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sonnte, namentlich auch die Epicuräer, die dem schwindelhaften Treiben der Religionsstifter gegenüber ebenfalls den Gleichmut bewahrten. Die Christenhetze war eben das „No popery!“ jener Epoche; wie dies Lucian in dem Stücke „Alexandros oder der Lügenprophet" drastisch hervorhebt.
Wir Horen auch sonst viel von Schwindlern, die das religiöse Bedürfnis zu ihrem Vorteil ausbeuteten. So werden falsche „Erklärer Mosis" erwähnt. Allerlei andere schlimme Auswüchse ließen sich ebenso wenig vermeiden: so z. B. wenn eine christliche Sekte in übertriebener Strenge die Ehe ganz verbieten wollte, oder wenn andere von dem „tausendjährigen Reich" schwärmten; worauf ja viel spätere Zeiten wieder zurückkamen. —
.. 2m vierten Jahrhundert erlangte das Christentum das Übergewicht: nach mancherlei Hemmungen und Verfolgungen, die e» dafür zu bestehen gehabt hatte, daß es die herrschende Staatsreligion in ihren Fundamenten angriff. Konstantin stellte den Frieden her, indem er auch das Christentum privilegierte, dessen Priester mit Immunitäten begabte, wie sie die heidnischen bisher besessen hatten, Stiftungen zu Gunsten der Kirche erlaubte und von Staatswegen sie unterstützte.
So standen die beiden großen Religionssysteme, das heidnische und das christliche, die sich doch gegenseitig ausschlossen, zunächst gleichberechtigt neben einander.
Konstantin selbst ist, wenn überhaupt, erst auf dem Toten-bette Christ geworden, während er bei seinen Lebzeiten noch Tempel baute und sogar ein neues Priestertum zu Ehren seines eigenen Hauses, der „gens Flavia“, kreierte.
Doch schritt die Regierung jetzt gegen abergläubische oder unsittliche Religionsübungen ein, die Heilighaltung geweihter Haine und Kultstätten wurde nicht länger respektiert, sondern deren Benutzung zu öffentlichen oder Privatzwecken erlaubt und sogar gefördert. Unter den Söhnen Constantins begann man
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Extrahierte Personennamen: Lucian Konstantin Konstantin Constantins
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der Opposition aufgewachsen war und darüber in die neuplatonische Philosophie sich vertieft hatte. Auf den Thron gekommen, wagte er den Versuch, das Heidentum zu regenerieren, und das christliche Wesen wieder in die zweite Linie zurückzudrängen. Die Privilegien zu Gunsten der Christen und ihrer Priester wurden aufgehoben, während sie für die heidnischen Korporationen wieder in Kraft traten. Die verfallenen Tempel wurden restauriert, die Opfer nach altem Ritus dargebracht, indem der Kaiser in Person sich daran beteiligte. Auch die alte Litteratur, die mit dem Heidentum durch tausend Fäden verknüpft war, sollte in diesem Sinne verwertet und namentlich der mittlere und höhere Unterricht den Christen gänzlich entrissen werden, indem der Kaiser christliche Grammatiker und Rhetoren von den Lehrämtern ausschloß: die klassische Litteratur und das Christentum seien Dinge, die sich mit einander nicht vertrügen.
Nochmals kam der Kult des Sonnengottes zu Ehren, in
welchem, wie Julian sagt, der wahre Abglanz der höchsten Gottes-
weisheit, zugleich die Einheit des Sinnlichen und Übersinnlichen, des Himmlischen und des Irdischen in seiner konkretesten Gestalt sich repräsentiere.
In einer von ihm selbst verfaßten Streitschrift bemühte
sich der Kaiser, der in seinem Eifer sich persönlich exponierte,
den Nachweis zu liefern, daß die Lehre der Christen von Gott dem Vater und dem Sohn in der heidnischen Mythologie, in den Vorstellungen von Zeus und Helios oder Aselepios, dem „Heilands den Urhebern aller geistigen und natürlichen Kräfte, gleichfalls enthalten seien.
Neben der Wiedererweckung der heidnischen Mysterien legte Julian besondern Wert auf die Reorganisation des heidnischen Priesterstandes, die nach dem Muster des christlichen vor sich gehen sollte.
Die Rundschreiben, die er zu diesem Zwecke als „Pontifex maximus“ erließ, sehen „Hirtenbriefen" auf ein Haar ähnlich. Er stellte hohe Anforderungen hinsichtlich der Sittlichkeit, wie
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Die Liebhaber des Theaters oder des Cirkus ließen sich nicht abhalten, dieselben auch fernerhin zu besuchen, obwohl noch immer die altklassischen Stücke mit ihrem heidnisch-mythologischen Inhalt gegeben wurden. Auch wurden in den Verordnungen, welche gegen Gebäude, die dem heidnischen Kultus dienten, erlassen wurden, ausdrücklich diejenigen ausgenommen, welche zugleich für diese Spiele in Betracht kamen; diese sollten nicht angetastet werden — ein Zugeständnis, das man den Bewohnern der Hauptstädte nicht verweigern durste. Dabei war es freilich ärgernisgebend, wenn kirchliche Festlichkeiten mit der Zeit der Spiele zusammenfielen und von vielen, vielleicht von der Mehrzahl, das Theater der Kirche vorgezogen wurde.
