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1. Deutsche Lebensfragen - S. 19

1915 - Berlin Leipzig : Teubner
Deutschland und Österreich. — Der Volkskrieg 19 Kurz, wenn wir die Isolierung, die gerade in unserer angreifbaren Lage für Deutschland besonders gefährlich ist, verhüten wollen, so müssen wir einen sicheren Freund haben. . . . Htit unserem Bundesgenossen einigen uns nicht nur Stimmungen und Freundschaften, sondern die zwingendsten Interessen des europäischen Gleichgewichtes und unserer eigenen Zukunft. 6) Der Volkskrieg. wenn wir in Deutschland einen Krieg mit der vollen Wirkung un- serer Nationalkraft führen wollen, so muß es ein Krieg fein, mit dem alle, die ihn mitmachen, alle die ihm Opfer bringen, kurz und gut, mit dem die ganze Nation einverstanden ist - es muß ein Volkskrieg sein, es muß ein Krieg sein, der mit dem Enthusiasmus geführt wird, wie der von 1870, wo wir ruchlos angegriffen wurden. Es ist mir noch erinner- lich der ohrengellende, freudige Zuruf am Kölner Bahnhöfe, und so war es von Berlin bis Köln, so war es hier in Berlin. Die wogen der Volksstimmung trugen uns in den Krieg hinein, wir hätten wollen mögen oder nicht. So muß es auch fein, wenn eine Volkskraft, wie die unsere, zur vollen Geltung kommen soll. Es wird aber sehr schwer sein, den Provinzen, den Bundesstaaten und ihren Bevölkerungen das klar- zumachen: Der Krieg ist unvermeidlich, er muß sein. Man wird fragen: Ia, seid ihr denn dessen so sicher? wer weiß!? Kurz, wenn wir schließ- lich zum Angriff kommen, so wird das ganze Gewicht der Imponde- rabilien, die viel schwerer wiegen als die materiellen Gewichte, auf der Seite unserer Gegner sein, die wir angegriffen haben. Das „heilige Kußland" wird entrüstet sein über den Angriff. Frankreich wird bis an die Pyrenäen hin in Waffen starren. Ganz dasselbe wird überall geschehen. Ein Krieg, zu dem wir nicht vom Volkswillen getragen wer- den, der wird geführt werden, wenn schließlich die verordneten Obrig- keiten ihn für nötig halten und erklärt haben,' er wird auch mit vollem Schneid und vielleicht siegreich geführt werden, wenn man erst einmal Feuer bekommen und Blut gesehen hat. Aber es wird nicht von Hause aus der Elan und das Feuer dahinter sein, wie in einem Kriege, wenn wir angegriffen werden. Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennen und von Ge- wehren starren, und es wird kein Feind wagen, mit diesem luror teu- tonilus, der sich bei dem Angriff entwickelt, es aufzunehmen. Diese Überlegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen, selbst wenn wir, was viele Militärs, nicht nur die unserigen, annehmen, jetzt unserem künftigen Gegner überlegen sind. Die Unserigen glauben das alle. Na- türlich, jeder Soldat glaubt das,- er würde beinahe aufhören, ein brauch- barer Soldat zu sein, wenn er nicht den Krieg wünschte und an seinen Sieg darin glaubte, wenn unsere Gegner etwa vermuten, daß es die 2*

