sollen das Schlachtfeld bedeckt haben, indeß 1500 Streiter des Reichsheeres gefallen waren. Jetzt erst sprach Erzbischof Siegfried den Baun gegen die Rebellen aus, und König Heinrich zog mit seinem Heere verwüstend durch den Harz, durch Sachsen und Thüringen. Ohne Mäßigung ließ der königliche Sieger das Land verwüsten, Kirchen und Klöster zerstören, so daß die Herzöge Rudolf von Schwaben und Bert hold von Kärnthen wegen dieser großen Sünde Fasten einstellten und gelobten, ihr Schwert für solches Kriegen nicht mehr ziehen zu wollen. Endlich beugten sich die Sachsen, selbst das tapfre Geschlecht der Billunger unter ihren Herzögen Magnus und Hermann. Auch Otto von Nordheim nebst vielen Bischöfen erschienen auf dem Felde zu Speyer Gnade flehend vor dem König, der ihnen zwar königliche Milde versprach, sie aber streng bewachen ließ, bis die Reichsfürsten über ihr Geschick entschieden haben würden. Doch Heinrichs Groll gegen die Sachsen war unversöhnlich. Das Verlangen des Papstes, den sächsischen Bischöfen Amt und Würden wiederzugeben, erfüllte er nicht; auch kam die Sache der Gefangenen gar nicht vor die nächste Reichsversammlung zu Goslar. Sie sollten bis zur Vernichtung gebeugt werden. Nur Otto von Nordheim, der in der Folge das Vertrauen Heinrichs gewann, wurde seiner Haft entlassen und ihm der Auftrag gegeben, die zerstörten Harzburgen und Königspfalzen wieder herzustellen. Die Sachsen sollten den königlichen Zorn empfinden. Mit tiefem Schmerze hörte der totkranke Hanno von solchem Thun. Seit die Wormser ihren Bischof vertrieben und die rheinischen Städte sich für Heinrich entschieden hatten, war dort auch der Sitz der übrigen

6. Unser Vaterland - S. 172

1900 - Berlin : Bruer
Volk allmälig nicht mehr waffenfähig; der Bauer durfte endlich feine Waffen mehr tragen. Brach ein Krieg aus, dann entbot der König seine großen Vasallen, diese ihre Lehnsleute, die sogenannten Ministerialen und alle zusammen bildeten mit ihrem zahlreichen Dienstvolke das Reichsheer. Glücklicherweise gab es nicht immer Krieg; aber die Ritter, nur aus den Vornehmen des Volks, dem Adel bestehend, bildeten allmälig einen besonderen Stand, dessen Bildungsschule die Turniere, d. i. Waffenspiele, wurden, welche einen edeln und ernsten Charakter an sich trugen. Tie Wassenführung wurde kunstgerecht gelernt; der Ritter hatte eine soldatische Schule durchzumachen. Waffendienst und Rittersitte war nicht ohne strenge Uebung zu erreichen. Wehrhaft gemacht, trat der Edelknabe zuerst als Knappe zu treuem Hofdienst bei seinem Lehnsherrn ein, begleitete ihn als Schildträger zu Turnier und Krieg, wenn er zuvor seit seinem siebenten Jahre als Bube ehrfurchtsvollen Umgang mit edlen Frauen und die Anfangsgründe der Rittertugend geübt hatte. Erst nachdem seine Waffentüchtigkeit erprobt worden, war, legte er meist nach siebenjähriger Lehrzeit und nach einem makellosen Leben, nach vorhergegangenem Fasten und Gebet das Rittergelübde ab: Religion, Wahrheit und Recht zu verteidigen, die bedrängte Unschuld, Witwen und Waisen zu schützen. Dann erst erhielt er von einem höher stehenden würdigen Ritter den Ritterschlag oder die Schwertleite. Auch wurde in älteren Zeiten des Rittertums nur der zum Turnier zugelassen, welcher einen christlichen Lebenswandel führte. Es gab Turniergesetze, an welche Kämpfer und Kampfrichter, Turniervögte, Wappenkönige, Herolde u. s. f. zur Aufrechterhaltung der Ordnung streng gebunden waren. Der Turnierplatz war mit Sand bestreut und von Schranken umgeben, hinter denen das Volk stand und den Ritterkämpfen zuschauen durfte. Auf hohen Balkönen saßen die Damen neben den vornehmsten Herren, die sich nicht am Turnier beteiligten, und unter rauschender Musik eilten die vom Kopf bis zum Fuß in Eisen gepanzerten Ritter in die Schranken, sobald der Herold die einzelnen Paare aufrief. Wer die meisten Gegner überwunden hatte, erhielt aus den Händen der vornehmsten Dame den Dank in Form einer goldenen Kette oder eines andern Kleinods, auch wohl eines kostbaren Waffenstücks, und saß bei dein folgenden Festmahle auf dem Ehrenplatz in den Prachtkleidern, womit die Damen ihn selbst geschmückt hatten. Auch eröffneten die

