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1. Altertum - S. 53

1909 - Kempten : Kösel
Iv. Perlen !? Der Charakter der Perser. Eduard Meyer, Geschichte des Altertums. (Stuttgart, Cotta.) Die Perser waren, als sie in die Geschichte eintraten, ein gesundes Volk von mnnlicher Kraft und Schnheit, gehoben durch den Glauben an die reine Lehre Ahurarnazdas1), ausgezeichnet ebenso sehr durch Mut und Tapferkeit wie durch Treue gegen den König, durch Ehrgefhl und Wahrheils-liebe und nicht am wenigsten durch den Edelmut, den sie in allen Kriegen den Besiegten gegenber gezeigt Haben, sehr im Gegensatz zu der brutalen semitischen Kriegfhrung. In der Heimat hat sich die alte Schlichtheit und Geradheit lange erhalten. Die Masse der Perser bestand aus Bauern, die ihre Felder selbst bestellten. Dem Wein sprach man gern und reichlich zu und pflegte dabei die wichtigsten Angelegenheiten gemeinsam zu beraten; was beim Trnke beschlossen war, wurde, wie bei den Germanen, am nchsten Morgen nchtern noch einmal geprft. Dagegen nahm man am Tage nur eine Mahlzeit. Schulden zu machen galt als schimpflich, die Lge nach Zarathustras Gebot als ein verabscheuungs-wrdiges Verbrechen. Im Kampfe sich auszuzeichnen und viele Kinder zu haben war der hchste Ruhm und wurde vom König belohnt. Aber man war eingetreten in den Kreis der alten Kulturvlker: Mit den Errungenschaften der Zivilisation, die man nicht entbehren konnte, drangen 0 Whrend sich die persische Kultur aus der babylonisch-assyrischen entwickelt hat, ist die Religion der Perser auf der Grundlage des altarischen Gtterglaubens, aber in selbstndiger Weise ausgebildet worden. Die arischen Götter waren Himmels- und Licht-gottheiten. Der Gott des Lichthimmels (Dyas Zeus, auch Baruna Uranus genannt) wurde als oberste allwaltende Gottheit verehrt. Sein Gefhrte, der oft mit ihm zu einem zweigestaltigen Wesen verschmilzt, ist Mitra, der Gott des Tageslichtes. Den Jraniern ist der Lichtgott der Vater und Erhalter aller Wesen, der Herr (Ahura), der Weise (Mazda), der Inbegriff aller Macht und Einsicht. Im Gegensatz zu den Licht-gottheiten stehen die Dmonen der Finsternis, die feindlichen Naturmchte, an ihrer Spitze Ahriman. Aus dem Widerstreit von Licht und Finsternis, von Leben und Tod, von Kultur und Unkultur, von Ordnung und Zerstrung, Reinheit und Unreinheit er-standen bte sittlichen Gegenstze von Wahrheit und Lge. Die Ahuramazda-Religion hat ihre Heimat in Baktrien (im stlichen Iran); als ihr Stifter galt Zarathustra (Zoroaster).

