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1. Alte Geschichte - S. 9

1896 - Hannover : Meyer
Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe. 9 die Göttin der Fruchtbarkeit des Landes, Ceres, und Aphrodite, die Göttin der Liebe. 3. Sagen. Griechenlands älteste Geschichte besteht ans Sagen von Göttern und Göttersöhnen, deren große Thaten in ihren Heldenliedern aufgezeichnet sind. So erzählen uns diese von einem sühnen Helden Jason, der auf einem selbstgezimmerten, großen Schiffe, Argo genannt (1260v.chr.), auszog und auf einer sühnen Seefahrt zu einem fernen Lande, Kolchis, gelangte, wo er mannigfache Abenteuer, d. h. merkwürdige Ereignisse, erlebte und Heldenthaten vollbrachte. Eine andre Sage erzählt von einem Helden Theseus, dem Sohne eines athenischen Königs, der das Land von Räubern säuberte und durch eine kühne That seine Landsleute von einem jährlichen Tribute, den die Athener dem Könige der benachbarten Insel Kreta schuldeten, befreite. Der bekannteste von allen diesen Halbgöttern ist Herakles oder Herkules. Dieser war ein sehr starker Mann, der 12 Heldenthaten, die ihm ein mächtiger König, Namens Eurysthens auferlegte, vollbrachte. Er erwürgte mit seinen Händen in einer Felsenhöhle bei Nemea einen ungeheuren Löwen, dessen Fell gegen jedes Eisen undurchdringlich war. Sein Fell hing er sich, nachdem er es mit des Löwen eignen Klauen durchschnitten hatte, als Panzerkleid um und setzte den Kopf des Löwen als Helm auf. So erscheint er uns auf den meisten Bildnissen. Bei Lernet tötete vielköpfige Schlange; auch fing eine schnelle Hirschkuh, welche goldne Hörner und eherne Füße hatte, sowie einen gewaltigen Eber und einen furcht* baren Stier mit eigner Hand. Dem ©erfuieg. Könige Augias von Elis säuberte er einen Stall, in welchem 30 Jahre lang 3000 Rinder gestanden hatten, ohne daß er je gereinigt worden, in einem einzigen Tage, indem er einen Fluß durch den Stall leitete. Die stymphalischen Vögel, welche mit ihren ehernen Klauen und Schnäbeln Menschen davontrugen, verscheuchte er mit einer großen, felbstverfertigten Klapper. Dem Könige Diomedes in Thraeien entführte er zwei wunderbare Rosse, welche Feuer schnoben, und dem Riefen Geryon eine ganze Herde schöner Rinder. Ferner nahm er der Amazonenkönigin Hippolyta ihr goldnes Wehrgehenk im Kampfe ab und holte aus Afrika die wunderbaren goldnen Äpfel der Hebenden, welche ein schlafender Drache bewachte. Als er endlich auf Befehl des Eurystheus noch den dreiköpfigen Höllenhund Cerberus auf die Erde heraufholte, erschrak der König so sehr, daß er in einen großen Tops kroch, den man zum Aufbewahren des Weins benutzte, und den Herkules bat, er mochte den Höllenhund doch lieber wieder zurücktragen. Herkules wurde nach seinem Tode von Zeus als Halbgott in den Himmel ausgenommen, und die Griechen sahen in ihm den Schutzgott der Helden und den Beschirmer der Mannesstärke. er eine er

