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Pfand geben, als er in alten Zeiten aus dem Brunnen der Weisheit traut.
Sein Speer verfehlte nie das Ziel und kehrte stets in seine Hand zurück. Von
seinem Goldringe träufelten in jeder neunten Nacht acht ebenso kostbare neue
Ringe. Zu Schultern saßen Wodan zwei Raben, Gedanke und Erinnerung,
zu Füßen, lagerten zwei blitzäugige Wölfe. Der Mittwoch (Gunstag) war
Wodans Tag. Des Göttervaters herrlicher Thron stand in Walhalla. In
Wodans Reich konnte aber nur der aufgenommen werden, der auf dem Schlacht-
felde in ruhmvollem Streite sein Leben verhauchte. Die Gefallenen wurden
von Wodans Töchtern, den Walküren, ergriffen und zu der aus gewaltigen
Lanzenschäften und Schilden gefügten Götterburg geführt, woselbst die Freuden
der Jagd und Gelage die Helden erwarteten. — Wodans Sohn war Donar
oder Thor. Auf einem mit zwei Ziegenböcken bespannten Wagen fuhr er
durch die Lüfte. Seine Rechte schleuderte einen Streithammer, der durch wunder-
bare Kraft alles zermalmte, aber stets in die Hand des Gottes zurückkehrte.
Das Rollen der Räder vernahm der Mensch als Donner; wenn der Gott zornig
in feinen Bart blies, zuckten Blitze durch die Luft. Man verehrte ihn gern auf
Bergeshöhe (Donuerberg!) und unter der kraftvollen Eiche. Nach ihm wurde
der Donnerstag benannt. — Bei den Kriegsleuten stand der Gott Z i u in
hohen: Ansehen. Er stürzte sich in das Schlachtengewühl und brachte Schrecken
und Verwirrung in die Feinde. (Zin-Tin — Tiustag-Dienstag.) — Fri g g a,
die Gattin Wodans, nahm unter den Göttinnen die erste Stelle ein. In den
Nächten Zwischen Weihnachten und Neujahr hielt sie in einem mit Katzen be-
spannten Wagen ihren Umzug auf Erden. Wo sie Fleiß und Ordnung in:
Haushalte fand, belohnte sie. Faulen Spinnerinnen verbrannte sie den Spinn-
rocken. — Friggas oder Freyas Tag war der Freitag, an welchem Tage unsere
Vorfahren Hochzeiten hielten.
Der Unterwelt stand die finstere H e l vor. In Hain und Au lebten die
Elfen, am plaudernden Bache wohnten die Nixen, in den Bergen die kunst-
fertigen Zwerge. All die Gottheiten, sündhaft wie die Menschen, werden dereinst
in einem furchtbaren Kampfe untergehen. Ein gewaltiges Feuer wird einen
Weltbrand entfachen. Ein neuer Himmel und eine bessere Erde ohne Sünde,
ohne Leid wird erstehen.
vie ersten Kämpfe cier Germanen mit cien Körnern.
Der kinrbrische Schrecken. Um das Jahr 113 v. Chr. kam die Nach-
richt nach Rom: „Von Norden her find zwei furchtbare germanische Volks-
stämme im Anzug. Schon der Anblick der wilden und gut bewaffneten Krieger
flößt Furcht ein." Es waren die Kimbern: und Teutonen, die ihre Heimat
an der unteren Elbe verlassen hatten, vielleicht wegen Überschwen:mungen, Über-
völkerung oder auch aus Wanderlust und Tatendrang. An den Alpen ver-
langten sie von den Römern Ackerland und Saatkorn. Als sie abgewiesen
wurden, verwüsteten sie das Gebiet der Römer und schlugen das Heer, das
sie aufhalten sollte. Nun wandten sie sich nach Gallien, den: heutigen Frank-
reich. Es war ein blutiger isiegeszug; drei römische Heere wurden fast ver-
nichtet. Mit Grausen dachten die Römer daran, die Germanen würden nun
in Italien einfallen. Wehe, stolzes, schönes Rom!
