Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Römer - S. 92

1836 - Leipzig : Baumgärtner
V2 denn Schwärme neuer Einwanderer kamen herbei und wurden von den schon angesiedelten Römern weiter zu ziehen bewogen. Durch einen solchen Einfall wurde Rom im Jahr 361 v. Ehr. in Schrecken gesetzt, wo die Gallier ein Lager im Sabinerlande jenseit der Brücke des Anio hatten. Ihnen gegenüber schlug der Dictator Titus Quinctius Pennus sein Lager auf. Wegen der Besetzung der Brücke fielen oft Gefechte vor, aber noch blieb es unentschieden, wer sie besetzen würde. Da trat, wie die römische Heldensage erzählt, ein Gallier von ausgezeich- neter Körpergröße auf die leere Brücke und forderte höhnend mit lauter Stimme den tapfersten Römer zum Zweikampf heraus, damit der Aus- gang desselben darthue, welches Volk im Streite des andern Meister sey. Lange herrschte Stille unter den edlen Jünglingen der Römer, denn sie schämten sich eben so sehr, den Kampf mit dem Riesen aus- zuschlagen, als sie den Ausgang des mit ungleichen Kräften angenom- menen Kampfes fürchteten. Endlich erbat sich Titus Manlius, des Lucius Sohn, der seinen Vater gegen den Tribun vertheidigt hatte, vom Dictator die Erlaubniß aus, außer dem Gliede zu fechten. Mit dem Schilde eines Fußgängers bedeckt und mit einem kurzen spa- nischen Degen umgürtet, tritt er auf gegen den riesenhaften Gallier, der in vielfarbiger Kleidung und bunten, mit Gold ausgelegten Waffen schimmerte. Gewandt wich der Römer den gewaltigen Schwertstreichen seines Gegners ans, stieß mit seinem Schild den untern Rand des gallischen Schildes in die Höhe, schmiegte sich mit dem ganzen Körper zwischen des Feindes Körper und Waffen, und durchstach ihn so Wei- chen und Wanst, daß er hinstürzte. Gegen den Leichnam erlaubte sich Manlius keine Mißhandlung, nahm ihm aber die goldene Halskette (torqnes) ab und wand sie sich selbst um den Hals. Daher nannten ihn die Soldaten, als sie ihn jubelnd und unter Scherzen zum Dictator führten, Targuatus, der Bekettete, welchen Namen des Manlius Nachkommen beibehielten. Der Dictator lohnte ihn mit einem goldenen Kranze und ertheilte ihm vor der Versammlung außerordentliche Lob- sprüche. (Siehe die Abbildung Ix- 21.) Die Gallier zogen hierauf durch Tibur nach Kampanien. Im folgenden Jahr kamen sie wieder und streiften bis an das collinische Thor Roms, durch welches sie vor dreißig Jahren in die Stadt einge- drungen waren. Sie wurden aber zurückgedrängt und bei Tibur ge- schlagen. Mehrmals kamen sie zurück. Im Jahr 349 v. Ehr. suchten sie Latium aufs Neue heim und behaupteten das albanische Gebirge, von wo sie während des Winters in die Landschaft an der Küste