2. Alte Geschichte - S. 10

1896 - Hannover : Meyer
10 Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe. 6. Der trojanische Krieg (1180 v. Chr.). 1. Veranlassung. Den Anlaß zu dem 10-jährigen trojanischen Kriege gab folgende Begebenheit. Paris, der i&ohn des Königs Priamus von Troja, einer blühenden Stadt an der Nordwestküste Kleinasiens, hatte bei einer Fahrt nach Griechenland dem Könige Menelaus von Sparta feine schöne Gemahlin Helena entführt. Dieser verbanb sich barauf mit bett andern griechischen Fürsten, um auf einem gemeinschaftlichen Kriegszuge Rache an Troja, wohin Paris mit Helena geflohen, und an dem verräterischen Paris zu nehmen. 2. Der Krieg. An dem Zuge nahmen auch die berühmtesten Helden teil, wie Achill, der schönste und stärkste von allen Griechen, mit feinem Freunde Patroklus, Odysseus, der klügste der Griechen, durch dessen List Troja später eingenommen wurde, ferner Ajax, genannt der Turm in der Schlacht, Diomebes und viele anbre. Aus Seite der Trojaner sinb Hektor und Äneas zu nennen. Hektor tötete im Zweikampfe den Patroklus, den Freuub des Achill, und nun rastete biefer nicht eher, als bis er Rache genommen hatte und Hektor unter feiner Hand gefallen war. Aber er selbst erlebte die Eroberung Trojas nicht mehr, ba er von Paris aus dem Hinterhalte durch einen Pfeilschuß getötet würde. 3. Einnahme von Troja. Nachbetn die Griechen Troja 10 Jahre lang vergeblich belagert hatten, ersann Odysseus eine List. Er ließ aus Holz ein großes Pferb bauen, das inwenbig ganz hohl war, und in dessen Innern mußte sich eine Anzahl Krieger verbergen. Die übrigen Griechen brachen zum Scheine auf, als hätten sie die Belagerung aufgegeben, und fuhren auf ihren Schiffen nach einer benachbarten Insel. Die Trojaner hielten das Pferb für ein den Göttern geweihtes Geschenk, zogen es in ihre Stadt hinein und feierten ein Freubenfest wegen des Abzugs der Griechen. Des Nachts stiegen aber die Krieger aus dem Pferbe durch eine geheime Thür heraus und öffneten den andern Griechen, die inzwischen wieber auf ihren Schiffen zurückgekehrt waren, die Thore. Die Stadt würde nun erobert und gänzlich in einen Schutthaufen verwanbelt. Mit unermeßlicher Beute belaben, kehrten die griechischen Helben heim. 4. Obysseus Irrfahrten. Von biesen hatte Odysseus noch mannigfache Irrfahrten zu bestehen, bis er in feine Heimat gelangte. Ein griechischer Dichter, Homer, der auch den trojanischen Krieg besungen hat, erzählt uns von Odysseus, daß er zunächst zu den Cyklopen, menfchenfreffentien Riefen, gelangte, welche nur ein großes Auge mitten auf der Stirn hatten. Als Odysseus und seine Gefährten in die Wohnung eines solchen Cyklopen kamen und um Gastfreundschaft baten, ließ er sie nicht wieder fort, sondern verrammelte die Thür mit einem großen Felsblocke und verschlang jeden Tag zum Frühstück zwei von den Gefährten des Odysseus. Dieser gab ihm, um ihn trunken zu machen, drei Kannen von seinem mitgeführten Weine zu trinken. Als Dank sagte der Cyklop zu Odysseus: „Ich verspreche dir dafür, als Gegengeschenk, daß du von mir erst ganz zuletzt verzehrt wirft." _ Als nun der Cyklop, vom Weine berauscht, einschlief, brannte ihm Odysseus mit einem Pfahle, dessen Spitze er erst ins Feuer hielt, fein Auge aus und rettete dadurch sich und feine Gefährten. Er kam dann noch zu einer Zauberin Circe, die feine Gefährten in Tiere verwandelte, und sie nicht mehr freigeben wollte, bis Odysseus nach einem Jahre sie endlich durch Bitten erweichte, so daß sie ihnen ihre frühere Gestalt wiedergab. Als er dann glücklich durch die Scylla und Charybdis, zwei Meeresstrudel an der Küste Italiens, und an den Sirenen, den schönen Meerjungfrauen, welche durch Zaubergesang die vorüberfahrenden Schiffer bestrickten und sie in das Meer hineinlockten, vorllbergekommen war. kehrte er endlich, nachdem er fein Schiff und sämtliche Gefährten durch einen Schiffbruch verloren hatte, auf einem Floß schlafend an die Küste seiner Heimat Jthaka zurück, nach der er volle zehn Jahre vergeblich gesucht hatte. — So geht es im Menschenleben oft: Wir streben nach irgend einem Ziele und mühen uns ver-

