Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
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einmal eine Flugschrift gegen uns geschrieben?" fragte ihn der eine Geschäfts-
inhaber, dem besonders übel mitgespielt worden war. Der Bittsteller mußte
dies zugeben und erwartete nach dieser Frage einen abweisenden Bescheid.
Aber statt dessen stellte der Fabrikant ohne Säumen das gewünschte Zeugnis
zur vollen Zufriedenheit des Bittstellers aus und überreichte es ihm mit dem
Bemerken, daß er und sein Bruder es sich zum Grundsatz gemacht hätten,
nie einem ehrlichen Manne ihre Unterstützung zu versagen, und von der Ehr-
lichkeit des Bittstellers seien sie beide überzeugt.
Thränen traten dem Manne in die Augen. „Sehen Sie," fuhr der
Fabrikant fort, daß mein Ausspruch sich erfüllt hat, Sie würden die Abfassung
jener Schmähschrift noch einmal bereuen? Ich hatte ihn nicht als Drohung,
sondern in dem Sinne gemeint, daß Sie uns einmal besser kennen und den
Versuch, uns zu beleidigen, bereuen würden." „Ja, wahrhaftigi" rief der Ge-
demütigte aus, „ich bereue ihn!" — „Schon gut! Allein, was werden Sie
jetzt anfangen?" — Der arme Mann sagte, daß er Freunde hätte, die ihm bei-
stehen würden. „Aber wie geht es mittlerweile den Ihrigen?" Es stellte
sich heraus, daß die Familie bitteren Mangel litt. „Weib und Kind sollen
unter Ihrem Mißgeschick nicht leiden," sagte da der edelmütige Mann, „nehmen
Sie von mir vor der Hand eine Unterstützung an! Lassen Sie den Mut
nicht sinken! Arbeiten Sie unverdrossen? und Sie werden sich wieder in die
Höhe bringen!" Von Rührung überwältigt, verließ der einstige Feind seinen
edlen Wohlthäter, schluchzend wie ein Kind und aufrichtige Dankesworte
stammelnd. Stach Sam. Smiles.
30. Der Wilde.
Ein Kanadier, der noch Europens
übertünchte Höflichkeit nicht kannte
und ein Herz, wie Gott es ihm ge-
geben,
von Kultur noch frei, im Busen fühlte,
brachte, was er mit des Bogens Sehne
fern in Quebecs übereisten Wäldern
auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe.
Als er ohne schlaue Rednerkünste,
so wie man ihm bot, die Felsenvögel
um ein Kleines hin gegeben hatte,
■eilt’ er froh mit dem geringen Lohne
heim zu seinen tief verdeckten Horden,
in die Arme seiner braunen Gattin.
Aber ferne noch von seiner Hütte
überfiel ihn unter freiem Himmel
schnell der schrecklichste der Donner-
stürme.
Aus dem langen, rabenschwarzen Haare
troff der Guss herab auf seinen Gürtel,
und das grobe Haartuch seines Kleides
klebte rund an seinem hagern Leibe.
Schaurig zitternd unter kaltem Regen
■eilete der gute, wackre Wilde
in ein Haus, das er von fern erblickte.
„Herr, ach, lasst mich, bis der Sturm
sich leget,“
bat er mit der herzlichsten Gebärde
den gesittet feinen Eigentümer,
„Obdach hier in Eurem Hause
finden!"
„Willst du, missgestaltet’ Ungeheuer,“
schrie ergrimmt der Pflanzer ihm ent-
gegen,
„willst du, Diebsgesicht, mir aus dem
Hause!“
und ergriff den schweren Stock im
Winkel.
Traurig schritt der ehrliche Hurone
fort von dieser unwirtbaren Schwelle,
bis durch Sturm und Guss der späte
Abend
ihn in seine friedliche Behausung
und zu Seiner braunen Gattin brachte.
Nass und müde setzt’ er bei dem
Feuer
sich zu seinen nackten Kleinen nieder
und erzählte von den bunten Städtern
und den Kriegern, die den Donner
tragen,
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beschlich zuletzt doch sein Herz, das freilich nicht leer war von Stolz und
Dünkel. Er erschien ihm im Gewände eines Engels des Lichts und sagte:
„Du dünkest dich hoch in Gnaden bei Gott; aber du fühlest nicht, wie tief
du stehest, tiefer noch als jene, deren Sünden du meidest. Weifst du nicht,
dass einer, der in eine Sünde fällt und wieder aufsteht, vor Gott angenehmer
ist, als neunundneunzig Gerechte? Willst du also das höchste Heil erwerben,
so musst du eine schwere Sünde begehen. Ich nenne dir aber deren drei,
die von Belang sind: den Totschlag, den Diebstahl und die Trunkenheit,“
Der fromme Mann entsetzte sich über diesen Antrag und schlug ihn, so viel
er vermochte, aus dem Sinne. Aber von der Zeit an empfand er Unruhe,
und er konnte sie nicht bewältigen; denn der Gedanke, durch die Sünde zur
höchsten Gnade zu gelangen, steckte in seinem Herzen wie ein Stachel, der
ihn peinigte.
