Ergänzung für die Mittelstufe.
3
Ii. Die Niederungsmulde.
1. Der Baruther Talzug.
Der Spreewald.
Im Norden des südlichen Höhenzuges zieht der Baruther Talzug, der nach
der Glashüttenstadt Barnth benannt ist, von Südosten nach Nordwesten. Sein
wichtigster Teil ist der Spreewald. Dieser verdankt seinen Namen der Spree,
die sich hier wegen der geringen Neigung des Bodens in etwa 300 Wasser-
ädern auflöst und eine Unzahl Inseln schafft.
Früher befand sich hier ein See, in dem die Spree ihre Sand- und
Schlammassen ablagerte. Dadurch wurde' allmählich ein Sumpf aus ihm,
den diese nun in vielen Armen durchzog. Er bedeckte sich mit einem dichten
Urwalde aus Eichen, Buchen, Eschen und Erlen. In ihm trieben Wölfe,
Bären, Auerochsen, Elentiere, Wildkatzen, Wildschweine, Hirsche, Uhus und
Wasservögel ihr Wesen.
Heute ist von dem ehemaligen Walde nur uoch wenig zu finden. Friedrich
der Große beauftragte seine alten Unteroffiziere damit, ihn auszuroden und das
Land urbar zu machen. Es wechseln daher Wasserläufe, Wiesen, von Äckern
und Gemüsegärten umgebene Gehöfte mit Waldbeständen ab. Aber noch
immer gedeihen im Spreewalde herrliche Laubbäume aller Art. Blumen zieren
den Boden von Wald und Wiese; unzählige Sing-, Sumpf- und Wasser-
Vögel, auch Hirsche und Rehe beleben sie.
Die Dörser bestehen meist aus so vieleu Inseln, als sie Gehöfte haben.
Ein Spreearm bildet die Dorfstraße, in die von beiden Seiten schmale Wasser-
gassen einmünden. Dicht an der Hauptstraße stehen die Wohnhäuser, dahinter
die Stallungen, daneben mächtige Heuschober vou kegelförmiger Gestalt. Die
Wohnhäuser sind noch fast alle Blockhäuser mit kleinen Fenstern und einem Stroh-
oder Schilfdache. Die Brückeu, die die breitereu Flußarme überspannen, find
schmal und so hoch, daß die in den Kähnen ausrechtstehendeu Männer sie nicht
berühren können. Bon beiden Ufern steigt man auf treppenartigen Stiegen hinauf.
Bei jedem Gehöft befiudet sich ein kleiner Hasen für die Kähne, die das ein-
zige Verkehrsmittel bilden und nur im Winter durch Schlitten und Schlittschuh
abgelöst werden. Pferd und Wagen sind hier nicht zu brauchen.
Der Graswuchs der Wiesen ist von seltener Üppigkeit und ermöglicht eine
bedeutende Heuausfuhr. Der übrige Boden eignet sich besonders zum Ge-
müsebau. Man gewinnt Gurken, Zwiebeln, Meerrettich, Majoran, Kraut,
Rüben usw. in Ungeheuern Mengen, die von den Städten Lübben und
Lübbeuau aus weithin verschickt werden. Auch die Erträge der Fischerei
(große Karpfenteiche bei Peitz) werden nur zum geringen Teil im Spreewald
verbraucht.
Industrie ist in den Städten des Randes zu finden, so in dem Eisen-
bahnknotenpnnkt Kottbus (46 300 E.) und in der ehemaligen Festung Peitz,
in denen besonders die Tuchfabrikation blüht.
l*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Barnth Friedrich Peitz Peitz
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 2 —
der andere einen Backofen. Der Riese auf der Burg Eberstein erhielt von dort Mehl und Brot. Da einst der Backofen nicht heiß genug war, legte er im Zorn auf seinem Burgberge einen eigenen Backofen an. Weil er nun in Ottenstein sein Korn nicht mehr mahlen sollte, baute er auf dem Teufelstein eine eigene Mühle und leitete durch ein gebohrtes Loch das Wasser von Ottenstein hierher. Die Mühle zu Ottenstein hatte fortan fein Wasser mehr. — (D. I. 3, Das Riesenspielzeug.)
5. Zwerge. Die Zwerge im Thieder Lindenberge brachten den Armen Speise und Trank, borgten den Bauern aus der Umgegend Küchen- und Tafelgeschirr bei Hochzeiten und Kindtaufen, stahlen aber die neugeborenen Kinder aus der Wiege. Abends stellte man den Zwergen Festspeise vor den Berg. Als sie aber geneckt wurden, wanderten sie aus. — Die Zwerge im Keilberge bei Stadtoldendorf taten den Menschen viel Gutes. Die einer Frau geschenkte Dieße Flachs konnte jeden Tag abgesponnen werden, war aber am andern Morgen wieder voll, wenn'ein Rest Flachs übrig gelassen wurde. Als die Frau die Dieße einmal ganz abspann, blieb sie für immer leer. — (D. I. 3, Hütchen. Die Heinzelmännchen.)