3. Alte Geschichte - S. 11

1896 - Hannover : Meyer
Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe. 11 gebens, es zu erreichen, und wenn wir schließlich schon an dem Gelingen verzweifeln, da beschert uns plötzlich ein gütiges Geschick das, wonach wir lange vergeblich rangen. 5. Odysseus Heimkehr. Odysseus fand zu Hause seine Gemahlin Penelope, die ihm treu geblieben war, umgeben von einer Menge lästiger Freier, die sein Gut verpraßten. Penelope hatte diese die ganzen Jahre hindurch immer vertröstet, indem sie vorgab, erst ein gewebtes Gewand fertig stellen zu müssen, ehe sie einem Freier ihre Hand reichen könne. Des Nachts trennte sie aber immer dasjenige, was sie den Tag über gewebt hatte, wieder auf und hielt so die Freier bis zur Rückkehr ihres Gatten hin, der die schlimmen Gäste dann umbrachte und sein Haus von ihnen säuberte. 7. Weise Griechen. 1. Lykurg und Solon. Wie wir sahen, waren in Griechenland die beiden mächtigsten Staaten Sparta und Athen. Jeder dieser beiden hatte durch einen weisen, erfahrnen Mann eine Gesetzgebung erhalten: Sparta durch Lykurg (888 v. Chr.) und Athen durch Solon (600 v. Chr.), denselben Solon, den wir bereits aus seinem Besuche bei Krösus kennen. Beide Gesetzgeber hatten ein verschiedenes Ziel im Auge. Denn während die solouische Verfassung dahin ging, die Athener zu dem gebildetsten Volke zu erheben, zielte die lykurgische Gesetzgebung bloß darauf hin, die Spartaner zu dem kräftigsten und kriegstüchtigsten Volke zu machen. In Sparta gehörte das Kind bis zum 7. Jahre dem Elternhause an; Lykurg. dann wurde es mit den Altersgenossen in staatlichen Anstalten, unsern Kadettenschulen zu vergleichen, erzogen und an eisernen Gehorsam gewöhnt. Dort mußten sie sich an alle Strapazen, an Hunger und Durst, an Kälte und Hitze gewöhnen; und damit sie auch den Schmerz leicht ertragen könnten, wurden sie — außer den Hieben, die sie sonst noch bekamen — einmal in jedem Jahre bei einem Feste der Artemis bis aufs Blut gepeitscht, ohne daß sie ihren Schmerz durch Wehklagen ausdrücken durften. Gegen das Alter wurde ihnen die tiefste Ehrfurcht eingeprägt. War der Jüngling zum Manne herangewachsen, so war sein ganzes Leben dem Staate geweiht; darum besaß auch Sparta, wie man oft rühmen hörte, in seinen kriegstüchtigen Leuten eine uneinnehmbare Mauer; steinerne Mauern besaß es nicht.