Nun geschah es eines Tages, dass bei finsterer Nacht, während es
draussen stürmte und regnete, ein Wanderer zu der einsamen Zelle kam und
um Obdach bat. Es war ein Kaufherr, der sich in dem Walde verirrt hatte
und mit seinem ermüdeten Pferde nicht mehr des Weges weiter konnte. Der
Einsiedler öffnete, und der fremde Mann trug Sack und Pack in die Stube,
nachdem er das Ross versorgt hatte. Indem nun beide einander gegenüber
sassen, langte der Kaufherr ein paar Flaschen guten, alten Weines hervor
und lud den Einsiedler ein, an dem köstlichen Labsal teilzunehmen. Der
Waldbruder weigerte sich anfangs; als aber der Kaufherr weiter in ihn drang,
nahm er ein Gläslein an, das ihm wohl schmeckte. Der Kaufherr erzählte
nun von seinen Reisen und den Abenteuern, die er bestanden, und schenkte
dem Einsiedler von Zeit zu Zeit wieder ein, was sich dieser gefallen liess.
Allgemach merkte jedoch der fromme Bruder, dass ihm der Wein zu
Kopfe stieg, und er wollte sich noch zu rechter Zeit zurückziehen. Er hatte
aber so viel Wohlgefallen an den Geschichten und Schwänken seines Gastes,
dass er sich von seiner Gesellschaft nicht zu trennen vermochte. Indem ihm
nun der Kaufherr immer zusetzte, er sollte als guter Wirt Bescheid thun, da
fiel ihm jener Gedanke und der Rat ein, durch eine böse That Gott zu ver-
suchen, und er dachte bei sich: ein Räuschlein sei doch unter allem Schul-
digen das Unschuldigste. Er trank und trank, bis er schier von Sinnen kam.
Dann legte er sich auf sein Lager; aber er konnte nicht schlafen; denn die
Geister des Weins regten seinen Geist auf. Es traten die Freuden der Welt
vor sein Auge, und die sinnlichen Gelüste, die bisher geruht, wachten auf in
seinem Herzen, und es überkam ihn ein unaussprechlicher Ekel an seinem
von Welt und Menschen entfernten, lieb- und freudlosen Leben in der Ein-
samkeit, und er fasste den Entschluss, mit dem Kaufherrn des andern Tags
wegzuziehen und zur menschlichen Gesellschaft zurückzukehren. Aber indem
er nun in Traurigkeit seiner Armut und seines Ungeschickes gedachte, in der
Welt fortkommen zu können, da fiel ihm ein Gedanke ein, der ihn zu jeder
andern Zeit mit Entsetzen erfüllt hätte, jetzt aber mit Hoffnung und Freude
erfüllte. Er führte ihn auch sogleich aus; denn er erschlug den Mann und
raubte ihm sein Geld und Gut. Also ward er aus einem Trunkenbold zugleich
ein Räuber und ein Mörder. Nach Ludw. Aurbacher.
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Der Jüngling versprach, daß er es an gutem Willen nicht werde fehlen
lassen, um des Meisters Kunst zu erlernen. Er erfüllte auch und übertraf
beinahe die Hoffnungen des Meisters während der drei Jahre, die er unter
seiner Lehre und Zucht gestanden. Er wurde schweigsam und beredt; er lieh
sein Ohr gutem Rat und weisen Sprüchen; er öffnete den Mund nur zu
verständigen Reden, und Hand und Herz waren immer bereit, Gutes zu
spenden, Widriges zu ertragen und das Beste zu wollen und zu thun. Nach
Verlauf der drei Jahre trat eines Tages der Meister zu ihm und sprach:
„Ich gebe dir Urlaub, mein Sohn! Du bist nun bereits ans dem rechten
Wege, der zur Weisheit führt. Es ist freilich nur der Anfang des Weges,
nicht das Ende; aber weiter vermag dich kein anderer zu geleiten; du mußt
dich nun selbst führen, auf daß du endlich das Ziel erreichest."
Über diesen Worten wurde der Jüngling schier traurig, zumal darüber,
daß er erst am Anfang der Weisheit stehe und nicht schon am Ende, da er
sich doch bewußt war, daß er das Vollkommenste erstrebt habe in Gedanken,
Worten und Werken. Der Meister aber versetzte: „Was ich an deinen
Worten und Handlungen wahrgenommen, ist alles löblich, und ich bin gewiß,
daß sie ein treuer, unverfälschter Ausdruck deiner Gesinnungen waren. Aber
dies merke: des Menschen Herz ist unergründlich wie das Meer, und was
es verbirgt in seinem dunkeln Abgrund, das hat noch niemand erforscht.
