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denn Schwärme neuer Einwanderer kamen herbei und wurden von den
schon angesiedelten Römern weiter zu ziehen bewogen. Durch einen
solchen Einfall wurde Rom im Jahr 361 v. Ehr. in Schrecken gesetzt,
wo die Gallier ein Lager im Sabinerlande jenseit der Brücke des Anio
hatten. Ihnen gegenüber schlug der Dictator Titus Quinctius Pennus
sein Lager auf. Wegen der Besetzung der Brücke fielen oft Gefechte
vor, aber noch blieb es unentschieden, wer sie besetzen würde. Da
trat, wie die römische Heldensage erzählt, ein Gallier von ausgezeich-
neter Körpergröße auf die leere Brücke und forderte höhnend mit lauter
Stimme den tapfersten Römer zum Zweikampf heraus, damit der Aus-
gang desselben darthue, welches Volk im Streite des andern Meister
sey. Lange herrschte Stille unter den edlen Jünglingen der Römer,
denn sie schämten sich eben so sehr, den Kampf mit dem Riesen aus-
zuschlagen, als sie den Ausgang des mit ungleichen Kräften angenom-
menen Kampfes fürchteten. Endlich erbat sich Titus Manlius,
des Lucius Sohn, der seinen Vater gegen den Tribun vertheidigt
hatte, vom Dictator die Erlaubniß aus, außer dem Gliede zu fechten.
Mit dem Schilde eines Fußgängers bedeckt und mit einem kurzen spa-
nischen Degen umgürtet, tritt er auf gegen den riesenhaften Gallier,
der in vielfarbiger Kleidung und bunten, mit Gold ausgelegten Waffen
schimmerte. Gewandt wich der Römer den gewaltigen Schwertstreichen
seines Gegners ans, stieß mit seinem Schild den untern Rand des
gallischen Schildes in die Höhe, schmiegte sich mit dem ganzen Körper
zwischen des Feindes Körper und Waffen, und durchstach ihn so Wei-
chen und Wanst, daß er hinstürzte. Gegen den Leichnam erlaubte sich
Manlius keine Mißhandlung, nahm ihm aber die goldene Halskette
(torqnes) ab und wand sie sich selbst um den Hals. Daher nannten
ihn die Soldaten, als sie ihn jubelnd und unter Scherzen zum Dictator
führten, Targuatus, der Bekettete, welchen Namen des Manlius
Nachkommen beibehielten. Der Dictator lohnte ihn mit einem goldenen
Kranze und ertheilte ihm vor der Versammlung außerordentliche Lob-
sprüche.
(Siehe die Abbildung Ix- 21.)
Die Gallier zogen hierauf durch Tibur nach Kampanien. Im
folgenden Jahr kamen sie wieder und streiften bis an das collinische
Thor Roms, durch welches sie vor dreißig Jahren in die Stadt einge-
drungen waren. Sie wurden aber zurückgedrängt und bei Tibur ge-
schlagen. Mehrmals kamen sie zurück. Im Jahr 349 v. Ehr. suchten
sie Latium aufs Neue heim und behaupteten das albanische Gebirge,
von wo sie während des Winters in die Landschaft an der Küste
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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76
verkauft. In alten Annalen wird vom Dictator Postumius erzählt, ob-
schon von Livius bezweifelt, daß er, wie spater T. Manlius, zur Er-
haltung der Kriegszucht, das Todesurtheil über seinen Sohn ausgesprochen
habe, welcher aus einem untersagten Gefechte siegreich zurückgekommen sey.
Jener große Sieg scheint die Macht der ausonischen Volker gebrochen zu
haben, die zwar spater den Krieg wieder anfingen, aber als sinkende und
ermattete, denen die Latiner und Herniker gewachsen waren, daher sind
diese spätem Kriege und abwechselnden Siege der Römer und Aequer für
Rom unbedeutend und ohne innere Erheblichkeit. Die Unterwerfung dieser
Volker war unvermeidlich. Bemerkenswerth ist die Eroberung der damals
volskischen Stadt Anrur oder Terracina im I. 406, weil die Römer
dadurch in den Besitz der pomptinischen Ebenen kamen, die vor Alters und
unter der volskischen Herrschaft sehr fruchtbar und angebaut gewesen seyn
sollen, so daß sie, wie Campanim, für Rom im Mißwachs eine Korn-
kammer waren. Nach der Eroberung scheinen sie öde gelegen zu haben,
versumpft und verwildert zu seyn, aus welcher Verödung die Römer sie
nicht wieder gewinnen konnten.
