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1. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 15

1910 - Leutkirch : Bernklau
15 faltige Erziehung erhielt. Nachher kam er an den Hof des weltgebie- tenden Kaisers Karl V. Dieser fand Gefallen an dem aufgeweckten Jüngling und nahm ihn auf seinen weiten Reisen mit sich. Auf einer solchen entfloh Christoph zu seinen Verwandten nach Bayern. Später hielt er sich in Mömpelgard auf, wo er zum neuen Glauben übertrat. Im November 1560 eilte er an das Sterbelager des Vaters, traf ihn aber nicht mehr unter den Lebenden. Regierungsantritt. Mit fester Hand ergriff der in harter Schule gereifte Mann die Zügel der Regierung. Sein Erbe war in einem traurigen Zustande. Eine große Schuldenlast drückte das Land; durch die neue Lehre waren die Gemüter entzweit, und König Ferdinand machte Ansprüche auf das Herzogtum. Erst nach langen Verhand- lungen kam ein Vergleich zustande. Christoph behielt sein Land, aber nur als österreichisches Lehen und gegen Entrichtung einer Summe von 250 000 Gulden. Landrecht 1555. Um Ruhe und Frieden in dem aufgeregten Lande herzustellen, bestätigte Christoph den „Tübinger Vertrag" in seinem vollen Umfang. Er erneuerte und verbesserte die „Landes- ordnung" Eberhards im Bart und schuf ein Landesgesetzbuch, das im Jahre 1555 veröffentlichte „Land recht". Ebenso führte er durch die „Landmeß- und Eichordnung" gleiches Maß und Gewicht ein und gab noch andere Vorschriften in bezug auf Handel und Gewerbe, wodurch der Wohlstand des Landes wuchs. Kirchenordnung 1559. Mit Eifer führte Herzog Christoph das Werk seines Vaters zu Ende, Württemberg protestantisch zu machen. Seine Berater waren Johannes Brenz aus Weilderstadt, Propst an der Stiftskirche zu Stuttgart, und Jakob A n d r e ä, Kanzler der Universität Tübingen. Nach seiner „K i r ch e n o r d n u n g" vom Jahre 1659 sind die evangelisch-kirchlichen Verhältnisse im wesentlichen bis heute eingerichtet. Für die Heranbildung evangelischer Geistlichen erweiterte er das Augustinerkloster in Tübingen zum „Stift"; in den aufgehobenen Klöstern zu Blaubeuren, Urach und Maulbronn gründete er die niedern Seminare. Schulordnung 1559. Auch dem Schulweseu wandte Christoph seine Aufmerksamkeit zu, und zwar galt seine Sorge ebenso dem niedern wie dem höhern Schulwesen. Seine Schulordnung vom Jahre 1559 ordnete für jeden Ort die Errichtung von Schulen an, an deren Unterricht auch die Mädchen teilnehmen sollten; in den Städten sollten lateinische Schulen errichtet werden. Bauten. Herzog Christoph war ein sparsamer Mann. Seinem haushälterischen Sinn gelang es, die Schulden des Landes mehr und

2. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 265

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Weltgeschichte. 205 schrecklichsten Verfolgungen. In ganz Frankreich sollen da- mals binnen 30 Tagen gegen 30000 Protestanten getödtet worden sein. Der Papst in Rom ließ in der Peterskirche wegen dieser Frevelthat ein „Herr Gott, Dich loben wir" sin- gen. Die schauderhafte, von den Jesuiten geleitete Pulver- schwörung in England, nach welcher den 5. November 1605 der König Jacob I. mit sämmtlichen Mitgliedern der Lords und Gemeinen oder des Parlaments mittels einer Pulvermine in die Luft gesprengt werden sollte, wurde glücklicher Weise entdeckt. Mit dem größten Eifer suchte Philipp Ii. von Spanien die Re- formation zu unterdrücken. In Spanien ließ sie die Inqui- sition, dieses entsetzliche Glaubensgericht, nicht aufkommen; in den Niederlanden hatte sie sich dagegen weit verbreitet. Eö entstand daraus der sogenannte niederländische Krieg, in welchem eö den nördlichen Provinzen gelang, im Jahre 1609, sich zu einem unabhängigen Freistaate zu erheben, den man gewöhnlich nach seiner größten Provinz Holland nannte und an dessen Spitze ein Prinz aus dem Hause Nassau als Erbstatthalter stand.' (Der Sohn des letzten Erbstatthalters wurde 1815 König des Landes, mit welchem auch die süd- lichen Provinzen vereinigt wurden. Diese trennten sich jedoch 1830 und bilden seitdem einen eigenen Staat, nämlich Belgien, dessen erster König Leopold, Prinz von Sa ch sen-Co b urg, ist.) Was die Jesuiten in England und in den Niederlanden nicht hatten durchsetzen können, Das versuchten sie jetzt in Deutsch- land auszuführen. Das Werkzeug, dessen sie sich dazu bedien- ten, war der Kaiser Ferdinand Ii., welcher vorzüglich von Jesuiten auf der Universität zu Ingolstadt in Baiern seine Erziehung erhalten hatte. Dieser hatte schon, ehe er zum böhmischen Könige gewählt worden war, in seinen Ländern die Reformation völlig unterdrückt und gedachte in Böhmen ein Gleiches zu thun. Der Ausbruch zum dreißigjährigen Kriege wurde durch die Zerstörung der protestantischen Kirche zu Klo st ergrab durch den Erzbischof zu Prag herbeigeführt und durch die Schließung der Kirche zu Braunau. Die Protestan- ten sahen Das als eine Verletzung des von Rudolf beschwor- nen Majestätsbriefes an, nach welchem ihnen gestattet war, sich Kirchen zu bauen. Die Katholiken meinten aber, daß diese Erlaubniß sich nur auf die protestantischen Stände,

3. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 119

