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1. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. II

1862 - Hannover : Meyer
d. I. verfügen Wir damit, daß in allen den Volksschulen, resp. Volksfchulclassen Unseres Bezirks, in denen das Bedürfniß eines besonderen Schullesebuches sich herausgestellt hat, wenn es sich um die Einführung eines neuen Lesebuches handelt, nur das bereits in 3. Auflage bei Carl Meyer in Hannover erschienene Lesebuch für hannoversche Volksschulen von Heinrich eingeführt, und daß auf dessen allmäliche Einführung in den erwähnten Schulen, resp. Schulclassen auch dann Bedacht genommen werde, wenn in ihnen bereits ein anderes Lesebuch in Gebrauch ist. Stade, den 5. December 1859. 1858 erneuern Wir hierdurch die Empfehlung des in der Verlagsbuchhandlung von Carl Meyer zu Hannover nunmehr in 6. Stereotyp-Auflage erschienenen Lesebuchs für hannoversche Volksschulen von H. F. Flügge, Hauptlchrer am Seminar zu Hannover. (3 Thle. in 1 Bd. 356 Seiten. Parthiepreis 6^ Groschen, das einzelne Exemplar 7 Groschen.) mit dem Bemerken, daß nach desfallsiger Bestimmung des Königlichen Ministeriums der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten auf die wünschenswertbe weitere Ver- breitung dieses das Bedürfniß der Volksschulen unseres Landes vorzugsweise ins Auge fassenden und anerkannt vortrefflichen Buches seitens der Betheiligten thun- lichst hinzuwirken sein wird. Wir weisen deshalb sämmtliche Geistliche bezw. Schul- lehrer Unseres Consistorial-Bezirks an, vorkommenden Falls, namentlich aber, wenn es sich um die Wahl eines neuen Lesebuchs handelt, vornehmlich die Einführung des oben genannten in Erwägung zu ziehen und zu befördern. Aurich, den 31. October 1861. Friedrich Flügge Königliches Consistorium. Königliches C o n s i st o r i u m. Abtheilung für Volksschulsachen.

2. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 1

1862 - Hannover : Meyer
Erster Theil. l: Der Vater tm Himmel. 1. Aus dem Himmel ferne. Wo die Englein sind. Schaut doch Gott so gerne Her auf jedes Kind, 2. Höret seine Bitte Treu bei Tag und Nacht, Nimmts bei jedem Schritte Väterlich in acht, 1. Ach, lieber Gott, behüte mich Und meine Eltern gnädiglich; Auch mein Geschwister vor Gefahr Mit deinem starken Arm bewahr. 3. L. Die helle Sonn leucht't jetzt herfür;, Fröhlich vom Schlaf aufstehen wir: Gott Lob, der uns heint diese Nacht Behütet vor des Teufels Macht. 2. Herr Christ, den Tag uns auch behüt 3. Gibt mit Vaterhänden Ihm sein täglich Brot, Hilft an allen Enden Ihm aus aller Noth. 4. Sagts den Kindern allen. Daß ein Vater ist. Dem sie Wohlgefallen, Der sie nie vergißt. 2. Gebet. 2. Und alle, die uns sind verwandt. Beschütz durch deine rechte Hand. Behüte mich vor aller Sünd: Hilf, daß ich werd ein frommes Kind. Vor Sünd und Schand durch deine Güt! Laß deine lieben Engelein Unsre Hüter und Wächter sein! 3. Laß unser Werk gerathen wohl, Was ein jeder ausrichten soll. Daß unsre Arbeit, Müh und Fleiß Gereich zu deinem Lob und Preis. 3. Morgengebet. 4. Die Sonnenstrahlen. Die Sonne war aufgegangen und stand mit ihrer schonen glànzenden Scheibe am Himmel. Da schiette sie ihre Strahlen aus, und die Schlàfer in dem aanzen Lande zu wecken. Da kam ein Tirchi zur Lerche. Sie schmpste aus ihrem Reste, flog in die Lust hinaus und sang: Viri Uri li, schon ists in der Fruh. — Der zweite strahl kam.zu dem Hàschen und weckte es aus. Das rieb stch die 1

3. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 3

1862 - Hannover : Meyer
3 Knäblein kam desselbigen Weges gegangen, ist der alten Frau nahe gekommen und hat sich höchlich verwundert über die Art, wie die alte Frau das Stroh fortschaffte. Und kamen dem Knäblein allerlei Ge- danken, böse und gute, und einer der bösen Einfalle hieß so: „Wie, wenn du jetzt lerse hinanschlichest und Plötzlich auf das Stroh sprängest? Die Alte würde schön aufs Angesicht fallen, und du sprängest rasch in den Hohlweg hinab, ehe sie wieder ausstände." Daheim aber stand unterdes die liebe Mutter des Knäbleins und dachte ihrer vielen Kinder und des einen Vaters aller, und hat wohl, wie sie eine rechte Beterin war, damals Absonderlich gebetet; denn dem Kinde kam bald ein gar guter Gedanke und ward also zur That. Denn fröhlich trat das Knäblein zur alten Bettlerin, grüßte sie und sprach: „Annalene, wir gehen eines Weges, und euer Stroh kann ich besser tragen als ihr"; und schnell, ehe die Frau Ja oder Nein sagen I konnte, war der Strick durchschnitten und das Stroh aufgeladen, und der Knabe schritt rascher, als die Frau krücken konnte, und trug das Stroh bis in ihre Hütte und legte es auf ihr Lager, und die Äpfel und Nüsse aus seinen Taschen dazu und den Groschen auch, der zu Bilder- bogen bestimmt war; und die Bettlerin schlief auf dem Stroh gar aut in der Nacht, welche folgte, und das Knäblein schlief gut auf seinem Kissen und träumte nichts Böses. Wer hat aber von bell beiden am besten geschlafen? 6lut (Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. 8. Wiegenlied. 1. Nun schlaf, mein liebes Kindelein, Und thu dein Äuglein zu; Denn Gott der will dein Vater sein, Drum schlaf in guter Ruh. 2. Dein Vater ist der liebe Gott Und wills auch ewig sein. Der Leib und Seel dir geben hat Wohl durch die Eltern dein. 3. Er schenkt' dir seinen lieben Sohn, Den schenkt' er in den Tod; Der kam auf Erd von: Himmelsthron, Half dir aus aller Noth. 4. Er schickt dir seine Engelein Zu Hütern Tag und Nacht, Daß sie bei deiner Wiege sein Und halten gute Wacht. 6. Dem Vater und der Mutter dein Befiehlt er dich mit Fleiß, Daß sie dein treue Pfleger sein, Ziehn dich zu Gottes Preis. 3. Der hcilge Geist der segne dich, Bewahr dich allezeit; Sein hcilger Nam behüte dich, Schütz dich vor allem Leid. 7. So nimm du recht an Gnade zu. An Alter und Verstand, Und halte deine Kindesruh In Jesu Schooß und Hand. 9. Abendlied. ^ 1. Müde bin ich, geh zur Ruh, Schließe beide Augen zu. Vater, laß die Augen dein Uber meinem Bette sein. 2. Hab ich Unrecht heut gethan. Sieh es, lieber Gott, nicht an; Mache du durch Jesu Blut Gnädig allen Schaden gut. 1*

