1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
— 41 . - H
die Flüsse ein ^Freiberger und Zwickauer Mulde, Zschopan u. a.^, die auf
dem Erzgebirge entspringen?)
2. Das sächsische Berg- und Hügelland lockte durch seinen Erzreichtnm
schon vor Jahrhunderten viele Bergleute herbei, und in den Flnßthälern erblühten
bald die Bergstädte Freib^rg, Zwickau, Annaberg u. a. Heute aber ist
der Bergbau nicht mehr sonderlich lohnend^ Die Bevölkerung hatpch daher vielfach
der Gewerbthätigkeit, namentlich der Wollweberei und -spinnerei, zugewandt. Dieselbe
'wird jetzt überall in großartigen Fabriken durch Maschinen betrieben, denen das mächtige
Steinkohlenlager bei Zwickau den Brennstoff liefert. In all den kleinen Flußthälern,
besonders im Thal der Zwickauer Mulde, reiht sich eine Fabrikstadt an die andere.
Dichter Qualm umhüllt die Häuser, und das Geklapper der Maschinen betäubt unser
Ohr. Da werden Flanelle, Teppiche, Wachstuche, Buckskins, Kleiderstoffe, Handschuhe,
Strümpfe und tausend andere Dinge verfertigt, die sogar nach Brasilien und Australien
hin versandt werden. Der Hauptort dieser großartigen Gewerbthätigkeit ist Chemnitz
(140t.), das „sächsische Manchester". Daneben sind aber auch Glauchau, Reichen-
bach^-Plauen :c. sehr lebhafte Fabrikstädte. Diese großartige Fabrikthätigkeit hat in
Sachsen eine so dichte Bevölkerung hervorgerufen, wie sie kein zweites Land in Europa
aufzuweisen hat. — (Auf 1 qkm kommen in Sachsen durchschnittlich 1233.Menschen.
— 23ergl Belgien S. 64 und — Norwegen S.> 57!)
3. Das Elbthal vom Elbsandsteingebirge bis-Meißen. Auf der Grenze
zwischen Böhmen und Sachsen durchbricht die Eibe das Sandsteingebirge, das sich wie
ein Keil zwischen das Erz- und Lausitzer Gebirge einschiebt. Ehemals stellte sich das-
selbe wie ein Damm der Elbe entgegen, wurde aber im Lause der Jahrtausende von
dem Wässer derselben durchnagt und so bildete sich ein tiefer, enger Spalt, der von
Tetschen bis Pirna sich erstreckt. Steile Felsen und dunkle Tannenwälder umsäumen
Prevtshum.
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- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
2. Der südliche Teil Bayerns wird hauptsächlich durch die schwäbisch-bayrische
Hochebene (S. 9) angefüllt. Dieselbe steigt von der Donau nach Süden hin allmählich
aufwärts bis zu den bayrischen Alpen. Letztere ziehen mit ihren Berggipfeln (Watz-
mann), Gletschern, Wasserfällen und Seen alljährlich viele Reisende herbei. Unter den
Seen sind die bedeutendsten: der Starnberger See, der Tegernsee, der Chiem-
see und der Königssee. Letzterer liegt am Fuße des Watzmann. Hier liegt
auch das Städtchen Berchtesgaden, dessen Bewohner meistens sehr kunstvolle
Sachen aus Elfenbein, Knochen oder Holz fchnitzen. Im Thale der Ammer liegt das durch
seine Passionsspiele berühmte Dorf Ob erammergau. Bei Reichen hall und an
andern Orten befinden sich große Steinsalzlager, daher wird hier im Süden auch
sehr viel Salz gewonnen. Auf den saftigen Alpenweiden wird die Viehzucht nach
Art der Schweizer betrieben.
Die Hochebene ist im allgemeinen wenig fruchtbar. (Warum? S. 6.) Daher
ist sie auch schwach bevölkert und hat wenig Dörfer und Städte. Die Natur hat hier
alles weitläufig angelegt. Weit sind die Moorflüchen, breit die Strombette, langgestreckt
die Seen und Weiher, zahllos die Hügelgruppen. Und der Mensch scheint hier die
Natur nachgeahmt zu haben. Auch er hat alles weitläufig angelegt. Die Dörfer
dehnen sich stundenweit ans. Groß und geräumig sind die Häuser, breit die Wege,
weit von einander selbst die Gräber auf dem Kirchhofe. — Im reißenden Laufe eilen
Iller, Lech, Isar und Inn in ihrem tiefeingeschnittenen Bette durch die Ebene
der Donau zu. Sie sind daher nur zum Holzflößen, nicht zur Schiffahrt geeignet.
Ihnen verdankt die Donau, die bei Regensburg schon 200 m breit ist, ihren Wasser--
reichtnm. An der Isar liegen München und Landshut, am Lech Augsburg
(62 T.). Letzteres vermittelte im Mittelalter den Handel zwischen Italien und
Deutschland und war daher eine sehr reiche Stadt. Auch jetzt wieder blüht sie durch
Gewerbefleiß und Handel.
3. München (an 350 D) liegt mitten in der bayrischen Hochebene und hat daher
heiße Sommer und kalte Winter. (S. 9.) Rings um die Stadt breitet sich eine
unfruchtbare, kiesbedeckte Fläche aus, die weder schöne Thalgründe, noch freundliche Berge
hat. Daher verglich Gustav Adolf auch die Stadt mit einem „goldenen Sattel auf
dürrer Mähre". Die Stadt selbst ist wunderschön. Die neuen Kirchen und Paläste
sind vollendete Kunstdenkmäler, und in den prachtvollen Museen sind Kunstschätze aus-
gestellt, die zu den schönsten der Welt gehören. Auf einer großen Wiese steht die
Ruhmeshalle mit den Büsten berühmter, um das Vaterland verdienter Bayern. Ihr
gegenüber befindet sich eine Riesenstatue, Bavaria genannt. Sie ist ein Sinnbild der
Macht und Kraft des Landes. Eine Treppe im Innern führt bis zu ihrem Haupte,
in welchem sich 2 Ruhebänke befinden. M. hat auch eine Universität.
