Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Iii. Die Entwicklung der Kulturnationen. 59
von dem Frieden im Reiche, als auch von dessen Ansehen nach außen hin wesentlich abhing, empfanden den Mangel einer kräftigen Zentralgewalt. So traten sie zu Bünden zusammen. Unter diesen ragte besonders der Hansabund hervor, der, in seinen Anfängen schon auf das Jahr 1283 zurückgehend, von norddeutschen Städten zum Schutz des Handels und der städtischen Freiheit gegründet worden war und in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh, zur ersten Macht des europäischen Nordens wurde. Lübeck war das Haupt des Bundes.
In der Schweiz hatten sich, veranlaßt durch die Bestrebungen Habsburgs, in Oberschwaben ein Landesfürstentum zu gründen, die reichsunmittelbaren Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden bereits 1291 zu einem Bund, einer Eidgenossenschaft, vereinigt, dem nach dem Sieg über Leopold I. (Sohn Albrechts I.) (1315) bei Morgarten auch die Städte Luzern, Zürich, Zug, Glarus und Bern beitraten. Mit dem Siege über Leopolds I. Neffen Leopold Iii. bei Sempach (1386) (Arnold Winkelried) und über dessen Sohn Leopold Iv. bei Näfels gewann das Gebiet dieses Bundes (etwa zwischen der Aar und der Thur) volle Reichsunmittelbarkeit.
Weniger glücklich aber waren die Städte, deren Tatkraft durch innere Kämpfe der herrschenden Geschlechter mit den Zünften der Handwerker, die Eintritt in den Rat verlangten, gelähmt war. Der schwäbische Bund, anfangs siegreich, wurde von Eberhard von Württemberg bei Döffingen 1388 vernichtet, das Heer des rheinischen Bundes zersprengte Ruprecht Ii. von der Pfalz. Darauf brachte König Wenzel einen gemischten Landfrieden zu Eger zustande, in dem er alle städtischen Sonderbünde verbot.
Da König Wenzel (1378—1400) sich den schwierigen deutschen Verhältnissen nicht gewachsen erwies, setzten ihn die Kurfürsten 1400 ab und wählten an seiner Stelle den wittelsbachischen Pfalzgrafen Ruprecht zum König (1400—1410). Nach dessen unbedeutender Regierung erhoben die Kurfürsten Job st von Mähren auf den Thron, der aber schon im nächsten Jahre starb. Ihm folgte sein Vetter Sigmund (1411—1437), der namentlich durch des Burggrafen Friedrich von Nürnberg Unterstützung gewählt worden war. Infolge des an Johann Huß begangenen Wortbruchs, der den Tod des Huß auf dem Scheiterhaufen (1415) zur Folge hatte, weigerten sich seine böhmischen Untertanen, ihn als König anzuerkennen. Es entstanden die Hussitenkriege (1419—34), die schließlich durch Anerkennung der Forderungen der gemäßigten Partei und Vernichtung der Extremen beendet wurden. Jetzt erst gelang es Sigmund, in Böhmen anerkannt zu werden. Böhmen sowohl als Ungarn vermachte er seinem Schwiegersohn Albrecht von Öfter-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Albrechts_I. Albrechts_I. Leopolds_I. Leopold_Iii Leopold Arnold_Winkelried Leopold_Iv Leopold Eberhard_von_Württemberg König_Wenzel Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Johann_Huß Johann Albrecht
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er die Krone Deutschlands empfing, ihre Freiheiten bestätigt; sie sollten des
Reiches Schutz genießen, aber keinem Fürsten unterworfen sein. Dennoch suchte
dessen Sobn, Kaiser Albrecht I., diese Orte für sich selbst zu gewinnen und
zu seiner Hausmacht zu schlagen. Trotzige Landvögle sollten den Frei-
heitssinn der Bewohner beugen; aber als der kühne Schütze Wilhelm Teil
den Geßler, den grausamsten derselben, durch einen Pfeilschuß getödtet hatte,
loderte die Vaterlandsliebe in hellen Flammen auf. Tapfere Männer, die sich
auf dem Rütli, einer Waldwiese am See, zum Aufstande verschworen hatten
und die sich darum Eidgenossen nannten, brachen am Neujahrstage 1308
los, verjagten die Vögte, zerstörten die Zwingburgen und behaupteten ihre Un-
abhängigkeit. Der Kaiser selbst eilte zur Rache herbei; doch wurde er unterwegs
von seinem eigenen Neffen ermordet. So war der Hchweizerbunv begründet
worden, dem sich bald noch viele andere umliegende Städte, Gebiete und Land-
schaften anschlossen. Manche derselben, die sich nicht aus freien Stücken ein-
fanden, wurden zum Beitritt gezwungen. So wurden noch im 14. Jahrhundert
Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, — im 15. Jahrhundert Aargau,
Graubündten, St. Gallen, Wallis, Thurgau, Freiburg, Solo-
thurn, — int 16. Basel, Schaffhausen, Tessin, Appenzell, Genf,
Waadt in den Bund aufgenommen, wenn auch nicht alle gleich mit vollen
Rechten. Das Fürstenthum Neufchatel, das zu Anfang des 18. Jahrhunderts
dem Könige von Preußen zufiel, sollte zugleich in seiner Verbindung mit der
Schweiz verbleiben. Seit 1857 ist dieses Ländchen ganz von Preußen getrennt.
