Die Kreuzzüge. 51
von Schwaben zum Könige. Dieser wurde aber, als Heinrich mit einem Heere gegen ihn zog, in der Schlacht an der Elster 1080 schwer verwundet. Er verlor auch seine rechte Hand und sprach wehklagend: „Dies ist die Hand, mit der ich meinem Kaiser Treue geschworen habe; mir ist recht geschehen!" Nach Rudolfs Tode verlieh Heinrich das Herzogtum Schwaben seinem Schwiegersöhne Friedrich von Hohenstaufen und wandte sich dann mit einem Heere nach Rom. Der Papst wnrde besiegt und in der Engelsburg eingeschlossen, worauf Clemens Iii. an Gregors Stelle erwählt wnrde- Von'dem neuen Kirchenfürsten ließ sich Heinrich zum Kaiser krönen und kehrte dann nach Deutschland zurück. Den eingeschlossenen Gregor befreite der Normannenherzog Robert Guiscard heimlich aus der Engelsburg und brachte ihn in Sicherheit nach Salerno, wo er nach einiger Zeit als Flüchtling mit den Worten starb: „Ich habe stets die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit mit Haß verfolgt, darum sterbe ich in der Verbannung!" — Aber auch Heun ich fand nicht Ruhe. Abermals standen Hermann von Luxemburg itnb Egbert von Meißen als Gegenkönige aus. Gregors Nachfolger thaten ihn ebenfalls in den Bann, ja selbst seine eigenen Söhne Konrab und Heinrich erhoben sich. Nach dem Tode des ersteren nahm Heinrich beit Vater sogar gefangen und zwang ihn, der Krone zu entsagen. Der Kaiser floh nach' Lüttich nnb rüstete sich zum Kriege gegeu den undankbaren Sohn, ba machte bei* Tod seinem Kummer int Jahre 1106 ein Ende. Feierlich warb er zu Lüttich begraben, aber der unnatürliche Sohn ließ, mit das Maß der Greuel zu füllen, die Leiche des Gebannten attsgraben und in Speier fünf Jahre nnbeerdigt stehen, bis ihre Versenkung durch des Papstes Lossprechung vom Banne Ii11 erlaubt warb. Heinrich Iv. hat währenb seines viel bewegten Lebens 62 Schlachten und Treffen geliefert, war fünfmal im Banne, wurde dreimal abgesetzt und hat drei Gegeukönige gehabt Mit seinem Sohne Heinrich V. erlosch die Reihe der
fränkischen Kaiser im Jahre 1125. Nach Sckwedler u. a.
33. Ute Kreuzrüge, 1096—1270.
Ursachen derselben. Zn den Unternehmungen, das Christentum gewaltsam auszubreiten und besonders Palästina den Mithaiitcdattent zu entreißen, gehören die Kreuzzü^e. Schotts seit vielen Jahrhunderten war es Sitte gewesen, dahin zu wallfahren, wo Christus gelebt, gelitte», gestorben und begraben worden. Als im Jahre 636 u. Chr die Araber von Palästina Besitz nahmen, würden die christlichen Pilger iit der Verrichtung ihrer Anbacht ait den heiligen Orten nicht gestört. Viel schlimmer aber wnrde es nach der 1072 erfolgten Eroberung des heiligen Landes durch die Türken. Diese bedrückten die christlichen Pilger, miß-
hanbelteu sie itnb erhoben schwere Abgaben von ihnen. Unter baten, welche die
Kunbe hiervon nach Europa brachten, befanb sich ein Mönch Peter von Amiens (fpr. Arniäug) aus Frankreich. Nachdem dieser durch feine Prebigten eine große Begeisterung hervorgerufen, warb auf einer Kirchenverfammlnng zu Clermont(fpr. Klär-mong) (1096) unter Papst Urban Ii beschlossen, Palästina nnb die heiligen Stätten mit Waffengewalt zu erobern. Wer baran teilnahm, dem heftete man ein rotes Kreuz auf die Schulter, itnb er würde Kreuzfahrer genannt. Diese Kriegszüge hießen ft'mizztiflf, nnb es würden solcher im ganzen, außer den weniger bedeutenden, sieben unternommen, von welchen fünf nach Palästina gerichtet waren. Sie sinb einer von W. nach O. gerichteten Völkerwanderung zu vergleiche«, und kosteten den europäischen christlichen Völkern neben Unsummen Geldes etwa sieben Millionen Menschen. Das ans ihnen hervorgegangen Gute lag schließlich nicht auf religiösem Gebiete, und ist der Hauptzweck beifclbe», Eroberung und bauernder Besitz Palästinas durch die Christen, trotz fast zweihuubertjähriger Anstrengungen nicht erreicht worben..