4. Die Donau (S. 13) ist der Hauptfluß Bayerns. Von Ulm bis zur Lechmündung
hin durchströmt sie das sumpfige „Donauried", weiterhin das „Donaumoos", das aber
teilweise entwässert und bebaut ist. Auf der linken Seite empfängt hier die Donau die
Altmühl, die Naab und den Regen. Bei Regensburg (woher der Name?) hat
die Donau ihren nördlichsten Punkt erreicht. Daher war R. schon in früher Zeit eine
bedeutende Handelsstadt, die den Verkehr zwischen Nord- und Süddeutschland vermittelte.
Von Regensburg stromabwärts drängt der bayrische Wald die Donau nach Südost.
Zwischen R. und Straubing finden wir am rechten Donauuser ungemein fruchtbare
Landstrecken, die als die eigentlichen „Kornkammern" Bayerns gelten und ihrer Fruchtbar-
keit wegen dicht mit Dörfern und Städten besetzt sind. Bei Passau, an der Mündung
des Inn gelegen, verläßt die Donau Bayern und tritt in Ostreich ein.
5. Der nördliche Teil Bayerns ist ein fruchtbares Hügelland, das vom fränkischen
Iura durchzogen und im Nordosten vom Böhmerwalde und dem Fichtelgebirge
eingeschlossen wird. Auf dem Fichtelgebirge entspringt der Main, der in einer äußerst
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
hinein". Die Hauptstadt Böhmens ist Prag, an der schiffbaren Moldau. Schlacht
1756. Bekannte Schlachtörter sind auch Königgrätz (1866) und Kollin (1757).
4. Das Salzkammergut, in den prachtvollen Salzburger Alpen gelegen, ist mit
seinen tiefblauen Gebirgsseen, rauschenden Wasserfällen und gletscherbedeckten Bergen
eine Schweiz im kleinen, die daher alljährlich viele Tausend Reisende herbeilockt. (Salz-
bürg.) Die Erde birgt hier unermeßliche Schätze an Salz, das oft ganze Gebirgs-
foffct ausfllllt. (Man nimmt an, daß der Boden hier früher vom Meere bedeckt war,
als dessen Berdunstungsrückstaud das Salz angesehen wird.) Um das Salz von den
erdigen Beimischungen zu reinigen, leitet man in das Salzlager kleine Bäche. Das
Wasser derselben löst nun die Salze auf, und so entstehen gewaltige „Kammern", aus
denen die Sole durch unterirdische Kanäle in die Salinen zum Einkochen geleitet wird.
Die größten Salzwerke finden sich in Hallein. (Südlich von Hallein liegt der welt-
berühmte Badeort Gasteint
5. Tirol ist ein an Naturschönheiten reiches Alpenland. Mächtige Berge ragen
in die Wolken empor und reizende Thäler, wie Inn-, Etsch- und Zillerthal, üben ihre
bezaubernde Kraft auf jeden Besucher aus. Die Bewohner dieser Berge und Thäler
sind die weit und breit bekannten Tiroler. Keck und mutig, fröhlich und lustig schaut
der schmucke Tirolerbursch darein. Beim Tanzen jauchzt, stampft und klatscht er vor
Lust, und in Gesellschaften werden Gasf'lreime und Märchen gedichtet. Musik mag er
sür sein Leben gern; die Zither ist sein Lieblingsinstrument. Überall jodelt's, singt's
und pfeift's: hinterm Pfluge, vor der Hütte, im Walde. — Die kräftigen Bergwiesen
befördern hier — wie in der Schweiz (S. 49) — die Viehzucht. Daher halten sich
die wohlhabenden Bauern oft größere Herden von Kühen, mit denen die „Schwaigerin"
im Sommer aus die Alp zieht. In den sonnigen Thälern wird auch Mais gebaut,
und an den Gehängen reift die Traube. Für die weniger Begüterten ist der Wald
die Nährquelle. Sie beschäftigen sich daher meist als Holzschnitzer, Drechsler, Kräuter-
sammler, Pechsieder, Holzknechte :c. Manche Tiroler ziehen auch mit Teppichen,
Schnitt- und Lederwaren als Hausierer in die weite Welt hinaus. — Die Hauptstadt
ist Innsbruck am Inn (mit dem Grabe Hofers, s. Geschichte); weiter südlich an
der Etsch liegt in einem geschützten Thale Meran, das wegen seiner milden Winter-
luft vielfach von Brustkranken aufgesucht wird.
b. Die ungarische Reichshälfte umfaßt Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien
und Slavonien. Im N. und O. finden wir hier die Karpathen mit dem Hoch-
lande von Siebenbürgen, in der Mitte die ungarische Tiefebene. Letztereist
wahrscheinlich der Boden eines ausgetrockneten Meeres, als dessen Reste man den
Neusiedler- und den Plattensee ansieht. Der Hauptfluß ist die Donau, welche
hier rechts Drau und Sau, links March und Theiß aufnimmt.
6. Bewohner und Städte. Die Bewohner Ungarns sind teils Magyaren fmad-
jaren^, teils Slaven und Rumänen. In Siebenbürgen (in und um Hermannstadt
und Kronstadt) wohnen auch etwa 200 000 Deutsche, hier Sachsen genannt. Die
Magyaren, die hauptsächlich das Tiefland einnehmen, sind geborne Reiter. Noch immer
zeigen sie einen großen Hang zum Nomadenleben. Ihre größte Lust ist es, auf feurigem
Rosse durch die Steppe zu jagen. „Ihre Dörfer gleichen eher einer Zeltstadt als einer
festen Ansiedelung. Die Straßen sind so breit, daß man ein Reitermanöver darin
ausführeu könnte." Die kleinen strohbedeckten Häuser liegen weit auseinander, und
auf dem großen Marktplatze tummeln sich Schweine im Sumpfe.
Unter den (nicht sehr zahlreichen) Städten nimmt Budapest (380 T.), zu beiden
Seiten der Donau gelegen, die erste Stelle ein. Es bildet mit seinen prachtvollen
Palästen einen grellen Gegensatz zu den meisten übrigen Städten des Landes. An der
Donau liegt auch Preßburg, die frühere Residenz der ungarischen Könige. Die zweit-
größte Stadt Ungarns ist Szegediu, durch seine großen Viehmärkte berühmt.