Untergang der Teutonen. (102 v. Thr.) Marius, ein kühner römischer
Feldherr, sollte sich den heranrückenden Völkern entgegenwersen. Diese hatten
sich getrennt, um sich besser verpflegen zu können. Die Teutonen wollten von
den: llnterlaufe der Rhone aus um Meere entlang nach Italien ziehen. In
der Rhone-Ebene trat ihnen Marius entgegen. Er gewöhnte seine Soldaten
zunächst an den Anblick der grausigen Krieger und schlug sie dann in blutiger
Schlacht. Ihr riesenhafter Herzog Tentobod, der liber sechs Pferde hinweg-
zuspringen vermochte, wurde gefangen genommen.
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Extrahierte Personennamen: Wodans_Töchtern Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Wodans Walhalla Wodans Wodans Gottes Donuerberg Wodans Rom Gallien Italien Rom Italien Rhone-Ebene
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Im Jahre 6 n. Chr. schickte Augustus seinen Feldherrn Barns ins
Land der Germanen. Barns erhob Stenern und ließ Gericht halten von
römischen Richtern nach römischem Recht und in römischer Sprache. Über ge-
ringe Vergehen verhängte er die Prügelstrafe, oft sogar die Todesstrafe. Wie
haßte der Germane die rücksichtslosen, stolzen Eindringlinge!
Hermann. Von allen Deutschen empfand kaum einer die Unterdrückung
mit größerem Grimme als der junge Cheruskerfürst Arminius oder Hermann.
In Rom hatte er die römische Kriegskunst erlernt, sogar römisches Bürger-
recht und die Ritterwürde erworben. Sein deutsches Herz aber hatte er rein
und unverdorben in die Heimat zurückgebracht. In stiller, heiliger Waldeinsam-
keit schloß er mit seinen Stammesgenossen einen Bund, der Barns den Untergang
bringen sollte. Zwar wurde Barns von Segest, einem Feinde Hermanns, ge-
warnt, allein er hörte nicht darauf.
Schlacht im Teutoburger walöe. (9 n. Lhr.) Barns weilte in seinem
Sommerlager an der Weser, als die Nachricht eintraf, ein deutscher Stamm an der
Ems habe sich empört. Ohne Verzug brach er mit drei Legionen (1 Legion
= 6000 Mann) auf, um blutige Rache zu nehmen. Jetzt rief Hermann seine
* Die Schlacht im Teutoburger Walde.
Eidgenossen znsanunen und zog den Römern nach. Im Teutoburger Walde
erfolgte der Zusammenstoß der Heere. Der Regen goß in Strömen vom Him-
mel. Ein gewaltiger Sturm wirbelte trockene Banmäste in die Reihen der
Römer. Da wurde aus einmal jeder Busch lebendig. Pfeile, Speere, Hölzer
sausten ans die Römer herab. Zu Tausenden fielen sie unter den wuchtigen
Schlägen der ergrimmten Deutschen. Als Barns den Untergang des Heeres
sah, stürzte er sich voll Verzweiflung in sein eigenes Schwert. Seinem Beispiele
folgten die vornehmsten Offiziere. Filrchtbar war die Rache der Sieger an
den Römern. Viele Gefangenen verbluteten auf den Opfersteinen, andere zwang
mail zu den verachtetsten Sklavendiensten. Den verhaßten römischen Rechts-
gelehrteil aber schnitt man die Hände ab, stach ihnen die Angen aus, riß ihnen
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Extrahierte Personennamen: Augustus Barns Hermann Hermann Barns Hermann
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waren in Trümmerhaufen verwandelt. Ganze Dörfer waren völlig vom Erd-
boden verschwunden, man weiß kaum noch, wo sie standen. Schwert und Feuer,
Hunger und Seuchen hatten drei Viertel aller Bewohner hinwcggerafft. Die
Felder waren zerstampft und verwüstet. Es fehlte an Vieh, Geräten, Korn und
Geld, um den Acker bebauen zu können. Die entlassenen Söldner durchzogen
das Land und raubten, was der Krieg übrig gelassen hatte. Allenthalben machten
sich Roheit und grauenvolle Sittenlosigkeit breit. Dazu kamen traurige Un-
wissenheit und krasser Aberglaube (Hexenglaube). Fast 200 Jahre dauerte es,
bis Deutschland sich vollständig erholt hatte.
