154
in Afrika und seine Verfassung behält, giebt sogleich alle gewonnenen
römischen Schiffe und Güter und alle Gefangenen ohne Lösegeld zurück,
liefert die Ueberlaufer und römischen Sklaven aus; übergiebt alle Kriegs-
schiffe und behalt nur zehn Triremen; (.500 Schiffe ließ nachher Scipio
in die hohe Dee fahren und dort verbrennen: ein so trauriger Anblick für
die Punier, als hatte ihre eigene Vaterstadt in Flammen gestanden!)
überliefert ferner alle Kriegselephanten und richtet keine mehr ab; ent-
schädigt den Mastnissa für allen im Kriege erlittenen Verlust, zahlt
binnen 50 Jahren als Kriegskosten 10,000 Talente (12 Millionen Thlr.),
stellt hundert Geißeln, die Scipio auswählt, und führt ohne Roms Be-
willigung weder in Afrika, noch in irgend einem andern Lande Krieg.
Durch diesen letzten Punkt war Karthago ganz der Gnade Roms dahin-
gegeben , und die unbestimmte Forderung der Entschädigung Masinissa's
bewirkten des Staates Ruin. Vis zur Bestätigung des Friedens durch
den Senat und das Volk in Rom mußten die römischen Truppen von
Karthago mit Proviant und Sold versehen werden. Diese Bestätigung
erfolgte nicht ohne Widerspruch einiger Senatoren, welche den Krieg ver-
längern und die gefährliche Stadt ganz vertilgen wollten, im Jahr 201
v. Ehr., 353 n. R. Nachdem Scipio die Friedensbedingungen vollzogen
und die nöthigen Anordnungen getroffen hatte, kehrte er über Sicilien
nach Rom zurück, mit lautem Jubel in allen Städten Italiens, durch
die er kam, empfangen. Sein Triumphzug war der glänzendste, den Rom
bis dahin gesehen hatte; 123,000 Pfund Silber (über 3 Millionen
Gulden Conv. M.) legte Scipio in die öffentliche Schatzkammer. Un-
gewiß ist, ob die Liebe der Soldaten, oder das Wohlwollen des Volkes,
oder die Schmeichelei der nähern Umgebung den Scipio durch den Zu-
namen: der Afrikanische (Africanus) nach dem von ihm besiegten Volke
verherrlichte. Nach seinem. Beispiele fügten späterhin auch andere Feld-
herren prunkende Zunamen von überwundenen Völkern ihrem Familien-
namen bei.
Xxi.
Der makedonische und der syrische Krieg.
Mit dem zweiten Frieden zwischen Rom und Karthago endigt das
anziehende und erhebende Schauspiel, wo Rom meist gegen gleich starke,
zum Theil gegen überlegene Feinde in einem langen, mühe- und gefahr-
vollen Kampfe begriffen, die Herrschaft Italiens, der Inseln des Mittel-
meers und Spaniens errungen hat. Somit verschwand aber auch die
alte Einfachheit der Sitten und Biederkeit der Gesinnung; denn das
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Sipylus in Lydien. Antiochus sieh nach der großen Niederlage seines
Heeres nach Syrien und bat um Frieden, den er unter folgenden Be-
dingungen erhielt: 1) Der König tritt Kleinasien diesseit des Taurus
bis an den Halys ab; 2) giebt die Kriegsschiffe heraus und halt nur
zehn Frachtschiffe, überliefert die Kriegselephanten und zähmt keine
mehr; 3) zahlt 15,000 euboische Talente in zwölf jährlichen Terminen
(19 Mill. Thlr.), an Eumenes 400 Talente; 4) liefert den Thoas
und Hannibal nebst einigen andern Friedensstörern aus und giebt endlich
seinen jüngern Sohn Antiochus als Geißel. So war die Macht des
großen syrischen Reiches auf immer gebrochen und dasselbe in stete