2. Altertum - S. 54

1909 - Kempten : Kösel
54 Der Hof der Perserknige. auch ihre Unarten ein. Es ging den Persern wie spter den Arabern: Gerade die freie, weitherzige Art, mit der sie ihre Aufgabe erfat hatten, machte sie fremden Einflssen um so zugnglicher. Am meisten von allen Menschen nehmen die Perser fremde Sitten an", sagt Herodot. Auch die persische Religion bte unter fremden Einwirkungen viel von ihrer Ursprnglichkeit ein. Bei den Nach-barvlkern herrschte berall ein prunkender, reich ausgestatteter Kultus und sie wuten von der Macht und Gre ihrer Götter genug zu erzählen. Da ist es kein Wunder, da auch die persischen Anschauungen vielfach von ihnen beeinflut wurden, da man die Gestalten der eigenen Religion den fremden anhnelte und da damit untergeordnete Götter in den Vordergrund gehoben wurden dem abstrakten Ahuramazda gegenber. Daneben werden neue Lebensgensse zugnglich; Luxus und Weichlichkeit, Schlemmerei und Ausschweifungen aller Art finden in den hheren Kreisen Eingang. Dazu kommen die verhngnisvollen Wirkungen der Politik, die Ver-suchung nach auen und innen die gewonnene Stellung durch List und Verrat zu behaupten. Nicht selten bietet die persische Geschichte wie die Spartas und Roms das Schauspiel, da ein vornehmer Mann zwar dem Scheine nach sein Wort hlt, aber tatschlich den schndesten Treubruch begeht. Daneben hat es nie an Mnnern gefehlt, die um ihrer Ehre willen ihre Existenz aufs Spiel fetzten, und ebensowenig an solchen, die fr die Sache und die Person des Knigs freudig ihr Leben hergaben. 2. Der Bof der Perferknige. Duncker, Geschichte des Altertums. (Leipzig, Duncker & Humblot.) In allen despotisch regierten Staaten mu die Gre und Majestt, die gebietende Hoheit des Herrschers im Gegensatz zur Niedrigkeit und Nichtigkeit der Untertanen in starken und eindrucksvollen Formen hervortreten. So legten auch die persischen Fürsten Gewicht auf eine vornehme und knigliche Haltung und die Untertanen beugten sich willig dieser Majestt. Der Hof des Knigs war zugleich der Mittelpunkt der Staatsverwaltung. Er umfate neben der zahlreichen Familie des Knigs und deren Dienerschaften, neben den Seitenverwandten des kniglichen Hauses der Achmeniden^), neben *) Als Stammvater des persischen Knigshauses gilt Achmenes (Haksamanisch), der um 630 v. Chr. vom Mederknig Phraortes zum Obersten der Perser eingesetzt worden sein soll. Die ersten Achmeniden nennen sich Könige von Anschan, einem kleinen, wahrschein-lich an den Grenzen von Medien und Susiana gelegenen Lande. Hier ist auch Parsua (Persis) zu suchen. Die Achmeniden spalteten sich bald in zwei Zweige; dem lteren gehrt Kyros (Kurusch), dem jngeren Dareios (Darjawusch) an.

3. Altertum - S. 137

1909 - Kempten : Kösel
Simon. 137 banden sich gegen ihn, die Spartaner ntzten die gnstige Situation aus und schrten die Erbitterung; diesem Zusammenwirken ist er erlegen. Alle Schm-Hungen, welche die Gehssigkeit eingab, hat man auf seinen Namen gehuft um die eigene Erbrmlichkeit zu verdecken und zu entschuldigen. Wie kaum einen andern Staatsmann des Altertums hat ihn im Leben und nach dem Tode der Ha seiner vornehmen Rivalen verfolgt, sein Privatleben mit Schmutz berschttet, seine Bedeutung herabzudrcken versucht. Aber der stille Vorwurf, da man den grten Mann schmhlich verjagt und gehetzt hatte, den Athen je gesehen hat, ist nie verstummt. Er war nur zu begrndet. Ruhmreiche Taten hat Athen noch manche aufzuweisen; aber dauerhafte Erfolge hat es seit des Themistokles Sturz kaum noch errungen; und als die Ereignisse seiner Voraus-ficht recht gaben und man sehr wider Willen gezwungen wurde sich der Politik zuzuwenden, die er geraten hatte, als man noch die Wahl hatte, da war es zu spt: Athen und Griechenland sind daran zugrunde gegangen. 22. Kimon. tauffer, Zwlf Gestalten der Glanzzeit Athens. (Mnchen, Beck.) Kimon hat sich eine groe Stellung int Staate durch seine kriegerischen Taten geschaffen; als Feldherr und Kriegsheld hat er ohne Zweifel sein Hchstes getan. Drauen im Felde hatte seine Natur den freiesten Spielraum und seine reichen Gaben entfalteten sich da in ihrer vollen Ursprnglichkeit. Als ein ganzer und herrlicher Mann trat er- dort heraus, herzhaft, von frischestem Wage-mut, seinen Soldaten ein rechtes Muster, streng in der Manneszucht, kraftvoll und nachhaltig gegen den Feind. Da bewies er in allen praktischen Fragen groe Sicherheit; hier zeigte er auch jene echt griechische Klugheit, der es eine Wonne ist durch feinere Berechnung dem Nebenbuhler und seiner Begehrlichkeit zu begegnen. berall in seiner soldatischen Laufbahn bettigte er die reinste Vaterlands-liebe. Echt und durchaus der Sache zugewandt, zeichnete sich Kimons Patrio-tismus durch Unbefangenheit und Freimut, durch eine Begeisterung und Hingebung aus, die bei eintretenden Konflikten ihn zur edlen Selbstverleugnung befhigte. Ihm schlug das Herz warm fr fein Athen, aber auch fr das ganze Hellas, wie es eben befreit sich erhob. Er fhlte sich nicht blo als den Vorkmpfer seiner seemchtigen Heimat, sondern auch als Streiter fr die hellenische Nationalitt gegen den groen Despoten des Ostens. Er war durchdrungen von dem groen Gedanken, da die Stmme Griechenlands, statt sich in Bruder-kmpfen zu zerfleischen, lieber ehrlich darauf hinarbeiten sollten einander die Vorzge abzusehen um dadurch den eigenen Mngeln entgegenzuarbeiten. Von

