Antoninus Pius. Marcus Aurelius. 187
zeit der römischen Litteratur und Kunst eintrat, und liebte den Frieden; er war weniger auf die Erweiterung der Grenzen als auf die Beschützuug derselben und das innere Wohl des Reiches bedacht. Er machte große Reisen durch fast alle Provinzen seines Reiches, um ihre Bedürfnisse zu erforschen und ihre Lage zu verbessern, und zwar mit geringem Gefolge und meist zu Fuß. „Ein Kaiser muß wie die Sonne," sagte er, „alle Teile seines Reiches beleuchten." An verschiedenen Orten seines Reiches führte er großartige Bauten auf, in Rom sein Mausoleum oder Grabdenkmal, ans welchem die heutige Engelsburg hervorgegangen ist. Gegen das Ende seines Lebens verleiteten ihn Neid und Mißtrauen und Lebensüberdruß zu mancher Härte und Grausamkeit.
3. Der Nachfolger des Hadrian war der von ihm adoptierte T. Aurelius Antoninus Pius (138 —161). Den Beinamen Pins erhielt er wegen seiner kindlichen Liebe zu seinem Adoptivvater. Er war ein schlichter, höchst wohlwollender Mann, der nach dem Grundsätze regierte, „daß er lieber das Leben eines einzigen Bürgers erhalten, als 1000 Feinde töten wolle". Er liebte den Frieden gleich Numa, den er sich zum Vorbild genommen haben soll, und ward von dem dankbaren Volke der Vater der Menschen genannt. Sein Wohlthätigkeitssinn erwies sich namentlich in der Unterstützung der Armen und Waisen, zu deren Pflege und Ausbildung manche treffliche Anstalt gegründet ward. Man kann seine Regierung als das goldene Zeitalter der römischen Kaiserzeit bezeichnen.
4. Marcus Aurelius Antoninus, mit dem Beinamen
Philosophns, „der Weise", regierte von 161 —180 und
zwar die ersten 8 Jahre zusammen mit dem schwachen und
ausschweifenden L. Verus, welchen Antoninus Pius zugleich
mit ihm adoptiert hatte. Die Unterthanen des Reiches durften
hoffen, daß das goldene Zeitalter, das mit Antoninus Pins
begonnen, unter Marc Aurel sich fortsetzen werde; denn
dieser war ein edler und tugendhafter, in der Schule der
Weisheit gestählter Maun, dessen ganzes Bestreben auf das
Wohl seiner Unterthanen gerichtet war. Aber das Glück
Georg-Eckermustltut
für Internationale
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Schuibuchbibliotfwk
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Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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Dienst gleichfalls litt; wie dies Kaiser Hadrian bei einer später zu erwähnenden Gelegenheit ausdrücklich hervorhebt.
Die Exerzierübungen, sowohl der Rekrnten wie der älteren Soldaten, waren nie unterbrochen: nur daß erstere täglich zweimal, die letzteren bloß einmal daran kamen. Der Soldat sollte immer beschäftigt sein, damit die Kosten, die der Staat hatte, sich auch rentierten. Die Übungen, die bei der Einzeln-abrichtung in betracht kamen, erstreckten sich aus Fechten, Schießen, Turnen, Reiten, Schanzen. Statt der Waffen benutzte man hierbei Stangen oder Stöcke. Im Sommer fanden ausgedehntere Manöver statt, zu denen die Truppen aus den Winterlagern zusammengezogen wurden. Dreimal im Monat war große Marschübung: man marschierte mit vollem Gepäck^ 10 römische (b. i. zwei geographische) Meilen weit, dann zurück: tct(v^ im Schritt, teils im Laufe. Dabei mußte Proviant auf 17 Lage, dann Schanzpfähle und Werkzeug mitgenommen werben. Nach jebem Marsche würde Lager geschlagen: die Anwenbnng der passageren Befestigung, welche die Römer mit größter Virtuosität haubhabten. Auch der Wach- und Sicherheitsbienst würde streng eingehalten. Eine Übung, in der keine sremblänbische Truppe den römischen Legionären gleichzukommen vermochte.