Abhängigkeit von Rom gestellt. Der Senat, noch immer den Schein
der Herrschaft meidend, gab das in Kleinasi'en gewonnene Land theils
an Eumenes, den getreuen Bundesgenossen, theils an die Rhodier für
geleistete Dienste zur See. Dagegen mußten die Aetoler für ihren
Abfall hart büßen. Nach vielen Gesandtschaften und Fürbitten be-
wirkten sie endlich beim Consul M. Fulvius Nobilior im I. 189
den Frieden, wonach sie die Majestät und Herrschaft des römischen
Volkes verehren, mit demselben gleiche Feinde und Freunde haben,
sogleich 200 euboische Talente und binnen sechs Jahren noch 30o
zahlen mußten. Das wilde und kriegslustige Volk der Galater in
Phrygien (Galatien), das gleichfalls für Antiochus gestritten hatte,
bändigte der andere Consul En ejus Manlius Vulso und machte
ihnen nur die Friedensbediugung, ihre Raubzüge einzustellen und in
ihren Grenzen zu bleiben. Lucius Scipio erhielt nach seiner Rückkehr,
außer einem glanzenden Triumph, den Beinamen Asiaticus. »Mit
seinem asiatischen Heere aber hielten die ersten Reize der ausländischen
Ueppigkeit in Rom ihren Einzug. Dieses Heer brachte zuerst die Tafel-
sessel mit ehernen Füßen, die kostbaren Zeugdecken, die Vorhänge und
anderes Kunstgewebe in die Stadt, und die damaligen Prachtstücke des
Hausraths, die Rundtische mit Einem Fuße und die Trinktischchen.
Nun erhohete man die Freuden des Mahles durch Sängerinnen und
Harfenmadchen, und durch die wahrend der Tafel belustigenden Kunst-
spieler; auch das Mahl selbst wurde mit größerer Sorgfalt und grö-
ßerem Aufwands ausgerichtet: nun erhielt der Koch, bei den Vorfahren
im Preise und im Gebrauche der schlechteste Sklav, einen Werth, und
was Knechtsgeschaft gewesen war, galt nun Kunst. Und doch war
Alles das^ was damals auffiel, im Verhältniß zu der Ueppigkeit, die
noch kommen sollte, kaum der Keim."
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c-
177
das Klaggeschrei der verwundeten, von den Dächern herabgeftürzten,
halb verbrannten und zerquetschten Greise, Kinder und Frauen, welche
sich in den Häusern verborgen hatten. Noch schrecklicher war das
Schicksal der Unglücklichen, welche von den Arbeitern, die den Schutt
wegräumten, um einen Weg für die heranrückenden Truppen zu bahnen,
mit eisernen Hacken hin und her gezogen und lebendig begraben wurden,
so daß noch die Beine oder der Kopf aus dem Schutt hervorragten,
worüber dann die Reiterei schonungslos hinwegsprengte und Alles zer-
trat. Die Hitze des Kampfes, die Aussicht auf den nahen Sieg, der
Eifer des ganzen Heeres, das Geschrei der Herolde, das Schmettern
der Trompeten, das Rufen der hin- und herrennenden Obersten und
Hauptleute mit der ablösenden Mannschaft, hatte in dieser Blutarbeit
alles menschliche Gefühl erstickt; nicht Schonung, sondern Vertilgung
war die allgemeine Losung. So dauerte der schreckliche Kampf sechs
Tage und sechs Nächte, in welchen Scipio ohne Rast und Schlaf
auf dem Platze blieb, bis er abgemattet niedersank und von der Höhe
herab den Schauplatz der gräßlichsten Zerstörung überblickte.
Endlich erschienen am siebenten Tage Abgeordnete aus der Byrsa
und baten um freien Abzug für die, welche dieselbe verlassen wollten.