2. Deutsche Lebensfragen - S. 21

1915 - Berlin Leipzig : Teubner
Der Kaiser über das Jahr 1813 21 Untergange zu weihen, fast die Hälfte des durch den Machtspruch des Fremdherrn ihm belassenen kleinen Heeres diesem für den neuen Lr- oberungszug nach dem Osten als Hilfskorps zu stellen. Da fetzte die göttliche Vorsehung dem Siegeslauf des kühnen Korsen ein jähes Ziel. Die schwer auf Europa lastende Heimsuchung schien ihrem Ende entgegenzugehen. Jetzt oder nie konnte das Zehnen jedes Preußen- herzens in Erfüllung gehen, konnten die Fesseln der langjährigen Knecht- schaft abgeworfen werden. So dachte porck, als er sich unter dem ge- waltigen Zwange der Verhältnisse zu dem Entschlüsse durchrang, das ihm anvertraute Korps von dem Schicksal des Restes der Großen Armee zu trennen und wieder unter den Oberbefehl des Königs zu stellen. So dachten auch jene wackeren Männer, die als Vertreter des Adels, der Städte und der Bauernschaft ihrer Provinz hier zusammentraten. Sie waren die ersten im Lande, die dem Gedanken die Tat folgen ließen, indem sie einmütig beschlossen, auf eigene Kosten eine Bewaffnung des Volkes vorzunehmen und dem geliebten Könige zur Verstärkung seiner aktiven Truppe eine Landwehr darzubringen. Das glänzende Beispiel entfachte die Begeisterung des Volkes zu hellster Flamme. Der nach Scharnhorstschen Grundideen von dem Grafen Alexander zu Dohna entworfene Plan für die Bildung der Landwehr wurde für die ganze Monarchie mustergültig. Und als bald darauf der König den langersehnten Augenblick für den wohlvorbereiteten Schritt zur Rettung des Vaterlandes für gekommen hielt und sein Volk zum Kampfe für Ehre und Freiheit aufrief, da scharte sich um ihn alt und jung, hoch und niedrig mit zielbewußter Entschlossenheit, das letzte an Gut und Blut freudig auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern. Mit Stolz, Bewunderung und Dank gedenken wir heute und immerdar der Helden jener Zeit, besonders der charakterfesten, treuen ostpreußischen Männer, deren Namen mit ehernem Griffel in die Ruhmestafeln der vaterländischen Geschichte eingegraben sind. heute schreiben wir wieder die Jahreszahl 13. lvie glücklich hat sich das Zeitbild gewendet! vor uns steht der festgefügte Bau des Deutschen Reiches, geachtet im Rate der Völker und wohlgerüstet gegen jeglichen Angriff. An die Stelle der kriegerischen Taten sind segensreiche Friedens- werke getreten. Handel und Wandel blühen, Kunst, Wissenschaft und Technik schreiten fort, Stadt und Land erfreuen sich des Wohlstandes. Aber die Ereignisse vor 100 Jahren mahnen uns eindringlich daran, daß nicht kriegerische Lorbeeren, nicht Wohlstand, Macht und Ansehen am letzten Ende das Schicksal und die Zukunft eines Volkes sichern, sondern allein die sittliche Kraft, die ihm innewohnt. Ohne sie hätte unser Volk vor 100 Fahren die schwere Prüfung nicht bestehen können. Die wurzeln dieser Kraft ruhten in der Gottesfurcht, der pflichttreue und der Liebe zu König und Vaterland. Das gemeinsame Unglück hatte um Fürst und