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 5

1862 - Hannover : Meyer
5 über bei dem Wirte zu bleiben, bei welchem sie übernachtet hatten. Um Mittag wollten sie weiter reisen; aber der Wirt und der gerade anwesende Stadtschreiber des Ortes ermahnten sie dringend, doch lieber bis zum folgenden Morgen zu warten; denn in einem halben Tage könnten sie nur bis in die Mitte des Waldes kommen. Dort gebe es zwar etliche Wirtshäuser; aber dieselben seien sehr verrufen und ständen in dem Verdachte, daß schon mehrere Mordthaten in ihnen geschehen seien. Die jungen Leute aber, die nach damaliger Sitte mit Seiten- gewehren versehen waren und dazu einen leichten, guten Muth hatten, lachten der Gefahr und traten dennoch die Reise in den Wald an, indem sie meinten, das Raubgesindel müsse sich eher vor ihnen, als sie sich vor ihm fürchten. Als sie nun bis gegen Abeül gelaufen waren, kamen sie an eine Thalschlucht, in deren Tiesekein einsames Wirtshaus stand. Dort beschlossen sie zu übernachten^-weil ^>ie Nacht schon anbrach. Als sie aber in das Haus einträte^ jmb die Wirtsleute sie so ganz besonders anblickten, auch der Hunda den einer von ihnen mit sich führte, nicht über die Schwelle wollte, sondern winselnd und scheu vor der Thür umherlief, faßte sie ein Schaudern, und sie waren so ziemlich still, bis das Abendessen kam, wo sie dann unter-jugend- lichen Gesprächen das Grauen wieder vergaßen. In der Mitte des Zimmers stand- eine dicke hölzerne Säule, welche vom Boden bis zur Decke hinausragte und diese zu stützen schien. Um diese Säule herum ordnete jetzt die Hausmagd das Nachtlager von Stroh für die jungen Reisenden, und zwar so, daß die Kopfkissen, die sie auf die Lehnen der umgestürzten Stühle gelegt hatte, gerade an die 'Säule zu liegen kamen. Die jungen Leute wunderten sich über diese selt- same Einrichtung des Nachtlagers und fragten die Magd nach der Ursache. Die aber antwortete scherzend, es geschehe deshalb, damit die jungen Herren mit Händen und Füßen hübsch weit und bequem auseinander lägen und bei Nacht keinen Streit anfangen könnten. Darob lachten die Jünglinge, und weil sie von dem schlechten Wege ermüdet waren, beschlossen'sie, sich zur Ruhe zu legen. Vorher aber verriegelten fte_ die Thür und Nahmen ihre guten Waffen zur Hand. Allein sie griffen auch noch zu einer andern Waffe, zu der Waffe des Gebets; denn damals schämte man sich noch nicht, weder zu Hause, noch aus den Reisen, des lauten, gemeinsamen Gebets am Morgen und bei Tische und des Abends vor dem Schlafengehen; selbst die Fuhrleute jener Zeit legten sich nie schlafen, ohne daß sie zuvor ein Gebet gesprochen hatten. Die Jünglinge beteten daher mit einander noch das Abendgebet aus Arnds Paradiesgärtlein und dann das Lied:> Herr! es ist von meinem Leben Wiederum ein Tag dahin; Lehre mich nun Achtung geben. Ob ich frommer worden bin. Zeige mir auch selber an,' So ich was nicht recht gethan. Und hilf mir in meinen Sachen Ein gesegnet Ende machen.

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 7

1862 - Hannover : Meyer
7 andern Seite so steil ab, daß es unmöglich war, hinabzuklettern, und unten floß ein tiefer Waldstrom. Die Feinde wußten das und kamen mit höhnenden! Triumphgeschrei heran. Da besinnt sich der Trompeter kurz und ruft: Hilf mir, mein Gott! spornt sein Pferd, setzt mitten in den Strom hinein und arbeitet sich unverletzt hin- durch an das jenseitige Ufer. Die Feinde stehen starr vor Stau- nen; dann begnügen sie sich, ihm ihre Schüsse nachzusenden, denn den Sprung wollte ihm keiner nachthun. Der Schwede aber, als er das Ufer hin angekommen war, wandte sein Pferd, schwenkte mit der einen Hand die gerettete Fahne, mit der andern setzte er die Trompete an den Mund und schmetterte ihnen laut, daß Wald und Ufer erklangen, die Melodie des Liedes hinüber: Ein feste Burg ist unser Gott/ 14. Der Wegweiser. Ein alter Pfarrer machte in seinem Wagen den Weg von Osnabrück nach Quakenbrück, und weil zwar nicht viel hohe Berge, aber dafür desto mehr kleine Lerglein zu passieren sind, die Sandkörner, wirds Abend, ehe Quakenbrück erreicht ist. Der Weg ist längst ver- loren, der Nebel immer dichter, und wenn Quakenbrück seinen Namen von den Fröschen bekommen hat, weiß der Leser auch, daß die Frösche nicht in der Luft umherfliegen und in den Büschen ihre Nester bauen, sondern denkt an die Sümpfe, in welche dort bald die Pferde, bald der Wagen unserer Reisenden leichter hineingerathcn, als man hinauskommen kann. Und weil niemand nah und weit ist, den man hätte fragen können, wie weit es noch sei bis zur Stadt, oder ob der Knecht den Pferden sein Haar oder sein Hott zurufen müsse — einer aber ist dagewesen, ganz weit und ganz nahe—, steigt der Pfarrer aus und der Knecht ab, und jener spricht: „Höre, Franz, wir wollen es dem einen sagen", und betete also: „Lieber Herr, du hast Israel in die Wüste, in der Wüste und aus der Wüste geführt, des Tages mit einer Wolkensäule und des Nachts mit einer Feuer- säule; hast dem David gesagt Psalm 32, 8: ,Jch will dich unter- weisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leitew; hast Wege allerwegen und auch von Osnabrück nach Quakenbrück, und zwar für Pfarrer und Knecht und Wagen und Pferde. Die Sümpfe gehören den Fröschen; die Erde aber hast du den Menschenkindern gegeben: nun, so hilf uns auch auf den rechten Weg. Amen!« Und der Herr erhörte das Gebet; aber sein Amen lautete also: Weg hast du allerwegen. An Mitteln fehlt dirs nicht; Dein Thun ist lauter Segen, Dein Gang ist lauter Licht; Dein Werk kann niemand hindern; Dein Arbeit kann nicht ruhn. Wenn du, was deinen Kindern Ersprießlich ist, willst thun. Denn als die beiden Beter ihre Häupter wieder bedeckten, horch, so singen die Frösche nimmer, die nur ein Lied und eine Melodie haben; aber ein Knabe, der spät seine Herde heimtrieb, sang diesen