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vi. Ostindien. 1. Hindustan. 119 keine die ersten aus dem Haupte, die zweiten aus den Schultern und Armen, die dritten aus dem Leibe und den Schenkeln, die vierten aus den Füßen Brahmas entsprungen sind. Jede derselben hat wieder viele Unterabthei- lungen, welche ebensowenig überschritten werden dürfen. Außerdem aber und unabhängig von der Kasteneintheilung finden sich abweichende Gebräuche und Sitten bei verschiedenen Stämmen und Secten, welche durch alle Kasten hindurchgehen. So giebt es nur 18 Classen, welche gar thierische Nahrung genießen dürfen, aber 70, denen sie mit Einschränkungen erlaubt ist; nur Kuhfleisch wird durchaus nie genossen. Einige verbrennen ihre Todten, andere begraben sie; bei einigen ist es den Wittwen erlaubt, sich wieder zu verheirathen, bei anderen ist es den Wittwen zur Pflicht gemacht, sich mit dem Leichnam des Mannes verbrennen oder begraben zu lassen. Diese gräßliche Sitte, wovon sich in den ältesten Religionsbllchern der Hindus keine Spur findet und welche erst im Lause der letzten 30 Jahre im Bereich der englischen Besitzungen abgeschafft worden ist, war so allgemein, daß in der Provinz Bengalen allein im Jahre 1818 sich 839 (in 4 Jahren 2366) Frauen auf dem Scheiterhaufen ihrer Männer verbrannten; der älteste Sohn wurde dazu gewählt, den Scheiterhaufen anzuzünden. Beim Lebendigbegrabenwerden der Wittwen waren es ebenfalls die Kinder und nächsten Verwandten, welche die Erde Uber dem Haupte der Unglücklichen festtraten. a) Die Brahminen, richtiger Bralimanas, daher der griechische Name Brachmanen, machen den Priester-, Gelehrten- und Beamtenstand aus; alle Diener der Tempel, alle Lehrer, Richter, vornehmere Staats- diener können nur aus dieser Kaste genommen werden, die als heilig die größten Vorrechte genießt. Einen Brahminen zu tobten, ist ein beinahe nicht zu sühnendes Verbrechen; auch geschieht es nur äußerst selten, daß ein Brahmine zum Tode verurtheilt wird; im schlimmsten Falle werden dem Verbrecher die Augen ausgestochen oder er wird aus seiner Kaste gestoßen. Selbst Fürsten dürfen ihre Diener, wenn sie Brahminen sind, nicht berühren, noch weniger mit ihnen essen. Dagegen sind sie auch den größten Beschränkungen unterworfen. Sie steigen nur durch lange und strenge Prüfungen der Enthaltsamkeit, des Schweigens und der Studien zu dem höchsten Range ihrer Kaste hinauf, werden daun aber auch als Heilige verehrt. Dabei sind sie jedoch, wenigstens in Bengalen und wo sie sonst mit Europäern zusammenleben, meist die verderbtesten, heuchlerischsten und sittenlosesten aller Hindus. Nach ihren verschiedenen Verrichtungen zer- fallen sie in eigentliche Priester und Beamte, und nach dem Grade ihrer überstandenen Prüfungen in 4 Rangordnungen. Die Kschatrias, d. h. vermuthlich Schützen, bilden die d) Diese Kriegerkaste, und die Fürsten waren fast immer aus derselben. Kaste ist fast ganz verschwunden und man kann nur die kriegerischen Ras buten und Nairen auf der Küste Malabar, und die Mahratten als ausge- artete Abkömmlinge derselben ansehen. o) Die Visas oder Vaishas bestehen aus allen denen, welche das Land bauen, Viehzucht und Handel treiben, bilden überhaupt also die ge- werbtreibende Kaste. Ackerbau und Handel standen in Indien von jeher in Ehren, selbst der Brahmine darf sich damit beschäftigen, und die Banya-

4. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 395

1868 - Braunschweig : Schwetschke
I. Die pyrenlische Halbinsel. Spanien. 395 unbekannten Ursache wegen, verlassen, und ging nach Cöuta in Afrika, wo er gegen die Mauren kämpfte und in einem Seegefechte das rechte Auge verlor. Nene Unannehmlichkeiten nöthigten ihil, Lissabon, wohin er zurück- gekehrt war, wieder zu verlassen, und er beschloß nun, nach Ostindien,' dem damaligen Schauplatze der portugiesischen Macht, zu gehen. Auch hier fiihrte er eine Zeit lang die Waffen, ward aber, weil er den dortigen Vice- könig durch einige beißende Verse beleidigt hatte, nach der Insel Macao an chinesischen Küste verbannt. Auf der Reise dahin litt er Schiffbruch und rettete schwimmend mit der einen Hand das Leben, mit der anderen sein Heldengedicht. Nach 5 Jahren der Verbannung kehrte er nach Goa und endlich nach Lissabon zurück, sein Gedicht zwar gedruckt und großeln Beifall aufgenommen wurde, ihm aber so wenig einbrachte, daß er die letzten 7 Jahre seines Lebens im bittersten Elende zubrachte, welches durch eine ihm vom Hofe ertheilte Pension von 15,000 Reis (etwa 25 Thaler) ohl nur wenig gemildert wurde. Er starb im Jahre 1579, nach einigen Nachrichten im Hospitale zu Lissabon. Sein Gedicht 08 Lusiaclas, die Lusitanier, ist, lvie auch der Name andeutet, eine Verherrlichung seines Vaterlandes, und die Thaten der Portugiesen unter Vasco da Gama und die Umschissung Afrikas auf dem Wege nach Ostindien machen den nächsten Inhalt des Werks aus. Das ist aber auch iin Grunde der einzige portu- giesische Dichter, welcher eine allgemeine Anerkennung gefunden. Merk- würdig ist noch, daß, während das benachbarte Spanien sich ganz vorzüg- lich durch seine dramatische Poesie auszeichnet, Porttlgal in dieser Art nie ettvas Bedeutendes geleistet hat. Portugal Jahre l8r Verfassung. Orden. Münzen. Maße. ;m Donna Maria da Gloria, welche jedoch starb, von allen europäischen Mächten eine durch eine Constitution weiblicher Linie erblich ist. Monarchie, die in männlicher Gemahls, des Königs Ferdinand Sohn Koharh, geboren am 31. October 1838, regiert seit dem Tode seines Bruders, des am 11. November 1861 gestorbenen Königs Pedro V. Das Volk wird durch zwei Kanimern (Cortes) repräsentirt. Vom Papste erhält der König von Portugal den Titel Ilex tidelissimus, der allertreueste oder allergläubigste. Portugal hat drei Ritterorden älterer Zeit (über das Wesen dieser Orden wird in der Geschichte das Nöthige aekaat werden!, und drei neuerer Stiftung. Portugal Attonso Henriquez ums Jahr 1162 gestiftet; der Orden von 8t. Jago (Jakob), wahrscheinlich 1288 entstanden,' und der Orden Christi, vom Könige Horn Diniz (Dionysius) im Jahre 1317 nicht sowohl neu gestiftet, als vielmehr in die Stelle des kurz vorher aufgehobenen Tempelherren-Ordens (s. Frankreich) gesetzt. Von allen diesen Orden, die bedeutende Güter be- sitzen, ist der König jedesmal Großmeister und bezieht die meisten Einkünfte. Die Orden neuerer Stiftung sind: Der Thurm- und Schwert-Orden, welcher zwar schon Vergessenheit gerathen