— Anfangs hatte die schweizerische Eidgenossenschaft noch gar viel mit
äußeren Feinden zu kämpfen. Insbesondre ntachte das Haus Oestreich immer
neue Versuche, sich das Land zuzueignen und das Volk zu unterwerfen. Aber
in der blutigen Schlacht bei Morgarten (1316) siegten die des Krieges un-
kundigen Hirten über das wohlgerüstete Heer des östreichischen Herzogs Leo-
pold; bei Sempach (1386) weihte sich Arnold von Winkelried selbst dem
Tode und erkaufte durch dieses Opfer des Vaterlandes Freiheit. Fast 100 Jahre
später trat der mächtige Herzog Karl der Kühne von Burgund, der die Nie-
derlande und einen großen Theil des jetzigen Frankreichs beherrschte, als Gegner
der eidgenössischen Freiheit auf; aber auch dieser mächtige Fürst unterlag in den
Schlachten bei Murten (1476) und Nancy (1477) und büßte seinen Uebep-
muth mit seinem Leben. — Die Verbindung mit dem deutschen Reiche löste
sich inlmer mehr; schon zu den Zeiten des Kaisers Maximilian hatte sie fast
gänzlich aufgehört, und im westfälischen Frieden wurde die Eidgenossenschaft als
ein selbstständiger Staat anerkannt. Seit dieser Zeit hat es nur noch
einmal der Weltbezwinger Napoleon gewagt, die Freiheit der Schweizer anzu-
tasten. Nach seinem Sturze aber wurde die frühere Verfassung wieder herge-
stellt, und zwar wurde bestimmt, daß die Schweiz in allen ferneren europäischen
Kriegen von keiner käinpfenden Partei zum Beitritt gezwungen werden, vielmehr
volle Neutralität bewahren dürfe. Durch diese Bestimmung war die Ver-
theidigung des ohnedies von Natur zu einer festen Burg bestimmten Landes sehr
erleichtert, und bis in die neueste Zeit konnten zahlreiche Schweizer ihr Vaterland
verlassen, um in der Fremde Kriegsdienste zu suchen. Auch in diesem Verhält-
nisse haben sie sich stets als tapfere, treue Männer erprobt. — Von der Ein-
führung der Reform a ti on in einem großen Theile der Schweiz durch Zwingli
und Calvin ist schon im Lesebuche die Rede.gewesen.
tb
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Albrecht_I. Wilhelm Arnold_von_Winkelried Karl_der_Kühne Karl Nancy Maximilian Maximilian Napoleon Calvin
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verlassen immer noch viele Schweizer ihre Heimath auf längere oder kürzere
Zeit, um in den angrenzenden Ländern Erwerb und Verdienst zu suchen. An
ihren eigenthümlichen Trachten sind sie meistens leicht zu erkennen. Leider
schwinden durch diesen Verkehr mit dem Auslande die guten alten Sitten mehr
und mehr, namentlich die Gastfreiheit und Uneigennützigkeit. Doch hat der an-
sässige Theil des Volkes (die Ackerbauer und Viehzüchter, die Jäger und Hand-
werker) die Tugenden der Tapferkeit, der Treue im Worte als ein Erbtheil der
Väter immer noch bewahrt. Auf Körperkraft und Gewandtheit wird noch
immer viel gesehen; Körperspiele und Waffenübungen werden an allen Orten
abgehalten, damit jeder Jüngling fähig werde, in Zeiten der Gefahr das Vater-
land zu vertheidigen. Die Bildung der Jugend hat im Lande große Fort-
schritte gemacht;—die Schweiz ist die Heimath des großen Volkserziehers P e st a-
lozzi. Die Gründung von Volksschulen hat zwar in den Gebirgsstrichen große
Schwierigkeiten; dagegen hat sich die Zahl der höheren Unterrichtsanstalten sehr
gemehrt. Basel, Genf, Zürich und B ern besitzen Universitäten.
. 3.
' In der Schweiz wohnen ans 752 Qm. nahe an 2,100,000 Einwohner, so daß
ans die Qnadratmeile etwa 3200 Menschen kommen. Nach ihrer Abstammung und
Sprache zerfallen dieselben in 4 Klassen: Franzosen im Westen und Südwesten, be-
sonders in den Eantonen Genf, Waadt, Freiburg und Neuenburg, Italiener im
Süden, in den 'Thälern der Rhone und des Tessin oder in den Kantonen Wallis und
Tessin, Romanen in verschiedenen Thälern Granbündtens und Deutsche im ganzen
Nordvsten und im Innern. Zwei Fünftel der Bewohner bekennen sich zur katho-
lischen Kirche, die besonbers in den mittleren und südlichen Cantonen viele Anhänger
zählt; die klebrigen sind reformirt.
Die Cantvne sind in ihrer Größe und Bvlközahl sehr verschieden. Während
Graubündten. 134 Qm. groß ist, hat Zng deren nur 4.J, Genf 5£; während Bern
fast eine halbe Million Einwohner besitzt, zählt Uri deren kaum 15,000. Eben so ver-
schieden ist die Bolködichtigkeit, Die in Genf 12,000, in Basel und Zürich etwa
8000, in Graubündten nur 700 auf die Qm. beträgt.
Am leichtesten sind die Cantone nach ihrer Lage zu unterscheiden in östliche,
nördliche, westliche, südliche und mittlere.