Um den beständigen Weigerungen der Plebejer zum Kriegsdienste ein
Ende zu macheu und sie für ihre Versäumnisse zu entschädigen, gab der
Senat im I. 406 den Befehl, den Kriegern aus der Staatskasse Sold
(8tipenclium) zu zahlen, da bis dahin jeder die Kosten des Dienstes aus
eigenen Mitteln getragen hatte. Die Tribunen warnten das darüber er-
freute Volk vor der Annahme dieses gefährlichen Geschenkes, das neue
Steuern verursache und die Bürger abhängig mache. Ohne Besoldung
des Heeres konnte aber Rom weder längere Kriege führen (die bisherigen
hatten gewöhnlich nur einige Wochen im Frühjahr oder Sommer gedauert),
noch in der Nahe oder Ferne dauernde Eroberungen machen, wozu das
reiche Veji die erste Gelegenheit gab. Die tägliche Löhnung des gemeinen
Soldaten bestand in drei Assen, der Centurio empfing das doppelte, der
Ritter das dreifache. Uebrigens erhielten schon zur Zeit der Könige die
Kriegshilte Raturrallieferungen und wahrscheinlich auch Sold, der aber
nach'abschaffung der Monarchie aufhörte. Außerdem wurden den Sol-
daten und Offizieren in ähnlichen Verhältnissen noch Getreide, Fleisch,
Hülsenfrüchte und Salz gereicht. Der oben angegebene Sold wurde zur
Zeit der punischen Kriege auf 5 Asse erhöhet und durch Cäsar verdoppelt,
so daß der Legionssoldat 10 Asse erhielt. Durch die Einführung des
Soldes wurde das bisherige Kriegssystem geändert; der Kriegsgeist der
Nation konnte sich bilden; langwierigere Unternehmungen waren nun möglich.
Nach Ablauf des mit Veji geschlossenen Waffenstillstandes, um
dessen dauernde Erneuerung die Vejenter vergebens baten, beschloß Rom,
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Wasser, wo es schon herausgekommen, wieder hineinzudrangen oder durch
Graben seitwärts in das Feld zu leiten. Daher wurde die Ableitung
durch den berühmten Emissarius oder Ableitungskanal,'") bis an die
Ebene, wo der Strom in Bewässerungsgraben über die Felder vertheilt
ward, unternommen und, ehe Camillus vor Rom erschien, vollendet.
Der Dictator aber stellte hier die Kriegszucht wieder her, ließ Schan-
zen aufwerfen und einen Minengang graben, der zur Burg der Feinde
hinanführte, wo ein Tempel der Juno stand. Als der Gang so weit fertig
war, daß er sich in diesem Tempel offnen konnte, ließ Camillus zum Schein
einen Sturm auf die Mauern unternehmen, welche die Vejenter ver-
theidigten. Inzwischen horten die in der Mine steckenden Römer unter
dem Tempelboden, daß ein Aurussper dem gerade opfernden Könige der
Vejenter verkündige, dem sei der Sieg beschieden, der die Eingeweide
dieses Opferthiers den Göttern vorlegen würde. In diesem Augenblick
brachen die römischen Soldaten den Boden auf, erschlugen die Opferer
und erfüllten die Weissagung. Die Burg gerieth nun leicht in ihre
Hände und sie öffneten den Stürmenden die Tbore. Die Beute aus
der reichen Stadt war über Erwartung groß; Alles erhielt die Armee;
nur die Freien und Unbewaffneten wurden als Sklaven zum Vortheil der
Staatskasse verkauft. Als man alles menschliche Eigenthum aus Veji
abgeführt hatte, wurde auch feierlich das Bild der Himmelskönigin Juno,
welches wegen seiner Versetzung befragt, ja geantwortet haben soll,
weggebracht und auf dem Aventinus aufgestellt, wohin sie Camillus
durch Gelübde eingeladen hatte und ihr nachher den gelobten Tempel
weihete. Dieses Ende nahm Veji, die reichste und mächtigste Stadt
Etruriens, seitdem verödet und fast spurlos vertilgt! Das vejentische
Acker- und Rebenland wurde vertheilt, jeder Plebejer erhielt sieben Morgen
oder Jugera.
