35
Ich ziehe dir das Kleid der Ehren an,
Und ich verlängere deines Lebens Bahn.
So will ich dich vor aller Welt erhöh'n,
Und keine Zeit soll deines Gleichen seh'n."
Kirsch.
11.
Die Theilung des Königreiches (975 v. Chr.)
1. Kon. 12.
Könige in Israel und Juda.
Nach dem Tode Salomo's wurde sein Sohn Rehabeam
König. Jerobe am, von den Israeliten aus Aegypten gerufen
(wohin er vor dem Könige Salomo geflohen war), und die ganze
Gemeine Israel kamen zu Nehabeam, und sprachen:
„Dein Vater hat unser Joch zu hart gemacht; so mache Du
nun den harten Dienst und das schwere Joch leichter, das er uns
aufgelegt hat; so wollen wir Dir unterthänig sein."
Nehabeam bestellte die Bittenden auf den dritten Tag wieder
zu sich, weil er sich erst mit seinen Rathen besprechen wollte.
Die alten, erfahrnen Nathe seines Vaters sprachen zu ihm:
„Wenn Du dem Volke die ausgesprochene Bitte gewährst, so
wird es Dir unterthänig sein Dein Leben lang."
„Er gab aber dem Nathe der erfahrenen Männer kein Ge-
hör, sondern folgte bloß den Rathschlägen der jüngeren Räthe,
welche mit ihm ausgewachsen waren. Diese aber hatten dem Re-
habeam den Rath ertheilt, dem Volke durchaus nicht zu Willen zu
sein, sondern dasielbe noch mehr zu drücken. Also that er auch
nun. „Mein Vater", sagte er ihm, „hat euch ein schweres
Joch aufgelegt; ich werde euch aber ein noch schwereres anflegen.
Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtiget, ich aber werde
euch mit Scorpionen züchtigen." Da fielen ans einmal zehn
Stämme in Israel von ihm ab und errichteten ein neues König-
reich, das sie das Reich Israel nannten. Nur der Stamm
Juda und der kleine Stamm Benjamin blieben ihm treu, und
bildeten das Reich Inda. So wurden Stolz und jugendlicher
Uebermuth bestraft. —
Von jetzt ab war nun Israel in zwei Reiche getheilt.
3 *
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Extrahierte Personennamen: Kirsch Benjamin
Extrahierte Ortsnamen: Israel Juda Israel Israel Juda Israel
56
Und den hohen Göttern zündet
Kalchas jetzt das Opfer an.
Pallas, die die Städte gründet
Und zertrümmert, ruft er an,
Und Neptun, der um die Länder
Seinen Wogengürtel schlingt,
Und den Zeus, den Schreckensender,
Der die Aegis grausend schwingt.
Aus gestritten, aus gerungen
Ist der lange schwere Streit,
Ausgefüllt der Kreis der Zeit,
Und die große Stadt bezwungen.
Atreus Sohn, der Fürst der Schaaren,
Uebersah der Völker Zahl,
Die mit ihm gezogen waren
Einst in das Skamander Thal,
Und des Kummers finstre Wolke
Zog sich um des Königs Blick:
Von dem hergeführten Volke
Bracht' er Wen'ge nur zurück.
Drum erhebe frohe Lieder,
Wer die Heimath wieder sieht,
Wem noch frisch das Leben blüht,
Denn nicht Alle kehren wieder.
Alle nicht, die wiederkehren,
Mögen sich des Heimzugs freun:
An den häuslichen Altären
Kann der Mord bereitet sein.
Mancher fiel durch Feindestücke,
Den die blut'ge Schlacht verfehlt!
Sprach's Ulyß mit Warnungsblicke,
Von Athenens Geist beseelt.
Glücklich, wenn der Gattin Treue
Rein und keusch das Haus bewahrt,
Denn das Weib ist falscher Art,
Und die Arge liebt das Neue.
Und des frisch erkämpften Weibes
Freut sich der Atrid und strickt
Um den Reiz des schönen Leibes
Seine Arme hochbeglückt.
Böses Wort muß untergehen,
Rache folgt der Frevelthat;
Denn gerecht in Himmelshöhen
Waltet des Chroniden Rath!