2. Geschichte der Römer - S. 76

1836 - Leipzig : Baumgärtner
76 verkauft. In alten Annalen wird vom Dictator Postumius erzählt, ob- schon von Livius bezweifelt, daß er, wie spater T. Manlius, zur Er- haltung der Kriegszucht, das Todesurtheil über seinen Sohn ausgesprochen habe, welcher aus einem untersagten Gefechte siegreich zurückgekommen sey. Jener große Sieg scheint die Macht der ausonischen Volker gebrochen zu haben, die zwar spater den Krieg wieder anfingen, aber als sinkende und ermattete, denen die Latiner und Herniker gewachsen waren, daher sind diese spätem Kriege und abwechselnden Siege der Römer und Aequer für Rom unbedeutend und ohne innere Erheblichkeit. Die Unterwerfung dieser Volker war unvermeidlich. Bemerkenswerth ist die Eroberung der damals volskischen Stadt Anrur oder Terracina im I. 406, weil die Römer dadurch in den Besitz der pomptinischen Ebenen kamen, die vor Alters und unter der volskischen Herrschaft sehr fruchtbar und angebaut gewesen seyn sollen, so daß sie, wie Campanim, für Rom im Mißwachs eine Korn- kammer waren. Nach der Eroberung scheinen sie öde gelegen zu haben, versumpft und verwildert zu seyn, aus welcher Verödung die Römer sie nicht wieder gewinnen konnten. Um den beständigen Weigerungen der Plebejer zum Kriegsdienste ein Ende zu macheu und sie für ihre Versäumnisse zu entschädigen, gab der Senat im I. 406 den Befehl, den Kriegern aus der Staatskasse Sold (8tipenclium) zu zahlen, da bis dahin jeder die Kosten des Dienstes aus eigenen Mitteln getragen hatte. Die Tribunen warnten das darüber er- freute Volk vor der Annahme dieses gefährlichen Geschenkes, das neue Steuern verursache und die Bürger abhängig mache. Ohne Besoldung des Heeres konnte aber Rom weder längere Kriege führen (die bisherigen hatten gewöhnlich nur einige Wochen im Frühjahr oder Sommer gedauert), noch in der Nahe oder Ferne dauernde Eroberungen machen, wozu das reiche Veji die erste Gelegenheit gab. Die tägliche Löhnung des gemeinen Soldaten bestand in drei Assen, der Centurio empfing das doppelte, der Ritter das dreifache. Uebrigens erhielten schon zur Zeit der Könige die Kriegshilte Raturrallieferungen und wahrscheinlich auch Sold, der aber nach'abschaffung der Monarchie aufhörte. Außerdem wurden den Sol- daten und Offizieren in ähnlichen Verhältnissen noch Getreide, Fleisch, Hülsenfrüchte und Salz gereicht. Der oben angegebene Sold wurde zur Zeit der punischen Kriege auf 5 Asse erhöhet und durch Cäsar verdoppelt, so daß der Legionssoldat 10 Asse erhielt. Durch die Einführung des Soldes wurde das bisherige Kriegssystem geändert; der Kriegsgeist der Nation konnte sich bilden; langwierigere Unternehmungen waren nun möglich. Nach Ablauf des mit Veji geschlossenen Waffenstillstandes, um dessen dauernde Erneuerung die Vejenter vergebens baten, beschloß Rom,

3. Geschichte der Römer - S. 78

1836 - Leipzig : Baumgärtner
78 Wasser, wo es schon herausgekommen, wieder hineinzudrangen oder durch Graben seitwärts in das Feld zu leiten. Daher wurde die Ableitung durch den berühmten Emissarius oder Ableitungskanal,'") bis an die Ebene, wo der Strom in Bewässerungsgraben über die Felder vertheilt ward, unternommen und, ehe Camillus vor Rom erschien, vollendet. Der Dictator aber stellte hier die Kriegszucht wieder her, ließ Schan- zen aufwerfen und einen Minengang graben, der zur Burg der Feinde hinanführte, wo ein Tempel der Juno stand. Als der Gang so weit fertig war, daß er sich in diesem Tempel offnen konnte, ließ Camillus zum Schein einen Sturm auf die Mauern unternehmen, welche die Vejenter ver- theidigten. Inzwischen horten die in der Mine steckenden Römer unter dem Tempelboden, daß ein Aurussper dem gerade opfernden Könige der Vejenter verkündige, dem sei der Sieg beschieden, der die Eingeweide dieses Opferthiers den Göttern vorlegen würde. In diesem Augenblick brachen die römischen Soldaten den Boden auf, erschlugen die Opferer und erfüllten die Weissagung. Die Burg gerieth nun leicht in ihre Hände und sie öffneten den Stürmenden die Tbore. Die Beute aus der reichen Stadt war über Erwartung groß; Alles erhielt die Armee; nur die Freien und Unbewaffneten wurden als Sklaven zum Vortheil der Staatskasse verkauft. Als man alles menschliche Eigenthum aus Veji abgeführt hatte, wurde auch feierlich das Bild der Himmelskönigin Juno, welches wegen seiner Versetzung befragt, ja geantwortet haben soll, weggebracht und auf dem Aventinus aufgestellt, wohin sie Camillus durch Gelübde eingeladen hatte und ihr nachher den gelobten Tempel weihete. Dieses Ende nahm Veji, die reichste und mächtigste Stadt Etruriens, seitdem verödet und fast spurlos vertilgt! Das vejentische Acker- und Rebenland wurde vertheilt, jeder Plebejer erhielt sieben Morgen oder Jugera. Daß die Erzählung von Veji's Untergang eine ganz poetische Sage ist, mit unhistorischen Geschichten ausgeschmückt, darf wohl, nach den neuesten Ansichten von diesem Theile der römischen Geschichte, als gewiß angenommen werden. Schon die Alten hielten den Minengang für ein Mahrchen. Eben so unwahrscheinlich ist der in so kurzer Zeit vollendete Bau des großen Emissarius, der wahrscheinlich dem Zeitalter der Kö- nige angehörr. Die zehnjährige Dauer der Belagerung erinnert an Troja's zehnjährige Belagerung und der Gang an das Roß des Epeos. So ist Veji in der alten römischen Dichtung dem homerischen Ilion nachgebildet. *) Er mißt 3700 Schritt, hat 6' Höhe, 3|' Breite, und ist durch vulkanisches Gestein gebrochen, ein bewunderungswerthes Werk.