Verfall des Reiches. Durch den Westfälischen Frieden war in der Reichs-
Verfassung eine vollständige Umwälzung eingetreten. Zukiinftig konnte der Kaiser
über Krieg und Frieden, Bündnisse und Steuern nur mit Zustimmung des
Reichstages entscheiden. Das Reich zählte weit über 300 Fürsten, die jetzt selb-
ständig wurden und mit auswärtigen Mächten Krieg führen ünd Bündnisse
eingehen konnten, nur nicht gegen Kaiser und Reich. So blieb von der alten
Kaisermacht fast nur ein leerer Titel. Das zerrissene und ohnmächtige Reich
ging allmählich dem Verfall entgegen.
Merke!
9 n. Chr.
375
500
622
755
768—814
843
919—936
955
1096—1099
1152—1190
1273—1291
1492
1517
1545—1563
1618—1648
1806
Deutsche Geschichte.
Hermann besiegt die Römer im Teutoburger Walde (Varus.)
Völkerwanderung. (Einfall der Hunnen. Die Westgoten unter Ala-
rich. Die Hunnen unter Attila bei Chalons besiegt.
Chlodwig begründet das Frankenreich. (Kampf mit den Alamannen.)
Mohammeds Flucht von Mekka nach Medina. (Islam, Koran.)
Der hl. Bonifatins wird von den Friesen getötet. (Mainz, Fulda.)
Karl der Große. Krieg mit den Sachsen. (Wittekind. Marsberg.)
Römischer Kaiser.
Teilungsvertrag zu Verdun. (Entstehung des deutschen Reiches).
Heinrich I. Feste Plätze zum Schutze gegen die Ungarn. Schlacht
an der Unstrut.
Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. schlägt die Ungarn ans dem
Lechfelde bei Augsburg.
Der erste Kreuzzug. (Peter von Amiens. Gottfried von Bouillon.)
Friedrich Barbarossa. (Kamps mit Mailand. Kreuzzug u. Tod.
Kyffhäuser.)
Rudolf von Habsburg. (Kaiserlose Zeit. Raubritter. Hansa. Feme.)
Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. (Erfindung des
Schießpulvers und der Buchdruckerkunst — Joh. Gutenberg.)
Luther schlägt 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg.
Kirchenspaltung.
Konzil von Trient.
Der 30jährige Krieg. (Tilly, Wallenstein, Gustav Adolf. — Magde-
burg, Lützen.) — Der Westfälische Friede.
Untergang des alten Deutschen Reiches. (Napoleon hatte den Rhein-
bund gegründet.)
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Extrahierte Personennamen: Hermann Varus Attila Chlodwig Mohammeds Karl_der_Große Karl Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Otto_I. Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Christoph_Kolumbus Gutenberg Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westfälischen Mohammeds Mekka Medina Mainz Sachsen Marsberg Ungarn Ungarn Augsburg Mailand Amerikas Wittenberg
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Vernichtung der Kimbern. (101 v. Lhr.) Durch diesen Sieg wurde
das römische Heer sehr ermutigt. In der Ebene am Po trat Marius den
Kimbern entgegen, die unterdessen die Alpen überstiegen hatten und noch nichts
vom Untergange des befreundeten Stammes wußten. Die Römer stellten sich
so auf, daß den Germanen die Sonne ins Gesicht schien und der Wind ihnen
Staub entgegentrug. Die Kimbern hatten ihre ersten Reihen mit Ketten an-
einandergeschlossen und kämpften mit ungestümer Tapferkeit. Aber sie erlagen.