4. Altertum - S. 78

1909 - Kempten : Kösel
78 Spartas Gegensatz zum brigen Griechenland. 3. Der Segensatz Spartas zu den brigen Gemeinwefen Griechenlands. Duncker, Geschichte des Altertums. (Leipzig, Duncker & Humblot.) Den Griechen des fnften Jahrhunderts erschien das Wesen der Spartaner abweichend und verwunderlich genug. Schon uerlich machte sich dieser Gegen-satz zu den andern Stmmen durch die Abwendung von Handel und Seefahrt, durch den Bestand hergebrachter Einrichtungen, durch die Festhaltung der lteren hellenischen Lebensweise, durch die straffe Zucht, der sich der Herrenstand unter* worfen hatte, augenfllig bemerklich. Man erstaunte, da die Herren in Sparta so grobe Kleider trugen, da sie fortfuhren ihre schwarze Suppe zu essen, da sie auf harten Eichenbnken saen statt auf Polstern zu liegen, da ihre Gert-schaften einfach, nicht selten rmlich, ihre Sklaven ungehobelte Bauernknechte, da ihre Scheidemnzen von Eisen waren. Whrend die brigen Gemeinwesen die Fremden zu ihren Festen luden und Niederlassungen nicht ungern sahen, trieben die Spartaner von Zeit zu Zeit alle Fremden aus. Whrend im brigen Griechenland die Jugend im Hause der Eltern aufwuchs, war sie hier in groe Kasernen zusammengebracht; während die Jungfrauen und Frauen dort im Hause gehalten wurden, lebten sie hier im Freien und aus dem Markte. War bei den Hellenen der Brger nur im Kriegsfalle Soldat, so waren hier die Soldaten Brger; waren die andern Griechen Soldaten aus dem Stegreife, so waren alle Spartaner Kriegskundige und Kriegsknstler; hier allein gab es eine stehende Armee, welche in bestndiger bung geschult wurde. Whrend es nirgends mehr Könige gab, regierten hier zwei nebeneinander und diese Fürsten wohnten in alten rmlichen Husern. Whrend man bei den andern in den Versammlungen lange Reden pflog, wurde hier nur wenig gesprochen, und statt die Hnde aufzuheben, wurde hier mit Ruf und Geschrei abgestimmt, wie es die Vorvter getan. Aber man fand auch, da die Spartiaten unter den Hellenen allein Ruhe und Mue fr ihre krperliche und geistige Bildung besen. Diese Mue gab auch den Herren Spartas ausreichend Zeit zur verstndigen Erwgung der gemeinsamen Dinge. Man wute Hunderte von Anekdoten zu erzählen, in denen der unbestechliche Verstand, die epigrammatische Schrfe des spartanischen Ausdrucks, der treffende Witz ihrer Antworten ins hellste Licht traten; man bewunderte das Ineinandergreifen aller Einrichtungen Spartas, die pnktliche Folge, welche den Vorgesetzten geleistet wurde, die Heimlichkeit und Schnelligkeit, mit denen die Ephoren ihre Beschlsse faten, die unbegrenzte Gewalt, welche sie bten, und den Gehorsam, welchen sie fanden. Man sah mit einer gewissen Ehrfurcht und Scheu auf die Spartaner, die in schbigen Mnteln, mit derben Stcken, langem Haar und langen Brten nach