4. Geschichte der Römer - S. 194

1836 - Leipzig : Baumgärtner
Dritter Abschnitt. Die Zeit der Demokratie von 134 v. Chr. biö zum Ende des Freistaats im Jahr 30 v. Chr. Xxvii. Tiberms und Cajus Gracchus, ihr Kampf und Untergang. Als Rom nach einer langen Reihe von Kriegen und Eroberungen in drei Welttheilen auf einem hohen Gipfel der Macht und des äußern Glanzes stand, reifte es unaufhaltsam dem innern Verderben entgegen und keine Macht konnte die Tugenden der alten Republik zurückführen. Die erfolglosen, obschon mit redlicher Absicht unternommenen Versuche, einen bessern Zustand der Bürger herbeizuführen, erweckten die Leiden- schaften des unterdrückten Volkes und die Herrschbegierde der Optimalen, woraus nachher die verderblichen, alle Lebensblüthen des Staates zer- störenden Bürgerkriege entstanden, in denen zuletzt die Republik eine monarchische Form erhielt. Jene Optimalen, die fast allein in den Besitz (anfangs Pachtung) der Staatslandereien (agcr publicus) sich gesetzt hatten, genossen die Früchte der Siege und Eroberungen und bereicherten sich in den Pro- vinzen, wahrend ein müssiger und armer Pobel ohne Eigenthum und Gewerbsieiß, von den Spenden, Schauspielen und Bestechungen jenes geldstolzen Adels lebte. So wohnte in Rom, wie in andern großen Städten, die höchste Armuth neben dem üppigsten Reichthum: ohne Habe, ohne Haus und Altar irrten brotlos die Leute umher, die Roms Herrschaft erkämpft und sich den eiteln Namen: Herren der Welt, aber keine Scholle Landes erworben hatten. Die Zahl dieser besitzlosen Leute in Rom und in andern Städten Italiens scheint besonders durch die Vermehrung der Freigelassenen und durch die alten Soldaten nach dem macedonischen, panischen und achäischen Kriege zugenommen zu haben. Daß dieser unnatürliche bürgerliche Zustand nicht lange dauern konnte, sondern bald zu einer Reform führen mußte, war vorauszusehen, so- bald sich ein tüchtiger Mann an die Spitze der Bewegung stellte, denn es war hohe Zeit, das Elend der nieder» Volksklasse zu mildern und die maaßlose Habsucht der Optimalen zu beschranken.