Der erste Kren;z»m. 10d6 trat der fromme Herzog Gottfried boit Bouillon (fpr. Buljoug) au die Spitze des ersten Kreuzheeres, etwa 500000 Krieger stark, und gelangte miter mühsamen Märschen mit ihm nach Kleinasien. Die Festung Autiochfa in Syrien würde erobert, aber kurz baraitf von den Türken eingeschlossen. Plötzlich warb der Mut der Belagerten neu belebt: Man hatte angeblich die heilige Lanze gesimbeu, mit der einst Jesu Seite burchbohrt worben. Unter Gesang stürzten die halbverhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schln-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Rudolfs Heinrich_das Heinrich Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Clemens_Iii Gregors Gregors Heinrich Heinrich Gregor Gregor Robert_Guiscard Hermann_von Egbert_von_Meißen Gregors Gregors Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich V. Heinrich V. Sckwedler Christus Palästina Peter_von_Amiens Urban Gottfried
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Rudolfs Rom Engelsburg Deutschland Engelsburg Salerno Luxemburg Europa Frankreich Palästina Palästina Kleinasien Syrien
28 Die folgenden sechs Könige Roms.
worden. Auch die Ähnlichkeit seiner Jngendzeschichle mit der des Cyrus läßt die Erzählung als Sage erkennen.
Romulus regierte nach dieser Sage über die neu gegründete Stadt von 753—715 v. Cbr. — Um He zu bevölkern legte er innerhalb derselben ans dem capüolinrschen Berge eine Freistätte für Flüchtlinge, Verbannte und entlaufene Sklaven an. Viele kamen, aber nun fehlte es an Frauen. Da ließ Romulus bekannt machen, daß an einem bestimmten Tage dem Neptun zu Ehren Wettspiele rn Rom veranstaltet werden sollten, und lud die Bewohuer der benachbarten Städte dazu ein. Unter den Erschienenen waren besonders viele Sabiner mit ihren grauen und Kindern. Am letzten Tage des Festes, als aller Augen noch auf das Schauspiel gerichtet waren, brachen auf ein gegebenes Zeichen die römischen Jünglrnge hervor. Jeder ergriff eine Jungfrau, und die fremden Zuschauer entflohen.
^ie ^abiner beschlossen nun, die Römer mit Krieg zu überziehen. Sie trafen mit ihnen zusammen, und der Kampf wäre wohl sehr blutig geworden wenn sich nicht die geraubten Sabinerinnen vermittelnd zwischen die Männer gestellt hatten. Sie baten ihre Zugehörigen, ihnen nicht die Männer, und diese wiederum,, nicht ihre Vater und Brüder zu erschlagen. Da schlossen die Streitenden Frieden und bildeten fortan nur ein Volf.
.. Verfassung. Romulus gab dem von ihm gegründeten Staate auch die Grundzuge emer Verfassung. Die ältesten und angesehensten Bürger bildeten einen Rat (Senat). Dieser bestand in der ersten Zeit aus hundert, nach der Vereinigung der Römer mit dem Volke der Sabiner aber au,, zweihundert und zuletzt aus dreihundert Mitgliedern (Senatoren). Sie wurden auf Lebenszeit gewählt und sollten besonders' das Wohl der Gemeinde fordern, helfen, gleichsam die Vater, (Patres) der Stadt sein. Romulus teilte die Ltabt in drei Gemeinden oder Tribus, jede Gemeinde in zehn Curien, jede Curie xr} ^hn Geschlechter <Gentes). Zum stehenden Heere stellte jedes Geschlecht nnen Reiter und zehn Fußsoldaten. Aus den Reitern ist später der Stand der Ritter hervorgegangen.
15. Die folgenden sechs Könige Roms.
Die Geschichte nennt nach ihrem angeblichen Gründer noch sechs Könige m Rom, nämlich; j?uma Ponipllius, Tullns Hostllius, Ancus Märcius, Tar-quintil) 4>n§cu§, Sörvius Tüllius und Tarqsnuius Supörbus oder Tarqninius der Stolze. Von den wichtigsten derselben, ist folgendes zu merken:
Jcacnbem Romulus die äußere und innere Einrichtung des neuen Staates vollendet hatte, fand er auf rätselhafte Weise feinen Tod. Bei einer Heeres-mustmtug, die er vor den Thoren Roms hielt, trieb ein plötzliches Gewitter die ^auien^ausemanoer, und als man wieder zusammenkam, war der König verschnürn-ben. jt.ie von Romulus eingesetzten obrigkeitlichen Personen, die Senatoren, versicherten, er sei unter Donner und Blitz zum Himmel gefahren und müsse fortan ■s 5ins.• r* verehrt werden. Das Volk glaubte diesen Worten; einige meinten ieboch, die herrschsüchtigen Senatoren hätten ihn umgebracht, um ungehindert allein r egieren zu können. Bald nachher rief das Volk: „Jetzt haben wir hundert Könige statt eines einzigen!" verlangte mit Uiqeftüm einen neuen Herrschet1 und den Thron bestieg.
jfuuta ^oittpilius. Er regierte friedlich und war ein durch Weisheit und rtromnttgfett ausgezeichneter Mann. , Befonbers machte er sich uni die innere Einrichtung des neuen Staates verdient, weshalb man ihn auch wohl den zweiten ff nennt. Die ^Nachwirkung feiner guten Regierung war so groß,
oatz sich m den nächsten 5,00 Jahren nach ihm kein Mann berechtigt hielt sich von seinem Weibe zu scheiden. Und als einst ein römischer Gesandter von dem Könige m Ägypten gefragt wurde: „Was ist das Löblichste in Rom?" konnte jener antworten: „Die Römer fürchten die Götter, gehorchen der Obrigkeit und strafen das Laster."