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Pferde im Auslande kaufen.) Die Bauern haben vielfach nur ein kleines Besitztum
und sind daher selten reich. Aber dennoch ist Frankreich durch seinen Wein-, Obst-
und Seidenbau sowie durch seinen Gewerbfleiß eins der wohlhabendsten Länder Europas.
e. Der Küstenstrich südlich von der Garonne ist durch Dunen, welche der Wind
weit in das Land hineinweht, vielfach versandet und, da dem Wasser der Abfluß mangelt,
mit Sümpfen und Seen angefüllt. Zum Anbau von Feldfrüchten sind nur wenige
Stellen geeignet. Die Bewohner dieser „Heiden" treiben daher Schafzucht oder nähren
sich als Kohlenbrenner und Pechsieder im Walde. Des sumpfigen Bodens wegen
gehen die Leute hier häufig auf Stelzen. Auf Stelzen schießt der Jäger das Wild,
auf Stelzen bewacht der Hirt, seinen Strumpf strickend, die Herde; auf Stelzen
durcheilt der Briefbote mit der Schnelligkeit eines trabenden Pferdes diese Ein-
öden. Wege und Stege giebt es in den Heiden nicht, und nur selten erblickt man einen
Menschen oder eine armselige Hütte, in welcher die ärmlichen Bewohner Hansen.
ä. Städte des Tieflandes. An der Seine liegt Paris (Hauptst., 2^/2 M.).
Paris, nächst London die größte Stadt Europas, ist mit einem 40 km langen
und 10 m hohen Walle umgeben. Außerdem ist die Stadt durch mehr als 40 Außen-
werke geschützt. Die früheren Festungswälle sind infolge der Stadterweiterung abge-
tragen und in prachtvolle, mit Bäumen bepflanzte Straßen (Boulevards) umgewandelt
worden. Hier sieht man die feinsten Wohnhäuser, die schönsten Läden, die größten
Hotels. Am rechten Ufer der Seine finden wir die prachtvollsten Königsschlösser mit
ihren herrlichen Gärten. An diese schließen sich die elysäischen Felder an, die nur
ihren Lustwäldern, Alleen, Kaffeehäusern, Tanzlokalen und Karnssels ein Lieblingsort
der Pariser geworden sind. — Paris ist die erste Fabrikstadt Frankreichs. Ihre Luxus-
und Modewaren zeichnen sich durch Feinheit des Geschmackes aus und werden fast in
der ganzen Welt gekauft. — Etwa 20 km westlich von Paris liegt Versailles
[werßaj], mit einem prachtvollen Schlosse. In demselben wurde am 18. Januar 1871
König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen.
An der Seine liegen ferner die Seehandelsstädte Ronen sruang^ und Havre
[ahwr]; letzteres, das „Hamburg der Seine", ist die wichtigste Stadt für Ein-
fuhr von Kolonialwaren für ganz Frankreich. Nordwestlich von Havre, im äußersten
Norden der als Halbinsel vorspringenden Normandie, Cherbonrg sscherbuhr), einer
der bedeutendsten Kriegshäfen Frankreichs. Nordöstlich von Havre, ebenfalls an der
Küste, die bekannten Überfahrtsörter nach England Calais [Mäh] und Boulogne
[bulonj]; nicht weit von der belgischen Grenze das uralte Lille [lihl] (200 T.), der
Mittelpunkt einer großartigen Webeindustrie, die durch die Steinkohlenlager in den
Ardennen unterstützt wird, und durch welche der N. der bevölkertste Landstrich Frank-
reichs geworden ist (267 Bew. auf 1 qltm); an der Somme: die altertümliche
Fabrikstadt Amiens samjäng); an der Loire: Orleans [orleang], der „Schlüssel zu
Südfrankreich", sowie Tours [fuhr] und Nantes [nangt], dessen Aufblühen durch die
zunehmende Versandung der Loire gehemmt wird; an der Garonne: der Seehafen Bor--
deaux stordo] (250 T.), bekannt durch seinen Weinhandel, und Toulouse [tuluhs],
wichtig durch seinen Handel mit Spanien.
2. Die Bretagne [bretan}], die größte Halbinsel Frankreichs, ist ein niedriges Berg-
land, hat aber seiner vielen Schluchten und nackten Bergkuppen wegen eine rasche, wilde
Gebirgsnatur. Große Strecken sind mit ausgedehnten Heiden angefüllt, welche die
Schaf- und Bienenzucht begünstigen. Zum Ackerbau sind nur einige Thäler geeignet.
Die Nähe des Meeres lockt daher die Bewohner nmsomehr an, ihren Erwerb auf der
See zu suchen. — An der buchtenreichen Westküste liegt Brest, Frankreichs größter
Kriegshafen, der mehr als 500 Kriegsschiffe aufnehmen kann.
Realienbuch A. (Ix. Erdkunde.) 5
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
(Hochebeue von Altcastilien) und in eine südliche, niedrigere (Hochebene von
Neucastilien). Die castilische Hochebene bildet den eigentlichen Kern der Halbinsel.
b. aus zwei Randgebirgen, welche die castilische Hochebene umgeben: im N. das
cantabrische Gebirge, im S. das andalusische Scheidegebirge.
e. aus zwei Tiefebenen, welche sich an die Hochebene anlegen: im S. die anda-
lusische Tiesebene, im N.-O. die aragonische Tiefebene.
d. aus zwei Hochgebirgen, welche diese Tiefländer begrenzen: das Küstenge-
birge von Andalusien (begrenzt den S. der andalusischen Tiefebene) und die
Pyrenäen (begrenzen den N. der aragonischen Tiefebene).