5. Geschichte der Römer - S. 329

1836 - Leipzig : Baumgärtner
329 denden Künsten hat sich kein Römer von Geburt ausgezeichnet. Man prägte zwar schon seit 269 v. Chr. Silbermünzen, seit 207 auch Gold, allein das Gepräge war noch sehr roh und unvollkommen; erst um 700 n. R. 54 v. Chr. zeichnen sich die römischen Münzen durch Feinheit der Arbeit und Schönheit der Zeichnung aus. Die Malerei hat in Rom nie recht geblüht; beliebt war die Portraitmalerei. Schöne Ueberreste besitzen wir noch von der Wandmalerei, die zur Verzierung von Zimmern, Badern und Gräbern von Freigelassenen betrieben wurde. Mit besonderer Vorliebe malte man Arabesken, phantastische aus dem Orient entlehnte, Vermischungen von Pflanzen- Thier- und Menschen- bildungen, welche als Zierrathen und Einfassungen dienten, aber als Ausartung der Kunst zu betrachten sind. Wir haben schon S. 191 bemerkt, daß die ältesten Dichter Roms Nachahmer der Griechen waren, denn sehr richtig bemerkt Ho- ratius (Briefe Ii. 1, 156 ff.) : »Gräcia, eben bezwungen, bezwang den trotzigen Sieger, Kunst in das Baurengesilde von Latium tragend: hinweg schwand Jetzo der struppige Vers, der saturnische; widrigem Unrath Folgete reinlicher Schmuck. Doch so langwierige Zeit durch Immer bis heut' bestehen noch bleibende Spuren des Feldes, Denn spat lenkte der Römer aus griechische Werke den Scharfsinn, Und nach punischen Kriegen beruhiget, forscht' er zuerst, was Sophokles doch und Thcspis und Aeschylus Nützliches brächten, Bald auch übt er Versuch, was treu umsetzen sich ließe, Und er gefiel sich selbst, von Natur hochstrebend und feurig, u Mehr Eigenthümlichkeit sind en wir in der Geschichtschreibung. Unter allen Wissenschaften wurde, außer der Rechtswissenschaft, die Geschichte am meisten geschützt, und es ist bemerkenswerth, daß fast alle römische Geschichtschreiber Männer aus vornehmen Familien, Con- suln, Feldherrn oder andere in hohen Würden stehende Staatsmänner waren, und daher die Begebenheiten, die sie selbst erlebten und in denen sie zum Theil selbst als handelnde Personen auftraten, mit ganz andern Ansichten aufzeichnen mußten, als ein in beschränkten Privatver- hältnissen lebender Geschichtschreiber unserer Zeit. Die ältesten Schrift- steller Roms in diesem Fache haben wir schon im zweiten Abschnitt der Einleitung genannt. Bedauern müssen wir den Verlust so vieler historischer Werke von den ausgezeichnetsten Männern des Staates, als: Fulvius Nobilior, Posthumius Albinus, Piso Frugi, Aemilius Scaurus, Luctatius Catulus, Sulla, Hortensius, Atticus, M. Bru- tus, P. Volumnius, der des Brutus Feldzug beschrieb, Asinius Pollio,