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 9

1862 - Hannover : Meyer
daß wir uns hier erquicken. Aber wer wird uns nun ferner unseres Weges geleiten? Da trat der Mann herzu und zeigte Boni beides, den Weg und die Abwege, und zeichnete sie ihm sechs Meilen weit auf ein Blatt; darauf sprach er: Nun ziehet hin in Frieden! Da zog Boni weiter mit seinem Gesinde auf dem Pfade, der ihm bezeichnet war, und sie ertrugen mit Geduld das Ungemach des Weges; denn sie gedachten des Trostes, den ste empfangen hatten. Und als sie sechs Meilen zurückgelegt hatten, erhob sich von neuem ein Gezelt. Hier fanden sie wieder einen Diener des Königs, der tröstete sie und zeigte ihnen von neuem den Weg, und die Abwege, welche sie meiden sollten. Also geschah es immerfort achtzig Tagereisen, und als sie solche vollendet hatten, gelangten Boni und die Seinen in das Land der Verheißung. Und Boni erkannte, daß der Engel des Herrn ihn geführt hatte. Des Menschen Leben ist eine Pilgrimschaft: sechs Meilen sind sechs Tage; aber der siebente ist ein Ruhetag, da steht des Herrn Gezelt ihm offen, daß er seines Wandels gedenke und dem Herrn vertraue. Der Ruchlose achtet des Gezeltes nicht, und sein Weg verliert sich in der Wüste; aber der Weise findet Erquickung und gelangt in das Land der Verheißung. Welt; ist Welt; Geld ist Geld; wohl dem, der Gottes Wort behält. Wie man lieft in der Bibel, so steht auf dem Haufe der Giebel. So wenig du das Meer ausschöpfen kannst mit deiner Hand, so wenig die Bibel mit deinem Verstand. Je mehr der Brunnen gebraucht wird, desto mehr gibt er Wasser. 17. Kirchengehen säumet nicht. Cs sind einmal zween Schuster gewesen, von denen hatte der eine ein Weib und viele Kinder, der andere aber nur ein Weib und kein Kind. Der nun die vielen Kinder gehabt, war fromm, ist gern zur Kirche gegangen und hat die Predigt fleißig gehört; alsdann hat er frisch auf sein Handwerk gearbeitet, und ist ihm glücklich gegangen in seiner Nahrung, also daß er reich geworden. Der andere hingegen, welcher keine Kinder gehabt, ist stets über der Arbeit gelegen und hat sich keine Ruhe und keine gute Stunde gegönnt, also daß er auch Sonntage und Festtage und heilige Äbende, auch des Nachts nicht ge- feiert, und doch hat es nirgend mit ihm vorwärts gehen wollen, sondern er ist zu nichts gekommen als lauter Schulden. v Da geht er einmal zu dem reichen Meister und fragt: „Bruder, mü Verlaub, wie geht das zu? Du hast so viele Kinder und bist so reich und plagst dich lange nicht, wie ich; und ich hingegen habe keme Kinder, lasse mirs Tag und Nacht sauer werden und komme doch zu nichts." Der fromme Schuster sagt: „Morgenfrüh geh nnt nur, < so will ich dir weisen, wo ich meinen Reichthum her habe.« Da er nun frühmorgens kam, führte er ihn mit sich in die Krrche, und am andern Tage that er auch also.' Als er aber am 1**