2. Die Pyrenäen (mit den Alpen verglichen). Die P. stehen den Alpen an
Höhe nach. Ihre höchste Erhebung (die Maladettagruppe) erreicht nur die Höhe von
3400 m. (Um wieviel bleibt sie also hinter dem Montblanc zurück?) Auch haben
die Pyrenäen bei weitem nicht so viel fahrbare Pässe wie die Alpen, nämlich nur sieben,
während deren in der Schweiz allein etwa achtzig vorhanden sind. (Was folgt daraus
für das Verkehrsleben und für die Zugänglichkeit beider Gebirge?) Ebenso fehlen die
zahlreichen Längenthäler, wie wir sie in den Alpen sinden. (Was folgt daraus für
Anbau, Dörfer, Landstraßen, Bevölkerungszahl beider Gebirge?) Auch die Gletscher,
welche wie in den Alpen meist nur auf der Nordseite herabhängen (warum nicht auf;
der heißen Südseite?), stehen den Alpengletschern an Größe und Zahl bedeutend nach.
(Was folgt daraus für die Stärke und Zahl der Gebirgsströme? Welchen Einfluß
übt der Mangel an Feuchtigkeit auf Wiesen und Wälder aus? Wie erklärt sich daraus
die Thatsache, daß in den Pyrenäen keine Viehwirtschaft nach Art der Alpenbewohner i
getrieben wird, also auch die Sennhütten fehlen?)
3. Die castilische Hochebene. Der größte Teil der Halbinsel wird von einer
Hochebene ausgefüllt. Dieselbe ist nicht nur von Gebirgszügen durchzogen, sondern
auch von höheren Randgebirgen umgeben. Letztere sind für das Klima der Hochebene
von großem Einflüsse. Sobald nämlich die Regenwolken heranziehen, erkalten die in
ihnen enthaltenen Wasserdämpfe über dem Randgebirge und fallen als Regen auf
dasselbe nieder (S. 4 n. Naturl. S. 31). Ehe die Wolken die Ebene erreichen, haben
sie sich meistens abgeregnet, und ]o erklärt es sich, daß in der Hochebene große Dürre
herrscht und kein Wald, keine Wiese das Auge erfreut. Dazu kommt noch, daß die
kahlen, trockenen Hochebenen bei dem stets wolkenlosen Himmel die Sonnenwärme am
Tage schnell aufnehmen, in der Nacht aber eben so schnell wieder abgeben, daher über-
all heiße Tage und kalte Nächte. (Warum sind auch die Sommer sehr heiß, die
Winter sehr kalt? S. 13 u. 25.) Im Innern der Hochebene sieht man unermeß-
liche, baumlose Steppen, die erschrecklich dürr und nur mit Disteln, harten Gräsern
und allerlei Gebüsch bewachsen sind. Ehedem war's besser. Seitdem man aber die
Berge vielfach entwaldet hat, ist manches rieselnde Bächlein verschwunden (S. 4). An
1500 Ortschaften, die hier ehemals blühten, stehen jetzt größtenteils öde und verlassen
da. Meistens sind die Steppen herrenlos und werden als Weideplätze für die Merino-
schafherden benutzt. Solche Herden bestehen nicht selten aus 30 — 40 000 Schafen und
werden von einem Oberhirten und vielen Unterhirten geleitet. Diese ziehen mit ihren
Herden von einer Steppe zur andern und sind jahraus, jahrein im Freien. Während
der Nacht werden die einzelnen Herden mit Netzen umhürdet und von Hunden gegen
die Wölfe geschützt. — Hier in Castilien lebt der echte Spanier, dessen Stolz sprich-
wörtlich geworden ist. In seinen Adern fließt heißes Blut. Gar leicht stößt er seinen
Feind mit dem Dolche nieder. Ein verwegener Räuber ist in seinen Augen ein Held,
und das wilde, aufregende Stiergefecht bildet sein Hauptvergnügen. — Mitten in der
Hochebene liegt Madrid (i/j M.), die Hauptstadt Spaniens.
Madrid gleicht einer Oase in der Wüste. Infolge des strengen Festlands-
klimas sind hier die Sommer sehr heiß, die Winter dagegen rauh. Daher das
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- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Zürich und Basel verarbeitet, während in dem wasserarmen Iura hauptsächlich
Uhren angefertigt werden. Der Mittelpunkt dieser Uhrenfabrikation ist Genf, die
schönste Stadt der Schweiz, wegen ihres milden Klimas und ihrer herrlichen Lage
am Gensersee viel von Fremden besucht.
5. Die Schweiz ist eine Republik und zerfällt in 25 Kantone. An der Spitz«
derselben steht ein Bundespräsident, der seinen Sitz in der Hauptstadt Bern hat und
hier im Verein mit der Bundesversammlung die Gesetze des Landes berät. Ein stehendes
Heer hat die Schweiz nicht. Jeder kriegstüchtige Mann wird einige Wochen im Jahre
mit den Waffen geübt, und so ist jeder Bürger Soldat, jeder Soldat Bürger.
9. Ostreich-Ungarn. (Etwas größer als Deutscht. — 37 M.)
1. Der Gründer der östreichisch-ungarischen Monarchie ist Rudolf von Habsburg.
Er besiegte den König Ottokar von Böhmen und gab dessen Länder, Äst reich, Steier-
mark und Krain, seinen Söhnen. (S. Geschichte!) Nach und nach wurden auch noch
Tirol, Kärnthen, Böhmen, Mähren, Ungarn, Galizien, Bukowina,
Istrien, Dalmatien u. a. Länder erworben. Ungarn hat aber seine eigene Ver-
sassung und Verwaltung, so daß das Kaiserreich aus 2 Teilen, der östreichischen und
der ungarischen Reichshälfte, besteht.
a. Die östreichische Reichshälfte. Sie ist durchweg gebirgig; wir finden hier
die Ostalpen, den Böhmerwald, das Erz- und das Riesengebirge. Der
Hauptfluß ist die Donau. Die Bevölkerung setzt sich aus Deutschen, Slaven
(Tschechen, Slovakeu, Polen, Wenden, Kroaten, Serben :c.), Italienern, Zigeunern u. a.
zusammen.