6. Geschichte der Römer - S. 362

1836 - Leipzig : Baumgärtner
562 hatte, wo sich die Flavkaner festgesetzt hatten. Dabei brannte der kapitolinische Tempel ab und Sabinus fiel; Domitian aber, Vespa- si'ans Sohn, rettete sich durch die Flucht. Inzwischen hatte sich die Armee des Antonius Primus der Hauptstadt genähert und nahm nach kurzer Vertheidignng wahrend der Saturnalien oder der altrömischen Carnevalszeit am 20. December 69 die Stadt ein. In den Straßen der Stadt entspann sich ein fürchterlicher Kampf, in welchem zuletzt die Vitellianer unterlagen und Vitellius sammt seinem Sohne von dem wüthenden Pöbel und den in den Pallast eiubrechenden Soldaten wie ein gemeiner Verbrecher auf den Straßen zu Tode gemartert und der Leichnam in die Tiber geschleppt wurde. Sein Bruder kam in Kam- panien um. V. Die drei Flavier. Obgleich Vitellius nur ein Jahr weniger zehn Tage regiert hatte, so war doch der Schatz des Kaisers und des Staates gänzlich erschöpft worden, und der neue, vom Senate bestätigte Kaiser Flavius Vespasianas, der im Sommer des I. 70 nach Rom kam, konnte nur durch Einführung neuer Abgaben und durch Erhöhung der Zölle und Steuern Ordnung in den Finanzen wieder Herstellen. Seine Spar- samkeit artete dabei freilich oft in Geiz und Gewinnsucht aus. So errichtete er den Urinzoll, der von den Walkern für die Erlaubniß ent- richtet wurde, zum Einsammeln des zum Kleiderwaschcn nöthigen Urins Gefäße auf den Gassen aussetzen zu dürfen. Spater wurde dieser oft bespottete Zoll auch nach Constantinopel übertragen und dort sehr er- höhet. Die durch Feuer und Krieg verheerte Stadt stellte er mit großer Freigebigkeit wieder her und schmückte sie mit neuen Pracht- gebauden, z. B. dem Tempel des Friedens, wobei er eine große Bibliothek anlegte, dem Cvliseum oder Colosseum (^mpiiireattum Flavianum), das 90,000 Menschen faßte. Ueberhaupt war Vespa- si'an ein sehr thatiger und sorgsamer Fürst: er reinigte den Senat und Ritterstand von unwürdigen Gliedern, hielt einen Eensus, den letzten, den die römische Geschichte kennt, verbesserte das Gerichtswesen, führte strenge Kriegszucht unter den verwilderten Soldaten ein, hob den ver- nachlässigten Unterricht der Jugend durch Besoldung lateinischer und griechischer Lehrer, und beförderte Künste und Wissenschaften. Frei- müthige Aeußerungen über Staatsangelegenheiten konnte er nicht lei- den, daher er die republikanisch gesinnten Stoiker aus Rom verwies.

7. Geschichte der Römer - S. 1

1836 - Leipzig : Baumgärtner
i Einleitung. i Wichtigkeit der römischen Geschichte. Unter allen europäischen Völkern des Alterthums ist keines, das eben so die Aufmerksamkeit des nach Bildung strebenden Jünglings, wie des durch Erfahrung und Wissenschaften gereiften Mannes mehr auf sich zöge und befriedigte, als das römische. Zwar stehen auch die alten Hellenen vor uns in dem Glanze einer gewissermaßen ewigen Jugend, und ihre Geschichte behauptet eine nie schwindende Theilnahme und Bewunderung. Auch müssen sie der Zeitfolge nach au die Spitze der gebildeten Völker des alten Europa's gestellt werden, und alles, was Großes, Edles und Schönes die Menschheit aufzuweisen hat, gedieh und reifte in dem viel- seitigen und beweglichen Volke der Hellenen. Allein in viele Stamme und kleine Staaten getrennt, selten zu einem Ganzen vereinigt, die meiste Zeit in traurige Fehden unter einander verwickelt, durch leichtsinniges verwegenes Streben, und durch schnelle Ausartung sich selbst ins Ver- derben stürzend, gewahren sie nicht, wie das weltbcherrschende Volk der Römer das großartige Schauspiel eines nach festen Grundsätzen geleiteten, in einem Mittelpunkte zusammengedrängten, nach Einem Ziele rastlos stre- benden, kämpfenden und siegenden Volkes, das nicht durch ein zufälli- ges Geschick, sondern durch festen Willen, zweckmäßige Staatseinrich- tungen , unermüdete Aufmerksamkeit auf ihre Erhaltung, Ausbildung und Anwendung, so wie durch die Vortrefflichkeit des Nationalsiunes die Welt- herrschaft errang. Aber auch abgesehen von dem blendenden Glanze, womit äußere Größe und blutige Siege gewöhnlich umgeben sind, so ver- dient die Geschichte der Römer schon darum eine besondere Aufmerksamkeit, weil viele der wichtigsten Bestimmungen unseres heutigen Zustandes von der Stadt an der Tiber herrühren und fast keine Geschichte einer europäi- schen Nation verständlich ist, ohne jene Roms. Es giebt keinen Staat 1