r i ^o^ilius war im Gegensatze zu feinem Vorgänger kriegerisch ge-
Nnnt wie Jtomulus. Bemerkenswert ist ein Krieg mit Alba longa zu seiner Zeit. £?c*)on stauben die Heere gerüstet einander gegenüber, als mau beschloß, die Ent-Ichetuung auf einen Zweikampf ankommen zu lassen. Zufällig waren in jebeiit der beiben .peere bret Br über, nach ihren Vätern die öoräticr und Curiäticr genannt, jene auf römischer, biefe auf der Seite von Alba longa. Der Sieg neigte
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Tullns_Hostllius Ancus_Märcius Sörvius_Tüllius Tarqsnuius_Supörbus Jcacnbem_Romulus
Extrahierte Ortsnamen: Roms Rom Roms Rom Roms Rom Alba
92 Preußens Fall.
denn nachdem er Hannover an Preußen abzutreten versprocheu hatte, gab er es wieder an England zurück. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm Iii. endlich znm Kriege, £>er für Preußen verhängnisvoll wurde. Denn ungleich waren die Machtmittel der beiden Gegner, Napoleon stand auf der Höhe seines Rnhmes. Eine sieggewohnte, dem .peere Preußens au Zahl bedeutend überlegene Armee glühte vor verlangen, mit den Soldaten Friedrichs sich zu messen. Preußen stand 1806 dem gewaltigen Imperator ohne einen thatkräftigen Verbündeten gegenüber
Ate Schlachten des uunlütflichcii Krieges. Napoleon traf seine Maß-gewohnter Schnelligkeit und großer Umsicht. Seme Armee zählte über .200000 Mann, darunter 40000 Mann süddeutscher Hilfstruppen. Die französischen Generale Spult, Ney, Bernadotte, Davoust u. a. waren kampferprobte Führer und hatten unter Napoleon eine ausgezeichnete Schule durchgemacht, cn ?a! p^usnsche Heer war Anfangs Oktober (110000 Mann stark) an der Jcorbsette des Thurmger Waldes in zwei Abteilungen aufgestellt. Die eine Abteilung stand unter der Führung des 71jährigen Herzogs von Braunschlveig bei Vlucrjtrtdt bte andere unter dem Fürsten von Holienloye bei Jena, beide weit ans einander und _ ohne einheitliche Oberleitung. Ein kleiner Truppenteil stand unter dem ritterlichen Prinzen Lmiis Ferdinand von Prenszcn bei Saatfeld. Hier fand am 10. Oktober das erste, für die Franzosen siegreiche Gefecht statt, welchem der tapfere Prinz siel. Am 14. Oktober geschah bei Jena und Jucntadt dte furchtbare ^-oppelschlacht: dort befehligte Napoleon selbst, hier der Marschall Davoust. -lapfer fechten die preußischen Truppe», aber es fehlt die einheitliche Führung, ^m entscheidenden Augenblick wird der Herzog von Braun-Dwerg von einer Kugel getroffen, die ihn beider Augen beraubt. Von Blut überströmt, wird er aus der Schlacht getragen. Da iöfen sich die Baude der Ordnung, das preußische Heer ergreift die Flucht; Napoleon hat einen glänzenden Sieg errungen.
Die Folgen der Niederlage bei Jena waren bis dahin in der Geschichte Preußens unerhört. Fast alle höheren Offiziere hatten die ruhige Besonnenheit und den Mut verloren: dte Befehlshaber der Festungen Magdeburg, Erfurt, ; i)au ,,a,l1' Stettin und Küstrin übergaben nur zu schnell die ihnen anvertrauten festen Matze mit allen Vorräten aus Feigheit. Nur wenige Männer bewiesen in totes et Zeit det Schmach Mut und Entschlossenheit wie der tapfere Husaren-general Bluchcr Er schlug sich mit der Reiterei durch und sammelte in Mecklen-«[3 iiber -0 000 1)tarnt um 1 ich, die er dem Könige zu retten versuchte. In ^atbeci vetteidigte er sich tapfer gegen die Übermacht der Franzosen und gab sich
Cl< gefangen, als er von Nahrung und Munition ganz entblößt war. Blucher kam in fvanzoit|che (Gefangenschaft, wurde aber bald gegen bett gefangenen Marschall Victor ausgewechselt.
. Besetzung Ostpreußens. - Ter Festungskrieg. Napoleon verstand seinen Steg zu benutzen. Die Trümmer des preußischen Heeres wurden mit Nachdruck vet folgt, und vierzehn Tage nach der Schlacht bei Jena hielt der Sieger seinen Cutzug tu Berlin. Die tiefgebeugte Königin Luise war unterdessen mit ihren Kindern über Stettin nach Ostpreußen geflohen. Friedrich Wilhelm 111. versuchte um ?yrteden zu bitten; er wurde voll Hvhu abgewiesen. Napoleon drang nun schnell gegen den Osten des Reiches vor, ging über die Oder ins Posensche und veranlaßte die Polen, sich zu erheben. Dann überschritt er die Weichsel, um cvefcjrrddm^ Preußen zu erobern. — Mittlerweile hatte der russische Kaiser ein l'rfj. unter der Führung des General Bennigsen nach Preußen geschickt. .£te -Itulieu und Preußen (letztere von Lestocg geführt) stellten sich endlich den Franzosen m einer Stärke von 60000 Mann bet Pr. Ey lau entgegen, wo ant i- und 8. Februar 1807 eine der blutigsten Schlachten geschlagen wurde. Sie brachte keine Entscheidung; beide Teile mußten ermattet den Kamps abbrechen. Napoleon machte nun unserem Könige den Vorschlag, einen Separatfrieden mit ihm zu schließen. Friedrich Wilhelm Iii. ging darauf nicht ein; er wollte kein -oerrater an seinem Bundesgenolsen werden. Beide Teile rüsteten sich nun zum Atzten Enticheidungskampse. Napoleon betrieb indessen im Winter von 1807 oeit Festungskrieg mit ganz besonderem Nachdruck, doch ohne wesentlichen Erfolg Tapfer hielten steh in Schlesien Kofel und Glatz, in Pommern Kolberg, von oitctfcmut und dem braven Nettelveck tapfer verteidigt, in Preußen Pillan und
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Extrahierte Ortsnamen: England Friedrichs Jena Jena Jena Magdeburg Erfurt Stettin Mecklen-«[ Ostpreußens Jena Berlin Polen Glatz Pommern_Kolberg
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Hans Karls Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankfurt Potsdam Dessau Karls Karls Stettin Deutschland Grohe