Daß die Erzählung von Veji's Untergang eine ganz poetische Sage
ist, mit unhistorischen Geschichten ausgeschmückt, darf wohl, nach den
neuesten Ansichten von diesem Theile der römischen Geschichte, als gewiß
angenommen werden. Schon die Alten hielten den Minengang für ein
Mahrchen. Eben so unwahrscheinlich ist der in so kurzer Zeit vollendete
Bau des großen Emissarius, der wahrscheinlich dem Zeitalter der Kö-
nige angehörr. Die zehnjährige Dauer der Belagerung erinnert an Troja's
zehnjährige Belagerung und der Gang an das Roß des Epeos. So ist
Veji in der alten römischen Dichtung dem homerischen Ilion nachgebildet.
*) Er mißt 3700 Schritt, hat 6' Höhe, 3|' Breite, und ist durch vulkanisches
Gestein gebrochen, ein bewunderungswerthes Werk.
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Dritter Abschnitt.
Die Zeit der Demokratie von 134 v. Chr. biö zum Ende
des Freistaats im Jahr 30 v. Chr.
Xxvii.
Tiberms und Cajus Gracchus, ihr Kampf und Untergang.
Als Rom nach einer langen Reihe von Kriegen und Eroberungen
in drei Welttheilen auf einem hohen Gipfel der Macht und des äußern
Glanzes stand, reifte es unaufhaltsam dem innern Verderben entgegen
und keine Macht konnte die Tugenden der alten Republik zurückführen.
Die erfolglosen, obschon mit redlicher Absicht unternommenen Versuche,
einen bessern Zustand der Bürger herbeizuführen, erweckten die Leiden-
schaften des unterdrückten Volkes und die Herrschbegierde der Optimalen,
woraus nachher die verderblichen, alle Lebensblüthen des Staates zer-
störenden Bürgerkriege entstanden, in denen zuletzt die Republik eine
monarchische Form erhielt.
Jene Optimalen, die fast allein in den Besitz (anfangs Pachtung)
der Staatslandereien (agcr publicus) sich gesetzt hatten, genossen die
Früchte der Siege und Eroberungen und bereicherten sich in den Pro-
vinzen, wahrend ein müssiger und armer Pobel ohne Eigenthum und
Gewerbsieiß, von den Spenden, Schauspielen und Bestechungen jenes
geldstolzen Adels lebte. So wohnte in Rom, wie in andern großen
Städten, die höchste Armuth neben dem üppigsten Reichthum: ohne
Habe, ohne Haus und Altar irrten brotlos die Leute umher, die Roms
Herrschaft erkämpft und sich den eiteln Namen: Herren der Welt,
aber keine Scholle Landes erworben hatten. Die Zahl dieser besitzlosen Leute
in Rom und in andern Städten Italiens scheint besonders durch die
Vermehrung der Freigelassenen und durch die alten Soldaten nach dem
macedonischen, panischen und achäischen Kriege zugenommen zu haben.
Daß dieser unnatürliche bürgerliche Zustand nicht lange dauern konnte,
sondern bald zu einer Reform führen mußte, war vorauszusehen, so-
bald sich ein tüchtiger Mann an die Spitze der Bewegung stellte,
denn es war hohe Zeit, das Elend der nieder» Volksklasse zu mildern
und die maaßlose Habsucht der Optimalen zu beschranken.
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329
denden Künsten hat sich kein Römer von Geburt ausgezeichnet. Man
prägte zwar schon seit 269 v. Chr. Silbermünzen, seit 207 auch Gold,
allein das Gepräge war noch sehr roh und unvollkommen; erst um
700 n. R. 54 v. Chr. zeichnen sich die römischen Münzen durch
Feinheit der Arbeit und Schönheit der Zeichnung aus. Die Malerei
hat in Rom nie recht geblüht; beliebt war die Portraitmalerei. Schöne
Ueberreste besitzen wir noch von der Wandmalerei, die zur Verzierung
von Zimmern, Badern und Gräbern von Freigelassenen betrieben wurde.