Dies dein Herz erkenne ich noch nicht; es ist dir selbst noch verborgen; die
Ungeheuer in seiner Tiefe, die von Zeit zu Zeit aufsteigen, sind furchtbar
und verderblich; wer sie nicht wahrnimmt und sich ihrer wehrt, den ziehen
sie in den Abgrund." Der Jüngling betrübte sich noch mehr über diese Rede,
und er bat den Meister, ihm diese Ungeheuer zu bezeichnen, die in des Herzens
verborgener Tiefe hausen, damit er ihrer achten und sich erwehren könne.
Der Meister antwortete: „Das ist vergeblich; ich müßte dir alle Laster nennen;
doch vor drei lasterhaften Gelüsten will ich dich besonders warnen, welche
dem Menschen am meisten gefährlich, weil sie am meisten heimtückisch sind:
es ist die Schadenfreude ob fremdem Unglück, der Neid ob fremdem Glück
und die Rachelust bei erlittener Beleidigung. Diese sterben nie aus in des
Menschen Herzen, solange es fühlt und schlügt."
Der Jüngling verhüllte sein Angesicht und sprach dann: „Ach, wer ist
dann weise unter den Menschen?" „Niemand," antwortete der Meister, „nur
Gott ist weise; wir armen Menschen können wohl die Weisheit lieben, aber
nicht haben. Drum sei dir dies noch zum Trost und zur Ermutigung gesagt:
den Keim des Guten hat Gott in uns gelegt und den Keim des Bösen der
Satan. Pflegen wir darum der guten Saat und reuten wir das Unkraut
aus, so wird auch Gott das Gedeihen geben; denn er ist der Anfang und
das Ende der Weisheit."
Der Jüngling dankte und entfernte sich mit denselben Gefühlen, mit
denen er gekommen war: mit erweiterter Selbsterkenntnis, noch größerer
Demut und mit befestigter Zuversicht und unerschütterlichem Glauben an den,
welcher der Anfang und das Ende der Weisheit ist. Nach r-udw. Aurbacher.
*43. Triumph der Religion.
Im Jahre 1812, als die Franzosen und ihre Verbündeten sich
aus Russland zurückgezogen hatten, bei der grimmigsten Kälte, im
höchsten Elend und unter fortwährenden Kämpfen, da lag ein deutscher
Offizier, der den Feldzug mitgemacht hatte, in einem Gasthofe zu
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einen Bedienten gar als Dieb bezeichneten, so wnrde mit einer Klage gedroht,
der sich Kaspar nnr dnrch eine nicht nnbedentende Gabe entzog. Die Zechen selbst
wnrden mit jedem Monate in dem Maße größer, als sein Essen und Trinken
und sein Appetit geringer wnrden. Endlich, am Ende des elften Monats, da
er sah, daß es mit seinem Gelde ans die Neige gehe, beschloß er, Wien zu
verlassen und mit dem kleinen Reste seines Vermögens gemächlich und auf
Umwegen in die Heimat znrückzukehren. Aber an dem Morgen, der zur
Abreise bestimmt war, wurden ihm noch von seinem Kutscher, der ein Spitz-
bub' war, und der 's mit den übrigen gehalten hatte, eine Menge Scheine von
angeblich nicht bezahlten Trinkgelagen außer dem Hanse und falsche Rech-
nungen von Sattlern, Schmieden, Schneidern, Schustern und Kaufleuten
gebracht, so daß er, um diese Schulden zu tilgen, und um nicht, womit mau
ihm drohte, in Unannehmlichkeiten zu kommen, Wagen und Rosse verkaufen
mußte. Der Erlös war so gering, daß er kaum so viel Gulden übrig behielt,
als er Tausende gehabt hatte. Also trat er zu Fuß seine Rückreise an.
3. Nachdem er in der Stadt angekommen war, wo sein Herr, der Graf,
wohnte, ging er gleich des andern Tages zu ihm, fröhlichen Mutes und in
der sichern Hoffnung, er werde bei ihm wieder eintreten dürfen. „Da bin
ich wieder, Ew. Gnaden," sagte er beim Eintritt ins Zimmer, „Kaspar, der
Kutscher, und ich bitte nun, daß mich Ew. Gnaden wiederum in Dienst auf-
nehmen. Der Graf lächelte und sagte: „Nun, Kaspar, weil Er Wort ge-
halten, so will ich das meine auch halten. Nun aber sage Er mir vorerst,
wie ist 's Ihm ergangen, und wie hat Ihm das Herrenleben gefallen?" Kaspar
antwortete: „Das Herrenleben ist eben kein herrliches Leben. Ich hab 's nun
auch probiert, und es reut mich just nicht; aber zum zweitenmal möcht' ich
es nicht mehr versuchen; denn was kriegt man zuletzt davon, als Finnen im
Gesicht, Säure im Magen und einen halben Schalk im Herzen? Das wird
sich aber alles wieder machen, wenn ich erst wieder in die Ordnung komme
und zu den Rossen und auf den Bock." Der Graf lachte und sagte, er solle
nur an seine Arbeit gehen, wie vordem, und seine Sache gut verrichten.