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26
Da kam David (der sich beim Ausbruche des Krieges wie-
der in die Heimath begeben hatte), um seinen im Heere dienenden
Brüdern Speise zu bringen, entbrannte von edlem Zorne über den
Hohn, den Goliath täglich über die Israeliten laut werden ließ,
gab zu verstehen, daß er Lust habe, mit dem Riesen anzubinden,
und wurde dem Könige vorgestellt. Saul legte ihm, nach Besei-
tigung einiger Bedenklichkeiten, seine eigne Rüstung an; David
aber, dem diese zu ungewohnt und unbequem war, warf sie wieder
ab, suchte sich im Bache fünf glatte Kiesel aus, und ging nun
bloß mit Hirtenstab und Schleuder bewaffnet, aus den Philister
muthig los. ,,Bin ich denn ein Hund, sprach dieser, auf ihn
znschreitend, daß du mit einem Stocke zu mir kommst?"
David aber verwies ihm mit kurzen Worten seinen Uebermuth,
indem er sprach: „Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß
und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn, des
Gottes Israel, dessen Heer du verhöhnet hast."
Mit diesen Worten legte er einen Stein ans die Schleuder,
und ehe ihn noch der Riese mit seinem langen Schwerte erreichen
konnte, schleuderte ihm David den Stein so kräftig an die Stirne,
daß er todt niederfiel. Hierauf trennte er dem Großsprecher mit
dessen eigenem Schwerte den Kops vom Rumpfe. Ihres Stolzes
und Schutzes beraubt, flohen nun die Philister, und wurden
von den sie verfolgenden Israeliten zu vielen Tausenden nieder-
gemacht.
David erhielt nun eine Heersührerstelle und die Hand von
Sauls Tochter zur Belohnung. Doch erregte sein größerer Ruhm
(das Volk empfing den siegreich heimkehrenden David mit dem
Gesänge: ,,Saul hat tausend, David aber zehntausend geschlagen"
1. Sam. 18, 7.) bald den Neid seines Schwiegervaters, der
sogar, als David die düstre Seele des Königs durch Saitenspiel
erbeitern wollte, in einem Ausbruche wilder Wuth die Lanze nach
dem schuldlosen Jünglinge schleuderte.
Da David bei den: Volke sehr beliebt war, so haßte ihn
Saul und sann sogar auf seinen Untergang.
Von der ihm drohenden Gefahr durch Sauls Sohn, seinen
treuen Freund Jonathan, unterrichtet, entfloh er in die Wüste,
wo er bei Tage im Dunkel der Wälder sich verbarg, bei Nacht
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Extrahierte Personennamen: David David David David David David David David David David David David David David David David David David Jonathan
61
sogleich den hochherzigen Entschluß, sich für sein Vaterland frei-
willig zu opfern. Ungeachtet der Bitten und Thronen der
Seinigen verließ er am frühen Morgen Athen und begab sich,
als Holzhauer gekleidet, in das feindliche Lager. Hier wurde
er von den Wachen angehalten, deren Zorn er durch Widersetz-
lichkeit so reizte, daß er wirklich getödtet ward. Kurz darauf
kamen Abgesandte der Athener in das feindliche Lager und erbaten
sich den Leichnam ihres erschlagenen Königs. Dadurch wurden
die Feinde in die äußerste Bestürzung versetzt; die Sache wurde
untersucht, und siehe es fand sich der Leichnam des Königs. Nun
verbreitete sich plötzlich eine solche Muthlosigkeit im feindlichen
Heere, daß es alle Hoffnung eines glücklichen Erfolges ausgab und
sich von den Mauern Athens zurückzog. — Gewißlich trug der
König Kodrus die Ueberzeugung in sich, daß bei dem damals unter
den Völkern herrschenden Aberglauben dieses Selbstopser seine
Landsleute ermuthigen und die Feinde dagegen in Kleinmuth
versetzen würde. Er verdient also wegen der Aufopferung
seines Lebens unsere Bewunderung um so mehr, da derselben
eine reine und uneigennützige Vaterlandsliebe zum
Grunde lag.
