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5. Der Rhein.
durch eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen.
Seine große Bedeutung erhellt auch aus den vielen Ansiedelungen an
seinen Ufern. Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Ja, das Be-
dürfnis nach einer Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, daß
eine zweite ebenso große Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, wie
Straßburg, Freiburg re., und das sind Städte von gutem Klange.
± Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt als eine treffliche
Vcrkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des
Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut,
vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Rebenhügeln,
schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von
vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen
und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben-
heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber
aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit
empfänglich sind.
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden
und Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre
Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit
den Nibelungen am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten,
bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom
Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar?
Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein-
landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rüdesheim,
in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit
hat sich am Rheine Großes begeben. Er fah den römischen Cäsar, den
Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts
mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am
Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die
Nachbarlande aus, und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals
an seinen Ufern entschieden.
Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere
herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen
300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees
ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über
graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa
15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen,
wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karls Cäsar
8. Eine Arbeilerstadt im Elsaß.
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8tadt jenes Gepräge ausgedrückt, das 8ì6 heute noch kennzeichnet
und ihren Namen diesseits und jenseits der Vogesen nicht nur,
sondern auf beiden Seiten des Ozeans zu einem geläufigen
gemacht hat. Gleich einem Mastenwalde umgeben riesige Dampf-
schlöte den am Flusse sich hinziehenden Häuserkern und ver-
künden mit den vielfensterigen, vier und fünf Stockwerke hohen,
einförmigen Vorderseiten der Gebäude dem Ankömmling, dass
er sich einem Mittelpunkte moderner Betriebsamkeit nähert.
Dass solch eine ausserordentliche gewerbliche Thätigkeit
nicht ohne mancherlei soziale Übelstände blieb, die mit dem
Fabrikwesen im allgemeinen verbunden zu sein pflegen, lässt
sich leicht ermessen. Zu Tausenden strömten fort und fort aus
Deutschland, aus der Schweiz und mehr noch aus Frankreich
die Arbeiter nach Mülhausen, und es trat neben anderen Gefahren
zunächst empfindliche Not an Wohnungen auf. In engen,
dumpfen, ungesunden Gelassen musste sich meist mehr als eine
Arbeiterfamilie, Männer, Frauen und Kinder, zusammenpferchen
und überdies für die unzulänglichen Quartiere von Jahr zu Jahr
gesteigerte, ganz unverhältnismässig hohe Mietpreise bezahlen.
Da kam endlich Hilfe von seiten einer bereits vor einem halben
Jahrhundert in Mülhausen gegründeten gemeinnützigen Gesell-
schaft, die sich nicht allein durch Hebung der gewerblichen
Thätigkeit der Stadt, sondern auch durch ihre mannigfachen
Bemühungen zur Verbesserung der Arbeiterverhältnisse schon
viele Verdienste erworben hatte. Die „Gesellschaft für In-
dustrie“ unternahm es, mit einem ihr unverhofft gewährten
staatlichen Beitrage von 300000 Frs. eine Anzahl zweckmässiger
Arbeiterwohnungen zu erbauen, die binnen kurzer Zeit zu
einer völligen „Arbeiterstadt“ von mehr als tausend Häusern
anwuchsen, jene grösste Sehenswürdigkeit Mülhausens, welche
als ein in der That in ihren Anlagen wie in ihren Folgen be-
wundernswertes Unternehmen das allgemeinste Interesse heraus-
fordert.
Jeder Arbeiterfamilie sollte wo möglich der Genuss einer
eigenen, getrennt liegenden Wohnung nebst dazu gehörigem
Hofe oder Gärtchen gewährt werden — das war der schöne,
menschenfreundliche Plan, von welchem die im Juni 1853 zu-
sammengetretenen Aktionäre des Unternehmens ausgingen , und
den sie mit einem Anlagekapitale von einer Million Franken
.auch zur glücklichsten Ausführung brachten, wesentlich unter
15*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß Deutschland Frankreich Mülhausen Mülhausen
144. Der Rhein.
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Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut,
vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Nebenhügeln,
schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von
vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen
und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben-
heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber
aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit
empfänglich sind.