Das that er denn auch, und er blieb bis an sein hohes Alter, wo ihm sein
Herr eine gute Versorgung auswarf, Kaspar der Kutscher. Nach r-udw. Aurba-her.
*52. Als ob! — Ja wohl!
Es sind wunderliche Redensarten, welche die zwei Nachbarn, der Schmied
und der Wagner, im Brauch haben, und die Leute, welche nicht wissen, was
die Männer vorher miteinander gesprochen, können keinen Sinn darin finden,
wenn zuletzt der eine spöttisch ausruft: „Als ob!“ und der andere draus
lachend versetzt: „Ja wohl!“ Aber die Nachbarn wissen gar gut, was sie
damit meinen.
Meister Wagner erzählt z. B. und fragt den Nachbar: „Hast du schon
von dem Brauthandel gehört, den der Nachbar Bäcker abgeschlossen? Du
kennst ja die Rosine, seine Tochter; sie ist ein sauberes Mädel, dabei häus-
lich, sittsam und fromm. Die hat er nun, wie ich gehört, dem Müllerssohn
zur Ehe versprochen. Nun wissen wir aber alle, dass der Bursche nichts
taugt, und dass er, statt sich um das Mahlwerk zu kümmern, seine Zeit und
sein Geld im Wirtshaus verthut. Der Nachbar Bäcker aber rechnet und
denkt: „Er ist der einzige Sohn und Erbe seines Vaters, des reichen Müllers;
es könne nicht fehlen; es sei ein gar grosses Glück für die Rosine. — —“
„Als ob!“ — „Ja wohl!“
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Hammer, dem Zeichen seiner Würde, und alle erhoben sich. Der Altschaffer
sprach ein kurzes Gebet und öffnete dann die vor ihm stehende Lade, in der
sich die Siegel und Briefe der Bruderschaft befanden. Darauf setzten sich die
andern nieder; er aber blieb stehen, stellte den Daumen seiner geschlossenen
rechten Hand steif ans den Tisch und sprach: „Seid willkommen, liebe Brüder
und Gelaggesellen! Ist einer unter euch, der auf den Altschaffer oder die
Bierschafser oder den Jnngschaffer etwas zu sagen hat, der spreche jetzt und
schweige nachmals, auf daß wir unser Bruderbier in Frieden trinken l Was
deucht euch, Gesellen, ist Friede nicht das Beste?" Die Gesellen antworteten
mit ja.. „So sollt ihr wissen, liebe Gesellen," fuhr der Altschaffer fort, „wer
bei diesem Bruderbier Hader anfängt, der soll geben, was zwischen Staff
und Band verfaßt ist, an Bier und kein Wasser; Wein kann auch nicht
schaden. Ein jeder soll den andern beim rechten Namen nennen und kein
Beiwort gebrauchen, kein Messer ziehen oder was sonst ungebührliche Dinge
mehr sind, so lieb ihm ein Pfund Pfennige ist. Und nun, liebe Brüder,
ziehet den Beutel!"
Die Gesellen antworteten: „Dank für dein Wort!" Dann griff jeder
in seine Tasche und legte sein Auflagegeld vor sich auf den Tisch, das von
den Bierschaffern eingesammelt wurde. Darauf sprach der Vorsitzende:
„Schaffer, seid so gut und stecht die Tonne an!"
Bald brachten die beiden Schenkjungen jedem Gesellen einen Krug Bier,
und nachdem etwa eine halbe Stunde unter nachbarlichen Gesprächen ver-
gangen war, begann das umständliche, feierliche Trinken mit den Ehrenbechern
der Brüderschaft. Sie waren aus Zinn und von verschiedener Form und
Größe und hatten ihre besonderen Namen. Nicht jeder durfte aus jedem
Becher trinken; sondern es ging alles nach Brauch und Ordnung, und jeder
dabei gemachte Fehler wurde gerügt und bestraft. Auf einen Wink des Alt-
schaffers brachte ihm der Jungschaffer den ersten Becher, der „das große
Glück" genannt wurde. Stehend trank ihn der Altschaffer zur Hälfte leer
und sagte dann: „Hilf Gott, Gesellen, „das große Glück" hat mich getroffen;
ein andrer Gutgesell wird mir Bescheid thun. Hilf Gott, wen 's Glück
trifft!" Die Gesellen antworteten: „Hilf Gott, daß es mich trifft!" Nun
schüttelte der Altgesell drei Würfel in der Hand und warf sie auf den Tisch.