Die Ausrüstung der schweren Linientruppen bestand einerseits in Schutz-, andrerseits in Angriffswaffen. Ein Metallpanzer ober ein mit Metallplatten besetzter Leberkoller becfte bte Brust; die weiteren Bestandteile der Rüstung bildeten der Schild, der Helm und die Beinschienen, welche letztere allerdings nach und nach abkamen: die Soldaten wünschten leichter zu marschieren und zürnten den Centurionen, welche strengere Anforderungen stellten. — Ihn die Mitte des Leibes schloß sich über dem Panzer das „cingulum“, ein mäßig breiter Gurt aus Leder, aber mit Metallbeschlägen verziert und verstärkt. Vom Cingulum abwärts erstreckte sich ein schurzartiges Riemen-werk von vier bis acht Lederstreifen, die in allerlei Zieraten in Form von Blättern, Halbmonden n. f. w. ausliefen. Die
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Inhalt: Zeit: Antike
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Von Bedeutung für die Entwickelung der spanischen Provinzen war nicht zum wenigsten der Bergbau, der besonders auf Silber und Zinn ging. Die Minen gehörten meist dem Fiskus oder zu den Domänen des Kaisers und standen unter Aufsicht von kaiserlichen Prokuratoren. Die Ausbeutung war an eine Aktiengesellschaft verpachtet : doch stand es dem Prokurator frei, einzelne Schächte zur Bearbeitung direkt an Private aus freier Hand zu verkaufen oder zu verauktionieren.
Die Pächter des Bergwerksbetriebs konnten weitere Verpachtungen vornehmen; wer auf ihrem Objekte schürfen wollte, hatte ihnen zu zinsen; die Zahl der zu verwendenden Arbeiter, der Umfang des Terrains wurden vertragsmäßig festgestellt. Die Bergleute siedelten sich in der Nähe der Werke an, unterstanden aber dem kaiserlichen Verwaltungsbeamten, der sie im Verordnungswege regierte. Die Gesellschaft, welche die Werke übernahm, erhielt auch für die Lieferungen an die Bergleute ein ausschließendes Monopol: das sog. Trucksystem, wie es jetzt bei unseren Eisenbahnunternehmungen in Anwendung kommt.
Wir lernten diese Verhältnisse näher kennen, als vor wenigen Jahren das in Bronze gegrabene Statut des Bergwerkes von Vipascum in Lusitanien (beim heutigen Aljustrel in Portugal) zu Tage gefördert wurde.
Interessant sind auch die Einsichten, die wir in die Technik des römischen Bergbaus erlangen; wir hören von der kunstvollen Konstruktion der tiefen Schachte und der Pumpwerke zum Ausschöpfen der Grubenwaffer. Da das Maschinenwesen noch nicht so entwickelt war, mußten desto mehr Menschen in Verwendung kommen; in den Bergwerken bei Neuearthago arbeiteten 40 000 Menschen. Das Rohmaterial wurde entweder im Schmelzofen, oder mit der Hacke oder durch Verwaschung verarbeitet. Die Manipulation war, wie man sieht, so ziemlich dieselbe, wie sie im Mittelalter und bis auf unsere Zeit in Gebrauch geblieben ist; erst das neunzehnte Jahrhundert mit seiner großartigen Nutzung
4*
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Inhalt: Zeit: Antike
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der Seele" bezweckten. Bei festlichen Gelegenheiten würde mit diesem — nicht ursprünglich, aber später wie mit verwanbten ähnlichen Kulten ein Stieropfer verbnnben und Priester sowohl
Fig. 54.
Phrygischer Sonnengott.
als Gläubige mit dem Blute des Tieres bespritzt; dieser Art Taufe würde die Bebeutung einer Wiebergeburt beigelegt.
Dabei nahm der Knlt des Gottes, dem man sich weihte, einen nahezu monotheistischen Charakter an: bersetbe würde als der eine, wenn auch vielnamige bezeichnet; so kommt einmal ein
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Inhalt: Zeit: Antike
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lokale Widerstandskraft als der Dccident; die soziale Organisation erwies sich hier als fester, die Bauern wußten den Herren gegenüber sich nicht nur zu halten, sondern eher die Lasten des Staates jenen ausschließlich aufzubürden; wobei das gute Verhältnis zu den einquartierten Soldaten und deren Führern das meiste beitrug.