5. Neues Realienbuch für Schule und Haus - S. 19

1910 - Bochum : Westfäl. Verl.- und Lehrmittel-Anst.
19 Gefangenschaft. Auch Las kostbare Lager der Ungarn fiel in die Hände der Sieger. Seit dieser Niederlage wagten es die Ungarn nicht mehr, Deutschland heimzusuchen. Otto und die Kirche. In den deutschen Landen sollte ein echt christliches Leben herrschen. Deshalb sorgte der staatskluge Herrscher auch dafür, daß die jungen Geistlichen auf der Hochschule zu Cöln eine tüchtige Ausbildung erhielten. Darin unterstützte ihn sein Bruder Bruno, der Erzbischof von Cöln, aufs eifrigste. Zur Bekehrung der Wenden im Osten seines Reiches gründete Otto die Bistümer Merseburg, Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz und unterstellte sie später dem neuen Erzbistum Magdeburg. Weil Otto bei weltlichen Großen so oft Untreue gefunden hatte, suchte er sich mehr auf die Kirche zu stützen. Tüchtige Geistliche zog er zu Reichs- und Hofdiensten heran. Bischöfe und Äbte erhielten Gebiete und Vorrechte zugewiesen und wurden so zugleich weltliche Herrscher. Kaiserkrönung. Nachdem Otto die innern und äußern Feinde Deutsch- lands zur Ruhe gebracht hatte, wollte er auch Italien dem deutschen Reiche zurückgewinnen. Durch mehrere Kriegszüge gelang ihm dies auch. Auf einem dieser Züge ließ er sich im Jahre 962 vom Papste zum Kaiser „des heiligen römischen Reiches deutscher Nation" krönen. Seitdem blieb die Würde eines römischen Kaisers mit der deutschen Königskrone verbunden bis zum Untergänge des Kaisertums i. I. 1806. Die römische Kaiserkrone aber gab dem deutschen Reiche als dem ersten Staate der Christenheit ein ganz besonderes Ansehen. Heinrick Iv. (1056- 1106.) Jugend. Als das sächsische Köuigsgeschlecht 1024 ausgestorben war, kamen fränkische Herzöge zur Regierung. Der zweite Kaiser dieser Reihe, der tatkräftige Heinrich Iii., starb leider zu früh. Sein Sohn und Nachfolger Heinrich Iv. war damals kaum 6 Jahre alt. Deshalb führte anfänglich seine Mutter die Zügel der Regierung. Mit ihrer Regierungsweise waren viele Großen des Reiches jedoch nicht einverstanden. Sie beschlossen, sich des jungen Königs zu bemäch- tigen und seine Mutter ganz von der Regierung zu verdrängen. Zu den Unzufriedenen gehörte auch der Erzbischof Anno von Cöln. Als der zwölfjährige Heinrich einst mit seiner Mutter aus einer Rheiuinsel bei Kaiserswerth das Pfingstfest feierte, wurde er auf ein Schiff gelockt und nach Cöln entführt. Hier wurde er von dem Erzbischof Anno sehr streng erzogen. Später kam der junge König an beit Hof des Erzbischofs Adalbert von Bremen. Dieser ließ ihm allen Willen und flößte ihm einen unversöhnlichen Haß gegen die Sachsen ein. Krieg mit den Sachsen. Fünfzehn Jahre alt, übernahm Heinrich die Regierung des großen Reiches. Seine törichte Abneigung gegen die Sachsen verleitete ihn bald zu bedauerlichen Schritten. Im Laude der Sachsen ließ Heinrich Burgen errichten und legte Kriegsvolk hinein, dessen Unterhaltung den Sachsen harte Lasten auferlegte. Auf der Harzburg hielt der junge König sein üppiges Hoflager. Mehrere sächsische Fürsten ließ Heinrich unter nichtigen Vor- wänden ins Gefängnis werfen. Alle Bitten der Sachsen um Freilassung der Gefangenen und Erleichterung der Stenern wurden zurückgewiesen. In dieser Not griffen die Sachsen zum Schwerte und schlugen das Heer Heinrichs in die Flucht. In ihrem Siegestaumel rissen sie die Burgen nieder, zerstörten Kirchen, öffneten die Gräber der Verwandten des Königs und streuten die Gebeine umher. Ergrimmt über diese Roheit, schlossen sich die deutschen Fürsten Heinrich au. In einer blutigen Schlacht wurden die Sachsen besiegt; furchtbar hatte ihr Land unter der Willkür des Siegers zu leiden. Sofort ließ Heinrich die zerstörten Burgen wieder herrichten. Die Führer der Sachsen wurden gefangen genommen und ihre Güter an Freunde des Königs verteilt. Schon glaubte 2*