So viel Augen sie zeigten, so viel Gesellen wurden nach rechts hin abgezählt,
um denjenigen zu bezeichnen, der den nächsten Trunk aus dem stattlichen
Geschirr thun durfte. Der Altschaffer nannte diesen bei Namen: „Dich hat
das Glück getroffen; nimm es hin!" Der Gesell antwortete: „Glück ist besser
als Erbgut." Dann grüßte er den Becher mit denselben Worten an und ab
wie der Altschaffer, trank ihn aus und würfelte dann auch, während der
Becher neu gefüllt wurde. So ging das „große Glück" eine Viertelstunde
lang nach der an der Wand befindlichen Sanduhr im Gelage herum.
2. Nachdem die „Jungfernkanne" sechsmal von je vier Gesellen geleert war,
wurde Timmo mit dem nächsten Becher eingeehrt. Der Jungschaffer stellte
den gefüllten „großen Willkomm", einen rundbauchigen Humpen mit einem
Deckel, vor den Altschaffer hin; dieser klopfte mit dem Hammer, worauf sich
alle erhoben, und begann: „Hilf Gott, liebe Brüder und Gelaggesellen! Es
ist ein fremder Schusterknecht gekommen, der Aufnahme in unsere ehrbare
Brüderschaft begehrt. Er hat das Handwerk bewiesen, ist echt, recht und
deutsch geboren, niemandes eigen und hat uns von ehrbaren Meistern und
Gesellen viele freundliche Grüße bestellt. Ist einer unter euch, der etwas auf
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zu meiner Freude,“ sprach Dalenborg weiter, „dass ihr alle eines Sinnes seid.
Wenn aber doch jemand hier wäre, der anders dächte, — —"
Das Wort erstarb dem Redner auf der Zunge; denn aus dem Dunkel
des Waldes kam wirklich einer hervor, der anders dachte. Mit grossen, sicheren
Schritten trat die hohe Gestalt des Böttcher- und Amtsmeisters Gotthard
Henneberg in den Kreis. „Verrat! Verrat!“ riefen einzelne Stimmen. „Ja,
Verrat!" begann Meister Gotthard in grollender Erregung. „Meineidige
Schurken seid ihr, Dalenborg und Sengstake, und ihr, Gesellen, seid die
Gimpel, die sich von jenen da fangen und rupfen lassen!“ „Oho, das lassen
wir uns nicht bieten. Wir sind ehrbare Handwerksknechte! Schlagt ihn
nieder!" so klang es drohend aus dem erregten Haufen. Einige Verwegene
gingen mit gezückten Messern vor, und im Hintergründe stachelte und hetzte
Timmo. „Zurück!“ wetterte der Meister, „wer mir zu nahe kommt, der heisst
ins Gras!“ Sein blankes Schwert funkelte im Wiederschein der Flammen.
„Schmählich betrogen seid ihr von diesen elenden Verrätern. Denkt ihr
denn, die wollen euch helfen? Ihr sollt ihnen helfen, aber gegen wen, ob
gegen die Meister, oder gegen den Rat, das haben sie euch nicht gesagt, die
Schandbuben!“ Dalenborg und Sengstake fanden vor Bestürzung keine Worte.
Jetzt trat ein älterer Brauknecht hervor und sprach: „Meister, ist das wahr,
was Ihr da sagt?“ — „So wahr, wie du hier vor mir stehst, Mathies! Geht
hin zu euren Amtsmeistern! Da werdet ihr Dinge zu hören bekommen, dass
euch die Ohren davon sausen. Und nun fort nach Hause! Wehe dem, der
anders seine Hand hebt, als zu ehrlicher Arbeit!“
Da traten sie scheu zurück. Unter Grollen und Murren ward der
Kreis allmählich weiter und lichter; endlich zerstreuten sich alle auf dem
Wege zur Stadt, unter sich streitend und scheltend, viele aber still und nach-
denkend. Sengstake, Dalenborg und Timmo waren verschwunden. Auch
Meister Gotthard begab sich auf den Heimweg, ohne seinen Sohn Arnold
gesehen zu haben. Vereinzelte Regentropfen fielen nieder, und einsam ver-
glommen die Feuer auf grüner Heide. Nacll Julius Wolff
*110. Eine Morgensprache.