36 Das alte Deutschland und seine Bewohner.
Insel Rügen it. a. Nicht eingereiht in diese drei Hauplstämme waren die Vatabcr am linken Niederrhein und einige andere.
Leben und Sitten der Deutschen. Der Deutsche, durch blaue Augen und blondes, lauges Haar sich von dem Slaven, Gallier und Römer unterscheidend, ragte an Körpergröße weit über diesen hervor. Ein kurzer, leineuer Rock, mit einem Gurte befestigt, war sein Kleid. Über die Schultern hing ein Fell, durch einen metallenen Haken zusammengehalten. Vornehmere trugen eine mehr anschließende Kleidung von seltenen Tiersellen, die Frauen längere Gewänder aus selbst bereiteten Leineu, die Kinder liefen meist nackt umher. Schon von früher Jugend an wurden Schwert, Lanze und Schild die treuen Begleiter der tapferen Taust. An wilden Tieren erprobte man seine Kraft, Waffentänze gaben der Stärke die nötige Gewandtheit. Wer noch keinen Feind erlegt hatte, durfte einen eifernen Ring, der am Arme getragen wurde, nicht ablegen. Die Schlacht begann mit einem Gesänge, welcher durch den vor den Mund gehaltenen Schild noch verstärkt wurde. Ein allgemeiner Angriffskrieg, eine Heerfahrt des ganzen Volkes war selten und noch seltener glücklich. Erfolgreicher kämpfte der Deutsche, wenn für Weib, Kind und Herd der Heerbann zur Landesverteidigung aufgeboten wurde. In Friedenszeiten forderte wohl auch ein versuchter Kämpfer Genossen zu irgend einer kriegerischen Unternehmung ans und forderte selten umsonst. Wer aber folgte, war auf Tod und Leben dem Führer verbunden und durfte ohne ihn nicht zurückkehren. Ein Teil der Beute war der Lohn der Beteiligung, später ein Teil des eroberten Landes. Man nannte diese Begleitung Gefolge, auch Kameradschaft. Für die besten Reiter galten die Tenchterer in Westfalen
(zu dem sächsischen Hanptstamme gehörig), für das beste Fußvolk die Chatteu an der Lahn, welche auch trefflich an Waffenführung und Kriegszucht gewöhnt waren und feste Lager aufzuschlagen verstanden. Im Frieden war das Leben der freien
Männer ziemlich arbeitslos. Den geringen Ackerbau überließen sie den Knechten und den im Kriege gewonnenen Sklaven, den Weibern und Greisen. Der Mann lag, die Jagd abgerechnet, auf dem Bärenfell und zechte in Gesellschaft Bier und Met. Jenes wurde aus Gerste mit einem Zusatz von Eichenrinde, dieser ans Honig bereitet. Streit, Verwundung und Totschlag kamen bei diesen Gelagen nicht selten vor. Noch leidenschaftlicher trieb man das Würfelspiel. Der letzte Wurf galt oft, wenn bereits alles verloren war, des Spielers Freiheit, und willig ließ er sich dann fesseln und zum Sklaven mache». Doch an solche Laster reiheten sich wieder große Tugenden. Deutsche Treue und Biederkeit, Großmut gegen Schwache, Keuschheit, Gastfreundschaft, Achtung vor dem weiblichen Geschlechte u. a. rühmten selbst die Feinde den alten Germanen nach. Gute Sitten vermochten bei ihnen mehr als anderwärts die besten Gesetze.