3. Deutsche Lebensfragen - S. 53

1915 - Berlin Leipzig : Teubner
Die Kriegsflotte. — Zu den Waffen! 53 Hügel fast versinken, den Erdkreis beben macht, ziehen gegen dich und drohen mit Oual und ew'ger Nacht - das Wasser fehlt, wo ihre Rosse trinken. Der dürre, scheele Neid treibt niederträchtige Scharen aus West und 5üd heraus, und Nordens Hügel speien, sowie des Osts Barbaren und Ungeheuer, dich zu verschlingen, aus." Und sein König rief zu der- selben Stunde: „Nun wird man sehen, was Preußen ist." Dieselbe Gefahr wie einst sprang jetzt auf uns von allen Seiten los- aber da; Heer, „mit dem Tod und verderben in Legionen Feinde dringt", ist nicht das friderizianische. Scharnhorsts Namen trägt es- der hat es aus dem Chaos von Jena und Nuerstädt geformt, und den Erdenkloß hat er aus dem Ucker des Volkstums gegriffen. Er fand das Soldaten- wesen erstarrt zum Handwerk, und er hob es zu einer lebensvollen Wissenschaft- er schuf aus dem willenlosen Söldner eine selbständige Persönlichkeit, aus dem Instrument ein Organ. Den kriegerischen Ger- manengeist, der seit den Tagen der mittelalterlichen Nitterzeit in den Volksmassen verdämmert war, weckte er auf. Er erzog die Bürger und Bauern zum Heeresdienst in der Schule einer ehrenhaften militärischen Zucht. So gelang ihm das höchste: das monarchisch-aristokratische Heer des absoluten Königtums trat ab, und auf dem Plan erschien das natio- nale Volksheer, eine Zusammenfassung der gesamten phpsischen und moralischen Kraft des Staates. Soldat fein — nun war das eine Pflicht, ein Necht, eine Ehre. Unterm Gewehr standen nicht mehr wie in den Zöldnerbataillonen die verlorenen und verworfenen der bürgerlichen Gesellschaft, sondern in einer Reihe der Handwerker, der Bauersmann,, der Tagelöhner, der Kaufmannssohn, der Studierte- Bürgerliche und Rdelige, alle zusammen waren jetzt eine gleich behandelte und gleichberechtigte Klaffe, von gleichem Vaterlands- und Ehrgefühl belebt — das wehrhafte Volk. Das gab dem kleinen Preußenlande den wert einer Großmacht und jedem einzelnen Bürger zum Unterschied von den anderen Deutschen das Nlerkmal soldatischer Zucht in Körper und Geist. Seitdem haben auch die anderen Staaten Europas nach der Scharnhorstschen Idee ihre Waffenmacht formen müssen, wenn sie ihre politische Geltung wahren wollten. Um folgerichtigsten hat Frankreich in jüngster Zeit seine Urmee auf dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht gebildet, bis zu den äußersten Linien des Könnens. Gb es gleich 24 Nlillionen Einwohner weniger zählt als Deutschland, kommt doch der Bestand seines Heeres dem deutschen fast gleich. Das Land ist sogar zu der lastenden Pflicht der dreijährigen Dienstzeit zurückgekehrt, um die aktiven Truppen zu ver- stärken und ihren taktischen wert zu heben. Indessen entscheiden nicht die Ziffern für sich allein- die preußische Geschichte ist eine Ruhmes- chronik der Schlachten, die Soldatengeist über Zahlensummen gewann. Die in unserer Front stehen, sind alle dem Wurzelboden entstammt, Bruder neben Bruder. Drüben aber rotten sich Nomanen und Slawen und Kelten zusammen, Wallonen und Flämen, verschwistert mit Klon-