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 10

1862 - Hannover : Meyer
10 dritten Tage ihn wieder mit sich nehmen wollte, sagte der andre, den Weg zur Kirche wisse er wohl selbst; er habe nur zu wissen begehrt, wie man reich werde und solche Schätze bekomme, wie er; das solle er ihm weisen. Da sprach der reiche Schuster: „Hast du noch nicht gehört, daß der Herr Christus im Evangelium sagt: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech- tigkeit, so wird euch das andere alles zufallen? Ich weiß keinen andern Ort, da man beides, den Schatz der Seelen und des leib- lichen Lebens, erlangen kann, denn in der Kirche." Der arme Schuster sagte: „Du kannst Recht haben, Bruder!" ging von nun an gern zur Kirche und hörte fleißig Gottes Wort; so kam er von seinen Schulden und erlangte auch einen glücklichen Fortgang in seiner Nahrung. Plag dich, ringe, sorge, sinn; ohne Gott ist kein Gewinn. Was der Sonntag erwirbt, schon am Montag verdirbt. Am Feiertag gesponnen hält nicht. Vorbei an der Kirch und am Schulhaus geht der kürzeste Weg ins Zuchthaus. Wer mor- gens Gott nicht dient, dient abends dem Teufel. 18. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest. Äm Emmerthal in der Schweiz lebte ein Bauer, der nach Gott und Menschen nichts fragte und bloß nach dem eigenen Kopfe fah- ren wollte. An einem Sonntage hatte er viel Korn draußen liegen. Als er nachmittags an den Bergen die Wolken sah, und die nasse Brunnenröhre, die ordentlich tropfte, da rief er das Gesinde zusam- men und sagte: „Nasch hinaus, gehäufelt und gebunden! Es wettert auf den Abend. Bringen wir tausend Garben trocken ein, so gibts darnach Wein genug."' Das hörte seine Großmutter: die war achtzig Jahr alt und ging auf zwei Krücken. Sie kam mühsam daher und sagte: „Johannes, Johannes, was denkst du doch auch? Solange ich mich zurückerinnern mag, ward hier am Sonntag nie eine Hand- voll eingeführt; und meine Großmutter hat mir gesagt, sie wisse auch nichts darum, und doch sei immer Segen bei der Sache gewesen, und von Mangel hätte man hier nichts gewußt. Und wenn es noch Noth am Mann wäre, Johannes, ein nasses Jahr! Aber trocken wars bis dahin, und trocken wird es wieder werden, und naß werden schadet dem Korne nichts, und würde es ihm schaden, so hast du zu denken: ,Der Herr, der das Korn gegeben, gibt auch den Regens und wie ers gibt, hast du es anzunehmen. Johannes, thu es nicht, ich halte dich dringlich an!" 'Das Gesinde stand umher; die Alten machten ernsthafte Ge- sichter, die Jungen lachten und sagten unter sich, das Altväterische sei abgethan, jetzt sei es eine neue Welt. „Großmutter, habt nicht Kum- mer," sagte der Bauer, „alles muß einmal zum ersten Male geschehen, und deswegen ists nicht bös. Unserm Herrgott wird das nicht viel machen, ob wir heute schaffen oder schlafen, und eben so lieb wird ihm das Korn in der Scheune, als im Regen sein. Was drin ist, ist drin, man braucht deswegen nicht Kummer zu haben; denn wie es