6. Realienbuch - S. 18

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
18 I. Geschichte. genug kümmern. Besonders fehlte es ihnen an Zeit, die Länder östlich der Elbe von den Slawen zurückzugewinnen. Otto l. hat das Deutsche Reich zu gewaltiger Macht emporgehoben; er liegt im Dome zu Magdeburg begraben. Iii. Heinrich Iv. 1036—1106. 1. Das Faustrecht. Die Nachfolger Ottos I. hielten sich fast beständig in Italien auf. Da gewöhnten sich die Großen des Reiches daran, Streitigkeiten untereinander mit dem Schwerte in der Hand auszufechten, anstatt sie von dem Gerichte des Raisers entscheiden zu lassen. Rller- orten in Deutschland herrschten daher wilde Fehden, unter denen besonders die schutzlosen Be- wohner der Dörfer viel zu leiden hatten, wer die kräftigste Faust besaß, konnte im vertrauen auf seine Macht ungestraft seine Nachbarn bedrücken (Faustrecht!). Mit der Kriegsnot kam zu- gleich noch anderes Elend. Da die Felder nicht regelmäßig bestellt werden konnten, traten Hungersnöte ein. Ansteckende Krankheiten wüteten im Volke und entvölkerten das Land. 2. Kirchliche Bestrebungen. Wenn ein Geistlicher zum Bischöfe ernannt wurde, er- hielt er damit zugleich die Herrschaft über große Reichsgebiete und Tausende von Heerespflichtigen Lehnsmannen. Dafür mußte er auch an den Kaiser hohe Rbgaben zahlen. Dieses Bezahlen für geistliche Ämter nannte man Simonie, (vgl. Rpostelgesch. 8, 12.) Dabei kamen freilich leicht Mißbräuche vor. Mancher versprach große Geldsummen, um eine hohe geistliche würde zu erlangen. Es geschah dadurch nicht selten, daß ungeeignete Männer als Bischöfe eingesetzt wurden. Die niederen Geistlichen führten oft ein lasterhaftes Lebens die Bischöfe nahmen häufig selbst an den Fehden der Großen teil. Da erging von dem Kloster Elunp (klüni) in Frankreich an die Christenheit die Mahnung, diese traurigen Zustände zu bessern. Die Geistlichen sollten durch strenge Sittenreinheit dem Volke ein Beispiel geben und ihren kirchlichen Oberen unbedingten Gehorsam leisten. Um den Fehden zu steuern, wurde ein „Gottesfriede" gepredigt, vom Mittwoch abend bis zum Montag früh jeder Woche durfte kein Streit ausgefochten werden. Wer zuwider handelte, wurde mit dem Kirchenbanns belegt, d. h. aus der Kirche ausgestoßen; nur wenn er eine Pilgerfahrt nach Ieru- saleni unternahm, konnte er Lossprechung erlangen. — 3u dieser gefahrvollen Zeit kam Heinrick Iv. von Franken auf den deutschen Kaiserthron. 3. Heinrichs Jugend. Da Heinrich Iv. erst sechs Jahre alt war, als er König wurde, führte seine Mutter Rgnes für ihn die Regierung. Sie war eine fromme und kluge Fürstin. Die Großen des Reiches wollten ihr jedoch nicht gehorchen. Schließlich bemächtigte sich der Erzbischof Rnno von Eöln des jungen Königs und führte als fein Vormund die Herr- schaft über das Reich. 5lnno lud die Kaiserin und Heinrich zu einem Feste ani Rheine ein. Während die Fürstin bei Tafel saß, bat er den jungen König, mit ihm eine Lustfahrt auf dem Flusse zu machen. Rrglos folgte ihm Heinrich auf ein schön geschmücktes Schiff. Kaum hatte er es aber betreten, so setzten die Knechte die Ruder ein und fuhren eilig mit ihm davon. Da merkte Heinrich die List und stürzte sich kurz entschlossen in den Strom. Er wurde aber von einem Ritter, der ihm nachsprang, herausgezogen und wieder auf das Schiff gebracht. Rnno bemühte sich, den königlichen Knaben zu Gottesfurcht und Gehorsam zu erziehen. Er wurde aber durch den Neid der andern Fürsten bald genötigt, die Erziehung Heinrichs dem Erzbischöfe Rdalbert von Bremen zu übergeben. Dieser war ein feiner, kluger Herr, der eine prächtige Hofhaltung führte. Er ließ dem jungen Fürsten mancherlei Freiheiten, regierte aber für ihn mit viel Geschick. Mit seinen Nachbarn jedoch, den Lachsen, lebte er in Streitigkeiten und flößte Heinrich großes Mißtrauen gegen sie ein. Rls der König 16 Jahre alt war, wurde er von Rdalbert wehrhaft gemacht und führte nun die Re- gierung selbst; aber Rdalbert blieb sein erster Ratgeber.