Marius hielt in Rom einen feierlichen Triumphzug; vor seinem Siegeswagen
ging als der Vornehmste der gefangenen Germanen Teutobod.
Hermann, der Befreier der Deutschen vom Römerjoche.
mc Unterjochung der Germanen. Da germanische Stämme immer
wieder in römisches Gebiet einfielen, beschlossen die Römer, Deutschland zu
unterwerfen. Wohl eroberte Cäsar, ein hervorragender römischer Feldherr,
ganz Gallien; jedoch in den Gebieten rechts vom Rhein hatte er keine Er-
folge. Aber die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, D r u s u s und T i b e r i u s,
unterjochten fast alle deutschen Stämme zwischen Rhein und Elbe. Um den
Besitz zu sichern, legten sie an geeigneten Plätzen befestigte Lager au. So
entstand u. a. an der Lippe das Kastell Aliso.
Aliso glaubt man in dem Römerlager bei Haltern wiedergefunden zu haben.
Air dem alten Bett der Lippe hat man durch Ausgrabungen einen Anlegeplatz
für Schiffe, der einen großen Kornspeicher aufwies, und ein Uferkastell festgestellt.
Mehr nach Norden fand man ein altes Feldlager mit Wall und Graben. An
seiner Stelle ist später ein kleineres, aber viel stärker befestigtes Lager errichtet
worden, das noch einmal nach Osten hin vergrößert wurde. Es war durch einen
Doppelgrabeu und einen Wall mit Holzbesestigung wohlbewehrt und hatte
vier Tore. (Wall und Gräben sowie Vorderansicht des Walles s. S. 7.)
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Hermann Cäsar Augustus Aliso
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Gallien Rhein Rhein
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die Zunge aus dem Munde oder heftete ihre Lippen aneinander. Die Nach-
richt von der furchtbaren Niederlage rief in Rom die größte Bestürzung her-
vor. Der römische Kaiser Augustns rief im Übermaße des Schmerzes: „Varus,
Varus, gib mir meine Legionen wieder!"
Hermanns Lnöe. Noch eine Reihe weiterer Kämpfe führte Hermann
gegen die Römer und die römerfreundlichen Stämme. Allein er erntete Undank.
Neider beschuldigten ihn, er strebe nach Alleinherrschaft. 37 Jahre alt, mußte
der Befreier Deutschlands durch Meuchelmord enden. Thusnelda, seine Gemah-
lin, wurde von ihrem eigenen Vater Segest den Römern ausgeliefert und starb
in Gefangenschaft. Hermanns Andenken lebte aber noch lange in Liedern fort
(z. B. Hermann, slo Lärm an usw,). 1875 wurde auf der Grotenburg in
der Nähe Detmolds das herrliche Hermanns-Denkmal eingeweiht, und 1909
feierte man daselbst die Erinnerung an die Hermannsschlacht in überaus begeisterter
nnb festlicher Weise.
frieden ¿wischen Römern und Germanen.