6. Hexen. Nach dem Volksglauben reiten in der Walpurgisnacht (1. Mai) die Hexen auf Heugabeln und Besenstielen auf den Brocken, um mit dem Teufel zu tanzen und den Schnee vom Brocken zu fegen. Einige von den Felsblöcken des Brockens heißen Hexenwaschbecken, Hexenaltar, Teufelskanzel. (D. I. 3, Jungfrau Ilse. D. I. 4, Die Roßtrappe.) —
7. Religion der alten Deutschen. Wodan, der Einäugige (Sonne), trug einen blauen, besternten Mantel und einen breiten Hut (Himmel, Sterne, Wolken). Wenn er auf seinem achtßeinigen Schimmel durch die Lust ritt, so rauschten die Bäume und knackten die Zweige (Sturm). Wölfe waren seine Jagdhunde, hinter ihm ritten mit Geschrei die im Kampfe gefallenen Helden. Wodans Gemahlin hieß Freia, in der Sage Frau Holle. Sie schmückte die Erde im Frühling. Machte sie aber ihr Bett, so schneite es auf der Erde. (D. I. 3, Frau Holle.) Wodans Sohn Donar führte als Gott des Gewitters den stets in seine Hand zurückkehrenden Hammer. Als die alten Deutschen Christen geworden waren, blieb die Erinnerung an die alten Götter noch lange Zeit. Wodan wurde der Teufel, die übrigen Götter wurden Heren, Feen und Kobolde. An die alten Götter erinnern noch die Tagnamen Donnerstag und Freitag, auch die Osterfeuer. Auch in unseren Märchen und Sagen finden wir die alten Götter wieder. Wodan z. B. wurde zum wilden Jäger.
8. Die Sage vom Helden Siegfried. Siegfried war der Sohn des Königs in den Niederlanden. (D. I. 3, Siegfrieds Schwert.) Er erlegte den in einer Schlucht hausenden Drachen, badete sich in dessen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Wird das Wiesel schonungslos verfolgt, in Fallen gefangen oder totgeschlagen. Mit Unrecht! Der geringe Schaden, den es anrichtet, wenn es zufällig in einen Hühnerstall oder auf den Taubenschlag gerät, wird doch reichlich gut gemacht durch das massenhafte Vertilgen von Mäusen, Ratten und Hamstern.
5. Das große Wiesel oder Hermelin. Das große Wiesel oder Hermelin kommt im schneereichen Nordeuropa und in Sibirien vor. Sein Winterkleid ist rein weiß, nur die Schwanzspitze bleibt schwarz. Der Pelz dieses Tieres wird sehr geschätzt. (Königsmantel!)
V. Der Maulwurf.
1. Wie der Maulwurf sein Jagdgebiet herrichtet. Der Maulwurf ist der Bergmann unter den Tieren. Am Tage läßt, er sich fast niemals sehen, da haust er wie ein Einsiedler in seinem dunklen Reiche unter der Erde. Nur in der Nacht oder während der Dämmerung kommt er aus seinem unterirdischen Versteck hervor. Sein Jagdgebiet muß der Maulwurf sich erst herrichten. Etwa 25 cm tief unter der Erde gräbt er eine weite Höhlung aus, den Kessel. Darin schlägt er sein Lager auf. Ein oder zwei ringförmige Röhren werden dann um den Kessel angelegt. Von diesen Röhren aus gräbt er strahlenförmig nach allen Richtungen lange Gänge, in denen er seine Raubzüge unternimmt. Am liebsten legt er seinen Vau in lockerem Wiesen- oder Ackerland oder in Gärten an. Steinigen und sumpfigen Boden vermeidet er. Die Erde, die er beim Graben beiseite schaffen muß, drängt er in schrägen Gängen nach oben. Wir sehen sie überall in den Maulwurfshügeln. (Mullwurf = Maulwurf.)
2. Körperbau. Der plumpe, walzenförmige Körper des Maulwurfs wird etwa 15 cm lang. Der kegelförmige Kopf ist in einen spitzen Rüssel verlängert. Das Tier beginnt seine Wühlarbeit damit, daß es den Kops in das lockere Erdreich hineinbohrt. Die Hauptarbeit aber verrichten nun die Vorderbeine, die als vorzügliche Grabpfoten ausgebildet sind. Die Gliedmaßen sind sehr kurz und bis auf den Fuß im Rumpfe verborgen. Der Vorderfuß ist sebr breit und hat 5 Zehen mit kräftigen Krallen. Der Hinterfuß ist viel schmaler als die Vorderpfote und ruht mit der ganzen Sohle auf dem Boden. Deshalb kann der Maulwurf den Körper beim Wühlen kräftig nachschieben.