Diese edle Selbstaufopferung ihres Königs machte einen
so tiefen Eindruck auf das Gemüth der Athener, daß sie glaubten.
Niemand sei würdig nach Kodrus die königliche Würde zu
bekleiden. So entstand der athenische Freistaat, *) das
einzige Beispiel dieser Art in der Geschichte, welches um so merk-
würdiger ist, da sonst gewöhnlich Unzufriedenheit mit dem
Herrscher die Veränderung in der Negierungsform herbeiführt. —
Athen erbebt, es naht den Thoren
Der Sparter wutherfüllte Schaar.
„So sind wir Alle denn verloren,
Uns schützt kein Tenipel, kein Altar?"
„Soll das Geschrei des Kriegs verhallen
Und wieder aufblühn' Stadt und Land,
So muß zuvor der König fallen,
Der König, durch der Feinde Hand."
*) Seitdem hat kein König mehr in Athen residirt, bis 1834 König
Otto I. von Griechenland seine Residenz von Nauplia dahin verlegte.
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Extrahierte Personennamen: König
Otto_I._von_Griechenland Otto_I. Nauplia
63
kehr, nach welcher er vorerst den Entwurf seiner Gesetzge-
bung vorlegte.
Bald vollendete er seine Bestimmung als Gesetzgeber zur
größten Zufriedenheit des Volkes und begab sich dann wiederum
auf Reisen. Vorher aber ließ er Alle schwören, diese Gesetze so
lange zu beobachten, bis er von seiner Reise znrückgekehrt sein
würde.
Er reis'te ab, doch kam er absichtlich nicht wieder. Der edle
Vaterlandsfreund verzichtete auf seine Heimath, um sein Volk glück-
lich zu sehen; er starb ans Kreta (Kandia) und ließ seine Asche
ins Meer streuen, damit auch nicht scheinbar, wenn seine Asche
nach Sparta gebracht worden wäre, die Spartaner sich des ge-
leisteten Eides entbunden glauben könnten.
Durch Lykurg's Gesetze, die in Sprüchen auswendig gelernt
wurden, sollte ein dreifacher Zweck erreicht werden:
1) Der Einfluß der Könige sowohl als des Volkes auf
die Verwaltung des Staates sollte beschränkt
sein.
2) Alle Bürger sollten gleiches Vermögen besitzen.
3) Sparta sollte unabhängig und stark nach außen sein.
Was den ersten dieser Zwecke anlangt, so suchte Lykurg,
welcher die Bemerkung gemacht hatte, daß unbeschränkte Ge-
walt gar leicht auch das beste Herz verdirbt, ihn durch folgende
Einrichtung zu erreichen:
Er verordnte nämlich, daß die oberste Staatsgewalt
nicht von Einem ausgeübt; sondern unter Mehrere v erth eilt
werden sollte. Damit einerseits die Macht der Könige nicht in
Tyrannei ausarte, andererseits aber auch das Volk durch seine
großen Vorrechte vor Uebermuth bewahrt bleibe, setzte er den Rath
der Alten (die Gerusia) ein. Dieser bestand aus 28 einsichts-
vollen, wenigstens 60 Jahre alten Männern, welche auf Lebens-
zeit gewählt wurden. Diese Männer hatten alle Gesetze und Ein-
richtungen zu prüfen und dann solche der Volksversammlung
in Vorschlag zu bringen, welche aber nicht durch lange Reden
irre geleitet werden durfte, sondern nur durch ein kurzes ,,Ja"
oder „Nein" die Bestätigung oder Verwerfung der Gesetze zu er-
kennen gab. Die beiden Könige wurden zwar beibehalten, doch
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kurg wurde deßhalb angefeindet, unter andern von einem spar-
tanischen Jünglinge, Namens
Alkan der.
Dieser, ein junger, heftiger Mann, verfolgte den Gesetz-
geber mit einem Stocke und schlug ihm sogar das Auge blutig.