Genieindelebeil und Verfassung. Das ganze Volk zerfiel in Freie und Unfreie, und jede dieser Abteilungen teilte sich wieder in zwei Klassen. Bei den Freien in Adelinge, d. H. große Grundbesitzer, und Frilinge, nämlich gemeine, freie Männer, welche ihr kleines Gut mit eigenen Händen oder mit Hilfe weniger
Knechte bebauten, bei den Unfreien in Hörige, d. H. Männer, welche von einem
größeren Besitzer Hans und Hof, anch wohl ein Stück Land znr Bebauung erhielten und ihm dafür bestimmte Abgaben (Getreide, Vieh, Zeug it. ci.) entrichteten, und in Knechte und Leibeigene, die gekauft oder erbeutet wurden. Eine Anzahl von Höfen großer und kleiner Grundbesitzer bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden eine Markgenossenschaft, die in einem Bezirke gemeinschaftliches Recht der Hütung oder Weide übte. Eine Anzahl von Markgenossenschaften bildete einen Gau und mehrere derselben endlich eine Völkerschaft oder einen Stamm. Es war Gewohnheit, die Vorsteher aller Gemeinden, Markgenossenschaften und Gaue ans den angesehensten Geschlechtern zu wählen. Dem Gau stand ein ans den Alten und Erfahrenen gewählter Richter vor, der schon in den früheren Zeiten den Namen Grab (d. h. grau, alt geführt haben soll; dies sind die späteren Grafen. Die sämtlichen Gau-Graven bildeten die Für-bersten, d. H. ersten, wovon unser Wort Fürst herkommt. Für den Krieg wählte das Volk einen gemeinschaftlichen Heerführer oder Herzog, dessen Amt aber mit dem Ende des Krieges aufhörte. Öffentliche Angelegenheiten wurden in Volksversammlungen erledigt, zu denen aber nnr die Freien Zutritt hatten, welche auch allein nur Waffen tragen durften. Geschriebene Gesetze hatten die alten
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Extrahierte Personennamen: H. Männer Hans
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Friedenszeiten Westfalen
48 Heinrich I., der Stadteerbauer.
Wahlkönig Konrad von Franken, welcher nur kurze Zeit regierte, folgte als zweiter der Sachsenherzog Heinrich I.,anch w ohl der Vogelsteller, passender aber der Stcidteerbaucr genannt (es soll ihm nämlich seinewahlznm Könige, während er beim Vogelfänge war, angezeigt worden sein). Er war ein erhabener Fürst, dessen hoher Geist mit seiner kräftigen, schönen Gestaltim herrlichsten Einklänge stand. Mit klarem Blicke erkannte er, daß die Befestigung der unbeschränkten Königsgewalt nötig war, um Deutschland zusammenzuhalten und die ^durchaus notwendige Reichseinheit herbeizuführen. Deshalb war es seine erste «Lvrge, diejenigen Herzöge, welche jener Reichseinheit dadurch widerstrebten, daß sie die Heinrich übertragene königliche Gewalt nicht anerkennen wollten, zur Unterwerfung zu zwingen. Es waren dies die Herzöge Burkhard von Schwaben und Arnulf von Bayern. Zu seiner Zeit kamen wiederholt Einfälle der Ungarn in Deutschland vor. Heinrich schloß mit ihnen gegen
Zahlung eines Tributs einen neunjährigen Waffenstillstand. Diese Zeit wurde dazu benutzt, um im ganzen _ Reiche, vorzüglich aber an den Grenzen, die vorhandenen festen Plätze oder Burgen zu verbessern und zu erweitern (Merseburg ) oder neue anzulegen. Aus solchen Bürge» entstanden allmählich die Städte Quedlinburg, Goslar n. s. w. Durchs Los wurde bestimmt, daß immer der neunte Mann der hörigen Leute in die Burg ziehen mußte. Diese Burg-bewohner hießen Bürger und bildeten einen Stand, d-'r nur dem Könige unterworfen war und von besonderen Reichsvögten regiert wurde. So schuf er einen freien Bürgerstand und richtete daun sein Augenmerk auf die kriegsmäßige Heinrich i. Ausbildung desselben. Aber auch die alten Gefolgs-
(Nach einem Bilde im Rathaus (Römer truppeu. Nämlich das meist zu Pferde kämpfende genannt) in Frankfurt n. M. Vafallenheer mußte sich an eine bessere Kriegführung gewöhnen, darauf berechnet, den ungarischen Erbfeind zu gelegener Zeit zu beilegen. Für die Burg und Städtebewohner wurden noch besondere Waffenübnngen angeordnet, welche den Anlaß zur Gründung der Schn^engilöcn gaben, und für die zu Pferde kämpfenden Streiter eine Art Kriegspiele eingeführt, welche den Grund zu den späteren Turnieren legten.
Gründung uun Mcirknrafschaften Zur Ausbildung des neugeschaffenen Heeres dienten nun die kleineren Kriege gegen die Grenzvölker: Wenden Böhmen und Dänen. Mitten im Winter eroberte Heinrich die wendische Stadt Brennabor (Brandenburg) an der Havel, die Hauptstadt der Heveller, 1)27 u Chr Um seinem Stege dauernden Ersolg zu sichern, gründete er eine Markgrafschaft an der mittleren Elbe, aus der später die Altmark oder Nordmarf, die Ostmark (Lausitz) und die Mark Mcitzcn hervorgegangen sind. Die 930 gegründete Alt-mark ist als der Kern des späteren Kurfürstentums Brandenburg und somit auch des jetzigen Königreichs Preußen anzusehen. Durch glückliche Kämpfe gegen die Böhmen erzwang Heinrich ihre Anerkennung der Lehnspflicht gegen Deutschland. Zum Schutze gegen die Dänen gründete er eilte Mark zwischen der Eider und Schlei, welche später die Mark Schleswig genannt wurde. In den Kämpfen mit diesen feinden des Reiches bewährte sich die geschaffene neue Kriegführung aufs beste.