Scipio gewährte ihnen diese Bitte, nur nahm er die Ueberläufer von
dieser Begünstigung aus. So zogen an 60,000 Männer und Frauen
durch eine Mauerlücke, die man ihnen öffnete, heraus und erhielten
eine Wache. Hasdrubal, der jede Aufforderung zur Uebergabe abwies,
rettete sich und seine Familie mit etwa neunhundert Ucberläufern in den
festen Tempel des Aesculapius, der auf dem höchsten Felsengipfel lag,
wohin man auf sechzig Stufen hinaufstieg. Noch vertheidigte sich
diese kleine Schaar aus Verzweiflung eine Zeit lang. Als aber Hunger
und Schlaflosigkeit ihre Kräfte verzehrt hatte, rannten sie in den Tempel
und auf dessen Dach, während Hasdrubal als Schutzflehender, mit
Oetzweigen in der Hand, heimlich zum Scipio floh. Dieser zeigte den
treulosen Ueberläufer der verlassenen Schaar, welche nun unter schreck-
lichen Verwünschungen den Tempel in Flammen steckte und sich mit
demselben verbrannte. Hasdrubals edle Gattin aber trat mst ihren
beiden Knaben auf die Zinne des brennenden Tempels und schrie zum
Scipio hinüber: »Ueber dich, o Römer, keine Rache der Götter, du
stehst ja in Feindesland im Felde. Aber diesen Hasdrubal, der zum Ver-
räther geworden ist am Vaterlande, an dessen Heiligthümern, an mir
und seinen Kindern, mögen die Rachegötter Karthago's heimsuchen
und du, zunächst den Rachegöttern!" Hierauf rief sie zum Hasdrubal:
»»O du frevelhafter, treuloser, feigster unter den Männern! für mich
12
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208
Tätigkeit gewöhnte und zu dem bevorstehenden Kampfe vorberckteke,
während die cimbrischen Schaaren nach den Pyrenäen zogen und ohne
Erfolg gegen celtiberische Stämme kämpften. Nach ihrer Rückkehr
theilten sich die Deutschen: die Teutonen und Ambronen wählten den
Weg durch das südliche Gallien nach Italien, die Cimbrer zogen durch
Tyrol und wollten mit den Tigurinern vereinigt über die Alpen Vor-
dringen.
Marius stand in einem verschanzten Lager, als die Cimbrer ihn
zu einer Schlacht reizten, der er vorsichtig auswich, um in den Sol-
daten die Furcht vor den nordischen Barbaren zu schwächen und ihren
Muth zu.stärken, als sie einen Angriff der Feinde auf das Lager ab-
schlugen. Als nun sein Heer zu einer Hauptschlacht gegen die vor-
überziehenden Germanen geführt zu werden verlangte, gebot ejt zu
warten, bis seine Orakel es bestimmen würden. Er führte nämlich
eine syrische Seherin, Namens Martha, bei sich, nach deren Gebot
er opferte. Gewöhnlich erschien sie dabei in purpurnem Gewände, eine
mit Bändern und Kränzen geschmückte Lanze haltend, und erregte durch
das Ungewöhnliche ihres Aufzugs auch bei den Soldaten Bewunderung.
Diese wurde noch vermehrt durch zwei Geier, welche gewöhulich vor
glücklichen Unternehmungen sich dem Heere des Marius zeigten und
an den ehernen Halsbändern kenntlich waren, welche die Soldaten
ihnen angelegt hatten. Daher war ihre Erscheinung auch jetzt eine
glückliche Vorbedeutung.
(Siehe die Abbildung N= 51.)
Sechs Tage dauerte der Vorbeimarsch der Cimbrer, welche höhnisch
den Römern, die vom Lagerwalle zusahen, zuriefen, ob sie etwas an
ihre Frauen zu bestellen hätten, denn sie, die Cimbrer, würden bald
bei ibnen seyn. Jetzt erst zog Marius, zum vierten Male Consul im
I. 102, ihnen nach und erreichte sie bei Aqnä Sertiä. Da sein
Lagerplatz ohne Wasser war und die Soldaten über Durst klagten,
zeigte er ihnen einen Fluß, der in der Nähe des feindlichen Lagers
strömte, mit den Worten: »Dort kauft man für Blnt einen Trunk.»
