390
nach Syrien eingeschifft zu werden, vorerst in Italien für Pom-
pejus zurückgehalten wurden. — Es stellte sich immer deutlicher
heraus, daß "die beiden militärischen Machthaber der Regierung
in Rom nur zum Scheine sich fügten, nebenbei aber ihre Kriegs-
vorbereitungen im Stillen betrieben. Auf das Gerücht, daß Ca-
sar Truppen aus dem jenseitigen Gallien in das diesseitige ziehe,
forderte der Cónsul Cajus Marcellus (ein Vetter des Mar-
cus Marcellus) in Verbindung mit den beiden defignirten Con-
suln des nächsten Jahres den Pom pejus auf, zur Vertheidigung
der Republik in Italien die wehrpflichtige Mannschaft zu den
Waffen zu rufen. So war man auf beiden Seiten bereits zu
weit gegangen, als Cäsar am 1. Januar 49 in einem durch
Curio dem Senat überbrachten Schreiben seinen letzten wohl
nicht ernstlich gemeinten Vergleichungsvorschlag machte, wornach
er das Heer bis auf zwei Legionen entlassen und sich mit der
Statthalterschaft des diesseitigen Galliens bis zu seinem Consulat
begnügen wollte. Der entscheidende Senatsbeschluß ging
vielmehr dahin: „daß Cäsar, wenn er nicht bis zu einem be-
stimmten Termin sein Heer entlasse, als Hochverräther erachtet
werden solle." C In einer folgenden Sitzung (am 7. Januar)
wurde sodann in den üblichen Formens der Kriegsstand erklärt,
indem die Consuln und alle Magistrate angewiesen wurden, Für-
sorge zu treffen, damit der Staat keinen Schaden nehme. Ver-
gebens hatten die Tribunen von Cäsar's Partei (M. Antonius
und Q. Cassius) gegen dies Vorschreiten ihr Veto eingelegt und
entflohen angeblich wegen drohender Gewaltthat als Sklaven
verkleidet zu Cäsar nach Ravenna. Jetzt berief dieser die Sol-
daten der dreizehnten Legion, die er bereits bis Ravenna vorge-
schoben hatte, zusammen, setzte ihnen die Lage der Dinge aus-
einander, und forderte sie auf ihm zu folgen, um das verletzte Volks-
tribunat und ihren Feldherrn gegen den Adel zu vertheidigen.
Er selbst überschritt noch am Abende des Tages nur von weni-
gen Freunden begleitet das Flüßchen Rubico, die Gränze seiner
Provinz gegen Italien, mit den Worten: „Die Würfel sind ge-
worfen" (jacta est alea) ein Beginnen bezeichnend, das für ihn
wie für sein Vaterland gleich verhängnisvoll werden sollte.
§. 191.
Fortsetzung.
1) Cäsar hatte beim Beginne des Bürgerkrieges neun Le-
gionen (etwa 50,000 Mann), die er in den" gallischen Kriegen 1 2
1) — uti ante certam diem Caesar exercitum demittat; si non faciat,
eum adversus rempublicam facturum videri. (Caes. bell. civ. I. 2.)
2) ,,Dent operam Cónsules, Praetores, Tribuni plebis, quique consulares
sunt ad urbem, ne quid respublica detrimenti capiat.“
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TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Cajus_Marcellus_( Marcellus) Cäsar Cäsar Antonius Cäsar Cäsar
444
I. Epische Poe sie.
Griechen.
§. 226.
Das Homerische Epos.
1) Die mit den Wanderungen und neuen Ansiedlungen der
Griechen beginnende thatenreiche Zeit führte die Poesie aus dem
heiligen Tempelkreise heraus, und dem wirkichen Leben zu. Vom
Priester und Seher trennte sich der Sänger; Erzählung
der Thaten der Helden war nun vorzugsweise Gegenstand
der Poesie. So bildete sich die epische Seite derselben mit der
ihr eigenthümlich gewordenen heroischen Versart, dem Hexameter
(angeblich von der delphischen Priesterin Phemonoe erfunden),
früher aus, als die lyrische, namentlich in den durch Handel,
Wohlstand und Freiheit früher als das Mutterland aufblühenden
Pflanzstädten an den schönen Küsten Kleinasiens und auf den
milden Inseln des Archipelagos.