Mit besonderer Vorliebe malte man Arabesken, phantastische aus dem
Orient entlehnte, Vermischungen von Pflanzen- Thier- und Menschen-
bildungen, welche als Zierrathen und Einfassungen dienten, aber als
Ausartung der Kunst zu betrachten sind.
Wir haben schon S. 191 bemerkt, daß die ältesten Dichter
Roms Nachahmer der Griechen waren, denn sehr richtig bemerkt Ho-
ratius (Briefe Ii. 1, 156 ff.) :
»Gräcia, eben bezwungen, bezwang den trotzigen Sieger,
Kunst in das Baurengesilde von Latium tragend: hinweg schwand
Jetzo der struppige Vers, der saturnische; widrigem Unrath
Folgete reinlicher Schmuck. Doch so langwierige Zeit durch
Immer bis heut' bestehen noch bleibende Spuren des Feldes,
Denn spat lenkte der Römer aus griechische Werke den Scharfsinn,
Und nach punischen Kriegen beruhiget, forscht' er zuerst, was
Sophokles doch und Thcspis und Aeschylus Nützliches brächten,
Bald auch übt er Versuch, was treu umsetzen sich ließe,
Und er gefiel sich selbst, von Natur hochstrebend und feurig, u
Mehr Eigenthümlichkeit sind en wir in der Geschichtschreibung.
Unter allen Wissenschaften wurde, außer der Rechtswissenschaft, die
Geschichte am meisten geschützt, und es ist bemerkenswerth, daß fast
alle römische Geschichtschreiber Männer aus vornehmen Familien, Con-
suln, Feldherrn oder andere in hohen Würden stehende Staatsmänner
waren, und daher die Begebenheiten, die sie selbst erlebten und in
denen sie zum Theil selbst als handelnde Personen auftraten, mit ganz
andern Ansichten aufzeichnen mußten, als ein in beschränkten Privatver-
hältnissen lebender Geschichtschreiber unserer Zeit. Die ältesten Schrift-
steller Roms in diesem Fache haben wir schon im zweiten Abschnitt
der Einleitung genannt. Bedauern müssen wir den Verlust so vieler
historischer Werke von den ausgezeichnetsten Männern des Staates,
als: Fulvius Nobilior, Posthumius Albinus, Piso Frugi, Aemilius
Scaurus, Luctatius Catulus, Sulla, Hortensius, Atticus, M. Bru-
tus, P. Volumnius, der des Brutus Feldzug beschrieb, Asinius Pollio,
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Extrahierte Personennamen: Fulvius_Nobilior Posthumius_Albinus Aemilius
Scaurus Luctatius_Catulus Sulla P._Volumnius Brutus Asinius_Pollio
Extrahierte Ortsnamen: Rom Latium Sulla Hortensius
562
hatte, wo sich die Flavkaner festgesetzt hatten. Dabei brannte der
kapitolinische Tempel ab und Sabinus fiel; Domitian aber, Vespa-
si'ans Sohn, rettete sich durch die Flucht. Inzwischen hatte sich die
Armee des Antonius Primus der Hauptstadt genähert und nahm nach
kurzer Vertheidignng wahrend der Saturnalien oder der altrömischen
Carnevalszeit am 20. December 69 die Stadt ein. In den Straßen
der Stadt entspann sich ein fürchterlicher Kampf, in welchem zuletzt
die Vitellianer unterlagen und Vitellius sammt seinem Sohne von dem
wüthenden Pöbel und den in den Pallast eiubrechenden Soldaten wie
ein gemeiner Verbrecher auf den Straßen zu Tode gemartert und der
Leichnam in die Tiber geschleppt wurde. Sein Bruder kam in Kam-
panien um.
V.
Die drei Flavier.