1 Oestuche Cantone- Graubündten mit der unweit des Rheines gelegenen
Hauptstadt Chur, ganz von den Zweigen der lepontischen und rhätischen Alpen durch-
zogen. Das obere Innthal (Engadin) führt nach Thrvl hinüber; mit den angren-
zenden italienischen Landschaften ist der Canton durch mehrere Pässe in Verbindung ge-
setzt, besonders durch den Splügen-Paß. Um sich gegen die'nebergriffe des Adels
und des'bischofs von Chur zu schützen, hatten die Landbewohner gegen die Mitte de«
15. Jahrhunderts drei Bünde gestiftet, den obern oder graneii Bund, dengvt-
teöhauöbund und den Bund der zehn Gerichte, die später miteinander in Ge-
meinschaft getreten sind, übrigens auch heute noch unterschieden werden.
Der Canton St. Gallen zieht sich am Rheine abwärts pnd reicht vom Züricher
und Wallenstädter biö zum Booenfee. Zwischen diesen See'« geht das Alpenland in
fruchtbares Hügelland über. Die glückliche Logendes Cantons und die Rührigkeit seiner
Bewohner haben einen bedeutenden Verkehr hervorgerufen, der in neuerer Zeit noch
durch die Anlage von Eisenbahnen vermehrt worden ist. Im Rheinthal wird "schon viel
Wein gebaut. Hauptort ist die hochgelegene Stadt St. Gallen mit einer dem Apo-
stel deö Schweizerlandcs (Gallus) geweihten Abtei, der einst ein großer Theil des je-
tzigen Cantonö zugehörte. Ein anderer Theil desselben wird durch'die ehemalige Graf-
schaft Log gen bürg gebildet, der das Dorf Wild ha ns, der Geburtsort Ulrich
Zwingli's, angehört. Der Badeort Pfeffers liegt in einem wilden Seitenthale des
-llherne«; Rorschach treibt Handel auf dem Bodensee.
Bon St. Gallen ist Appenzell ganz umschlossen. Trotz seiner geringen Größe
ist der Canton noch in die beiden Landschaften I nnerrhoden (mit Appenzell) und
Außerrhoden (mit Trogen) getheilt. Jener ist von Katholiken, dieser von Prote-
15 *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
gründet. Das ganze Emmenthal, in dem dieser Ort liegt, ist durch seine Milch- und
Käsewirthschaft und durch die Körperkraft und Schönheit seiner Bewohner bekannt.
Freiburg, die Hauptstadt des gleichnamigen Cantons, ist in dem engen Lhale der
Saane erbaut und zieht sich von beiden Ufern des Flüßchenö die stelle Höhe hinan.
Die Straßen der oberen Stadttheile laufen neben den Dächern der unteren hin.
Eine Kettenbrücke, welche sich 150 Fuß über den Spiegel des Flusses erhebt, verbindet
die felsigen Höben. Auch der an dem gleichnamigen See gelegene Schlachtort Mirr-
ten gehört zu diesem Canton.
'Der Canton Neufchatel,*) noch bis vor wenigen Jahren ein dem Könige von Preu-
ßen zugehöriges Fürstenthum, wird von den Ketten des Juragebrrges bedeckt.
Zwischen denselben ziehen sich mehrere Längenthäler hin, die von einer sehr zahlreichen
Fabrikbevölkerung bewohnt werden. Namentlich hat dre Uhr enfabrikalion hier einen
großartigen Aufschwung genommen. Auch die Spitzenklöppelei ist sehr entwickelt. Die
Hauptstadt liegt an den herrlichen Ufern des gleichnamigen See's, die, mit Wein-
reben und edlen Obstsorten bepflanzt, ganz allmälig zu den Höhen hinansteigen.
Waadt zieht sich vom Neuenburger zum Genfer See hinüber. Beide
See'n sind durch einen Kanal in Verbindung gesetzt. Dort liegt Av erdun (deutsch:
Jferten), wo Pestalozzi in seiner letzten Lebenszeit (1804 — 25) wirkte; hier Lau-
sanne, die Hauptstadt des Cantons, wegen seiner reizenden Umgebungen viel be-
sucht. Auch B evay hat eine wunderschöne Lage zwischen Weinzeländen. Die fran-
zösische Sprache ist hier, wie im ganzen Canton, die herrschende.
Der kleine Canton Genf umschließt die südöstliche Spitze de« See's. Am Aus-
fluß ver Rhone liegt Gens (40), die volkreichste Stadt der Schweiz, im schönsten
Schmucke glänzend, zugleich durch die Fabrikation von Uhren und Golv- und Silber-
waaren ausgezeichnet. Durch Calvins Wirksamkeit ist in Genf die reformirte Kirche
begründet worden.
4. Die südlichen Cantone. Wallis, im Süden von den penninischen, im
Norden von den Berner Alpen umgrenzt, in der Mitte von der reißenden Rhone durch-
flossen, ist in seinem ganzen Umfange wilde Alpenlandschaft. Am Finsteraarhorn
und bei Zermatt, in den Umgebungen des Montrosa, entfaltet sich dieselbe in ihrer
großartigsten Pracht. Nur wenige Pässe führen in das Innere. Die Bevölkerung ist
wenig zahlreich; zu größeren Städten ist nicht einmal Raum vorhanden. Außer dem
Hauplorte Sion oder Sitten ist besonders noch das Lenker Bad mit feinen war-
men Quellen zu merken.
Tessin, von dem gleichnamigen Flusse durchflossen, der hier in den langen See
mündet, liegt aus der südlichen Abdachung der lepontischen Alpen. Das Klima ist
das des nördlichen Italiens; Sprache und Sitten der Bewohner sind italienisch. Die
Negierung hat abwechselnd in Bellinzona (am Tessin), Locarno (am Lago mag-
giore) und Lugano (an dem gleichnamigen See) ihren Sitz. In jedem dieser Orte
verbleibt sie 6 Jahre.