Während aber die Soldaten das Lager befestigten, eilten einige Troß-
knechte bewaffnet zum Wasserholen dahin. So entspann sich anfangs
ein Gefecht, das bald in einen allgemeinen mörderischen Kampf über-
ging, der erst am zweiten Tage mit der gänzlichen Vernichtung der
Teutonen endigte. Weder ihr furchtbarer Schlachtruf, noch die Ver-
bindung ihrer Schlachtreihen durch Ketten, noch der Verzweiflungs-
kampf der teutonischen Frauen an der Wagenburg vermochte etwas
gegen das mit Begeisterung geführte Schwert der Römer und ihre
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Namens_Martha Marius Marius Marius Marius
209
Kriegskunst auszmichten. Zweimal hunderttausend Barbaren wurden
getodtet, achtzigtausend gefangen und mit ihnen ihr riesenmäßiger König
Teutoboch, der nachher des Marius Triumph zierte. Als Marius
auf dem Schlachtfelde noch beschäftigt war, die feindlichen Waffen zu
verbrennen, erhielt er die Nachricht, daß er zum fünften Male Consul
geworden sey, worüber das Heer in lauten Jubel ausbrach.
Marius aber eilte hierauf dem Proconsul Q. Luctatius Catu-
lus, einem edlen und tapfern Feldherrn, zu Hülfe, der an der Etsch stand,
uni die durch die Alpenpässe in Italien eingedrungenen Cimbrer auf-
zuhalten, aber jetzt in großer Bedrangniß sich befand. Als sich Ma-
rius genähert und den Barbaren gezeigt hatte, daß ihre Brüder ver-
nichtet seyen, lieferte er, in Verbindung mit Catulus und dessen
Unterfeldherrn Sulla, auf den Raudischen Feldern bei Vercella
(oder bei Verona) am 30. Juli (Iii. Kal. Scxt. oder Aug.) 101 v.
Ehr., 653 n. R. den Cimbrern eine zweite Vertilgungöschlacht, welche
einhundert fnnfzigtansend an Zahl in einem ungeheuren Viereck, welches
funfzehntausend gepanzerte Reiter deckten, langsam und in Staub-
wolken gehüllt gegen die Römer heranzogen und diese durch eine ver-
stellte Flucht fast geschlagen hatten, wenn nicht zufällig die hervor-
brechende Sonne die Cimbrer geblendet und die brennende Hitze dieses
heißen Tages die daran nicht gewohnten nordischen Krieger ermattet
hatte. Das Glück stand auch in diesem gräßlichen Kampfe der Ver-
zweistung den Römern zur Seite. Den letzten Widerstand leisteten die
Frauen an der Wagenburg. Da sie alles verloren sahen, todteten sie
ihre eigenen Kinder und mordeten sich selbst, um nicht in ehrloser
Knechtschaft römischen Lüsten ftohnen zu müssen. Einhundert und
vierzigtausend Feinde sollen geblieben, sechszigtausend in Gefangenschaft
gerathen seyn. Die Tiguriner wagten nach einer solchen Niederlage
ihrer Freunde keinen Kainpf mehr, sondern zerstreuten sich. Rom war
voll Jubels über die Vernichtung der gefürchteten Barbaren und pries
den Marius als den dritten Gründer der Stadt. Er und Catulus,
dem eigentlich die Ehre des Sieges über die Cimbrer gebührte, hielten
einen herrlichen Triumph.
Xxxl.
Unruhen in Nom. Der Bundesgenossenkrieg.
Nach der Vernichtung jener germanischen Heere bedrohete kein
auswärtiger Feind den Frieden Italiens. Der zweite Aufstand der
Sklaven in Sicilien war bald unterdrückt und die Kriege in Spanien
14
s
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Extrahierte Personennamen: Marius_Triumph Marius Marius Marius Marius Marius Luctatius Sulla Sulla Marius Marius
188
zum hohem Staatsdienste oder schon erfahrne Männer wurden als
Legaten durch Senatsbeschluß dem Oberbefehlshaber beigegeben. Außer-
dem hatte derselbe noch ein zahlreiches amtliches und nichtamtliches
Gefolge von Schreibern, Gerichtsbeisitzern, Unterbeamten aller Art,
Freunden und Sklaven für alle Bedürfnisse bei sich. Die Reisekosten
bezahlte der Staat; seine weitere Unterhaltung aber besorgte die Pro-
vinz, welche Geld und Lebensmittel für den Hofstaat (cohors) des
Gouverneurs liefern mußte. Mit den Eroberungen vermehrten sich
auch die Staatseinkünfte, deren Oberaufsicht der Senat hatte.