4. Teil 1 - S. 25

1915 - Berlin : Heymann
Ii. Unser Heer stellung zwischen jenen und den Unteroffizieren ein. Zu den letzteren zählten auch die Gefreiten. Das Heiligtum des Tandsknechtfähnleins war die Fahne. Zn feier- licher Weise wurde beim Zusammentritt des Kricgsvolkes auf dem Mustc- rungsplatze durch den Obersten die Fahne dem Fähndrich übergeben, so- lange diese im Winde flatterte, sollten die Kriegsleute ihr bis in den Tod folgen. War aber im Kampfe keine andere Rettung mehr möglich, so starb der Fähndrich, in das Fahnentuch gehüllt, als „ehrlicher" Mann den Heldentod. Wer den Fahneneid brach, für den war kein Hlatz mehr unter der Fahne, bis das „Kriegsrecht" über ihn gesprochen hatte. Zm Kreise der Lands- knechte klagte der Profoß den Eidbrüchigen an, der, war er ein Hikenier, zum Spießrutenlaufen, war er ein Musketier, zum Tode durch das Hand- rohr verurteilt wurde. Nach dem Urteilsspruch bildeten die Mannschaften des Fähnleins eine Gaffe, durch die der Verbrecher, vom j)rofoß an den Anfang ge- leitet, unter Trommelwirbel hindurchlaufen mußte, bis er unter den Streichen seiner Gefährten zusammenbrach. Die Fahne hat zu allen Zeiten als das Ruhm- und Ehrenzeichen der Truppe gegolten. Schon die römischen Legionen führten als Feldzeichen den auf einer mannshohen Stange angebrachten Adler. Dem germanischen Aufgebote wurden buntbemalte Tierköpfe mit herunterwallendem, grell- buntem Tuchschmuck vorangetragen. Zur Zeit der Kreuzzüge unter Kaiser Friedrich Barbarossa bestanden die Heerfahnen der Deutschen aus gewaltigen Bannern. Zn der Blütezeit des Rittertums schmückten die Ritter ihre Heere mit wimpelartigen Fähnlein, ähnlich den Lanzenfähnchen unserer Reiterei. während im Dreißigjährigen Kriege noch jedes Fähnlein seine Fahne und jede Squadron ihre Kornette oder Standarte führte, wurde ihre Zahl mit der Zeit geringer, bis später die Bataillone erst zwei und dann, wie bei der Reiterei die Regimenter, nur noch ein Feldzeichen besaßen. Die Landsknechtfahne bestand aus einem seidenen, langwallenden Tuch an kurzem Stiele. Nach dem Takte von Trommel und Hfeife bewegte der Fähndrich den Oberkörper und schwenkte die Fahne in der Weise mit einer Hand, daß ihr Tuch kunstvolle Figuren beschrieb, die viel Kraft, Ge- wandtheit und Übung erforderten. Diese, einst hochgehaltene Kunst hat sich bis auf unsere Tage in den Schwenkungen des erst vor kurzem abgeschafften Tambourstocks erhalten. Mit den unteren Dienstgraden waren die Landsknechtfähnlein reich- licher versehen, als unsere Kompagnien es sind. War es doch kein leichtes, unter den aus aller Welt zusammengelaufenen Landsknechten die Manns- zucht aufrechtzuerhalten. Der Feldwebel war der Drillmeister des Fähnleins, er besorgte dessen Ordnung innerhalb des Schlachthaufens, dem späteren Bataillon. Oft gab es auch noch einen Wachtmeister, ihm lag die Ausstellung der wachen ob. Die Rottenmeister entsprachen unseren Korporalschaftsführern. Von großer Wichtigkeit war das Amt des Fouriers. Zhm fiel es oft schwer, in