4. Alte Geschichte - S. 16

1896 - Hannover : Meyer
16 Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe. einigen. Er schlug ein Persisches Heer am Flusse Granikus. Als er dann vor den Ruinen Trojas vorbeikam, betete Alexander am Grabmale Achills- denn den Helden Achill hatte er sich zum Vorbilde erwählt, und ihm suchte er während seines ganzen Lebens nachzueifern. Als sich der Perserkönig Darius Kodomannus selbst mit einem gewaltigen Heere dem Alexander bei Jssus (333 v. Chr.) in der Nähe von Syrien entgegenstellte, wurde er von letzterm gänzlich geschlagen, und seine Frau und seine Töchter fielen mit vielen Kostbarkeiten in die Hände der Feinde. Alexander drang dann noch bis Ägypten vor, wo er die Stadt Alexandria gründete, und stürzte bei seiner Rückkehr nach Persien den König Darius vom Throne, nachdem er ihn nochmals in der Nähe des Tigris bei_ Arbela und Gaugamela gänzlich geschlagen hatte, und machte cv c. , sich selbst zum Könige von Persien. Indien zu unterwerfen gelang Alexander jedoch nicht, da ihm seine (Soldaten nicht weiter folgen wollten, und so mußte er nach Babylon, welches wieder aufgebaut und zu neuer Blüte gelangt war, zurückkehren, r m?5-e rb^e @tabt öu seiner Residenz und hier starb er, erst 33 Jahre alt. Mit seinem ^ode zerfiel sein unermeßliches Reich, da seine Feldherren um den Besitz der einzelnen Teile untereinander Krieg führten. 11. Lehren aus der Geschichte Griechenlands. Zum Schlüsse wollen wir uns noch fragen: Was können wir von den alten Griechen lernen? Antwort: 1) Den Sinn für das Schöne, Gute und Edle, den in so reichem Maße die Athener besaßen; 2) den Mannesmut und die Heldentugend, die Liebe zum Vaterlande und die freudige Aufopferung für dasselbe, wie sie uns bei den Spartanern so herrlich entgegentrat; 3) eine Warnung: Durch Uneinigkeit und Mißgunst der einzelnen Staaten unter einander ist ein tüchtiges Volk zu Grunde gegangen. — Darum, deutsche Staaten, haltet fest zusammen, seid einig! Wömische Keslhichle. 12. Die Erbauung Roms. ^ ^ ^onga. Die Römer leiten ihre Abstammung von Troja !?er’ ■ - *)ei Sage soll Aneas, der Sohn des Anchises, ein Verwandter des Königs Priamus, nach der Zerstörung Trojas mit einer Schar Helden nach Italien geflüchtet sein. Der Sohn des Aneas habe die Stadt Alba Alexander der Große.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 22

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
22 um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da kannst du wohl dein Hemd weggehen“; und gab es auch noch hin. Und als es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Thaler, und ob es gleich sein Hemdlein wegge- geben, so hatte es ein neues an vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Thaler hinein und wurde reich für sein Lebtag. 39. Räthsel. Zwei Väter, zwei Söhne zogen ans. Was brachten sie von der Jagd nach Haus? Drei Hasen; davon einen ganzen trug jeder Jäger in seinem Ranzen. Nun sage du: Wie ging das zu? 49. Fra« Holle. (Märchen.) Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun und war recht der Aschenputtel im Hause. Das arme Mädchen mußte sich täglich hinaus auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war; da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Weinend lief es zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück; die schalt es heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach: „Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol' sie auch wieder herauf!" Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht, was cs anfangen sollte und sprang in ihrer Angst in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es er- wachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, da schien die Sonne und waren viel tausend Blumen. Auf der Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voll Brot; das Brot aber rief: „Ach, zieh mich 'raus, sonst verbrenn' ich, ich bin schon längst ausgebacken!" Da trat es fleißig hinzu und holte alles heraus. Darnach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Aepfel und rief ihr zu: „Ach, schüttle mich, schüttle mich, wir Aepfel sind

