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chen sich regen, und es ist ein wunderbares Schauspiel, wenn im stärkeren
Wind die majestätischen Wedel schwanken, wenn die übergeneigte Spitze
sich hebt und sich langsam nach einer andern Richtung wendet. Diese Be-
weglichkeit aller Teile der lichten Riont vereint sich mit der großen Bieg-
samkeit des schlanken Stammes zum Abwenden der Gefahr, welche vom
Wüstenwind den Bäumen droht. Die Kokospalme ist auch im Boden gut
verankert. Nicht sehr dicke, aber äußerst zugfeste, einfache Wurzeln dringen
von ihrem Fuße aus nach allen Seiten in den Boden ein, um sich in
dessen Innern zu verzweigen und so dem Baume einen starken Halt zu ver-
schaffen. Zwischen den Blättern hängen die langen, verzweigten Kolben
herab, in denen sich aus unscheinbaren Blüten die Kokosnüsse entwickeln.
Diese Früchte passen ausgezeichnet zu der Vorliebe des Kokosbaumes
für küstennahe Standorte. Ihre faserige Außenschicht, dieselbe, welche
den Rohstoff für die Kokosmatten und andres Flechtwerk bildet, dient als
Schwimmkissen, auf dem die Frucht sich von Insel zu Insel treiben läßt.
Öfter freilich wird jetzt wohl die Kokospalme von Menschen gepflanzt.
Sie ist ein Baum, der an vielseitiger Nutzbarkeit unsre einheimischen Bäume
weit übertrifft. Nicht nur liefert er eingeborenen Bewohnern der Tropen
Holz, die Blätter dienen ihnen zum Dachdecken und ähnlich den Fruchtfasern
zur Herstellung von Flechtarbeiten. Der Stumpf eines abgeschnittenen
Blütenstandes läßt gleich der Birke Saft ausfließen, aus dem Palmwein
gewonnen wird. Die harte Innenschale der Frucht liefert Geschirre, das
weiße, fettreiche Gewebe des Samens eine nußartige Speise, vor allem aber
die Kopra, die als Rohstoff für die Bereitung eines Fettes zur Seifen-
und Kerzenfabrikation in großen Massen nach Europa gebracht und aus-
gepreßt noch als Viehfutter von dem Landwirt benutzt wird. Allein Samoa
hat im Jahre 1905 für beinahe zwei Millionen Mark Kopra ausgeführt.
In dem Fettgewebe des Samens eingebettet liegt der kleine Keimling, der
beim Heranwachsen sich zuerst von dessen Bestandteilen und von der süß-
lichen, trüben Kokosmilch ernährt, welche das Innerste der Frucht erfüllt
und als stets gesundes Getränk den Tropenwanderer erquickt. Kaum minder
wichtig für uns als die Kokospalme ist die Olpalme, die, in den west-
afrikanischen Wäldern heimisch, jetzt fast in dem ganzen dortigen Tropen-
gebiete kultiviert wird. Sie ist eins der wertvollsten Handelsgewächse
Afrikas überhaupt, und Kenner rechnen ihre möglichste Ausbreitung durch
Kultur zu den wichtigsten Aufgaben der afrikanischen Landwirtschaft. Auch
sie besitzt Fiederblätter, die als ein riesiger Strauß auf dem nicht sehr
hohen Stamme sitzen. Sie werden sechs bis sieben Meter lang und hinter-
lassen beim Abfallen wulstige Reste, zwischen denen sich oft Farne und andre
Wohnparasiten ansiedeln, so daß der Stamm zu einem kleinen Tropengarten
wird. Die etwa walnußgroßen Früchte sitzen zu Hunderten, dicht zusammen-
gedrängt, an weit über kopfgroßen, dicken Kolben. Ihr saftiges Fleisch
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Stauden herabbücken müssen, sondern nur zuzugreifen brauchen, um
die zarten Büschel abzulösen.
6. Sobald ein Feld einmal abgeerntet ist, beginnt die Arbeit von
neuem, die zweite Ernte. Und dann zum drittenmal und, wenn der
Ertrag und Preis es rechtfertigt, wohl auch noch zum viertenmal.
Die gepflückte Baumwolle wandert nun zuerst nach dem „Gin“, einer
Reinigungsmaschine, die ihren Ursprung einem Zufall verdankt. Whit-
ney, der Erfinder des „Gin“, das heißt der Auskernungsmaschine,
beobachtete eines Tages einen Zimmermann, als dieser mit einer Säge
ein Loch in eine Tür schnitt, hinter der Baumwolle aufgestapelt lag.
Die Säge zog beim Vor- und Rückwärtsbewegen Stränge von Baum-
wolle mit sich. Das gab ihm die erste Idee, und nach eifrigem Nach-
denken und Bemühen gelang es ihm, eine Maschine herzustellen, die
es möglich machte, die Baumwolle von Bast und Samen zu befreien,
eine langwierige, sehr kostspielige Arbeit, wenn sie mit der Hand
ausgeführt werden muß. Die Maschine ist folgendermaßen beschaffen:
Auf einer rasch umlaufenden Welle befinden sich zwanzig bis achtzig
Kreissägen, die mit ihren spitzen, schräg gestellten Zähnen durch
einen eng gestellten eisernen Rost durchgreifen, die auf einem Zu-
führtisch ausgebreitete Baumwolle erfassen und durch den Rost hin-
durchzerren, während die Samenkörner, an denen der Bast sitzt, ab-
springen. Es ist leicht begreiflich, daß langhaarige Baumwolle, die
kostbarste Sorte, bei diesem gewaltsamen Verfahren leicht zerrissen
wird. Um dieses zu vermeiden, wendet man jetzt meistens eine Walzen-
maschine an, wobei die Baumwolle zwischen zwei glatten oder ge-
riffelten Walzen hindurchgeht. Die Samenkörner können nicht folgen
und springen ab. Aus ihnen wird öl gepreßt, das merkwürdigerweise
sehr oft den vornehmeren Namen „Olivenöl“ führen soll und den
Hausfrauen manchmal als „feinstes Tafelöl“ verkauft wird.
7. Nachdem die Baumwolle in dem „Gin“ gereinigt worden ist,
wird sie in Ballen gepreßt und diese mit eisernen Bändern umwunden,
deren Herstellung auch wieder einen ganzen Industriezweig bildet,
das Ganze in Jutesäcke genäht, und die Ausrüstung für die Welt-
reise ist fertig. Die Einkäufer für die Handlungen aus New Orleans,
Memphis, Charleston und den übrigen Stapelplätzen stellen sich ein,
treffen ihre Wahl und schließen Verträge ab.
8. Das Leben der Arbeiter während der Ernte ist, abgesehen
davon, daß die Arbeit in dem heißen Sonnenbrände anstrengend ist,
doch nicht allzu hart. Während des ganzen Tages folgen ihnen Karren
mit frischem Trinkwasser im Felde, die Mahlzeiten sind gut und reich-
lich, und man läßt ihnen Zeit, sie in Ruhe zu genießen. Das war
schon üblich in der Zeit „vor dem Kriege“. Heute wie damals sorgt
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