Als das Volk, zu dem Lykurg gesprochen hatte, das blutlrie-
fende Gesicht seines Gesetzgebers sah, wurde es gerührt, aber
auch zur Rache gegen den Thäter gestimmt. Alk and er, die
mißbilligende Stimmung des Volkes bemerkend, ergriff schleunig
die Flucht; doch bald wurde er erfaßt und vor Lykurg gebracht,
der das Richter- und Strafamt über ihn ausüben sollte. Was
that aber Lykurg? Er nahm den Jüngling mit sich in seine Woh-
nung, behandelte ihn freundlich, und da er hörte, daß er von
Andern zu dieser Frevelthat verleitet worden sei, so verzieh er
ihm großmüthig und machte ihn dadurch zu seinem treuesten
Anhänger und aufrichtigsten Freunde.
Kind, wenn ein Mensch, recht rauh und wild,
Dein Leben dir mit Haß vergilt,
Dir weh thut, dich verhöhnt und schilt:
So nimm die Sanftmuth dir zum Schild.
Endlich war Lykurgs dritter Hauptzweck, die Spartaner zu
einem kräftigen Kriegsvolke zu machen und sie zur Tapfer-
keit und Vaterlandsliebe heranzuziehen.
Um diesen Zweck zu erreichen, mußte er sein Augenmerk
hauptsächlich auf die Iu g endb i ld ung richten. Schwache oder
verwachsene Kinder wurden gleich nach ihrer Geburt auf dem
Berge Taygetus dem Hungertode preisgegeben. Vom sie-
benten Jahre an hörte die häusliche Erziehung der Knaben auf
und begann von da ab unter der Aufsicht des Staates in öffent-
lichen Häusern. Hier wurden die Knaben in Allem geübt, was
tapfer, listig und kühn, was unempfindlich gegen Hitze und Kälte,
gegen Hunger und Durst, sowie gegen körperlichen Schmerz ma-
chen konnte. Sie gingen mit geschorenen Köpfen und in bloßen
Füßen, schliefen auf Stroh und trugen in allen Jahreszeiten gleiche
Kleidung. Alle ihre Leibesübungen und Spiele waren Arbeiten zur
Stärkung des Körpers. Bald mußten sie nackend mit einander
fechten oder ringen, bald au steile Oerter klettern, sich im Wersen
Geschichtrfrcund I. 2te Auflage. 5
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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93
tigen Autheil am Kampfe nehmen und so des Vaterlandes Beste
mit fördern konnte.
Nachdem er erfahren hatte, daß sich die griechische Flotte bei
Salamis zerschlagen und ein Theil derselben, einiger furchtsamen
Anführer wegen, einem entscheidenden Treffen ausweichen
wollte, so säumte er keinen Augenblick, seinen bisherigen Aufent-
haltsort zu verlassen.
Er bestieg eiligst ein Schiff und segelte mit großer Lebens-
gefahr durch das feindliche Heer bei Salamis zur noch vereinigten
griechischen Flotte.
Kaum hier angekommen, ließ er sich bei dem Themiftokles
melden und diesen um eine Unterredung bitten.
Wie schön war seine Anrede an ihn, seinen vormaligen Ver-
folger, der die eben entlassenen Admiräle, welche eine Seeschlacht
zu wagen sich nicht geneigt fanden, zur Eintracht aufgesordert hatte.
„Laß es uns," redete ihn Aristides an, „laß es uns in diesen
Augenblicken, von denen das Wohl Griechenlands abhängt, ver-
gessen, daß wir Feinde waren und einander den Vorzug streitig
machten. Jetzt komme ich, Dir mit meinem Rathe zu dienen.
Laß es ja nicht dazu kommen, daß die Flotte der Griechen sich
trenne; denn schon ziehen sich die persischen Schiffe von allen
Seiten zusammen, um euch einzuschließen. Daher kann Griechen-
land nur durch ein entscheidendes Treffen, und zwar mit ver-
einigten Kräften, gerettet werden. Trennt ihr euch, so seid ihr
verloren!"
So sprach Aristides. Seine Worte waren ganz nach dem
Sinne des Themistokles, der planmäßig die Feinde herbeigelockt
hatte, um die Griechen zu einem Treffen zu nöthigen.
Aristides theilte, auf Themistokles Bitten, das, was er gegen
diesen ausgesprochen hatte, in offener Versammlung mit. Die Be-
geisterung, mit welcher er für die Sache des Vaterlandes sprach,
entflammte die Gemüther der Anführer so, daß die Griechen, zu
denen auch die Aegineten gehörten, deren Patriotismus Aristides
später ebenfalls anseuerte, einen glänzenden Sieg über die persische
Flotte erfochten.