5. Altertum - S. 162

1909 - Kempten : Kösel
162 Die Sklaven der Griechen. der Abstand zwischen Herren und Sklaven sehr gemindert wurde, so da die letzteren als Mitglieder der Familie gelten konnten. Wenn man der die niedrige und nichtsnutzige Gesinnung der Sklaven vielfach Klage fhrte, so darf nicht bersehen werden, welche Umstnde zusammengewirkt haben um eine solche Gesinnung herbeizufhren. Der weitaus grte Teil der Sklaven stammte aus Lndern, die auf einer niedrigen Stufe der Gesittung standen. Dazu kommt, da das mehr oder minder deutliche Bewut-sein ihrer unterdrckten, eines Menschen unwrdigen Stellung nicht frderlich sein konnte edlere Gesinnungen in ihnen zu wecken und ihnen Eiser und Liebe fr die Erfllung ihrer Pflichten einzuflen. Den verderblichsten Einflu aber bte neben dem Beispiel der Mitsklaven jedenfalls die harte, ja oft Unmensch-liche Behandlung von feiten der Herren aus. So war es erklrlich, da die Sklaven ihre Herren meist als ihre natrlichen Feinde ansahen; jeder Funke von Ehrgefhl war in ihnen erstickt. Allzu nachsichtige Behandlung und allzu vertrauliches Benehmen der Herren machte dagegen aus den Sklaven freche und verschmitzte Burschen. Freilich hat dieses dstere Bild auch seine lichteren Seiten. Platon sagt, viele Sklaven htten sich ihren Gebietern gegenber besser bewhrt als Brder und Shne und gar manchem Sklaven ist von seinem Herrn als Zeichen der Dankbarkeit fr treue Dienste ein Grabdenkmal errichtet worden. Im allgemeinen ist aber, wie schon erwhnt, die Anhnglichkeit der Sklaven an ihre Herren und deren Haus nicht groß gewesen, so da die meisten eine gebotene Gelegenheit gerne bentzten um zu entlaufen und die verlorene Freiheit wieder zu suchen. Die Strafen, welche der Herr nach seinem Ermessen der ungehorsame und widerspenstige Sklaven verhngte, waren durchaus krperliche. Schlge, die oft genug bis an die Grenze des Ertrglichen gingen, Fesseln, Krummschlieen, Entziehung der Nahrung, harte, oft noch durch Anlegung von Ketten erschwerte Arbeit in Mhlen oder Bergwerken, Brandmarkung aus der Stirn, das waren die Mittel, durch welche man die bse Natur der Sklaven zu bezwingen suchte. Auch Mittel, durch die sich die Herren gegen Beschdigungen und Benachteiligungen von feiten ihrer Sklaven zu schtzen suchten, sind an-gewendet worden: z. B. eine Vorrichtung um die Sklaven beim Mahlen des Getreides oder beim Backen des Brotes am Naschen zu hindern; sie bestand in einer um den Hals befestigten steifen Scheibe, die es ihrem Trger unmglich machte die Hnde an den Mund zu führen. Abgesehen von dem Charakter des einzelnen Herrn gestaltete sich die Lage der Sklaven auerordentlich verschieden, je nachdem sie im Besitze eines Privat-mannes oder eines Staates oder eines Heiligtumes waren. Die erste Klasse war offenbar verhltnismig am wenigsten gnstig gestellt, weil diese Sklaven unter genauerer Aufsicht standen, als es bei den andern mglich war.