2) Dies neue Geschlecht der Barden (aoisoi) stand in groß-
ßem Ansehen; wie ihr Geschäft, so galt auch ihre Person für ge-
heiligt und als unter dem besondern Schutze der Götter stehend.
Bei festlichen Mahlen und Zusammenkünften erzählten sie unter
Gesang und Saitenspiel von den Thaten und Leiden der Helden,
der Schützlinge der Götter. Aus dem reichen Kreise der griechi-
schen Heldensage wählte der eine diesen, der andere jenen Ab-
schnitt zum Gegenstand seines Vortrags. So entstanden nach und
nach einzelne epische Erzählungen oder Gesänge, die dem Zwecke
ihrer Bestimmung gemäß, nämlich bei den Festmahlen vorgetra-
gen zu werden, wahrscheinlich von beschränktem Umfang waren,
wohl aber sich gegenseitig ergänzten, ft
3) Wie der alte Hymnengesang, so wurde auch der neue
Heldengesang in gewissen Sängerfamilien erblich. Die Lieder
eines gefeierten alten Sängers wurden von seinen Nachkommen
als ihr bestes Erbe aufbewahrt und von Geschlecht zu Geschlecht
fortgepflanzt. Die Sängerfamilie gestaltete sich durch Aufnahme
auch anderer Mitglieder nach und nach zu einer Art Innung oder
Sängerschule, die sich nach dem alten Meister benannte, dessen
Lieder sie bewahrte und vortrug, oder in dessen Weise in Bezug
auf Stoff und Darftellungsart sie selbst dichtete und sang. Es
werden in der ältern Zeit Griechenlands mehrere solcher Sänger-
i) Solche Barden hießen auch Rhapsoden (pa-hcv?m) entweder von pccßsos
und ciioo?, indem sie einen mit Lorbeer umwundenen Stab als Zeichen
ihres Berufes trugen, oder wahrscheinlicher von dem declamatorischen eigen-
thümlichen Vortrag der Gedichte von panxeiv doiorjv.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
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417
über den Tigris und eroberte die Hauptstadt der Parther, Ktesi-
pbon, wo er einen von Rom abhängigen König einsetzte. Tra-
jan schiffte den Tigris hinab und ließ im persischen Meerbusen
eine Flotte ausrüsten, um wie scheint selbst nach Indien vorzu-
dringen. Trajan wurde indeß von einer Krankheit befallen,
und starb auf der Rückkehr zu Selinus in Cilicien (Aug. 117)4)
Die Parther selbst aber hatten sich bereits der Abhängigkeit von
den Römern wieder entzogen.
§. 207.
Hadrianus.
1) T. Aelius Hadrianus 117—138, ebenfalls ein Spa-
nier, von Italien gebürtig, und Verwandter Trajan's, wurde
durch ein von Plotina, Trajan's Gemahlin, wahrscheinlich ver-
fälschtes Testament, welches angeblich seine Adoption durch Letz-
tem enthielt, dessen Nachfolger. Hadrian war ein Mann, der
mit ausgebreiteten Kenntnissen?) und vielfach löblichen Eigenschaf-
ten kleinlichen Neid, Launenhaftigkeit und selbst Hang zur Grausam-
keit verband, so daß der Senat bei seinem Tode zweifelhaft war,
ob er ihn für einen Gott oder für einen Tyrannen erklären solle.
2) Aus Friedliebe gab er die Eroberungen Trajan's (Da-
cien ausgenommen) auf, und machte den Euphrat wieder zur
Ostgränze des Reiches. Er durchreiste (120—131) größtenteils
zu Fuß die Provinzen des Reiches und bewirkte manche heilsame
Reformen. Er verbesserte die Rechtspflege, indem er durch Sal-
vius Iulianus aus den Edicten der Prätoren das cäictum
perpetuum, das neue bürgerliche Gesetzbuch abfassen ließ.
Auch die innere Verwaltung erhielt eine festere Organisation durch
Eintheilung Italiens in vier Verwaltungsbezirke oder Regionen
mit je einem Eonsularen an deren Spitze, durch Errichtung des
sogenannten consistorium principis, aus den tüchtigsten Rechts-
gelehrten zusammengesetzt, überhaupt durch eine strengere Schei-
dung der Hof-, Staats- und Kriegsämter (officia palatina, pu-
blica und militaria). Zugleich sorgte er mit vieler Freigebigkeit
für Wissenschaft und Kunst. Unter seinen Prachtbauten in und
um Rom zeichnete sich namentlich sein Grabmal, die mo1c8 Ha-
driani, (die jetzige Engelsburg) aus. In Thracien ließ er
Hadrianopolis, in Aegypten Antinoopolis zu Ehren seines dort
umgekommenen Lieblings Antinous anlegen. — Das römische
Britannien ließ Hadrian durch Wall und Graben (vallum Ha-
0 vr. H. Francke, Zur Geschichte Trajans und seiner Zeit. 1837.