Seit der Unterjochung Macédoniens begann der eigentliche Reichthum
des Staates, so daß nach dem Triumphe des Aemilius Paullus im
Jahr 168 den römischen Bürgern die bisherige Kopfsteuer ganz erlassen
werden konnte. Die gewöhnlichen Staatseinkünfte bestanden in den
Tributen der Provinzen und der Bundesgenossen in Italien, in den
Pachtgeldern von den Pachtländereien in Italien und in den Provinzen,
von den Zollen (portoria) in den Hafen und Grenzstädten, von den
Bergwerken, besonders den spanischen, und von den freigelassenen
Sklaven (liberti, libertini), welche den zwanzigsten Theil ihres Kauf-
preises in das Aerarium oder in die Staatskasse abgeben mußten. Die
höchsten Beamten des öffentlichen Schatzes waren die Quästoren,
von den Consuln ernannt und von diesen abhängig. Eine große Menge
Schreiber (scribae), in Decurien oder Büreaur getheilt, standen unter
ihnen als Subalterne oder niedere Beamte, meist Freigelassene, welche
ein jährliches Gehalt erhielten und nicht jährlich wechselten, daher den
Quästoren, deren Amt nur ein Jahr dauerte, unentbehrliche Leute,
weil sie den Gang der Geschäfte am besten kannten.
Mit der steigenden Bevölkerung der Stadt vermehrten sich die
Rechtshandel so, daß dem Stadt-Prätor, dem höchsten Richter in
Eivilprocessen, besonders erwählte Richter beigegeben werden mußten,
aus jeder der 35 Tribus drei. Daher nannte man sie die Hundert-
männer (centumviri), und aus ihnen wählte der Prätor für die ein-
zelnen Processe die Richter, welche nun eine Art vorp Geschworengericht
oder Jury bildeten. Staats- und Criminalprocesse entschied die Volks-
versammlung, die zur Untersuchung der Sache besondere Richter (quae-
stores parricidii) ernannte. Um die Raubsucht in den Provinzen zu
beschränken und andere dem Staate gefährliche Verbrechen zu unter-
suchen, veranlaßte der Tribun L. Calpurnius Piso im I. 144 v. Ehr.
die Einführung beständiger Criminalgerichte (quaesliones perpetuae),
welche vorzugsweise die Anklagen wegen Erpressungen in den Provinzen
säe repetunäih, wegen Erschleichung und Erkaufung öffentlicher Aemter
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225
Schreckenszeit aufgehört hätten Römer zu seyn. Endlich nahm das
Morden ein Ende, aber nur ans Mangel der Opfer, nicht aus Mäßi-
gung oder Gefühl der Barmherzigkeit, die dem Blntmenschen Sulla
fremd war.
Xxxhi.
Sulla s Diktatur. Der zweite Krieg gegen Mithridates.
So hatte denn Sulla mit schaudervoller Grausamkeit seine Feinde
vertilgt, und kein Widersacher stand mehr gegen ihn, als der weit ent-
fernte Sertorius, gegen den er seinen Legaten Metellus abschickte.