Das römische Grenzgebiet. Den Römern war es gelungen, sich den
größten Teil von dem heutigen Süddeutschland dauernd zu unterwerfen. Um
sich der Einfälle der Germanen zu erwehren, befestigten sie die Grenze durch
einen 550 km langen Wall, den sie Limes nannten. Der Teil von der Mündung
der Altmühl bis nach dem Hohenstaufen war eine gewaltige Mauer, deren
Reste das Volk Teufels- oder Heidenmauer nennt. Vom Hohenstaufen zum Main,
über den Taunus bis an den Rhein (bei Rheinbrohl) führte ein mächtiger Erd-
wall mit einem Pfahlgraben davor. Von rund 800 zweistöckigen Warttürmen
schauten Wächter in das germanische
Vorland. Hinter dem Wall waren gegen
80 Festungswerke oder Kastelle angelegt.
Eines der wichtigsten war die S a a l-
b u r g bei Homburg im Taunus, die
auf Veranlassung unseres Kaisers wieder
aufgebaut wurde. Sie bildet ein 220 m
langes, fast 150 m breites Rechteck,
das von einer 5 m hohen Mauer und
einem Doppelgraben umgeben ist. Es
konnte ein ansehnliches Heer aufnehmen. Das Land zwischen Limes und Rhein
und Donau wurde rasch besiedelt. Weil die Ansiedler den Römern den Zehnten
zu entrichten hatten, erhielt >es den Namen Zehntland. Damals entstanden
Städte wie Wiesbaden, Baden, und bei den Kastellen Regensburg, Augsburg,
Mainz (Castel!), Coblenz, Cöln, Straßburg und Basel.
Verkehr zwischen Römern und Germanen. In diesen friedlicheren
Zeiten fand römischer Fleiß und Handel feinen Weg nach Deutschland. Römische
Kaufleute -erstanden von den Germanen Pferde und Rinder, Felle, Federn und
Wolle, Bernstein u. a. Gern wurde das lange Blondhaar germanischer Frauen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Augustns Varus Hermanns_Lnöe Hermann Thusnelda Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschlands Grotenburg Main Taunus Rhein Rheinbrohl Homburg Taunus Rhein Donau Wiesbaden Baden Regensburg Augsburg Mainz Coblenz Straßburg Basel Deutschland Bernstein
gekauft. Die Deutschen erhandelten meist Kleider, Schmncksachen und Waffen,
Hausgeräte und Wein. Mit den römischen Kaufleuten kamen auch die ersten
Juden zu uns. Meist wurde Tauschhandel betrieben, die Grenzstämme nahmen
aber auch römische Münzen in Zahlung. Bon den römischen Denaren hat unser
Pfennig -das Abkürzungszeichen 4 erhalten. Die Berghänge an Rhein und
Mosel wurden mehr und mehr mit edlen Reben bepflanzt. Die Römer brachten
uns Weizen, köstliche Obstsorten und feinere Gemüse. Durch sie lernten die
Germanen Bergwerke und Steinbrüche ausbeuten und Heilquellen benutzen. Auch
in verbesserter Acker- und Gartenwirtschaft und im Wohnungsbau zeigte sich
der römische Einfluß. Germanische Jünglinge, die aus römischen Kriegsdiensten
heimkehrten, und fremde Kaufleute brachten mancherlei aus römischer Sprache
und Sitte mit. Heute noch erinnern zahlreiche Wörter unserer Sprache an ihren
lateinischen (römischen) Ursprung, z. B. Sack (saeeus), Straße (stvata), Kammer
(camera), Fenster (i'enestra).
Hus der Völkerwanderung.
Germanische Völkerbünönisse. Die Germanen vermehrten sich ziemlich
stark. Mit dieser Vermehrung aber hatte der Ertrag der Bodenwirtschaft nicht
gleichen Schritt gehalten. Deshalb waren namentlich die jüngeren Leute mancher
Stämme genötigt, sich in der Fremde eine neue Heimat zu suchen. Nach Osten
hin konnten sie nicht auswandern, weil diese Gebiete allmählich von Slaven
besetzt worden waren. Deshalb suchten sie in das römische Reich einzudringen.
Weil Einigkeit stark macht, schlossen sich kleinere verwandte oder benachbarte
Stämme zu Völkerbündnissen zusammen. Die Alamannen durchbrachen den
Limes und setzten sich östlich vom Rhein zwischen Main und Alpen fest. Die
Franken besetzten die heutige Rheinproviuz, Belgien und Nordfrankreich.
Im heutigen Niederdeutschland zwischen Rhein und Elbe hatte sich der Bund
der Sachse n gebildet. Im Osten wurde die römische Grenze durch die Goten
gefährdet, die an der unteren Donau und am Schwarzen Meere wohnten.