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 11

1862 - Hannover : Meyer
11 morgen sein wird, weiß niemand." — „Johannes, Johannes, drin und'draußen ist die Sache des Herrn, und Wiehes diesen Abend sein wird, weißt du nicht; aber das weißt du, daß ich deine Groß- mutter bin, und dich um Gottes willen anhalte: laß heute dein Korn draußen. Ich will, wenn du es sonst nicht machen kannst, ein ganzes Jahr kein Brot mehr essen." — „Mutter," sagte darauf der Johannes, „deswegen sollt ihr nicht desto weniger Brot haben; aber eine Zeit ist nicht alle Zeit; es gibt alle Jahre neue Bräuche, und seine Sache sucht man alle Labe besser zu machen." — „Aber, Jo- hannes," sagte die Mutter, „die Gebote bleiben die alten, und kein Pünktlein wird davon vergehen; und hast du dein Korn unter dem Dache, was hilft es dir, wenn du Schaden leidest an deiner Seele!" — „Um die kümmert euch nicht, Mutter", sagte Johannes; „und jetzt, Buben, auf und gebunden, was das Zeug hält; die Zeit wartet nicht!" —„Johannes, Johannes!" rief die Mutter; aber Johannes hörte nicht, und während die Mutter betete und weinte, führte Jo- hannes Garben ein, Fuder um Fuder; mit Flügeln schienen Menschen und Thiere versehen. Tausend Garben waren unter Dach, als die ersten Regentropfen sielen; schwer, als wären es Pfundsteine, fielen sie auf die dürren Schindeln. „Jetzt, Mutter," sagte Johannes, in die Stube tretend mit seinen Leuten, „jetzt ists unter Dach, Mutter, und alles ist gut gegangen; mag es jetzt stürmen, wie es will, und morgen schönes oder böses Wetter sein; ich Habs unter meinem Dach." — „Johannes, aber über deinem Dach ist des Herrn Dach", sagte die Mutter feierlich; und als sie das sagte, ward es hell in der Stube, daß man die Fliegen sah an der Wand, und ein Donner schmetterte über dem Hause, als ob das- selbe mit einem Streiche in Millionen Splitter zerschlagen würde. „Herr Gott, es hat eingeschlagen!" rief der erste, der reden konnte; alles stürzte zur Thür hinaus. Das Haus stand in vollen Flammen; aus dem Dache heraus brannten bereits die eingeführten Garben. Wie stürzte alles durch einander! Die alte Mutter allein behielt klare Besinnung; sie griff nach ihren beiden Krücken, sonst nach nichts, suchte die Thür und einen sichern Platz und betete: „Was hülfs dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele! Dein und nicht mein Wille geschehe, o Vater!" Das Haus brannte ab bis auf den Boden; gerettet wurde nichts Auf der Brandstätte stand der Bauer und sprach: „Ich Habs unter meinem Dache! Aber über deinem Dache ist des Herrn Dach, hat die Mutter gesagt." Und seit dieser Stunde spricht er nichts mehr, als: „^zch Habs unter meinem Dache! Aber über deinem Dache ist des Herrn Dach, hat die Mutter gesagt." 19. Die drei großen Feste der Christenheit. 1. O du fröhliche, O du selige. Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue, freue dich, o Christenheit!

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 12

1862 - Hannover : Meyer
12 2. D du fröhliche, D du selige. Gnadenbringende Osterzeit! Welt lag in Banden, Christ ist erstanden. Freue, freue dich, o Christenheit! 1. Alle Jahre wieder Kommt das Christuskind Auf die Erde nieder. Wo wir Menschen sind; 3. O du fröhliche, O du selige. Gnadenbringende Psingstmzciti Christ, unser Meister, Heiligt die Geister. Freue, freue dich, o Christenheit! 3. Ist auch mir zur Seite Still und unerkannt. Daß es treu mich leite An der lieben Hand. 20. Das Christuskittd. 2. Kehrt mit seinem Segen Ein in jedes Haus, Geht auf allen Wegen Mit uns ein und aus; 4. Sagts den Kindern allen. Daß ein Vater ist. Dem sic Wohlgefallen, Der sie nie vergißt. 21. Zur heiligen Weihnacht. 1. Es ist ein Ros entsprungen Aus einer Wurzel zart. Wie uns die Alten fungen. Von Iesse kam die Art, Und hat ein Blümlcin bracht. Mitten im kalten Winter Wohl zu der halben Nacht. 2 Das Nöslein, das ich ineine. Davon Jesajas sagt. Hat uns gebracht alleine Marie, die reine Magd. Aus Gottes cwgem Rath Hat sie ein Kind geboren Wohl zu der halben Nacht. 22. Tag, Monat, Jahr und Jahreszeiten. 1. Alle 24 Stunden geht die Sonne einmal auf, einmal unter, zu mancher Zeit früher, zu mancher später. Durch ihren Ausgang und Untergang bringt sie uns alle Tage eine helle Zeit und eine dunkle, Tag und Nacht. Tag und Nacht sind aber nicht etwa immer 12 Stunden lang. Die Länge des Tages und der Nacht richten sich nach den vier Jahreszeiten. Im Winter geht die Sonne zwischen Morgen und Mittag auf und zwischen Mittag und Abend unter. Sie steht mittags um 12 Uhr gerade gegen Mittag, aber lange nicht so hoch am Himmel als im Sommer. Sie beschreibt also auf ihrer Bahn am Himmel auch nur einen kleinen Kreis- bogen. Da sind die Nächte viel länger als die Tage; da ifts kalt draußen und still, öde und leer. 2. Bald wird es etwas wärmer. Eis und Schnee schmel- zen. Dann geht die Sonne immer weiter gegen Morgen hin auf und weiter gegen Abend hin unter. Sie steigt bis Mittag am Hinmel immer höher und macht an jedem Tage einen größeren Tagebogen. Tn gleichem Maße werden die Tage immer länger und die Nächte immer kürzer. Endlich geht sie gerade im Morgen auf und gerade im Abend unter. Dann