8. Geschichte der Römer - S. 4

1836 - Leipzig : Baumgärtner
4 Zeit bei Tische zu singen, so daß entweder die Gäste nach der Reihe, oder Sangerknaben, oder die ganze Gesellschaft im Chor sangen. Außerdem soll es noch große historische (epische) Gedichte gegeben haben, welche, in prosaische Erzählungen aufgelost, die Geschichte der Könige bis zur Schlacht am See Regillns 258 n. R. uns berichten. Die ältesten schrift- lichen Denkmäler waren sehr kurz und selten, wenn auch die Schreibekunst in Rom schon unter beu Königen im Gebrauch war; auch gingen die Ver- zeichnisse der Opferpriester und andere öffentliche und Privatdenkmaler bei der Einäscherung der Stadt durch die Gallier größtentheils verloren; jedoch nicht alle, denn was sich an Bündnissen und Gesetzen fand, z. B. die zwölf Tafeln und einige königliche Gesetze wurden nachher wieder ausge- sucht und bekannt gemacht. Außer den öffentlichen Urkunden, wozu die Annales maximi oder Pontificum, d. h. die vom Pontifer Marimus chronikenartig abgefaßten Jahrbücher der römischen Geschichte, die Fa8ti Capilolini, d. h. die auf dem Capitol aufbewahrten Verzeichnisse der Con- suln und anderer Magistrate, die Fa8ti triumphales oder die Verzeichnisse der Triumphe, die auf Leinwand geschriebenen Verzeichnisse der obrigkeit- lichen Personen (lihri lintei), die acta diurna oder Zeitungen des Senats und der Volksversammlungen, u. a. gehörten, gab es in Rom auch noch viele, aus dem Gallischen Brande gerettete Familiendenkmäler, z. B. Ahnentafeln (stemmata), Ahnenbilder (imagines cereae) in den Häusern der Patricier; denn nur diese hatten das Vorrecht (jus imaginuin), die in Wachs abgeformten und bei feierlichen Processi'onen oder bei Leichenbe- gängnissen mit allen Zierden der vormaligen Würde umkleideten Gesichts- masken, die unfern Wachsfiguren ähnlich waren, öffentlich vortragen und in den Atrien (Vorfälen) aufstellen zu lassen. Ferner enthielten die Leichenreden (laudes funebres, laudationes) viel Geschichtliches, jedoch auch viele Uebertreibungen und Verschönerungen einfacher Thatsachen zur Ehre der Verstorbenen. Die ersten einheimischen Geschichtschreiber Roms sind die Annali- sten oder Verfasser der Jahrbücher seit der Zeit des zweiten punischen Krieges. Sie schrieben theils griechisch, wie N u m er i ns F a b i u s P i c t o r und Lucius Cincius Alimentus, theils lateinisch, wie Ou intus Fabius Pictor, Valerius An tias, Q. Ennins, geb.240v.chr. zu Rudiä in Calabrien, welcher die römische Geschichte wahrscheinlich nach altern Liedern zuerst in Hexametern schrieb und so 18 Bücher An- nales füllte. Von allen diesen besitzen wir nur noch wenige Bruchstücke. Der älteste Geschichtschreiber im eigentlichen Sinne des Worts ist der Grieche Polybius aus Megalopolis in Arkadien. Von 40 Büchern seiner Geschichte ist nur der Theil vom ersten bis dritten punischen Kriege