In Rom hat sich der offiziell-heidnische Staatskult thatsächlich bis zum Sturze des Westreiches erhalten: man holte die Auspizien ein und fütterte auf öffentliche Kosten die „heiligen Hühner", die aus der Art und Weise, wie sie fraßen, die Zukunft erkunden ließen. Wir hören, daß der Usurpator Eugeuius, als er gegen Kaiser Theodosius ins Feld zog (394 n. Chr.), die Götter um den glücklichen Ausgang nach alter Weise befragte. Manche heidnisch-volkstümlichen Feste brauchten noch hundert und mehr Jahre, bis sie in passender Form dem christlichen Kalender sich einfügten. So das Fest der Luperealien, das erst im I. 494 von dem römischen Bischof Gelasins abgeschafft und in das Fest Mariä Reinigung umgewandelt wurde. Der letzte Apollotempel in Italien, der auf Monte Casino, wurde im Jahre 529 vom Hl. Benedict zu einem Kloster gemacht; in demselben Jahre, in welchem Kaiser Jnstinian die berühmte Philosophenschule iu Athen aufhob, die bis zuletzt dem „Hellenismus", d. t. dem Heidentum die Treue bewahrt hatte. —
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hinsichtlich der Mildthätigkeit, er empfahl Hospize zu errichten und der Armenpflege sich anzunehmen; er stellte zu diesem Zwecke Staatsunterstlltzung in Aussicht.
Der ganze Versuch hatte nicht Zeit, sich gehörig zu entfalten; wer weiß, was geschehen wäre, wenn Julian noch zwanzig Jahre regiert hätte.
Es war eine Menge indifferenter Elemente vorhanden, die sich nach den Umständen auf die eine oder die andere Seite zu schlagen bereit zeigten; wer die Staatskarriöre ergriff, ließ sich erst auf dem Totenbette taufen, um durch religiöse Scrupel, wenn er etwa als Magistrat heidnische Sakralakte auszuführen hätte, nicht gehindert zu werden.
Erst unter der orthodoxen Dynastie des Theodosins wurde wieder gewaltsam christianisiert; es war dies ein Rückschlag gegen den Versuch des Usurpators Engenius (392 — 394), mit Hilfe der heidnischen Partei in Rom seine Herrschaft zu begründen.
Infolge der energischen und konsequenten Haltung der Dt)* nostie erfolgten Massenübertritte zum Christentum. Das hatte aber zugleich die Wirkung, daß die Bekehrung eine sehr oberflächliche war und daß fast das gesamte Inventar des Heidentums in das Christentum himiberwanderte; der besiegte Teil zog durch ein Hinterpförtchen wieder als Sieger ein.
Die Tempel, an denen das Volk festhielt, wurden entweder einfach dem christlichen Gotte geweiht oder nach ihrer Zerstörung
Fig. 60.
Kaiser Julian.
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scheu Welt in der Darstellung versinnbildlicht wurden; der Stier war „das Sinnbild des Mondes oder der rascher wechselnden Zeitlichkeit überhaupt, welche sterben nmß, damit ein neues Jahr entstehe; die Ähren sind die Jahresfruchtbarkeit, der Hund deutet auf den verzehrenden Sirius, der Skorpion auf den Herbst, d. H. auf das nahende Absterben der Natur" u. s. w. Erst in zweiter Linie kam die Beziehung auf Mithras hinzu als Vertreter der höheren geistigen Elemente im Brenschen.