. Des Königs Kampf mit den Ungarn. - Als die Ungarn zur bestimmten Zeit wieder Abgesandte schickten, um den jährlichen Tribut einzuholen, wurden dieselben von Heinrich schnöde abgewiesen; man ließ ihnen statt des Tributs einen an Ohren und Schwanz verstümmelten Hund vorwerfen. Vorher schon war der Krieg gegen sie beschlossen worden. In kurzer Zeit zogen die Ungarn zur Vernichtung der Deichen heran. Nachdem ein Heeresteil derselben bereits bei Sondershausen vernichtet worden, trafen die Deutschen mit dem Hauptheere bet yttatin an Der Unstrut (nach älterer, aber unrichtiger Angabe bei Merseburg) 933 zusammen, und hier wurden die Ungarn vollständig geschlagen und ihr reiches Vager warb erbeutet. Viele der frechen Räuber wurden gefangen genommen und an die Bäume gehängt. Noch heute feiert man diesen Sieg alljährlich rn dem Kirchspiele Keuschberg, nicht weit von Merseburg, durch eilten Gottes-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Konrad_von_Franken Konrad Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich Heinrich Burkhard_von_Schwaben Heinrich Heinrich Heinrich_i Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bayern Deutschland Merseburg Goslar Frankfurt Brandenburg Altmark Brandenburg Deutschland Ungarn Sondershausen Merseburg Ungarn Keuschberg Merseburg
56 Das Leben im Mittelalter.
er 1466 im zweiten Thorner Frieden von Polen abhängig. Der letzte Hochmeister war Albrecht von Brandenburg, der 1525 das Ordensgebiet in ein weltliches Herzogtum umwandelte. — Auch in Spanien entstanden drei Ritterorden, deren Hauptzweck die Besiegung der Araber und ihrevertreibung aus jenem Lande war. — Eine Ausartung des Rittertums begann mit dem Raubritterwesen. Die Raubritter lebten mit ihren Anhängern und Genossen nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung. Sie wurden auch wohl Stellmeiser genannt. Von den meistens auf steilen Felshöhen erbauten Raubburgen aus überfielen sie mit ihren Kriegsknechten sowohl andere Burgen, als auch ganze Ortschaften und Züge von Reisenden und Kaufleuten. Wer ihnen widerstand, wurde entweder getötet oder gefangen genommen und meistens nur gegen Lösegeld freigegeben; was ihnen wünschenswert erschien, wurde als Beute weggenommen und auf ihre Burgen gebracht. Von deu vorüberfahrenden Schiffen erhoben lie einen hohen Zoll und waren eine Plage in dem Lande, in welchem sie ihr schlimmes Wesen trieben.
Die Femgerichte Sie entstanden aus dem Bedürfnisse, sich bei der häufigen Schwäche der Landesregierungen gegen Bedrückung und Willkür Schutz und Hilfe zu verschaffen. Außerdem bestraften sie auch Ketzerei und Zauberei. Weil ihr Sitz Westfalen war, wurden sie auch westfälische Gerichte genannt ^n der Stadt Dortmund war ihr Hauptstuhl, d. h. der Mittelpunkt ihrer Wirksamkeit. Nur die ^Teilnehmer dieser Gerichte, die Schöppen, kannten die Einrichtung und das Verfahren derselben und hießen Wissende. Sie waren jedoch durch einen feierlichen Eid zur Geheimhaltung verpflichtet und erkannten sich unter einander an geheimen Zeichen und Worten. War jemand beim Femgericht verklagt worden, so wurde er von dessen Vorsitzendem, dem Freigrafen, durch einen Brief mit'sieben Siegeln zur Verantwortung vorgeladen Konnte der Angeklagte sich nicht rechtfertigen oder erschien er nach mehrmaliger Vorladung nicht, so wurde er für verfemt erklärt, d. £). den Wissenden oder Freischöppen preisgegeben. Wer von diesen ihn fand' Meß ihn mit einem Dolche nieder, ließ aber das Messer mit einem Zeichen der Feme neben dem Gemordeten liegen, als Beweis, daß er von dieser gerichtet worden war. Diese Gerichte stifteten manches Gute, führten aber mit der 'Zeit zu großen Mißbrauchen, denn der Willkür der ^entrichtet war zu große Gewalt eingeräumt. Daher erhoben sich auch von vielen Seiten Klagen, sogar förmliche Verbindungen gegen dieselben. Erst die Einführung einer besseren Rechtspflege uit 16. Jahrhundert beschränkte den furchtbaren Wirkungskreis dieser Gerichte und ließ sie endlich ganz eingehen.