5. Die mittleren Cantone. Die den vielgegliederten Vierwaldstädter
See umgebenden Cantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern bilden die Ur-
schweiz, die Wiege der helvetischen Freiheit. Uri, von der Reuß durchflossen, liegt
am nördlichen Abhange des St. Gotthard. Altdorf und Bürg len, Teuü Geburts-
ort, sind bemerkenswerth; auch ist das „Rütli" noch bekannt. — Schwyz hat den
Flecken gleiches Namens zum Häuptorte. Küß nacht mit der „hohlen csrasse" er-
innert an Teils Geschichte. Auch der berühmte Wallfahrtsort Kloster-Einst edeln,
sowie das 1800 durch einen Bergsturz verschüttete Dorf Gold an liegen in diesem
Canton. In Brunnen wurde 1315 oer „ewige Bund" der Eidgenossen geschlossen.
— Unterwalden wird durch den Kernwald in das Land ob und nid dem Walde
getheilt. Dort ist Sarnen, hier Stanz der Hauptort. In Stanz gründete Pesta-
lozzi zuerst eine Armenschule.
Luzern, der am Ausfluß der Reuß aus dem See gar schön gelegene Hauptort
des gleichnamigen Cantons, ist eine ansehnliche, verkehrsreiche Stadt. Nach Süden zu
erhebt sich der Pilatusberg. Bei Sempach starb Arnold von Winkelned 1388
den Heldentod.
Der kleine, aber fruchtbare und reiche Canton Zug umgiebt den See gleiche-
*) (S. 2io) Nöschatell. Jwerdöng. Losann. Wewä.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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Namens, der von dem Bierwaldstädter See durch die Berqgruppe des Rigi getrennt
ist. Zwar erhebt sich deren höchste Spitze kaum bis zur Höhe von 6000 Fuß; dennoch
aber schweift der Blick über zahlreiche See'n und Gletscher bis zu den schneebedeckten
Hochalpen hin. Nur wenige Fernsichten der Welt sind so berühmt, wie diese. Der
Hauptort Ang liegt an der nördlichen Spitze des See's. Bei dem Morgarten,
einem Bergabhange, erkämpften die Schweizer 1315 einen herrlichen Sieg.
Der Canton Glarus wird von den Glarner Alpen durchzogen, die sich vom
hohen Dödi an beiden Ufern des Flüßchens Linth abwärts ziehen und die Wasser-
scheide zwischen dem Gebiete des Rheines und dem der Mr bilden. Die Thäler wer-
den von gewerbfleißigen Menschen bewohnt; die Hauptstadt Glarus hat sich von
dem großen Brandnnglück, das sie vor wenigen Jahren betroffen, noch nicht wieder
erholen können.
123. Der Rheinstrom.
Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein! Nicht aus seine
Größe; viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge,
Breite, Wasserfülle, an gewaltiger Ausdehnung ihres Gebiets. Nicht einem
aber ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so rillige Berhältnisse, so vollständige
Entwicklung; nicht einer sieht an seinenilfern auf gleiche Weise Kunst und
Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem
erhabenen und herrlichen Mittelpunkte des mächtigen Alpengürtels hangen an
himmelhohen Felsgipfeln mehr als dreihundert Gletscher, welche dem Rheine ihre
vollen, tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da
beruhigen und läutern sich diese ungestümen Alpensöhne in etwa fünfzehn der
größten und schönsten See'n — unergründlichen smaragdnen Becken, hier von
unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Nebenhügeln und grünen Matten
umkränzt; einer fast, wie das Meer, unabsehbar. Krystallhelle Fluthen ent-
strömen diesen See'n in raschem, doch schon ruhigerem Lauf. Bald in einem
Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin, durch lachende Fluren,
an stattlichen Schlössern, hohen Domen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche
Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lange aus blauer Ferne, spiegeln
sich dann in dem herrlichen Strom, bis ßp die weite, schrankenlose Ebene betritt
und nun dem Schooße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu brin-
gen und sich dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen.
An den Wiegen des Rheines erklingen die Gesänge armer, aber freier und
froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein eben so freies, dabei reiches,
kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser,
welche die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo
ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen
Mündungen hätte? den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete
Landschaften führte? Haben andere weit größere Wasserfülle und Breite, so hat
der Rhein klare, immer volle, sich fast gleichbleibende Fluthen, so ist seine Breite
gerade die rechte, hinreichend für Floß und Schiss, für allen Verkehr der Völker,
und doch nicht so groß, daß sie die beiden Ufer von einander schiede, daß nicht
der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüberretchte. Mächtig und
ehrfurchtgebietend erscheint er, wie ein bewegter Wasserspiegel, in den heitersten
Nahmen gefaßt, nicht als eine wässerige Oede mit nebligen Ufern.
Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittlern Europa's. An
seinen Quellen im Hochgebirge begegnen sich Burgund, Italien, das südliche
Deutschland. Seine Niederung am Meeresufer schiebt sich zwischen den Norden
Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den bri-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
224
Besatzung unter Palafox den Franzosen leistete. Erst nach sechsmonatlicher Belagerung
ergab sie sich sim Februar 1809).
In dem spanischen Theile des alten Königreichs Navarra ist das altei thllmliche
Pampelona (Pampluna) der Hauptort; die einem kräftigen Menschenschläge, Nach.
kommen der Urbewohner des Landes, angehörenden klastischen Provinzen haben das
im Gebirge gelegene Bilbao zur Hauptstadt. San Sebastian ist ein wichtiger
Hafen am bisoayischen Meerbusen.