Dazu kam, daß die östlichen stark bevölkerten und industriellen Landschaften nach wie vor sich finanziell als viel leistungsfähiger erwiesen, denn die westlichen; was sehr in Betracht kam, als man die Arbeit der Reichsreform ernstlich aufnahm und den Militäretat sofort um das vierfache vergrößerte. Ferner zeigte es sich, daß das Verwaltungssystem der hellenistischen Landschaften, das bnreaukratische Regiment und die Trennung der civilen von der Militärgewalt, sich besser bewährten, als das bisher im Westen eingehaltene römische System mit seinen einfacheren aber nnzn reichenden Formen.
So wiesen denn auch diese Gründe darauf hin, daß der neue Schwerpunkt des Reiches im Osten gesucht werden müßte.
Über die Ursachen, welche schließlich die Verlegung der Hauptstadt nach Byzanz herbeiführten, kann kein Zweifel sein. Die Wahl war die glücklichste, die man unter den östlichen Städten treffen konnte.
Alexandria lag doch der südlichen Peripherie zu nahe, als daß man ernstlich an diese Metropole hätte denken mögen, ganz abgesehen davon, daß man aus die Ägypter im übrigen Reiche nie gut zu sprechen war. Überdies erforderten militärische Gründe, daß man den Grenzgegenden, namentlich auch des Nordens, etwas näher sei. Man dachte an Thessalonich, die Hauptstadt von Makedonien und das Emporium Jllyricums nach der östlichen Meerseite zu; mau dachte an Sardiea, das heutige Sophia, einen für das innere Jllyricum central gelegenen Punkt; an Ilion, die angebliche Mutterstadt Roms, auf welche Orakelsprüche hinwiesen; an Chalkedon auf der asiatischen Seite der Meerenge;
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Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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V. Kapitel.
Der Ausgang des römischen Weltreichs.
Das römische Reich ist zu Grunde gegangen an der Schwäche des Alters, nachdem jeder Organismus nur auf Zeit zu bestehen bestimmt ist: die Kräfte erschöpfen sich und schließlich im Alter macht ein an sich nicht viel bedeutender Vorfall dem „Leben" ein Ende. Nichts bleibt zurück, als der mehr oder weniger nachhaltige Eindruck und die Konsequenzen der Thaten des Geschiedenen, mit denen seine Nachkommen zu rechnen gezwungen sind.
Beim römischen Reich kann man dieses Stadium, welches d'urchzumachen wie nicht jedem menschlichen, so auch nicht jedem staatlichen Organismus vergönnt ist, ziemlich genau verfolgen.
In den vorgeschritteneren Kulturlandschaften des Reiches, z. B. in Afrika, machte sich im dritten Jahrhundert gerade in den tonangebenden Schichten der Bevölkerung das Gefühl der Lebensmüdigkeit und des herannahenden Endes geltend.
Ohne daß ein bestimmter Anlaß gewesen wäre, wurden Klagen laut über die „schlechten Zeiten", über die Verderbnis der Natur, über die zu weit getriebene Ausnützung, der gegenüber der Boden nicht bestände. Man klagte weiter über die Krankheiten und die Trockenheiten, über die Kriege, über die Heuschrecken, Mäuse und Hagelschlag, Überschwemmungen und andere Naturereignisse, als ob solche in der Vorzeit gar nicht vorgekommen wären. Früher seien die Leute viel älter geworden als jetzt. Es gehe mit der Welt zu Ende, auch die Metalle in
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Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
— 163 —
Inschriften befinden sich gegenwärtig im Museum zu St. Germain en Laye bei Paris.
Darin werden als von dem Stiefsohne des Augustus, dem Drusus, unterworfen bezeichnet die „Jsarci" — das sind die Bewohner des Eisackthales, die Venoster, von denen noch der Vintschgau benannt ist, dieoeniater im heutigen Engadin ?c.