Daher nannte er sich, und seine Schmeichler thaten es nach, den
Glücklchen, Fau3tu8 oder Felix, auch Epaphroditos, der Ve-
nus oder Aphroditeliebling. Seine Freunde erklärten Alles, was er gethan
hatte, für gültig und unangreifbar und errichteten ihm vor der Redner-
bühne eine vergoldete Statue zu Pferde mit der Uuterschrift: Corne-
lius Sulla Imperator Felix. Um aber seiner fast königlichen Macht
den Schein des Rechts zu geben, verließ er die Stadt, damit der
Senat sich mit größerer Freiheit versammeln könne. Um bei der Wahl
der neuen Consuln, denn Marius und Carbo waren todt, den Vorsitz
zu führen, wurde L. Valerius Flaccus zum Jnterrer ernannt. Diesem
gab Sulla den Wink, daß zur Wiederherstellung der Staatsverfassung
eindictator ernannt werden müsse. Obgleich seit hundert und zwanzig
Jahren diese außerordentliche Staatswürde geruht hatte, so wurde der
allgewaltige Sieger doch ohne Widerrede Dictator auf unbestimmte
Zeit, um Gesetze zu geben und die Lage des Staates zu ordnen.
Sulla's Dictatur war dadurch, daß die Zeitbeschränkung wegfiel, eine
vollendete Willkührherrschaft. Machtlos standen unter ihm die beiden
Consuln, die er wählen ließ; vier und zwanzig Lictoren mit Beilen
schritten vor ihm her und eine starke Leibwache umgab seine Person.
Als damals gegen seinen Willen der Feldherr Lucretius Ofella, der
Präneste erobert hatte und in des Dictators Gunst zu stehen glaubte,
um das Consulat anhielt, ließ ihn Sulla durch einen Centurio beim
Stimmensammeln ermorden. Unter großem Zulauf des Volkes wurde
der Thäter vor den Dictator gebracht. Er erklärte aber der ihn um-
drängenden Volksmenge, daß Ofella auf seinen Befehl getödtet worden
und der Centurio freizulassen sey, und fügte noch folgende Fabel hinzu:
>7 Ein Landmann, der beim Pstuge vom Ungeziefer geplagt wurde,
stand zweimal still, um seine Jacke davon zu reinigen; als er das
dritte Mal gebissen wurde, warf er die Jacke mit allem, was darinne
/
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla Sulla Felix Felix Sulla Felix Felix Marius Marius L._Valerius_Flaccus Sulla Lucretius_Ofella Sulla Ofella
222
Sulla dagegen sprach, bat jener ihn zu bedenken, daß man die aus-
gehende Sonne mehr als die untergehende zu ehren pflege. Der Tri-
umph wurde ihm, gegen die Gesetze des Staates, gewahrt.
In Asien suchte der von Sulla zurückgelassene Feldherr Murena,
lüstern nach einem Triumphe, Gelegenheit zu einem Kriege. Archelaus,
der beim Mithridates in Ungnade gefallen war, hatte sich damals zu
diesem Murena geflüchtet und ihn zu einem Angriff auf den damals
am Bosporus beschäftigten König beredet. Dieser klagte in Rom.
Auch gebot der Senat dem Murena, den Krieg aufzugeben. Als er
dessen ungeachtet fortfuhr, des Mithridates Landschaften zu verwüsten,
zog dieser gegen ihn und trug am Halys einen vollständigen Sieg da-
von. Sulla schickte hierauf im Jahr 81 den Aulus Gabinius nach
Asien, welcher diesem zweiten kurzen pontischen Kriege ein Ende machte.
Mithridates gab einen großen Friedensschmaus, wobei er eine Summe
Geldes auf die meisten Becher und Schüsseln legte, als Preis für die
besten Scherze, für den schönsten Gesang, und für Alles, woran er
sonst Gefallen hatte. Gabinius allein nahm keinen solchen Preis, denn
er hielt es unter seiner Würde, entweder überhaupt mitzubuhlen, oder
als Sieger in wichtigen Dingen den Preis anzunehmen.