2) Spartian. in vit. Hadr. 14. Fuit enim poematum et literarum omnium
studiosissimus; arithmeticae, geometriae, picturae peritissimus. — Er
konnte zugleich anhören, schreiben, dictiren und mit Andern sprechen.
Beck, griech. u. röm. Gesch. 3. Aufl. 27
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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450
die epische, nur daß in der gnomologischen Poesie, die nach
b e st i m m t e r Kürze trachtet, zum Hexameter der abschließende
Pentameter trat (Distichon), dessen Erfindung dem jonischen
Dichter Kallinos aus Ephesos (um 777) zugeschrieben wird.
2) Gnomen (yvwfxai) sind kurze, allgemein verständliche
Sätze in elegischer Form, deren Inhalt sich auf Moral und Po-
litik bezieht. Die Blüthezeit der gnomologischen Poesie ist das
Zeitalter der sieben Weisen?) deren Geistesrichtung im Gegen-
sätze der systematischen Philosophie Lebensweisheit war.
3) Unter den Gnomologen sind zu bemerken: Solon,
der außer Hymnen und Elegien noch vorhandene Gnomen in
einem milden, oft elegischen Geiste dichtete;
4) Theognis aus Megara um 545, von dem wir noch
eine bedeutende Anzahl Gnomen (irapaiveosi?), und der gleichzei-
tige Phokylides aus Milet, von dem wir nur noch wenige
Fragmente besitzen.
5) Hierher gehören auch die sogenannten goldenen Sprüche
(ypuaa üttj, 71 Hexameter) des Pythagoras (550), in ihrer
gegenwärtigen Form wahrscheinlich von einem seiner spätem An-
hänger.
§. 232.
b. Die Fabel.
Mit der gnomologischen Poesie der Griechen steht mittelst
einerlei Zweckes, der Belehrung ist, in Verbindung
1) Die Fabel (Xoyoc, atroaoyoc, 7r7.potp.1a, p-u&os, atvos),
welche ursprünglich die epische Darstellung eines Falles ist, wo
Thiere oder andere Gegenstände der Natur wie vernünftige Wesen
handeln, um diesen erdichteten Fall mit einem wirklichen
zu vergleichen und dadurch eine Lehre anschaulich zu machen.
2) Die ersten Spuren solcher Dichtung finden sich schon bei
Homer, der den Achilles mit seinen Pferden reden läßt (wie
der Esel des Bileam in der heil. Schrift). Die erste eigentliche
Fabel (der Habicht und die Nachtigall) findet sich bei Hesiod;
der berühmteste Fabeldichter der Griechen ist aber Aesopos,
nach dem diese Dichtungsart den Namen führt (Xoyoi atawtrsioi).
Eben deswegen ist es jetzt fast unmöglich, in Hinsicht der unter
Aesops Namen vorhandenen Fabeln genau zu bestimmen, was
davon Aesopos selbst, oder der spätem Zeit angehört, und als
in seiner Weise gedichtet in die Sammlung ausgenommen wurde.
3) Aesopos heißt ein Phrygier um 580, war zuerst Sklave;
später seiner Geschicklichkeit wegen freigelassen, lebte er am Hofe
i) Die ihnen beigelegten Sprücke bat Diogenes Laertins (äs vita et
dictis claror. philosoph.) aufbewahrt.
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461
Schicksalsmächte bestimmt zu werden, sind die Tragödien des
Sophokles ein treuer Spiegel der Menschenseele, und
erhalten hierdurch, wie durch die lautere Frömmigkeit und
sittliche Reinheit, die sich in seinen Ideen aussprechen, eine
höhere allgemein menschliche Bedeutung. In ihm
feiert der hellenische Dichtergenius und die attische Bildung ihren
schönsten und edelsten Ausdruck.