Nun wurde Aristides, deffen die Athenienser jetzt mehr als
je bedurften, wieder in seine Vaterstadt zurückberufen. Es gab ja
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TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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70
Auf den Undank gegen Wohlthaler setzte er den Verlust
des Bürgerrechts.
Von Verstorbenen durfte man entweder gar nicht, oder nicht
anders als rühmlich sprechen.
Besondere Erwähnung verdient noch, daß Solon, der über-
haupt auf's Strengste über die Sitten wachte, den Müßiggang
als die Quelle aller Laster zu bestrafen befahl und es Jedem zur
Pflicht machte, eine Kunst oder ein Gewerbe zu erlernen, wodurch
er sich im Nothfalle ernähren konnte. Wenn Jemand seine Kinder
zu keiner nützlichen Beschäftigung angehalten hatte, so war er nicht
berechtiget, in seinem Alter von diesen Unterstützung zu verlangen.
Solons Gesetze unterschieden sich von denen Lykurgs haupt-
sächlich dadurch, daß sie sich mehr als diese auf die Sittlichkeit,'
auf die Bildung des Geistes überhaupt erstreckten.
Einmal wurde er gefragt, iu welchem Staate es sich am be-
sten wohne? „In dem Staate", war seine Antwort, „wo die
Bürger der Regierung gehorchen, und diese dem Gesetze."
Solon galt nicht nur in Griechenland, sondern auch iu fer-
nern Ländern für den weisesten Menschen. Zu den Tugenden, die
ihn zierten, gehörten auch die Demuth und Bescheidenheit,
wie wir aus folgender Erzählung ersehen: „Mehrere Fischer zu
Milet hatten eines Tages in ihrem Netze ein goldenes Gefäß
von bedeutendem Werthe gesunden. Da sie die nächsten Ansprüche
auf den Besitz dieses Kleinods zu haben meinten, aber auch der-
jenige, welcher die Fischer gedungen hatte, dasielbe begehrte; so
brachte man diese Sache vor den Senat zu Milet, um diesen
entscheiden zu lassen. Der Senat sandte zu dem Orakel nach
Delphi, welches den goldenen Becher dem Weisesten unter
den Griechen zuerkannte. Als solcher wurde Th ales zu Milet
bezeichnet. Dieser aber wies das Geschenk von sich, indem er es
zu einem andern Weisen, dem Bias, sandte; aber auch dieser
wollte nicht der Weiseste sein, sondern meinte, daß Pittakus ihn
übertreffe. Pittakus wies ebenfalls diese Ehre von sich, und so
kam der Becher endlich an Solon, welcher sich an Bescheidenheit
nicht übertreffen ließ, indem er erklärte, daß Niemand weiser
sei, als der Gott Apollo, weßhalb der Besitz des Bechers auch
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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97
auch Fehler gehabt hätte, durch welche jene bei weitem verdunkelt
wurden.
Gelegenheit, seine Talente auf das Glänzendste zu zeigen, gab
ihm die Schlacht bei Platäa (479).
Nach der Schlacht bei Salamis flüchtete der Perserkönig,
auf den falschen Rath des Themistokles, da er sich in Griechen-
land nicht mehr sicher hielt, in einem kläglichen Zustande nach
Asien.
Mardonius hingegen, sein Unterfeldherr, blieb mit einer
Macht zurück, mit der er noch immer ganz Griechenland erobern
konnte. Viele griechische Staaten, wie Macedonien, Theben u. s. w.
schlossen sich aus Furcht au ihn an.
Athen war also durch die Schlacht bei Salamis noch keines-
wegs gesichert, und hatte Ursache, noch mehr zu zittern, da der
Feind in der Nähe war. Um so willkommner wären gewiß jedem
andern Volke die Friedensvorschläge gewesen, welche der persische
Feldherr, der überhaupt sehr menschlich war, thun ließ. Nur die
Athener, vom Themistokles aufgefordert, verwarfen alle günstigen
Vorschläge, die vom Mardonius kamen, vorzüglich da ihnen der
spartanische König Pausanias die tröstende Nachricht gegeben
hatte: sie möchten nur gutes Muthes sein, er würde in kurzer Zeit
mit einer ansehnlichen Macht vor Athen erscheinen und dann, mit
den Atheniensern vereint, den Feldzug gegen die Perser beginnen.