3. Sein Kleid. Der ganze Körper mit Ausnahme des Rüssels und der Pfoten ist mit einem schwarzen, sammetweichen Haarkleide bedeckt. Erde und Staub dringen deshalb nicht leicht in den Pelz ein.
4. Seine Sinne. Fast ganz versteckt im Pelze liegen die kleinen Augen. _ Das Tierchen kann nur schlecht damit sehen; in seinem unterirdischen Reiche würden ihm aber auch die schärfsten Augen
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
der Straßen Türme hatte: Ölper Turm, Wenden Turm, Glies-maroder Turm, Schöppenstedter Turm usw.
Um das Jahr 1400 füllte Braunschweig den Raum zwischen den Umflutgräben aus und zählte etwa 30 000 Bewohner. Der Sack hatte 4, die Neustadt 6, der Hagen 8 und die Altstadt 12 Ratsherren.
2. Stadtmauer und Stadtgraben. Die Stadt war von einer hohen Mauer umgeben, die so dick war, daß die Verteidiger oben auf ihr bequem Platz hatten. An der Innenseite der Mauer war oben auf hervorstehenden eingemauerten Balken ein ringsherumlaufender Gang aus Brettern angebracht, auf dem die Verteidiger standen. Hier waren sie durch den obersten Teil der Mauer gegen die feindlichen Geschosse gedeckt, außerdem war über dem Gange oft noch ein Holzdach angebracht. In dem obersten Teile der Mauer befanden sich dann Schießscharten, durch welche die Verteidiger schossen.
Eine größere Anzahl von Verteidigern konnte sich in den großen viereckigen oder runden Türmen aufhalten, die an verschiedenen Stellen der Stadtmauer noch angebracht waren. Art den Türmen befand sich zuweilen ein verdeckter Umgang nach außen, wie er an der Mauer nach innen sich fand. Durch Löcher in dem Fußboden bewarf man die anstürmenden Feinde mit Steinen, auch goß man brennendes Pech oder kochendes Wasser auf sie herab.
Türme befanden sich über jedem der 10 Stadttore. Die stark mit Eisen beschlagenen und innen mit gewaltigen Balken verrammelten Tore wurden auch in Friedenszeiten des Abends geschlossen.
Vor der Stadtmauer befand sich nach außen der breite und tiefe Stadtgraben, der mit Wasser gefüllt werden konnte und die Annäherung des Feindes an die Mauer noch mehr erschwerte. An jedem Tore führte eine Zugbrücke über den Graben, die von dem Tore aus in die Höhe gehoben werden konnte.
3. Wohnhäuser und Straßen. Die Bürgerhäuser bestanden nur aus Fachwerk. Die oberen Stockwerke ragten über die unteren hervor und verengten die meist schmalen Straßen so sehr, daß sie oft kaum den Himmel blicken ließen. Mit dem wachsenden Wohlstände und mit den Fortschritten der Baukunst sowie des Handwerkes wurden auch die Bürgerhäuser geräumiger und schöner. Noch heute stehen solche Häuser. Die Pracht der Baukunst zeigte sich am frühesten an den öffentlichen Gebäuden: Kirchen, Altstadtrathaus mit Lauben- und Bogengängen, Strebepfeilern und Standbildern, der schöne Brunnen auf dem Altstadtmarkte, das Gewandhaus u. a. In der Stadt gab es aber auch Wirtschaftsgebäude, Viehställe und Scheuern, denn viele Bürger trieben Landwirtschaft und hielten außer Pferden auch Kühe und Schweine, die aus- und eingetrieben wurden. Die meisten Straßen waren krumm, eng und schmutzig,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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39 —
I]
hielt ihren Namen der Sage nach von dem Grafen Ludwig dem Springer. Dieser
kam zufällig bei der
Jagd auf diesen Berg,
und als er die freund-
üche Aussicht nach
allen Seiten hin ge-
wahrte, rief er aus:
„Wart. Berg, dusollst
mir eine Burg be-
kommen!" In alten
Zeiten war die Wart-
bürg die Residenz der
Landgrasen von Thü-
ringen. Landgraf Her-
mann versammelte hier
die größten Dichter
seiner Zeit, und 1206
soll hier sogar ein
„Sängerkrieg" statt-
gefunden haben. Auf
der Wartburg wohnte
auch vor Zeiten die
heilige Elisabeth, eine
fromme Landgräfin
von Thüringen. Am
bekanntesten ist uns
die Wartburg durch
Luther geworden, der
hier ein Jahr lang in
stiller Verborgenheit
zubrachte. (Gesch. Die Wartburg.