1. Die achte Morgenstunde schlug. Gotthard Henneberg, der Amtsmeister
der ehrsamen Böttchergilde zu Lüneburg, machte sich, mit dem Schwerte um-
gürtet, zu seiner letzten Morgensprache*) auf. Sein Sohn Arnold folgte ihm
und trug einen in ein Tuch gehüllten Gegenstand. Bald stand Meister
Gotthard vor den versammelten Werkbrüdern an der Morgensprachstafel und
hielt das Regiment der Böttcher in der Hand, einen langen eichenen Stab,
an dessen oberem Ende, wie auch über dem Handgriff, eine Tonne gebildet
war. Mit dem Stabe klopfend, gebot er Stillschweigen und sprach' dann:
„Brüder, ich frage euch, ist es wohl so fern am Tage, daß ich mag hegen
und halten eine hohe Morgensprache?" Der Altermann Ditmar Elvers
antwortete: „Dieweil die Sonne scheint über Bäume, Berg und Thal, so
magst du wohl hegen und halten eine hohe Morgensprache." Wiederum frug
der Amtsmeister: „Was soll ich denn verbieten in dieser hohen Morgen-
sprache?" und der Altermann erwiderte: „Hader und Zank, Scheltwort und
Unlust." Da sagte der Amtsmeister: „So verbiete ich denn Hader und Zank,
Scheltwort und Unlust zum ersten, zum andern und zum dritten Male. Wer
*) Feierliche Versammlung der Meister einer Zunft.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Dalenborg Gotthard
Henneberg Gotthard Gotthard Arnold Julius_Wolff Gotthard_Henneberg Arnold Gotthard Altermann_Ditmar_Elvers
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2. Dann fuhr er fort: „Ihr wißt, daß ich von gemeiner Bürgerschaft
in den hochedlen Rat unserer lieben Stadt berufen worden bin. So
ist es denn an der Zeit, daß ihr einen andern Amtsmeister kürt an meiner
Stelle; also nennet mir seinen Namen!" „Altermann Ditmar Elvers!" riefen
die Meister. „Da habt ihr eine gute Wahl getroffen, Brüder!" sprach
Meister Henneberg. „Ist einer oder ein anderer, der etwas auf ihn zu sagen
hat, der rede jetzt und schweige nachmals!" — „Sie schweigen, Ditmar Elvers;
sie wissen nichts als Gutes von dir. Gelobst du mit handgebender Treue,
des Amtes Gerechtigkeit zu handhaben nach deiner höchsten Redlichkeit?"
Ditmar Elvers reichte Gotthard Henneberg seine rechte Hand, umfaßte mit
der linken dessen Schwert da, wo es aus der Scheide heraussah, und sprach:
„Ja, ich gelobe es im Namen Gottes und der hl. Dreifaltigkeit!" — „So
stehe von der nächsten Morgensprache an du hier und walte deines Amtes
nach Pflicht und Gewissen und der Meister Eid, auf daß die Brüder dermal-
einst deinen Namen segnen!" „Es soll geschehen, Bruder Amtsmeister!"
erwiderte der Gekorene.
„Nun, liebe Brüder, komme ich zu meiner letzten Bitte," sprach Gotthard,
nahm aus der hinter ihm auf einem Stuhle liegenden Hülle einen hohen
Zinnbecher und stellte ihn aus den Tisch. „Ich bitte euch, dies handliche
Trinkgeschirr mit Dank anzunehmen zum freundlichen Gedächtnis an euren
langjährigen Amtsmeister. Ein allseitiges „Ah!" begrüßte das schimmernde
Werk. Es war ein mächtiger Ehrenhnmpen. Der mehrfach gewölbte und
geschweifte Fuß ruhte auf vier sitzenden Löwen. Das eigentliche Trinkgefüß
trugen drei kräftige Böttchergestalten mit Schurzfell und Handwerkszeug. Aus
der einen Seite der Rundung war das Böttchergildewappen in erhabener
Arbeit mit Tonne, Beil und drei Nelken, ans der andern die Inschrift mit
der Widmung des Gebers. Der Deckel verjüngte sich in drei verzierten Ab-
stufungen, und es krönte ihn die Figur eines Böttchermeisters in Sturm-
haube und Harnisch, der eine Fahne in der Hand hielt. Alle hatten ihre
Freude an dem Prachtstück und lobten Erffndnng und Ausführung daran.
Ditmar Elvers trat vor und hielt eine Ansprache, in der er namens des
versammelten Handwerks dem Amtsmeister Dank sagte, nicht nur für das
schöne Geschenk, sondern mehr noch für die treue Führung seines Amtes,
aus dem sie ihn ungern scheiden sähen.