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 23

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
alle mit einander reif!" Da schüttelte es den Baum, daß die Aepfel fielen, als regneten sie, und schüttelte so lange, bis keiner mehr oben war; darnach ging es weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Hause, daraus guckte eine alte Frau; weil sie aber so großezähne hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Fürcht' dich nicht, liebes Kind! Bleib' bei mir; wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dir's gut gehen; nur mußt du Acht geben, daß du mein Bett gut machst und es fleißig auf- schüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es auf der Welt; ich bin die Frau Holle!" Weil die Alte ihm so gut zusprach, willigte das Mädchen ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett immer ge- waltig auf; dafür hatte es auch ein gutes Leben bei ihr, kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war cs eine Zeit lang bei der Frau Holle; da ward es trau- rig in seinem Herzen, und ob es hier gleich viel tausendmal besser war, als zu Hause, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jammer nach Haus gekriegt, und wenn es mir hier auch noch so gut geht, so kann ich doch nicht länger bleiben." Die Frau Holle sagte: „Es gefällt mir, daß du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ick dich selbst wieder hinauf bringen." Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Thor. Das ward ausgethan, und als das Mädchen darunter stand, siel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du so fleißig gewesen bist!" sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Thor verschlossen, und das Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Hause; und als es in den Hof kam , saß der Hahn auf dem Brunnen und rief: „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie!" Da ging cs hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt ankam, ward es gut auf- genommen. Als die Mutter hörte, wie es zu dem Reichthum gekommen war, wollte sie der häßlichen und faulen Tochter dasselbe Glück verschaffen. Sie mußte sich an den Brunnen setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger und zerstieß sich die Hand an der Dornhecke. Darnach warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen ge- langte, schrie das Brot wieder: „Ach zieh mich 'raus, zieh mich 'raus, sonst verbrenn'ich, ich bin schon längst ausgebacken!" Die Faule antwortete: „Da hätt' ich Lust, mich schmutzig zu machen!" und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der ries: „Ach, schüttle mich, schüttle mich, wir Aepfel sind alle mit einander reif." Sie antwortete

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 24

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
24 aber: „Du kommst mir eben recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen!" und ging damit weiter. Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tage that sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte; denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde. Am zweiten Tage sing sie schon an zu faulenzen; am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle ihr Bett schlecht und schüttelte es nicht, daß die Federn aufflogen. Des ward die Frau Holle bald müde und sagte der Faulen den Dienst auf. Die war es wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen. Die Frau Holle führte sie auch zu dem Thor; als sie aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech ausgeschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienste!" sagte die Frau Holle und schloß das Thor zu. Da kam die Faule heim und war ganz mit Pech bedeckt; und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief: „Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie!" — Das Pech aber blieb an ihr hängen und wollte, so lange sie lebte, nicht abgehen. 41. 1)617 Wolf und der Fuchs. (M ä r c h e n.) Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf wollte, das muszte der Fuchs thun, weil er der Schwächste war; und der Fuchs wär’ gern des Herrn los gewesen. Nun trug es sich zu, dasz sie beide durch den Wald gingen, da sprach der Wolf: „Rothfuchs, schaff’ mir was zu fressen, oder ich fresse dich !“ Da antwortete der Fuchs : „Ich weisz einen Bauernhof, wo ein Paar junge Lämmlein sind; hast du Lust, so wollen wir eins holen!“ Der Wolf war’s zufrieden, und sie gingen hin, und der Fuchs stahl das eine Lämmlein, brachte es dem Wolf und machte sich fort. Da frasz es der Wolf auf, war aber damit noch nicht zufrieden, sondern wollte das andere dazu haben und ging, es zu holen. Weil er es aber so ungeschickt machte, ward es die Mutter vom Lämmlein gewahr und ling an entsetzlich zu schreien und zu bläen, dasz die Bauern herbeigelaufen kamen. Da fanden sie den Wolf und schlugen ihn so erbärmlich, dasz er hinkend und heulend bei dem Fuchs ankam. „Du hast mich schön angeführt!“ sprach er; ..ich wollte das andere Lamm holen, da haben mich die Bauern erwischt und weich- geschlagen.“ Der Fuchs antwortete: „Warum bist du so ein Nimmersatt! “ Am andern Tag gingen sie wieder im Feld, sprach der Wolf abermals zum Fuchs: „Rothfuchs, schaff’ mir was zu