£.48) In der „Luther-
stube", wo er wohnte und die Übersetzung der Bibel begann, zeigt man noch jetzt einen
Brief Luthers, einen Tisch aus dem Hause seiner Eltern, die ersten Bibelausgaben :c.
Den aus der Sage bekannten Tintenklecks an der Wand jedoch sucht man heute ver-
gebens, da er iu neuerer Zeit — mit Recht — übertüncht worden ist.
b. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (Vi6 v. Brand. —
über 200 T.) wird gebildet aus einem Hauptteil und 13 kleineren Teilen. Das
Hauptland liegt halbmondförmig um den Südwestfuß des Thüringer Waldes.
Die Werra ist die Pulsader des kleinen Ländchens. Die Hauptstadt ist Meiningen
(12 T.) im lieblichen Werrathale. Bei Saalfeld fiel 1806 der preußische Prinz
Louis Ferdinand. Außerdem merken wir Hildburghausen und Sonneberg.
1. Sonneberg ist der Mittelpunkt einer großen Spiel- und Holzwarenindustrie,
die hier durch den Holzreichtum der Umgegend hervorgerufen ist. Fast in jedem Hause
der Stadt sowie in 30 umliegenden Dörfern werden kleine Wagen, Eimer, Pferdchen,
Hündchen n. a. Spielwaren angefertigt, und die kleinen Mädchen und Schulbuben
helfen dabei schnitzen, drehen, pappen, kleistern, leimen, malen :c. Diese Spielsachen
gehen dann unter dem Namen „Nürnberger Spielwaren" weit in die Welt hinein
bis nach Amerika, und jährlich werden sür 5 Mill. Ji solcher Waren von den Sonne-
berger Handelsherren versandt.
c. Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha (1/20 v. Brand. — an 200 T.).
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Springer Ludwig Louis_Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen-Meiningen-Hildburghausen Meiningen Saalfeld Hildburghausen Sonneberg Sonneberg Amerika
Strümpfe und Bänder gewebt, Löffel und Spielwaren geschnitzt:c. Mit diesen Sachen
ziehen im Frühjahre die Männer als Hausierer in die weite Welt hinaus, doch kehren
sie meistens mit Beginn des Winters zurück und verzehren dann in der „verschneiten"
Hütte den sauer erworbenen Verdienst mit den Ihrigen. (Sächs. Bergl. S. 41.)
15. Der Harz. Der östliche, niedrigere Teil des Harzes heißt Unterharz; der-
selbe hat ein mildes Klima und ist daher meist mit Laubwäldern bestanden. Der
schönste Punkt ist hier das Bodethal mit der Roßtrappe und dem Hexentanzplatze.
Der westliche, höhere Teil des Harzes heißt Oberharz und ist seines rauhen Klimas
wegen vorherrschend mit Fichtenwäldern bedeckt. Hier liegt der höchste Berg des Harzes,
der Brocken.
16. Der Brocken (Blocksberg) ist 1140 in hoch. Von Wernigerode und Ilsen-
bürg führen gebahnte Wege auf seinen Gipfel. Zu beiden Seiten begleiten uns hier
hohe Tannen und riesige Felsblöcke, die einst als „Brocken" von dem ehemaligen
Granitfelsen hoch oben herabstürzten. Hier und da taucht vor unsern Augen eine
menschliche Wohnung auf, von schwarzen, rußigen Gestalten bewohnt: es ist eine
Köhlerhütte. Dicht dabei dampft der Meiler. Je höher wir kommen, desto feuchter
und kälter wird die Luft. An die Stelle der schlanken Tannen treten daher krüppelhafte,
mit langen Flechten besetzte Bäumchen, deren Gezweig infolge der starken Weststürme
vorzugsweise nach Osten gerichtet ist. Auf dem Gipfel des Brockens bedecken nur
Moos, Gras, niederes Gesträuch, Heidekraut und „Hexenbesen" (Brockenanemone) den
moorigen Boden. Ein schönes Gasthaus ladet uns zur Einkehr ein; dicht bei dem-
selben steht ein Aussichtsturm. Aber nicht allzuoft läßt der Brocken den Harzwanderer
eine schöne Fernsicht genießen. Er ist ein gar mürrischer, launischer Gesell, der auch
im Sommer am liebsten die „Nachtmütze" aufsetzt und „braut", wie der Volksmund
sagt, wenn der „Alte" sich plötzlich in seinen dichten Wolkenmantel hüllt. Ringsum
auf der Brockenspitze liegen eine Menge Felsen von mancherlei Gestalt und Namen
umher. Da giebt es einen Hexenaltar, eine Tenselskanzel, ein Hexenwaschbecken, einen
Hexenbruuuen :c., lauter Namen, die uns die Sage von der Walpurgisnacht ins Ge-
dächtnis zurückrufen.