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden
und Berg und Tal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre
Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit
den Nibelungen am Hofe der Bnrgunden in allen ritterlichen Taten,
bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom
Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar?
Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein-
landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rü des he im,
in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit
hat sich am Rheine Großes begeben. Er sah den römischen Cäsar, den
Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts
mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am
Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die Nach-
barlande aus und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals an
seinen Ufern entschieden.
Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere
herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen
300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees
ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über
graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa
15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen,
wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die
schaurige Stille unterbricht. Später in einem Bette vereint, eilen sie
den tieferen Tälern der Alpen zu. Immer reicher wied der Schmuck
der Gegend, immer belebter Ufer und Wasser. Statt bei' Eiskronen, der
Gletscherme-ere und Schneehörner erscheint der bunte Teppich der Matten.
Zahlreiche Ortschaften liegen an beiden Armen; bei Reichenau vereinen
sich diese.
Eine der merkwürdigsten Stellen am Hinterrchein ist die Via maln,
durch welche südwärts der Weg zu den Alpenstraßen des Splügen und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karls Cäsar
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68. Die gute Mutter.
war und von dem sie lange nichts erfahren hatte, und ihr Herz
hatte keine Ruhe mehr. »Er muß bei der Rheinarmee sein,«
sagte sie, »und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird
mich zu ihm führen.« — Und als sie auf dem Postwagen zum
St. Johannistor in Basel heraus und an den Rebhäusern vorbei
ins Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle
Gemüter sind, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, und die
Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefährten bald, was
sie auf den Weg getrieben hatte. »Find’ ich ihn in Colmar nicht,
so geh’ ich nach Straßburg; find’ ich ihn in Straßburg nicht, so
geh’ ich nach Mainz.« — Die anderen fragten dies und jenes und
einer fragte sie: »Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?«
— Da wurde sie fast verschämt in ihrem Innern; denn sie dachte,
er könne wohl Major sein oder so etwas, weil er immer brav
war; aber sie wußte es nicht. »Wenn ich ihn nur finde,« sagte
sie, »so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn.«
— Zwei Stunden jenseits Colmar aber, als schon die Sonne sich
zu den Elsässer Bergen neigte, die Hirten ihr Vieh heimtrieben,
die Kamine rauchten in den Dörfern, die Soldaten in dem Lager
nicht weit von der Straße standen, haufenweise mit dem Gewehre
bei Fuß, und die Generale und Obersten vor dem Lager beisammen-
standen und miteinander sprachen, stand auch eine junge weiß
gekleidete Frau von feiner Bildung dabei und wiegte auf ihren
Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: »Das ist auch
keine gemeine Frau, die so nahe bei den Herren steht. Was
gilt’s? der, welcher mit ihr spricht, ist ihr Mann!« — Der ge-
neigte Leser fängt allbereits an etwas zu merken; aber die Frau
im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch
keine Ahnung, so nahe sie auch am Rechten vorbeigefahren war,
sondern bis nach Colmar hinein war sie still und sprach nichts.
In der Stadt im Wirtshause, wo schon eine Gesellschaft an der
Mahlzeit saß und die Reisegefährten sich auch setzten, wo noch
Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und
Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt etwas von ihrem' Sohne er-
fahren könnte, ob ihn niemand kenne und ob er noch lebe und
ob er etwas sei, und hatte doch den Mut fast nicht zu fragen.
Denn es gehört Herz dazu eine Frage zu tun, wo man das Ja
so gerne hören möchte und das Nein doch möglich ist. Auch
meinte sie, jedermann merke es, daß es ihr Sohn sei, nach dem
sie frage, und daß sie hoffe, er sei etwas geworden. Endlich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]