Gotthard Henneberg erwiderte: „Als Amtsmeister muß ich meinen
Urlaub von euch nehmen; aber es soll kein Abschied sein; denn wir bleiben
zusammen. Aus Gunst und gutem Willen eines hochedeln Rates bin ich
euer Morgensprachsherrch geworden an Stelle des Herrn Heinrich Viskule,
der nun unser erster Bürgermeister ist." Darüber jubelten die Werkbrüder
und wünschten ihrem neuen Morgensprachsherrn und sich selber Glück dazu.
Hierauf schloß Gotthard Henneberg nach den üblichen Fragen und Antworten
die Lade und so auch seine letzte Morgensprache. Nach Julius Wolfs.
*111. Zunftwesen und Gewerbefreiheit.
1. Im Rathaussaale der fürstlichen Residenz Altenheim waren die Hand-
werks- und Zunftmeister der Stadt auf die Einberufung des Fürsten hin
versammelt; aber keiner wußte, zu welchem Zwecke. Endlich erschien der
fürstliche Kabinettsrat in der neugierigen Versammlung. In wohlgesetzter *)
*) Der Ratsherr, der die Morgensprache zu überwachen hat.
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
70
Apfel- und Birnarten waren die Holzäpfel und Holzbirnen, die noch
jetzt hier und da wild wachsen. Erst dadurch, dass die wilden Obst-
bäume von dem Menschen in Pflege genommen wurden, konnten all-
mählich die herrlichen Früchte erzielt werden, an denen wir uns
jetzt erquicken. Es ist nahezu mit Gewissheit dargethan, dass auch
die Getreidearten einen nicht unbedeutenden Bildungsgang durchge-
macht haben.
Das Getreide ist eine Grasart und das goldene Korn nichts
anderes als eine Art Grassamen. Es liegt nun die Frage nahe, wo
wohl das Getreide seine Heimat haben mag; denn wenn wir das
wüssten, so vermöchten wir unsere Kulturpflanze mit der Urpflanze
zu vergleichen. Was den Roggen betrifft, so ist diese Frage bis heute
unbeantwortet geblieben; die Pflanzenkenner glauben seine Heimat
in Kleinasien oder in dem armenischen Hochlande suchen zu müssen.
Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass das wilde Roggengras von
der Erde verschwunden ist. Aber wenn auch die Heimat und die
Urform des Roggens ein Geheimnis ist und vielleicht auch bleiben
wird, so ist man doch vor einigen Jahren der Bildungsgeschichte des
Weizens um so sicherer auf die Spur gekommen. Der Weizen ist
ohne Zweifel ein Emporkömmling, der sich vom schlichten Grase zu
einer würdigen Getreideähre emporgeschwungen hat. Einem französi-
schen Gärtner, Namens Fahre, fiel die Ähnlichkeit des Weizens mit
einer an den Küsten des Mittelländischen und Adriatischen Meeres
überall vorkommenden Grasgattung auf, und er machte sich daran,
sie durch besondere Pflege zu veredeln. Zwölf Jahre hindurch setzte
er seine Züchtungsversuche unermüdlich fort, und richtig, das schlichte
Gras nahm immer mehr das Aussehen des Weizens an; von Jahr zu
Jahr verlängerten sich die Ähren, und die Körner schwollen immer
mehr an und wurden immer reicher an Stärkemehl und Kleberstoff.
Tn der That hatte der ausdauernde Mann nach Jahren wirklichen
Weizen vor sich. Als er ihn in grösseren Mengen aussäete, schlug
auch die Veredelung nicht zurück, wie es bekanntlich geschieht,
wenn man die Samenkerne edler Obstsorten pflanzt. Der Gärtner
suchte nun auch andere Arten jener Grasgattung zu veredeln; eine
ähnliche Veränderung ging mit ihnen vor, wenn auch kein rechter
Weizen zu stände kam.
Dem Getreide verdankt das Menschengeschlecht sein Wohlergehen
und seine Gesittung. Das Geschäft des Jägers gestattet nicht das
Zusammenleben der Menschen in geschlossener Gesellschaft; denn der
Jäger bedarf einer grossen Landstrecke, auf welcher das Wild sich
nährt, das ihm und seiner Familie zur Speise dient. Weit wohl-
thätiger als die Jagd hat- die Viehzucht auf die Entwickelung der
menschlichen Anlagen gewirkt. Durch sie wurde der Mensch weniger
zum Verfolgen und Töten, als vielmehr zur Verteidigung und Pflege
der Tiere berufen. Aber erst, wenn die Menschen durch den Ertrag
des Bodens an die Scholle gefesselt werden, erst wenn sie dadurch
die Vorteile des gegenseitigen Zusammenschlusses erkennen, erst dann
entfaltet sich die Kraft vereinten Strebens; erst dann entwickeln sich
die Tugenden des geselligen Lebens und eine höhere Bildung. Welch
ein Unterschied besteht zwischen den heimatlos in den Urwäldern
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130
Handwerk und Kunst.