Als der Senat geordnet und beruhigt zu seyn schien, legte Sulla
die Dictatur freiwillig nieder und trat in den Privatstand zurück. Als
Bürger ging er wieder unter den Bürgern auf dem Markte umher und
erklärte sich bereit, Rechenschaft über seine Handlungsweise abznlegen,
aber keiner verlangte sie. Als ein frecher Knabe beim Nachhausegehen
ihm Schmähungen uachrief, sagte er: „Dieser Knabe wird Schuld
seyn, daß künftig Niemand mehr, wenn er im Besitze einer großen
Gewalt ist, dieselbe niederlegt.« Dann zog er, überdrüssig der Haupt-
stadt, auf seine Güter in Kampanien und beschäftigte sich mit Jagd
und Fischerei. Sein ausschweifendes Leben aber, das er auch im
Alter fortsetzte, stürzte ihn m-etne fürchterliche Krankheit, wodurch sein
Körper mit Geschwüren und Ungeziefer bedeckt wurde. Nach einer an-
dern Nachricht starb er an Entkräftung und an einem Fieber. Zwei
Tage vor seinem Tode vollendete er das zwei und zwanzigste Buck-
feiner Tagebücher. Er starb auf feinem Landgute bei Puteoli, j. Poz-
zublo, sechszig Jahre alt, im I. 78 v. Ehr. Catulus und Pompejus
setzten es gegen Lepidus durch, daß sein Leichnam aufeiner vergoldeten Bahre
im königlichen Schmucke durch Italien nach Rom getragen wurde. Voran
trug man alle die Ehrenzeichen seiner ehemaligen Würden und zwei-
tausend goldene Kränze, als Geschenke der Städte, Legionen und ein-
zelner Anhänger. Aus Furcht vor den bewaffneten Schaaren, die
. 13
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla Murena Sulla Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Asien Rom Asien Kampanien Italien Rom
227
Zuflucht nach Spanien nahm, um sich und seinen Freunden, noch vor
Ankunft der sullanischen Truppen, dort einen sichern Zufluchtsort zu
verschaffen, haben wir im vorigen Abschnitte erwähnt. Zwar fand er
auf seinem Zuge viele Hindernisse, aber er gewann die Barbaren mit
Gold und kam so sicher über die Pyrenäen nach Spanien, wo er sich
bald die Liebe der Einwohner erwarb, aus den dort wohnenden Rö-
mern ein tüchtiges Heer bildete, eine Flotte ausrüsiete und Kriegs-
werkzeuge bauen ließ. Allein Sulla's abgeschickter Feldherr Cajus
Annius überwältigte an den Pyrenäen des Sertorius Truppen und
warf mit seinem zahlreichen Heere alles über den Haufen, was sich
ihm widersetzte. Sertorius floh mit 3000 Mann nach Neu-Karthago
und von da nach Mauretanien, wo er im Kampfe gegen die Afrikaner
fast alle seine Begleiter verlor. Daher segelte er mit einigen cilicischen
Seeräuberschiffen nach der Insel Pityusa, jetzt Jvica, und vertrieb des
Annius Besatzung, konnte sich aber auch hier nicht lauge halten, schiffte
durch die Meerenge von Gibraltar und stieg an der Mündung des
Baris, des h. Guadalquivir, ans Land, wo er durch Schiffernachrichten
bewogen den Entschluß faßte, sich auf den canarischen Inseln, welche
damals wegen ihrer Fruchtbarkeit und ihres schönen Klima's die glück-
lichen oder die Inseln der Seligen genannt wurden, niederzulasseu und
künftig in Ruhe zu leben. Die Cilicier aber, die sich lieber durch
Rauben und Plündern bereichern wollten, segelten, sobald sie des Ser-
torius Plan merkten, nach Afrika und unterstützten einen mauretanischen
Prinzen in seiner Thronstreitigkeit. Bald riefen ihn aber die Lusitaner
zurück und ernannten ihn zu ihrem Oberbefehlshaber gegen die Römer,
die er auch bald zurückschlug und die benachbarten Provinzen Spaniens
eroberte. Die Barbaren gewann er nicht nur durch seine Sanftmuth
und Tapferkeit, sondern verschaffte sich durch Benutzung ihres Aber-
glaubens ein götterähnliches Ansehen. Ein Landmann hatte ihm
nämlich eine junge Hirschkuh von weißer Farbe geschenkt, welche er so
zähmte, daß sie ihm überall nachlief und stöts bei ihm im Läge? war.