Palma und Mahon, die Hauptstädte der Balearen, sind als feste Plätze
wichtig; die letztere besitzt einen trefflichen Hafen. Tie beiden Pythiusen oder Fichten-
inseln (Jviza und Formentära) haben Jviza zur Hauptstadt.
r 4.
Das Königreich Portugal hat eine Größe von 1770 Om. und 3j Millionen
Einwohner. Durch die beiden Flüsse Duero und Tajo (hier Tejo genannt) wird
da« Land in drei Theile getheilt, von denen jeter zwei Provinzen enthält. Im Nor-
den liegen: Entre (-wischen) Minho und Duero und Tras os Montes (jenseit
der Berge); in der Mitte: Beira und Estremadura; im Süden: Alcmtejo (jen-
seit des Tejo) und Algarbirn, welche« letztere feit der Mamenreit den Titel eines
Königreichs führt. ,
Lissabon, die Hauptstadt Portugals, an der meilcnbrcstcu Mündung des Tajo in
einer reizenden Gegend gelegen, hat nahe an 300,000 Einwohner. Nach dem Erdbeben
von 1756 (S. 37), das mehr als die Hälfte der Stadt verwüstete, ist sic in größerm
Glanze wieder hergestellt worden. Außer den königlichen Schlössern sind noch viele
öffentliche Gebäude sehcnswerth. Die Gcwcrbthätigkcit ist bedemender, als in irgend
einer spanischen Stadt; der treffliche Hafen b>fördert den Sechandcl. Zwar ist die
Zeit vorüber, in der Portugal die erste Seemacht Europa'ö war, in der von seiner
Hauptstadt aus große Entdeckungsreisen unternommen wurden; aber immer noch kann
Lissabon zu den ersten Handelsstädten der Welt geiechnet werden, da sich in seinem Hafen
alljährlich Tausende von Schissen aus allen Welttheilcn sammeln. Bei dem müden
Klima verlebt säst die ganze Bevölkerung den größten Theil des Tages auf der Straße.
Ein gesundes Klima herrscht jedoch nur in den auf den Höhen angelegten Stadl theilen,
während in den untern, deren Straßen eng und schmutzig sind, häufig ansteckende
Krankheiten ausbrcchen.
Porto oder Oporto, die an der Mündung des Duero gelegene zweite Stadt
des Landes, ist besonders durch die Ausfuhr des au den bergigen Ufern des Flusses ge-
wonnenen Portweine.« wichtig. — Tic übrigen Städte des Landes sind fast sämmt-
lich unbedeutend. Als Stammsitz des Königshauses ist Braganza (ganz im Norden),
als Universilätsstadt Coimbra (in der Mitte des Landes), als Grenzfestung gegen
Spanien Elvas (unweit der Guadiana), als Hafcnplatz Lago« (im Süden) zu
merken.
Tie Portugiesen rechnen auch die neun felsigen Azoren (Habichtsinseln) mit zu
ihren europäischen Besitzungen. Die größte derselben, San Miguel, umfaßt 16
Qm.; bekannter ist Tereeira mit der Haupistadt Angra. Unter den Hafcnplätzen
werden mehrere stark besucht.
122. Die Schweiz.
1.
Die Schweiz, das herrliche Alpenland, nach seinen ältesten Bewohnern
auch Helvetien genannt, wurde in der Völkerwanderung von allerlei deut-
schen Stämmen durchzogen, die sich zum Theil hier neue Wohnsitze suchten.
Dann nahmen die fränkischen Könige von dem Lande Besitz, von denen
es späterhin an das deutsche Reich kam. Viele geistliche und weltliche Herren,
wie der Bischof von Basel, der Abt von St. Gallen, die Grafen von Haböburg,
Toggenburg u. a., wurden niäcktig und breiteten unter des Kaisers Schutz ihr
Gebiet mehr und mehr aus. Neben ihnen bestanden freie Städte und Land-
schaften, die nur den Kaiser als ihren Oberherrn anerkannten. Den Wald-
städten Uri, Schwyz und Unterwalden hatte Rudolph von Habsburg, als
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Jviza Alcmtejo Porto Rudolph_von_Habsburg
Extrahierte Ortsnamen: Navarra Bilbao San_Sebastian Mahon Jviza Portugal Beira Lissabon Portugals Portugal Lissabon Coimbra Guadiana San_Miguel Helvetien Basel Haböburg Toggenburg Schwyz
226
So besteht die Schweiz jetzt aus 22 selbstständigen, jedoch miteinanoer
verbündeten kleinen Freistaaten oder Cantonen. Bon dreien derselben zer-
fällt jeder wieder in zwei ganz getrennte Landestheile: Unterwalden in Ob- und
Nidwalden, Appenzell in Außer- und Jnnerrhoden und Basel in Ba-
selstadt und Base) land. In jedem Canton werden neue Gesetze erst von
der Bürgerschaft oder von den gewählten Vertretern derselben (dem großen
Rathe) berathen und genehmigt; die Beschlüsse dieser Versammlung werden
von dem ebenfalls gewählten kleinen Rathe ausgeführt, dem also die Verwal-
tung in die Hand gegeben ist und der darüber Rechenschaft zu geben hat. An
der Spitze des ganzen Landes steht der aus sieben Mitgliedern bestehende
Bundesrath, der auf drei Jahre gewählt wird und die Beschlüsse des
Ständerathes und des Nationalrath es auszuführen hat. Zu jenem
sendet jeder Canton zwei Mitglieder; dieser besteht aus Abgeordneten des Volkes.