Ähnliche Mysterien und Vereinigungen, wie mit dem Mithras-Kult waren mit den ägyptischen Diensten der Isis und des Osiris, des Anubis, des Serapis verbunden, desgleichen mit den phrygischen der Cybele und des Sabazios. Der Novize, der sich dem Dienst der „ tansendnamigen" Isis widmen wollte, wurde auf die Belehrung vorbereitet, durch Enthaltsamkeit von Wein, Fleischspeisen und sinnlichen Genüssen, durch Besprengnngen mit dem geweihten Nilwasser, wobei Freunde und Miteiugeweihte Patheugescheuke darbrachten. Dann folgte die Weihenacht, in der Aufzüge und Erscheinungen statthatten; der Novize starb symbolisch, um durch die Gnade der Isis wieder aufzuleben; eine selige Unsterblichkeit war auch hier in Aussicht gestellt. — Festliche Schmäuse beschlossen die Feier. Dabei liebten es die Priester der Isis, möglichst pomphaft aufzutreten; aber wiederholt stellte es sich heraus, daß unter dem Deckmantel der Frömmigkeit und des Mysteriums auch mancherlei Dinge geschahen, gegen welche von der Polizei eingeschritten werden mußte; wie denn Kaiser Tiberius aus einem solchen Anlaß die Priester strenge bestrafen und ihren Tempel in Rom niederreißen ließ. Auch die Mysterien der phrygischen „großen Mutter" (Cybele), deren Kult schon im Jahre 204 v. Chr. auf Anweisung der sibyllinischeu Bücher nach Rom gebracht worden war, gewannen große Bedeutung; es ward damit die Verehrung des Atys verbunden, die durch phrygische Priester ausgerichtet wurde. Man feierte die „große Mutter" als die Befruchterin der Felder und Weinberge durch ein Fest, das mehrere Tage hindurch dauerte
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durch Kirchen auf gleicher Stätte ersetzt. Die volkstümlichen Meinungen und Brauche wurden durchwegs beibehalten, höchstens daß man ihnen eine neue Deutung unterlegte. Auch die heiligen Zeiten blieben dieselben, indem an die Stelle heidnischer Kultustage christliche Feste, vornehmlich Gedenktage der Märtyrer gesetzt wurden. Wenn man zufällig keinen passenden Heiligen wußte, so nahm man keinen Anstand, irgend einen Beinamen des heidnischen Gottes zu verwerten, um daraus einen Heiligen zu konstruieren. Wie denn auf diese Weise aus dem ägyptischen Gott Horus unser drachentötender St. Georg hervorgegangen zu sein scheint, dessen Legende einen ganz apokryphen Charakter an sich trägt. Überhaupt war die christliche Legende beflissen, der heidnischen schönen Litteratur an pikantem Reiz, an abenteuerlichen und wunderbaren Zügen möglichst nachzueifern. Es finden sich novellistisch und romanhaft zum Besten frommer Leser herausstaffierte Stosse, an denen kein Wort wahr ist, die nur den Zweck haben, erbaulich zu wirken: da kommen Eremiten vor, die mit Löwen und Wölfen auf vertrautem Fuß stehen, von Raben täglich ihr Brot bekommen, mit Centauren und Satyren intimen Verkehr Pflegen, ein Alter von mehr als hundert Jahren erreichen und schließlich helleuchtend, von Engeln, Propheten und Aposteln umgeben, gen Himmel fahren. — So steht es z. B. in dem Leben des heiligen Eremiten Paulus von Theben ausführlich zu lesen; dasselbe ist aus der Feder des Hieronymus geflossen, der noch eine ganze Reihe anderer Heiligennovellen dieser Art geschrieben hat, über welche schon die zeitgenössische Kritik ihre Zweifel nicht verhehlte.
Die heidnische Romantik, wie sie bei Apnleins zu Tage getreten war, fand in dieser christlichen ihre zeitgemäße Fortsetzung. Besonders lebhaft beschäftigte sich die Legende mit schönen Sünderinnen, namentlich an den Orten, wo früher der Aphroditekult in seinen verschiedenen Abarten geherrscht hatte; die Heldinnen dieser Legenden, die alle an Aphrodite erinnernde Namen tragen: Asra, Pelagia, Marina u. s. w., finden trotz des früheren
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Extrahierte Personennamen: Georg Paulus Asra Pelagia Marina
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unsittlichen Lebenswandels schließlich durch Reue und Buße ihren Weg zum Himmel; wobei die Art und Weise ihrer Bekehrung sensationell zugespitzt ist. Nicht selten tritt eine in ein Mannskloster ein, hat dabei unerkannt mancherlei Verdrießlichkeiten zu bestehen, bis nach dem Tode der erkannte Sachverhalt der Verleumdung ein für allemal den Mund stopft. Selbst die zu Amathus auf Kypros verehrte bärtige Venus fand an bärtigen weiblichen Heiligen eine Nachfolge: wie denn die hl. Kümmernuß bis auf unsere Zeit in Tirol so verehrt ward.
Dieser hundertjährige Assimilationsprozeß, der Christentum und Heidentum zu einer höheren Einheit verschmolz, ließ auch sonst in der Litteratur, wie aus den Denkmälern, tiefgehende Spuren zurück, und kann überhaupt bis iu das Zeitalter der Antonine zurückverfolgt werden.
Damals schrieb Clemens von Alexandria, der berühmte Kirchenvater, seine Werke, mit der offen ausgesprochenen Tendenz, die platonische Philosophie und das Christentum mit einander zu versöhnen und zu verbinden; denn Christus sei der „Logos", der Quell der Wahrheit, die Weltvernunft. Es ist dies das kühnste litterarische Unternehmen, das aus dem Schoße der alten Kirche hervorging und das hundert Jahre später dem Verfasser den Vorwurf der Häresie kaum erspart hätte.
Ebensowenig nahm man in der Zeit des Überganges daran Anstoß, wenn Christen die altheidnische Formel ,,D(is) m(anibns) s(acriim)d. V den Geistern des Verstorbenen geweiht, sich auf den Grabstein setzen ließen; daneben erscheint ohne weiteres das Zeichen des Kreuzes, womit die Christen sich zu segnen pflegten.
Ebenso bezeichnend ist ein anderer Fall. Wenn jemand in blühender Jugend plötzlich durch den Tod dahingerafft wurde, so herrschte der Glaube, daß es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen sein möchte, daß vielmehr heimliche Gewalt oder irgend ein verborgener Zauber mit im Spiel sei. Man ermangelte nicht, diesem Glauben auf deu Grabdenkmälern durch
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