Indem er vorgab, daß das Thier ein Geschenk der Diana sei) und
ihm geheime Dinge offenbare, machte er es i'n den Augen der aber-
gläubigen Hispanier zu einem Heiligthum/ Und sie wntd'en noch mehr
durch den glücklichen und ganz ungewöhnlichen Fortgang seiner Kriegs-
unternehmnngen in ihrem Glauben bestärkt.'^Belbst Metellus Pius,
einer der größten Feldherren, konnte nichts gegen chen verwegener: Par-
thcigänger ausrichten, der mit seinen Leuten den Gebirgskrieg mit eben
so großer Klugheit als Ausdauer und Schnelligkeit in den Bewegungen
führte. In seinem Feldlager bildete Sertorius die römische Republik
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TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Cajus
Annius Sertorius Jvica Baris
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Mauretanien Afrika Spaniens
wieder zu verschaffen. Nach mehreren Versuchen gelang es ihnen gerade
durch den Mann, der ein treuer Anhänger Sulla's gewesen war und
dessen Aristokratie befördert hatte, durch Pompejus, als er im Jahr 70
mit seinem Gegner und Nebenbuhler Crassus das Consulat erhielt.
Durch ein Gesetz stellte er die alte Amtsgewalt der Tribunen wieder
her, und auch die Ritter erhielten die Verwaltung der Gerichte zurück.
Seit sechszehn Jahren war kein Census gehalten worden; Pompejus
gab dem Volke wieder das glanzende Schauspiel einer solchen Muste-
rung. Es wurden 450,000 Bürger geschätzt und mit Strenge der
Senat gereinigt ; vier und vierzig Mitglieder desselben wurden aus der Liste
gestrichen. Pompejus selbst führte als Ritter, aber in consularischer
Kleidung und mit Lictoren umgeben, sein Pferd, wie jeder andere
Ritter, den Censoren vor. Wenn ein Ritter zehn Jahre gedient hatte,
wurde ex von allem fernem Dienst entlassen. Als auch Pompejus vom
Censor nach seinen Dienstjahren gefragt wurde, so antwortete er: »Ich
habe sie alle in Armeen gedient, die ich selbst befehligt habe." Das
Volk nahm dieses Benehmen des Consuls mit Beifall auf und beglei-
tete ihn jubelnd nach Hause. Crassus suchte dagegen die Gunst des
Volks durch Freigebigkeit zu gewinnen, denn er war unermeßlich reich.
Er gab einstmals dem ganzen Volke ein Essen an zehntausend Tafeln
und theilte auf drei Monate Getreide aus. Von seinem Vater hatte
er dreihundert Talente (360,000 Thaler) geerbt, und durch wohlfeile
Erkaufung der Güter von Geächteten, so wie durch Vermiethung einer
Menge Sklaven — er hatte fünfhundert, von denen sehr viele die
Baukunst verstanden, andere die Namen der römischen Bürger wußten,
nomonelatoi'68, und denen nöthig waren, die sich um ein Staatsamt
bei den Bürgern persönlich bewarben — durch diese und andere Mittel
sich ein solches Vermögen erworben, daß er 7100 Talente oder
8,520,000 Thaler besaß. Am Ende ihres Consulats söhnten sich
zwar Pompejus und Crassus wieder aus, weil es das Volk verlangte,
allein wie konnte diese Aussöhnung bei Männern von Dauer seyn, die
beide mit unersättlichem Ehrgeiz nach Gewalt und Herrschaft strebten.
Neben ihnen stand aber damals eine glanzende Reihe ausgezeichneter
Feldherren und Staatsmänner, wie sie die Geschichte nur selten aufzu-
weisen hat: Lucius Licinins Lucullus, ein fein gebildeter Mann,
Feldherr und Philosoph, Freund eines üppigen Lebens, ein Terres in
der Toga, unglaublich reich, dabei aber rechtlich und menschenfreundlich,
freigebig und ohne gefährlichen Ehrgeiz; diesen besaß in desto größerem
Maaße C. Julius Cäsar, geb. 654 n. R., 100 v. Chr., auf der
Insel Rhodus in griechischer Weisheit unterrichtet, gleich gewandt als
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
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