*116. Der Kölner Dvm.
1. Obwohl ouf Erden nichts dauernd ist als der Wechsels so strebt doch
der menschliche Geist darnach, etwas zu schassen, was ihn selbst überdauert.
Je weiter sein Werk als Denkmal der Vergangenheit in die Zukunft hinein-
Fig. 3. Inneres des Kölner Doms.
ragt, desto großartiger erscheint es ihm. Wie der Mensch von der Fortdauer
seiner Seele nach dem Tode überzeugt ist, so ringt er schon in seinem Erden-
dasein nach irdischer Unsterblichkeit. Diesem hohen Drange des Menschen-
geistes verdanken wir eine Menge großartiger Bauten ans grauer Vorzeit.
Wenn wir jedoch die herrlichen Denkmäler des gotischen Kirchenbaues bewundern,
so steigen noch andere Gefühle in uns auf. Den Bäumen des Waldes gleich
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249
wanderte die Ware zur Bohrmaschine, die mit Dampf getrieben und
stets von denselben Arbeitern bedient wurde. Auch diese Leute
hatten bereits eine grosse Sicherheit in ihrer Arbeit erreicht. Jetzt
wurde ich in einen grossen Arbeitsraum geführt, in dem Frauen und
Mädchen die Borsten sortierten. Aus grossen Haufen suchten sie die
feinen und groben, die weissen und schwarzen Haare heraus und
legten die gleichartigen in Häufchen vor sich auf Tische. Von da
wanderten sie weiter, um in wohl noch 20 Unterabteilungen sortiert
zu werden. Diese Arbeit wurde ebenfalls von weiblichen Arbeitern
ausgeführt; denn es gehörten ja nur flinke Hände und scharfe
Augen dazu, und die haben die Frauen. Der nächste Raum beher-
bergte die eigentliche Bürstenbinderei, in der die Borsten eingesetzt
wurden. Aber auch hier verfertigte nicht jeder Arbeiter alle Bürsten-
sorten; sondern es waren Abteilungen gebildet für die groben,
mittleren, feinen und feinsten Sorten, und jeder Abteilung waren
dafür besonders geschickte Arbeiter zugewiesen. Diese blieben meistens
dauernd in ihrer Abteilung und nur, wenn man merkte, dass ein
Arbeiter an Geschicklichkeit zu- oder abnahm, versetzte man ihn in
eine andere. Aber auch in der Binderei wurden viele Bürsten noch
nicht ganz fertig, sondern ein grosser Teil ging noch einmal in die
Tischlerei zurück, wo die Oberblätter aufgeleimt, verschraubt und die
Politur vervollständigt wurde.
Als ich später wieder einmal zu dem alten Bürstenbinder kam,
schilderte ich ihm, was ich in der Fabrik gesehen hatte. ,,Es ist kein
Wunder,“ sagte der alte Meister nachdenklich, „dass ich mit denen
nicht mehr mitkommen kann; denn eine solch geschickte Arbeits-
teilung ist in meiner Werkstatt gar nicht ausführbar, weil ein
Handwerker so viele Gehilfen gar nicht haben kann. Ich muss eben
alle Arbeit selber machen, und deshalb geht sie nicht so schnell
von statten. Ich glaube wohl nicht, dass meine Bürsten schlechter
sind, als die in der Fabrik hergestellten; aber ihre Herstellung kostet
mich weit mehr, und da ich sie zu gleich niedrigem Preise verkaufen
muss, so verdiene ich weniger daran als der Fabrikant. Das ist der
Grund, weshalb ich und so mancher Handwerker heute nicht mehr
vorwärts kommen kann.“ Nach H. Mahraun.
*175. Handwerk und Fabrikwesen.
1. Wer wollte es leugnen, daß die Erfindung der Maschinen und die
Gründung der Fabriken bedeutsame Folgen für das Handwerk gehabt haben!
Auf den ersten Blick scheinen diese Folgen nur verhängnisvoll zu sein; denn
der Fabrikbetrieb hat dem Handwerksbetrieb gegenüber handgreifliche Vorteile.
Die Fabrikherren vermögen mit Hilfe ihrer Maschinen und infolge der
bedeutend erweiterten Arbeitsteilung Unmassen von Waren zu billigen
Preisen auf den Markt zu werfen; ihnen steht ein großes Kapital zu Gebote
— wie können die Handwerksmeister mit ihnen in Wettbewerb treten! Wer
mag noch die Erzeugnisse der ehrbaren Meister kaufen, wenn dieselben Waren
in zahlreichen Fabriken zu Spottpreisen hergestellt werden.
Thatsächlich sahen sich durch die Einführung der Maschinen viele
Handwerksmeister gezwungen, ihre Selbständigkeit aufzugeben und als Fabrik-
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TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]