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 25

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
fressen, oder ich fresse dich !“ Da antwortete der Fachs : „Ich weisz ein Bauernhaus, da bäckt die Frau heute Abend Pfann- kuchen, wir wollen uns davon holen!“ Sie gingen hin, und der Fuchs schlich sich um’s Haus herum, guckte und schnupperte so lange, bis er ausfindig machte, wo die Schüssel stand, und zog sechs Pfannkuchen herab und brachte sie dem Wolf. „Da hast du zu fressen!“ sprach er zu ihm, und ging seine Wege. Der Wolf hatte die Pfannkuchen i n einem Augenblick verschluckt und sprach: „Sie schmecken nach mehr“, ging hin und risz ge- radezu die ganze Schüssel herunter, dasz sie in Stücke zer- sprang. Da gab’s einen gewaltigen Lärm, dasz die Frau heraus- kam, und als sie den Wolf sah, rief sie ihre Leute, die eilten herbei und schlugen ihn, was das Zeug wollte halten, dasz er mit zwei lahmen Beinen und lautem Geschrei zum Fuchs in den Wald hinauskam. „Was hast du mich garstig angeführt!“ rief er, „die Bauern haben micherwischt und mir die Haut gegerbt.“ Der Fuchs antwortete: „Warum bist du so ein Nimmersatt!“ Am dritten Tag, als sie beisammen drauszen waren, und der Wolf mit Mühe nur forthinkte, sprach er doch wieder: „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich !“ Der Fuchs antwortete: „Ich weisz einen Mann, der hat ge- schlachtet, und das gesalzene Fleisch liegt in einem Fasz im Keller, das wollen wir holen!“ Sprach der Wolf: „Aber ich will gleich mitgehen, damit du mir hilfst, wenn ich nicht fort kann.“ „Meinetwegen“, sagte der Fuchs und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller ge- langten. Da war nun Fleisch im Ueberflusz, und der Wolf machte sich gleich daran und dachte: „Bis ich aufhöre, hass Zeit.“ Der Fuchs liesz sich’s auch gut schmecken, blickte über- all herum, lief auch oft zu dem Loch, durch welches sie ge- kommen waren, und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf: „Lieber Fuchs, ei, was rennst du so hin und her und springst hinaus und herein?“ „Ich muszdoch sehen, ob niemand kommt“, antwortete er listig, „frisz nur nicht zu viel!" Da sagte der Wolf: „Ich gehe nicht eher fort, als bis das Fasz leer ist.“ Indem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, als er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch hinaus. Der Wolf wollte nach, aber er hatte sich zu dick gefressen, dasz er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel und schlug ihn todt. Der Fuchs aber sprang in den Wald und war froh, dasz er den alten Nim- mersatt los war.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 34