2. Städte. Die Hauptstadt vou Ostreich ist Wien, im Erzherzogtum Ostreich.
Wien (sust 1^/z Mill. liegt an der Donau in einer anmutigen Gegend. Die
eigentliche Stadt war ehemals mit Wall und Graben umgeben und dadurch von den
36 Vorstädten getrennt. Jetzt sind jedoch die Festungswerke abgetragen und in die
prachtvolle Ringstraße umgewandelt worden. In der Altstadt liegt die kaiserliche Hof-
bürg; hier auch erhebt sich die Stephanskirche mit ihrem 138 m hohen Turme. In
der Nähe der Stadt liegt der Prater, ein prachtvoller, großer Lustgarten. In seinen
schattigen Alleen wimmelt es an schönen Tagen von Wagen, Reitern und Fußgängern.
Links und rechts stehen Zelte, in denen Kaffee und Bier geschenkt wird. Daneben sieht
man Tierbuden, Panoramen, Karussels, und der „Wurstl" (Hanswurst) giebt Vor-
ftellungen der luftigsten Art.
Im Erzherzogtum Östreich liegt auch Linz, ein wichtiger Stapelplatz der Donau-
schiffahrt. Außerdem sind folgende Städte zu merken: Prag in Böhmen, Brünn
in Mähren, Innsbruck in Tirol, Salzburg im Herzogtum Salzburg, Graz in
Steiermark, Trust am adriatischen Meere.
3. Das Königreich Böhmen ist ringsherum von Gebirgen (welchen?) umgeben
und wird von der Elbe, Moldau und Eger bewässert. Der tiefer liegende Norden ist
recht fruchtbar und birgt große Schätze an Braunkohlen, die zu Wasser und zu Lande
nach Norddeutschland und Ostreich hin versandt werden. Im Böhmerwalde (S. 7)
gestattet der große Holzvorrat noch den Betrieb vieler Glashütten, und um das durch
seine Bierbrauereien bekannte Pilsen hat der dortige Reichtum an Eisenerzen und
Steinkohlen eine sehr lebhaste Fabrikthätigkeit hervorgerufen. Der Hauptort der böh-
mischen Weberei ist Reichenberg, am Fuße der Sudeten. An Salz sehlt es in
Böhmen, aber seine Mineralquellen (Teplitz, Karlsbad, Marienbad:c.) haben
Weltruf. Die Bewohner des Landes sind zu 3/s Tschechen und zu 2/5 Deutsche. Letztere
— welche von den Tschechen vielfach unterdrückt werden — bewohnen vorzugsweise die
gebirgigen Grenzlandschasten und „gucken von hieraus rund herum ins Böhmerland
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- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
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- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
3. Der gebirgige Teil Frankreichs. Die höchsten Gebirge hat Frankreich an
der Süd- und Ostgrenze, wo es Anteil hat an den Pyrenäen, den Westalpen
(S. 47), dem Iura und den Vogesen. Mehr in der Mitte des Landes — am
rechten Ufer der Rhone bis zur Maas hin — erstreckt sich von Süden nach Norden
das französische Mittelgebirge. Dasselbe enthalt in seinem südlichen Teile an
50 ausgebrannte Krater und zahlreiche heiße Quellen, zum Teil mit kochendem Wasser.
— In seinem Innern birgt das Mittelgebirge auch einen nicht unbedeutenden Bor-
rat von Steinkohlen. (Wo finden sich ferner Steinkohlenlager in Frankreich? S. 65.)
Jedoch vermögen diese Steinkohlenvorräte den Bedarf des Landes nicht zu decken. An
Bau- und Brennholz mangelt es ebenfalls in Frankreich, da von den größern Wal-
düngen während der Revolution 2/$ abgeholzt sind.) Der wichtigste Fabrikort hier ist
St. Etienne sßängt ehtjänn^, wo die Kohlen- und Eisenerze eine großartige Stahl-
warensabrikation hervorgerufen haben und die Waffen für das französische Heer ge-
schmiedet werden. An den nördlichen Ausläufern des Gebirges reift — begünstigt
durch den kalkhaltigen Boden und ein mildes Klima — die köstliche Burgundertraube
sowie (besonders an den Usern der Marne) der Wein, aus welchem der weltberühmte
Champagner bereitet wird. Die Haupthandelsorte für diesen Schaumwein sind
Reims [rängs] und Epernay [epernä]. (An der Marne Chalons, Hunnen-
schlacht 451; an der Maas die Festung Sedan, 1870.)
4. Die Rhoneebene, zwischen den Westalpen und dem französischen Mittelgebirge,
wird von der reißend schnell fließenden Rhone bewässert. Am Zusammenflusse der
Rhone und Saone [ßohnj liegt Lyon, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, über (400 T.),
Hauptplatz für Seiden- und Samtstoffe in ganz Europa. (Warum sind die südlichen
Länder Europas besonders zum Seidenbau geeignet? S. Naturgesch. S. 81: Der
Seidenspinner.) Der südliche Teil der Rhoneebene führt den Namen Provence [prowangß].
5. Die Provence ist ein herrliches Land. Unter dem ewig blauen Himmel weht
eme reine, balsamische Lust. Statt uusers rauhen Winters tritt nur eine frostige
Regenzeit von einigen Wochen mit etwas Reif und vielleicht ein wenig Eis am Morgen
ein. Schnee fällt höchst selten und bleibt dann nur wenige Stunden liegen. Daher
sind auch die Laubbäume jahraus, jahrein mit grünem Laub bedeckt, und die Apfel-
sinen prangen stets mit dustenden Blüten und goldnen Früchten. Schon um Weih-
nachten blühen Tulpen, Hyacinthen :c., und überall bricht das junge Grün mächtig
hervor. Wegen dieses milden Klimas ist die Provence während des Winters vielfach
von Brustkranken besucht. Von den Produkten des Landes ist besonders das Pro-
venceröl bekannt, das aus den Frllchten des Ölbaumes bereitet wird und von den
Bewohnern der Provence als Butter — die in Frankreich ebenso wie in Italien rar
ist (warum?) — bei Zubereitung der Speisen benutzt wird. Die bedeutendste Stadt
in der Provence ist Marseille [marßäj], (über 1/ä M.), die größte Seehandelsstadt
Frankreichs (vermittelt besonders den Handel nach Algier). Weiter östlich liegen Toulon,
ein Kriegshafen ersten Ranges, sowie der klimatische Kurort Nizza.