7. Realienbuch - S. 25

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 25 Bewohner der Dörfer viel zu leiden hatten, wer die kräftigste Faust besaß, konnte im vertrauen auf seine Macht ungestraft seine Nachbarn bedrücken (Faustrecht!). Mit der Kriegsnot kam zugleich noch anderes Elend. Da die Felder nicht regelmäßig bestellt werden konnten, traten Hungersnöte ein. Ansteckende Krankheiten wüteten im Volke und ent- völkerten das Land. 2. kirchliche Bestrebungen. wenn ein Geistlicher zum Bischöfe ernannt wurde, er- hielt er damit auch die Herrschaft über große Reichsgebiete und Tausende von Heerespflichtigen Lehnsmannen. Dafür mußte er auch an den Kaiser hohe Abgaben zahlen, gerade wie man noch heute beim Kaufe eines Hauses oder Ackers an den Staat eine Steuer zu entrichten hat. Ruch weit- liche Lehnsmannen waren beim Empfange eines Lehnsgutes zu einer solchen Abgabe verpflichtet. Dieses Bezahlen für geistliche Ämter nannte man Simonie. (vgl. Apostelgesch. 8, 12.) Dabei kamen freilich leicht Mißbräuche vor. Mancher versprach große Geldsummen, um eine hohe geistliche würde zu erlangen. Es geschah dadurch nicht selten, daß ungeeignete Männer als Bischöfe eingesetzt wurden. Die niederen Geistlichen führten oft ein lasterhaftes Leben; die Bischöfe nahmen häufig selbst an den Fehden der Großen teil. Da erging von dem Kloster Tluny (klüni) in Frankreich an die Christenheit die Mahnung, diese traurigen Zustände zu bessern. Die Geistlichen sollten durch strenge Sittenreinheit dem Volke ein Beispiel geben und ihren kirchlichen (Oberen unbedingten Gehorsam leisten. Um den Fehden zu steuern, wurde ein „Gottesfriede" gepredigt, vom Mittwoch abend bis zum Montag früh jeder Woche durfte kein Streit ausgefochten werden. Wer zuwiderhandelte, wurde mit dem Kirchenbanne belegt, d. h. aus der Kirche ausgestoßen; nur wenn er eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternahm, konnte er Lossprechung erlangen. — Der Zölibat, d. h. die Ehe- losigkeit der Priester, und die Abschaffung der Simonie wurden aufs neue eingeschärft. Die Priester sollten als Diener der Kirche einzig Gott und ihrem Berufe sich widmen, wenn die Simonie abgeschafft wurde, konnten die weltlichen Fürsten in kirchlichen Dingen nicht mehr so oft zum Schaden der Kirche entscheiden. Man wollte also durch die beiden Verordnungen das kirchliche Leben fördern, dann aber auch die Kirche von der staatlichen Abhängigkeit be- freien. In dieser gefahrvollen Zeit kam Heinrich Iv. von Franken auf den deutschen Kaiserthron. 3. Heinrichs Jugend. Da Heinrich Iv. erst sechs Jahre alt war, als er König wurde, führte feine Mutter Agnes für ihn die Regierung. Sie war eine fromme und kluge Fürstin. Die Großen des Reichs wollten ihr jedoch nicht gehorchen. Die deutschen herzöge glaubten vielmehr, sich jetzt unabhängig machen zu können. Dabei gerieten sie aber untereinander in blutige Fehden. Lchließlich bemächtigte sich der Erz- bischof Anno von Eöln des jungen Königs und führte als fein Vormund die Herrschaft über das Reich. Anno lud die Kaiserin und Heinrich zu einem Feste am Rheine ein. Während die Fürstin bei Tafel saß, bat er den jungen König, mit ihm eine Luftfahrt auf dem Flusse zu machen. Arglos folgte ihm Heinrich auf ein schön geschmücktes Schiff. Kaum hatte er es aber betreten, so setzten die Knechte die Ruder ein und fuhren eilig mit ihm davon. Da merkte Heinrich die List und stürzte sich kurz entschlossen in den Strom. Er wurde aber von einem Ritter, der ihm nachsprang, herausgezogen und wieder auf das Schiff gebracht. Seine Mutter hatte die Entführung mit angesehen, konnte aber nicht helfen. Sie zog sich aus Gram darüber in ein Kloster zurück. Rnno war ein sittenreiner, pflichteifriger, aber harter Mann, der seinem Schützlinge eine gute Erziehung zuteil werden ließ. Er leitete ihn besonders zum Gehorsam und zur Gottesfurcht an. Leider mußte er auf Drängen der Fürsten, die auf ihn neidisch wurden, die Erziehung des unmündigen Königs dem Erzbischöfe Adalbert von Vremen überlassen. Dieser feingebildete, gutmütige Kirchenfürst erfüllte alle Wünsche des leiden- schaftlichen und eigenwilligen Knaben, regierte aber für ihn mit viel Geschick. Mit seinen k.
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