Obgleich Vitellius nur ein Jahr weniger zehn Tage regiert hatte,
so war doch der Schatz des Kaisers und des Staates gänzlich erschöpft
worden, und der neue, vom Senate bestätigte Kaiser Flavius
Vespasianas, der im Sommer des I. 70 nach Rom kam, konnte
nur durch Einführung neuer Abgaben und durch Erhöhung der Zölle
und Steuern Ordnung in den Finanzen wieder Herstellen. Seine Spar-
samkeit artete dabei freilich oft in Geiz und Gewinnsucht aus. So
errichtete er den Urinzoll, der von den Walkern für die Erlaubniß ent-
richtet wurde, zum Einsammeln des zum Kleiderwaschcn nöthigen Urins
Gefäße auf den Gassen aussetzen zu dürfen. Spater wurde dieser oft
bespottete Zoll auch nach Constantinopel übertragen und dort sehr er-
höhet. Die durch Feuer und Krieg verheerte Stadt stellte er mit
großer Freigebigkeit wieder her und schmückte sie mit neuen Pracht-
gebauden, z. B. dem Tempel des Friedens, wobei er eine große
Bibliothek anlegte, dem Cvliseum oder Colosseum (^mpiiireattum
Flavianum), das 90,000 Menschen faßte. Ueberhaupt war Vespa-
si'an ein sehr thatiger und sorgsamer Fürst: er reinigte den Senat und
Ritterstand von unwürdigen Gliedern, hielt einen Eensus, den letzten,
den die römische Geschichte kennt, verbesserte das Gerichtswesen, führte
strenge Kriegszucht unter den verwilderten Soldaten ein, hob den ver-
nachlässigten Unterricht der Jugend durch Besoldung lateinischer und
griechischer Lehrer, und beförderte Künste und Wissenschaften. Frei-
müthige Aeußerungen über Staatsangelegenheiten konnte er nicht lei-
den, daher er die republikanisch gesinnten Stoiker aus Rom verwies.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Domitian Antonius Flavius
Vespasianas
i
Einleitung.
i
Wichtigkeit der römischen Geschichte.
Unter allen europäischen Völkern des Alterthums ist keines, das eben so
die Aufmerksamkeit des nach Bildung strebenden Jünglings, wie des durch
Erfahrung und Wissenschaften gereiften Mannes mehr auf sich zöge und
befriedigte, als das römische. Zwar stehen auch die alten Hellenen
vor uns in dem Glanze einer gewissermaßen ewigen Jugend, und ihre
Geschichte behauptet eine nie schwindende Theilnahme und Bewunderung.
Auch müssen sie der Zeitfolge nach au die Spitze der gebildeten Völker des
alten Europa's gestellt werden, und alles, was Großes, Edles und
Schönes die Menschheit aufzuweisen hat, gedieh und reifte in dem viel-
seitigen und beweglichen Volke der Hellenen. Allein in viele Stamme
und kleine Staaten getrennt, selten zu einem Ganzen vereinigt, die meiste
Zeit in traurige Fehden unter einander verwickelt, durch leichtsinniges
verwegenes Streben, und durch schnelle Ausartung sich selbst ins Ver-
derben stürzend, gewahren sie nicht, wie das weltbcherrschende Volk der
Römer das großartige Schauspiel eines nach festen Grundsätzen geleiteten,
in einem Mittelpunkte zusammengedrängten, nach Einem Ziele rastlos stre-
benden, kämpfenden und siegenden Volkes, das nicht durch ein zufälli-
ges Geschick, sondern durch festen Willen, zweckmäßige Staatseinrich-
tungen , unermüdete Aufmerksamkeit auf ihre Erhaltung, Ausbildung und
Anwendung, so wie durch die Vortrefflichkeit des Nationalsiunes die Welt-
herrschaft errang. Aber auch abgesehen von dem blendenden Glanze,
womit äußere Größe und blutige Siege gewöhnlich umgeben sind, so ver-
dient die Geschichte der Römer schon darum eine besondere Aufmerksamkeit,
weil viele der wichtigsten Bestimmungen unseres heutigen Zustandes von
der Stadt an der Tiber herrühren und fast keine Geschichte einer europäi-
schen Nation verständlich ist, ohne jene Roms. Es giebt keinen Staat
1
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Zeit bei Tische zu singen, so daß entweder die Gäste nach der Reihe, oder
Sangerknaben, oder die ganze Gesellschaft im Chor sangen. Außerdem