3) Man zählte 113 Dranren des Sophokles, Tragödien
und Satyrspiele. Nur 7 der ersten sind außer einigen Frag-
menten uns erhalten:. Antigone, durch allseitige Vollendung
das Meisterwerk des Dichters, Electra, ein Seitenstück zur
Antigone, Trachinierinnen, Oedipus der König, Ajax,
Philo kt et, Oedipus aus Kolonos, eine Ergänzung des
Königs Oedipus.
§. 245.
Euripides.
1) Wie in den Dramen des Sophokles jene harmoni-
sche geistige Schönheit, welche den Höhepunkt der griechischen
Bildung im Perikleischen Zeitalter bezeichnet, sich ausprägt,
so macht sich in den Werken seines jüngern Zeitgenossen, des
Euripides, der nach der Sage am Tage der Schlacht von
Salamis (480) geboren wurde, bereits der Einfluß der rhetorisch-
sophistischen Richtung geltend, womit überhaupt der innere Ver-
fall des Griechenthums beginnt. Euripides trat im fünf und
zwanzigsten Lebensjahre zuerst mit Dramen für die Bühne auf,
vermochte aber Sophokles gegenüber bei dem athenischen Volke
lange keinen Beifall zu gewinnen. Von den Komikern, welche
die Schwächen des Dichters zum Gegenstand ihrer bittern Kritik
machten, unaufhörlich verfolgt, verließ Euripides bereits im
vorgerückten Alter Athen, und folgte einer Einladung des Königs
Archelaos an den makedonischen Hof zu Pella. Hier fand er
wahrscheinlich um 406 am Biß der Jagdhunde seinen Tod.
2) Der Stoff der Dramen des Euripides ist zwar eben-
falls aus dem Mythenkreis der Griechen genommen; aber seine
Helden, die überhaupt mehr reden als handeln, sind ohne innere
ideale Größe, tragen vielmehr in Gesinnungen und Strebungen
ganz das Gepräge des gemeinen Lebens. Auch fehlt es dem
Plane seiner Stücke nicht selten an Einheit und natürlicher Ent-
wickelung der Handlung. Um diesem Mangel abzuhelfen, nahm
Euripides zu zwei Neuerungen seine Zuflucht: ein Prolog
soll die Lage des Stücks und oft auch den Hauptgedanken an-
geben, der sich durch dasselbe hinzieht; und eine das Schicksal
verkündende Gottheit, ein sogenannter Deus ex machina, muß
der Verwirrung des Stücks,"das aus sich selbst keinen Ausgang
finden kann, nicht selten ein Ende machen.
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464
tragen werde, was auch geschieht, besonders darum, „weil dies allein in
Athen noch nicht versucht worden sei."
§. 247.
Anhang. Die bnkolische Poesie. Theokrit. Bion und Moschos.
1) An das Drama reiht sich zunächst die bukolische oder
idyllische Poesie an durch das Dialogische der Form und
durch eine dramatische Entwickelung bestimmter Charaktere, die
aus dem einfachen Natur- und Hirtenleben genommen sind. In
solchen Gedichten soll schon in der Mythenzeit der Hirte Daph-
nis sich ausgezeichnet haben; daher er in den spätem Gedichten
dieser Art als Repräsentant seines Standes erscheint.
2) Diese Dichtungsart' ist die späte Blüthe, die der reiche
poetische Geist der Griechen noch nach dein gänzlichen Verfall
ihres Nationallebens hervortrieb. Am meisten zeichnete sich in
ihr Theokritos von Syrakus um 270 aus. Wir besitzen
unter seinem Namen außer 22 Epigrammen und kleinen Ueber-
resten von Hymnen, Elegien u. a. noch 30 Idyllen 0istj, etödxxia
d. i. Bilder, nämlich des Natur- und Hirtenlebens) in neu-
dorischem Dialekt und meist in hexametrischer Form. Seine
Schilderung des Naturlebens ist eine treue Copie der lieblichen
sikeliotischen Natur, voll naivster Innigkeit bei treuester Wahrheit
der Charakteristik, die nicht ideal gehalten ist, wie bei seinen
spätem Nachahmern, namentlich Virgilius.