Während hier, wie man sieht, die Verhältnisse immer sehr stabiler Natur waren, machten im übrigen Reiche sich mancherlei Änderungen geltend, teils kraft ruhiger steter Entwicklung, teils auf dem Wege der Revolution.
So in Afrika. Zum Teil scheinen die Großbesitzer mit den kleineren gut ausgekommen und gemeinsame Aktionen für die bedrohten agrarischen Interessen dem Fiskus gegenüber Platz gegriffen zu habe». So stand man z. B. im Jahre 238 n. Chr. zusammen gegen den Steuerbeamten des Kaisers Maximin, der sich allerlei Übergriffe erlaubte. Es fand damals eine große Versammlung sämtlicher agrarischen Interessenten in der Stadt Thysdrus statt.
Später gingen die Interessen der großen und der kleinen Besitzer, sowie der abhängigen Leute auseinander und es kam im Laufe des vierten Jahrhunderts zu blutigen Auftritten.
Auch der städtischen Besitzeraristokratie gegenüber erhob sich der Widerstand der das flache Land bewohnenden Klaffe. Die Leute wollten nicht nur Lasten tragen, sondern auch über die Art und Weise der Repartierung ein Wort mitreden.
Wir sehen, wie in der Folge dem bäuerlichen Element von Seite der Regierung eine immer größere Bedeutung zuerkannt wird. In den Schriften des vierten Jahrhunderts werden neben den Städtern, die bisher allein figuriert hatten, mit Nachdruck auch die Bauern genannt, fo z. B. wenn festliche Einzüge eines Regenten stattfanden; den ländlichen Kulten wird besondere Beachtung geschenkt. Mit Nachdruck hebt man hervor, daß der Soldatenstand sich hauptsächlich aus den Bauern rekrutiere, daß aus ihren Leistungen zugleich die finanzielle Tüchtigkeit der
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Extrahierte Personennamen: Germain Augustus Maximin
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Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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reichen abhängigen Landschaften und legte den Unterthanen die Verpflichtung znr Lieferung auf.
So bildeten also Italien einerseits, die besagten Kornlandschaften andererseits miteinander eine wirtschaftliche Einheit. Wurde der eine Teil davon abgelöst, so übte das auch auf den andern seine Wirkung.
In diesem Falle hatten gewisse Bevölkeruugsklassen, z. B. die, auf denen die Lieferungslast beruhte, zu gewinnen, während andere, z. B. die das Getreide gegeu Entschädigung verfrachtet hatten, verloren; jene waren der Ändernng zugeneigt, diese bekämpften dieselbe, und wenn sie gleichwohl erfolgt war, arbeiteten sie auf eine Reaktion hin.
Diese Verhältnisse kamen in Afrika, wo die Vandalen die Provinz ocenpiert hatten, und in Italien, wo die Ostgoten saßen, in Betracht. Das Bestreben der einen wie der anderen ging dahin, ihre Provinz zu einem selbständigen Staatsganzen zu gestalten. Die bäuerliche Klasse der Bevölkerung war damit vielfach einverstanden; sie konnte z. B. in Afrika jetzt für sich und das eigene Land arbeiten, anstatt daß das Erträgnis, wie bisher, der ferner liegenden Hauptstadt zu gute gekommen wäre. Weshalb denn die byzantinische Reaktion von diesen Leuten nur mit sehr geteilten Gefühlen gesehen wurde; ganz abgesehen davon, daß die Steuern sofort wieder auf eine bisher unerhörte Höhe stiegen.
Dagegen nahm die Geistlichkeit, die von den andersgläubigen germanischen Herrschern, namentlich in Afrika, nicht zum besten behandelt wurde, und die Klasse der großen Besitzer, deren Latifundien bei der Eroberung konsisziert worden waren, die Wiederherstellung der byzantinischen Herrschaft mit Jubel auf. Sie gewannen dabei das frühere Übergewicht wieder.