6. Altertum - S. 107

1909 - Kempten : Kösel
Die Gymnastik der Hellenen. 107 Seiten heftige Feindschaft und erbitterte Verfolgung zu. Dennoch erhielt sich die Schule und die Lehre der Pythagorer durch Jahrhunderte hindurch. So-wohl der Wert ihrer Forschungen und Ergebnisse als der Hang der Menschen fr das Geheimnisvolle und Wunderbare verschaffte ihr zu allen Zeiten Anhnger. Seinen Jngern erschien der Meister, der im hohen Alter von 84 Jahren zu Metapont in Unteritalien um das Jahr 500 v. Chr. gestorben sein soll, in dem verklrten Lichte eines Heiligen und Wundertters. Ihre Legenden und Wundersagen trugen nicht wenig dazu bei das Leben und Wirken des Pythagoras mit einer mythischen Hlle zu umgeben und alles, was |ich auf dessen Person und Wirksamkeit bezieht, durch sagenhafte bertreibungen zu verwirren und zu entstellen. 14. Die Symndfik der ellenen. G. Busolt in Iwan Mllers Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft. (Gotha, F. A. Perthes.) Die Gymnastik der Hellenen, diese einzigartige Erscheinung in der Geschichte der Menschheit, entsprungen aus der natrlichen Lust an krperlicher Kraft und Gewandtheit, war jedenfalls durch das kriegerische Leben, das die dorische Wanderung und die gefahrenreichen Ansiedelungen im Gefolge hatten, ausge-bildet worden. Aus dem Streben des jugendfrischen Hellenen seine Kraft und Gewandtheit am andern zu messen und ihn womglich zu bertreffen ist die Agoniftik2) hervorgegangen, die Freude an Kampf- und Wettspielen; frhzeitig schon brachte er in diese Kmpfe Regel und Ordnung; ihm erschien seine Ttig-keit erst dann als vollwertig, wenn er sie im Wettstreit mit andern erprobt und wenn er bei diesen Anerkennung gefunden hatte. In den jngeren Bestand-teilen der homerischen Gedichte erscheinen Gymnastik und Agonistik bereits sehr ausgebildet. Bei den Leichenspielen des Patroklos kommen die meisten Arten der Wettkmpfe vor, die noch in spterer und sptester Zeit zu den Hauptarten gezhlt wurden: neben Wagenrennen Faustkampf, Ringkampf, Wettlauf und Speerschleudern. Bei den Spielen der Phaken finden sich unter anderm der Sprung und das Werfen mit dem Diskos. Ein dichter Zuschauerkreis umgibt den Kampfplatz; das Los entscheidet die Stellung der Kmpfenden, die beim Faust- und Ringkampf nur mit einem Lendenschurz bekleidet sind; es fehlt nicht an Schranken, an bestimmten Zielen, die gesteckt oder markiert wurden, an *) f. S. 79. 2) Unter Agonistik versteht man die zum Zwecke des Wettkampfes getriebene Gymnastik.