5. Teil 1 - S. 46

1915 - Berlin : Heymann
L. Aarwiese ^6 gestellt, meist telegraphisch, ebenso wie die der übrigen Armee-Oberkommandos zum Großen Hauptquartier gelangen. In dem amtlichen Berichte der Obersten Heeresleitung, der durch eine bestimmte Telegraphenagentur die weiteste Verbreitung in den Zeitungen findet, sind die Ereignisse bei der X. Armee etwa wie folgt berücksichtigt: „Teile des nördlichen bjeeresflügels erreichten gestern den Abschnitt des N.-Flusses. Einzelne Vorhuten faßten auf dem westlichen Ufer Fuß." Warum werden in dem amtlichen Telegramm nicht die beteiligten Armeekorps und die Truppenteile genannt, die im Feuer gestanden haben? So wird mancher fragen. Diese amtliche Meldung wird nicht nur in der Heimat verbreitet, sie geht auch ins Ausland. Werden nun in den täglichen Berichten genauere Angaben über die beteiligten Truppen gemacht, so kann die feindliche Heeresleitung sich sehr bald ein Bild von der Stärke und Zu- sammensetzung unserer Armeen machen, über die sie aber möglicbst lange in Ungewißheit geballen werden muß, Tage und Wochen vergehen, bis die Aunde über die Heldentaten der am Aampfe Beteiligten durch die amtlichen Verlustlisten in der Heimat verbreitet und Einzelbeiten bekannt werden. Die durch Monate sich hinziehenden, oft Tag und Bacht ausfüllenden Ope- rationen, die Sorge um die Lebenden selbst, die Ungewißheit über den ver- bleib einzelner, läßt in der Mehrzahl der Fälle eine genaue Berichterstattung über die eingetretenen Verluste erst nach geraumer Zeit zu. Es ist ein weit- verbreiteter Irrtum, daß der Truppenteil verpflichtet ist, die Angehörigen der Gefallener! zu benachrichtigen. Diese Arbeit zu leisten ist unmöglich' deshalb werden die amtlichen Verlustlisten herausgegeben. Um beim Aufräumen der Schlachtfelder und Beerdigen der Toten deren Persönlichkeiten festzustellen, trägt jeder Soldat eine Erkennungsmarke mit Nummer um den 6als. Selten einzeln, meist in Massengräbern, den bsügel mit einfachem Lsolzkreuz gekennzeichnet, ruhen unsere toten Helden. Tagen des Friedens muß es vorbehalten bleiben, diese Gräber in einen würdigen Zustand zu versetzen, zu schmücken und dauernd instand zu halten. In der Heimat aber wahren die Ariegerdenkmäler, in den Dörfern meist im Schatten alter Eichen und Linden errichtet, im Vereine mit Gedenk- tafeln in den Airchen das Andenken der Melden auch dann noch unvergänglich, wenn schon längst die Kerzen derer zu schlagen aufgehört haben, die den Gefallenen im Leben nahestanden. — Die heimkehrenden aber tragen als stolzes Erinnerungszeichen auf der Brust das Areuz von Eisen. wie im ersten Stiftungsjahre Z8tz, so ist auch jetzt eine eiserne Zeit angebrochen. Wie damals Preußen, so ist heute Deutschland ein einiges Volk mit dem Wahlspruch: „Mit Gott für Aaiser und Reich durch Aampf zum Sieg!" G3 0 0

6. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 60

1915 - Berlin : Vahlen
60 Goldene Bulle. Wenzel von Böhmen. Ruprecht v. d. Pfalz. §§ 68. 69. 1378 besonders für Prag, wo er die erste deutsche Universität gründete, sorgte er ebenso eifrig rote für das böhmische Nebenland Schlesien und später auch fürbrandenburg,das ihm derwittelsbacherotto derfaule gegen Zahlung einer Geldsumme abtreten mußte (1373). Er befestigte und verbreitete die deutsche Bildung im Osten Deutschlands, roie denn sein Gedanke war, auch noch Ungarn und Polen für sein Haus zu gewinnen und so ein Reich aufzubauen, das etwa dem heutigen Österreich geglichen haben 1356. würde. Das deutsche Reich verdankt ihm die Goldene Bulle, ein Reichsgesetz, das die Wahl der deutschen Könige dauernd in die Hände der sieben Kurfürsten legte. Es waren drei geistliche (die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln) und vier weltliche, die als Inhaber der vier Erzämter bei der Krönung persönlich ihre Dienste zu leisten hatten: der König von Böhmen als Erzschenk, der Pfalzgraf bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen als Erz-marfchall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer. Die Länder, an denen die Kurwürde haftete, sollten nie geteilt werden, und den Kurfürsten wurden die höchsten Ehren nächst dem Kaiser gewährt. Frankfurt am Main wurde die Wahl- und allmählich auch die Krönungsstadt. § 69. Wenzel von Böhmen. 1378—1400. Ruprecht von der Pfalz. 1400-1410. 1. Karls Iv. Sohn Wenzel, der seinem 1400. Vater 1378 folgte, war nicht ohne Anlagen und Bildung und zeigte anfangs auch guten Willen; aber sein wilder Jähzorn und vor allem seine wüste Trunksucht machten ihn je länger, desto mehr unfähig zur Regierung. Um Deutschland, wo Fürsten, Städte- und Ritterbünde sich befehdeten, kümmerte er sich bald gar nicht mehr, und auch in seinem Stammlande Böhmen schwand seine Macht mehr und mehr dahin: konnte es doch der Adel sogar wagen, ihn eine Zeitlang förmlich gefangen zu halten! Gegen seine Widersacher, besonders gegen Adel und Geistliche, übte er am liebsten schnelle Gerechtigkeit oder grausame Rache. Daher erzählte man von ihm, der Henker, den er seinen Gevattersmann nenne, sei sein liebster Begleiter. Vielen galt er deshalb bald für einen Tyrannen, obwohl das niedere Volk ihn nicht ungern hatte. 2. Ebenso schlimm wie um das Reich stand es um die Kirche. Endlich nämlich war nach dem Wunsche der Völker der Papst von Avignon aus dem babylonischen Exil (§ 66, 2) nach Rom zurückgekehrt. Als aber nach seinem Tode ein Italiener Papst ward, . da wählten die französischen Kardinäle einen anderen Papst, der sich nach Avignon begab. So entstand eine lange dauernde Kirchenspaltung (1378—1417). Man hatte nun zwei Päpste, einen.in Rom und einen in Avignon, die sich und ihre Anhänger gegenseitig in den Bann taten. Da beide für ihre Hofhaltung viel Geld brauchten, so wurde dieses aus der Christenheit auf die unwürdigste Weise durch Verkauf geistlicher Ämter,

7. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 153

1915 - Berlin : Vahlen
Friedrich Wilhelms Iii. Aufruf. Des Volkes Antwort. § 209. 153 im ganzen Königreich. „Jetzt oder nie", das war der allgemeine Gedanke. Nur die Sorge um die Sicherheit des geliebten Königs, den Napoleon von Berlin, Spandau und Magdeburg aus in seinem Potsdam jeden Augenblick aufheben konnte, beschwerte noch die Gemüter. Wie schlugen daher auf einmal alle Herzen freier, als man erfuhr, Friedrich 1813. Wilhelm Iii. habe Potsdam verlassen und sich nach Breslau begeben, wo er inmitten einer treuen, vom Feinde unbesetzten Provinz Herr seiner eigenen Entschlüsse war. Am 3. Februar 1813 forderte der König in einfachen Worten alle gebildeten und wohlhabenden Männer zu freiwilligem Dienste für das Vaterland auf: sie sollten eine Pflanzschule für künftige Offiziere bilden. Am 9. Februar hob er „für die Dauer des Kriegs" alle Befreiungen vom Waffendienst auf. Auch ohne daß der Feind genannt war, wußte man, wer gemeint sei, und in hellen Haufen strömte die gebildete Zugend nach Breslau zu des Königs Fahnen. Zn Berlin allein, wo in der Zeit der Fremdherrschaft der wackere Zahn in seiner Turnerschule seine Schüler rüstig und stark an Leib und Seele gemacht hatte, meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige, so daß man den Zudrang mäßigen mußte, damit nicht auch die notwendigen Beamtenstellen verwaisten. Inzwischen kam Kaiser Alexander über Polen nach Schlesien und wurde am 15. März von Friedrich Wilhelm in Breslau eingeholt unter dem Schall der Glocken, unter dem Jauchzen und Weinen eines von den heiligsten Gefühlen der Vaterlandsliebe bewegten Volkes. Zwei Tage daraus erschien der Aufruf Friedrich Wilhelms Iii. „An 17. März. mein Volk". An demselben Tage verkündete der König die Errichtung der Landwehr und bald nachher die des Landsturms nun für das gesamte Preußen — beide Bezeichnungen hatten übrigens eine etwas andere Bedeutung als heute. Als Ehrenzeichen für die Tapferen dieses heiligen Krieges war vom Könige schon am 10. März der Orden des Eisernen Kreuzes gestiftet worden. 2. Mit herzlichen Worten hatte sich der König an sein Volk gewandt und es zur Mitwirkung an seinem Werke aufgefordert: in unvergleichlich herrlicher Weise entsprach es diesem Vertrauen. Das Königreich Preußen, damals an Einwohnern nicht mehr als 5 Millionen zählend, stellte bis zum Sommer 1813 ein Heer von 271000 Streitern, also von 18 Seelen einen Mann zu den Waffen. Das war der höchsten Bewunderung wert. Die nicht mitfechten konnten, suchten in rührendem Wetteifer auf andere Weise dem Vaterlande zu dienen, und auch der Ärmste brachte sein Scherflein dar. Das Weib ließ den Gatten, die Braut den Verlobten, die Mutter den Sohn willig ziehen; ja selbst einige Frauen traten, als Männer verkleidet, mit in die Reihen der Krieger ein. Damals ertönten die begeisterten Lieder eines Arndt, Schenkendorf, Ruckert, Stäge-mann. Vor allem aber war der jugendliche Theodor Körner der Sänger des Befreiungskrieges. Zn „Leier und Schwert" rief er,

8. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 54

1915 - Berlin : Vahlen
54 Interregnum. Zersetzung des Reiches. Rudolf von Habsburg. §§ 63.64. J_u_ . > . ». -J kleiner Einzelgewalten. Da waren nach den schon erwählten Kurfürsten zunächst die Herzöge, d- h. Herren über größere Gebiete, die aber an die früheren Stammesherzöge nur durch ihren Namen erinnern. Da waren zahlreiche Grafen, Landgrafen, Markgrafen, Pfalzgrafen, Fürsten, von denen die mächtigsten nach dem Titel eines Herzogs strebten und ihn allmählich auch errangen, ferner freie Relchsritter, die auf ihren oft sehr kleinen Gebieten nur den Kaiser als Herrn über sich anerkannten. Zu diesen kamen die Reichsstädte, damals schon über 60, die ebenfalls ihre eigene ^gierung hatten, und endlich die geistlichen Herren, die Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Ordensmeister. Sie alle nahmen, so gering auch ihre Lande (Territorien) sein mochten, das Fehde-recht in Anspruch, das oft nur der Vorwand zu räuberischen Einfällen ins Nachbargebiet war. So herrschte in Deutschland arge Verwirrung. Das Rittertum "'war entartet (vgl. § 73), und immer mehr Ritter begannen vom ^Stegr,eif" zu leben. Wohl straften wackere Landesfürsten, mächtige tsfabtto'ser auch — nach dem Ende des Interregnums — tüchtige Könige solche Raubritter mit dem Strang auf den Trümmern ihrer gebrochenen Festen; aber immer wieder wandte sich der heruntergekommene Adel dieser letzten Erwerbsquelle zu. Nicht wenige waren mit der allgemeinen Verwirrung ganz zufrieden, und manches Fürstenhaus und viele Städte sind damals zu Macht und Ansehen gelangt. Die Könige und Kaiser, die von nun an regierten, taten fürs Reich meist nur wenig, suchten sich vielmehr vor allem eine Hausmacht zu gründen oder die, die sie schon hatten, zu festigen und zu stärken, um, wenn nicht als Kaiser, so doch als Territorialfürsten für sich und ihre Nachkommen Ansehen zu gewinnen; auch konnten sie ja nur im Besitze einer starken Hausmacht darauf rechnen, die steigende Macht der anderen Fürsten niederzuhalten. A. Nu-olf von Hamburg*) und seine ersten Nachfolger. 1273-1308. § 64. Rudolf von Habsburg. 1273-1291. Als die Kurfürsten nach dem Tode Richards von Cornwallis in Frankfurt 1273 zusammentraten, waren sie darüber einig, daß der neue König ein Deutscher sein müsse. Auf Betreiben des Hohenzollern Friedrich Iii., Burggrafen von Nürnberg, und des Erzbischofs von Mainz wählten sie dann den 1273—1291.Grafen Rudolf von Habsburg, dessen Besitzungen an der Aare in der *) 1. Rudolf I. von Habsburg, f 1291. 2. Albrecht I., + 1308. Rudolf. (3) Friedrich d. Schöne, Leopold. Johann Parricida. t 1330.