Diese freudige Nachricht hob den Muth der Athener und stärkte
sie mit einem Vertrauen, als wenn die bevorstehende Schlacht schon
gewonnen wäre. Die Spartaner hielten dießmal ihr Wort und
erschienen pünktlich unter der Führung ihres tapfern Königs.
Als Mardonius seine glimpflichen Friedensvorschläge durch
die Griechen verworfen sah, gerieth er in den heftigsten Zorn
und führte sein Heer aus das Schleunigste vor das Städtchen
Platäa, um die Griechen, ungefähr 60,000 Manu, mit einem
Schlage aufzureiben, und wirklich schien ihm, so lange er das
Heer befehligte, das Glück zu lächeln; allein er siel fechtend an der
Spitze seiner Truppen und mit seinem Tode hörte alle Ordnung
im persischen Heere auf. Unaufhaltsam drang der Spartanerkönig
in die persischen Reihen und warf Alles nieder. Dieser unerschütter-
lichen Tapferkeit widerstanden die Feinde nicht lange; sie wandten
Gcschichtsfreund I. 2tc Auflage. n
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Mardonius Mardonius
Extrahierte Ortsnamen: Salamis Asien Griechenland Macedonien Theben Salamis
98
sich um und suchten ihr Heil in der Flucht. Aber auch diese
konnte ihnen keine Sicherheit gewähren. Wohin sie sich auch
wandten, trafen sie auf Feinde, deren Zorn sie schwer gereizt hatten
und eine ungeheure Menge Perser wurden auf dieser Flucht getödtet.
So kamen sie endlich, kläglich genug, in ihrem verschanzten
Lager an.
Pausanias, der vorzüglich durch seine Tapferkeit und kluge
Führung der Spartaner die Schlacht zu Gunsten der Griechen
entschieden hatte, gönnte seinem Körper nach diesem Siege noch
keine Ruhe. Er hatte zur Absicht, das ganze persische Heer zu
vertilgen, um ihm ein für alle Mal die Lust zum Wiederkommen
zu benehmen. Daher verfolgte er die Perser, in Vereinigung mit
Aristides so, daß er beinahe zu gleicher Zeit mit den fliehenden
Persern vor deren Lager ankam.
Hier beschloß er zugleich mit Aristides einen allgemeinen
Sturm und in kurzer Zeit war das persische Lager erstiegen und
erobert. Eine ungeheure Beute, bestehend in einer großen Kriegs-
kasse, vielen seltenen Kunstschätzen und andern Kostbarkeiten, siel den
Griechen in die Hände.
Was die große persische Armee betrifft, welche noch kurz
vorher gegen 300,000 Streiter gezählt hatte, so fielen beinahe
alle unter dem Schwerte des Pausanias und seiner Verbündeten;
nur ungefähr 40,000 Persern gelang es, unter dem klugen Arta-
baces, über Theffalonien nach Kleinasien zu entkommen.
Von allen Seiten erfuhr nun Pausanias, der Retter des
Vaterlandes, Aeußerungen des Dankes und Ehrenbezeugungen
mancher Art.
Die glänzenden Eigenschaften des Pausanias wurden durch
Ehrgeiz und Herrschsucht verdunkelt, Fehler, welche ihn zuletzt sogar
die Pflichten gegen sein Vaterland vergessen ließen.
Gleich nach der Schlacht bei Platää ließ er dem Orakel zu
Delphi ans der reichen Beute einen goldenen Dreifuß mit der
Änschrist setzen: „Dem Apollo widmet Pausanias dieses Geschenk
für den Sieg, den er bei Platää über die Perser errungen hat/'
Diese Inschrift konnte nicht anders als sehr beleidigend für
die übrigen Griechen sein, deren Tapferkeit in derselben mit keiner
Splbe erwähnt wurde.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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