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 13

1862 - Hannover : Meyer
13 find Tag und Nacht gleich lang; wir haben Tag- und Nacht- gleiche,' es beginnt der Frühling. Der Saft tritt in die Ge- wächse; draußen regt sich die Thierwelt, und auch der Mensch sucht das Freie und genießt die Frühlingsluft. Z. Die Sonne geht nun über Morgen hinaus nach Mitter- nacht zu auf und über Abend hinaus nach Mitternacht zu unter. Sie beschreibt einen immer größeren Tagebogen und steigt zu Mittag immer höher am Himmel. Die Tage werden immer länger, die Nächte immer kürzer. Endlich ist der Tag fast 17 Stunden, die Nacht wenig über 7 Stunden lang. Wenn die Sonne mittags am höchsten steht, der Tag am längsten und die Nacht am kürzesten ist, so beginnt der Sommer. Die Hitze wächst nun zwar noch einige Wochen hindurch; aber die Tage werden nach und nach immer kürzer und die Nächte länger. Die Sonne wendet sich wieder. Wir haben die Som- mer-Sonnenwende gehabt. Die Sonne geht jetzt wieder näher nach Morgen zu auf und näher nach Abend hin unter. Mittag um 12 Uhr steht sie jeden Tag wieder niedriger am Himmel, und ihre Tagebogen werden immer kleiner. Wenn sie zum zweiten Male wieder gerade im Morgen auf- und im Abend un- tergeht, wenn daher Tag und Nacht gleich sind, so beginnt der Herbst. Wir haben dann Tag- und liachtgleiche des Herbstes. 4. Von jetzt an werden die Tage noch immer kürzer und die Nächte länger. Die Sonne geht wieder über Morgen nach Mittag zu auf und über Abend nach Mittag zu unter; die Tagebogen der Sonne werden immer kleiner und ihr Stand am Himmel um Mittag niedriger. Wenn endlich der kürzeste Tag und die längste Nacht eingetreten sind, so fängt der Winter an. Die Sonne wendet sich wieder und erhält von Tag zu Tag wieder einen hohem Stand. Wir haben dann Winter-Sonnen- wende. Und nun beginnt der Kreislauf der Zeit von neuem. 5. Die Zeit, in welcher die eben beschriebenen Verände- rungen mit der Sonne vorgegangen sind, heißt ein Jahr. Jede der vier Jahreszeiten währt ein Vierteljahr. Man rechnet den Anfang des Jahres vom Neujahrstage an, welcher ungefähr 10 Tage nach Anfang des Winters fällt. Ein Jahr hat 365 Tage. Vier Wochen und einige Tage darüber machen zusam- men einen Monat. Der Monat hat seinen Namen vom Monde. Der Mond ist nicht zu allen Zeiten sichtbar und erscheint nicht immer in gleicher Gestalt und Größe. Ist er nicht sichtbar, so haben wir Neumond. Einige Tage darauf erscheint er in sichelförmiger Gestalt, als ein schmaler, heller, gekrümmter Streifen. Er wird nun mit jedem Tage größer, und ungefähr eine Woche nach dem Neumonde erscheint er als eine halbe Kreisfläche; dann ist das erste Viertel. Darauf wird er mit jedem Tage noch größer, und wenn wieder ungefähr eine Woche verflossen ist, so erscheint er als eine ganz helle Kreis- fläche und geht gerade zu der Zeit auf, wenn die Sonne un-
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