Von allen germanischen Stämmen nahmen die Goten zuerst das Christentum
au (mit der Irrlehre des Arius). Von der Bibelübersetzung ihres Bischofs
Wulsilas sind uns noch Bruchstücke erhalten. Aber auch eine friedliche
germanische Einwanderung hatte stattgefunden. Namentlich in den römischen
Grenzländern fanden sich zahlreiche germanische Ansiedler, in den Heeren standen
ganze Abteilungen germanischer Söldner, und unter den Beamten stiegen gar
manche Germanen zu hohen Ämtern auf.
Linsall der Hunnen. Gegen das Jahr 375 erschien an der Grenze des
Gebietes der ostgermanischen Stämme ein wildes Nomadenvolk. Es waren die
Hunnen, die aus der Gegend der heutigen Mongolei kamen. Sie waren gewandte
Reiter und Bogenschützen und wußten Schwert und Wurfschlinge geschickt zu
handhaben. Fleisch, das sie unter dem Sattel mürbe ritten, war mit Wurzeln
und Kräutern die Hauptnahrung. Ihre Gier nach Geld und Gold kannte kaum
eine Grenze. Zuerst stießen die Hunnen aus die Ostgoten. Diese wurden besiegt
und schlossen sich den Hunnen an. Die Westgoten zogen sich vor der Übermacht
der Hunnen über die Donau zurück, wo ihnen der römische Kaiser Wohn-
sitze anwies. Treulose und harte Behandlung seitens der Römer zwang die
Westgoten zum Kampfe gegen ihre Bedrücker. Diese wurden in einer blutigen
Schlacht besiegt.
Alarich. Um das Jahr 400 stand an der Spitze der Westgoten der
tapfere König Alarich. Mit einem großen Heere zog er nach Italien und
belagerte Rom. In ihrer Not schickten die Römer Gesandte an Alarich und
ließen ihn um Frieden bitten. Mit prahlerischen Worten wiesen sie auf die
große Zahl ihrer Krieger hin. Alarich erwiderte lachend: „Je dichter das
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9
Gras, desto leichter das Mähen." Diese Antwort machte die Gesandten demütig.
Sie versprachen dem Gotenkönig als Lösegeld große Schätze von Gold, Silber
und kostbaren Kleidern. Alarich ließ sich zum Rückzüge bewegen. Da aber
die Römer ihr Versprechen nicht hielten, zog Alarich abermals gegen Rom,
erstürmte die Stadt und ließ sie ausplündern (410). Dann zog er nach Süd-
italien, um von Sizilien nach Afrika überzusetzen. Bei Cosenza an dein
Flüßchen Bnsento ereilte den jugendlichen Helden der Tod. (Gedicht: Das
Grab im Bnsento.) Nach Alarichs Tod führte sein Schwager Athanlf (Adolf)
die Goten nach Südgallien und gründete das Westgotenreich, dem 711 die
Mauren ein Ende machten.
Unter greulichen Verwüstungen waren die Vandalen, die ursprünglich
an der Oder gewohnt hatten, nach Spanien gezogen (Andalusien = Vandalusien).
Später nahmen sie den Römern in Nordafrika die reiche Provinz Karthago ab
und gründeten dort das Vandalenreich. (Wie die Vandalen Hausen!)
Von der norddeutschen Küste kamen Angeln und Sachsen nach Britannien.
Das eroberte Land erhielt den Namen England (= Angelland).
Attila. Bei den Hunnen, die sich in Ungarn festgesetzt hatten, hatte sich
Attila (Väterchen) zum Könige aufgeworfen. In einer von Holz erbauten Burg
hielt er einen glänzenden Hof und empfing er Gesandte fremder Länder. Um
sich her liebte er Prunk, er selbst aber lebte einfach. Seine Herrschaft reichte
von der Wolga bis nach Deutschland hinein. Um sie noch weiter nach Westen
auszudehnen, brach er gegen d. I. 450 mit einem gewaltigen Heere auf. Nieder-
gebrannte Städte und Dörfer und zertretene Saatfelder bezeichneten seinen
Weg. Die Völker zitterten vor der „Gottesgeißel" Attila.