3) Neben Theokrit sind hier seine Zeitgenossen, Bion von
Smyrna, der aber später ebenfalls auf Sicilien lebte, und
Moschos von Syrakus zu nennen. Don jenem haben wir
außer einem großem Trauergesang auf Adonis, noch 16 kleine
Idyllen, von diesem vier größere idyllische, darunter die epische
Erzählung Euptomr], und einige kleinere Gedichte. Beide schreiben
im dorischen Dialekt, zeichnen sich durch Anmuth und Reichthum
der Schilderung aus, stehen aber dem Theokrit an Einfachheit
und Natürlichkeit nach. #
b. Dramatische Poesie der Römer.
§. 248.
Die Atellanen. Die Tragödie.
1) Die älteste Art Schauspiele in Rom waren die soge-
nannten Atellanen (fabulae Atellanae), die von der oskischen
Stadt Atella in Campanien ihren Namen führten. Es waren
mimische Possenspiele in vulgarem Latein mit feststehenden Cha-
raktermasken, wohl ähnlich den spätem Volksspielen der Italiener
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Extrahierte Ortsnamen: Athen Syrakus Smyrna Sicilien Syrakus Rom
474
kundiger Staatsmann nach mehrjährigen gründlichen Studien
jeine iaxopia cpco^aix7] in 80 Büchern und in Decaden einge-
theilt in der Weise des Polybios, dem er nachahmte. Von
diesem großen Werke besitzen wir den Abschnitt vom 36.-54.
Buche fast vollständig, aus den übrigen Büchern Fragmente
und Auszüge, letztere namentlich durch den Mönch Liphilinos
sim 11. Jahrh.).
h. Herodianos aus Alexandria, lebte unter Marcus
Aurelius zu Rom, und schrieb in 8 Büchern eine uns erhal-
tene Geschichte von den letzten Lebensjahren dieses Kaisers bis
aus Gordian Iii. (ty^c ¡¿sxa Maxpov ßaaixeia? iaxopiat, 180 bis
238) in freimüthiger Wahrheitsliebe und elegantem Style.
1. Claudius Aelianos aus Präneste in Latium um
220 n. Chr. Wir haben von ihm ein Anekdotenwerk in 14
Büchern (7toixix7j iaxopia, variae historiae), in denen manches
Werthvolle aus der alten Geschichte gerettet ist. Ferner besitzen
wir unter seinem Namen eine Naturgeschichte, zum großen
Theil aus Aristoteles ausgezogen.
d. Historiographie der Römer.
§- 257.
Annalisten. Sallnst, Cäsar, Nepos.
1) Die ersten Anfänge der Geschichtschreibung, deren
große Bedeutung für das Staatsleben bei den Römern zu allen
Zeiten erkannt worden ist, gehen in Rom bis auf die ältesten
Zeiten der Stadt selbst zurück. Hierher gehören vor Allem die
Annales Maximi, eine Art Stadt- und Staatschronik, in denen
der jedesmalige Pontifex Maximus die denkwürdigsten Ereignisse
des Iabres, auch die Namen der Magistrate, die Kriege u. dgl.
auszuzeichnen hatte.
2) Die eigentliche Geschichtschreibung beginnt indessen mit
den sogenannten Annalisten nach dem zweiten panischen Krieg.
Die zahlreichen Werke derselben sind jedoch verloren, so daß wir
sie nur aus Citaten späterer Schriftsteller kennen. Der älteste
derselben ist Q. Fabius Pictor (um 220), der eine Geschichte
Roms von dessen Anfängen bis aus seine Zeit schrieb. Unter
den übrigen zahlreichen Annalisten war besonders wichtig M.
Porcius Cato Censorius (um 200), dessen berühmtes mit
Kritik und Quellenstudium abgefaßtes Geschichtswerk, Origines,
nicht blos die Geschichte Roms, sondern die der italischen Völker-
schaften behandelte.
3) Die kunstgemäße Geschichtschreibung im Gegensätze der
bis auf die Zeiten Sullas eingehaltenen chronikenartigen Be-
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Extrahierte Personennamen: Marcus
Aurelius Claudius_Aelianos Cäsar Nepos Pontifex_Maximus Cato_Censorius Sullas
Extrahierte Ortsnamen: Decaden Mönch_Liphilinos Alexandria Rom Gordian_Iii Latium Rom
483
denen sich übrigens ohne Zweifel mehrere unechte vorfinden, sind,
wie die meisten attischen Prozeßreden, einfach und nüchtern, aber
mit eindringlicher Schärfe der Beweisgründe und klarer Bestimmt-
heit der Gedanken geschrieben. Antiphon ist in Bezug auf
Kraft des Styls der Vorgänger des Thukydides.