Die Städtebnndniffe, insbesonvere Die Hansa hatten in Bezug auf die Ursache ihrer Entstehung viel Ähnlichkeit mit den Femgerichten. Sie hatten den Zweck, sich gegen Raubritter und Vergewaltigung jeder Art zu schützen Sie sollten die Land- und Wasserwege sicher und gangbar erhalten. Große Bedeutung hat unter allen derartigen Bündnissen lrheinischer Städtebund) die Hansa, d. h. Handelsgtlde, erlangt. Den ersten Hansastädten: Hamburg, Lübeck und Bremen, die um 1241 zu gemeinsamer Unterstützung ihres Handelsverkehrs zit-wmmentraten, schlossen sich noch viele andere Städte an. Der Bund reichte, den Rittern zum Arger und Trotz, von London bis Nowgorod, von Bergen bis Brügge. Fürsten bewarben sich um feine Gunst, und Könige mußten seine überlegene Macht fühlen. Vornehme Bürger Augsburgs und Nürnbergs gaben Fürsten an Reichtum und Pracht nichts nach,' und Dauzigs Bürgermeister erklärte dem Dänenkönige den Krieg. Der Luxus nahm so zu, daß ihm durch strenge Gesetze gesteuert werden mußte. Die Hansa verlor allmählich ebenfalls ihre.bedeutung mit der zunehmenden festeren Begründung der Landeshoheit der Fürsten. Im ^ahre 1630 erneuerten die drei Städte Hamburg, Lübeck und Bremen ihren Verein und haben bis jetzt den Namen Hansastädte beibehalten. ri . . Der Minne- nnv Meistergesang im Mittelalter. Unter den Künsten stand im Mittelalter die Dichtkunst obenan und wurde besonders von den Adeligen geübt. Die wunderbaren Erlebnisse und Heldenthaten der Ritter, insbesondere wahrend der Kreuzzüge, boten hierzu reichhaltigen Stoff dar. Im südlichen Frankreich und m Spanien wurde die Dichtkunst am frühesten gepflegt. Man nannte hier den Dichter Troubadour. Aus den Burgen der Ritter, bei 'fröhlichen festen erschien der Sänger mit lieblich klingender Harfe. Ritter und Damen begrüßten mit stiller Freude den lieben Gast und lauschten seinen Gesängen.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Polen Spanien Westfalen Dortmund Hamburg Bremen London Augsburgs Hamburg Frankreich Spanien
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Peter der Große von Rußland.
der während, der Belagerung die geängstiglen Bürger ermutigt hatte und während emer schrecklichen Seuche helfend ir die ärmsten Hütten gegangen war, ohne die Gefahr der Ansteckung zu scheuen. Ihn baten die Anführer der Christen, sich die kostbarsten Beutestücke zu wählen. Da breitete Kollonitz die Arme ans und sprach: „Ich weiß, daß hier im Lager eiue Menge unglücklicher Kinder sind, welche durch die Grausamkeit der Türken ihre Eltern verloren haben. Mögen diese mein Anteil an der , Beute sein!" Auf sein Wort kamen dreihundert Waisen zusammen, für deren Erziehung er sorgte. — Dies geschah im Jahre 1683.
^1,lflc,,> öcr cdlc Nittcr. In den späteren Türkenkriegen zeichnete M) Prinz Eugen von Savoyen an der Spitze des österreichischen Heeres durch Einsicht und Tapferkeit aus. Klein von Gestalt, war er, r bwohl geborener Franzose, vom französischen Kriegsdienste zurückgewiesen worden und hatte darauf Kaiser Leopolb I. von Österreich seine Dienste angeboten. Bei der Belagerung und Eroberung von Belgrad in Serbien erwarb er sich den Türken gegenüber flößen yfuhm, und in dieser Zeit entstand auch das Lied: „Prinz Engen, der edle Ritter" zc. Durch einen großen Sieg bei Zeuta zwang er die Türken 1699 zum Frieden uuit Karlowitz. und seitdem hörten sie auf, ein Schrecken der Christenheit zu sein.
47. peter der Große von Rußland, 1689—1725.
r . *!arcu Jugend. Das Kaisertum Rußland, welches gegenwärtig nach
seinem Flächeninhalte das größte Reich der Erde ist, wurde vor ' Peter des Gr.
Zeit mehr zu Asien als zu Europa gerechnet. Er kam bereits im Jahre 1682 im Knabenalter auf den Thron, doch führte, seilte ehrgeizige Schwester Sophie für ihn die Regierung, während feine Erziehung von feiner Mutter Natalie und dem kenntnisreichen Schweizer Lefort geleitet wurde. Auf dem unweit Moskau belegenen Dorfe Preobrafchenskoe hielten ' sie sich oft mit ihm auf; der junge Zar (König) bildete sich eine Compagnie und brannte vor Begierde, seine Russen einst auch so kriegstüchtig und gesittet zu machen, wie die meisten europäischen Böller es um diese Zeit schon waren. Das gefiel aber feiner Schwester nicht. Sie machte einen Anschlag auf sein Leben, denn sie wünschte die Regierung in der bisherigen Weise weiter zu . . . L ^führen. Peter aber kam ihr zuvor,
sperrte.sie m em Kloster und trat rm Jahre 1689 im Alter von 17 Jahren selbst die Herrschaft au.
Verschwörung der Strelitzen. Peter war nun damit beschäftigt, mit Leforts und des Schotten Gordon Hilfe sein Heer neu zu gestalten und das ganze Russen-volk zu kultivieren. Dem wiberstrebten jeboch die Strclt^cn, die abelige Leibgarbe des Kaisers, und verschworen sich gegen fein Leben. Aber zwei Offiziere aus ihrer Mitte verrieten Peter bieses Vorhaben. Er erschien plötzlich an bent Abenb, als der Plan der Verschworenen zur Ausführung gebracht werben sollte, unter rhnen, ließ sie gefangen nehmen und hinrichten, um fernerhin vor ähnlicher Treulosigkeit Ucher zu fei».
Des xlnicit Reisen. Nach wicberhergestcllter Ruhe begab sich Peter auf rnte Ret)e, welche er schon vor der Strelitzeu-Empörnng vorbereitet hatte. Seine Begleiter bildeten eine russische Gesanbtschaft, in welcher Lefort das Wort führte und welcher Peter unerkannt als Mitglieb angehörte. Zuerst wandte man sich nach .'üollaiux um Handel, Schiffahrt und Kriegswesen der Nicberlänber kennen ,zu lernen, ,jn beut hollänbifchen Dorfe Zaardam ließ sich der Zar in einem
Pcter der Große.