17. Mit zunehmender Höhe nimmt die Wärme ab. Wenn die umliegenden
Thäler und Felder längst ihr Frühlingskleid angezogen haben, dann erglänzt der Brocken
meist noch lange — zuweilen bis in den Juni hinein — in einer weithinleuchtenden,
diamantenen Schneekrone. Man sollte eigentlich meinen, auf den Bergen müßte der
Schnee früher schmelzen als in den Thälern und Ebenen, da die Berggipfel ja der
Sonne näher liegen als jene. Das ist aber nicht so. Aus hohen Bergen ist es be-
deutend kälter als in der Ebene, und je höher man steigt, desto kälter wird es. Die
Luft erhält nämlich ihre Wärme von den sie durcheilenden Sonnenstrahlen nur zum
kleinsten Teile. Die meiste Wärme empfängt sie durch Wärmeausstrahlung der (von
der Sonne erwärmten) Erdoberfläche. Da nun die unteren und dichteren Lustschichten
der erwärmten Erde näher sind als die oberen und dünneren Luftschichten, so erklärt
sich daraus, daß die unteren Lustschichten wärmer sind als die oberen. Je höher aber
die erwärmte Lust emporsteigt, desto mehr erkaltet sie, und die wenigen in sie hinein-
reichenden Berggipfel vermögen sie nicht mehr zu erwärmen. Schon in einer Höhe
von etwas über 4 km herrscht (selbst in der heißen Zone) ewige Eiskälte. Daher
sind auch die höchsten Berggipfel das ganze Jahr hindurch mit „ewigem Schnee" bedeckt,
obwohl die Sonne sie ebensogut, ja, noch besser bescheint als die Ebenen und Thäler.
18. Der Thüringer Wald. Seine höchsten Punkte sind der Schnee köpf, der
Beerberg und der schöne Inselsberg, „der Brocken des Thüringer Waldes". Vom
Inselsberge aus hat man eine wundervolle Aussicht auf das ganze Waldgebirge. Die
schönsten Punkte des Thüringer Waldes sind das liebliche Schwarzathal zwischen
Blankenburg und Schwarzburg und das Nordwestende mit dem Annathal und der
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Q — 72 -
C. Süd- oder Unteritalien.
8. Klima und Produkte. Unteritalien hat ein äußerst mildes Klima (warum?)
Schnee ist hier eine Seltenheit und taut, wenn er fällt, sofort wieder auf. Im Herbst
und Frühling regnet es häufig, der Sommer aber ist fast regenlos. Monate lang ist
der Himmel so rein und blau wie bei uns nur in den schönsten Frühlingstagen. Die
Bäume bleiben daher das ganze Jahr grün, und die herrlichsten Südfrüchte wie Apfel-
sinen, Citronen, Feigen :c. gedeihen in üppigster Fülle. Der Ölbaum, aus dessen
Früchten (Oliven) das Olivenöl gepreßt wird, kommt hier so häufig vor, daß Italien
das ölreichste Land der Welt ist. Ganz im Süden wachsen auch afrikanische Pflanzen,
wie die Dattelpalme, das Zuckerrohr und die Baumwolle.
9. Neapel. In Unteritalien liegt die größte Stadt Italiens: Neapel (x/2 M.)
Neapel hat eine entzückende Lage. Von dem blauen Meere steigt die Stadt
(gleich Genua) stufenförmig auf Hügeln empor und gewährt so einen herrlichen An-
blick. Im Innern der Stadt findet man vielfach sehr enge Straßen und 6—8 Stock
hohe Häuser. Aber die Neapolitaner halten sich am Tage nicht viel in ihren engen,
finstern Häusern auf. Der heitere Himmel lockt die Leute auf die Straße hinaus
wo fast alle Arbeiten verrichtet werden. Hier näht ein Schneider, dort hämmert ein
Messerschmied; vor diesem Hause schneidet der Barbier Bart und Haare, vor jenem
Neapel.
sitzt an seinem Tischchen der öffentliche Schreiber und fertigt auf Verlangen Briefe
und Rechnungen an; denn nur wenige Leute können in Neapel schreiben und lesen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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die Flut vorüber ist, öffnet sich durch den Druck des vom Lande her fließenden Wassers
die Thür wieder ganz von selbst.