soll es noch große historische (epische) Gedichte gegeben haben, welche,
in prosaische Erzählungen aufgelost, die Geschichte der Könige bis zur
Schlacht am See Regillns 258 n. R. uns berichten. Die ältesten schrift-
lichen Denkmäler waren sehr kurz und selten, wenn auch die Schreibekunst
in Rom schon unter beu Königen im Gebrauch war; auch gingen die Ver-
zeichnisse der Opferpriester und andere öffentliche und Privatdenkmaler bei
der Einäscherung der Stadt durch die Gallier größtentheils verloren; jedoch
nicht alle, denn was sich an Bündnissen und Gesetzen fand, z. B. die
zwölf Tafeln und einige königliche Gesetze wurden nachher wieder ausge-
sucht und bekannt gemacht. Außer den öffentlichen Urkunden, wozu die
Annales maximi oder Pontificum, d. h. die vom Pontifer Marimus
chronikenartig abgefaßten Jahrbücher der römischen Geschichte, die Fa8ti
Capilolini, d. h. die auf dem Capitol aufbewahrten Verzeichnisse der Con-
suln und anderer Magistrate, die Fa8ti triumphales oder die Verzeichnisse
der Triumphe, die auf Leinwand geschriebenen Verzeichnisse der obrigkeit-
lichen Personen (lihri lintei), die acta diurna oder Zeitungen des Senats
und der Volksversammlungen, u. a. gehörten, gab es in Rom auch noch
viele, aus dem Gallischen Brande gerettete Familiendenkmäler, z. B.
Ahnentafeln (stemmata), Ahnenbilder (imagines cereae) in den Häusern
der Patricier; denn nur diese hatten das Vorrecht (jus imaginuin), die in
Wachs abgeformten und bei feierlichen Processi'onen oder bei Leichenbe-
gängnissen mit allen Zierden der vormaligen Würde umkleideten Gesichts-
masken, die unfern Wachsfiguren ähnlich waren, öffentlich vortragen
und in den Atrien (Vorfälen) aufstellen zu lassen. Ferner enthielten die
Leichenreden (laudes funebres, laudationes) viel Geschichtliches, jedoch
auch viele Uebertreibungen und Verschönerungen einfacher Thatsachen zur
Ehre der Verstorbenen.
Die ersten einheimischen Geschichtschreiber Roms sind die Annali-
sten oder Verfasser der Jahrbücher seit der Zeit des zweiten punischen
Krieges. Sie schrieben theils griechisch, wie N u m er i ns F a b i u s P i c t o r
und Lucius Cincius Alimentus, theils lateinisch, wie Ou intus
Fabius Pictor, Valerius An tias, Q. Ennins, geb.240v.chr.
zu Rudiä in Calabrien, welcher die römische Geschichte wahrscheinlich
nach altern Liedern zuerst in Hexametern schrieb und so 18 Bücher An-
nales füllte. Von allen diesen besitzen wir nur noch wenige Bruchstücke.
Der älteste Geschichtschreiber im eigentlichen Sinne des Worts ist der
Grieche Polybius aus Megalopolis in Arkadien. Von 40 Büchern
seiner Geschichte ist nur der Theil vom ersten bis dritten punischen Kriege
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
6
berius, mit dem er die Feldzüge in Deutschland machte, ist das erste Buch
zum Theil, das zweite fast ganz erhalten. Valerius M a r i m u s er-
zählt in 9 Büchern denkwürdige Thaten und Aussprüche großer Männer.
Die 4 Bücher römischer Geschichte von L. Annans Florus sind in
einem mehr rednerischen als historischen Stil abgefaßt. Nächst der Ge-
schichte des Livius sind des edlen C. Cornelius Tacitus Werke: Le-
bensgeschichte des Agricola, Annalen, Historien, beide nicht vollständig
erhalten, und über das alte Germanien, besonders wichtig für die Ge-
schichte der ersten Kaiser. Ausführliche Lebensbeschreibungen der ersten
zwölf Kaiser, von Casar bis Domitian, verdanken wir dem C. Su cto-
ni us Tranquillus, Geheimschreiber des Kaisers Hadrian. An sein
Werk reihen sich die Biographien der Kaiser von 117 — 284, eine Samm-
lung von sechs Verfassern: Aeliusspartianus, V u l a n t i u s G a l-
licanus, Trebellius Pollio, Flavius Vopiscas, Aelius
Lampridius und Julius Capitolinus, gewöhnlich die Scriptores
historiae Augustae genannt, aus dem dritten und vierten Jahrhundert.