4) b. Ändokides, jüngerer Zeitgenosse des Antiphon,
wurde in Athen vielfach in Hähern Staatsgeschäften verwendet,
aber auch zweimal aus der Stadt verbannt. Wir besitzen von
ihm noch drei Reden, die erste gehalten über seine Rückkehr aus
der Verbannung, die zweite über seine Verwickelung in den Pro-
zeß des Alkilnades wegen der Entweihung der Mysterien und
Verstümmelung der Hermen; die dritte ist eine Staatsrede über
den Frieden mit Sparta. Eine vierte unter seinem Namen
erhaltene Diebe gegen Alkibiades ist wahrscheinlich unecht. Die
Reden des Ändokides sind zwar ebenfalls sehr einfach und
ungekünstelt, doch stehen sie an Schürfe und Fülle der Gedanken-
Entwickelung denen des Antiphon weit nach.
§. 264.
Fortsetzung. Lysias. Jsokrates.
1) Gleich nach dem peloponnesischen Kriege erhielt die Rede-
kunst durch zwei Männer, Lysias und Jsokrates, eine neue
Gestalt, und wurde, was ihre formelle Ausbildung betrifft, ihrer
Vollendung ziemlich nahe gebracht.
2) c. Lysias stammte aus Syrakus (gebor. um 458),
widmete sich zu Thurii in den Schulen der Sophisten der Rhe-
torik, und lebte in spätern Jahren (seit 412) in Athen als Leh-
rer der Beredtsamkeit, insbesondere aber als Dt ed eschreib er
für Bedrängte der demokratischen Partei, der er und seine Fa-
milie mit aufopferndem Freiheitssinn angehörten. Er unterstützte
das Unternehmen Thrasybuls gegen die dreißig Tyrannen mit
seinem Vermögen.
3) Anfangs der glatten und zierlichen Schönrednerei der
Sophisten nicht fremd, "lernte er in reifem Jahren, als er mit
einer Anklage gegen einen der dreißig Tyrannen, der den Justiz-
mord seines ältesten Bruders veranlaßt hatte, auftrat, die höhere
und ernste Aufgabe der Redekunst begreifen. Von nun an waren
seine Dteden, auch durch eine eigenthümliche Feinheit und An-
muth ausgezeichnet, Muster eines schlichten, p r un k l o se n
Dted estyls.
4) Lysias war ein äußerst fruchtbarer Redner. Unter den
vielen Reden, die seinen Namen trugen, erkannten die Alten 200
als echt an; wir besitzen davon noch unvollständig 44, darunter
ein l6‘(oq £Tut<?cpio?7 welche wegen ihrer ungemeinen Klarheit und
31 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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488
Reden erwähnt,^ von denen 56 größtenteils vollständig erhallen
sind, die in Stoff und Feile einander ungleich, doch zu den voll-
endetsten Denkmälern der Hähern römischen Prosa gehören. Es
sind entweder Staatsreden, im Senate oder in der Volksver-
sammlung gehalten, oder Prozeß reden und zwar Anklage- und
Dertheidigungsreden.
5) Besonders wichtig sind die rhetorischen Schriften des
Cicero, in welchen er seine durch eigenes Nachdenken, vielseitige
Erfahrung und fleißiges Studium Anderer, namentlich der Grie-
chen, des Demosthenes, Plato und Aristoteles, gewonne-
nen Ansichten über das Wesen und die Aufgabe der Beredtsam-
keit niedergelegt hat, und dadurch der größte und unübertroffene
Lehrer dieser Kunst für die Folgezeit geworden ist. Die wichti-
gern dieser rhetorischen Schriften sind:
a. Rhetorica s. de inventione rhetorica, 2 Bücher,
die erste rhetorische Schrift, von Cicero selbst für eine wenig
genügende Jugendarbeit erklärt.
b. De oratore, 3 Bücher in dialogischer Form, in wel-
chen Cicero in der Person der beiden gefeierten Redner, des
L. Licinius Crassus und des M. Antonius, das Wesen
und den Umfang der wahren Beredtsamkeit und die Erfordernisse
und Mittel zu ihr bespricht.
e. Brutus s. de claris orator ibus, eine historisch-kri-
tische Geschichte der römischen Beredtsamkeit, belehrend durch die
treffenden Charakteristiken, ebenfalls in der gefälligen Form des
Dialogs.