In Italien hatten die Goten eine starke Partei für sich; nur die Traditionen, die im römischen Senat ^obwalteten, und die kirchlichen Differenzen störten ein völliges Einvernehmen und führten beide Teile ins Verderben.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Afrika Italien Afrika Afrika Italien
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Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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wohnt, Angehörigen derselben Zunge, der sich auch die Samniten bedienten und die beiläufig zum Latein so steht, wie das Oberdeutsche zum Niederdeutschen. Oskisch sprach die untere Volksschicht in Pompei auch unter römischer Herrschaft, wo das Latein als die offizielle Sprache eingeführt war; unter den später zu erwähnenden Wandkritzeleien finden sich nicht wenige, die im oskischen Dialekt verfaßt sind. Ferner läßt sich die Baugeschichte der Stadt in diese oskische Periode zurückverfolgen; die älteren Bauten zeigen oskisches Maß, von den späteren wenigstens die öffentlichen römisches; bei Privatbauten wnrde noch länger der altübliche „Fuß" gebraucht. — Voriges Jahr erfolgte eine Entdeckung, die ziemliches Auffeheu hervorrief; daß nämlich einer der älteren, jedenfalls bedeutendsten Tempel in Pompei dem Apollo geweiht sei: dies bezeugte dem Dr. Mau iu Rom, dem tüchtigsten Kenner Pompeis unter den Deutschen, eine im Marmorboden der Tempelcella durch sauber gebohrte Löcher gebildete oskische Inschrift. Bisher hatte man diese einst wohl mit Metall, vielleicht mit Silber ausgelegten Buchstaben übersehen und den Tempel hypothetisch der Venus zugeschrieben (auch in den Reisehandbüchern ist er als Venustempel bezeichnet), weil dort eine Venns-statne gefunden worden war; während man jetzt an den riesigen Dreifuß und an die Statuen der Letokinder erinnert, die gleichfalls dort vor sechzig Jahren zu Tage gefördert find.
Dies Beispiel zeigt zugleich, wie griechisches Wesen, namentlich die griechische Götterlehre die oskische Bevölkerung von Alters her beeinflußt haben.
Infolge des Bundesgenossenkrieges, da das römische Bürgerrecht über ganz Italien erstreckt wurde, vollzog sich in Pompei die Umwandlung der oskischen in eine römische Stadt; Sulla führte eine Kolonie seiner Veteranen hierher und Pompei hieß seitdem „colonia Veneria Cornelia“ nach der Venns, welche die Schutzpatronin der Stadt war und nach L. Cornelius Sulla, dem Stifter der Kolonie.
An die Spitze der Gemeindeverwaltung traten nach römischem
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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sabrikanten zu thun haben. Aus den anderen Bildern sieht man ein Familienmahl dargestellt, ferner die Darbringung von Naturalabgaben durch die Pächter; was auch sonst auf Denkmälern jener Gegend, zu Arlou (Orolaunum) und Neumagen (Noviomagus) wiederholt vorkommt: die Leute bringen ein Schaf, einen Hahn, Fische, ein Körbchen voll Äpfel, Eier; mitunter kommt auch bares Geld vor.
Daß der Moselwein schon in römischer Zeit Anklang fand, wissen wir durch den Dichter Ansonius und wird durch den Anblick der Monumente bestätigt: wir sehen Mädchen, die mit
Fig. 27.
Bon einem Monumente der Moselgegend.
hochgehaltener Traube tanzen; Weinkrüge mit Stroh umwunden; Schiffe voll Weinfässer und Schiffsleute.
Die Untersuchungen über diese interessanten Zustände, die F. Hettuer in ^rier anstellte, erstreckten sich auch aus die er-erhaltenen Wohngebäude, die mancherlei Abweichungen von dem italischen Häuserbau zeigten. Das rauhere Klima forderte eine stärkere Verwendung des Fensterglases und Vorsorge für die Erwärmung der Räume, wobei die Heizvorrichtuugen der Bäder sich als praktisch erwiesen.
Der Hof, das Atrium, mußte gedeckt, größere Zimmer und Wirtschaftsränme mußten eingerichtet werden, da das Leben sich hier mehr in das Innere der Häuser verlegte; so daß der
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