Soll ein für den ganzen Bund gültiges Gesetz erlassen werden, so müssen beide
Räthe ihre Zustimmung dazu ertheilen. In der Bundeshauptstadt B e rn treten
die beiden Räthe zu gewissen Zeiten zusammen.
2.
Die Alpen, die fast das ganze Land bedecken-und dessen Flüsse (Rhein,
Aar mit Neuß und Limmat, Rhone, Tessin) speisen, sind auch schon im Lesebuche
geschildert worden. Wegen der ungeheuren Felsenmassen, des ewigen Schnee's
und der Gletscher ist der vierte Theil des gesammten Flächeninhaltes zum Anbau
unfähig. Nur in den nicht durch See'n ausgefüllten Thälern und auf den Hoch-
ebenen zwischen Alpen und Jura kann der Ackerbau mit Vortheil betrieben
werden. Viel bedeutender ist der Ertrag der Alpenwirthschaft, den man
auf 9 Millionen Thaler jährlich schätzt. Man nimmt an, daß beinahe eine Mil-
lion Stück Rindvieh, eine halbe Million Schafe und fast eben so viele Zie-
gen in jedem Frühjahr auf die fetten Alpenweiden getrieben werden. Inden
südlichen Thälern, die sich nach Italien zu öffnen, ist der Seidenbau sehr aus-
gedehnt; auch die Bienenzucht wird stark betrieben. Wein wird in fast
allen Cantonen gepflanzt und hier und da auch ausgeführt. Der Bergbau
ist nur wenig ergiebig. Die gewaltigen Granitmassen des Hochgebirges sind
arm an Erzen; nur im Jura wird etwas Eisen gewonnen. Selbst das Salz
muß zun: Theil aus dem Auslande bezogen werden. Dagegen sind mehrere stark-
besuchte Mineralquellen (Baden im Aargau, das Leuker Bad in Wallis
u. a.) vorhanden.
So hat sich die Bevölkerung der Schweiz noch nach andern Erwerbszweigen
umsehen müssen, die denn auch mit großer Rührigkeit betrieben werden. Die
baumwollnen Stoffe von Glarus, die Seidenzeuge von Zürich,
die Spitz en von Neuenburg, die feine Leinwand von Appenzell, die
Gold - und Silberwaaren von Genf, die Uhren aus allen Thälern des
Jura werden weit in die Ferne versandt und überall gesucht. Manche Ge-
birgsbewohner nähren sich durch die Anfertigung von künstlichem Schnitzwerk
aus Ahornholz; andere sind bei dem lebhaften Handel betheiligt, den die Schweiz
zwischen Deutschland und Italien vermittelt. Die über den St. Gotthard und
den Simplon führenden Straßen sind die wichtigsten Verkehrswege. Noch andere
bieten sich den Fremden, die alljährlich zu vielen Tausenden die herrlichen Alpen-
gegenden besuchen, zu Führern auf. den einsamen Gebirgspfaden an. Endlich
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stauten bewohnt. In dem Ländchen erhebt sich der hohe Sän tis, gleichsam der nörd-
liche Eckpfeiler des Alpenlandes. Außer der Viehwirthschaft die auf dessen Höhen be-
trieben wird, ist auch bedeutende Gewerbthätigkeit in dem Canton heimisch geworden;
namentlich zeichnen sich die Frauen als Stickerinnen aus.
2. Die nördlichen Cantone. Der Canton Thurgau hat von dem Flüßchen
Thur seinen Namen und zieht sich am südlichen User des Bodensee's hin. Die Hügel-
landschaften sind mit Obst und Wein bedeckt; in den Ebenen herrscht der Ackerbau vor.
Außer der kleinen Hauptstadt Frauen selb ist Rom ans Horn am Bodensee, ein
wichtiger Handelsplatz, zu merken. In dem Schlosse Gottlieben bei Constanz saß
Huß a,fangen.
Zürich reicht von den, mit freundlichen Weinbergen und lachenden Dörfern um-
gebenen Züricher See bis zum Rheine hin, wo der Canton mit dem Dorfe Laufen
endet. Nirgends herrscht in der Schweiz soviel Gewerbfleiß, wie hier. Zürich (18),
am Ausfluß der Limmat aus dem See gelegen, gehört zu den angesehensten Städten
der Eidgenossenschaft. Eisenbahnen laufen von hier nach verschiedenen Richtungen aus.
Die Lehranstalten haben in der ganzen Schweiz einen großen Ruf. In Zürich trat
Zwingli als Reformator auf; in dem weiter nach Süden gelegenen Dorfe Cappel
fiel er (1531).
Der Canton Schaffhausen, (auf dem rechten Rheinufer) ist ein kleines, wohlau-
gebanteö Hügelland. Die Hauptstadt Schaffhausen liegt oberhalb des berühmten
Wasserfalles, der von ihr seinen Namen erhalten hat.