d. Orator ad M. Brutum, s. de optimo genere
dicendi, stellt das Ideal eines vollkommenen Redners auf,
die beste rhetorische Schrift Cicero's, worin der große Redner
seine Erfahrungen über Stilarten, rednerische Komposition und
Form in schöner und präciser Darstellung mittheilt.
e. Minder bedeutend sind Cicero's kleinere rhetorische Ar-
beiten: Topica ad Trebatium, eine Formenlehre der Dialectik
nach Aristoteles; De partitione oratoria, ein kurzer Ab-
riß der Rhetorik für seinen Sohn; De optimo genere
oratorum, eine Vorrede zu der von Cicero gemachten Ueber-
setzung der Reden des Demosthenes und Ae sch in es de
Oorona.
6) Zu den rhetorischen Schriften Cicero's wurde früher
oft auch gerechnet der Auctor ad Herennium oder Libri
Iv Rhetoricorum ad Herennium, das älteste uns erhaltene
Lehrbuch der römischen Rhetorik, dessen Verfasser unbekannt ist,
aber jedenfalls vor Cicero und wahrscheinlich schon zur Sulla-
nischen Zeit lebte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Cicero M._Antonius Antonius Brutus Cicero Oorona
489
§. 267.
Quintilian und die später» Rhetoren. — Tie Epistolographen.
1) Mit dem Untergang der Freiheit verlor die Beredtsam-
keit in Rom den sie nährenden Boden. Sie zerfiel daher schnell,
und entartete, weil nicht mehr am Leben selbst gereift, in bloße
schulmäßige Schönrednerei. Sie beschränkte sich auf Gerichts-
reden und sogenannte Declamationes oder rhetorische Schul-
übungen, die nach ihrem Inhalte in Suasoriae und Controver-
siae zerfielen.
An die Declamationen schlossen sich später die Panegyri-
ken oder Lobreden auf die Kaiser und andere hochgestellte Per-
sonen an, welche vollends den gänzlichen Verfall dieser edlen
Kunst herbeiführten.
2) Nur die theoretische Beredtsamkeit fand an M. Fabius
Quintilianus einen ebenso gründlichen als geschmackvollen
Bearbeiter. Er ist geboren in Spanien (mit 42 n. Ehr.), lebte
in Rom als Sachwalter und Rhetor, und wurde durch Ves pa-
stan zuerst als öffentlicher Lehrer der Beredtsamkeit (professor
eloquentiae) angestellt, welches Amt er 20 Jahre lang verwal-
tete. Sein vortreffliches Hauptwerk ist: Institutionis oratoriae
libri Xii, eine vollständige, auf sittlicher Grundlage erbaute
Theorie der Rhetorik, zugleich eine durch das mitgetheilte Mate-
rial höchst schätzbare Encyclopädie des lateinischen Styls. Außer-
dem werden ihm noch 19 größere und 145 kleinere Declama-
tiones zugeschrieben, meist dürftige Redeübungen und Arbeiten
Anderer, die unter Quinti lia n's Namen in eine Sammlung
vereinigt wurden.
3) Unter den practischen Rednern dieser Zeit sind noch zu
bemerken:
а. M. Annäus Seneca, der Rhetor genannt, geboren zu
> Corduba in Spanien, Vater des Philosophen Seneca, kam
unter Augustus nach Rom, und lebte daselbst noch unter Ti-
berius als Rhetor, besonders auch durch Stärke des Gedächt-
nisses berühmt. Die beiden Sammlungen seiner Schulreden:
Controversiae und Suasoriae sind nicht vollständig erhalten.
б. E. Plinius Secundus, geboren zu Eomum um 62
n. Ehr., Neffe und Adoptivsohn des großen Naturforschers Pli-
nius, war unter Traja n, seinem Gönner, im Jahre 100 n. Ehr.
Eonsul, und bald darauf (103) Statthalter von Bithynien und
Pontus. Durch Quintilian zum öffentlichen Redner erzogen,
durch seine Bildung, geläuterten Geschmack und vielseitige Gelehr-
samkeit glänzend, eröffnete er durch seinen mit Aufwendung aller
Mittel der Rhetorik künstlich gehobenen Panegyricus auf Tra-
jan, den er als designirter Cónsul im Senate hielt und später
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: M._Fabius
Quintilianus Annäus_Seneca Corduba Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Spanien Rom Spanien Rom