9. Geschichte der Römer - S. 6

1836 - Leipzig : Baumgärtner
6 berius, mit dem er die Feldzüge in Deutschland machte, ist das erste Buch zum Theil, das zweite fast ganz erhalten. Valerius M a r i m u s er- zählt in 9 Büchern denkwürdige Thaten und Aussprüche großer Männer. Die 4 Bücher römischer Geschichte von L. Annans Florus sind in einem mehr rednerischen als historischen Stil abgefaßt. Nächst der Ge- schichte des Livius sind des edlen C. Cornelius Tacitus Werke: Le- bensgeschichte des Agricola, Annalen, Historien, beide nicht vollständig erhalten, und über das alte Germanien, besonders wichtig für die Ge- schichte der ersten Kaiser. Ausführliche Lebensbeschreibungen der ersten zwölf Kaiser, von Casar bis Domitian, verdanken wir dem C. Su cto- ni us Tranquillus, Geheimschreiber des Kaisers Hadrian. An sein Werk reihen sich die Biographien der Kaiser von 117 — 284, eine Samm- lung von sechs Verfassern: Aeliusspartianus, V u l a n t i u s G a l- licanus, Trebellius Pollio, Flavius Vopiscas, Aelius Lampridius und Julius Capitolinus, gewöhnlich die Scriptores historiae Augustae genannt, aus dem dritten und vierten Jahrhundert. Trajans Leben lernen wir aus des jüngern P linius Briefen und Pa- negyricus kennen. Seines Oheims, des altern Plinius Naturge- schichte in 37 Büchern, ist für die Kulturgeschichte sehr wichtig. Die Geschichte der Kaiser, von Commodus bis Gordianus, erzählt in acht Büchern der Grieche Herodianus. Nicht mehr vollständig sind die 31 Bücher des Ammianus Marcellinus; das Erhaltene umfaßt die Zeit von 351 — 378. Nicht unwichtig sind auch die kleinern Schriften des S. Aurelius Victor, Eutropius und Ser tus Ru fus, welche im 4. Jahrh. n. Chr. lebten; so auch die 7 Bücher des spanischen Presbyters Paulus Orosius und die Panegyriker oder Verfasser von Lobreden auf die Kaiser, von Diocletian bis Theodosius. Außer diesen könnten noch viele andere genannt werden; es genüge aber hier die Be- merkung, daß fast alle Schriftsteller, welche Roms Literatur ausmachen, als historische Quellen können betrachtet werden. Auch sind die Denk- mäler der bildenden Kunst, Gebäude, Münzen, Inschriften, nicht zu übersehen. Unter den neuern Bearbeitern der römischen Geschichte, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, sind als die vorzüglichsten zu erwähnen: die Eng- länder Goldsmith, Ferguson und Gibbon; die Franzosen Beau- fort, Levesque, Montesquieu und Rollin; die Deutschen Nie- buhr, Wachsmuth, Blum, Hüllmann, Schultz, zugleich auch als die neuesten Forscher mit eigenthümlichen Ansichten.