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große_von_Rußland Eugen_von_Savoyen Eugen Leopolb_I._von_Österreich Peter Gordon Peter_bieses Peter Peter
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Serbien Karlowitz Europa Moskau
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 77
dieselbe vom Orden verwehrt wurde, entstand ein Bürgerkrieg, an welchem der Ordensstaat schließlich zu Grunde ging. Die Polen unterstützten die aufrührenscheu Stände Westpreußens, die Marienburg fiel iu ihre Hände, die Macht des Ordens war gebrochen. Im zweiten Thorner Frieden 1466 wurde Westpreußen und das Ermelaud au Polen abgetreten, und der Rest des Ordeusstaates wurde von Polen abhängig. Nun wurde Königsberg die Haupstadt des Landes; doch in kurzer Zeit hatte sich der Orbeu überlebt. Der letzte Hochmeister Albrecht von Brandenburg löste den Orden auf nud schuf ans dem geistlichen Ordensstaate 1525 ein weltliches Herzogtum und führte iu demselben die Reformation ein
53. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, 1640—1688.
Seine Vorfahren. Friedrich Wilhelm war der Enkel des Kurfürsteil Johann Sigismund, hatte aber an seinem Vater Georg Wilhelm (1619—1640) einen schwachen Vorgänger gehabt. Dieser war im dreißigjährigen Kriege dem 1635 zwischen Sachsen und Kaiser Ferdinand Iii. abgeschlossenen Separatfrieden von Prag beigetreteu, und infolgedessen war die Mark von da an bis zum Eude des Krieges bald eine Beute der Schweden, bald der Tummelplatz der Kaiserlichen gewesen. Land und Volk hatten dabei schwer gelitten. Ans 70 lern
Weges war oft kein bewohntes Hans zu finden; was das Schwert nicht ver-
nichtete, das starb infolge des Hungers oder der Pest.
Friedrich Wilhelms In,,end. Weil Berlin als eilte offene Stadt in deu Kriegen nicht hinreichende Sicherheit bot, wurde Friedrich Wilhelm während seiner Knabenzeit in der Festung Küstrin erzogen. Als Jüngling reiste er zu
feinet Ausbildung nach Holland. Hier sah er
in dem weisen Statthalter von Oranien eilten fluten Regenten ttnb iu deu fleißigen Holländern glückliche Unterthanen' Er nahm sich vor, fein Volk ebenso glücklich zu machen. Als man ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte, widerstand er, floh ins Feldlager zum Prinzen von Oranien und äußerte dabei: „Ich bin's meinen Eltern, nt einer Ehre und meinem Lande schuldig!"
Als der Statthalter dies erfuhr, klopfte er ihn auf die Schulter und sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich diese Festung Breda eroberte; wer sich selbst besiegt, ist großer Thaten fähig!"
Des Kurfürsten Regierung. Als Friedrich Wilhelm 1640 zur Regierung kam, war das Land verwüstet und von den Schweden besetzt. Der junge Kurfürst bildete ein eigenes Heer nnb schloß mit den Schweden Waffenstillstanb. Im westfälischen Frieden erlangte er 1648 Hinterpommern bis an die Ober. Er vermählte sich mit der eblcit Luise Henriette von Oranien, der Tochter des nieder-ländischen Statthalters. Sie war eine rechte Landesmutter, wie er von Gesinnung fromm und wohlthätig gegen die Annen. In bic verwüsteten Strecken zog er Holländer und vertriebene Protestanten aus Frankreich. Um den Gartenbau zu heben, mußte jeder Bauer vor feiner Verheiratung sechs Obst- und sechs (Sichen-bäume pflanzen. Er richtete eigene Posten ein und baute Straßen, Kanäle, Fabriken, Schisse und Schulen. Der Kanal, welcher die Spree mit der Ober verbindet, ist sein Werk und heißt noch heute der Friedrich-Wilhelms-Kanal. Auch die vou deu eiugewauderteu Holländern mitgebrachte Tabakspflanze würde angebaut, wenn auch die Märker damals an dem Tabakrauchen noch kein besoitberes Wohlgefallen hatten. Besonbere Sorgfalt widmete Friedrich Wilhelm der Vermehrung und Ausbildung des Heeres, mit seinem Worte auch nach außen hin Nachbruck zu verschaffen. In den militärischen Dingen faitb er an bett Generälen Dersflinger nnb V. Sparr treue Gehilfen. Dersilinger war infolge feiner Umsicht Und Tapferkeit im Laufe der Jahre vom armen Schneibergefelleu zum kurfürstlichen Feldmarschall gestiegen, nnb bewahrte sich lebenslang das Vertrauen seines Lanbesherrn.
Dcr große Kurfürst.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Königsberg Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Johann_Sigismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Ferdinand_Iii Ferdinand Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_Henriette_von_Oranien Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Dersilinger
Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Polen Sachsen Prag Schweden Berlin Holland Breda Schweden Schweden Hinterpommern Frankreich
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Extrahierte Personennamen: David_Scharnhorst David Neithardt_von_Gneifenan Napoleon