7. Unser Vaterland - S. 249

1900 - Berlin : Bruer
Begründer der Habsburgischen Hansmacht (1273 bis 1291.) „Geendet nach langem, verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, lind ein Richter war wieder auf Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Bente zu werden." Diese Zeit mar gekommen mit der Erwählung des Grafen Nubolf von Habsburg zum deutschen König, und obiges Dichterivort giebt ein treffenbes Bilb berfelben. Das Grafengeschlecht der Habsburger, beren Stammgüter, beherrscht üon der kleinen Habsburg ober Habichtsburg, sich im Aar- und Reuß-thale ausbreiteten, war im zwölften Jahrhundert zu besonberem Ansehn gelangt und dem 9reichsoberhaupte allezeit treu ergeben gewesen. Durch kaiserliche ©nabe wie durch Heirat hatten die Habsburger allmählich reichen Besitz in der Schweiz und im Elsaß gewonnen und gehörten als „Lanbgrafen von Oberelsaß" zu bert Fürstengeschlechtern. Rudolf von Habsburg (geb. 1. Mai J 218) war als treuer Anhänger feines kaiserlichen Paten, Friebrichs Ii., schon in jngenblichem Aller vom Papite in den Bann gethan worben, hatte aber später

8. Unser Vaterland - S. 285

1900 - Berlin : Bruer
— 285 — So stauben die Kurfürsten gewissermaßen über dem Kaiser, dem sie durch ihre Wahl seine Würde verliehen. Der Krone war überhaupt fast nur noch der äußere Glanz übrig geblieben, seit ihre Träger all mählich so viele kaiserliche Rechte verschenkt hatten, daß sie thatsächlich gezwungen waren, auf die Vergrößerung ihrer Haus macht bebacht zu sein, um nur ein Gegengewicht für die Macht der deutschen Fürsten zu finden, die jetzt Landesherren ihrer Territorien waren. Begehrte der Kaiser etwas von den Kurfürsten, so mochte er es von ihnen erkaufen, wie Kaiser Karl Iv. jedem derselben 100,000 Gulden für das Versprechen zahlte, seinen Sohn Wenzel zum einstigen Nachfolger wählen zu wollen. Auch die Gunst der Städte suchte er später für diesen Plan durch die kaiserliche Erlaubnis des Einigungsrechts zu gewinnen, obgleich' er ihnen dadurch eine Macht verlieh, die der Krone nicht zum Vorteil gereichte. Es ist begreiflich, daß auch die andern Fürsten eine Selbständigkeit erstrebten, welche die Kurfürsten durch die goldne Bulle erlangt hatten, Ritterschaft und Städte dagegen sich durch große Bündnisse gegen die fürstliche Uebermacht zu schützen suchten, wo einst Kaiser und Reich den Schwachen zu schirmen vermochten. Vielmehr suchte der Kaiser auch daraus für sein Haus Vorteile zu gewinnen; besonders würden die reichen Hanfastäbte mit ausgesuchtester Rücksicht behanbelt. Aber gerade diesen war der Kaiser nur eine Schattengestalt. Sie nannten ihn ihren Herrn und Kaiser, der nur zu gebieten habe, wie der Lübecker Bürgermeister ihn einst feierlich begrüßte, führten aber ohne Kaiser und Reich Kriege, schlossen Handelsverträge und beherrschten das Meer, als wäre es ihr alleiniges Reich. Die Reichsstäbte wurden dabei mit ungemessenen Freiheiten beschenkt, welche trotzdem nicht umsonst waren. Auch die Erfindung, vielmehr der Verkauf des sogenannten Brief-adels eröffnete immer neue Gelbquellen, deren Karl Iv. notgedrungen beburfte, wollte er feine weitgehenden Pläne zur Erhöhung seiner Hausmacht ausführen. Nach einem Erbvertrage mit den bayerischen Markgrafen Ludwig und Otto in Brandenburg wußte er diesen die Mark fast mit Gewalt für 500,000 Gulden abzudrängen, um sie Böhmen einzuverleiben, trotzdem Markgraf Otto mit der Tochter des Kaisers vermählt war. Es könnte wohl in den heillosen Zuständen Brandenburgs eine Entschuldung bafür gefunben werben. Zum Teil ruhte bort der päpstliche Bann aus Fürst und Volk, der falsche Waldemar halte viel Unruhe