10. Geschichte der Römer - S. 25

1836 - Leipzig : Baumgärtner
Erster Zeitraum. Rom unter der königlichen Herrschaft. Von der Gründung Noms bis zur Königsklucht. Von 754 — 510 v. Chr. — 244 Jahre. I. Ro mulus. Alte Lieder und Sagen, deren Inhalt als Volksglaube unter den Römern galt, erzählen uns die Gründung der Stadt und die märchen- haften Schicksale ihrer Erbauer. Die ursprüngliche einheimische Sage hatte aber im Laufe der Zeiten, besonders durch griechische Schriftstel- ler, im alerandrinischen Zeitalter oder im dritten und zweiten Jahrhun- derte v. Chr. die verschiedenste Umbildung erlitten. Denn den Grie- chen war es aus politischer Rücksicht daran gelegen, den Römern eine griechische Abstammung anzudichten, und sie nannten Rom geradezu eine griechische Stadt. Die auf einheimischen Ueberlieferungen zum Theil beruhende Sage, wie sie noch zur Zeit des Augustus die Römer in ihren Hymnen sangen, und von dem ältesten Annalisten Quintus Fabius Pictor zuerst aufgezeichuet wurde, beginnt mit dem albanischen Könige Procos, dessen jüngeren Sohn Amulius nach des Vaters Tode seinem ältern Bruder Numitor, dem die Nachfolge gebührte, den Thron von Alba entriß und zur Sicherung der angemaaßten Herrschaft die Familie Numitors hinterlistig zu vertilgen trachtete. Daher ließ er zuerst dessen heranreifenden Sohn Aegestus auf der Jagd ermorden und, nach vollbrachter That, das Gerücht ausbreiten, Räuber hätten den Jüngling erschlagen. Darauf weihete Amulius seines Bruders Tochter Jlia oder Rhea Silvia zur Vestalin oder Priesterin der Vesta, damit sie nicht einen Familienrächer gebäre. Der Dienst dieser Göttin, deren Priesterinnen sich dreißig Jahre der reinsten Keuschheit weihen mußten, war in Alba einheimisch und wurde später auch nach ^«m verpstanzt. Numitor, der die Absichten seines Bruders bei dieser
   bis 10 von 99 weiter»  »»
99 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 99 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 18
2 0
3 2
4 18
5 4
6 0
7 1
8 0
9 6
10 18
11 3
12 0
13 0
14 3
15 0
16 3
17 1
18 0
19 1
20 38
21 1
22 0
23 24
24 1
25 1
26 18
27 0
28 1
29 1
30 0
31 0
32 2
33 3
34 0
35 0
36 1
37 18
38 0
39 5
40 0
41 0
42 0
43 6
44 0
45 45
46 0
47 0
48 4
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 3
3 6
4 1
5 0
6 2
7 0
8 0
9 6
10 0
11 2
12 2
13 3
14 7
15 2
16 6
17 19
18 0
19 0
20 0
21 1
22 8
23 9
24 1
25 33
26 1
27 0
28 0
29 0
30 4
31 0
32 1
33 4
34 0
35 15
36 2
37 0
38 0
39 4
40 0
41 6
42 4
43 23
44 0
45 10
46 1
47 3
48 0
49 0
50 0
51 0
52 9
53 18
54 3
55 34
56 0
57 0
58 0
59 8
60 0
61 0
62 0
63 30
64 0
65 5
66 11
67 0
68 6
69 0
70 1
71 7
72 3
73 0
74 0
75 2
76 4
77 6
78 0
79 0
80 0
81 1
82 3
83 0
84 0
85 0
86 0
87 4
88 4
89 1
90 0
91 1
92 33
93 0
94 4
95 0
96 0
97 0
98 19
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 36
1 4
2 70
3 48
4 0
5 66
6 22
7 22
8 18
9 1
10 1
11 2
12 44
13 10
14 2
15 65
16 0
17 0
18 0
19 53
20 1
21 0
22 49
23 39
24 20
25 12
26 23
27 257
28 6
29 14
30 1
31 6
32 6
33 210
34 15
35 0
36 0
37 43
38 1
39 101
40 1
41 5
42 16
43 85
44 1
45 10
46 23
47 43
48 1
49 8
50 29
51 25
52 10
53 10
54 24
55 0
56 44
57 0
58 18
59 277
60 69
61 0
62 400
63 98
64 46
65 19
66 0
67 0
68 0
69 17
70 0
71 5
72 11
73 1
74 47
75 83
76 1
77 3
78 0
79 2
80 11
81 299
82 31
83 5
84 7
85 131
86 2
87 0
88 0
89 21
90 9
91 99
92 15
93 0
94 0
95 1
96 0
97 0
98 41
99 27
100 93
101 2
102 39
103 1
104 8
105 7
106 7
107 10
108 75
109 8
110 35
111 13
112 73
113 6
114 19
115 95
116 47
117 0
118 0
119 8
120 273
121 106
122 0
123 78
124 43
125 28
126 17
127 170
128 90
129 49
130 0
131 118
132 3
133 11
134 23
135 0
136 149
137 9
138 43
139 1
140 30
141 0
142 59
143 184
144 1
145 70
146 250
147 6
148 6
149 92
150 1
151 7
152 52
153 5
154 14
155 60
156 59
157 0
158 0
159 4
160 14
161 1
162 372
163 231
164 8
165 26
166 86
167 67
168 30
169 87
170 1
171 0
172 31
173 163
174 0
175 211
176 0
177 433
178 0
179 121
180 15
181 253
182 98
183 143
184 1
185 6
186 23
187 43
188 11
189 78
190 121
191 0
192 83
193 19
194 7
195 18
196 73
197 9
198 2
199 4