Die bfunnenschlacht bei Lhalons 451. Attila war bis ins Herz Frank-
reichs vorgedrungen. Da stellten sich ihm bei Chalons Römer und Westgoten
entgegen. Das blutige Ringen kostete 160 000 Streitern das Leben. Auch der
Westgotenkönig fiel. Attila zog sich in seine Wagenburg zurück. Dort hatte
er aus Sätteln und Decken einen Scheiterhaufen Herrichten fassen, um sich im
Falle einer gänzlichen Niederlage den Feuertod zu geben. Aber die Erschöpfung
war auf beiden Seiten fo groß, daß der Kampf nicht erneuert wurde und fo
unentschieden blieb. Voller Grimm zog sich Attila nach Ungarn zurück.
Attilas Ende. Im nächsten Jahre fiel Attila in Italien ein und erschien
auch vor Rom. Eine Gesandtschaft, an deren Spitze Papst Leo I. stand, bot
ihm große Geldsummen, wenn er abzöge. Attila nahm sie an und zog nach
Ungarn zurück, wo er bald eines plötzlichen Todes starb. Sein großes Reich
aber zerfiel.
Untergang westronrs. Im Jahre 395 war das römische Reich in ein
oltrömisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel und ein weströmisches
Reich mit der Hauptstadt Rom geteilt worden. Von letzterem Reiche
ging eine Provinz nach der andern an Germanen verloren. Italien hielt sich
noch mit Hilfe germanischer Söldner. Ihr letzter Befehlshaber war O d o a k e r.
Er forderte vom Kaiser Augustulus (= kleiner Augustus) für fein Heer den
dritten Teil des Landes. Der junge Kaiser ging darauf nicht ein. Da setzte ihn
Odoaker ab und nahm ganz Italien in Besitz. Er wurde aber von den Ostgoten
unter Theodorich gestürzt. In langer Friedenszeit tat Theodorich für Italien
sehr viel, weshalb er auch der Große genannt wurde. Nach seinem Tode wurde
Italien eine Provinz des oströmifchen Reiches. — Mit dem Zuge der Longo-
barde n, die von der Niederelbe kamen und Oberitalien (die Lombardei) be-
setzten, erreichte 568 die Völkerwanderung ihr Ende.
Oklocixvig (481 — 511).
Gründung des Lrankenreiches. Zur Zeit der Völkerwanderung wohn-
ten am Niederrhein die Franken. Sie gerfielcit in Stämme, von denen jeder
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Attila Attila Attila Attila Chalons_Römer Attila Grimm Attila Attila Leo_I. Attila Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Sizilien Afrika Spanien Andalusien Nordafrika Karthago Sachsen Britannien England Ungarn Deutschland Ungarn Attilas Italien Ungarn Konstantinopel Rom Italien Italien Italien Italien Oberitalien
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einen besonderen König hatte. Im Jahre 481 wurde Chlodwig König eines
Stammes. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren bestieg er den Thron. Sein
ganzes Sinnen und Trachten war auf Vermehrung seines Besitzes gerichtet.
Zur Erreichung dieses Zieles war ihm jedes Mittel recht. Mit Hilfe der übrigen
fränkischen Fürsten besiegte er die Gallier, Alamannen, Burgunder und West-
goten. Dann sielen seiner Habgier auch die fränkischen Staaten zum Opfer.
Die eroberten Länder vereinigte er mit seinem Besitztume zu dem großen Franken-
reiche, zu dessen Hauptstadt er Paris machte.