9. Unser Vaterland - S. 354

1900 - Berlin : Bruer
— 354 will. So hilft doch eine Zunft der andern, als ob ich spreche: hilf mir, so helf ich dir, damit ist die ganze Gemeinde betrogen. Demnach müßten die Zünfte abgethan werden, dann gäbe es weder kalt noch warm und sei jedermann dem andern gleich." Der Handel zur See hatte die Kauf- und Handelsherren großer Städte Fürsten gleich gemacht, und die deutsche „Hansa" umfaßte zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts allein achtzig verbündete Handelsstädte. Sie wurde eine Macht, deren weitreichender Einfluß auf staatliche Verhältnisse heute kaum richtig gewürdigt werden mag. Hatte Deutschland erst in zweiter Linie Vorteil von den Errungenschaften in den neuentdeckten Erdteilen, so bahnten die österreichischen Erbschaften besonders in Spanien bald neue Verbindungen für das Reich an. Dazu wuchs Macht und Ansehen der Reichsstädte, seit ihnen Rudolf von Habsburg Sitz und Stimme auf den Reichstagen gegeben hatte. Das Bürgertum mochte sich stolz neben Fürsten und Herren erheben und auf den Verfall des Rittertums aufbauen, als dieses seiner Glorie beraubt war, die es auf Kreuzzügen und Römerfahrten einst so glänzend entfaltete. Noch riefen Hoftage zu königlichem Dienst, auch Tourniere sammelten noch zu ritterlichem Kampfspiel; aber die Kriegsmacht des Reiches, die bis dahin auf der Reiterei, den Rittern, beruhte, war durch Einführung der Söldnerheere, durch Verwendung von Fußvolk, der deutschen Landsknechte, neu gestaltet worden. Die Erfindung des Schießpulvers gab der Kriegführung eine neue Wendung. Die persönliche Tapferkeit des Einzelnen kam fast nicht mehr zur Geltung, wo nur die Massen des Heeres wirkten, und die notwendige Uebung in den Schießwaffen rief Berufssoldaten hervor, die oft Freund und Feind gefährlich wurden. Als mit dem Verfall des Rittertums die Pflege des Minnegesangs und der Kunstpoesie, die einst in den Händen der Herren ruhte, zu Grabe getragen war, erstand die Dichtkunst in den Städten zu neuern Leben. Es mochte ein Zeichen des Wohlstandes, der Sorglosigkeit, aber auch ein gut Teil gesunder, deutscher Gemütstiefe und vaterländischer Gesinnung sein, daß sich einfache Bürger, Handwerker, mit Heldensagen, mit Gesängen vergangener Zeiten beschäftigten und aufschrieben, was durch Ueberlieferung auf sie gekommen war. Manches verlor dabei seine ursprüngliche Schönheit; wie denn im „Heldenbuch", auch in der Tier-

10. Unser Vaterland - S. 361

1900 - Berlin : Bruer
361 6 Kirchliche Zustände Deutschlands zu Ende des Mittelalters Mit den Scheiterhaufen, die das Konzil zu Konstanz aufgerichtet hatte, und den darauf folgenden Hussitenkriegen war das heiße Ringen und ernste Suchen des christlichen Volkslebens nach einer so oft von Priestern und Laien begehrten Reformation an Haupt und Gliedern nicht erloschen. Vielmehr hatten sich die Waffen geschärft, welche bereit waren, einen Kampf aufzunehmen, der sich ebensowohl gegen päpstliche Uebergriffe richtete, wie gegen die Verweltlichung der Kirche und die Entartung ihrer Diener. Da hatten Konzilien für und gegen die Päpste beraten und waren doch ratlos auseinander gegangen (1511). Ein Konzil zu Pisa hatte sogar beschlossen, den totkranken Papst abzusetzen, und der deutsche Kaiser Maximilian wollte Papst werden. Er unterschrieb sich schon „zukünftiger Papst". Aber er konnte das zu den Bestechungen nötige Geld nicht zusammenbringen und suchte, immerhin ein dankenswertes Wollen, die deutsche Kirche von der Herrschaft des römischen Stuhles zu lösen. Ein Straßburger Theologe, Jakob Wimpfeling, mußte ein Gutachten darüber abfassen, wie es möglich sein möchte, einen Papst in Deutschland zu haben, wie Frankreich sich zu Avignon den Papst lange gefügig zu halten gewußt hatte. Aber Maximilians beweglicher Charakter kannte die Energie der Ausdauer nicht. Er wandte sich bald selbst der hl. Liga zu, an deren Spitze der wieder genesene Papst stand, und war bereit, diesem in einem Kreuzzuge gegen die Türken dienend zu folgen, um die Erregung der Geister in Deutschland nach außen hin abzulenken. Das war zu derselben Zeit, als die Feder Martin Luthers, nach dem Traume seines fürstlichen Landesherrn, Friedrichs des Weisen, die päpstliche Tiara hinabzuwerfen drohte. Der deutsche Kaiser sah kaum etwas davon, und es war nur ein Zeichen seines Hasses gegen den Papst, als er dem Kurfürsten von Sachsen riet, das Mönchlein zu bewahren, vielleicht daß man es einst gegen Rom brauchen könne. Indessen ergriff die deutsche Ritterschaft den Gedanken eines Kreuzzuges gegen die Türken mit Begeisterung. War es doch immerhin eines Ritters würdiger, die Ungläubigen zu vernichten, als wegelagernd ewigen Fehden im Reiche obzuliegen. Besonders war es ein tapferer Ritter, Ulrich von Hutten, der mit Eifer den Edelsinn des deutschen Rittertums zu heben trachtete. Er schalt: „Freiheit nennen wir, um das Reich sich nicht kümmern, dem Kaiser nicht gehorchen
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