Auf dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes See-
klima mit häufigem Negen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch
dient daher als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier aus selbst nach
England und Frankreich hin versandt. In der Marsch lebt der reiche Oldenburger
Bauer. Nach altem Brauch erbt nur ein Sohn den Hof; seine Brüder dagegen bleiben
meist zeitlebens als „ole Inngens" auf dem Hofe oder gehen auch wohl zur See.
3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: Oldenburg an der Hunte (20 T.),
Delmenhorst (großartige Korkfabrikatiou). In Birkenfeld: Oberstein mit welt-
berühmten Achatschleifereien.
c. Die 3 freien Reichsstädte Deutschlands.
Die freien Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die Reste des einstigen
Hansabundes, bilden gleichsam 3 kleine selbständige Staaten für sich. Die Regierung
wird von einem Senate (bestehend aus 2 Bürgermeistern und mehreren Senatoren)
und den Vertretern der Bürgerschaft ausgeübt.
1. Hamburg (mit den Borstädten über M.) ist durch seine günstige Lage die
größte Seehandelsstadt des europäischen Festlandes geworden. Bis nach H. können auf
der Elbe zur Flutzeit die größten Seeschiffe gelangen, und von Hamburg aus wird
daher am bequemsten der Handel mit England, Amerika :c. vermittelt. Dazu kommt
noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren auf der Elbe weit nach Deutschland
hinein und die Erzeugnisse dieses Landes mit Leichtigkeit wiederum auf der Elbe herbei-
holen kann. Für die großen Handelsherren Hamburgs ist auch der Umstand nicht
unwichtig, daß die bei Hamburg in die Elbe einmündende Alster in vielen kleinen Kanälen
(Fleeten) die Stadt durchfließt, so daß die Waren aus den großen Seeschiffen mit
Leichtigkeit auf sogenannten „Schuten" mitten in die Stadt hinein bis vor die Nieder-
lagen der Kaufleute gebracht werden können. Das Sehenswürdigste in Hamburg ist der
Hafen. Ein wahrer Wald von Masten starrt uns dort entgegen. Neben den riesigen
Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und auf den gewaltigen Segelstangen klettern
Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswanderer-
schiff aus dem Hafen, dort wird ein Westindiensahrer entladen. Es ist unglaublich,
wie viel Waren in einem Seeschiffe Platz finden! Schon sind ganze Berge von
Fässern am User aufgestapelt, aber noch immer folgen Säcke mit Kaffee und Reis und
Ballen, von denen die größeren mittels gewaltiger „Kräne" ans Ufer gehoben werden.
Der Glanzpunkt Hamburgs ist die Binnenalster, eine seenartige Erweiterung der Alster,
die von früh bis spät mit zahlreichen kleinen Dampfern belebt ist, und in deren
Fluten sich wahre Prachtbauten spiegeln. — In Hamburg befindet sich auch eine See-
warte, von wo aus man Meer und Wetter beobachtet, um die an den deutschen Küsten
liegenden Schiffe vermittelst des Telegraphen vor dem Sturm zu warnen und tägliche
Wetterberichte auszugeben. — Zum Hamburger Gebiet gehören noch Kuxhafen (Vor-
Hafen von H.) und die Vierlande. Letztere sind 4 von Deichen eingeschlossene Land-
schaften, deren fetter Marschboden vorzügliches Obst und Gemüse hervorbringt, so daß
der Hamburger Markt damit von hier aus versorgt werden kann.
2. Bremen (125 T.), zu beiden Seiten des Weserstroms gelegen, ist nächst
Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Wegen zunehmender Versandung
der Weser können jedoch größere Seeschiffe die Stadt nicht mehr erreichen. Deshalb
wurde von Bremen 60 km unterhalb der Stadt der Vorhafen Bremerhafen ange-
legt. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Welt. Daneben werden aber
auch besonders große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Birkenfeld
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Oldenburg Delmenhorst Oberstein Deutschlands Hamburg Bremen Hamburg Hamburg England Amerika Hamburg Deutschland Hamburgs Hamburg Hamburg Hamburgs Hamburg Vierlande Hamburg Deutschlands Bremen Amerika
Ii — 40 -
besteht aus 2 Gebietsteilen; der größere lehnt sich an den Nordfuß des Thüringer
Waides, der kleinere liegt auf der Südabdachung dieses Gebirges. Die Hauptstadt
Gotha (30 T.) ist mit vielen Prachtbauten geschmückt und die reichste, und schönste^
Stadt Thüringens. In Waltershausen werden viele Kinderspielsachen gefertigt,
und das Dorf Öslau sendet Millionen von Marmorkugeln in die Welt. Die Resi-
denz ist Kobnrg (16 T.).
d. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg (x/3o v. Brand. — über 150 T.) be-
steht aus 2 Teilen, von denen der eine Teil an der Pkeiße, der andere an der '
Saale liegt. Die Hauptstadt ist Altenburg. Der Boden ist fast überall '
sehr fruchtbar; die Altenburger Bauern sind daher meistens sehr reich. Ausfallend
ist auch die Tracht vieler Männer und Frauen. -
e. Das Fürstentum Schwarzbnrg-Nudolstadt (V4o v. Brand. — ~8ö T.) be-
steht aus der Ober- und Unterherrschaft. Erste« liegt an der Nordseite des Thüringer
Waldes im Gebiete der Saale, Schwarza und Ilm; letztere liegt im Thüringer
Hügellande und reicht bis in die goldene Äne. Hier erhebt sich der sagenreiche Kyff-
Häuser. Die Hauptstadt ist Rudolstadt {.Ii T.) im reizenden Saalthale. Bei
Frankenhausen erlitten die aufrührerischen Bauern 1525 unter Thomas Münzer'
eine Niederlage. - (Gesch. ,50.)
1. Der Kyffhäuser, ein dicht bewaldeter Bergrücken, trägt puf seinen höchsten
Kuppen mehrere Ruinen, von denen die Burg Kyffhansen selbst am bekanntesten ist.
Nach der Sage ist Friedrich Barbarossa nach seinem Tode in den Berg hinabgestiegen.
Alle seine Helden sind um ihn, die Rüstkammer ist voller Waffen, die Säle sind mit
großen Schätzen angefüllt, und in den Ställen stampfen ungeduldig die Pferde im
Schlaf. Der Kaiser selbst sitzt, das Haupt gestützt, an einem Marmortische und schläft.'
Sein eisgrauer Bart ist bis auf die Füße durch den Tisch gewachsen. Von Zeit zu
Zeit erwacht er und schickt einen Zwerg hinaus, damit dieser nachsehe, ob die Raben
noch um den Berg stiegen. Wenn sie nicht mehr da sind, wird der Kaiser aufstehen,
seinen Schild an einen dürren Baum hängen, der dann grünt, und das deutsche
Kaiserreich in seiner alten Herrlichkeit wieder aufrichten. — Von der Burg selbst ifi
außer altem Gemäuer nur noch ein 25 m hoher Turm vorhanden, der so stark ge-
borsten ist, daß er durch eiserne Klammern zusammengehalten werden muß. In seinen
Fuß haben Schatzgräber ein Loch gebrochen, um zu den vermeintlichen Schätzen des
Kaisers zu gelangen. 1865 hat man an der Südseite des Berges (bei Frankenhausen)
eine Höhle entdeckt, die vielleicht die größte und schönste in ganz Deutschland ist. Auf
ihrem Grunde befinden sich 9 Teiche, und von der Decke hängen wunderbar gestaltete
Gipsplatten herab, die beim Anschlagen einen klingenden Ton von sich geben.
f. Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (746 v. Brand. — 70 T.)
besteht ebenfalls aus der Ober- und Unterherrschaft, erstere liegt am Thüringer Walde,
letztere im Thüringer Hügellande. Hauptstadt ist Sondershausen (7 T.) a. d. Wipper.
g. Das Fürstentum Reuß ältere Linie (Vias v. Brand. — 50 T.). Haupt-
stadt Greiz (20 T.); reizende Lage im Elsterthale.
h. Das Fürstentum Reuß jüngere Linie (7*8 v. Brand. — 100 T.). Die
Hauptstadt Gera (40 T.) ist eine wichtige Fabrikstadt für feine Wollwaren.
5. Das Königreich Sachsen. (-/« von Brandenb. — 3 72 m.)
1. Sachsen hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen Südostseite von dem Erz-
gebirge (S. 5), dem Elbsandsteingebirge und dem Lausitzer Gebirge gebildet
wird. Nach Norden hin dachen sich diese Gebirge allmählich zur Tiefebene ab und
bilden so das sächsische Berg- und Hügelland. (Welche Richtung schlagen daher
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Gotha Waltershausen Altenburg Schwarza Thüringer
Hügellande Rudolstadt Frankenhausen Burg Frankenhausen Deutschland Thüringer_Walde Thüringer_Hügellande Sondershausen Greiz Elsterthale Gera Sachsen Sachsen
gesickerten Wasser bilden sich dann zahlreiche Quellen, die nach allen Seiten hin ins
Land Hinabellen und das durstige Gefilde tränken. Durch den Waldreichtum tragen
die Gebirge aber auch nicht unwesentlich zur Bildung neuer Wölken bei. Denn nicht
alle Niederschläge verwandeln sich in Quellen. Fast die Hälfte des Niederschlags
wird aus dem Erdboden durch die Bäume mit ihren Wurzeln ausgesogen; der kleinere
Teil davon dient als Nahrung, der größere Teil aber steigt als Dunst aus den Blättern
in die Luft empor. „Wäre der Wasserdampf nicht durchsichtig wie die Luft, wir
würden jeden Baum in eine Dampswolke eingehüllt sehen, gleich dem Schornstein
einer Lokomotive. Das Gewicht des Wassers, welches 1 da Buchenwald in einem
Sommer verdampft, wird im Durchschnitt aus 3 Mill. Kz geschätzt." Es ist somit
leicht erklärlich, daß die Umwohner eines Gebirgswaldes mehr Regen haben als die
weiter davon entfernt Wohnenden. (Welche Veränderungen würde die Ausrottung
der Wälder hervorbringen?)