6. Zu Frankreich gehört auch die Insel Korsika mit der Hauptstadt Ajaccio
[ajatfcho] (Napoleon). — Seit 1870 ist Frankreich eine Republik.
18. Die pmenäische Halbinsel oder Spanien und Portugal.
(Etwas größer als Deutscht. — aber nur 21 M.)
1. Die Bodenfläche der Halbinsel (auf welcher die beiden Königreiche Spanien
und Portugal liegen) setzt sich aus folgenden Hauptteilen zusammen:
a. aus der castilischen Hochebene, welche durch das castilische Scheide-
gebirge in zwei Stufen von ungleicher Höhe getrennt wird, in eine nördliche, höhere
1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
35
v. Mittel-Europa.
vorzüglichsten Produkte sind: Wein, Öl, Obst, Eisen und Glas. Viehzucht und Ackerbau,
Seidenbau und Seidenmanufactur stehen in Blüte. ' Die Bewohner sind meist katholisch.
1) Nordfrankreich: Paris an der Seine, ist die Hauptstadt, mit 2 Mill. Einw.
Auf den Boulevards (bulwars), wo prächtige mit Baumalleen gezierte Straßen sind,
entfaltet sich das Pariser Volksleben. Zu den schönsten Prachtgebäuden gehören: das Palais
Royal (Königspalast), die Kirche Notre Dame (nütrdam). Berühmt sind die Sternwarte
und der botanische Garten. Versailles (werßaj); Kaiser Wilhelm I. wurde im Schlosse
daselbst zum deutschen Kaiser ausgerufen. St. Quentin (kangtäng), Schlacht 1871.
Rouen (ruang) an der Seine. Le Havre (hawr), Handelshafen. Amiens (amjäng),
bekannt durch den Einsiedler Peter von Amiens, Schlacht 1871. Calais (kaläh) Über-
fahrt noch Dover. — 2) Ostfrankreich. Reims (rängs), frühere Krönungsstadt. Chalons
(schalong) an der Marne, Hunnenschlacht 451. Sedan (ßedang), berühmt durch die
Gefangennahme Napoleons Iii. am' 1. September 1870. Nancy (nangßi). Tont (tul).
Verdun (werdöng), Vertrag 843. Belfort, Festung. Lyon,an der Rhone. — 3) Süd-
frankreich. Nizza, Seebad, Aufenthalt für Brustkranke, mildes Klima. Toulon
(tulong). Marseille (marßej), am Mittelmeer, Seehandelsstadt. Toulouse (tuluhs), an der
Garonne,Universität. Biaritz, Badeort. Bordeaux (bordoh), an dergaronne, berühmter
Wein. 4)Westfrankreich. Poitiers (poatje), Schlacht732. Nantes(nangt). 5)Mittel-
frankreich. Örleans (orleang), an der Loire, Statue der Jungfrau von Orleans. Tours
(tuhr), an der Loire. Clermont (-mong), Kirchenversammlung 1095. 6) Insel Korsika.
Ajaccio (ajatscho), Hauptstadt, Napoleon I. Geburtsort.
Die Schweiz oder Helvetica hat über 41 000 qkm und 3 Mill. Einw., liegt zwischen
Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien, ist eine Republik. In Europa ist dieses
Land am höchsten gelegen und wird von den Alpen durchzogen, worin wir folgende Berge
merken: Der Mont Rosa, der große St. Bernhard, das Finsteraarhorn, das Schreckhorn,
die Jungfrau. Auf den flachen Stellen (Almen oder Alpen) der Alpenberge wird das Vieh
im Sommer von Sennern und Sennerinnen gehütet; denn hier wächst ein würziges und
kräftiges Gras. Das Vieh trägt Glocken, welche ein harmonisches Geläut abgeben. Gar
lieblich klingt der Kuhreigen, welchen der Senn singt oder auf der Schalmei bläst. Hört der
Schweizer den Kuhreigen im fremden Lande so bekommt er das Heimweh. Eine gar pracht-
volle Erscheinung ist das Alpglühen, welches des Abends und Morgens stattfindet, wenn
die Sonnenstrahlen die obern Bergspitzen bescheinen, während das tiefliegende Land in
Dämmerung liegt. Die Schweiz ist merkwürdig durch ihre Naturschönheiten, Gletscher,
Lawinen, Thäler, Seeen, Wasserfalle, Sturzbäche und Abgründe. Gefahrbringend sind die Berg-
stürze, Schneelawinen, und Überschwemmungen. Der warme Wind Föhn zeichnet sich durch
sein unerwartetes Erscheinen, durch seine Heftigkeit und Wärme aus. — Produkte: Die
Rindvichzucht ist bedeutend und der Schweizer Käse berühmt. In den Gebirgen giebt es
Bären, Wölfe, Gemsen, Steinböcke, Murmeltiere, Dachse, Adler, Lämmergeier. Wein,
Granaten und Mandeln wachsen im Süden des Landes. Die Bewohner sind zu '/s fran-
zösisch und italienisch, zu 2/s deutsch. Die reformierte und katholische Religion sind vorherrschend.
— Die 22 kleinen Republiken oder Kantone, welche einen Bundesstaat bilden, heißen:
nördlich: 1) Basel, 2) Aargau, 3) Zürich, 4) Schaffhausen, 5) Thurgau; östlich: 6) St.
Gallen, 7) Appenzell, 8) Graubündten; südlich: 9) Tessin, 10) Wallis; westlich: 11) Genf,
12) Waadt, 13) Neuenburg; 14) Solothurn; im Innern: 15) Freiburg, 16) Bern, 17)
Luzern, 18) Zug, 19) Schwyz, 20) Glarus, 21)Uri, 22)Unterwalden.- Städte: Bern,
an der Aar, 87 000 Einw., Sitz des Bundesrates, Universität. St. Gallen, mit einst
weltbekanntem Kloster. Zürich, am Züricher See, Univ. Basel am Rhein, Schaff-
hausen, am Rhein, in der Nähe des berühmten Rheinfalles. Luzern, Sempach. Schlacht
1386. Küßnacht, hier tötete der Sage nach Tell in der hohlen Gasse den Landvoigt
Geßler. Lausanne. Genf, am Genfersee.