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
34 3. Entschließ' du dich, mich fortzutragen, 4. Der Lahme hängt mit seinen Krücken so will ich dir die Stege sagen: sich auf des Blinden breiten Rücken: so wird dein starker Fuß mein Bein, vereint wirkt also dieses Paar, mein Helles Auge deines sein. was einzeln keinem möglich war. 63. Die Pfauen und die K^ähe. (Fabel.) Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der farbigen Pfauen und mischte sich kühn, als sie genug geschmückt zu sein glaubte, unter diese glänzenden Vögel. Sie ward erkannt; und schnell fielen die Pfauen mit scharfen Schnäbeln auf sie, ihr den be- trügerischen Putz auszureißen. „Lasset nach!" schrie sie endlich; „ihr habt nun alles das Eurige wieder." Doch die Pfauen, welche einige von den eigenen glänzenden Schwingfedern der Krähe bemerkt hatten, versetzten: „Schweig', arm- selige Närrin ; auch diese können nicht dein sein !"— und hackten weiter. 64. Zwei Räthsel. ]. Im Lenz erfreu’ ich dich, im Sommer kühl’ ich dich, im Herbst ernähr’ ich dich, im Winter wärm’ ich dich. 2. Erst weisz wie Schnee, dann grün wie Klee, dann roth wie Blut, 8chmeckt’s Kindern gut. 65. Die Treiber und der Lastträger. Der König Alexander von Macedonien saß neben der Thür seines großen Zeltes und wartete auf einen großen Haufen Geld, das ihm gebracht werden sollte. Das Zelt stand auf einer kleinen Anhöhe, und der König konnte von da die ganze Gegend übersehen. Er sah nach der Richtung hin, woher das Geld gebracht werden sollte. Lange hatte er schon so gesessen, da bemerkte er, wie sich in der Ferne Staubwolken erhoben. Ein langer Zug von Maulthieren kam daher und ging auf das Lager zu. Aber die Thiere waren so schwer beladen und so müde geworden, daß sie nicht weitergehen wollten. Die Treiber aber wollten das Geld recht bald dem Könige zu Füßen legen und von ihm eine Belohnung empfangen. Sie hieben daher auf die matten Thiere un- barmherzig los und schrieen dazu so laut, daß alle Soldaten aus ihren Zelten stürzten, um zu sehen, was es gäbe. Nur einer von den Trei- bern band sein Thier an einen Lagerpfahl, nahm ihm die schweren Säcke ab und trug sie in drei Malen zum Könige hin. Der König aber, der ihn besonders in's Auge gefaßt hatte, trat ihm entgegen, als er zum dritten Mal kam, und sagte: „Mein Freund, bring' diese zwei Säcke nicht in mein, sondern in dein Zelt. Du bist werth, sie zu besitzen."

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 9

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
9 Mantelsack angebunden war, und er fiel herab, ohne daß es der Kauf- mann merkte. Der Hund aber sah es und sing an zu winseln; jedoch der Kaufmann kehrte sich nicht daran. Da der Hund immer ärger bellte, hieb ihn der Kaufmann mit der Peitsche; doch der gute Hund hörte nicht auf, er sprang an das Pferd und biß es in die Füße, daß cs nicht weiter gehen sollte. Nun dachte der Kaufmann, sein Hund sei toll geworden, nahm seine Pistole, streckte durch einen Schuß den Hund nieder und ritt weiter. Als er noch eine Strecke geritten war, fühlte er hinter sich und erschrak, als er seinen Mantelsack vermißte. Nun ritt er zurück und sah überall Blutspuren von seinem Hunde. Endlich kam er an den Ort, wo sein Geldsack herunter gefallen war. Da lag sein treuer Hund neben dem Sacke. Er wedelte mit dem Schwänze, leckte seinem Herrn die Hand und starb. 15. Der Fuchs und die Trauben. (Fabel.) Ein Fuchs kam auf einem Gange nach Beute an einen Wein- stock, der voll süßer Trauben hing. Lange schlich er vor demselben auf und ab. Er versuchte, zu den Trauben zu gelangen. Aber um- sonst, sie hingen zu hoch. Um sich nun von den Vögeln, welche zu- gesehen hatten, nicht verspotten zu lassen, wandte er sich mit verächt- licher Miene weg und sprach: „Die Trauben sind mir zu sauer; ich mag sie nicht haben." 16. Das Hirtenbüblein. Es war einmal ein Hirtenbüblein, das war wegen seiner weisen Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der König des Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Büblein kommen. Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf drei Fragen, die ich dir vorlege, Antwort geben, fo will ich dich halten wie mein eigen Kind." Sprach das Büblein: „Wie lauten die drei Fragen?" Derkönig sagte: „Wie viel Tropfen Wasser sind imwelt- meere?" Das Hirtenbüblein antwortete: „Herr König, laßt alle Flüsse auf Erden verstopfen, damit kein Tröpflein mehr daraus in's Meer lause, das ich nicht erst gezählt habe, so will ich euch dann genau sagen, wie viel Tropfen im Meere sind." Sprach der König: „Die andere Frage lautet: Wie viel Sterne stehen am Himmel?" Das
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