Aargau, zu beiden Seiten der Aar, umfaßt fruchtbare, ackerbautreibende Land-
schaften. Außer dem freundlichen Hauptorte Aarau ist das unweit der Mündung der
Reuß gelegene Städtchen Brugg zu merken. Hier starb 1827 Pestalozzi, (174(5 in
Zürich geboren), nachdem er an verschiedenen Orten wichtige Erziehungsanstalten be-
gründet hatte. In der Nähe erhebet sich die Trümmer der Habsburg . der Stamm-
burg des östreichischen Kaiserhauses, in deren Angesichte Kaiser Albrecht I. von seinem
Neffen Johann von Schwaben ermordet wurde (1808). In Baden an der Limmat
wurde 1714 einer der Verträge abgeschlosicn, durch welche der östreichische Erb-
folgckrieg beendet wurde.— Der Bau des den Hauen stein durch schneidenden Eisen-
bahntunnels hat vor mehreren Jahren ein großes Unglück veranlaßt.
Auch der Canton Solothurn zieht sich in sehr zerrissener Gestalt an der Aar
abwärts, in deren engem Thale die früher befestigte Hauptstadt Solothurn liegt. Die
Thäler des Juragcbirges werden zum Getreidebau benutzt. Der Weißen stein,
ein Hanptberg dieses Gebirges, ist durch die Aussicht berühmt, die man von seinem
Gipfel herab genießt
Die Stadt Basel (30) bildet eine besondere Abtheilung des Cantons Basel.
Sie liegt zu beiden Seiten des Rheines, über den eine breite Brücke führt, und ist,
wenn aulb nicht die volkreichste, so doch die größte Stadt der Schweiz. Die nach ver-
schiedenen Richtungen auslaulenden Eisenbahnen machen den in dieser Grenrstadt gegen
Deutschland und Frankreich herrschenden Verkehr noch immer bedeutender; der Reich-
thum der Bewohner ist sprüchwörtlicb geworden. Der Dom erinnert an den Sitz des
Bischofs, der ehemals das Land umher beherrschte. Die Universität ist schon vor
vier Jahrhunderten gestiftet: zur Zeit der Hussitenkriege wurde hier eine Kirchenver-
sammlung abgehalten. Auch al« ein Mittelpunkt der evangelischen Missionö-
thätigkeit ist Basel bemerkcnswerth. — Hauptort von Basellaud ist das gewcrbfleißige
Liestal.
Z. Die westlichen Cantone. Bern, der wichtigste aller Cantone, zieht sich von
den Flächen de« Jura bis zum Hochgebirge hinauf und besteht aus dem Ober- und
Unterlaude. Jenes wird wegen seiner Naturschönheiten viel besucht. Dort durch-
fließt die Aar das schöne Hasli that, sowie den Thun er- und Brienzersee, zwi-
schen denen das reizende Jnterlaken liegt. Grindelwald und Lauterbrunnen
liegen schon im Hochgebirge und entzücken die Reisenden durch Aussichten auf die Jung-
fr au und andere Riesenberge. Bern, die schöne, auf einer von der Aar gebildeten
Halbinsel erbaute Hauptstadt des Canton« (30) ist vor nicht langer Zeit zum alleinigen
Sitze der obersten Bundesbehörden bestimmt worden, während es früher mit Zürich und
Luzern als Vorort wechselte. In dem Stadtgraben ist der Zwinger angelegt, der
foriwäbrend Bären, das lebende Wappen der Stadt, beherbergt. In dem zur Uni-
versität gehörigen Museum ist Barry, der berühmteste Hund vom St. Bernhaid, aus-
gestopft zu sehen. — In Burgdorf hat Pestalozzi eine seiner Erziehungsanstalten be-
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Cappel Pestalozzi Albrecht_I. Albrecht_I. Johann_von_Schwaben Johann Barry Pestalozzi
Extrahierte Ortsnamen: Thurgau Rom Gottlieben Constanz Rheine Zürich Schaffhausen Schaffhausen Brugg Baden Solothurn Solothurn Basel Basel Rheines Deutschland Frankreich Basel Liestal Grindelwald Luzern Burgdorf
137
Schweiz er b und, mr welchen sich nach und nach mehrere Kantone
anschlossen, und gegen welchen die östreichischen Regenten vergebens
ankämpften.
-r ■ ; ' . -rnr r. ■ ■ -
Im Jahre 1396 fiel die unvergeßliche Schlacht bei Sem«
pach im Kanton,Luzern zwischen den Schweizern und dem Heere
des Herzogs Leopold von Östreich vor. Dieser harter 4060 Mann, alle
von Adel und zu Pferde ; die Schweizer aber hatten mir 1400 Streiter
ohne Harnische, bloß mit breiten Schlachtschwcrtern bewaffnet- Die
Reiter waren von den Pferden gestiegen, bildeten ein Viereck, und
jeder Ritter, nist sssnem Schilde^bedcckt, hielt seineu lö Schuh lan-
gen Spieß in 'gerader Richtung vorwärts, so daß jeder Anlauf der
Schwe-izer- durchau^.unmöglich war.. Schon waren 60 Schweizer ge-
fallen, und die übrigen erwartete ein gleich schimpflicher Tod. Da
traranfeinml-Jr-yold vymw inkelried, ein Ritter aus einem alten
Geschlechte, aus,den Reihen hervor, und entschied die Sache. Ich bahne
euch, schrie er, einen Weg durch die Spieße der Feinde; sorgt für
mein Weib und meine Kinder! auf und mir nach! In diesem Augen-
blicke stürzte er sich auf die feindlichen Spieße, umfaßte derselben so
viele, als er mit ausgespannten Armen sagen konnte, drückte sie mit
seinen! schwerenkörper zu Boden, und starb so den glorreichen Tod
fürs Vaterland. Nun stürzten die erstaunten Schweizer zu Hunderten
über seinen Leichnam in die gemachte Oeffnung, trennten das Heer
von einander, brachten es dadurch in Unordnung, und schlugen es
gänzlich. Eben so rühmlich erfochten dle Schweizer noch mehrere Siege,
nich besiegelten lhre Freiheit mit ihrem Blute-
Die Schweiz behauptete von der Zeit an, als sie ihre Freiheit
errungen hatte, eine gänzliche Anspruchslosigkeit- Sie vergrößerte
sieh 5 519 um 4 mailändische Ämter und 1530 um das Waadtland;
die Unruhen, welche wegen Zwinglis und Kalvins Religionsverände-
rnngen entstanden waren, hatte schon 1531 der zweite Landfriede
beendigt. In dem dreißigjährigen Kriege beobachtete dieselbe eine
klüg^Nelltralität, und im westfälischen Frieden 1648 wurde ihre Un-
abhängigkeit vom Kaiser und dem deutschen Reiche anerkannt.