Trajans Leben lernen wir aus des jüngern P linius Briefen und Pa-
negyricus kennen. Seines Oheims, des altern Plinius Naturge-
schichte in 37 Büchern, ist für die Kulturgeschichte sehr wichtig. Die
Geschichte der Kaiser, von Commodus bis Gordianus, erzählt in acht
Büchern der Grieche Herodianus. Nicht mehr vollständig sind die
31 Bücher des Ammianus Marcellinus; das Erhaltene umfaßt
die Zeit von 351 — 378. Nicht unwichtig sind auch die kleinern Schriften
des S. Aurelius Victor, Eutropius und Ser tus Ru fus,
welche im 4. Jahrh. n. Chr. lebten; so auch die 7 Bücher des spanischen
Presbyters Paulus Orosius und die Panegyriker oder Verfasser
von Lobreden auf die Kaiser, von Diocletian bis Theodosius. Außer diesen
könnten noch viele andere genannt werden; es genüge aber hier die Be-
merkung, daß fast alle Schriftsteller, welche Roms Literatur ausmachen,
als historische Quellen können betrachtet werden. Auch sind die Denk-
mäler der bildenden Kunst, Gebäude, Münzen, Inschriften, nicht zu
übersehen.
Unter den neuern Bearbeitern der römischen Geschichte, seit der Mitte
des 18. Jahrhunderts, sind als die vorzüglichsten zu erwähnen: die Eng-
länder Goldsmith, Ferguson und Gibbon; die Franzosen Beau-
fort, Levesque, Montesquieu und Rollin; die Deutschen Nie-
buhr, Wachsmuth, Blum, Hüllmann, Schultz, zugleich
auch als die neuesten Forscher mit eigenthümlichen Ansichten.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Erster Zeitraum.
Rom unter der königlichen Herrschaft.
Von der Gründung Noms bis zur Königsklucht.
Von 754 — 510 v. Chr. — 244 Jahre.
I.
Ro mulus.
Alte Lieder und Sagen, deren Inhalt als Volksglaube unter den
Römern galt, erzählen uns die Gründung der Stadt und die märchen-
haften Schicksale ihrer Erbauer. Die ursprüngliche einheimische Sage
hatte aber im Laufe der Zeiten, besonders durch griechische Schriftstel-
ler, im alerandrinischen Zeitalter oder im dritten und zweiten Jahrhun-
derte v. Chr. die verschiedenste Umbildung erlitten. Denn den Grie-
chen war es aus politischer Rücksicht daran gelegen, den Römern eine
griechische Abstammung anzudichten, und sie nannten Rom geradezu
eine griechische Stadt. Die auf einheimischen Ueberlieferungen zum
Theil beruhende Sage, wie sie noch zur Zeit des Augustus die Römer
in ihren Hymnen sangen, und von dem ältesten Annalisten Quintus
Fabius Pictor zuerst aufgezeichuet wurde, beginnt mit dem albanischen
Könige Procos, dessen jüngeren Sohn Amulius nach des Vaters
Tode seinem ältern Bruder Numitor, dem die Nachfolge gebührte, den
Thron von Alba entriß und zur Sicherung der angemaaßten Herrschaft
die Familie Numitors hinterlistig zu vertilgen trachtete. Daher ließ er
zuerst dessen heranreifenden Sohn Aegestus auf der Jagd ermorden
und, nach vollbrachter That, das Gerücht ausbreiten, Räuber hätten
den Jüngling erschlagen. Darauf weihete Amulius seines Bruders
Tochter Jlia oder Rhea Silvia zur Vestalin oder Priesterin der
Vesta, damit sie nicht einen Familienrächer gebäre. Der Dienst dieser
Göttin, deren Priesterinnen sich dreißig Jahre der reinsten Keuschheit
weihen mußten, war in Alba einheimisch und wurde später auch nach
^«m verpstanzt. Numitor, der die Absichten seines Bruders bei dieser
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Quintus
Fabius_Pictor Könige_Procos Jlia Rhea_Silvia