7. Altertum - S. 109

1909 - Kempten : Kösel
Die Gymnastik der Hellenen. 109 gedient werden. Denn die Selbstdarstellung des Menschen in dem Vollmae seiner krperlichen Tchtigkeit, welche in den Fest- und Wettspielen zum Ausdruck kam, galt als der wrdigste Dienst, der den Gttern geleistet werden konnte. Stellten sich aber Jnglinge und Männer in ihrer ganzen Kraft, Stattlichkeit und Schnheit dar, so muten sie sich bei den gymnischen Spielen unver-hllt zeigen und so siegte denn der sthetische Sinn der die noch in den homerischen Gedichten zutage tretende Schamhastigkeit; die Begeisterung fr die Schnheit des nackten mensch-lichen Krpers nahm zu und fand besonders Nahrung in den National-spielen, die sich aus den landschast-lichen Festspielen allmhlich entwickelten. Die gymnastische Durchbildung blieb aber nicht ausschlieliches Vorrecht des Geburtsadels; schon vor, namentlich aber seit den Perserkriegen wurde diese Bildung Gemeingut aller freien Hellenen. Entsprechend der Bedeutung, die man allgemein der Gymnastik zu-erkannte, wurden in allen Stdten, auch in den kleinsten und unbedeutend-sten, bungspltze mit entsprechenden Rumlichkeiten, Gymnasia, angelegt, welche den Architekten interessante Auf-gaben stellten, insoferne die vielen bungsrume und baulichen Anlagen mit ihren verschiedenartigen Bestim-mungen zu einem ebenso schnen als zweckmigen Ganzen zu vereinigen waren, und es wurde den Jnglingen wie den Mnnern in diesen Pflanzschulen edler Mnnlichkeit Gelegenheit geboten durch zusammenhngende naturgeme bungen den Leib zur vollsten Blte mnnlicher Gesundheit und Schnheit har-monisch auszubilden oder in dieser Blte mglichst zu erhalten. Die Wahl der rtlichkeit war bedingt durch die Gre des ebenen Flchenraums, durch die Nhe eines Flusses um nach den bungen Gelegenheit zum erfrischenden Bad und zum Schwimmen zu geben oder durch schattige Baumpflanzungen, die oft auch erst angelegt wurden. Die notwendigsten Erfordernisse waren Rume, die fr die altherkmmlichen und lngst bewhrten bungen des Laufens, Springens, Speerweifens, Diskoswurfes und des Ringens bestimmt waren, woran sich Diskoswerfer.

8. Altertum - S. 181

1909 - Kempten : Kösel
Kleon. 181 der Gott habe selbst versprochen ihnen beizustehen. Mit diesem Orakel hielten nun jene den bisherigen Verlauf der Dinge ganz bereinstimmend. Die Seuche brach gleich von der Zeit an aus, als die Peloponnesier ins Attische einfielen und, was ein merkwrdiger Umstand war, der Peloponnes blieb ganz davon frei. Ihre strkste Wirkung uerte die Krankheit in Athen, sodann aber auch in andern Pltzen, die volkreich waren. 34. Kleon. G. Busolt, Griechische Geschichte. (Gotha, F. A. Perthes.) Kleon war der Sohn des Kleainetos, eines wohlhabenden Mannes. Seine Gerberei und Lederhandlung wird er wohl vom Vater bernommen haben. Dieses Gewerbe bot den Komikern Stoff zu zahlreichen harmlosen und bos-haften Witzen und Anspielungen. Die Persnlichkeit und ffentliche Wirksamkeit des Lederfabrikanten erscheint bei Aristophanes^) in Karikaturen, zu denen der Dichter zwar Zge aus der Wirklichkeit entlehnt, diese jedoch mit starken ber-treibungen versetzt und mit allerlei boshaften Erfindungen verbunden hat. Thukydides zeichnet den Kleon als Muster eines leichtfertigen und prahle-rischen, bswilligen und verleumderischen, brutalen und feigen Demagogen, der sich von niedrigen, selbstschtigen Grnden leiten lt, jedoch auf das Volk mit x) Dieser geist- und witzreiche Lustspieldichter lebte etwa von 450385 b. Chr. Von seinen ueren Lebensumstnden ist nur wenig bekannt. Der Zweck aller seiner Lustspiele, von denen noch elf erhalten sind, ist nicht der bloer Unterhaltung, sondern Frderung der Wohlfahrt seiner Mitbrger in politischer wie moralischer Hinsicht. Rck-sichtslos enthllte Aristophanes alle Schwchen und Gebrechen in dem staatlichen, gesell-schaftlichen und wissenschaftlich-knstlerischen Leben Athens und seiner Zeit berhaupt. Alles Krankhafte, Entartete, Verweichlichte, in welcher Gestalt es herbortreten mochte, wurde von der Geiel seines Spottes getroffen. Die Umtriebe schlauer und selbstsuchtiger Demagogen, die unselige Kriegslust einer eitlen, ehrschtigen Junkerschaft, die leichtfertige Neuerungssucht der Volksgemeinde in Athen und deren leidenschaftlicher Hang fr Gerichtssitzungen und Volksbersammlungen, die Verweichlichung und Modesucht der Jugend, der Verfall der mnnlichen Erziehung, die sittliche Erschlaffung der Brger-schaft, das Jagen nach Geld und mhelosem Genu, die Entartung der tragischen Poesie und der Tonkunst, alle die Verkehrtheiten und Laster werden von seiner khnen Satire schonungslos gegeielt, von den spitzen Pfeilen seines Witzes ins Innerste getroffen, von seinem sittlichen Unwillen in ihrer ganzen Ble und Erbrmlichkeit hingestellt. Indem so der Dichter dem Volke sein hliches Zerrbild im bergrernden Spiegel hin-hlt, blickt er selbst mit Sehnsucht nach der Kraft, Tugend und Sitteneinfalt der alten Zeit, die er gerne zurckfhren mchte. Als Geschichtsquellen fr politische Tatsachen und fr die Charakterzeichnung historischer Personen sind seine Dichtungen freilich nur mit groer Vorsicht zu berwerten. (Zum Teil nach Webers Weltgeschichte.)