Das Königreich Holland mit dem Herzogtum Limburg und dem Großherzogtum
Luxemburg, enthält 35 400 qkm und gegen 4 Mill. Einw. Das Land ist eine Ebene
die von der Maas und dem Rhein durchflossen wird. Der Zuidersee (seudersee) und
Dollart sind durch Hochfluten entstanden; wo diese Gewässer sich jetzt befinden, waren
früher Landstriche. Das Klima ist feucht, der Sommer unbeständig und nicht zu warm,
der Winter aber ziemlich streng, daher das viele Schlittschuhlaufen auf den Flüssen und
Kanälen. Produkte: Holland besitzt vortreffliche Wiesen, und die Viehzucht wird großartig
betrieben. Holländische Rinder sind berühmt. Die Fischerei, besonders der Heringsfang, ist
bedeutend. Reiche Torflager durchziehen das Land. Die Bewohner sind protestantisch,
1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Ii. Teil. Erdbeschreibung. Deutsche Länder Österreichs.
lieben in hohem Maße die Reinlichkeit und haben großes Wohlgefallen an Blumen. Das
Land hat auch ausländische Besitzungen, z. B. Jawa, Sumatra, Borneo, die Molukken rc. —
Städte: Amsterdam, am Zuidersee (seuder-), ist die Hauptstadt mit 290 000 Einw., auf
Pfählen erbaut und wird von vielen Kanälen durchschnitten. Man pflegt zu sagen: „Amsterdam
ist aus Heringsköpfen gebaut", was darauf hindeutet, daß die Stadt durch den Heringsfang zu
ihrer Größe gekommen ist. Haag, Residenzstadt. Harlem treibt bedeutende Blumenzucht.
Rotterdam, große Handelsstadt. Utrecht, Universität. Nymwegen, Friede 1678.
Mastricht. Luxemburg. Leyden, die älteste holländische Stadt.
Das Königreich Belgien mit 29 455 qkm und 6 Mill. Einw., ist kleiner als
die Provinz Brandenburg. Die Maas und Schelde bewässern das Land. Im Südosten
liegen die Ardennen. Das Klima ist wie in Holland. Produkte: In den Ebenen liefert
der Ackerbau reichliche Ernten. In dem Hügel- und Berglande werden Steinkohlen und
Eisen massenhaft gewonnen. Die feinen Brüsseler Spitzen gelten als unübertroffen. Die
Bewohner sind teils Vlämen, theils Walonen und sprechen meist französisch. — Städte:
Brüssel, ist die Residenz, hat 183 000 Einw., besitzt eine Universität und zahlreiche Spitzen«
fabriken. In der Nähe liegt Waterloo, Schlacht 1815. Gent, an der Schelde, Brügge.
Ostende, Hafen und Bad. Antwerpen, an der Schelde, Schiffswerften. Namur
(namür), Lüttich an der Maas, große Kanonengießerei. Ligny (linji), Schlacht 1815.
Spaa, Gesundbrunnen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie hat über 600 000 qkm, 38 Mill. Einw.
Lage: Österreich wird von Deutschland, Polen, Rumänien, Italien und der Schweiz
begrenzt. Der Boden ist größtenteils gebirgig. In Mähren, Böhmen und Galizien be-
finden sich große Ebenen. Ungarn ist eine fast ununterbrochene ebene Fläche. Die Ge-
birge sind: Die Alpen in Tyrol, Steyermark, Jllyrien und dem Erzherzogtum Österreich.
Wir merken darin die Ortlesspitze und den Großglockner. Ferner sind zu erwähnen: Die
Karparthen, Sudeten, das sächsische Erzgebirge, der Böhmerwald und das mährische Gebirge.
— Hauptflüsse: Die Donau mit der March, Theiß (links), Drau, Sau (rechts). Seeen:
Der Zirknitzer See in Jllyrien, der Platten- und Neusiedlersee in Ungarn, Klima: Im
Süden sind trockene und heiße Sommer; die Alpenländer haben eine gemäßigte und häufig
nasse Witterung. Produkte: Esel und Maultiere, Ziegen und Schafe, besonders in den
Alpen und Galizien; der Fasan in Böhmen; die Seidenraupe in Tyrol, der Blutegel
und die Biene in Ungarn. Außerdem merken wir die Gemse, den Bären, Wolf und Luchs;
— Südfrüchte, Baumwolle, Wein (Ungarn), Getreide, Obst, Holz; — Gold, Kupfer und
Salpeter in Ungarn, Silber in Siebenbürgen, Salz in Galizien, Eisen in Steiermark,
Quecksilber in Krain, Zinn, Mineralquellen und Kohlen in Böhmen. Die Bevölkerung
besteht aus Germanen, Slaven, Romanen, Magyaren, (Ungarn), Juden, Armeniern und
Zigeunern. Der Religion nach sind die Bewohner römisch- und griechisch-katholisch, pro-
testantisch, jüdisch rc. Dermonarch führt den Titel: Kaiser von Österreich, König von Ungarn.
Deutsche Länder Österreichs.
1) Das Erzherzogtum Österreich mit dem Herzogtum Salzburg. Städte:
Wien an der Donau ist die Hauptstadt mit 1 Mill. Einwohner. Wir merken die kaiserliche
Hofburg, die St. Stephanskirche mit hohem Turm Der Prater ist ein parkähnlicher Lust-
garten, wo man das bewegte Wiener Volksleben sieht. Wagram, Schlacht 1809. Linz an
der Donau, Ischl (im Salzkammergut), Salzwerke. In Salzburg merken wir: Hal-
lein, Salzwerke. Ga st ein, Bad. Salzburg, eine im italienischen Stil erbaute Stadt in
reizender Lage, Mozarts Geburtsort.
2) Das Herzogtum Steiermark. Graz, Hauptstadt, Mariazell, berühmter
Wallfahrtsort im Gebirge.