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 45

1911 - Berlin : Winckelmann
45 Breslau sollte es zur Schlacht kommen. Vor derselben versammelte Friedrich die Fhrer seines Heeres und teilte ihnen mit, da er gesonnen sei, den dreimal strkeren Feind anzugreifen. Ist einer unter Ihnert," sprach er, der sich frchtet, solche Ge-fahren mit mir zuteilen, der kann noch heute feinen Abschied erhalten, ohne den geringsten Vorwurf zu erlei-den." Als sich keiner meldete, sprach er: Schon im voraus wute ich, da mich niemand verlassen wrde. Nun leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." Die blutige Schlacht wurde wirk-lich von den tapferen Preußen gewonnen und die sterreicher gnzlich ge-schlagen. Durch diesen Sieg bekam Friedrich ganz Schlesien mit Ausnahme von Schweidnitz wieder in seine Gewalt. Ostpreuen. Zorn-dorf. 1758. Das von preuischen Soldaten fast ent-blte Ostpreuen wurde (1758) von den Russen be-setzt und galt nun vier Jahre lang als Provinz des Zarenreiches. Als die Russen (1758) gegen die Oder zogen, hausten sie in der Neumark aufs grlichste. Friedrich kam herbei, und als er die Brandsttten sah, sagte er tiefbewegt zu den Landleuten: Kinder, ich habe nicht eher kommen knnen: habt nur Geduld, ich will euch alles wieder aufbauen." Bei Zorndorf unweit Kftrin wurden die Russen endlich besiegt. Niederlage bei Kunersdorf. 1759. Friedrich kmpfte (1759) gegen die sterreicher und Russen bei Kunersdorf unweit Husar aus der Zeit Friedrichs des Groen.

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 23

1911 - Berlin : Winckelmann
23 rtiefte mit einem Heere gegen ihn und drang bis Wien vor. Ottokar war ganz unvorbereitet und sah sich daher gentigt, um Frieden zu bitten. Er erhielt ihn, allein nur unter der Bedingung, da er der Herrschaft der sterreich entsagen, Rudols als Kaiser anerkennen und wegen Bhmen und Mhren den Huldigungseid leisten sollte. In seiner Hilflosigkeit ging Ottokar auf alles ein, was von ihm verlangt wurde; spter aber brach er wieder den Frieden, und es kam aus dem M a r ch s e l d e, unweit Wien, zu einer mrderischen Schlacht, in der Rudolf verwundet wurde, Ottokar aber tot auf der Walstatt blieb. Die Lnder sterreich, Steiermark und Krain verlieh Rudolf seinen eigenen Shnen und begrndete dadurch die sterreichis ch -h abs- burgische Haus-macht. Bhmen und Mhren verblieben dem Sohne Ottokars. Rudolf und die Raub-rittcr. Zu jener Zeit gab es noch viele Ritter, die Von Raub Und Pln- Rudolf von abbur9. deruug lebten. Rudolf war ein Feind derselben und machte sich au die Zerstrung der Raub-schlsser. Einst vernichtete er ihrer in einem Monat der sechzig. Die adligen Ruber lie er so gut bestrafen und hinrichten wie andere. Keinen halte ich fr adlig," sagte er, der von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." Dabei blieb er auf dem Kaiserthrone einfach und menschenfreundlich und wurde daher zuweilen nicht als Kaiser erkannt. Rudolfs Ende. Als Rudolf auf der Burg zu Germers-h e i m in Rheinbayern merkte, da seine Krfte schwanden, eilte er nach Speier, woselbst er starb und im Dome beigesetzt wurde. Rudolfs Nachfolger. Nach Rudolfs Tode hatte Deutschland in einem Zeitraum von mehr als 200 Jahren verschiedene Regenten, bis endlich Karl V. (1519) zum deutschen Kaiser gewhlt wurde. Durch Erbschaft waren ihm auerdem das Knigreich Spanien, die
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