9. Altertum - S. 182

1909 - Kempten : Kösel
182 Kleon. so berzeugender Kraft wie kein anderer seiner Zeit zu wirken vermag. Ob-schon das, was der Geschichtschreiber an Tatsachen in Bezug auf Kleon berichtet, unzweifelhaft der Wahrheit entspricht, so ist doch sein Urteil der die Beweg-grnde des Volksmannes sichtlich von heftiger Abneigung beeinflut und getrbt. Kleons staatsmnnische Begabung war hchst zweifelhaft. Allerdings zeigte er wiederholt ein offenes Auge fr die realen Verhltnisse und die unmittel-baren Erfordernisse einer gerade gegebenen Lage, aber es fehlte ihm an weiterem politischem Blick, an der Fhigkeit zum besonnenen Abwgen der Gesamtlage und der sich daraus ergebenden Konsequenzen. Seine Malosigkeit raubte ihm die Erkenntnis des Erreichbaren. In mancher Hinsicht, namentlich in der Bundespolitik ging er von Grundstzen des Perikles aus, aber er zog aus denselben bertriebene Folgerungen. Wie Perikles, schenkte er dem Finanz-wesen besondere Aufmerksamkeit. Er war darauf bedacht die Staatseinknfte zu erhhen und achtete scharf auf die Eintreibung der Steuern. Seiner milit-rischen Unfhigkeit scheint er sich seit dem Erfolge von Sphakteria *) nicht mehr recht bewut gewesen zu sein und doch war gerade ihm die Aufgabe viel zu schwer das Volk zu leiten und zugleich das Heer zu befehligen. So fehlte ihm eine wesentliche Vorbedingung zur Erlangung eines so weit reichenden Einflusses, wie ihn Perikles ausgebt hatte. Da er dennoch einen groen Einflu besessen, verdankte er bei dem Mangel an bedeutenden Staatsmnnern nament-lich seinem Geschick in der Behandlung der Masse und seiner hervorragenden volkstmlichen Beredsamkeit. Wenn er auf der Rednerbhne, womglich mit dem Schurzfell angetan, in seiner ungehobelten Leidenschaftlichkeit schreiend und polternd aus dem Stegreif drauf los wetterte, dann erregte er bei den an-stndigen Leuten der Gesellschaft argen Ansto; aber er verstand es das Volk zu packen und mit sich fortzureien. Dabei verschmhte er zwar nicht geschickt angebrachte Schmeicheleien, nahm aber auch kein Blatt vor den Mund und scheute sich nicht das Volk derb abzukanzeln. Dieses schenkte ihm Vertrauen, weil es ihm glaubte, da er sein, des Volkes, wahrer Freund sei und mit auf-richtigem Eifer seinen Interessen diene. Gewi hat Kleon ein solches Vertrauen nicht voll verdient; aber bei aller seiner Sucht die erste Rolle zu spielen und das groe Wort zu führen lt sich doch nicht nachweisen, da er sich ohne ehrliche berzeugung und ausschlielich von niedrigen persnlichen Beweggrnden leiten lie und da er, wie seine Gegner meinten, den Krieg nur deshalb fort-setzen wollte, damit nicht, sobald Ruhe eingetreten wre, seine Schurkenstreiche ans Licht kmen und seine Verleumdungen weniger Glauben fnden. Seine *) Die spartanische Besatzung der dem messenischen Hafen Pylos vorgelagerten Insel Sphakteria hatte sich ihm und dem Flottenfhrer Demosthenes ergeben mssen. 298 Lake-dmonier, darunter 120 Spartaner aus den angesehensten Familien, fielen in athenische Gefangenschaft (425 v. Chr.).