Chlodwig wird Christ. Chlodwigs Gemahlin hieß Chlotilde. Sie war
eine Christin und ließ nichts unversucht, ihren Gemahl zur Annahme des Christen-
tums zu bewegen. Zwar blieben vorläufig alle Versuche erfolglos. Bor allem
sagte es Chlodwig nicht zu, daß der Christengott den schmachvollen Kreuzestod
erlitten hatte. Was die Gebete der Gemahlin nicht vermochten, wurde durch
die Not bewerkstelligt. Chlodwig wurde mit den Alamannen in einen Krieg
verwickelt. Bei Zülpich (?) kam es 496 zur Schlacht. Schon neigte sich der Sieg
auf die Seite der Alamannen. In dieser Not gedachte der Frankenfürst des
Christengottes, des Gottes seiner Gemahlin Chlotilde. Er betete: „Hilf mir,
Jesus Christus, denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir beistehst, will
ich an dich glauben." Chlodwig gewann den herrlichsten Sieg. Seinem Ver-
sprechen gemäß ließ ¡er sich am Weihnachtsfeste des Jahres 496 zu Rheims
(spr. rähngs) taufen. Als er in Begleitung des Bischofs in die festlich geschmückte
Kirche eintrat, fragte er den Oberhirten: „Herr, ist dies das Himmelreich, das
du mir versprochen hast?" Der greise Bischof antwortete: „Sigambrer, sänftige
deinen Sinn und neige dein stolzes Haupt, bete an, was du verbrannt, verbrenne,
was du angebetet hast." Mit Chlodwig trat ein großer Teil der Franken zum
Christentnme über.
Chlodwigs Nachfolger waren vielfach schwache Regenten. Sie überließen
schließlich die Verwaltung des Reiches ihren ersten Beamten, die Hausmeier
genannt wurden. Diese leiteten ,auch die Reichsversammlungen und führten
das Heer an. Einer der berühmtesten Hausmeier war Karl Martell,
der den Einfall der Araber in das Frankenreich siegreich zurückschlug.
Die Araber waren Anhänger des Islam. Diese Religion war von
Mohammed (geboren gegen 570 zu Mekka in Arabien) aus der heid-
nischen, jüdischen und christlichen Religion zusammengestellt. Erster Glaubens-
satz war: Allah (Gott) ist groß, und Mohammed ist sein Prophet. Moses
und Christus sind nur kleine Propheten. Allah hat jedem sein Schicksal
vorherbestimnck. Wenn ein Gläubiger (Moslem) im Kampfe um die Aus-
breitung des Islams fällt, so kann er im Paradiese ein herrliches Leben
führen. Notwendige gute Werke sind tägliche Waschungen, Gebet, Fasten,
Alnroscn. Der Freitag ist Gottes Tag. In seiner Vaterstadt Mekka fand Moham-
med anfangs keinen Anhang, ja er mußte 622 sogar nach Medina fliehen.
Von diesem Jahre an zählen die Mohammedaner ihre Zeit. Nach des Propheten
Tode eroberten seine Anhänger Vorderasien und Nordafrika. Das Christentum
ging überall unter. Auch Spanien wurde erobert. Als die Araber nun von
hier aus auch die Franken unterwerfen wollten, schlug sie Karl Martell 732 bei
Tours (tur) und Poitiers (poatjeh) so, daß er später wegen seiner Tapferkeit
Martell (d. h. Hammer) zubenannt wurde.
So blieb das übrige Europa vor dem Islam bewahrt. In Spanien aber
entwickelten sich die Araber zu einem solch gebildeten Volke, daß viele Aus-
länder ihre Schulen aufsuchten. Wir übernahmen von ihnen die arabischen
Ziffern, die Algebra oder Buchstabenrechnung, viele astronomische und medi-
zinische Kenntnisse, auch Anregungen zur Baukunst.
Der Sohn Karl Martells, Pi Pin /der Kleine, setzte unter Zustim-
mung des Papstes den letzten der untätigen Nachfolger Chlodwigs ab und machte
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