3) Das ehemalige Königreich Jllyrien besteht aus drei Kronländern: a) Das
Herzogtum Kärnthen, mit der Hauptstadt Klagenfurt, 5) Das Herzogtum Krain,
mit der Hauptstadt Laibach, südlich dieser Stadt liegt am Dorf Zirkni tz der Zirknitzer
See, durch dessen zerklüfteten Boden das Wasser in gewissen Zeiträumen ab- und zufließt,
so daß man auf dem Grunde des Seees zu Zeiten pflügen und jagen, wieder zu anderer
Zeit fischen kann. Jd r ia hat ein berühmtes Quecksilberbergwerk. Adels derg mit der
Katharinen- und Magdalenengrotte in der Nähe, c) Das illyrische Küstenland: Triest,
erste Seehandelsstadt, Österreichs stärkste Seidenfabrikation.
4) Die gefürstete Grafschaft Tyrol und Vorarlberg. Innsbruck. Hauptstadt
Univ. Meran, klimatischer Kurort. Trient an der Etsch, Kirchenversammlung 1545—63.
3) Das Königreich Böhmen. Prag, an der Moldau, Hauptstadt mit Universität,
1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Nicht deutsche Länder Österreichs. Das deutsche Reich.
Schloß auf dem Hradschin. Bäder: Carlsbad, Teplitz, Marienbad. Schlachtörter: Colliu
(1757), Chotusitz (1742-, Königgrätz, Nachod, Skalitz, Trantenau (1866).
6) Die Markgrafschaft Mähren. Brünn, Hauptstadt. Ol mütz, Austerlitz (1805).
Troppau, Hauptstadt von österreichisch Schlesien. Nikolsburg, Friede 1866.
Nicht deutsche Länder Oesterreichs.
1) Das Königreich Galizien mit Lodomerien und der Bukowina. Lemberg,
Hauptstadt Krakau an der Weichsel. Wiliezka und Bochnia (bei Krakau) mit großem
Steinsalzbergwerk, in welches man durch 5 untereinanderliegende Stockwerke hinabsteigt.
Czernowitz, Hauptstadt der Bukowina.
2) Das Königreich Ungarn und die Woiwodschaft Serbien mit dem Temeser Banat.
Ofen und Pesth, an der Donau, Hauptstädte. Preßburg, Krementz, Goldgruben.
Tokay, mit berühmten Wein, Temesvar (temeschar), Festung inmitten von Sümpfen,
Maria-Theresienstadt.
3) Die Königreiche Kroatien und Slavonien südlich der Drau, die Heimat der
wandernden „Kroaten" und „Slovaken." Agram und Esseg, Hauptstädte.
4) Die Militärstrenze. Die Festungen Pcterwardein und Semlin.
3) Das Königreich Dalmatien am adriatischen Meer. Zara, Hauptstadt und Festung.
6) Das Großfürstentum Siebenbürgen. Herrmannstadt, Hauptstadt und Uni-
versität. Klausenburg, Universität, Sternwarte. Kronstadt.
Das Fürstentum Liechtenstein, fast 180 qkm, 8000 kathol. Einw. Hauptstadt
Vaduz, 1000 Einw. Das Ländchen wird von Tyrol, Voralbergund der Schweiz umschlossen.
Das deutsche Reich.
Allgemeines.
Deutschland liegt in der Mitte Europas. An seiner Spitze steht der König (Wilhelm)
von Preußen, welcher zugleich erblicher deutscher Kaiser ist. Die gesetzgebende Gewalt ist
der Reichstag mit dem Bundesrat. Das Reichskanzleramt bildet die oberste Behörde.
Größe, Einwohner. Deutschland enthält auf etwa 550 000 qkm gegen 43 Mill.
Einw., fast durchweg deutscher Abkunft; ungefähr 2/s sind evangelisch und */-, katholisch.
Grenzen: Die Ostsee, Dänemark und die Nordsee im Norden, Rußland und
Österreich im Osten, Österreich und die Schweiz im Süden, Holland, Belgien und
Frankreich im Westen.
Staaten: A. Norddeutschland. 1)Das Königreichpreußen mit der Haupt-
stadt Berlin. Alte Provinzen. Ostpreußen mit den Regierungsbezirken Königsberg
und Gumbinnen; Westpreußen mit den Regierungsbezirken Danzig und Marien-
werder ; Pommern mit den Regierungsbezirken Köslin, Stettin und Stralsund;
Posen mit den Regierungsbezirken Posen und Bromberg; Brandenburg mit den
Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurtao.; Schlesien mit den Regierungs-
bezirken Oppeln, Breslau und Liegmtz; Sachsen mit den Regierungsbezirken Magde-
burg, Merseburg, Erfurt; Westfalen mit den Regierungsbezirken Minden, Münster,
Arnsberg; die Rheinprovinz und Hohcnzollern mit den Regierungsbezirken
Düsseldorf, Köln, Koblenz, Trier, Aachen. Neue Provinzen: Schleswig-Hol-
stein und Lauenburg mit dem Regierungsbezirk Schleswig; Hannover und das
Jahdeaebiet mit deu Landdrosteien Hannover. Hildesheim. Lüneburg, Stade, Osna-
brück und Anrieh; H esse n - N a ssau mit den Regierungsbezirkenkassel und Wiesbaden.
21 Daskönigreich Sachsen (Dresden). 3)Thüringen: a) Die drei sächsischen
Herzogtümer: Sachsen-Altenbnrg, Sachsen - Meiningen - Hildburghausen, Sachsen-
Cobnrg-Gotha. b) Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. c) Die Fürsten-
tümer Schwatzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. ä) Die Jürsten-
tümer Reuß jüngere und ältere Linie. 4) Die Großherzogtümer Mecklen-
burg-Schwerin und M.-Strelitz. 5) Das Großherzvgtum Oldenburg.
6) Das Herzogtum Braunschwera. 7) Das Herzogtum Anhalt. 8) Das
Fürstentum Waldeck. 9) Die Fürstentümer Livpe-Detmold und Lippe-
Schaumburg. 10) Die freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen. B. Süd-
deutschland. 1) Das Königreich Bayern (München). 2) Das Königreich
Württemberg (Stuttgart). 3) Das Großherzogtum Baden (Karlsruhe.)
4) Das Großherzogtum Hessen (Darmstadt). 5) Das Reichsland Elsaß-
Lothringen (Metz, Straßburg).