10. Altertum - S. 245

1909 - Kempten : Kösel
Alexander der Groe. 245 Die Besiegten fhlten sich nicht als Bedrckte; sie schlssen sich der neuen Herr-schast an und daher ist es gekommen, da Alexanders Heerfahrt fr die meisten der unterworfenen Lnder der Anfang einer neuen Zeit geworden ist. Seine alten Genossen, die Makedonen, wurden ihm durch die Gunst, die er den Barbaren er-wies, vielfach entfremdet; aber sie muten sich fgen; denn Alexander duldete beider Durchfhrung seiner Absichten keinen Widerspruch und wer ihm nicht folgen wollte, ward vernichtet. Je lnger er regierte, desto mehr nahm seine Strenge zu, und er war, namentlich bei seiner nchsten Umgebung, mehr gefrchtet als geliebt. Er war von aufbrausendem Zorn und hat sich dann mehr als ein-mal vergessen; einige der in diesem Zustande verbten Gewalttaten sind unver-ischlich im Andenken der Menschen geblieben; aber wenn er gefehlt hatte, so wute er auch zu bereuen. Er liebte die Gelage mit seinen Freunden und sa gerne, besonders an Festtagen, bis tief in die Nacht hinein beim Becher; aber er trank, wie ein glaubwrdiger Autors versichert, nicht viel; es war mehr die frhliche Geselligkeit, die ihn anzog. Auch sonst wute er seine Begierden zu beherrschen; nur den Geschften und den Pflichten seiner Wrde war er ganz ergeben. Fr sich wendete er nur wenig aus; um so freigebiger gab er seinen Freunden und den Gttern, die er mit Hingebung verehrte. Kein Tag verging ohne Opfer; er liebte es die Gtterfeste aufs prchtigste nach helle-nischer Weise mit Wettkmpfen in leiblichen utid musischen Knsten zu begehen2). Alexanders Gestalt war nicht eben groß, aber wohl gebildet; in allen kriegerischen Knsten war er vollkommen gebt und in der Schlacht oft von verwegenem Mute. Auch an geistiger Ausbildung stand er seinen Zeitgenossen nicht nach. Er war unterrichtet und hatte Sinn und Neigung fr Musik und Dichtung; namentlich dem Homer bewies er unbegrenzte Verehrung. Als ein echter König erkannte er jede hervorragende Leistung an und umgab sich mit den tchtigsten Krften. Er war der Mittelpunkt der damaligen Welt, der alles an sich zog, dem alles dienen mute. So hat er eine Welt umgestaltet und eine neue Ordnung begrndet; so kurz sein Leben war, so hat es doch auf Jahrhunderte hinaus gewirkt; nie ist sein Gedchtnis erloschen. x) Aristobulos, ein zuverlssiiger Augenzeuge der Taten Alexanders, dessen Angaben Arrianos (vgl. S. 234) bentzt hat. Arrians Werk avaoi? 'Aletjrdgov ist fr die Geschichte des Alexanderzugs die erste Quelle. Zwar wird von andern Schriftstellern berichtet, Alexander habe bermig getrunken; aber ein so rastlos ttiger Mann kann nicht wohl ein Sufer gewesen sein. 2) Die musischen Knste der alten Griechen umfaten die Dichtkunst, Musik, Tanz-und Schauspielkunst, auch die Beredsamkeit, Grammatik, Philosophie und Sternkunde. In diesen der hheren geistigen und sittlichen Ausbildung dienenden Knsten mute neben der Gymnastik ein Grieche bewandert sein, wenn er Anspruch aus den-Namen eines freien und gebildeten Mannes erheben wollte.
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