12. Die Sudeten ziehen sich in einer Länge von 300 km auf der Grenze zwischen
Schlesien einerseits und Böhmen und Mähren andererseits hin. Die wichtigsten Teile
der Sudeten sind das Gesenke, das Glatzer Bergland, das Waldenburger
Bergland, das Riesengebirge und das Lausitzer Gebirge.
13. Das Riesengebirge. Schrosf und steil wie eine riesige Mauer steigt das
Gebirge aus der schlesischen Ebene empor und erreicht in der Schneekoppe, welche
1600 w über dem Meeresspiegel sich erhebt, seinen höchsten Punkt. Die Abhänge des
Gebirges sind mit Fichten und Kiesern bewaldet; je höher man aber emporsteigt, desto
kälter wird es. Daher findet man dort oben statt der schlanken Kiefern nur ver-
krüppeltes „Knieholz", das mühsam am Boden sich hinwindet. Die höchsten Gipsel
des Gebirges sind kahl, nur das Moos und die Flechte fristen hier ihr kümmerliches
Dasein. Dörfer findet man auf dem Riesengebirge gar nicht, statt derselben aber viele
einzelne, hölzerne Hirtenhäuser, Bauden genannt. Ihre Anzahl mag sich etwa auf
3000 belaufen. Eine solche Baude enthält in der Regel zwei Zimmer. In dem
größeren derselben befindet sich der gewaltige Kachelofen, der das ganze Jahr hindurch
geheizt wird. Außerdem ist noch ein dritter Raum für das Vieh vorhanden. Einzelne
dieser Bauden haben sich jedoch in neuerer Zeit zu Gasthäusern für die Sommer-
fremden umgebildet. Die Baude auf der Koppe selbst hat sogar einen Saal und
mehrere Fremdenzimmer. — Um Johannis treibt der Bewohner des Riesengebirges
seine Herde „zu Berge"; dann hallt das Hochgebirge 14— 15 Wochen von melodischem
Glockengeläute wieder. Mit Eintritt des Oktobers aber stellt sich schon Schneegestöber
ein, und im Winter sind die Bauden gänzlich eingeschneit, so daß man oft weder durch
Thüren noch Fenster einen Ausgang aus dem Hause hat und nur durch den Rauch-
fang das Freie zu gewinnen vermag. Der Weg nach dem Thale hinab, der in dieser
Zeit nur auf Schneeschuhen zurückgelegt werden kann, ist dann durch hohe Stangen
bezeichnet. Stirbt im Winter jemand, so muß das Begräbnis bis gegen das Frühjahr
hin verschoben werden; bis dahin bleibt die Leiche im Schnee ausbewahrt.
14. Das Erzgebirge bildet die Grenze zwischm Böhmen und dem Königreich
Sachsen. Während es aber nach Böhmen hin steil abfällt, geht es auf der sächsischen
Seite in das sächsische Bergland über, das sich kt Gestalt einer schiefen Ebene all-
mählich zur Tiesebene senkt. Der höchste Berg des Erzgebirges ist der Keilberg (1240 m).
Hier im höchsten Teile des Gebirges ist das Klima rauh und kalt („sächsisches Sibirien"),
der Winter dauert volle 8 Monate, und auf den steinigen Feldern wollen kaum Kar-
toffeln, Hafer und Lein gedeihen. Seinen Namen hat das Gebirge von seinem Reichtum
an Silbererzen. Letztere waren es auch, welche hier eine so dichte Bevölkerung hervor-
riefen, wie sie kein anderes Gebirge in solcher Höhe aufzuweisen hat. Die Bewohner
im obern Teile des Erzgebirges ernähren sich teils als Berg- oder Waldarbeiter, teils
treiben sie Hausgewerbe. Da werden Spitzen und Kanten geklöppelt (Barbara Uttmann),
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