Obgleich sich die Schweiz aller Theilnahme an auswärtigen An-
gelegenheiten stets enthielt , so wurde sie doch 1768 in den französischen
Krieg verwickelt, mußte nach und nach mehrere Kantone abtreten, und
bekam sogar, unter französischem Einflüsse, auf einige Zeit eine andere
Verfassung. Endlich kam, nachdem sie lange Zeit vielen Veränderun-
gen und großen Verwirrungen ausgesetzt war, unter Vermittelung
der großen Machte 1814 ein neuer B unde6vertrag zu Stande,
nach welchem den bestebenden 19 Kantonen noch die drei neuen:
lßenf, Neufchatel (Neuenburg) und Wallis hinzugefügt wur-
den; zulezt wurde ihr 1815 von den großen Mächten eine immer-
währende Neutralität zugestanden.
s
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Östreich Leopold
136
der Grà f vonarto i s, als K a rl de r X., den französischen Tbron.
Dieser mußte aber im Juli 1830, wegen einer in Parts gegen ibn*
ausgebrochenen Empörung, Frankreich verlassen, und in der Flucht sein
Heil suchen. Darauf wurde der aufgestellte Reichsvcrweser, der Her-
zog von Orleans, am7. August 1830 als Philipp der I. zum
Könige ausgerufen. Wohin die Unruhen führen werden, die in
diesem Reiche noch bis jezt (1832) fortdauern, wird die Zukunft
lehren. -¡»: -
________________
4ym nis iwiilîii-., mi lv mwv: nytíx.
Y1îi. Geschichte der Schweizer.
'* Die Schweizer, ein deutsches Volk, standen unter mancherlei
Herrschaften, von denen die mächtigste das Haus Habsburg war.
Rudolphs Sohn, Albrecht der I., wollte 1291 die zerstreuten Herr-
schaften in ein Fürftenthnm vereinigen, und setzte daher Landvögte
oder obrigkeitliche Personen in der Schweiz ein, welche in seinem Na-
men auf'ordnung und Gerechtigkeit halten, aber auch jeden Wider-
stand gegen die Plane des Kaisers streng ahnden sollten.
Zwei jener Landvögtc, Landenberg und Geßler, zeichneten
sich-als wahre Volksguäler aus; lezterer ging in seinem Übermuthe
sogar so weit, daß er zu Alt dors im Kanton Uri auf dem Markte
eine Stange aufrichten und einen Hut darauf setzen ließ, mit dem Be-
fehle, daß jeder vorübergehende Schweizer diesem Hute gleiche Ach-
tling, wie ihm selbst, erweisen sollte. Deß weigerte sich Wilhelm
Teil, ein Bürger von Uri; und Geßlcr legte ibm daiür die grausame
Slrafe auf, daß er in einer gewissen Entfernung seinem kleinen Sohne
einen Apfel vom Kopfe schießen sollte- Dieß glückte Telln Da aber
Geßlcr noch einen Pfeil bei ihm bemerkte, und ihn deshalb um die Be-
stimmung desselben fragte, antwortete Tell ganz dreist: »Mit diesem
Pfeile hätte ich dich Wüthrich getödket, wenn ich das Unglück gehabt
b.hfte, meinen Sohn zu treffen.« Kaum batte der Grausame diese
Rede vernommen, so befahl er, den braven Tcll in Ketten zu legen
und jenseits des Sees einzukerkern. Bei einem auf dem See entstan-
denen Sturme aber wurden ibm, als einem bekannten guten Ruderer,
die Fesseln abgenommen, und Tell rettete sich durch List aus der Ge-
fangenschaft. Geßlcr siel hierauf, durch Tells Pfeil getödtet, 1307
in Lern Hohlwege bei K ü ß n a ch t.
■> Diese That verbreitete sich durch das ganze Land; und es traten
lsterauf im Rütli, zwischen Uri und Unterwalden, Werner von
Stt-cr uffach er ans dem Kanton Schwyz, Walther Fürst aus Uri
uird Arnold von Melchthal ans Unterwalden mit Teiln zu-
lammen, und hielten Rath, wie sie d as verhaßte Joch der Landvögte
abschütteln, und sich in Freiheit setzen.könnten- In der Nenjabrs-
ncrcht 1308 wurden darauf die Zwinger erstürmt, und die Landvögte
mit ihren Lanzenknechtcn aus dem Lande gejagt. So entstand der
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: August Philipp Philipp Albrecht_der_I. Albrecht Wilhelm Werner_von
Stt-cr Walther_Fürst Arnold_von_Melchthal
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Haus_Habsburg Landenberg Unterwalden Schwyz Unterwalden